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Tour de France 2020 Das sind die Favoriten auf das Gelbe Trikot

Die Dominatoren von Team Ineos werden bei der Tour de France von Jumbo-Visma herausgefordert. Vorjahressieger Egan Bernal steht unter großem Druck - und ist angeschlagen. Wer kann ihm gefährlich werden? Der Favoritencheck.
Von Florian Pütz
Primoz Roglic (l.) führt eine Gruppe mit Egan Bernal, Emanuel Buchmann und Thibaut Pinot an - so könnte es auch bei der Tour de France aussehen

Primoz Roglic (l.) führt eine Gruppe mit Egan Bernal, Emanuel Buchmann und Thibaut Pinot an - so könnte es auch bei der Tour de France aussehen

Foto: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP

Vor Wochen bahnte sich noch eines der größten Teamduelle in der Geschichte der Tour de France an: die siebenfachen Tour-Sieger vom Team Ineos gegen die aufstrebenden Herausforderer vom Team Jumbo-Visma um Stars wie Primoz Roglic und Tom Dumoulin. Ab Samstag nun gehen beide Mannschaften in Nizza verletzungsgeplagt und mit Ausfällen ins Rennen. Im Fall von Ineos fehlen wegen schlechter Form sogar die ehemaligen Tour-Sieger Chris Froome und Geraint Thomas.

Spannende Zweikämpfe der beiden Mannschaften wird es auf den diesjährigen 3470 Kilometern über 21 Etappen durch Frankreich dennoch geben. Denn beide Teams stellen mit Egan Bernal (Ineos) und Primoz Roglic (Jumbo-Visma) einen Tourfavoriten - und haben extrem starke Helfer in ihren Mannschaften, die auch bei dieser sehr bergigen Tour bestehen können. Doch sowohl Bernal als auch Roglic sollen angeschlagen sein, heißt es. Das könnte Fahrern wie Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) Chancen ermöglichen. Er hat das Potenzial, den ersten französischen Tour-Sieg seit 35 Jahren zu holen. Trägt Pinot das Maillot Jaune am 20. September nach Paris?

Die Strecke mit vielen Gebirgsetappen und vier schweren Bergankünften kommt auch dem Deutschen Emanuel Buchmann entgegen, doch er laboriert noch an den Folgen eines Sturzes bei der Dauphiné-Rundfahrt.

Wer hat Außenseiterchancen? Wer sind die Topfavoriten auf das Gelbe Trikot? Hier lesen Sie unseren Favoritencheck:

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Tour de France 2020: Das sind die Favoriten auf das Gelbe Trikot

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11 Bilder Tour de France 2020: Das sind die Favoriten auf das Gelbe Trikot
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Die Tour de France rollt ab Samstag zum 107. Mal durch Frankreich - und das während der Coronakrise. Für Fahrer, Offizielle und Radsportfans sind das spezielle Bedingungen. Doch in der abgeschlossenen Blase der Pedaleure geht es wie jedes Jahr vor allem um eines: das Gelbe Trikot. DER SPIEGEL stellt die Favoriten um Titelverteidiger Egan Bernal (l.) vor.

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10. Daniel Felipe Martínez (EF Pro Cycling)

Der Kolumbianer war bislang ein Fahrer, den man eher mal aus den Augen lässt. Zumindest ging das einigen Talentscouts so, die Martínez vor wenigen Jahren beobachteten, aber nicht verpflichten wollten. "Man muss sagen, dass er damals von anderen Teams einfach übersehen wurde", sagte sein heutiger Teamchef Jonathan Vaughters über den 24-Jährigen. Bei EF Pro Cycling ist man mittlerweile froh, ihn zu haben, denn Martínez hat sich zu einem vielversprechenden Klassementfahrer entwickelt. Das zeigte er zuletzt beim Critérium du Dauphiné, das er nach dem Ausscheiden von Topfahrern wie Egan Bernal gewann. Durch seinen Triumph bei dem wichtigen Vorbereitungsrennen zur Tour zählt Martínez nun zu den Profis, die in die Top-10 fahren können. Den Toursieg wird er aber trotz starker Begleiter wie Rigoberto Urán und Sergio Higuita nicht ernsthaft anpeilen können.

