Radsport:Projekt für später

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Tony Martin? Fabian Cancellara? Nach der Fahrt von Bradley Wiggins zu einem neuen Stundenweltrekord hofft die Szene, dass bald weitere Zeitfahr-Spezialisten dieses Ziel in Angriff nehmen. Die aber geben sich erst mal abwartend.

Von Johannes Aumüller, London/München

Nach der Fahrt von Bradley Wiggins zu einem neuen Stundenweltrekord hofft die Radsport-Szene, dass in näherer Zukunft weitere Zeitfahr-Spezialisten dieses Ziel in Angriff nehmen. Insbesondere der Cottbuser Tony Martin, 30, und der Schweizer Fabian Cancellara, 34, gelten als Kandidaten, denen es gelingen könnte, die von Wiggins erreichten 54,526 Kilometer zu übertreffen. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sie dieses Projekt bald angehen. "Man muss sich Zeit dafür nehmen und komplett aus dem Rennprogramm raus. Das ist eigentlich die größte Hürde", sagte Martin. Doch für ihn stehen demnächst große Ziele auf der Straße an: Im Juli will er beim Einzelzeitfahren zum Auftakt der Tour de France das Gelbe Trikot erobern, im Herbst wieder die WM gewinnen und sich danach auf die Sommerspiele in Rio konzentrieren. Erst Ende 2016, wenn auch sein Vertrag bei der Etixx-Mannschaft ausläuft, könnte der Stundenweltrekord für ihn wieder ein Thema werden. Fabien Cancellara wiederum missfällt das aktuelle Reglement.

Wiggins war bereits der fünfte Radsportler, der in den vergangenen Monaten einen Stundenweltrekord aufstellte. Der Grund für diese vielen Bestmarken ist eine Regeländerung des Weltverbandes. 2000 hatte dieser den Einsatz von aerodynamischeren Rädern oder Sitzpositionen untersagt und alle Rekorde seit 1984 annulliert. Erst im vergangenen Jahr lockerte er das Reglement wieder. "Das war eine Tortur. So ungefähr muss es sein, ein Baby zu bekommen", sagte Wiggins am Sonntag. Vor der Fahrt hatte es insgeheim Hoffnungen gegeben, dass der 35-jährige Brite sogar den inoffiziellen Weltrekord von Chris Boardman über 56,375 Kilometer aus dem Jahr 1996 überbieten können. Das verhinderte nach Angaben des deutschen Trainers Heiko Salzwedel aber unter anderem der hohe Luftdruck im Londoner Lee Valley Velopark: "Der war die Hölle."

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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