Nun also doch noch: Mit zwei Jahren Verspätung startet der Giro d’Italia am 6. Mai 2022 in Ungarn. Dort sollte es bereits 2020 losgehen, ehe die Ungarn wegen der Pandemie wieder absagten. Weil nach drei Etappen in Ungarn ein weiter Transfer per Flugzeug nach Sizilien folgt, rollt das Peloton bei der 105. Auflage der Italien-Rundfahrt bereits an einem Freitag los – so gewinnt man Zeit für einen dritten Pausentag. Von Budapest führt die Strecke über 21 Etappen und insgesamt 3.410 Kilometer und endet am 29. Mai mit einem Einzelzeitfahren in der Arena von Verona. "Die Strecke ist eher etwas für einen richtigen Bergfahrer – auch weil es extrem wenig Zeitfahren gibt", sagt Rolf Aldag, der neue Sportchef beim Team Bora-Hansgrohe.
51.000 Höhenmeter müssen die Fahrer bewältigen, fünf Bergankünfte warten unterwegs. Die erste führt bereits am Ende der vierten Etappe auf den Ätna. Schwere Bergetappen mit Schlussanstiegen warten auch am "Blockhaus" in den Abruzzen (9. Etappe), in Cogne im Aosta-Tal (15.) und am vorletzten Giro-Tag bei einer Dolomiten-Rundfahrt über die Pässe San Pellegrino und Pordoi ins Ziel am Passo Fedaia. Als Königsetappe darf der 16. Tagesabschnitt gelten, der über die (leichtere) Südseite des Mortirolo-Passes nach Aprica und insgesamt 5.400 Höhenmeter führt. In Summe stehen nur 26,3 Kilometer Einzelzeitfahren auf dem Programm, verteilt auf zwei Etappen. Für Sprinter dürften die drei Wochen hartes Brot werden: "Maximal fünf Sprints", sieht Aldag beim Blick auf die Streckenprofile.
Neben den entscheidenden Bergetappen, den zwei Zeitfahren und den Flachetappen gibt es im Mittelteil bei der Fahrt vom Süden Italiens in die Alpen noch schwierig zu kontrollierende Tagesabschnitte, auf denen bis zu 4.500 Höhenmeter auf die Profis warten. "Diese Etappen kochen die Rennfahrer weich. Man braucht dort viel Konzentration", betont Aldag.
Der 105. Giro d’Italia in Zahlen
- 14 – So viele Auslandsstarts umfasst die Giro-Geschichte, wenn es am 6. Mai in Ungarn losgeht. Die Premiere gab’s 1965 in San Marino.
- 26,3 – Kilometer Einzelzeitfahren, verteilt auf zwei Etappen – weniger Distanz im Kampf gegen die Uhr gab es letztmals 1962.
- 5 – Bergankünfte müssen die Profis bewältigen: Am Ätna, am Anstieg "Blockhaus" in den Abruzzen sowie in den Alpen in Cogne, eine kürzere am Santuario di Castelmonte und am vorletzten Tag am Passo Fedaia.
- 2.239 – Meter – auf dem Pordoi-Pass erreicht der Giro 2022 während der20. Etappe seinen höchsten Punkt, die sogenannte Cima Coppi.
- 201 – Kilometer – das ist die längste Tagesdistanz, auf der 3. und 11. Etappe. Nur drei Etappen knacken die 200-km-Marke.
- 3 – Länder bereist der Giro in diesem Jahr. Nach dem Start in Ungarn liegen zwar alle Etappen-Orte in Italien. Auf der 19. Etappe führt aber eine Schleife durch Slowenien.
- 51.000 – Höhenmeter sind auf die 21 Etappen verteilt.