Foto: Vincent Kalut / imago images
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9. Mikel Landa (Bahrain-McLaren)

Nach zwei enttäuschenden Jahren beim Team Movistar ist Mikel Landa bei seinem neuen Team der unumstrittene Kapitän. Um sich voll auf das Gesamtklassement zu konzentrieren, haben Landas Chefs sogar Sprinter Mark Cavendish, der immer für Etappensiege gut ist, zu Hause gelassen. Ob Landa das Vertrauen zurückzahlen kann, ist ungewiss. Während seiner Zeit bei Movistar, wo sich Landa neben anderen Stars wie Alejandro Valverde und Nairo Quintana nicht wohlfühlte, wurde der 30-Jährige Sechster und Siebter bei der Tour. Zuletzt sah Landas Form aber nicht herausragend aus, bei der Dauphiné-Rundfahrt wurde er nur 18.

Foto: Fotoreporter Sirotti Stefano / imago images/Sirotti
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8. Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe)

Vor wenigen Wochen war das Ziel noch klar: Emanuel Buchmann will als erster Deutscher seit Andreas Klöden 2006 auf das Podium der Tour fahren. Die Fähigkeiten dazu hat der 27-Jährige, wie er im vergangenen Jahr mit dem Erreichen des vierten Rangs gezeigt hat. Damals hielt er in den Bergen mit den Topfahrern mit. Doch das wird dieses Mal schwieriger: Buchmann ist bei der Dauphiné-Rundfahrt gestürzt, zog sich schwere Prellungen zu und musste zuletzt einige Trainingstage pausieren. "Schon auf der zweiten Etappe geht es in die Berge. Inwieweit ich da mithalten kann, wird man sehen. Ich kann die Tour jetzt nur von Tag zu Tag in Angriff nehmen", sagt Buchmann. Nach der ersten Woche wird sich zeigen, wo Buchmanns Form steht.

Foto: DAVID STOCKMAN / imago images
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7. Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates)

Er zählt zu den größten Rundfahrtalenten: Tadej Pogacar zeigte bei der bislang letzten Grand Tour, der Vuelta a España 2019, was in seinen Beinen steckt. Bei der Spanienrundfahrt gewann er drei bergige Etappen, wurde Gesamtdritter und gewann das Weiße Trikot für den besten Jungprofi. Auch in diesem Jahr zeigte sich Pogacar bei der UAE Tour und der Dauphiné-Rundfahrt bereits in guter Form. Kein Wunder also, dass er seine Ambitionen im "Volata Magazine" offen aussprach: "Ich möchte das Niveau des letzten Jahres erreichen und hoffe sogar, mich zu verbessern. Bei der Tour auf dem Podium zu stehen, wäre ein Traum." Ein Traum, der vielleicht erst in den kommenden Jahren in Erfüllung geht. Denn Pogacar ist zwar ein guter Fahrer, aber andere Profis haben bessere Helfer an ihrer Seite.

Foto: YUZURU SUNADA / imago images
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6. Tom Dumoulin (Team Jumbo-Visma)

Als das niederländische Team Jumbo-Visma die Verpflichtung des ehemaligen Giro-Siegers Tom Dumoulin zu dieser Saison bekannt gab, war noch nicht abzusehen, ob er der Tour-Kapitän sein würde. Angesichts längerer Verletzungspausen startet der "Schmetterling von Maastricht" nun aber als Edelhelfer für Primoz Roglic. Seine bislang letzte Grand Tour fuhr Dumoulin im Mai 2019 beim Giro d'Italia, deswegen ist sein aktuelles Potenzial schwierig einzuschätzen. In den Vorbereitungsrennen im August zeigte der 29-Jährige aber eine aufsteigende Form. Bei der Tour wird er wichtig für Roglic. Und wenn er sich lange in den Spitzengruppen hält, könnte Dumoulin selbst nah ans Podium fahren.

Foto: EDDY LEMAISTRE/EPA-EFE/Shutterstock
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5. Richard Carapaz (Team Ineos)

Der Königstransfer von Team Ineos ist so etwas wie das Pendant zu Tom Dumoulin: Richard Carapaz ist amtierender Sieger des Giro d'Italia, fährt bei der Tour aber erst einmal nur als Edelhelfer von Egan Bernal. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Carapaz dabei auch die Lücke der ausgemusterten ehemaligen Toursieger Chris Froome und Geraint Thomas füllen muss. Doch Carapaz hätte in Topform auch das Potenzial, selbst um einen Podiumsplatz zu fahren - und vielleicht muss er das auch, sollten Bernal weiter Rückenprobleme plagen.

