Baskenland Rundfahrt 2024Roglic verfährt sich - und feiert dennoch seinen ersten Sieg im Bora-Trikot

Sebastian Lindner

 · 01.04.2024

Viel los beim Auftaktzeitfahren der Baskenland-Rundfahrt, das Primoz Roglic für sich entschied, obwohl er sich kurz vor dem Ziel verfahren hatte.
Foto: picture alliance / Roth / CV / SCA / Roth
Primoz Roglic hat den als Zeitfahren ausgetragenen Auftakt der Baskenland-Rundfahrt 2024 für sich entschieden. Dabei verfuhr sich der Slowene noch auf den letzten Metern vor dem Ziel. Doch auch Remco Evenepoel stürzte und verlor damit die Chance auf den Tagessieg.

Die Baskenland-Rundfahrt 2024 ist mit einem Zeitfahren ereignisreich in ihre 63. Austragung gestartet. Obwohl Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) die letzte Kurve des nur zehn Kilometer langen Kampfes gegen die Uhr verpasste und die Ableitung für die Begleitfahrzeuge nutzte, sicherte sich der Slowene dennoch den Sieg vor Jay Vine (UAE Team Emirates) und Mattias Skjelmose (Lidl-Trek).

Vierter wurde Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step). Dem Zeitfahr-Weltmeister aus Belgien unterlief ebenfalls ein Missgeschick, er stürzte bereits in der zweiten Kurve des Rennens und erreichte das Ziel mit elf Sekunden Rückstand. Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike), Top-Favorit im Baskenland, kam ohne Zwischenfälle als Fünfter mit 15 Sekunden Rückstand an.



Auftakt der Baskenland-Rundfahrt 2024 sieht erleichterten Roglic

Für Roglic war es der erste Sieg im Trikot von Bora-Hansgrohe. Und nach seinem weniger glücklichen Auftakt bei Paris-Nizza kam er durchaus etwas überraschend, vor allem in Anbetracht der namhaften Konkurrenz von Evenepoel und Vingegaard. Vor allem der Däne hatte bei seinen Auftritten im Saisonverlauf bisher alles kurz und klein gefahren, das Einzelzeitfahren von Tirreno-Adriatico über die gleiche Distanz, aber auf flachem Parcours, allerdings auch nicht ganz vorne beendet.

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Roglic konnte sein Missgeschick am Ende noch mit Humor nehmen, die Erleichterung war ihm nach dem Sieg, bei dem er noch etwa zehn Sekunden verschenkte, deutlich anzumerken. “Wahrscheinlich habe ich zu viele Streckenbesichtigungen gemacht, da bin ich immer weiter geradeaus nach oben gefahren”, scherzte der 34-Jährige am Eurosport-Mikrofon. “Die Beine waren gut, ich habe mich sehr stark gefühlt. Es ist ein großartiger Start in die Woche”, die er nun als Gesamtführender sowie Träger des Punkte- und Bergtrikots und ein paar Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz angeht.

Vingegaard zufrieden, Evenepoel selbstkritisch

Doch auch seine Konkurrenten wollten den Auftakt zumindest nicht verteufeln. Während Vingegaard “zufrieden mit dem ist, was [ich] geleistet habe”, suchte Evenepoel die Schuld bei sich selbst. “Es war mein Fehler. Ich habe mich im rutschigen Part der Strecke in der Stadt zu sehr in die Kurve gelehnt”, schilderte der Belgier seinen Unfall. “Es war etwas zu viel Risiko. Ich hatte gehofft, dass ich mit einem kleinen Vorsprung in die nächsten Tage gehen kann. Jetzt ist es ein kleiner Rückstand. Hoffentlich ist das Pech damit für uns in den nächsten Tagen aber aufgebraucht.”

Unglücklich lief es auch für das Team Ineos Grenadiers. Zunächst musste Tom Pidcock das Rennen aufgeben, bevor es für ihn begonnen hatte. Der Brite stürzte bei der Streckenbesichtigung und konnte anschließend nicht zum Zeitfahren antreten. Ethan Hayter hingegen war an der Zwischenzeit nur eine Sekunde hinter Roglic, geriet im zweiten Teil aber in einen Regenschauer und verlor dadurch viel Zeit. Hayter war als einer der letzten gestartet - die Top-Favoriten aufgrund der Wetterprognose alle schon zu Beginn.

