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Fall Sachenbacher-Stehle Rote Flecken auf der weißen Weste

Sie ist Deutschlands Vorzeige-Langläuferin. Nach der Schutzsperre bei den diesjährigen Olympischen Spielen kämpft Evi Sachenbacher-Stehle aber um ihren Ruf und um eine Ausnahmegenehmigung für ihre angeblich genetisch bedingten hohen Blutwerte. Ihr Verband hat derweil einen kritischen Geist gefeuert.

Hamburg - Wie die "Süddeutsche Zeitung" heute berichtet, hat der DSV seinen Anti-Doping-Beauftragten Paul Nowacki entlassen. Er sei "zum Rücktritt gezwungen" worden, so Nowacki, "ich musste sogar unterschreiben, dass ich zum 30. September zurücktreten werde". Nowacki hatte während der Olympischen Spiele in Turin im Februar die Argumentation von Athletin, Trainer und Teamarzt des Verbandes angezweifelt. Demnach wies Sachenbacher-Stehle wegen einer genetischen Anomalie zu hohe Blutwerte vor dem ersten Wettkampf auf. Sie war deshalb mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden.

Der DSV bleibt bei seiner Version und kämpft weiterhin um eine Ausnahmegenehmigung für die 25-Jährige, die ihr allerdings auch nach einer Belastungsstudie im Sommer vom Weltverband FIS verweigert wurde. Der mittlerweile aus Altersgründen ausgeschiedene FIS-Chefmediziner Bengt Saltin habe nachgewiesen, dass die Athletin in 50 Vergleichswerten seit 2001 stets Werte von 14,0 bis 15,6 Gramm roter Blutkörperchen pro Deziliter Blut (g/dl) und nur kurz vor Olympia 2006 und Olympia 2002 Werte über 16 aufwies. In Salt Lake City lag der Grenzwert für Frauen noch bei 16,5 g/dl, deshalb gab es dort keine Schutzsperre.

Während die Langläufer Jens Filbrich und Frank Göring genetische Anomalie bei ihren Blutwerten nachweisen konnten und nun mit Ausnahmegenehmigungen starten, kämpft Sachenbacher-Stehle um ihren Ruf. "Für sie ist das speziell schlimm", sagte Bundestrainer Jochen Behle. "Da wird von Doping geredet, obwohl sie bei Olympia nur eine Schutzsperre bekommen hat, die damit überhaupt nichts zu tun hat. Alle deutschen Skilangläufer sind sauber."

Vor dem Saisonstart der Langläufer am Wochenende in Düsseldorf erwägt der DSV sogar eine Klage. Damit war er allerdings vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS schon einmal gescheitert. "Wir haben noch keinen schriftlichen Bescheid in der Hand", sagt DSV-Rechtsbeistand Werner Scheuer. "Theoretisch könnte man aber vor ein normales Gericht ziehen oder vor den Internationalen Sportgerichtshof." Behle will die Angelegenheit so schnell wie möglich geklärt haben: "Es ist nervig, dass der Sport uninteressant wird und es nur noch um Blutwerte geht."

bri/sid