Paris-Nizza 2024Skjelmose gewinnt actionreiche Etappe, McNulty zurück in Gelb

Sebastian Lindner

 · 08.03.2024

Auf einen kalten Tag musste sich nicht nur das Team Movistar, sondern das gesamte Peloton einstellen.
Foto: Getty Images
Mattias Skjelmose hat die 6. Etappe von Paris-Nizza 2024 für sich entschieden. Der Däne siegte vor Brandon McNulty, der damit zurück an der Spitze der Gesamtwertung ist. Die Top-Favoriten auf den Sieg, Remco Evenepoel und Primoz Roglic verloren weiter an Boden.

Erst tobte der Kampf um das Grüne sowie das Bergtrikot, dann ging es um die Gesamtwertung. Die 198 Kilometer lange 6. Etappe von Paris-Nizza mit Ziel in La Colle-sur-Loup hatte viel zu bieten. Der Tagessieger hieß am Ende Mattias Sjkelmose (Lidl-Trek), Brandon McNulty (UAE Team Emirates) und Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) kamen hinter ihm als Zweiter und Dritter zeitgleich ins Ziel.

Für McNulty bedeutete das die Rückkehr an die Spitze der Gesamtwertung, die er bereits nach dem Mannschaftszeitfahren auf der 3. Etappe innehatte. Dort führt er nun 23 Sekunden vor Landsmann Jorgenson, der nun als bester Jungprofi Weiß trägt. Jorgenson hatte mit einer Attacke die Grundlage dafür geschaffen, dass sich das Trio absetzen konnte. Als sich die Top-Favoriten Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) nach einer Attacke des Slowenen 30 Kilometer vor dem Ziel anschauten, nahm er die Beine in die Hand und bekam kurz darauf Gesellschaft von Skjelmose und McNulty.

Skjelmose nicht stolz auf sein taktisches Spielchen

In der Verfolgergruppe, in der auch Luke Plapp (Team Jayco-AlUla), zu diesem Zeitpunkt noch Träger des Gelben Trikots, saß, blieb nahezu die komplette Nachführarbeit an Evenepoel hängen. Allein konnte er den Rückstand auf das Spitzentrio nicht verkürzen. So kam die Gruppe erst 53 Sekunden nach den Besten ins Ziel - während Evenepoel nur noch Gesamtfünfter ist, rutsche Roglic damit sogar aus den Top 10. Da die morgige Etappe aufgrund schlechten Wetters stark verkürzt wird und in ihrer neuen Form kaum mehr schwer genug ist, um große Abstände herauszufahren, bleibt nur noch der Schlusstag um Nizza, um das Ergebnis zu korrigieren.

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“Ich bin ein bisschen überrascht. Ich habe mich zwar gut gefühlt, aber an Tagen wie diesen braucht es auch viel Glück”, sagte Tagessieger Skjelmose in einer ersten Reaktion. “Ich dachte, dass Remco oder Primoz die Lücke zu Matteo schließen würden. Aber das taten sie nicht. Dann habe ich es versucht und Brandon kam dann noch dazu. Am Ende habe ich dann meine schlechtere Platzierung in der Gesamtwertung ausgespielt”, so Skjelmose, der damit erklärte, warum er auf den letzten Kilometern keine Führungsarbeit mehr verrichtete. “Das ist nicht der schönste Weg zu gewinnen, aber die anderen waren heute sonst einfach stärker als ich.”

Heißer Kampf um Berg- und Sprintertrikot

Doch schon vor dem Kampf um die Gesamtwertung waren die anderen beiden Trikots sehr aktiv. Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) im Gepunkteten Trikot musste sich vieler Attacken von Cristian Scaroni (Astana Qazqastan) erwehren, konnte sein Leibchen aber letztlich verteidigen. Beide hatten es mit viel Aufwand in die Gruppe des Tages geschafft und machten vier der fünf Bergwertungen unter sich aus.

