Mission Titelverteidigung garantiert Gänsehautstimmung

Dornbirn Nach 2002 und 2008 gibt sich von Freitag bis Sonntag zum dritten Mal in diesem Jahrhundert die Weltelite des Hallenradsports ein Stelldichein in der 3000 Zuschauer fassenden neuen Messehalle elf in Dornbirn. 120 Aktive aus drei Kontinenten und 20 Nationen messen sich bei der 81. Weltmeisterschaft im Radball bzw. 62. im Kunstradfahren des Internationalen Radsport-Weltverbands (UCI) im Kampf um Medaillen und Platzierungen.

Premiere bei einer Heim-WM

Wie bei jedem Großereignis gibt es auch diesmal wieder Aktive und Teams, die als Topfavoriten gelten und solche, denen gute Außenseiterchancen eingeräumt werden. Während bei den Artisten auf zwei Rädern seit vielen Jahren die Sportler aus Deutschland den Ton angeben, stellt das Gastgeberland im Radball mit den Höchstern Patrick Schnetzer und Markus Bröll die erklärten Anwärter auf Gold. Das erfolgreichste Radballduo der Gegenwart hat in den letzten Jahren so ziemlich alles abgeräumt, was es zu holen gab. Seit 2014 wurden sie vier Mal Europameister, entschieden 2014 und 2016 das Weltcupfinale für sich und nahmen bei den letzten vier Weltmeisterschaften in Basel (2013), Brünn (2014), Johor Bahru (2015) und im Vorjahr in Stuttgart jeweils die Goldmedaille und das UCI-Regenbogentrikot des Weltbesten in Empfang. Härteste Konkurrenten des seit wenigen Tagen 24 Jahre alten Muntlixers und des um sechs Jahre älteren Bröll aus Dornbirn im Unternehmen Titelverteidigung sind die Ostschweizer Roman Schneider und Dominik Planzer. Das Duo des Radsportklubs Altdorf fügte Schnetzer/Bröll 2013 in Brünn bzw. zwei Jahre später in Mosnang bei ihren Weltcuptriumphen die einzigen beiden Finalniederlagen bei einem Großevent zu.

Bei den letzten drei Weltmeisterschaften mussten sich Schneider/Planzer im Finale jeweils den Goldschürfern des RC Mazda Hagspiel Höchst geschlagen geben. Auch 2011 war dies so, als sich der damals 19-jährige Schnetzer und der 18 Jahre ältere Dietmar Schneider im japanischen Kagoshima die historische erste WM-Goldene im Radball für Österreich holten.

Ihren ersten Auftritt bei der Heim-WM haben Schnetzer/Bröll im Anschluss an die Eröffnungsfeier ab ca. 19 Uhr gegen die Belgier Damen Brecht/Niels Dirkx.

Wenn die Eröffnungszeremonie über die Bühne geht, haben die 23-jährige Meiningerin Adriana Mathis und Julia Walser (16) vom RC Gisingen ihren ersten WM-Auftritt bereits hinter sich. Die beiden ÖRV-Medaillenhoffnungen sind am Freitag in der Topgruppe des Frauen Einers ab 16.45 Uhr im Einsatz. Sowohl 2015-Weltmeisterin Mathis als auch Junioren-Weltrekordhalterin Walser sind unmittelbar hinter den beiden Topfavoritinnen Viola Brand und Milena Slupina aus Deutschland gereiht und haben sich das Erreichen des Finaldurchgangs der vier Besten aus der Qualifikation am Samstag (ca. 16.15 Uhr) zum Ziel gesetzt.

Erste Entscheidung im Vierer

Die Chance, dass Österreich gleich bei der ersten Siegerehrung vertreten ist, ist ebenfalls gegeben. Der Höchster Vierer in der Besetzung Julia Wetzel, Leonie Huber, Lea und Lukas Schneider belegte bei seinem WM-Debüt im Vorjahr den vierten Platz. Das auf einer Position veränderte Quartett (Anm. Wetzel ersetzt Lorena Vogel) ist mit 199,4 Punkten auf Position vier gereiht, allerdings beträgt der Rückstand auf die drittgereihten Slowakinnen nur rund sechs Zähler. Mit Marcel Schnetzer/Jana Latzer hat Österreich auch im Zweier Open ein ganz heißes Eisen im Rennen um eine Medaille. Im Vorjahr durften der 21-jährige Schnetzer, übrigens der Bruder von Radballer Patrick, und seine um zwei Jahre jüngere Partnerin in Stuttgart mit Bronze über ihre erste WM-Medaille jubeln. Mit einer ähnlich starken Leistung ist dem Duo des RC Altenstadt der Sprung ins Top-4-Finale und mit etwas Glück sogar der Sprung auf das Siegerpodest zuzutrauen. Marcel Schnetzer ist der einzige Aktive im 15-köpfigen ÖRV-Aufgebot, das seit Jahren ausschließlich aus Vorarlberger Sportlern besteht, der in zwei Bewerben im Einsatz ist. Neben dem Zweier Open wird er so wie Christopher Schobel (18) im Einer starten. 2016 wurde Schnetzer WM-Neunter und Schobel (holte heuer Bronze bei der U-19-EM) erreichte Rang 13.

Gespannt darf man auch sein, ob es den WM-Fünften von Stuttgart, Anna Lins/Elisa Engljähringer oder den EM-Dritten von 2017, Rosa Kopf/Svenja Bachmann, die in Dornbirn ihr WM-Debüt geben, gelingt, im Zweier der Frauen ins Finale einzuziehen. Notwendig dazu ist allerdings bei beiden Teams eine deutliche Verbesserung ihre bestehenden Bestmarken.