Felix Gall jubelt über seinen Sieg bei der 17. Etappe der Tour de France

17. Etappe der Tour de France Gall siegt auf Königsetappe – Vingegaard einsam an der Spitze

Stand: 19.07.2023 20:10 Uhr

Jonas Vingegaard hat Tadej Pogacar am Mittwoch (19.07.23) auf der 17. Etappe der Tour de France über 166 Kilometer von Saint-Gervais Mont-Blanc nach Courchevel erneut deklassiert. Damit steht der Däne wieder vor dem Gesamtsieg. Den Tagessieg holte sich der Österreicher Felix Gall knapp vor Simon Yates und schob sich im Kampf um das Bergtrikot wieder an Giulio Ciccone heran.

Pogacar musste am Schlussanstieg 14 Kilometer vor dem Ziel gegenüber Vingegaard abreißen lassen und verlor enorm viel Zeit. Elf Kilometer vor dem Ziel in Courchevel trat Vingegaard dann noch einmal an und schüttelte sowohl Kontrahenten als auch Mannschaftskollegen ab und flog regelrecht den Berg hinauf. Pogacar war tags zuvor im Zeitfahren von seinem dänischen Kontrahenten um mehr als eineinhalb Minuten abgehängt worden. Nach dem Mittwoch beträgt Pogacars Rückstand auf Vingegaard in der Gesamtwertung 7:35 Minuten.

"Ich kann nicht mehr, ich bin tot", funkte Pogacar an seinen sportlichen Leiter - das Eingeständnis der Niederlage. Sinnbildlich für den wahrscheinlichen Gesamtsieg von Jonas Vingegaard. Dessen Sportchef stapelte auf dem 2000 Meter hohen Flughafen noch tief. "Es kann alles passieren. Es kann sein, dass Jonas morgen auf der Nase liegt und dann ist alles futsch", sagte Grischa Niermann der ARD, "unter normalen Umständen sollte das aber funktionieren." "Ich hätte nicht gedacht, dass es so läuft. Mehr als sieben Minuten zu haben, ist sehr gut", sagte Titelverteidiger Vingegaard, "aber es kommen noch einige schwere Etappen."

"Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich war am Fuß des Schlussanstiegs komplett leer. Ich bin sehr enttäuscht. Ich konnte meine Leistung nicht abrufen", sagte Pogacar. Er wolle nun die Vogesen-Etappe am Samstag gewinnen. Ob ihm Vingegaard die Freiheiten trotz des gewaltigen Vorsprungs lässt, ist fraglich. "Aber Pogacar gibt niemals auf. Ich bin sicher, er wird etwas versuchen", sagte Vingegaard.

Ciccone sammelt Bergpunkte, Zimmermann top

Früh in der Etappe hatte sich eine Spitzengruppe um Giulio Ciccone im gepunkteten Trikot des Spitzenreiters in der Bergwertung und den starken Bergfahrer Julian Alaphilippe gebildet. Ciccone sammelte als Erster jeweils am Col des Saisies, am Cormet de Roselend und an der der Côte de Longefoy weitere 25 Punkte ein und baute seine Führung in der Spezialwertung zwischenzeitlich aus.

Wenig später musste Phil Bauhaus, der beste deutsche Sprinter, die diesjährige Tour aufgeben - offenbar komplett entkräftet musste der Fahrer von Bahrain Victorious vom Rad steigen. Georg Zimmermann absolvierte hingegen eine sehr gute Hochgebirgsetappe und fuhr in der Tageswertung auf Rang 17. "Ich habe mich von Start bis Ziel gut gefühlt, das war heute ein perfekter Tag", sagte der Augsburger am Mikrofon der Sportschau und freute sich sehr über den Sieg von Gall: "Ich kenne ihn sehr gut, das war überfällig." Gall sprang im Gesamtklassement auf Rang acht.

Völlig entkräfteter Geschke rettet sich ins Ziel

Simon Geschke rettete sich kurz vor dem Ende des Zeitlimits völlig entkräftet ins Ziel. Etwa 1:20 Minute vor der zeitlichen Grenze und 44:56 Minuten nach dem österreichischen Tagessieger Felix Gall rollte der Freiburger als Letzter über die Ziellinie auf 2003 Meter Höhe in Courchevel. An Geschkes Fersen war bereits der sogenannte Besenwagen, der hinter dem letzten Radprofi fährt. Wer das Zeitlimit nicht einhält, wird disqualifiziert. 

Geschke, der im kommenden Jahr seine Profi-Laufbahn beendet, gilt eigentlich als Bergfahrer. Im vergangenen Jahr trug er für neun Tage das Bergtrikot bei der Frankreich-Rundfahrt. Bei der aktuellen Tour müssen über 55.000 Höhenmeter bewältigt werden, allein am Mittwoch waren es rund 5400 Höhenmeter.

Wann kommt der Angriff von Pogacar?

Eine zweite Gruppe mit dem Gesamtführenden Vingegaard und seinem Herausforderer Tadej Pogacar, der kurz nach dem Start gestürzt war und plötzlich mit blutendem Knie im Feld zu sehen war, folgte der Spitze mit nicht mehr als drei Minuten Abstand. Das sollte sich während des 17. Teilstücks der diesjährigen Tour nicht mehr ändern - bis zum letzten schweren Anstieg hinauf zum Col da la Loze auf 2304 Metern Meereshöhe.

Im Aufstieg zum Col de la Loze wurde letztlich nur diese eine Frage gestellt: Wann auf dem etwa 30 km langen Anstieg setzt der Slowene zum Angriff auf das Gelbe Trikot an? Besonders die drei Kilometer vor dem Pass schienen sich anzubieten - dort, wo es mit 24 Prozent extrem steil den Berg hinaufgeht.

Pogacar mit mehreren Minuten Rückstand

Doch es kam anders: Pogacar konnte am Anstieg das Tempo von Vingegaard und dessen Team Jumbo-Visma nicht mehr mitgehen und musste abreißen lassen. Schnell tat sich ein Abstand von 30 Sekunden auf, der am Ende noch bis auf fast sechs Minuten anwuchs. Auf den letzten Metern des Anstiegs kam es zum "Stau", als im engen Zuschauerspalier ein Motorrad und ein offizielles Fahrzeug zum Stillstand kamen und so Vingegaard und seinen Helfer Wilco Kelderman ausbremsten. Rennentscheidend dürfte der Zwischenfall nicht gewesen sein.

17. Etappe - Kollision und Stau am Berg

Sportschau, 19.07.2023 17:30 Uhr

Endlich mal wieder ein Tag für die Sprinter

Einen Tag nach den Alpen dürfen sich die Klassement-Fahrer etwas ausruhen: Der 18. Abschnitt von Moutiers nach Bourg-en-Bresse ist sehr flach, es stehen lediglich zwei Berge der vierten Kategorie auf dem Plan sowie eine anschließende Sprintwertung. Die Zielankunft nach 185 Kilometern verspricht einen Massensprint.