Die Etappen des Giro d’Italia 2022 im Überblick
1. Etappe | 6. Mai | Budapest – Visegrád | 195 km
2. Etappe | 7. Mai | Budapest – Budapest | 9.2 EZF
3. Etappe | 8. Mai | Kaposvár – Balatonfüred | 201 km
Ruhetag 9. Mai
4. Etappe | 10. Mai | Avola – Ätna 166 km
5. Etappe | 11. Mai | Catania – Messina 172 km
6. Etappe | 12. Mai | Palmi – Scalea 192 km
7. Etappe | 13. Mai | Diamante – Potenza 198 km
8. Etappe | 14. Mai | Neapel – Neapel 149 km
9. Etappe | 15. Mai | Isernia – Blockhaus 187 km
Ruhetag 16. Mai
10. Etappe | 17. Mai | Pescara – Jesi 194 km
11. Etappe | 18. Mai | Santarcangelo di Romagna – Reggio Emilia 201 km
12. Etappe | 19. Mai | Parma – Genua 186 km
13. Etappe | 20. Mai | Sanremo – Cuneo 157 km
14. Etappe | 21. Mai | Santena – Turin 153 km
15. Etappe | 22. Mai | Rivarolo Canavese – Cogne 177 km
Ruhetag 23. Mai
16. Etappe | 24. Mai | Salò – Aprica 200 km
17. Etappe | 25. Mai | Ponte di Legno – Lavarone 165 km
18. Etappe | 26. Mai | Borgo Valsugana – Treviso 146 km
19. Etappe | 27. Mai | Marano Lagunare – Castelmonte 178 km
20. Etappe | 28. Mai | Belluno – Passo Fedaia/Marmolada 165 km
21. Etappe | 29. Mai | Verona – Verona 17,1 km EZF
Favoriten für den Giro d’Italia 2022
Wer hat gute Chancen, in Verona im Rosa Trikot zu feiern? Wir zeigen die heißesten Kandidaten auf den Giro-Gesamtsieg:
Richard Carapaz (ECU) | Ineos Grenadiers
In seiner Heimat gilt er als Held, seit er 2019 den Giro d’Italia gewann. Der Olympiasieger im Straßenrennen soll beim Team Ineos Grenadiers diesmal eine illustre Eskorte um den Tour-Dritten Richie Porte an seiner Seite haben.
Tom Dumoulin (NED) | Jumbo-Visma
Vor einem Jahr schien seine Karriere beendet. Ausgelaugt gönnte er sich während des Giro eine Pause. Doch er kam zurück, gewann Olympia-Silber im Einzelzeitfahren. Kann er an seine Leistungen beim Giro-Sieg 2017 anknüpfen? An seiner Seite der junge Adjutant Tobias Foss aus Norwegen.
Joao Almeida (POR) | UAE Emirates
Bei seinem alten Team Deceuninck-Quick-Step fühlte er sich zurückgesetzt. Beim neuen Team UAE darf er nun zeigen, ob er die Klasse für einen Grand-Tour-Sieg hat. Der überragende Teamkapitän Tadej Pogačar, zuletzt zweimal Sieger der Tour de France, verzichtet auf den Start in Italien.
Miguel Angel Lopez (COL) | Astana
Viele Radsport-Fans haben die Bilder noch im Kopf: Als bei der vergangenen Spanien-Rundfahrt auf der 20. Etappe die Top-Favoriten davonfuhren und die Sportliche Leitung seines damaligen Teams Movistar Lopez die Verfolgung untersagte, stieg der heißblütige Kolumbianer noch während der Etappe vom Rad und verschenkte eine Top-Platzierung. Zurück bei Astana hofft er, an der Seite von Altmeister Vincenzo Nibali alle Freiheiten zu bekommen – Dritter war er beim Giro schon.
Simon Yates (GBR) | BikeExchange-Jayco
Der Brite hat noch eine Rechnung mit dem Giro offen – oder mit sich selbst. Im Jahr 2018 sah er schon wie der sichere Sieger aus. Doch auf der 19. Etappe konnte er einer Attacke von Chris Froome nicht folgen, der ihm mit einem Solo-Ritt den Gesamtsieg entriss – Yates brach völlig ein. Neben Yates haben auch sein Landsmann Hugh Carthy (EF) und der aufstrebende Kolumbianer Ivan Ramiro Sosa (Movistar) Chancen auf einen Platz auf dem Podium.