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Der Einsatz von Uranmunition – auch als DU-Munition bezeichnet – ist nicht verboten, aber umstritten.

© AFP/JONATHAN NACKSTRAND

USA beschließen Hilfspaket für die Ukraine: Wie gefährlich ist Uranmunition?

Das Pentagon will die Ukraine mit Uranmunition beliefern – doch das ist bei Kritikern aufgrund der Radioaktivität umstritten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Am Mittwoch gab das US-Verteidigungsministerium bekannt, ein neues Rüstungspaket für die Ukraine im Umfang von 175 Millionen Dollar (rund 163 Millionen Euro) geschnürt zu haben. Darin enthalten ist erstmals panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran (Depleted Uranium, DU).

Der Einsatz von Uranmunition – auch als DU-Munition bezeichnet – ist nicht verboten, aber umstritten. Uran ist sowohl chemisch giftig als auch radioaktiv. Gegner kritisieren Gesundheitsrisiken durch den Kontakt mit radioaktivem Uranstaub. 

Andererseits zeigen Untersuchungen an Orten, wo Uranmunition eingesetzt wurde, dass die Strahlung so gering ist, dass sie keine Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Wie gefährlich ist die Munition also wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist abgereichertes Uran?

Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist so hart, dass es seine Form beim Auftreffen auf ein Ziel nicht verändert, sodass die Geschosse leicht Panzer durchschlagen können.

Mit Uran angereicherte Munition ist giftig. Hier wurde Uranmunition auf der Rüstungsmesse IDEX 2015 in Abu Dhabi ausgestellt.
Mit Uran angereicherte Munition ist giftig. Hier wurde Uranmunition auf der Rüstungsmesse IDEX 2015 in Abu Dhabi ausgestellt.

© IMAGO/Markus Matzel

In welchen Konflikten wurde bereits Uranmunition eingesetzt und welche Auswirkungen hatte das?

Die USA setzten Uranmunition in den beiden Irak- und in den Jugoslawien-Kriegen ein. Manchen Studien zufolge stieg anschließend die Zahl bestimmter Krebsraten in der Bevölkerung deutlich an.

Warum ist Uranmunition umstritten?

Bei Uranmunition ist die Radioaktivität reduziert: Abgereichertes Uran ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand. Die chemische Wirkung bleibt aber unverändert.

Die Munition ist also giftig, wodurch sowohl Soldaten als auch die Menschen, die im Kriegsgebiet leben, gefährdet sind. DU wird unter anderem mit Fehlgeburten und Krebs in Verbindung gebracht - erwiesen ist dies jedoch nicht.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) wiederum erklärten mit Verweis auf Studien in Jugoslawien, Kuwait, Irak und Libanon, dass die Einsätze der Munition für die Bevölkerung kein signifikantes Strahlenrisiko darstelle.

Wofür wird Uranmunition gebraucht?

„Die Uranmunition benötigt die Ukraine für die erwarteten Abrams-Panzer der USA“, sagt Felix Hett, Leiter des Ukraine-Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Tagesspiegel.

„Geschosse mit abgereichertem Uran haben panzerbrechende Eigenschaften. Die langfristigen Auswirkungen für die Gesundheit von betroffenen Soldaten und Zivilisten, aber auch für Landwirtschaft und Grundwasser, sind umstritten. Aus dem Irak wird von einem Anstieg der Krebsraten in Regionen berichtet, in denen Uranmunition massiv eingesetzt wurde. Großbritannien hat der Ukraine bereits im Frühjahr Uranmunition für die Challenger-Panzer zur Verfügung gestellt.“

Woher kommt die Munition?

Die Munition stammt aus US-Lagerbeständen. Solche Bestände kann US-Präsident Joe Biden in Notfällen auch ohne Zustimmung des US-Kongresses verschicken.

Wie wird Russland reagieren?

Es gibt die Sorge, dass die Munitionslieferung zu einer Eskalation im ukrainischen Verteidigungskrieg gegen Russland führen könnte. Nach der Lieferung Großbritanniens drohte der russische Präsident Wladimir Putin, seine Streitkräfte ebenfalls mit solcher Munition zu beliefern. (mit Agenturen)

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