Vuelta a España: Radsport-Highlight im Spätsommer

Die Vuelta a España ist die dritte große Landesrundfahrt im Profiradsport im Jahr und findet in der Regel im August bzw. September statt. Fahrer und Zuschauer überzeugt die Spanien-Rundfahrt mit ihrem hügeligen Profil und einigen schwierigen Bergetappen. TOUR erklärt Ihnen alles Wichtige zur Vuelta und hält Sie mit aktuellen News zum Radsport-Event auf dem Laufenden.

Vuelta a España: Spanien-Rundfahrt auf hügeligem Terrain

Die Vuelta a España (spanisch für Spanien-Rundfahrt) zählt mit der Tour de France und dem Giro d’Italia zu den drei größten Radrennen der Welt – den Grand Tours. Sie findet seit den 1990er Jahren nach den beiden anderen Wettbewerben im August und September statt und markiert damit den Abschluss der großen Straßenrennen. Auf sie folgt meistens die Radsport-Weltmeisterschaft, die meistens Mitte September stattfindet.

Vuelta-a-Espana-Primoz-Roglic-Lagos-de-CovadongaFoto: Getty Velo

1935 wurde die Vuelta Ciclista a España (meist kurz Vuelta oder La Vuelta) erstmals ausgetragen, weshalb sie die jüngste der Grand Tours ist. Die dreiwöchige Rundfahrt umfasst meist 21 Etappen und zwei Ruhetage. Der anspruchsvolle Parcours führt in wechselnder Streckenführung quer durch Spanien. Wie der Giro d’Italia und die Tour de France startet die Spanien-Rundfahrt häufig außerhalb des Landes. Teilweise macht die Route auch einzelne Abstecher in andere Länder, wie zum Beispiel Deutschland, Frankreich oder Andorra. Traditionell endet die Vuelta in der spanischen Hauptstadt Madrid.

Seit 2005 zählt die Vuelta zur UCI Pro Tour, eine vom Internationalen Radsport-Verband veranstaltete Serie von bedeutenden Radrennen im Straßenradsport. Die Nachfolgerserie ist seit 2011 die UCI World Tour.

Spanien-Rundfahrt: Die optimale Strecke für Kletterer

Die Vuelta besticht durch ihre hügeligen Etappen und eindrucksvolle Umgebung. Sie erstreckt sich meistens über eine Länge von 3300 bis 3500 Kilometern, aufgeteilt auf 21 Etappen. Dabei überwinden die Fahrer häufig bis zu 5000 Höhenmeter an nur einem Tag. Durch ihre wenigen Flachetappen, die oftmals auch mit einer kürzeren Bergankunft enden, gilt die Vuelta als die bergigste Grand Tour. Daher sind starke Kletterer in der Regel die Topfavoriten.

Wer allerdings ganz vorne mitspielen und einen Tagessieg oder sogar den Gesamtsieg ergattern möchte, sollte auch ein guter Zeitfahrer sein: Gleich zu Beginn startet die Spanienrundfahrt häufig mit einem Zeitfahren – entweder im Team oder im Einzel. Ein weiteres Zeitfahren folgt in der zweiten Hälfte der Rundfahrt. Zudem gibt es meistens zwei, manchmal auch drei Ruhetrage, wenn zum Beispiel ein Transfer zwischen zwei Ländern ansteht.

Der Großteil der Etappen findet an der Meeresküste im Süden der iberischen Halbinsel oder auf den hohen Bergen im Landesinneren statt. Häufig absolvieren die Fahrer auch einige Flachetappen im Nordwesten nördlich von Portugal. Das Markenzeichen der Vuelta ist der Anstieg des Alto de Angliru in Asturien, bei dem das Fahrerfeld eine steile Rampe mit bis zu 24 Prozent Steigung überwinden muss. Dieser Anstieg zählt zu den schwierigsten im gesamten Radsport.

