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Eishockey-WM Deutschland zittert sich ins Halbfinale

Im Viertelfinalspiel gegen die Schweiz reichte dem DEB-Team ein Treffer zum Weiterkommen. Philip Gogulla traf für das Team von Trainer Uwe Krupp, im Tor rettete ein überragender Dennis Endras der Nationalmannschaft den Sieg. Im Halbfinale wartet nun Rekordweltmeister Russland.
Jubelnde DEB-Spieler: Im Halbfinale gegen Russland

Jubelnde DEB-Spieler: Im Halbfinale gegen Russland

Foto: JOHANNES EISELE/ REUTERS

Hamburg - Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft darf weiter von der ersten WM-Medaille seit 57 Jahren träumen. Im Viertelfinale setzte sich das Team von Bundestrainer Uwe Krupp gegen den Erzrivalen Schweiz 1:0 (0:0, 1: 0, 0:0) durch und schaffte erstmals seit 1953 den Sprung unter die besten Vier.

"Es ist sicher das größte Event, an dem ich je beteiligt war, als Trainer wie als Spieler", sagte Krupp nach dem Spiel.

Den größten Erfolg seit Olympia-Bronze 1976 in Innsbruck schoss vor 12.500 Zuschauern in der ausverkauften Mannheimer Arena Philip Gogulla (31.) heraus. Der Stürmer der Portland Pirates war in der Zwischenrunde noch nach schwachen Leistungen auf die Tribüne verbannt worden. Die bislang letzte WM-Medaille hatte die deutsche Mannschaft 1953 gewonnen, als sie Zweiter wurde. Für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), bei der Torwart Dennis Endras eine Weltklasseleistung zeigte, endete auch die Negativserie gegen die Eidgenossen. Die letzten drei WM-Duelle hatte sie verloren, der letzte Sieg war 2002 in Schweden gelungen (3:0).

Die vom ehemaligen Münchner Meistertrainer Sean Simpson trainierten Schweizer, die zuvor mit Siegen gegen Kanada (4:1) und Tschechien (3:2) für Aufsehen gesorgt hatten, verpassten es, erstmals seit 1998 wieder ins Halbfinale einzuziehen.

Plüss' Stockstich schwächt die Schweizer

Das Duell war von Beginn an hitzig und verbissen. Die deutsche Mannschaft startete mit viel Aggressivität und Härte und hatte durch Michael Wolf die erste Torchance (5.). Doch je länger die Partie dauerte, desto mehr setzte sie läuferische Klasse der Schweizer durch. Nach rund zehn Minuten wurde der Druck der Eidgenossen so groß, dass sich das Krupp-Team nur noch mit zahlreichen unerlaubten Befreiungsschlägen zu helfen wusste. Endras, der erneut im Tor den Vorzug erhalten hatte, bekam mehr Arbeit.

Dann jedoch erwies Routinier Martin Plüss dem Schweizer Team einen Bärendienst. Der 33-Jährige vom Meister SC Bern streckte NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff mit einem Stockstich nieder (16.). Plüss, der bereits vier Turniertore erzielte hatte, kassierte eine Spieldauerdizsiplinarstrafe, seine Mannschaft musste fünf Minuten in Unterzahl spielen. Doch die DEB-Auswahl tat sich auch im Powerplay schwer, fand nur selten die richtige Aufstellung. Die einzige hochkarätige Chance hatte Gogulla, der den Puck vor dem Tor aber nicht unter Kontrolle brachte (19.).

Endras überragend, Tumulte nach der Schlusssirene

Im zweiten Drittel bekam Endras noch mehr Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Der Augsburger entschärfte aber alle Schüsse, hatte einmal allerdings auch Glück, als ihm der Puck nach einem Schuss von Paul Savary durch die Beine rutschte, aber nicht über die Linie trudelte (25.). Erst nach 30 Minuten kämpfte sich die deutsche Mannschaft wieder ins Spiel zurück. Beim 1:0 nutzte Gogulla einen Abpraller von Torhüter Martin Gerber, der den Schuss von Alexander Sulzer nicht unter Kontrolle brachte.

