Was macht eigentlich Hans Eisenring?

Den Namen Eisenring kennt man seit über einem Jahrhundert über die Region Rorschach hinaus. Hans Eisenring ist im historischen Stadthaus aus Rorschachs Leinwandherrenzeit an der Mariabergstrasse 24 aufgewachsen.

Otmar Elsener
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Hans Eisenring (v. l.) mit Claudio Caroni, FFA-Besitzer, und Otto Wichser, SBB-Direktionspräsident, ca. 1966. (Bild: zVg)

Hans Eisenring (v. l.) mit Claudio Caroni, FFA-Besitzer, und Otto Wichser, SBB-Direktionspräsident, ca. 1966. (Bild: zVg)

Den Namen Eisenring kennt man seit über einem Jahrhundert über die Region Rorschach hinaus. Hans Eisenring ist im historischen Stadthaus aus Rorschachs Leinwandherrenzeit an der Mariabergstrasse 24 aufgewachsen. Sein Vater Theodor war Nationalrat von 1947 bis zu seinem Tode im Jahre 1962 und bekannt als Anwalt der Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein (FFA) wegen seines vergeblichen Kampfes für Bundesaufträge des mit P16 bezeichneten ersten schweizerischen Kampfjets. Hans Eisenring und seiner Schwester Ita Maria waren Karrieren in Politik und Wirtschaft vorgezeichnet: Ita Maria wurde Kantonsgerichts-Präsidentin in St. Gallen, ihr Bruder Hans Präsident der SBB-Generaldirektion.

20 Jahre FFA Altenrhein

1400 Leute beschäftigte die FFA, als 1962 ihr Besitzer Claudio Caroni den 30jährigen Hans Eisenring als persönlichen Assistenten und designierten Nachfolger einstellte. Nach seiner Diplomierung zum Maschineningenieur hatte Eisenring während vier Jahren Beratertätigkeit im Betriebswissenschaftlichen Institut der ETH die Zeit der ersten elektronischen Rechner erlebt und viel weltweite Management-Erfahrung gesammelt. Die FFA produzierten damals nach dem Verlust der P16-Aufträge Eisenbahnwagen für Privatbahnen und die SBB sowie Aufbauten für Lastwagen. Als junger Direktor steigerte Eisenring die Produktion mit einem Führungsstil, der zum Beispiel die Meister der Produktionsabteilungen in Managementkonferenzen einschloss. Er forcierte stets die Entwicklung neuer Produkte, um den Fortbestand des Unternehmens zu gewährleisten und Arbeitsplätze zu sichern. Ende der 1960er-Jahre engagierte er sich gegen die fremdenfeindlichen Schwarzenbach-Initiativen, schliesslich arbeiteten in der FFA schon damals viele Ausländer. Während der Eisenring- Jahre produzierte das Werk Hart-Eloxierungen für Nasa- Raketen, Segelboote, Segelflugzeuge, Schulflugzeuge «Bravo», Flügelbleche für die deutsche Luftwaffe und 60 Prozent der Mirage-Flugzeugzellen für die Schweizer Luftwaffe.

Von der FFA zu den SBB

Als Zulieferer für die SBB war man auch in Bern auf den Direktor der FFA aufmerksam geworden. Bundesrat Kurt Furgler und Bundeskanzler Huber baten ihn, sich für eine freiwerdende Stelle im Direktorium der SBB zu bewerben. «Das ist eine Nummer zu gross», sagte Eisenring zuerst, doch dann lockte ihn die Herausforderung und so wurde er im April 1982 in das Direktorium als Chef des Departements «Infrastruktur und Technik» gewählt. Kaum im Amt forcierte er die elektronische Datenverarbeitung, die sich bei den SBB vor allem im Kundenkontakt in den Anfängen befand; die Bahnbilletts wurden noch 1982 an den Schaltern auf rechteckige Kartons gedruckt.

Impulsgeber für Bahn 2000

Eisenring war der Impulsgeber für das Projekt Bahn 2000 und unter ihm wurden dafür neue Lokomotiven und Rollmaterial entwickelt. Er kontaktierte den berühmten Autodesigner Sergio «Pinin» Farina für die äussere Gestaltung der Lok 2000. Um das Projekt der Öffentlichkeit zu erklären, hielt er im Jahr vor der Volksabstimmung im ganzen Land 134 abendliche Vorträge. Wie vorausschauend Eisenring zupackte und leitete, zeigt der heutige Zustand der SBB: Für den Passagier ist sie heute die beste Bahn Europas. 60jährig, kündigte er 1992 nach gesundheitlichen Störungen als Präsident der SBB-Generaldirektion und verliess auch den Verwaltungsrat der Swissair, wo er vor deren Untergang mit seinen Ideen nie gut angekommen war. Doch seine Kenntnisse waren noch anderweitig gefragt; untätig konnte der Macher nicht bleiben. Verwaltungsratsangebote kamen auf ihn zu: Der Weltkonzern Daimler-Benz wählte ihn in den Aufsichtsrat als Berater des Vorstandes, in der Schweiz waren es das Reiseunternehmen Kuoni und die Hartchrom in Steinach.

Rorschach im Herzen

2002 gab Eisenring, 70jährig, seine geschäftlichen Beziehungen auf. Er ist seit 1969 mit der Mörschwilerin Katrin Müller verheiratet, während seiner FFA-Zeit wohnte die Familie im Rorschacher Elternhaus. Die Söhne Martin und Philipp besuchten die Schulen in Rorschach, bis die Familie 1982 nach Zollikofen bei Bern zog, als Eisenring zu den SBB wechselte. In Rorschach hatte er sich im öffentlichen Leben der Region im Grossen und im Kleinen engagiert, so war er Mitglied der St. Gallischen Industrie- und Handelskammer und der Filialkommission der Kantonalbank, leitete aber auch den Katholischen Kindergartenverein, ein «Erbe» seines Vaters.

Heute geniesst er mit seiner Gattin den Ruhestand in Zollikofen, in Lenzerheide und in Ronco sopra Ascona. Beide lieben das Reisen, in diesem Frühjahr reisten sie rund um die Welt. Die Verbundenheit mit Rorschach ist geblieben, wenn möglich nimmt er an Zusammenkünften seiner Sekundarschulkameraden des Jahrgangs 1932 teil. Und trifft in der Stadt Freunde aus der Jugendzeit, darunter auch ehemalige Soldaten aus der legendären Bodensee-Motorboot-Kompanie, die er einst als Hauptmann geführt hatte.

Mehr über sein Leben findet man im Buch: «Hans Eisenring – Man kann alles lernen». Der Wirtschaftsjournalist Beat Kappeler lässt darin Hans Eisenrings Erlebnisse aus seiner Tätigkeit in der Industrie erzählen.

Hans Eisenring heute, Pensionär (Bild: zVg)

Hans Eisenring heute, Pensionär (Bild: zVg)

Bild: Otmar Elsener

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