Die Top 10 der 1. Etappe der Baskenland-Rundfahrt 2024

  1. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) 0:12:34
  2. Jay Vine (UAE Team Emirates) +0:07
  3. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) +0:10
  4. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:11
  5. Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) +0:15
  6. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) +0:16
  7. Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) +0:16
  8. Maximilian Schachmann (Bora-Hansgrohe) +0:16
  9. Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) +0:19
  10. Ion Izagirre (Cofidis) +0:21

Die aktuelle Gesamtwertung

  1. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) 0:12:34
  2. Jay Vine (UAE Team Emirates) +0:07
  3. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) +0:10
  4. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:11
  5. Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) +0:15
  6. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) +0:16
  7. Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) +0:16
  8. Maximilian Schachmann (Bora-Hansgrohe) +0:16
  9. Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) +0:19
  10. Ion Izagirre (Cofidis) +0:21

So lief die 1. Etappe der Baskenland-Rundfahrt 2024

Die erste Zeit auf dem technischen nicht einfachen Rundkurs im baskischen Irun direkt an der Grenze zu Frankreich lieferte Damian Howson (Q36.5 Pro Cycling) mit 13:33 Minuten. Der zehn Kilometer lange Kurs wartete kurz nach dem Start gleich mit einem bis zu zehn Prozent steilen Kopfsteinpflasterabschnitt auf und bot auch im Finale nochmal einen ebenso steilen Anstieg, dazu gehörte eine Bergwertung der 3. Kategorie im Mittelteil zum Profil, insgesamt waren 180 Höhenmeter zu absolvieren.

Howsons Schnitt von 44,3 km/h hatte allerdings keinen Bestand, denn aufgrund der Wetterprognosen starteten die Favoriten allesamt recht früh. Das sollte sich als richtig erweisen, denn die letzten Fahrer hatten mit Regen auf der Strecke zu kämpfen, nachdem zuvor lange Zeit die Sonne geschienen hatte. Bereits als 14. Starter ging Juan Ayuso (UAE Team Emirates) ins Rennen. Der Spanier hatte das Zeitfahren bei Tirreno-Adriatico gewonnen und konnte in 12:40 Minuten eine neue Bestmarke setzen.

Top-Favoriten eng beieinander

Doch auch die hatte nicht lange Bestand, denn nur sieben Fahrer später war Roglic ins Rennen gegangen. Der Slowene flog über den Kurs und konnte es sich sogar leisten, statt die Linkskurve ins Ziel zu nehmen zunächst weiter geradeaus den Berg hinauf die Ableitung für die Teamfahrzeuge zu fahren. Doch schnell wurde er auf seinen Fehler hingewiesen. Er wendete und rettete dennoch 16 Sekunden auf Ayuso.

An dieser Zeit sollten sich alle Konkurrenten die Zähne ausbeißen. Auch Vingegaard, zwei Fahrer nach Roglic gestartet, verfehlte den Wert um 15 Sekunden. In der Folge konnte erst Skjelmose der Marke nochmal nahekommen, dem Dänen fehlten letztlich aber auch zehn Sekunden.

Schnell um seine Chancen auf den Tagessieg hatte sich Zeitfahr-Weltmeister Evenepoel gebracht. Der Belgier ging das Rennen etwas übermotiviert an und stürzte bereits in der zweiten Kurve nach etwa 200 Metern, weil er sein Rad zu weit nach innen gelehnt hatte. Im Ziel fehlten ihm elf Sekunden auf den späteren Sieger.

Hayter mit Topzeit vom Regen ausgebremst

Ganz vorne rein fuhr dann nur noch Vine. Der Australier ging als 86. ins Rennen. Nach fünf Sekunden Rückstand an der Zwischenzeit kamen bis ins Ziel nur noch zwei weitere dazu. Auch Schachmann lieferte als einer der wenigen spät gestarteten mit 16 Sekunden Rückstand auf Roglic noch eine gute Zeit ab.

Ineos-Profi Hayter hingegen war lange Zeit sogar auf Kurs, Roglic noch vom Thron zu stoßen. Nur 16 Fahrer gingen noch nach dem Briten ins Rennen. An der Zwischenzeit fehlte ihm nur eine Sekunde, doch im letzten Teil der Strecke kam der 25-Jährige in einen Regenschauer, der ihn alle Chancen auf den Sieg kostete. Mit letztlich 19 Sekunden Rückstand auf Roglic reichte es so nur noch für die Top 10.

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