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Eröffnungsfeier In Turin brennt das Olympische Feuer

Die Olympische Flamme lodert: Mit einem farbenfrohen Fest voll italienischer Lebensfreude und ohne Zwischenfälle haben in Turin die XX. Winterspiele begonnen. Die Zuschauer im Stadion mussten strenge Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen.

Turin - Um 22.34 Uhr entfachte die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin Stefania Belmondo als finale Fackelläuferin das Feuer. Zuvor hatte der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi mit der traditionellen Formel "Ich erkläre die XX. Olympischen Winterspiele von Turin für eröffnet" das Startsignal für das zweite Weltfest in Italien nach der Winterolympiade von Cortina d'Ampezzo 1956 gegeben. Acht Frauen, darunter die Schauspielerin Sophia Loren trugen die Olympische Flagge unter der Musik von Giuseppe Verdi in das nicht ausverkaufte Stadion.

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Olympia-Eröffnungsfeier: Leidenschaft lebt hier

Foto: REUTERS

35.000 Anhänger und geschätzte zwei Milliarden Fernsehzuschauer in aller Welt waren mit einem kurzen Videofilm über die vergangenen 19 Winterspiele auf das 16-tägige Wettkampf-Spektakel eingestimmt worden. Die Besucher in der Arena wurden mit in die Zeremonie einbezogen. Sie erhielten Umhänge, die symbolisch Schnee und Eis darstellen sollten. Zu den Gästen zählten 45 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen Bundespräsident Horst Köhler sowie die Präsidenten-Gattin Laura Bush und die Frau des Britischen Premierministers Tony Blair, Cherie.

Hommage an die Alpen

Einer der Höhepunkte des Festes, das Italiens Turn-Star Yuri Chechi mit Hammerschlägen auf einen Amboss eröffnete, war der Auftritt von Michael Schumachers Ferrari-Team. Nach einem simulierten Boxenstopp fuhr Testpilot Luca Badoer in einem knallroten Formel-1-Renner über die Bühne und brannte mit durchdrehenden Rädern und mehr als 700 PS pechschwarze Gummispuren in den Boden. Begeisterung auf den Rängen kam auch auf, als 413 Menschen mit ihren Körpern einen Skispringer symbolisierten.

Spektakuläre Blickfänge waren ein aus 500 Komparsen gebildetes Herz als Willkommensgruß an die Welt sowie sechs in Rot gekleidete Rollschuh-Läufer, aus deren Helmen bis zu zwei Meter lange Feuerschweife zischten.

Die Regisseure der Zeremonie unter der Leitung von Marco Balich huldigten auch den Alpen. Als Hommage an die Berge, die zwei Autostunden von Turin entfernt Schauplätze zahlreicher Wettbewerbe sein werden, erklangen Alphörner mit Bläsern aus allen sieben Alpen-Ländern, darunter Deutschland. Rollende Kunststoff-Kühe wurden durchs Stadion geschoben.

IOC-Präsident Jaques Rogge begrüßte die Sportler in Turin. "Verleiht diesen Spielen den Glanz, den sie verdienen. Liefert euch einen Wettkampf ohne Doping", appellierte der Belgier in seiner Ansprache an die Athleten. Der Präsident des Organisationskomitees Toroc, Valentino Castellani, sagte: "Turin ist stolz, Sie für einige Wochen bei uns zu haben. Wir empfangen Sie mit Herzlichkeit."

Erste Entscheidung im Biathlon

Bei der Präsentation der Athleten marschierte die deutsche Mannschaft angeführt von der zweifachen Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm als Fahnenträgerin ins Stadion ein. Die rund 100 in Orange, Grün und Weiß gekleideten Sportler und Sportlerinnen wurden mit freundlichem Applaus begrüßt. Den meisten Beifall heimste das Team der Gastgeber ein. Die Mannschaften aus Nord- und Südkorea liefen wie vor zwei Jahren bei den Sommerspielen in Athen hinter einer gemeinsamen Fahne auf.

Unter besonderer Beobachtung stand die dänische Flaggenträgerin Dorthe Holm. Die Curlerin erhielt von der italienischen Polizei Personenschutz. Hintergrund der Schutzmaßnahmen war die Sorge der Behörden über die weltweite Gewalt nach den Mohammed-Karikaturen. Als die kleine Schar iranischer Sportler ins Stadion kam, gab es verhaltenen Applaus.

Die Zuschauer mussten vorm Betreten des Stadions strengste Kontrollen über sich ergehen lassen. Vor den Eingängen stauten sich zeitweise lange Menschenschlangen. Rund um die Arena war ein dichter Polizeiring gezogen.

Bis zum 26. Februar kämpfen in Turin und dem rund 100 Kilometer entfernten Bergen um Sestriere 2500 Sportler aus 80 Ländern in 84 Disziplinen um olympisches Gold. Die erste Entscheidung fällt am Samstagnachmittag im Biathlon-Rennen der Männer über 20 Kilometer.

pav/dpa/sid