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Fall Sachenbacher DSV will Schutzsperre nicht akzeptieren

Der Deutsche Skiverband will die Schutzsperre für Evi Sachenbacher-Stehle nicht hinnehmen und zieht vor den Internationalen Sportgerichtshof. Dort soll erreicht werden, dass die Langläuferin am Sonntag starten darf. Deutsche Trainer und Funktionäre stehen hinter der Athletin.

Pragelato - "Wir werden alle juristischen Mittel ausschöpfen, um Evi zu ihrem Recht zu verhelfen. Der Schutz des Athleten ist für uns oberstes Gebot", sagte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV). Der Verband hat einen Antrag bei der Ad-hoc-Komission des Internationalen Sportgerichtshofs Cas eingereicht. Mit einer Entscheidung ist innerhalb von 24 Stunden zu rechnen. Sollte diese positiv für den DSV ausfallen, könnte Sachenbacher-Stehle doch noch am Sonntag über 15 Kilometer und im Teamsprint am Dienstag starten.

Die Staffel-Olympiasiegerin von 2002 brach nach Bekanntwerden ihrer fünftägigen Sperre wegen eines zu hohen Hämoglobinwertes in Tränen aus. Neben ihr wurden sieben weitere Langläufer vor Beginn der Winterspiele für zunächst fünf Tage aus dem Verkehr gezogen. "Ich habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen und bin tief enttäuscht. Ich verstehe einfach nicht, warum ich nicht laufen darf", betonte Sachenbacher.

Ein erhöhter Hämoglobin-Wert kann, muss aber nicht auf eine Manipulation mit dem Blutdopingmittel Epo hinweisen. "Der normale Hämoglobin-Level von Evi Sachenbacher ist über die Saison hinweg nicht so hoch. Selbst wenn man den Effekt der Höhe dazurechnet, sollte sie nicht über den Grenzwert kommen. Aber ich werfe ihr keine Manipulation vor", sagte der Medizinchef des Weltskiverbandes Fis, Bengt Saltin, dem sid.

Heute wurde Sachenbacher im deutschen Teamquartier in Pragelato von Kontrolleuren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) einem Dopingtest unterzogen. Das Ergebnis dürfte nicht vor Montag vorliegen. Bei einem Bluttest am Vortag hatte ihr Hämoglobin-Wert mit 16,3 über dem erlaubten Wert von 16,0 gelegen.

"Unser Ziel ist, dass Evi mit einer einstweiligen Verfügung doch noch starten darf. Wir wollen ihr zu ihrem Recht verhelfen, weil sie eine saubere Sportlerin ist. Unser oberstes Gebot ist der Schutz des Athleten", sagte Thomas Pfüller, Sportdirektor des DSV.

Ausnahmeantrag abgelehnt

Die Schutzsperre ohne positiven Dopingtest ist aus deutscher Sicht rechtlich nicht haltbar. Bundestrainer Jochen Behle kündigte zudem Regressforderungen gegen die Fis wegen Rufschädigung an. Der Internationale Skiverband hatte den mit jahrelangen Studien von Spezialisten einer Universität untermauerten DSV-Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung für Sachenbacher für einen Start mit einem höheren Hämoglobinwert abgelehnt.

Die deutschen Olympiastarter Franz Göring und nach langem Hickhack auch Jens Filbrich hatten die Sondererlaubnis dagegen bekommen - für Teamarzt Ernst Jakob "völlig unbegreiflich". Der Fis-Medizinchef erklärte diesen Umstand damit, dass Sachenbachers Werte nicht für eine Ausnahmegenehmigung ausreichten. Er wolle weder der Deutschen, noch einem anderen der sieben betroffenen Langläufer Blutdoping vorwerfen, versicherte Saltin.

Allerdings sei der Hämoglobin-Wert der 25-Jährigen bei der letzten Kontrolle beim Weltcup am vergangenen Wochenende im 1500 Meter hoch gelegenen Davos normal gewesen: "Ich weiß nicht, was Evi seitdem gemacht hat", sagte Saltin. Sachenbacher hatte die letzten Tage vor der Abreise ins 1600 Meter hoch gelegene Pragelato daheim im wesentlich niedriger gelegenen Reit im Winkl verbracht, wo der Hämoglobin-Wert normalerweise nach unten gehen müsste.

Teamarzt Jakob erklärt den hohen Wert mit der Höhenlage an den Olympiastrecken. "Außerdem ist seit neun Jahren bekannt, dass Evi aus genetischen Gründen grenzwertig ist", betonte Chefcoach Behle, und fügte an: "Von mir aus können sie jeden Tag Dopingproben bei uns machen, alle deutschen Langläufer sind sauber."

sge/sid