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Tour de France Gelbe Zeitmaschine

Dank eines überragenden Zeitfahrens hat Julian Alaphilippe das Gelbe Trikot verteidigt - am 100. Geburtstag des Maillot Jaunes. Der Traum vom Gesamtsieg geht am legendären Tourmalet weiter.
Kam mit einem Drift zum Stehen: Julian Alaphilippe

Kam mit einem Drift zum Stehen: Julian Alaphilippe

Foto: Jeff Pachoud / AFP

Szene der Etappe: Julian Alaphilippe ging aus dem Sattel und wuchtete seine Zeitmaschine den letzten Anstieg hinauf. Der Franzose setzte sich auf den letzten Hundert Metern gar nicht mehr auf den Sattel seines Rads, sondern stürmte mit aufgerissenem Mund zum Etappensieg im Zeitfahren. Im Ziel kam er mit einem Drift vor seinem Team zum Stehen und bejubelte die Verteidigung des Gelben Trikots.

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Tränen im Auto: "Es ist unglaublich. Ich bin wirklich glücklich. Ich will nicht anmaßend klingen, aber ich wusste, dass ich auf einer solchen Strecke eine gute Leistung bringen kann. Ich habe meinem Cousin Franck heute Morgen gesagt, dass ich gut fahren werde, aber da habe ich nicht daran gedacht, die Etappe gewinnen zu können", sagte Julian Alaphilippe: "Ich habe gehört, dass selbst in meinem Teamwagen alle geweint haben."

Ergebnis der Etappe: Alaphilippe gewann das 27,2 Kilometer lange Einzelzeitfahren durch und rund um Pau überraschend vor den Spezialisten Geraint Thomas und Thomas De Gendt. Vor der Etappe war kaum zu erwarten gewesen, dass Alaphilippe sogar seinen Vorsprung als Gesamtführender um 14 Sekunden auf 01:26 Minuten vor Thomas ausbauen kann. Hier geht es zum Etappenbericht.

Leere Batterien: Tony Martin ist ehemaliger Weltmeister und amtierender deutscher Meister im Zeitfahren. Die Siegchancen in Pau hatten sich aber nach wenigen Kilometern erledigt: Der früh gestartete Martin wurde von zwei Fahrern hintereinander überholt. Am Ende belegte er den 163. Platz, 06:45 Minuten hinter Alaphilippe. "Der Plan war, so wenig wie möglich zu machen und ein paar Kräfte zu sparen", sagte der 34-Jährige: "Ich habe mir eher einen dreiviertel Ruhetag gegönnt." Da war auch Kollege André Greipel überrascht.

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La Course: Eine Tour de France der Frauen gibt es seit 2009 nicht mehr. Aber einmal im Jahr findet vor einer Touretappe der Männer ein Eintagesrennen für Frauen statt, genannt La Course. Das Feld der Frauen befuhr am Freitag mehrfach den Zeitfahrkurs der Männer, am Ende gewann die Ex-Weltmeisterin Marianne Vos, die im Finish Ausreißerin Amanda Sprat eingeholt hatte. Angeblich soll sich die Amaury Sport Organisation nun auch mit der Wiedereinführung einer Tour de France für Frauen beschäftigen.

Bestzeiten: Die ersten Spitzenzeiten beim Einzelzeitfahren setzten die Spezialisten Chad Haga und Kasper Asgreen recht früh. Doch dann kam Thomas De Gendt und fuhr in 35:36 Minuten über den Zielstrich. Lange führte der Belgier, doch er selbst ahnte kurz vor Schluss, dass er von Thomas und Alaphilippe noch überholt werden würde.

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Schwere Stürze: Die Bilder sahen erschreckend aus. Wout van Aert, Mitfavorit auf den Tagessieg, nahm eine Rechtskurve sehr eng, blieb mit dem Bein am Absperrgitter hängen und stürzte schwer. Der Belgier musste die Tour aufgeben und wurde mit einer schweren Fleischwunde ins Krankenhaus gebracht. Eine genaue Diagnose steht noch aus. Auch der deutsche Meister Maximilian Schachmann stürzte kurz vor dem Ziel ins Absperrgitter, schleppte sich aber danach noch über die Linie - wie sich im Ziel herausstellte mit einer gebrochenen Hand. Er musste die Tour ebenfalls aufgeben.

100 Jahre Gelbes Trikot: Am 19. Juli 1919 wurde erstmals ein Gelbes Trikot bei der Tour de France getragen. Hundert Jahre später trug und verteidigte mit Julian Alaphilippe auch noch ein Franzose und Publikumsliebling das Maillot Jaune - besser hätte der Tag aus Sicht des Heimpublikums nicht laufen können.

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Kapitänsfrage: Vor der Tour wurden Vorjahressieger Geraint Thomas und Toptalent Egan Bernal als Favoriten auf den Gesamtsieg gehandelt, die Frage nach dem Kapitän beantwortete Team Ineos mit einer Doppelspitze. Doch die könnte sich nun aufgelöst haben. Bernal hat nach dem Zeitfahren fast drei Minuten Rückstand auf Alaphilippe, Thomas nur 1:26 Minuten. Ob die Kapitänsfrage nun tatsächlich entschieden ist, wird sich im Gebirge zeigen.

Wie geht es weiter? Seit der achten Etappe trägt Alaphilippe wieder das Gelbe Trikot. Dass er es durch die Pyrenäen oder gar bis nach Paris tragen könnte, schien unwahrscheinlich. Doch nach dem starken Einzelzeitfahren lebt der Traum vom Gesamtsieg weiter. Auf der 14. Etappe am Samstag mit der Bergankunft am legendären Tourmalet könnte Alaphilippe das Maillot Jaune dank seiner Qualitäten im Gebirge verteidigen. Aber Angriffe von Geraint Thomas werden wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.