Und auch Mads Pedersen (Lidl-Trek) hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um es in die Gruppe zu schaffen und um einen möglichen Tagessieg als Ausreißer zu kämpfen. Doch auch das Grüne Trikot erhielt von seinen härtesten Widersacher Laurence Pithie (Groupama-FDJ) Gesellschaft. Letztlich wurde die Gruppe gestellt, Pedersen konnte sein Trikot aber trotzdem behalten.

Paris-Nizza 2024 - Ergebnisse: Die Top 10 der 6. Etappe

  1. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) 4:36:51
  2. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) +0:00
  3. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) +0:00
  4. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:52
  5. Harold Tejada (Astana Qazaqstan Team) +0:53
  6. Aurelien Paret-Peintre (Decathlon - AG2R La Mondiale) +0:53
  7. Felix Gall (Decathlon - AG2R La Mondiale) +0:53
  8. Wilco Kelderman (Visma | Lease a Bike) +0:53
  9. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) +0:53
  10. Egan Bernal (Ineos Grenadiers) +0:53

Der aktuelle Stand in der Gesamtwertung

  1. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) 22:15:58
  2. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) +0:23
  3. Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) +0:34
  4. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) +0:54
  5. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +1:03
  6. Egan Bernal (Ineos Grenadiers) +1:14
  7. Joao Almeida (UAE Team Emirates) +1:30
  8. Felix Gall (Decathlon - AG2R La Mondiale) +1:36
  9. Harold Tejada (Astana Qazaqstan Team) +1:37
  10. Wilco Kelderman (Visma | Lease a Bike) +1:39


So lief die 6. Etappe von Paris-Nizza 2024

Nachdem bereits am Vortag zwei Profis von dsm-firmenich PostNL das Teilstück nicht beendeten, standen am Start der 6. Etappe mit Tobias Lund Andresen und Nils Eekhoff zwei weitere nicht mehr am Start. Auch Silvan Dillier (Alpecin-Deceuninck) fehlte und verpasste damit einen munteren Beginn der knapp 200 Kilometer des Tages zwischen Sisteron und La Colle-sur-Loup.

Nachdem zunächst ein Trio um Jonas Rutsch (EF Education EasyPost) nicht wegkam, scheiterte auch Burgaudeau, mit seiner Attacke, was am hohen Anfangstempo in der ersten halben Stunde von über 56 km/h gelegen haben mag. Bis Kilometer 46 blieb das Feld zusammen, ehe es die nächsten versuchten. Und die waren durchaus prominent.

Pedersen will unbedingt in die Gruppe

Mads Pedersen (Lidl-Trek) im Grünen Trikot hatte Remi Cavagna (Movistar) am Hinterrad, der es zuvor schon mal mit Burgaudeau versuchte. Das Duo bekam kurz darauf Verstärkung von einem zweiten mit Laurence Pithie (Groupama-FDJ) und Anthon Charmig (Astana Qazaqstan), doch auch dieses Quartett wurde kurz darauf wieder gestellt. Kaum eingefangen, machte sich ein Trio um Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) in die Spur, ehe ein weiteres, wieder mit Pedersen nach vorne sprang. Während es der Däne mit Macht versuchte, war die Überzeugung im Hauptfeld allerdings eindeutig, ihn nicht ziehen zu lassen. Und so wurden auch diese sechs Ausreißer nach 60 gefahrenen Kilometern zurückgeholt.

Für Ruhe im Feld sorgte das in der Anfahrt zur ersten Bergwertung des Tages am Col des Lèques (2. Kategorie) allerdings nicht. Christian Scaroni (Astana Qazaqstan), der im Kampf um das Bergtrikot noch ein Wörtchen mitzureden hat, war der nächste, der sich versuchte, zusammen mit drei weiteren Profis aber wieder zurückgeholt wurde. Aber nur, um dann erneut auszureißen, als Burgaudeau mit einigen Begleitern, unter anderem Georg Zimmermann (Intermarche-Wanty), einen weiteren Vorstoß lancierte.

