Lorena Wiebes (Team SD WorxProtime) hatte den Sieg beim Amstel Gold Race der Frauen quasi sicher, und warf ihn dann doch noch weg. Als Paradebeispiel für eine solche Situation gilt der Nicht-Sieg von Erik Zabel bei Mailand-San Remo 2004, als er die Hände bereits zum Jubeln hochriss, ehe er erkannte, dass Oscar Freire auf den letzten Zentimetern noch an ihm vorbeischoss. Wiebes erlebte nun beim Ardennen-Klassiker das gleiche Schicksal.
Die Niederländerin wurde nach der letzten Überfahrt des Caubergs von Teamkollegin Demi Vollering ideal für den Schlusssprint einer rund 20 Fahrerinnen starken Gruppe in Position gebracht, zog aus dem Windschatten von Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) und hatte auf den letzten 100 Metern freie Fahrt bis zum Zielstrich. Der Sieg war ihr nicht mehr zu nehmen, so zumindest muss es sich im Kopf von Wiebes abgespielt haben, schließlich hörte sie bereits vor der Ziellinie auf zu treten, hob die Arme und feierte ihren Sieg – allerdings zu früh.
Denn auf den letzten Zentimetern schoss mit mehr Geschwindigkeit und Tigersprung noch Marianne Vos (Visma | Lease a Bike) an ihr vorbei. Das Zielfoto war eindeutig. Platz drei ging an die Norwegerin Ingvild Gaskjenn (Liv AlUla Jayco) vor Pfeiffer Georgi (Team dsm-firmenich PostNL) und Borghini.
Rennunterbrechung nach Motorradunfall
Zwischendrin stand das Rennen jedoch still. Wie die Polizei Limburg in den sozialen Netzwerken mitteilte, war ein Motorradfahrer der Polizei am Bergseweg, dem dritten Anstieg des Rennens, mit einem Fahrzeug kollidiert. Der Polizist wurde ins Krankenhaus gebracht, die Unfallstelle und somit auch der Anstieg gesperrt. Das Peloton musste daraufhin nach 46 Kilometern anhalten.
Nach rund einer Stunde entschieden die Organisatoren dann, das Feld neutralisiert nach Valkenburg fahren zu lassen und dort das Rennen wieder aufzunehmen. Damit verringerte sich die Renndistanz von 157 auf nur noch 101 Kilometer. Auch die Anstiege Kruisberg, Eyserbosweg, Fromberg und Keutenberg fielen damit aus dem Programm. Das Finale verkürzte man zudem von vier auf drei Schlussrunden mit dem Anstieg hinauf zum Cauberg.
Ricarda Bauernfeind kurz vor Ziel eingeholt
Eine starke Vorstellung nach Wiederbeginn zeigte die Ingolstädterin Ricarda Bauernfeind (Canyon//SRAM Racing), die sich in der zweiten Runde am Bemerlerberg mit Yara Kastelijn (Fenix-Deceuninck) und Eva van Agt (Visma-Lease a Bike) aus dem Feld absetzte. 35 Kilometer blieben von dort bis zum Ziel, zeitweise hatte das Trio rund eine Minute an Vorsprung und durfte sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg machen.
Doch durch die Nachführarbeit von unter anderem Lidl-Trek holte die Favoritengruppe die drei Ausreißerinnen an der finalen Auffahrt zum Cauberg 1,9 Kilometer vor dem Ziel wieder ein. Weltmeisterin Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) verlor dort den Anschluss, entscheidende Attacken blieben indes aus. So erreichte eine größere Gruppe schließlich die Zielgerade – mit dramatischem Ausgang für Wiebes. Bauerfeind beendete das Rennen zeitgleich auf Rang 18.
Amstel Gold Race 2024: Ergebnisse - die Top 10
- Marianne Vos (Visma | Lease a Bike) 2:35:02
- Lorena Wiebes (SD Worx - Protime) +0:00
- Ingvild Gaskjenn (Liv AlUla Jayco)
- Pfeiffer Georgi (Team dsm-firmenich PostNL) +0:00
- Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) +0:00
- Eleonora Gasparrini (UAE Team ADQ) +0:00
- Ashleigh Moolman (AG Insurance-Soudal Team) +0:00
- Amber Kraak (FDJ-Suez) +0:00
- Yara Kastelijn (Fenix-Deceuninck) +0:00
- Soraya Paladin (Canyon//SRAM Racing) +0:00