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Coronavirus Das Ende der Priorisierung naht – so viel Impfstoff soll in den kommenden Wochen kommen

Lieferprognosen Impfstoffe: Zwei Spritzen mit Impfstoff gegen das Coronavirus liegen in einer Schale
Spritzen mit Impfstoff gegen das Coronavirus
© Felix Kästle/DPA / Picture Alliance
Am kommenden Montag soll die die bundesweite Impfpriorisierung fallen. Mit welchen Impfstoffmengen rechnen Bund und Länder in den kommenden Wochen? Und wie werden die Vakzine verteilt?

Am 7. Juni soll es soweit sein: Nachdem monatelang ausschließlich Menschen in den Prio-Gruppen zum Impfen aufgerufen waren, sollen sich ab Montag alle Bürgerinnen und Bürger um einen Impftermin bemühen können. Auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren werden sich ab diesem Tag impfen lassen können. Eine generelle Empfehlung seitens der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt es für die Altersgruppe allerdings nicht. Auch kommt für sie ausschließlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer infrage.

Mit Blick auf Montag warnen Mediziner allerdings vor allzu großen Erwartungen: Die Impfstoffmengen seien nach wie vor begrenzt, die Wartelisten in Hausarztpraxen lang und Prio-Gruppen teilweise noch nicht durchgeimpft. "Wir können unsere Prio-Patienten jetzt nicht einfach hintenanstellen, nur weil jemand sagt: 'Die Priorisierung ist weg, ich will drankommen'", sagte der Berliner Hausarzt Wolfgang Kreischer kürzlich im Gespräch mit dem stern. 

Das Nadelöhr in seiner Praxis sind demnach vor allem die gelieferten Impfstoffmengen mit Biontech/Pfizer: "Wir haben für Astrazeneca recht kurze Wartelisten. Mit den Terminen klappt es da meist sehr schnell von der einen auf die andere Woche", so Kreischer. "Für Biontech dagegen haben wir die Liste eigentlich geschlossen. Wenn wir da Wartezeiten einführen würden, dann wären wir bestimmt längst bei drei Monaten angekommen."

Klar ist bereits jetzt: Wie schnell die Impfkampagne in den kommenden Wochen voranschreitet, hängt in erster Linie nicht mit dem Ende der Impfpriorisierung zusammen, sondern von der Anzahl der gelieferten Impfstoffdosen. Insgesamt erwartet das Bundesgesundheitsministerium für das zweite Quartal (April/Mai/Juni) rund 50,3 Millionen Impfdosen Biontech/Pfizer. Moderna wird voraussichtlich 6,4 Millionen Dosen liefern, Astrazeneca mindestens 12,4. Von dem Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson sollen insgesamt 10,1 Millionen Dosen geliefert werden. Das Ministerium weist allerdings ausdrücklich daraufhin, dass es sich dabei um Prognosen handelt, die "mit Unsicherheiten behaftet" seien.

Wie werden sich die Liefermengen ab dem 7. Juni voraussichtlich entwickeln? Und wie viele Dosen werden jeweils von Biontech/Pfizer, Astrazeneca, Moderna und Johnson & Johnson erwartet? Die aktuellen Lieferprognosen des Bundesministeriums für Gesundheit zeigen bereits jetzt: Mit einer großen Impfstoffwelle ist auch nach dem Ende der Priorisierung vorerst nicht zu rechnen. 

So viel Biontech-Impfstoff wird im Juni voraussichtlich geliefert

Biontech kündigte zuletzt an, in den ersten beiden Juni-Wochen weniger Impfstoff als zunächst geplant liefern zu können. Da die Impfdosen in den letzten beiden Juni-Wochen nachgeliefert werden sollen, dürfte die Lieferprognose für das zweite Quartal insgesamt aber eingehalten werden.

Laut aktueller Prognose werden damit für den Juni knapp 25,7 Millionen Impfdosen Biontech erwartet. Rein rechnerisch wäre das genug Impfstoff für rund 12,8 Millionen Menschen. Wichtig zu wissen: Das entspricht nicht der Zahl an Personen, die im Juni erstgeimpft werden können. Da weiterhin Zweitimpfungen anstehen, wird nur ein Teil der gelieferten Dosen für Erstimpfungen verwendet werden können.

Hinzu kommt: Mit der Einbeziehung von Jugendlichen in die Impfkampagne wird der Kreis der Impfberechtigen ab dem 7. Juni größer. In Deutschland leben derzeit 5,3 Millionen Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren.

Kalenderwoche

Erwartete Liefermenge Biontech/Pfizer

KW 22 (31. Mai - 06. Juni)

5.135.130

KW 23 (07. Juni - 13. Juni)

4.585.230

KW 24 (14. Juni - 20. Juni)

4.035.330

KW 25 (21. Juni - 27. Juni)

5.962.320

KW 26 (28. Juni - 04. Juli)

5.962.320

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

Moderna spielt untergeordnete Rolle

Ungemein weniger Impfstoff kommt vom US-Unternehmen Moderna. Das Vakzin ist wie Biontech ebenfalls ein mRNA-Impfstoff und zeigte in Studien eine ähnliche Wirksamkeit. Rund 2,9 Millionen Dosen sollen im Juni eintreffen.

Kalenderwoche

Erwartete Liefermenge Moderna

KW 22 (31. Mai - 06. Juni)

550.800

KW 23 (07. Juni - 13. Juni)

550.800

KW 24 (14. Juni - 20. Juni)

585.600

KW 25 (21. Juni - 27. Juni)

622.800

KW 26 (28. Juni - 04. Juli)

622.800

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

Die Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson kündigen Lieferungen kurzfristiger an. Rund 2,4 Millionen Dosen will Astrazeneca in der laufenden Kalenderwoche 22 liefern. Johnson & Johnson will in dieser Woche knapp 514.000 Impfdosen bereitstellen und in der darauffolgenden (KW 23) 240.000. Weitere Informationen für die übrigen Juni-Wochen liegen noch nicht vor.

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Wo landet der Impfstoff?

Mindestens 2,25 Millionen Impfstoffdosen werden in der Woche den Impfzentren und mobilen Impfteams zur Verfügung gestellt. "Was darüber hinausgeht, wird den Vertragsarzt- und Privatarztpraxen sowie den Betriebsärztinnen und Betriebsärzten zur Verfügung gestellt", schreibt das Bundesgesundheitsministerium. Bei den Ärzten und Praxen kommen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astrazeneca und Johnson & Johnson zum Einsatz. Das Moderna-Vakzin wird bislang ausschließlich in den Impfzentren verwendet.

Ab dem 7. Juni steigen erstmals auch die Betriebsärztinnen und -ärzte in die Impfkampagne ein. Zum Start erhalten sie 702.000 Dosen Biontech/Pfizer.

Impfquote in Deutschland

In Deutschland wurden bislang knapp 53 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht. Rund 36,5 Millionen Menschen (43,8 Prozent) haben bereits eine erste Impfung erhalten, 16,3 Millionen (19,6 Prozent) Menschen gelten als vollständig geimpft.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit / Robert Koch-Institut (RKI)

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