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Schweden feiert Anna Carin Olofsson als die neue Forsberg

Letztes Jahr Mittelmaß, jetzt ganz vorne dabei: Deutschlands Biathletinnen haben eine neue Konkurrentin

Sveg ist ein kleiner Ort in der nordschwedischen Provinz Härjedalen. Hier wurde Anna Carin Olofsson 1973 geboren. Jetzt lebt die Biathletin im 20 Kilometer entfernten Lillhärdal, einem Dorf, das aus einer Tankstelle, zwei Läden, einem Gasthof sowie ein paar Wohnhäusern besteht. Still ist es hier. Doch genau das ist es, was die Biathletin hierherzieht. Gemeinsam mit ihrem Freund Hakan Degselius, einem Journalisten, verbringt sie die Weihnachtsfeiertage. Endlich zu Hause, endlich Ruhe. Zum ersten Mal in diesem Winter.

Olofsson, in der letzten Saison noch Zehnte des Gesamtweltcups, ist den Trubel der letzten Wochen nicht gewohnt - obwohl sie schon 32 Jahre alt ist, hat sie ihren Durchbruch im Profisport erst jetzt geschafft. Sie gewann im Dezember völlig überraschend drei Weltcuprennen und schwang sich so im Olympiajahr zur ernsthaftesten Gegenspielerin der deutschen Frauenriege um Kati Wilhelm und Uschi Disl auf. "Olofsson macht immer einen hochkonzentrierten Eindruck", meint Bundestrainer Uwe Müssiggang, und Wilhelm sagt anerkennend: "Sie ist wirklich stark." Noch ist die Olympiasiegerin aus Zella-Mehlis im Besitz des Gelben Trikots der Weltcup-Spitzenreiterin und will dies eigentlich auch nicht wieder hergeben. Vor allem nicht, wenn sie nach der World Team Challenge am 30. Dezember in der VeltinsArena auf Schalke, bei den Weltcuprennen in Oberhof und Ruhpolding vor Heimpublikum startet.

Es könnte allerdings eng werden, wenn Olofsson ihre zuletzt gezeigte Form über die Feiertage konservieren kann. Ihr deutscher Trainer ist davon jedenfalls überzeugt. Wolfgang Pichler sagt: "Ich wußte immer, daß sie eine ganz Große werden kann. Nun hat sie es bewiesen. Anna Carin hat sehr gute Grundlagen mitgebracht, ist sehr belastbar. Darüber hinaus hat sie auch ein Talent fürs Schießen."

Dies mußte aber erst entdeckt werden. Wie viele andere Biathletinnen hat auch Olofsson lange ihr sportliches Glück im Langlauf gesucht, ehe sie auf die Idee kam, beim Sport ein Gewehr zu schultern. Bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City konnte die 1,59 Meter große Schwedin nicht ganz vorn mitmischen und machte sich so ihre Gedanken. "Ich habe keine Fortschritte mehr gemacht", erinnert sie sich. "Als ich dann Magdalena Forsberg gesehen habe, wußte ich, was ich machen wollte: Biathlon." Das sei ohnehin viel spannender als Langlauf.

Magdalena Forsberg, die ebenfalls unter Pichler trainierte, gilt als beste Biathletin aller Zeiten und ist rund um Stockholm und Malmö nach wie vor ein Superstar. 2002 beendete sie nach 42 Weltcupsiegen im Alter von 34 Jahren ihre Karriere und arbeitet heute als Expertin für die ARD. Olofsson ist die erste Schwedin, die nach Forsberg wieder ein Weltcup-Rennen gewinnen konnte - am 7. Dezember über 15 Kilometer in Hochfilzen/Österreich. Es folgten Sprint- und Verfolgungssiege im slowakischen Osrblie. Nun ist auch sie ein Star, Biathlon-Rennen werden in ihrer Heimat neuerdings wieder live im Fernsehen gezeigt. Spätestens mit dem Ritterschlag durch Forsberg ist Medaillenhunger ausgebrochen: "Anna Carin Olofsson ist meine Nachfolgerin und Schwedens große Hoffnung in Turin."

Daß dies so ist, kam für Olofsson viel weniger überraschend als für die Biathlon-Konkurrenz. Sie habe schließlich viele Jahre enorm hart für ihre Ziele trainiert. Und zwar so auf den Punkt, daß sie genau beim wichtigsten Sportereignis der Welt die Ernte einfahren kann. Und für eine olympische Goldmedaille läßt auch Anna Carin Olofsson gern die Ruhe und Idylle von Sveg für ein paar Wochen hinter sich.

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