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Roglic in Gelb bei der Tour de France Jetzt ist er der Gejagte

Jumbo-Visma muss ab sofort das Maillot Jaune verteidigen. Kapitän Roglic glaubt nicht, dass sich das Rennen dadurch ändert. Tadej Pogacar ist der jüngste Tour-Etappensieger seit Lance Armstrong.
Tadej Pogacar und Primoz Roglic: "Ich weiß nicht, was im Sprint passiert ist"

Tadej Pogacar und Primoz Roglic: "Ich weiß nicht, was im Sprint passiert ist"

Foto: KENZO TRIBOUILLARD / AFP

Der Sprint: Marc Hirschi fuhr am Ende der Spitzengruppe und verlor als erster die Nerven. Der Schweizer sprintete auf den letzten Metern früh los. Tadej Pogacar sah das, setzte sich ans Hinterrad seines Konkurrenten, nahm Tempo auf und spurtete aus dem Windschatten zum Sieg. Völlig perplex schlug sich der Slowene die Hände auf den Helm.

Jungspund: "Es ist wirklich verrückt", sagte Pogacar: "Ich weiß nicht, was im Sprint passiert ist. Ich habe einfach Vollgas gegeben." Bereits am Vortag hatte der Fahrer des UAE-Teams attackiert und einige Sekunden im Gesamtklassement aufgeholt. Am Sonntag bekam Pogacar auch noch Bonussekunden, freute sich aber vor allem über den Tageserfolg. Mit 21 Jahren und 351 Tagen ist Pogacar nun der jüngste Etappensieger seit Lance Armstrong 1993 - ein Vergleich, über den sich wohl kein Profi heutzutage freut. Zumal Armstrong zuletzt erklärt hat, mit etwa 21 mit dem Doping begonnen zu haben. (Und nein, der Etappensieg damals ist Armstrong anders als seine Gelben Trikots wirklich noch nicht aberkannt worden.)

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Die Wertung: Primoz Roglic, gleich neben Pogacar, streckte gleich hinter der Ziellinie die Hand aus und gratulierte dem Youngster. Andersherum wäre die Gratulation auch angebracht gewesen. Denn Roglic übernahm auf der neunten Etappe der Tour de France das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Auf den 153 Kilometern von Pau nach Laruns distanzierte der Kapitän von Jumbo-Visma den bis dato Führenden Adam Yates. Nun liegt Roglic an der Spitze und hat 21 Sekunden Vorsprung auf Vorjahressieger Egan Bernal, Dritter ist der Franzose Guillaume Martin. Lesen Sie hier den Etappenbericht.

Der Gejagte: Noch am Samstag hatte es so ausgesehen, als ob Roglic nur mit seinen Konkurrenten spielen würde. Da ließ er Pogacar ziehen, obwohl er hätte mithalten können. Gleichzeitig parierte er Attacken mehrerer Konkurrenten. Nun, vor dem ersten Ruhetag, trägt Roglic erstmals Gelb. Seine Mannschaft Jumbo-Visma dominierte die Tour bislang mit drei Etappensiegen und viel Führungsarbeit in den Bergen. "Ich denke, das Rennen wird sich für uns nicht ändern", sagte Roglic. Das Team scheint so stark, als könne es das Maillot Jaune auch in den Alpen verteidigen. Dann muss Vorjahressieger Bernal zur Attacke übergehen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Er ist solo: Über 90 Kilometer fuhr Marc Hirschi einsam und allein an der Spitze. Er kämpfte sich allein vier Berge der Pyrenäen hinauf und zeigte rasante Abfahrten. Wenn der 22-Jährige sich mit beiden Händen an seinem zentral montierten Radcomputer festhielt, sah er fast ein wenig so aus, als wäre er beim Zeitfahren. Vier Minuten Abstand fuhr er so heraus. Doch zwei Kilometer vor dem Ziel fraß ihn die Verfolgergruppe der Spitzenfahrer auf, Hirschi blieb nur der dritte Platz. Bereits in Nizza war er als Ausreißer unterwegs gewesen, hatte im Sprint gegen Julian Alaphilippe aber nur den zweiten Platz belegt. "Ich hoffe auf eine weitere Chance", sagte Hirschi nun.

Kampf gegen Doping: Die Antidoping-Kommission des Radsports (CADF) hat laut "Cyclingnews"  bekannt gegeben, dass die Zahl der Dopingtests vor den Radrennen im vergangenen Juli wieder das normale Niveau erreicht haben soll. Im Juni hatte die CADF noch mitgeteilt, wegen der Coronakrise seien die Tests zeitweise um 90 Prozent zurückgegangen. Zwischen Januar und August wurde demnach im Vergleich mit 2019 nur die Hälfte an Dopingtests durchgeführt. Betrüger seien dadurch zum Doping eingeladen worden, schrieb der französische Profi Nans Peters in einem kritischen Blogeintrag . Auch Stars wie Thibaut Pinot hatten sich beschwert, sie seien seit Monaten nicht getestet worden.

Gedenken an Portal: Vor dem Start der 9. Etappe erinnerte Team Ineos an seinen verstorbenen Sportdirektor Nicolas Portal. Der Franzose, der zeitweise in Pau gelebt hatte, war im März im Alter von 40 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Portal hatte Chris Froome und Geraint Thomas zu Siegen bei der Tour de France geführt.

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Angst vor dem Ruhetag: Am Montag steht die erste Erholungspause der Tour de France in diesem Jahr an - und damit auch PCR-Tests auf das Coronavirus. Bereits am Sonntag wurden die ersten Teammitarbeiter getestet, am Montag sollen dann auch die Fahrer folgen, insgesamt macht das etwa 600 Kontrollen. Die Ergebnisse sollen spätestens Dienstag vor Etappenstart vorliegen. "Ich glaube nicht, dass sich ein Rennfahrer oder ein Mitarbeiter mit Corona infiziert hat. Die Blase, in der wir uns bewegen sollen, funktioniert im Großen und Ganzen. Man hat keinen Kontakt zu Fremden", sagte der Teamchef von Bora-hansgrohe, Ralph Denk, der Deutschen Presse-Agentur. Zwei positive Tests innerhalb einer Mannschaft könnten aber zum Ausschluss des Teams führen. Entsprechend angespannt wird die Stimmung auch am Ruhetag sein.