Die Vuelta gilt als die bergigste Grand Tour. Daher sind starke Kletterer in der Regel die Topfavoriten.Foto: Getty VeloDie Vuelta gilt als die bergigste Grand Tour. Daher sind starke Kletterer in der Regel die Topfavoriten.

Weitere hart umkämpfte und spannende Etappen sind zum Beispiel die Bergankünfte am Puerto de las Peñas Blancas, der Sierra de la Pandera oder die Hoya de la Mora in der Sierra Nevada. Oft macht die Vuelta für einige Etappen einen Zwischenstopp in Andorra an der Grenze zu Frankreich. Hier erwarten die Radsportler einige steile Bergetappen und Pässe.

Vuelta a España 2022: Die 78. Ausgabe der Spanien-Rundfahrt

Die 78. Ausgabe der Vuelta beginnt am 26. August 2023 mit einem Teamzeitfahren in Barcelona und endet nach drei Wochen am 17. September in Madrid. Highlights der Strecke sind die Ankünfte auf dem von der Tour France bekannten Col du Tourmalet und dem Angliru.

Die Wertungen und Trikots der Vuelta

Wer bei der Vuelta welches Trikot tragen darf, wurde in der Vergangenheit mehrfach angepasst. So wechselten nicht nur die Trikotfarben, sondern auch das Regelwerk. Heute wird die Spanien-Rundfahrt nach dem Reglement der UCI und des Sonderreglements des Veranstalters, der Firma Unipublic, ausgetragen. Dieser kann von Jahr zu Jahr Änderungen an seinen Vorgaben für das Rennen vornehmen.

Traditionell endet die Vuelta in der spanischen Hauptstadt Madrid, wo dann die Sieger der einzelnen Wertungen gekürt werden.Foto: Getty VeloTraditionell endet die Vuelta in der spanischen Hauptstadt Madrid, wo dann die Sieger der einzelnen Wertungen gekürt werden.

Gesamtwertung

Der Führende der Gesamtwertung trägt seit 2010 (75-jähriges Jubiläum der Vuelta) das Rote Trikot (Maillot Rojo). In der Vergangenheit war das Trikot viele Jahre golden oder gelb, aber auch weiß, orange und weiß mit roten Bruststreifen. Für die Gesamtwertung werden die Zeiten aller gefahrenen Etappen addiert – abzüglich der Zeitgutschriften, die die ersten Drei im Ziel und bei Zwischensprints erhalten. Der Radprofi, der für den gesamten Parcours am kürzesten braucht, gewinnt die Gesamtwertung.

Punktewertung

Wie bei der Tour de France ist auch bei der Vuelta das Trikot der Punktewertung grün. Die Punkte werden bei den Zwischensprints und Zielankünften an die Top 15 bzw. Top 3 vergeben. Bei Punktegleichstand entscheidet zunächst die Zahl der Etappensiege und dann die gewonnen Zwischensprints darüber, wer das Grüne Trikot (Maillot Verde) tragen darf.

2021 wurde das erste Mal die Punktevergabe nach dem Profil der Strecke vergeben – wie beim Giro und der Tour de France. Daher konnten die Fahrer bei den Flachetappen mehr Punkte holen als bei einer Bergankunft. So sind die Chancen für die Sprinter höher, das Grüne Trikot zu gewinnen, während die Kletterer in der Bergwertung das Weiße Trikot dominieren.

Bergwertung

Der Fahrer, der die Bergwertung anführt, trägt das Trikot des besten Kletterers (Maillot Lunares). Dieses ist wie bei der Tour de France weiß, allerdings nicht mit roten, sondern blauen Punkten. Die Gipfel der Vuelta sind wie bei den anderen beiden Landesrundfahrten in vier Kategorien eingeteilt. Je nach Schwierigkeitsgrad erhalten die ersten drei oder fünf Fahrer an den Anstiegen unterschiedlich viele Punkte für ihre Platzierung.

Nachwuchswertung

Der beste Nachwuchsfahrer trägt seit 2019 wie bei den anderen beiden Grand Tours ein weißes Trikot (Maillot Blanco). Er wird wie der Führende der Gesamtwertung durch Addition der Zeiten der Tagesabschnitte aller Fahrer unter 25 Jahren ermittelt.

