Tour de France 2020Das Reglement - Wie gewinnt man die Tour de France?

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 · 12.08.2020

Tour de France 2020: Das Reglement - Wie gewinnt man die Tour de France?Foto: Getty
Die Tour de France kürt zahlreiche Sieger - neben dem Kampf ums Gelbe Trikot locken Bergwertung, Sprintwertung und vieles mehr. Wir erklären, wie das Reglement funktioniert.

Die Tour de France ist das prestigeträchtigste Radrennen des Jahres. Wer bei der Frankreichrundfahrt Erfolge feiert, kann auf ein beträchtliches Preisgeld hoffen - und das Team auf reichlich Sendezeit und somit einen enormen Werbewert. Wie die unterschiedlichen Wertungen der Tour de France im Detail funktionieren, das erfahren Sie hier.

So gewinnt man die Gesamtwertung

Der Gesamtführende der Tour de France ist der Fahrer, der die bislang gefahrene Strecke in der kürzesten Zeit zurückgelegt hat. Punkte spielen bei der Vergabe des Gelben Trikots keine Rolle, aber es gibt wie schon bei der Tour de France 2019 auch dieses Jahr wieder Bonussekunden. Auf folgenden acht Gipfeln erhält der erste Fahrer acht Sekunden Zeitgutschrift, der Zweitplatzierte erhält fünf Sekunden, der Dritte noch zwei Sekunden:

  • 2. Etappe: Col des Quatre Chemins
  • 6. Etappe : Col de la Lusette
  • 8. Etappe: Col de Peyresourde
  • 9. Etappe: Col de Marie Blanque
  • 12. Etappe: Suc au May
  • 13. Etappe: Col De Neronne
  • 16. Etappe: Montée de Saint-Nizier-du-Moucherotte
  • 18. Etappe: Montée du plateau des Glières
  Titelverteidiger bei der Tour de France: Ineos-Profi Egan Bernal.  	 Foto: dpa Foto: Pool Peter De Voecht/BELGA/dpa Titelverteidiger bei der Tour de France: Ineos-Profi Egan Bernal. Foto: dpa

Die Idee zur gelben Farbe hatte Henri Desgrange bereits 1919, inspiriert vom Gelb seiner Zeitung L'Auto, die das Rennen sponsorte. Der erste Fahrer in Gelb war im selben Jahr der Franzose Eugene Christophe.

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Der beste Jungprofi unter 26 Jahren, wird mit dem weißen Trikot ausgezeichnet. Der angriffslustigste Fahrer des Vortages erhält eine rote Rückennummer. Am Ende der Tour wird zudem der "Super combatif" gekürt, der sich durch seine Offensive Fahrweise während der drei Wochen auszeichnete.

So wird man bester Bergfahrer der Tour de France

Gut klettern können reicht nicht, man muss auch gut rechnen können. Nach der Neusortierung der Punktevergabe vor wenigen Jahren bringen die großen Pässe der Alpen nun überproportional viele Punkte im Kampf um das gepunktete Bergtrikot ein. Wer als erster auf kleineren Bergen ist, sammelt hingegen vergleichsweise wenige Punkte. Hier die gesammte Punktevergabe für alle Kategorien im Überblick:

  Julian Aalaphilippe ging 2018 oft in die Offensive, um sich genügend Bergpunkte zu sicher. 2019 gewann sein Landsmann Romain Bardet die Sonderwertung.Foto: Getty Julian Aalaphilippe ging 2018 oft in die Offensive, um sich genügend Bergpunkte zu sicher. 2019 gewann sein Landsmann Romain Bardet die Sonderwertung.

Hors Catégorie20-15-12-10-8-6-4-2 für die ersten Achtz.B. Col de la Madeleine1.Kategorie10-8-6-4-2-1 für die ersten Sechsz.B. Col de Turini2.Kategorie5-3-2-1 für die ersten Vierz.B. Col d'Èze3.Kategorie2-1 für die ersten Beidenz.B.Col du Pilon4.Kategorie1 für den Erstenz.B. col de l'Orme

So wird man bester Sprinter der Tour de France

Auch beim Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters heißt es taktisch vorgehen, denn vordere Platzierungen bei den Massensprints alleine dürften nicht ausreichen, um diese Sonderwertung zu gewinnen. Die Triumphe von Peter Sagan in den letzten Jahren haben vielmehr gezeigt: Wer im Massensprint konstant unter die Top Fünf kommt und sich auch schweren Etappen geschickt in Ausreißergruppen platziert, um Zwischensprints zu gewinnen, hat die größten Chancen Paris in Grün zu erreichen. Grundsätzlich gilt: Die Etappen haben unterschiedliche Koeffizienten und je nach Koeffizeint gibt es unterschiedlich viele Sprintpunkte für die ersten fünfzehn platzierten Fahrer:

  Arnaud Démare gewinnt 2018 die 18.Etappe und greift damit 50 Punkte im Kampf um Grün ab. Um Peter Sagan zu überholen, reichte das am Ende aber nicht.Foto: Getty Arnaud Démare gewinnt 2018 die 18.Etappe und greift damit 50 Punkte im Kampf um Grün ab. Um Peter Sagan zu überholen, reichte das am Ende aber nicht.

