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Aldag will nichts von Doping im Team Telekom gewusst haben

Radsport - Teamchef Rolf Aldag (T-Mobile-Team) Radsport - Teamchef Rolf Aldag (T-Mobile-Team)
Rolf Aldag: "Das ist nicht wahr"
Quelle: dpa
Der frühere Teamkollege Jan Ullrichs und heutige Sportdirektor bei T-Mobile ist bemüht, eilig, aber nicht voreilig die Doping-Vorwürfe gegen Ullrich und Bjarne Riis aufzuklären. Die Strafanzeigen des Dopingexperten Werner Franke gegen die zwei Teamärzte begrüßt Aldag.

Endlich hielt Rolf Aldag das brisante Buch in den Händen, da stand er schon vor dem nächsten Problem: Die „Erinnerungen eines Radfahrer-Pflegers“, gespickt mit Dopingenthüllungen des ehemaligen belgischen Team-Telekom-Masseurs Jef D’Hont (65), sind in flämischer Sprache verfasst. „Und die zählt nicht zu meinen großen Stärken“, sagte Aldag.

Doch auch so ist dem Sportdirektor und seinem T-Mobile-Radrennstall genug vom explosiven Inhalt des Enthüllungswerks bekannt, um eilig, aber nicht voreilig die Aufklärung zu forcieren.

Nachdem der „Spiegel“ am Montag Buchauszüge gedruckt hat, die angebliche, systematische Dopingpraktiken im Team Telekom dokumentieren, ersuchten die Verantwortlichen der Nachfolgemannschaft T-Mobile D’Hont um ein Gespräch – bislang erfolglos. „Wir möchten wissen, auf Basis welcher Beweise D’Hont die Vorwürfe erhebt“, sagte T-Mobile-Teamsprecher Christian Frommert am Dienstag.

Strafanzeige durch Werner Franke

Rolf Aldag, der von 1993 bis 2005 selbst als Profi für Telekom/T-Mobile fuhr, wird in D’Honts düsteren „Erinnerungen“ zwar nicht unmittelbar belastet, dafür legte der Belgier nach der Präsentation seines Buchs am Montag nach: Fahrer wie Aldag oder Mario Kummer – heute Sportlicher Leiter im Team Astana – hätten von Doping im Team Telekom „definitiv gewusst“.

„Das ist nicht wahr“, sagte Aldag am Dienstag. Seinem Rennstall sei es nur Recht, dass die Universitätsklinik Freiburg eine unabhängige Gutachterkommission einsetzen will zur Aufklärung der Vorwürfe gegen ihre massiv beschuldigten Mediziner Andreas Schmid und Lothar Heinrich. Beide arbeiten seit mehr als zehn Jahren mit Telekom/T-Mobile zusammen.

Und auch die Strafanzeigen des Heidelberger Dopingexperten Werner Franke („Ich sehe keinen Grund, an der Glaubwürdigkeit von D’Hont zu zweifeln“) gegen die beiden Ärzte wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz, Rezeptbetrug und Beihilfe zur Körperverletzung könnten „im Zweifelsfalle zur Aufklärung beitragen“, hofft Aldag.

Die Freiburger Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Schmid und Heinrich eingeleitet. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier der "Süddeutschen Zeitung". Die Behörde reagiert damit auf eine Anzeige wegen Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz und wegen versuchter Körperverletzung dvon Franke.

"Ruf der Freiburger Klinik massiv beschädigt"

Bis spätestens Herbst soll eine endgültige Entscheidung über eine mögliche Trennung von den langjährigen Partnern – Schmid und Heinrich sind zwei von sieben Freiburger Teamärzten – gefallen sein. „Ich will sicherstellen, dass die Aufarbeitung in einem fairen Prozess geschieht“, sagte T-Mobile-Mannschaftseigner Bob Stapleton. Wie Aldag schwant auch ihm, „dass der Ruf der Freiburger Klinik massiv beschädigt“ ist. Und wie Aldag weiß auch Stapleton um die Schwierigkeit, mitten in der Saison die medizinische Abteilung auszuwechseln.

Heinrich, der unter anderem für den australischen T-Mobile-Neuprofi Adam Hansen Trainingspläne erstellt, betonte erneut, D’Honts Vorwürfe seien „nicht nachvollziehbar“ und „Doktor Schmid für mich ein sehr integrer, bei Sportlern und Patienten beliebter Arzt“.

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Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping, äußerte sich zurückhaltend: „Wir gehen davon aus, dass T-Mobile die richtigen Konsequenzen zieht. Dass sie das können, haben sie im vergangenen Sommer im Fall Ullrich bewiesen.“

Vor der Wahrheit, sagt Scharping, müsse niemand zittern: „Und ob das Buch die Wahrheit enthält, dahinter mache ich mal ein Fragezeichen. Ich rechne damit, dass es Leute geben wird, die noch eine Story draufpacken wollen.“ Der Verlag, in dem D’Honts Buch erschienen ist, hat sich vorsorglich gegen Verleumdungsklagen versichert.

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