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Auf dieser Brücke im Berner Oberland ist der Weg das Ziel

Seit 2014 krönt eine spektakuläre Hängebrücke das Skigebiet Glacier 3000 in der Schweiz. Sie bietet einzigartige Ausblicke auf Eiger, Mönch und Jungfrau, Matterhorn und Mont Blanc – ist aber nicht der einzige Grund, warum sich ein Besuch im Berner Oberland lohnt.
Reiseredakteurin
Berner Oberland in der Schweiz: Auf dem Peak Walk by Tissot, der Hängebrücke im Skigebiet Glacier 3000, können sich Touristen wunderbar in Szene setzen Berner Oberland in der Schweiz: Auf dem Peak Walk by Tissot, der Hängebrücke im Skigebiet Glacier 3000, können sich Touristen wunderbar in Szene setzen
Auf dem Peak Walk by Tissot, der Hängebrücke im Skigebiet Glacier 3000, können sich Touristen wunderbar in Szene setzen
Quelle: Glacier 3000

Die Region Berner Oberland

Ein eigener Kanton Berner Oberland – davon träumen nicht wenige Eidgenossen, die zwischen Thuner- und Brienzersee und dem Hauptkamm der Berner Alpen leben. Die Region war zur Zeit der Helvetischen Republik tatsächlich schon mal für fünf Jahre (1798 bis 1803) vom Kanton Bern getrennt und genoss als Kanton Oberland Eigenständigkeit. Nach der Wiedervereinigung mit dem „Mutterkanton“ blieb der Name Berner Oberland. 1953 erhielt die Bergregion eine eigene Flagge.

Zu der Zeit hatte sich das Berner Oberland schon erfolgreich als touristische Marke innerhalb der Schweiz etabliert, vor allem dank der Jungfraubahn, die seit 1912 jährlich Abertausende Touristen zum Jungfraujoch fährt. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 1,056 Millionen Gäste. Und diese Zahl dürfte bald noch höher liegen, denn mit der Ende 2020 eingeweihten Kabinenbahn Eiger-Express können 2200 Touristen pro Stunde von Grindelwald zur Station Eigergletscher auf 2328 Meter gelangen.

Dort steigen sie in die historische Jungfraubahn um, die auf der 9,34 Kilometern langen Strecke größtenteils durch einen Tunnel fährt. Auch die Endstation auf 3454 Meter Höhe – es ist der höchstgelegene Bahnhof Europas (Top of Europe) – liegt im Fels. Von dort geht es per Lift zur Sphinx Aussichtsterrasse, wo sich den Besuchern ein weiter Blick auf den Aletschgletscher (Welterbe) bietet.

Das Berner Oberland in der Schweiz
Quelle: Infografik Die Welt

In unmittelbarer Nähe des Jungfraujochs ragen die Berge Mönch, Eiger und Jungfrau auf. Das Dreigestirn ist das Wahrzeichen des Berner Oberlandes; 1811 wurde die 4158 Meter hohe Jungfrau als erster Viertausender der Schweiz erklommen. Und dann wäre da noch das Schilthorn; es verdankt seine Popularität dem „Piz Gloria“ auf 2970 Metern. Das futuristisch anmutende Restaurant dreht sich um die eigene Achse. Es diente 1969 als Kulisse für einen James-Bond-Film.

Eine Brücke in 3000 Meter Höhe

2014 wurde das Skigebiet Glacier 3000 mit dem Peak Walk by Tissot gekrönt, im Wortsinn. Denn die 107 Meter lange Hängebrücke verbindet die zwei höchsten Bergspitzen der Gletscherregion miteinander, den 2971 Meter hohen Hauptgipfel des Scex Rouge und den fünf Meter tieferen Vorgipfel.

Berner Oberland in der Schweiz: Die Hängebrücke verbindet den 2971 Meter hohen Hauptgipfel des Scex Rouge mit dem fünf Meter tieferen Vorgipfel
Die Hängebrücke verbindet den 2971 Meter hohen Hauptgipfel des Scex Rouge mit dem fünf Meter tieferen Vorgipfel
Quelle: Glacier 3000

Der Weg ist das Ziel – für die weltweit einmalige Stahlkonstruktion gilt das unbestritten, besteht doch ihr Sinn „nur“ darin, Ausblicke auf Eiger, Mönch und Jungfrau, Matterhorn und Mont Blanc zu bieten. Dass sich Touristen auf der Brücke spektakulär in Szene setzen können, ist eine Draufgabe. Glacier 3000 liegt „grenzüberreifend“ zwischen dem Nobelferienort Gstaad im Berner Oberland und Les Diablerets im Kanton Waadt.

Klettertour an der Eigernordwand

Ob erfolgreich oder nicht – alle Alpinisten, die sich in den 1930er-Jahren an der Besteigung der 1800 Meter hohen Eigernordwand versuchten, sind namentlich bekannt. Nicht aber jener Mann, der drei Jahrzehnte zuvor als Erster durch ein frei gesprengtes Loch in 600 Meter Höhe auf einen Felsvorsprung trat und damit so weit oben in der Nordwand stand wie niemand vor ihm. Vermutlich war er einer der Arbeiter, die beim Bau der Jungfraubahn (1896 bis 1912) das Felsenfenster „öffneten“, um Abraum hinauszubefördern.

