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Biathlon: Dahlmeiers Gold-Lauf

Foto: Hendrik Schmidt/ dpa

Olympia-Gold für Dahlmeier Lauras Stern

Laura Dahlmeier hat die erste deutsche Goldmedaille der Winterspiele in Südkorea gewonnen. Für die Biathletin geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Ihre Ruhe am Schießstand lässt die Konkurrenz verzweifeln.

Als alles erledigt war, sagte Laura Dahlmeier: "Ich will immer das perfekte Rennen laufen." Am ersten Tag der Olympischen Winterspiele von Pyeongchang hat sie dieses Ziel schon einmal erreicht. Während die Konkurrenz an den Windverhältnissen am Schießstand verzweifelte, blieb Dahlmeier so, wie man es von einer Biathlon-Königin erwartet: majestätisch souverän.

86 Athletinnen gingen auf die 7,5 Kilometer lange Sprintstrecke, am Ende blieben nur zwei von ihnen ohne Schießfehler: Eine von ihnen war die Russin Tatjana Akimova, die aber in der Loipe viel Zeit liegen ließ. Die andere war Dahlmeier. Sie fuhr zu Gold. Alle übrigen Biathletinnen, die man zuvor hochgewettet hatte, von Darja Domratschewa bis Tiril Eckhoff, verloren den Kampf mit dem Wind. "Das Schießen war der Schlüssel zum Sieg", war Dahlmeier klar.

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Biathlon: Dahlmeiers Gold-Lauf

Foto: Hendrik Schmidt/ dpa

Der 24-Jährigen war zudem schnell klar, dass sie mit ihrer Leistung ganz vorn landen würde. Sie ging mit der niedrigen Startnummer 23 ins Rennen, aber schon als sie ins Ziel kam, schien Dahlmeier genau zu wissen, was ihr an diesem kalten südkoreanischen Abend gelungen war. Sie schlug sich auf die Brust und riss die Arme hoch. Und als noch Läuferinnen auf der Strecke waren, machte es sich Dahlmeier bereits im Athletenzelt am Zieleinlauf bequem. Im Bewusstsein der eigenen Stärke. So wie es Magdalena Neuner in ihrer besten Zeit tat. Dahlmeier ist längst ihre legitime Nachfolgerin geworden.

Seit Sotschi um Klassen gereift

Sieben Mal war die Deutsche schon Weltmeisterin, "jetzt ist der Traum in Erfüllung gegangen, den ich schon als Kind hatte", sagte sie. Vor vier Jahren erlebte sie als hoffnungsvolles Talent in Sotschi noch enttäuschende Winterspiele. Seitdem ist Dahlmeier noch einmal um Klassen gereift, sie hat Erfolge eingesammelt, als lägen sie einfach so am Wegesrand, sie ist die Ausnahmeathletin im Feld.

Dabei war der Winter bisher gar nicht nach Wunsch verlaufen, zwei Mal wurde sie von Krankheiten ausgebremst. "Es war gut, dass Olympische Spiele erst im Februar stattfinden", sagte sie. Sie habe so genug Zeit gehabt, um wieder komplett fit zu werden. Auf den Punkt.

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Foto: MOHD RASFAN/ AFP

Es sei doch die vielleicht "erwartbarste Goldmedaille dieser Spiele" gewesen, befand bei der Pressekonferenz ein britischer Journalist, aber das wollte Dahlmeier dann doch nicht unkommentiert stehen lassen. "Genau das ist der vielleicht schwierigste Part für mich: Dass jeder von mir den Sieg erwartet." Der Druck von außen sei enorm, "und dann kommt noch der Druck hinzu, den ich mir selber mache". Eine Medaille jedoch "gewinnt man nur, wenn alles perfekt läuft". Da ist es wieder, das Wort, das Laura Dahlmeier so wichtig ist: Perfektion.

Bei Herausforderungen besonders stark

Kalt war es auf der Strecke, kälter noch, als es die Biathletinnen schon gewohnt sind, dazu kam der Wind. "Es war aufgrund der Bedingungen schon ein aufregender Kurs", kommentierte die Silbermedaillengewinnerin Marte Olsbu aus Norwegen. Es war ein Kurs, der wie zugeschnitten war für die Gewinnerin. Dahlmeier ist schon oft dann am besten gewesen, wenn die Herausforderungen am größten waren. Niemand sonst im Feld ist am Schießstand so fokussiert. Im stehenden Anschlag hielt Dahlmeier mittendrin an und korrigierte ihre Schussposition. Bei vielen ist das ein Grund, nervös zu werden und zu verschießen. Dahlmeier setzte ihr Gewehr neu an und verwandelte sicher.

Am Montag geht sie beim Verfolgungsrennen über die zehn Kilometer als Erste in die Spur, ihr Vorsprung auf die Zweite beträgt 24 Sekunden. Das kann im Biathlon mit einem Schießfehler zwar schnell aufgebraucht sein, aber dann müssen die Gegnerinnen schon besser treffen als die Deutsche. Die Favoritinnenrolle fürs nächste Gold hat Dahlmeier mit diesem Polster in jedem Fall sicher. Nach dem Auftritt vom Samstag kann sich kaum jemand vorstellen, dass sie mit dieser Ausgangslage nicht klarkommt.

Fünf Mal stand sie bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen im Vorjahr ganz oben auf dem Podest. Ob sie dies nun in Pyeongchang auch anstrebe? "Es ist niemals möglich, etwas einfach so zu kopieren", sagte Dahlmeier. Aber versuchen kann man es ja. Und die Leistungen ihrer Teamkolleginnen weckten durchaus die Erwartungen, dass auch in der Staffel alles möglich sei. Vanessa Hinz wurde gute Fünfte, Franziska Hildebrand erreichte Rang 12.

Was man denn tun müsse, um Dahlmeier zu schlagen, wurde Olsbu gefragt. "Um Laura zu besiegen, muss man sehr gut schießen und sehr schnell laufen." Biathlon ist dann doch ein einfacher Sport.