Zehnköpfige Spitzengruppe mit Zimmermann findet sich

An der Bergwertung hatte Scaroni schließlich die Nase vorne und sicherte sich nach 70 Kilometern fünf Punkte vor Burgaudeau (3), das Feld allerdings nur wenige Sekunden hinter sich. Und so nutze Pedersen die Abfahrt für einen weiteren Versuch, endlich eine Ausreißergruppe des Tages um sich zu bilden. Er schaffte den Sprung nach vorne - genauso wie Pithie und Marco Haller (Bora-Hansggrohe), die noch nachzogen. Schließlich war der Widerstand im Feld gebrochen, die zehnköpfige Gruppe fuhr sich schnell über zwei Minuten Vorsprung heraus.

Bei Temperaturen, die in den höheren Lagen nur noch minimal über 0 Grad lagen, und vereinzelt einsetzendem Regen hatte das Peloton an der zweiten Bergwertung am Col de Luens (2. Kategorie), an der dieses Mal Burgaudeau vor Scaroni lag, seinen Rückstand wieder unter eine Minute gedrückt. Bis zur Côte de la Blachette (3. Kategorie) nach 92 Kilometern, wo der Franzose den Italiener wieder in die Schranken wies und zwei Punkte mehr fürs Bergtrikot sammelte als sein Kontrahent, hatte das Feld, angeführt vom kompletten Ineos-Grenadiers-Team, weitere Sekunden des Vorsprungs abgeknapst.

Roglic ausgekontert

Während unterwegs die Aufgaben von Alexis Gougeard (Cofidis) und Hugo Hofstetter (Israel-Premier Tech) vermeldet wurden, hatte die Spitzengruppe bei noch 85 zu fahren Kilometern den höchsten Punkt des Tages erreicht. Den Vorsprung bei etwa einer Minute etabliert, ging es zunächst in eine lange Abwärtspassage, an deren Ende der Abstand nahezu komplett aufgebraucht war.

Burgaudeau und Haller attackierten im Anstieg zum Col de Gourdon (2. Kategorie) um einer Einholung zu entgehen, die dem Rest der Gruppe blühte. Doch auch sie schafften es nicht vor dem Feld zur Gipfel. Die Punkte holte sich der Franzose trotzdem und sammelte damit erneut zwei Punkte mehr ein als Scaroni, der sich direkt an dessen Hinterrad gehangen hatte, um zum Wertungsstrich zu sprinten.

Das hohe Tempo sorgte dafür, dass das Hauptfeld 55 Kilometer vor dem Ziel gleich in drei Gruppen zerbrach, von denen sich die ersten zwei bei der ersten Zieldurchfahrt 30 Kilometer vor dem Ziel wieder vereinigt hatten. Direkt nach der Durchfahrt ging es steil bergauf die Côte de La Colle-sur-Loup hinauf. Roglic gab Vollgas und sprengte die Gruppe, nur Evenepoel, Plapp, Jorgenson und Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious) konnten folgen. Und während hinten weitere Fahrer wieder ranrollten, legte der Amerikaner noch einen drauf und setzte sich ab.

Evenepoel kämpft nahezu allein

Doch der Weg ins Ziel blieb weit. Skjelmose und McNulty konnten nach vorne aufschließen, dahinter organsisierte sich eine Gruppe um das Gelbe Trikot von Plapp, zu der das Weiße von Buitrago nach einem Sturz und Defekt danach nicht mehr zählte. Bei den Verfolgern, deren Rückstand 17 Kilometer vor dem Ziel auf eine halbe Minute angewachsen war, leistete Evenepoel die Hauptarbeit, ansonsten unterstützten nur Roglic und dessen Helfer Aleksandr Vlasov. Und so wuchs der Vorsprung bis ins Ziel weiter.

Im Sprint hatte Skjelmose, der sich auf den letzten Kilometern aus der Tempoarbeit herausgehalten hatte, die besten Beine. Und während sich der Däne den Etappensieg sicherte, sprinteten McNulty und Jorgenson um die verbliebenen Bonussekunden. Fast eine Minute dauerte es, ehe Evenepoel die Verfolger ins Ziel führte.

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