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Viele Stürze in Cortina: Michelle Gisin kritisiert Skiverband FIS

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Auch Michelle Gisin gehörte in Cortina zu den Sturzopfern.Bild: keystone

«Das kann es nicht sein» – Michelle Gisin kritisiert die FIS nach Sturz-Festival

Das Weltcup-Wochenende in Cortina verkam zu einer Orgie an Stürzen. Nun äussern Fahrerinnen Kritik. Über die Gründe der Vielzahl der Unfälle wird diskutiert.
29.01.2024, 15:42
Florian Vonholdt / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Das Ski-Weltcup-Wochenende in Cortina d'Ampezzo bleibt in diesem Jahr nicht wegen sportlicher Glanzleistungen in Erinnerung. Vielmehr wurden die Speed-Rennen (zwei Abfahrten, ein Super-G) im italienischen Alpenort von einer Unmenge an zum Teils schweren Stürzen überschattet.

Als eine der Ersten erwischte es die Beste im Skizirkus. Michaela Shiffrin stürzte am Freitag, wurde mit dem Helikopter abtransportiert. Ihre Kolleginnen Priska Nufer und Corinne Suter (Kreuzbandriss) stürzten an der gleichen Stelle. Sie blieben nicht die einzigen.

Nun wird über die Gründe so vieler Stürze diskutiert. War die Strecke zu gefährlich? Fehlte den Fahrerinnen nach zuletzt vielen Rennen im Januar die mentale und körperliche Frische?

Die Schweizerin Michelle Gisin, ebenfalls eines der Sturzopfer, wurde im Interview mit dem «Blick» jedenfalls deutlich: «Die FIS muss genau analysieren, was alles falsch lief. So viele Verletzte – das kann es nicht sein, das sollte nicht passieren.»

Gisin-Freund attackiert FIS: «Schämt euch!»

Ihr Partner Luca de Aliprandini, ebenfalls Skirennfahrer ging die FIS noch härter an. Er schrieb in den Sozialen Medien in Richtung des Internationalen Skiverbandes: «Schämt euch!»

Gisin sah im Streckenprofil den Hauptgrund für die vielen Unfälle: «Es gab in Cortina schon immer viele Wellen. Doch nun wurden die Wellen zu Sprüngen. Und dabei landete man im flachen Gelände – bei 100 km/h ist das einfach nicht gut.»

Schuhrandprellung bei Michelle Gisin
Michelle Gisin fällt vorübergehend aus. Die 30-Jährige hat sich am Freitag beim Sturz in der Abfahrt von Cortina eine Schuhrandprellung zugezogen. Eine schmerzhafte Verletzung, bei der sich ein Bluterguss an der Stelle vom oberen Rand des Skischuhs bildet.

Die Engelbergerin liess verlauten, sie sei «sehr glimpflich» davongekommen. «Der Aufprall in die Netze war durch die hohe Geschwindigkeit sehr stark und ich hatte grosses Glück, dass alle Schutzsysteme sehr gut funktionierten.» Nun soll die Lage von Woche zu Woche neu beurteilt werden. (abu/sda)

Ihre österreichische Kollegin Cornelia Hütter sieht es ähnlich: «Landungen im Flachen sind nie gut. Am Samstag war ich insgesamt 15 Mal in der Luft – das ist nicht üblich im Weltcup.»

FIS-Renndirektor Peter Gerdol jedoch entgegnete: «Die Wellen bringen die Fahrerinnen dazu, aus der Hocke zu gehen. Das verlangsamt sie also – genau das wollen wir.»

Neureuther: «Die Frauen wollen gefordert werden»

Ex-Slalom-Spezialist und TV-Experte Felix Neureuther machte eher Fahrfehler für die Stürze verantwortlich. Dem «Blick» sagte er: «Natürlich kann man sagen: Hätten die Sprünge so weit gehen müssen? Nichtsdestotrotz wollen die Frauen gefordert werden.»

Italy's Federica Brignone sits up after crashing during an alpine ski, women's World Cup downhill race, in Cortina d'Ampezzo, Italy, Friday, Jan. 26, 2024. (AP Photo/Giovanni Zenoni)
Auch erfahrene Fahrerinnen wie Federica Brignone stürzten in Cortina. Die Italienerin blieb dabei unverletzt. Bild: keystone

Neureuther sieht indes Fehler in der Renn-Vorbereitung: «Das grössere Problem ist eher, dass Sprünge nicht trainiert werden – gerade im Super-G. Wo willst du das trainieren? Das gehört speziell auch im Frauen-Sport viel mehr trainiert, speziell wenn man landet und dann sofort den Schwung ansetzen muss. Die Frauen fahren ja gut Ski.»

Und weiter: «Deswegen bin ich nie Speed-Disziplinen gefahren, weil ich das auch nicht konnte. Springen musst du können.»

Lara Gut-Behrami, die am Sonntag den Super-G gewann, bemerkte, dass jeder Sturz die Fahrerinnen zusätzlich verunsichert habe. «Ich wollte bloss nichts riskieren. Ich bin nicht solch enge Radien gefahren, wie ich es sonst tue», sagte sie der gegenüber Keystone-SDA.

epa11110420 Winner Lara Gut-Behrami of Switzerland celebrates on the podium after the Women's SuperG race at the FIS Alpine Skiing World Cup in Cortina d'Ampezzo, Italy, 28 January 2024. EPA ...
Lara Gut-Behrami glaubt, dass bei vielen Fahrerinnen eine gewisse Verunsicherung mitfährt.Bild: keystone

Sich rein auf das Skifahren zu konzentrieren fiel in Cortina immer schwererer: Gut-Behrami: «Das war in den letzten drei Tagen jedoch schwierig, weil das Skifahren nicht mehr wirklich im Vordergrund stand. Ich glaube, das ist auch die Erklärung für die vielen Stürze. Wenn du nicht ganz frisch bist in den Beinen und im Kopf, braucht es wenig, und du landest im Netz.»

Der Weltcup indes gönnt den Athletinnen wenig Pause. Schon am Dienstag steht der Riesenslalom am Kronplatz in Südtirol auf dem Programm.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Loerobe
29.01.2024 15:58registriert Juni 2020
Bitte Gespräche von Lara Gut hören, sie beschreibt alles klar und klug und eindrücklich
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