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Der Kuckuck ist der Vogel des Jahres 2008

Redakteurin
Ein junger Kuckuck (links) lässt sich von einem Teichrohrsänger füttern Ein junger Kuckuck (links) lässt sich von einem Teichrohrsänger füttern
Ein junger Kuckuck (links) lässt sich von einem Teichrohrsänger füttern
Quelle: AP
Sim sa la bim bam ba sa la du sa la dim: Der Kuckuck singt, klebt und räubert sich nicht nur durch die Weltgeschichte, er wird dafür auch noch belohnt. Der "Vogel des Jahres 2008" wurde gekürt. Veränderungen von Klima und Landschaft bedrohen den Zugvogel.

Eigentlich ist er niederträchtig. Dieser grau bis braun gefiederte Vogel, der mit einem Flügelschlag das Familienglück der Rohrsänger, Grasmücken und Bachstelzen-Muttis zunichte macht. Der im Sturzflug auf brütende Vogelweibchen zusteuert und die verängstigten Tiere verjagt. Dessen Weibchen die Gelegenheit nutzt, schnell ein Ei ins fremde Nest zu legen – und sich schließlich einen schönen Lenz macht. Denn der Kuckuck lässt seit Vogelgedenken seinen Nachwuchs von Gasteltern aufziehen.

Doch seit der Klimawandel das Zugverhalten der Vögel durcheinanderbringt, bekommt er Probleme. Der Teichrohrsänger nämlich, einer der beliebtesten Wirtsvögel des Kuckucks, kommt mittlerweile zehn Tage früher aus seinem Winterquartier nach Deutschland als bisher und beginnt zu brüten. Der Kuckuck kehrt wie gewohnt zurück. Pünktlich wie die Kuckucksuhr – um dem Teichrohrsänger noch ein Ei unterzujubeln, ist es aber dann oft schon zu spät.

Der Ruf des Kuckucks erklingt immer seltener. Um 20 bis 30 Prozent ist der Bestand des Vogels hierzulande in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Grund genug für den Naturschutzbund (NABU) und den bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV), das Tier zum „Vogel des Jahres“ 2008 zu küren. Doch damit machen sich die Naturschützer nicht nur für einen bedrohten Vogel stark, sondern auch für ein Kulturobjekt.

Kein Vogel bereichert den deutschen Volksliederschatz mehr als der Kuckuck, der in dem berühmten Kinderlied von Hoffmann von Fallersleben so lieblich „aus dem Wald“ ruft. Seit Generationen trällern Kinder „Der Kuckuck und der Esel“, brechen sich kleine Sänger an dem Refrain „Sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim“ aus „Auf einem Baum ein Kuckuck“ die Zunge. Der Kuckuck mit seinem der Terz entsprechenden Ruf ist der Künder einer hellen Zeit, der Frühlingsbote schlechthin. Das hat nicht zuletzt der Komponist Camille Saint-Saëns erkannt, der dem Kuckuck in seinem „Karneval der Tiere“ ein besonders stimmungsvolles Denkmal gesetzt hat. Das weiß man auch in manchen Regionen der Schweiz, in denen der Kuckuck die Ostereier bringt.

Wie wir wissen, ist der Vogel nicht wirklich ein liebes Tier. Er ist ein Täuscher – und so befördert der Volksmund auch jene Menschen, die der Realität nicht ins Auge schauen, ins Wolkenkuckucksheim. Nach altem Aberglauben sagt einem die Zahl der Kuckucksrufe, wie viele Jahre man noch zu leben hat. Zum Kuckuck! Dass der Vogel für so manche Redensart als Symbol des Teufels herhalten muss, hat er dennoch nicht verdient. Das gilt auch für seine Verwendung als Symbol für das Pfandsiegel des Gerichtsvollziehers. Die gründet sowieso auf einer Verwechslung. Denn ursprünglich klebte man den Preußenadler auf gesperrten Schuldner-Besitz – der wiederum ganz respektlos als Kuckuck verspottet wurde.

Den Jahresvogel 2008 gibt es auch als Handyklingelton. Für eine Spende zugunsten des NABU kann die Vogelstimme unter www.nature-rings.de mit einem realtone-fähigen Handy heruntergeladen werden.

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