Darüber hinaus gibt es die Mannschaftwertung und die Kür des kämpferischsten Fahrers. Bis 2018 hatte die Vuelta mit wenigen Unterbrechungen eine Besonderheit im Radsport: die Kombinationswertung. Sie zeichnete den vielseitigsten Radprofi aus. Hierfür wurden die Ergebnisse der Gesamt-, Berg- und Punktewertung addiert. Der Fahrer mit der niedrigsten Summe führte diese Kombinationswertung an.

Vergangene Sieger der Spanien-Rundfahrt

Die meisten Gesamtsiege bei der Spanienrundfahrt konnte der Spanier Roberto Heras (2000, 2003, 2004, 2005) erringen. Der Schweizer Tony Rominger (1992-1994), der spanische Radprofi Alberto Contador (2008, 2012, 2014) und der Slowene Primož Roglič (2019-2021) kommen auf jeweils drei Siege. Ob Roglič mit Heras gleichziehen kann, wird sich bei der 78. Ausgabe der Vuelta zeigen.

Auf die meisten Etappensiege kommt der Spanier Delio Rodríguez. Er hält mit 39 Siegen den Rekord. Generell dominieren die Spanier bei den Ergebnissen ihrer Heimrundfahrt: Sie konnten die Vuelta insgesamt 33 Mal gewinnen und auch viele Tagessiege erringen.

Siegerliste Vuelta der letzten zehn Jahre

  • 2022 Remco Evenepoel (Belgien)
  • 2021 Primož Roglič (Slowenien)
  • 2020 Primož Roglič (Slowenien)
  • 2019 Primož Roglič (Slowenien)
  • 2018 Simon Yates (Großbritannien)
  • 2017 Christopher Froome (Großbritannien)
  • 2016 Nairo Quintana (Kolumbien)
  • 2015 Fabio Aru (Italien)
  • 2014 Alberto Contador (Spanien)
  • 2013 Christopher Horner (USA)
  • 2012 Alberto Contador (Spanien)

Geschichte der Vuelta a España

Inspiriert von der italienischen und französischen Landesrundfahrt, wurde die Vuelta a España das erste Mal 1935 ausgetragen. 50 Fahrer nahmen an dem Rennen teil, das aus 14 Etappen bestand. Sieger wurde der Belgier Gustaf Deloor. Schon damals war die Strecke mehr als 3000 Kilometer lang. Auch ein Jahr später konnte der belgische Radsportler die Vuelta für sich entscheiden. In den darauffolgenden Jahren fand die Spanien-Rundfahrt nur sehr unregelmäßig statt. Grund dafür waren der Spanische Bürgerkrieg und der Zweite Weltkrieg sowie die daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme des Landes.

Seit 1955 findet die Spanienrundfahrt jährlich statt – auch mit immer mehr Teilnehmern und Zuschauern. Zunächst legte der Veranstalter das Rennen in den Frühling. Dies führte allerdings zu Überschneidungen mit den anderen Grand Tours, sodass die Vuelta Mitte der 90er auf August/September verlegt wurde. Seit 1979 ist Unipublic der Veranstalter der Rundfahrt, der seit 2014 mit der Amaury Sport Organization (A.S.O.) zusammenarbeitet.

Im Jahr 2020 wurde die Vuelta aufgrund der COVID-19-Pandemie auf den 20. Oktober verschoben. Dabei kam es zu einer Überschneidung mit dem Giro d’Italia, der vom 3. bis 25. Oktober stattfand. Deshalb mussten sich die Fahrer entscheiden, an welcher Grand Tour sie teilnehmen. Die Rundfahrt umfasste erstmals seit 1985 nur 18 anstatt 21 Etappen und startete nicht wie vorgesehen im niederländischen Utrecht. Auch die Streckenführung ins benachbarte Portugal wurde wegen der Pandemie ausgelassen.

Etappen & Höhenprofile

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