Später nutzten Bergretter das sogenannte Stollenloch 3.8 bei Hilfseinsätzen. Besonders dramatisch geriet die Bergung des Berchtesgadener Alpinisten Toni Kurz; der Thriller „Nordwand“ setzte den Plot 2008 in Szene.

Berner Oberland in der Schweiz: Wer vom Stollenjoch 3.8 ins Freie tritt, kann an der Nordwand ein Stück in Richtung Heckmair-Route klettern
Wer vom Stollenjoch 3.8 ins Freie tritt, kann an der Nordwand ein Stück in Richtung Heckmair-Route klettern
Quelle: Markus Zimmermann/ eigervision.ch / outdoor.ch

Der Zufall wollte es, dass im Jahr darauf die Grindelwalder Agentur Eiger Vision (heute Outdoor Switzerland AG) das Stollenloch 3.8 Touristen zugänglich machte. Was komplizierter klingt, als es ist. Denn von der Stelle im Eiger-Tunnel, wo die Jungfraubahn seit 2009 eigens für die Nordwand-Aspiranten hält, ist es nicht weit bis zur Stollenlochtür.

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Um ins Freie zu treten, braucht es Mut, zumal der Felsvorsprung hinter der Schwelle nur einen halben Meter breit ist. Doch die Touristen sind gut gesichert und können selbst an der Nordwand ein Stück in Richtung Heckmair-Route klettern. Der Name geht auf den Münchner Bergsteiger Andreas Heckmair zurück, dem 1938 mit drei Freunden die Erstdurchsteigung der Nordwand gelang.

Das abgeschiedenste Vier-Sterne-Hotel der Schweiz

Jedes Jahr im Dezember wird das „Grimsel Hospiz“ zum abgeschiedensten Vier-Sterne-Hotel der Schweiz: Wenn der Grimselpass zwischen Berner Oberland und Oberwallis gesperrt ist, gibt es nur einen Weg ins Hospiz, und der führt erst durch das Stollensystem eines Wasserkraftwerks und dann per Seilbahn bis auf 2000 Meter Höhe.

Deshalb begleitet ein Hotel-Guide die Urlauber in die Einsiedelei. Oder besser Weinsiedelei – der 300 Raritäten zählende Weinkeller des „Grimsel Hospiz“ ist legendär und für viele Gäste neben der Ruhe wichtiger Buchungsgrund.

Berner Oberland: Das „Grimsel Hospiz“ ist eine luxuriöse Einsiedelei auf 2000 Meter Höhe in den Schweizer Bergen
Das „Grimsel Hospiz“ ist eine luxuriöse Einsiedelei auf 2000 Meter Höhe in den Schweizer Bergen
Quelle: David Birri/Grimsel Hospiz

Eine Auszeit im Hospiz (so nannte man in der Schweiz einst Herbergen an Bergpässen) ist auf fünf Tage am Stück begrenzt; denn in der Wintersaison schließt das Haus montags und dienstags, um alle Vorräte aufzufüllen.

Die längste Schlittenabfahrt in Europa

15 Kilometer lang ist der „Big Pintenfritz“, die längste Schlittenabfahrt Europas. Doch vor dem Spaß kommt der Aufstieg, und der ist lang: Einen Teil der Strecke von Grindelwald bis zum Startpunkt auf dem Faulhorn (2681 Meter) lässt sich mit der Bergbahn bewältigen, sie endet bei der Station First (2166 Meter), von dort geht es zu Fuß weiter.

Der Blick auf die imposante Nordwand des Wetterhorns und auf das majestätische Schreckhorn (4078 Meter), den nördlichsten Viertausender der Alpenkette, entschädigt für den fünf Kilometer langen Marsch. Nach zweieinhalb Stunden ist das Berghotel „Faulhorn“ erreicht.

1830 erbaut, war es die höchstgelegene Gaststätte der Alpen und anders als heute im Winter geöffnet. Fritz Bohren alias „Pintenfritz“, der um die Jahrhundertwende das Hotel führte, soll schon damals Gäste mit dem Hornschlitten vom Faulhorn nach Grindelwald gefahren haben. Damals dienten „Steinmannli“ als Orientierung entlang des Weges; heute ist die Schlittenstrecke „Big Pintenfritz“ bestens markiert – und bedeutend schneller.

Das Zitat

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„An diesem furchterregenden Ort besiegte Sherlock Holmes am 4. Mai 1891 Professor Moriarty“

Seit 31 Jahren prangt diese Inschrift an einem Felsen oberhalb des Reichenbachfalls. Sie kennzeichnet zusammen mit einem Stern jene Stelle, an der Arthur Conan Doyle in seinem 1893 veröffentlichten Roman „Das letzte Problem“ Sherlock Holmes und dessen ärgsten Feind abstürzen ließ. 1991 eröffnete im nahe gelegenen Ort Meiringen, wo der Meisterdetektiv vor seinem „Tod“ nächtigte, ein Sherlock-Holmes-Museum.

Skurriles, Rekordverdächtiges, Typisches: Weitere Teile unserer Länderkunde-Serie finden Sie hier.

Gravierende Gletscherschmelze in den Schweizer Alpen

Ein Drittel aller Gletscher droht zu verschwinden. „Es betrifft auch den Aletschgletscher in den Schweizer Alpen“, sagt Dr. Alexander Hildebrand. Der Meteorologe zeigt anhand von Foto-Vergleichen, wie die Gletscherschmelze voranschreitet – und welche Auswirkungen dies auf den Rhein hat.

Quelle: WELT / Alexander Hildebrand

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