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Unheilig – alles über die Band auch Aachen

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Der Graf von Unheilig live beim HitRadio RTL Konzert Stars for Free 2016 in der Chemnitz Arena Chem
Der Graf von Unheilig © M. Kremer / IMAGO

Die Band Unheilig war so wandelbar wie kaum eine andere. Der Graf übt noch immer eine besondere Faszination auf seine Fans aus. Seit 2016 spielen Unheilig ohne ihren Gründer. 

Aachen – Die Band Unheilig wird von Bernd Heinrich Graf, alias Der Graf, bereits 1999 gegründet. Der Sänger und Songschreiber ist bis zu seinem Ausstieg 2016 das Zentrum und Aushängeschild der Band. Der große Erfolg kommt 2006 mit den ersten Chartplatzierungen. Zu Hochzeiten der Gruppe regnet es Preise und Auszeichnung, eingeschworene Fans verlieren sich noch heute in den träumerischen Liedern, die zahlreichen Musikgenres zugeordnet werden können.

Gründung von Unheilig: Der Graf wollte schon 1999 mit anderen Musikern Erfolg haben

Bernd Heinrich Graf, der sich mit Künstlernamen Der Graf nennt, gründet die Band Unheilig 1999 gemeinsam mit den Musikern Grant Stevens und José Alvarez-Brill in seiner Heimat Aachen. Ein Jahr später bringen sie die erste Single mit dem Titel „Sage Ja!“ heraus, gefolgt von den Album-Auskopplungen „Komm zu mir!“ und „Dream On“ im Jahr 2001. Kurz darauf erscheint „Phosphor“, das erste Album der Band, das mit modernem Elektro-Rock die Massen überzeugen soll. Der kommerzielle Erfolg bleibt zunächst aus, allerdings schaffen es Unheilig, auf einigen Festivals und Open-Air-Konzerten wie dem „Doomsday Festival“ und dem „Wave-Gotik-Treffen“ aufzutreten.

Statt den Erfolg zu nutzen, zerreißt die Band allerdings auf Grund von kreativen Differenzen und Der Graf entscheidet sich, seine Karriere als Solo-Künstler fortzuführen. Er schreibt und produziert selbst, lediglich für Auftritte vor Publikum engagiert er Gastmusiker, die seine Songs mit ihm gemeinsam spielen.

In dieser Zeit entsteht nach einem Weihnachtsalbum von 2002 auch das dritte Studioalbum „Das 2. Gebot“, das 2003 veröffentlicht wird. Die Fans wünschen sich in Online-Umfragen „Schutzengel“ als EP, also wird dieses Lied als Single ausgekoppelt. 2004 folgt für das vierte Album „Zelluloid“ eine große Deutschlandtournee, die Der Graf mit Unheilig gemeinsam mit der Synth-Rock-Band Terminal Choice spielt. Ausschnitte dieser Konzerte liefern das Material für das erste Live-Album von Unheilig, das den Titel „Gastspiel“ trägt, und 2005 veröffentlicht wird. Auch eine DVD gibt es dazu.

Die ersten großen Erfolge: Unheilig und Der Graf feiern 2006 die ersten Chartplatzierungen

Im Januar 2006 wird das Album „Moderne Zeiten“ veröffentlicht, das Unheilig zum ersten Mal einen Platz in Charts beschert. Die Platte steigt auf Platz 76 ein und hält sich dort eine Woche. Auch bei diesem Album dürfen, wie schon zuvor, die Fans entscheiden, welche Single ausgekoppelt werden soll. Das Publikum entscheidet sich für „Astronaut“. Auch das Lied „Der Himmel über mir“ ist auf dem Album zu hören. In dem Song erklärt Der Graf, dass er zwar religiös ist, von der Kirche aber wenig hält, weswegen er sich als „unheilig“ bezeichnet. Im Zuge dieses Album gehen Unheilig gemeinsam mit Project Pitchfork auf Tour und ein Jahr später spielen sie sogar auf dem Wacken Open Air.

2008 folgt das Album „Puppenspiel“, dass als Studio- und als Live-Version veröffentlicht wird. Beide Alben landen in den Charts, die Studioversion sogar für zwei Wochen auf Platz 13. Über 100.000 Verkäufe sorgen für eine goldene Schallplatte. Dieser Erfolg sorgt auch für ein gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit und noch im gleichen Jahr erscheint im November die Dokumentation „Unheilig – Ein Leben für die Musik“ über die Band.

Nach der ersten Chart-Auszeichnung für „Puppenspiel“, hagelt es Goldene und Platin-Schallplatten für die Alben von Unheilig. 2010 erhält „Große Freiheit“ insgesamt 15 mal Platin – neunmal in Deutschland, viermal in Österreich und zweimal in der Schweiz – und verkauft sich über 2 Millionen Mal. Das Album steigt auf Platz 1 der Charts ein und hält sich 157 Wochen in der Rangliste. „Lichter der Stadt“ schließt sich an diesen Erfolg an und bekommt 2012 neunmal Gold in Deutschland, in Österreich und der Schweiz sogar Doppelplatin. In den Charts aller drei Länder steigt das Album auf Platz 1 ein.

„Gipfelstürmer“ kommt 2014 heraus und bekommt in Deutschland fünffach Gold, Platin in Österreich und hält sich 56 Wochen lang in den deutschen Charts, nachdem es dort wie seine Vorgänger auch Platz 1 erreicht. 2016 kommt das letzte Studioalbum von Unheilig heraus. „Von Mensch zu Mensch“ bekommt Platin in Deutschland und wie gewohnt den obersten Rang in der Chartliste. Das Album hält sich 22 Wochen dort.