Koeffizient 1 und 2Etappen 1, 3, 5, 7, 10, 11, 14, 19, 2150-30-20-18-16- 14-12-10-8-7-6-5-4-3-2 Punkte Koeffizient 3Etappen 2, 4, 6, 12, 1630-25-22-19-17-15-13-11-9-7-6-5-4-3-2 Punkte Koeffizient 4 und 5Etappen 8, 9, 13, 15, 17, 1820-17-15-13-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 PunkteKoeffizient 6Etappe 20 (EZF)20-17-15-13-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 PunkteZwischensprintauf jeder Etappe20-17-15-13-11-10- 9-8-7-6-5-4-3-2-1 Punkte

Weiterführende Infos finden Sie im offiziellen Reglement des Rennens. Den Link zum kostenfreien Download als PDF (in Englisch und Französisch) finden Sie unten. Achtung: Das Reglements ist nicht fehlerfrei ins Englische übertragen worden. Es gilt die französische Version vor der englischen Übersetzung!

Rechenbeispiel: So funktioniert das Zeitlimit

Ein komplizierter Bestandteil der Rennregeln ist die Berechnung des Zeitlimits auf den einzelnen Etappen, obwohl das Prinzip so simpel klingt: Wer erst nach der Karenzzeit deutlich später als der Sieger ins Ziel kommt, darf zur kommenden Etappe nicht mehr antreten. Die Berechnung dieser Karenzzeit erfolgt durch einen prozentualen Aufschlag auf die Fahrzeit des Etappensiegers.

  Das "Grupetto" der abgehängten Fahrer umfasst oft viele Sprinter, hier Dylan Groenwegen und Peter Sagan (17.Etappe 2019).Foto: getty images/velo collection Das "Grupetto" der abgehängten Fahrer umfasst oft viele Sprinter, hier Dylan Groenwegen und Peter Sagan (17.Etappe 2019).

Der Prozentsatz hängt dabei von einem Koeffizienten der Etappe ab; dieser liegt zwischen eins und sechs, je nach Art und Schwierigkeitsgrad der Etappe. Zudem ist die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers wichtig. Je schneller gefahren wird, desto mehr Zuschlag gibt es für die Abgehängten.

Unser Beispiel: Die 17. Etappe der diesjährigen Tour, die über 170 Kilometer von Grenoble auf den Col de la Loze führt. Diese Etappe hat laut Reglement den Koeffizient 4. Der Prozentsatz liegt somit, je nach Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers, zwischen 7und 18 Prozent.

Wird die Etappe nach 4:47:19 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35,5 km/h gewonnen, so werden auf die Fahrzeit des Siegers laut Reglement 13 Prozent aufgeschlagen. Die Sprinter und Wasserträger können somit 37:20 Minuten nach dem Sieger im Ziel eintreffen, ohne aus der Gesamtwertung genommen zu werden.

Beim Einzelzeitfahren (20. Etappe), jeweils mit Koeffizient 6 eingestuft, darf ein Rennfahrer 30 Prozent länger brauchen als der bzw. die Tagessieger. Die Jury hat zusätzlich die Möglichkeit, in begründeten Fällen das Zeitlimit heraufzusetzen - beispielsweise bei besonders schwierigen Bedingungen im Rennen.

Preisgeld: Das kann man bei der Tour de France verdienen

Mit einer halben Millionen Euro wird der Gesamtsieg fürstlich entlohnt, der Zweitplatzierte kassiert 200.000 Euro, der Dritte 100.000 Euro. Die Sieger der Sonderwertungen für Sprint- und Bergpunkte erhalten jeweils 25.000 Euro; der beste Junprofi darf 20.000 Euro mit nach Hause nehmen. 6.000 Euro bekommt der Träger eines dieser drei Trikots täglich.

Während die Top-Profis also durchaus ordentliche Summen verdienen können, haben vor allem die kleineren Teams ein Auge auf die zahlreichen Zwischenwertungen geworfen: Mit 1.500 Euro schlagen gewonnene Zwischensprints zu Buche, 800 Euro winken dem ersten Fahrer auf dem Gipfel eines Hors Catégorie-Berges. Weitere Details zum Preisgeld finden Sie im kostenfrei downloadbaren PDF des Reglements unten.

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