Die Schweizer waren sichtlich geschockt, die Ordnung war plötzlich verschwunden, die DEB-Auswahl bestimmte das Geschehen auf dem Eis. Erst gegen Ende des zweiten Abschnitts befreiten sich die Eidgenossen wieder und hatten durch Thomas Deruns die Chance zum Ausgleich (38.), doch Endras parierte erneut glänzend. Auch im Schlussdrittel war der Augsburger unüberwindbar. Nach der Schlusssirene kam es zu tumultartigen Szenen, mehrere Schweizer Spieler gingen auf deutsche Athleten und Betreuer los, Trainer Krupp versuchte im Durcheinander zu schlichten.

Russland schlägt Kanada, Schweden trifft auf Tschechien

Der deutsche Halbfinal-Gegner Russland mit Superstar Alexander Owetschkin bezwang Kanada in Köln 5:2 (1:0, 2:0, 2:2). Für die "Sbornaja" war es der 26. Sieg in Serie bei WM-Turnieren und zugleich die Revanche für die 3:7-Pleite gegen die Kanadier bei Olympia im Februar.

Im anderen Semifinale kämpfen Schweden und Tschechien. Die "Tre Kronor" setzten sich in Mannheim im Viertelfinale problemlos 4:2 (1:0, 2:1, 1:1) gegen Dänemark durch. Der elfmalige Weltmeister Tschechien um Altstar Jaromir Jagr, der Schweden in der Zwischenrunde 2:1 besiegt hatte, machte den Halbfinal-Einzug in Köln mit einem 2:1 (0:1, 0:0, 1:0, 0:0, 1:0)-Sieg nach Penaltyschießen gegen Finnland perfekt. Damit gelang den Tschechen auch erfolgreiche Revanche für das Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver gegen die Finnen.

Schweden hatte Tschechien im letzten K.o.-Duell bei der WM 2008 im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen (3:2 n.V.). 2006 hatte Tschechien das Finale 0:4 gegen die Skandinavier verloren. "Wir sind froh, dass wir diesmal als Sieger das Eis verlassen haben", sagte Coach Vladimir Ruzicka. Das umjubelte Siegtor im Shootout erzielte nach torloser zehnminütiger Verlängerung Jan Marek.

Keine Chance für Dänemark

Vor nur 3487 Zuschauern konnte der Außenseiter aus Dänemark, der erstmals das WM-Viertelfinale erreicht hatte, nur kurz von einer weiteren Sensation träumen. Nach dem 1:0 durch Marcus Nilson (15.) hatte der Olympiasieger von 1994 und 2006 das Spiel jederzeit im Griff. Den sechsten Sieg im sechsten WM-Duell brachten Jonas Andersson (28.), Rickard Wallin (33.) und Linus Ömark (54.) unter Dach und Fach. Kapitän Jesper Damgaard (34.) und Morten Madsen (58. ) trafen für die Dänen, die zwei Minuten vor Schluss den Torwart vom Eis nahmen und noch einmal alles auf eine Karte setzten - ohne Erfolg. Dänemark hatte mit Siegen gegen Finnland und USA (1:2 n.V.) in der Vorrunde sowie dem 6:0 gegen den ehemaligen Weltmeister Slowakei für Furore gesorgt. Gegen das deutsche Team hatte man 1:3 in der Vorrunde verloren.

Vor 9258 Zuschauern in der nur zur Hälfte gefüllten Arena in Köln hatten die Finnen einen Blitzstart. Einen herrlichen Pass von Verteidiger Janne Niskala an die gegnerische blaue Linie nahm Petri Kontiola auf, spielte Goalie Vokoun aus und vollendete mit einem Rückhandheber zu seinem dritten Turnier-Tor. Das vierte Powerplay nutzten die Tschechen dann durch Jakub Klepis (42.).

luk/sid/dpa

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