Foto: Rafal Rusek / imago images
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4. Nairo Quintana (Team Arkéa Samsic)

Er ist der ewige Mitfavorit: Jahr für Jahr wird Nairo Quintana genannt, wenn es um den Kampf um das Gelbe Trikot geht. Doch über den zweiten Platz kam der Kletterer bislang nicht hinaus, in den vergangenen Jahren wurde er sogar nur Achter und Zehnter. Doch die Strecke der 107. Auflage ist wie auf Quintana zugeschnitten. Die Tour startet schon früh mit Bergetappen, die Gipfelankünfte kommen dem Kolumbianer entgegen und es gibt nur ein Zeitfahren - eine Disziplin, bei der Quintana immer wertvolle Zeit auf Konkurrenten verliert. Vor der Dauphiné-Rundfahrt schien Quintana in Topform, dann musste er wegen Knieproblemen vorzeitig aufgeben. Es bleibt abzuwarten, wie ihn die Verletzung beeinträchtigt.

Foto: Nico Vereecken / imago images/Panoramic International
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3. Thibaut Pinot (Groupama - FDJ)

Wer noch vor Augen hat, wie Thibaut Pinot auf dem Rad sitzend in Tränen ausbrach, weil er die Tour 2019 aufgeben musste, der kann erahnen, wie viel dem Franzosen der Sieg bei der Frankreichrundfahrt bedeuten würde. Der 30-Jährige ist verletzungsanfällig, nur bei drei von sieben Tour-Teilnahmen erreichte Pinot Paris. Umso bemerkenswerter ist es, dass er - anders als viele Konkurrenten - verletzungsfrei durch die Vorbereitung kam. Bei fünf Rundfahrten in diesem Jahr war seine schlechteste Platzierung ein siebter Platz, bei der Dauphiné wurde er zuletzt Zweiter. Vielleicht profitiert Pinot in diesem September von den Verletzungen seiner Konkurrenten und kann nach dem Maillot Jaune greifen - das wäre die Ironie seiner Karriere.

Foto: Nico Vereecken / imago images
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2. Egan Bernal (Team Ineos)

Selbstverständlich zählt der Vorjahressieger zu den größten Favoriten auf den Sieg bei der Tour de France. Bernal ist extrem stark am Berg, das hat er bereits 2019 bewiesen - und da war er nicht von Beginn an der alleinige Kapitän. In Abwesenheit von Chris Froome und Geraint Thomas wird sich das Team mit Helfern wie Richard Carapaz und dem jungen Pavel Sivakov voll auf Bernal konzentrieren können. Ob der Ineos-Zug die Tour wie in den vergangenen Jahren dominieren kann, bleibt jedoch abzuwarten. Hinzu kommt, dass Bernal die Dauphiné-Rundfahrt wegen Rückenproblemen abbrechen musste. Nun ist die Frage, ob Ineos nur blufft, oder ob Bernal ernsthafte Probleme hat.

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DAVID SILPA / imago images

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1. Primoz Roglic (Team Jumbo-Visma)

Durch Stürze in den Vorbereitungsrennen sind die Tage vor der Tour zu einer Art Pokerspiel geworden. Wer ist wirklich ernsthaft angeschlagen? Wer will den Gegner nur in Sicherheit wiegen? Primoz Roglic jedenfalls, der bei der Tour de l'Ain und der Dauphiné-Rundfahrt besser unterwegs war als Bernal, hat offenbar mit den Folgen eines Sturzes zu kämpfen. Zuletzt hieß es von seiner Seite, er sei wenige Tage vor der Tour nicht richtig fit. In der Form vor seinem Sturz jedoch gilt Roglic als Favorit. Denn der Slowene hat im Vergleich mit Bernal die höhere Endschnelligkeit und ist besser im Zeitfahren. Eine Strategie seines Teams könnte sein, die Tour zu kontrollieren, damit Roglic auf einigen Bergetappen auf den letzten Kilometern wichtige Sekunden auf Bernal herausfährt. Die müsste er dann im Zeitfahren verteidigen. Doch erst einmal müssen die Fahrer in den Bergen der ersten Woche zeigen, ob sie angeschlagen oder doch fit sind.

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Justin Setterfield / AFP