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Bremer Sixdays Alle wollen, aber keiner weiß, was möglich ist

Veranstalter und Sportlicher Leiter stehen in den Startlöchern. Aber derzeit kann niemand sagen, ob das Bremer Sechstagerennen wie geplant vom 13. bis 18. Januar 2022 über die Bühne gehen kann.
27.06.2021, 06:00 Uhr
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Jörg Niemeyer
Von Jörg Niemeyer

Der Countdown läuft: An diesem Sonntag sind es noch genau 200 Tage, bis die 57. Bremer Sixdays angeschossen werden – wenn sie denn angeschossen werden. „Ich bin im Moment vollkommen unsicher“, sagt Hans Peter Schneider. Sowohl als Geschäftsführer der Event & Sport Nord GmbH (ESN), die das Sechstagerennen veranstaltet, als auch als Geschäftsführer der Bremer Messegesellschaft M3B weiß Schneider nicht, was angesichts der Entwicklung der Corona-Pandemie die kommenden Wochen und Monate bringen werden.

„Seit über einem Jahr gibt es bei uns überhaupt keine Veranstaltung“, sagt Schneider. Arbeit habe er derzeit zwar mehr als sonst, sagt er auch, doch das eigentliche Stammgeschäft des Messechefs ist zusammengebrochen und noch immer nicht wieder im Aufbau. „In welche Richtung können wir planen? Und mit wie viel Zuschauern? Muss jeder zweite Platz auf den Tribünen frei bleiben?“, fragt er und spricht damit die gegenwärtige Hauptproblematik eines jeden Veranstalters an. Niemand kann ihm eine Antwort geben, natürlich auch das Bremer Ordnungsamt nicht.

Zumindest auf ihrer Homepage versprühen die Sixdays-Organisatoren weiterhin Optimismus: Der Termin für die 57. Auflage ist geblockt. Am 13. Januar 2022, so verrät die Startseite, soll das Rennen angeschossen werden. Unter dem Logo befindet sich die digitale Anzeige, die die Sekunden, Minuten, Stunden und Tage herunterzählt. Die Anzeige tut so, als ob der Termin fix sei – und ist, weil nichts sicher ist, damit der Zeit voraus. Wer sich durch die Seite klickt, sieht, dass die Zeit zugleich aber auch stehengeblieben ist. Noch immer wird das Fahrerfeld von 2020 präsentiert. Und das damalige Showprogramm. Kein Hinweis auf die Tage im Januar 2021, weil in diesem Jahr nichts dergleichen passieren konnte.

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Ob es für 2022 reichen wird, kann Hans Peter Schneider beim besten Willen nicht sagen. „Wir werden uns in den nächsten Wochen abstimmen“, sagt er und hofft, dass er im August Klarheit hat. Die wird dann auch nötig sein, denn Mitte August des Vorjahres war der Zeitpunkt, als die Absage für 2021 verkündet wurde. Knapp fünf Monate vor dem geplanten Anschuss. Weil die Sixdays eine Großveranstaltung sind, könnten sie nicht in kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden. Sie benötigen viel Vorlauf – zum Beispiel bei den Logen. „Die kann ich erst dann verkaufen, wenn klar ist, dass das Rennen auch stattfindet“, sagt der Messechef und beschreibt die Zwickmühle, in der er steckt. Beim Logenverkauf oder beim Sponsoring sind die Veranstalter auf die Kaufkraft aus der Wirtschaft angewiesen. Und sie brauchen die Zuschauer, die Tickets kaufen und in der ÖVB-Arena Geld ausgeben für Essen und Trinken. Aber irgendwann ist das Zeitfenster geschlossen, in dem die Musiker fürs nicht-sportliche Programm und die Radrennfahrer verpflichtet werden können.

Erik Weispfennig ist seit 2012 der Sportliche Leiter der Bremer Sixdays. