Roland Dost

Seine Radolfzeller Heimatadresse "An der Mole-letzter Baum" hatte der Steine- und Lebenskünstler Sepp Bögle bereits Ende Oktober wieder geräumt. Wieder hatten ihn die winterlichen Temperaturen zur temporären Auswanderung auf die Ferieninsel Lanzarote veranlasst. Bis Mitte April des kommenden Jahres genießt Sepp Bögle den ewigen Frühling auf den Kanaren.

Es ist bereits sein 17. Aufenthalt im Ort Costa Teguise an der Ostküste der Insel Lanzarote. Hier scheint er sein Paradies gefunden zu haben. Es ist leicht, dort den Lebenskünstler vom Untersee zu treffen. Er liegt allerdings nicht, wie viele Touristen, genüsslich im Liegestuhl, um die Sonne zu genießen. Sein Lieblingsplatz ist eine kleine Mauer, auf der er unter kanarischen Palmen mit stoischer Ruhe die promenierenden Gäste an sich vorbeischlendern lässt. Die meisten von ihnen wundern sich gewiss, wie der Mensch mit Bart und relativ langem Haar auf einem kleinen Sitzkissen den Tag verbringt. Doch Sepp ist bekanntlich kein Aussteiger, der sich mit dem Verkauf von Souvenirs oder gar mit Betteln durchschlägt. Wenn er Lust hat, dann beschäftigt er sich mit seiner Kunst der Steine.

Fast ständig unterhält er sich mit einheimischen Freunden oder auch Feriengästen, sogar immer wieder mit Radolfzellern, die ihn hier aufsuchen. Dieser Tage bekam er Besuch von Manuela Hettich, der Personalratsvorsitzenden der Radolfzeller Stadtverwaltung. Ihr zeigte Sepp Bögle einen Tag lang die bizarre Vulkanlandschaft von Timanfaya und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Lanzarote. Sein Domizil in Costa Teguise ist ein individuell eingerichtetes Häuschen, keine 100 Meter vom Strand entfernt. Den Eingangsbereich ziert eine herrlich lilafarbene Bougainvillea. "Hier wurde mein Traum vom einfachen Leben Realität", meinte er in seiner bekannt charmanten und redseligen Art, als er seinen Gast in gewohnt lässigen Kleidung, im T-Shirt mit dem Aufdruck "Naherholungsgebiet Sepp", kurzen Hosen und Sandalen willkommen heißt. Radolfzeller Besucher kämen fast täglich zu ihm an die Promenade. Langweilig sei es ihm hier noch nie geworden.

Seiner Heimatstadt Laufenburg am Hochrhein hatte der heute 66-Jährige schon früh den Rücken gekehrt. Mit 16 Jahren machte er sich mit einem Dreigangrad auf eine Reise von Holland bis nach Indien, wo er seine spätere japanische Frau kennenlernte. Über Griechenland, Moskau, Indonesien, Pakistan, Afghanistan und durch die Türkei kam er nach Radolfzell. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns, um mit 27 Jahren zusätzlich eine Lehre als Koch zu beginnen. Schon bald erzielte er enorme berufliche Erfolge. Damit legte er die finanzielle Basis zu seinem heutigen Lebensstil als Buchautor, Steine- und vor allem Lebenskünstler. Sepp Bögle hat seinen Traum vom einfachen Leben ohne Nikotin und Alkohol an der Radolfzeller Hafenmole-letzter Baum und in Costa Teguise auf Lanzarote erfüllt. Am 11. April 2017 will er wieder als "Ritter der Hafenmole" zurück sein.