Zwischen den Studioalben veröffentlicht Der Graf mit seiner Band weitere EPs, Live-Alben, Videoalben und Kompilationen. Mittlerweile gibt es außerdem knapp 30 Musikvideos von Unheilig.

Goldene Zeiten: Unheilig zwischen kommerziellem Erfolg und Kritik

Während sich die Verkaufszahlen überschlagen, muss Unheilig aber auch viel Kritik einstecken. Den einen ist die Musik zu dunkel, die „Schwarze Szene“ – eine Dark Wave- und Independent-Musikszene mit Ursprung in den 80ern – findet die Lieder mittlerweile zu kommerziell. Weil Unheilig und Der Graf ständig in den Medien und im TV zu sehen sind, können sie kaum noch als geheimer Untergrund-Tipp gelten. Den eingeschworenen Fans stößt das sauer auf. Der Graf selbst versteht die Reaktionen nicht. In einem Stern-Interview sagt er 2010, dass es ihn schmerze, dass seine Musik plötzlich anders wahrgenommen werde, nur weil sie von mehr Menschen gehört werde oder weil er sich anders kleide.

Auch wenn es einige Hater gibt, die das neue Image von Unheilig nicht akzeptieren wollen, gibt es doch genug, die in der Band aus Aachen ihre neuen Lieblingsmusiker finden. Das zeigt sich auch in den Charterfolgen und Auszeichnungen, die Der Graf und seine Kollegen in Massen bekommen. 2010 gewinnt Unheilig einen Bambi in der Kategorie „Pop National“. Es folgt der Sieg beim Bundesvision Song Contest mit dem Lied „Unter deiner Flagge“. 2011 gewinnt die Band einen Cometen in der Kategorie „Bester Song“ für „Geboren um zu leben“. Im gleichen Jahr folgen der Deutsche Musikautorenpreis für das erfolgreichste Werk, zwei DIVA Awards für „Music Artist of the Year 2010“ und „Der deutsche Musikpreis“ sowie zwei Echos in den Kategorien „Bestes Album“ für „Große Freiheit“ und „Beste Gruppe Rock/Alternative national“. Ebenfalls 2011 bekommt die Band einen Radio Regenbogen Award in der Kategorie „Band national“ und einen Swiss Music Award als „Best Breaking Act International“.

2012 folgen ein Radiopreis Sieben im Bereich „Live Act National“ und der „Music Award“ bei der Video Champion-Verleihung. 2013 gibt es die Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Musik National“ für die Band sowie zwei Echos in den Kategorien „Erfolgreichster nationaler Act im Ausland“ und erneut als „Beste Gruppe Rock/Alternative national“. 2015 wird die Band zum dritten Mal als beste Rock-Gruppe mit einem Echo ausgezeichnet.

Unheilig ohne Der Graf: So geht es mit der Band seit 2016 weiter

Trotz des enormen Erfolges entschließt sich Der Graf schon 2014 dazu, die Karriere an den Nagel zu hängen. „Gipfelstürmer“ soll das letzte Album werden. Kurz vor der „Ein letztes Mal“-Tour im August 2016 erscheint dann doch noch „Von Mensch zu Mensch“, das nun aber wirklich der Abschied sein soll.

Seitdem hat sich Der Graf zurückgezogen. Im Oktober 2017 wurde noch das Best-of-Album „Pures Gold“ veröffentlicht. Gleichzeitig kündigte die verbliebene Besetzung von Unheilig, die sich 2022 noch aus Keyboarder Henning Verlage, Gitarrist Christoph „Licky“ Termühlen und Schlagzeuger Martin „Potti“ Potthoff“ zusammensetzt, aber an, dass man weiter machen wolle. Gemeinsam mit dem österreichischen Musiker The Dark Tenor, der von nun an die Unheilig-Texte, aber auch seine eigenen Songs singt, geht die Band 2018 auf Tour.

Im Dezember 2020 gibt es das Boxset „Schattenland“, das auf 4.000 Exemplare limitiert ist. Im November 2021 folgt mit „Lichterland“ ein weiteres Unheilig-Best-of-Album.

Ein faszinierender Musik-Stil: Darum sind Unheilig und Der Graf so beliebt bei Fans

Der musikalische Stil von Unheilig variiert von Song zu Song und von Album zu Album. In frühen Zeiten wurden Der Graf und seine Band noch in das Genre der Neuen Deutschen Härte gesteckt, entwickelten danach aber immer kommerziellere Töne. Kritiker beschreiben die Songs als Schlager, Fans als Indy-Rock mit tiefgehenden Emotionen. Als deutschsprachige Band haben der Graf und Unheilig in der deutschen Musikszene einen Platz eingenommen, den ihnen auf Grund der musikalischen Vielfältigkeit kaum jemand streitig machen kann. Die Bandbreite der Musik sorgt dafür, dass Unheilig-Lieder sowohl als Rock-Songs, Balladen, aber auch als Hits für Clubs oder fürs Radio durchgehen können.

Für die meisten Fans entsteht vor allem durch die rohe Emotionalität der Texte, die Der Graf selbst schrieb und in denen er sich mit eigenen Erfahrungen, Wünschen, Träumen und fiktiven Welten auseinandersetzt, eine Faszination, die sich wohl so schnell nicht legen wird. Zwar wird es in absehbarere Zukunft keine neue Musik von Unheilig mit Der Graf geben, seine Lieder bleiben den treuen Fans aber für immer erhalten.

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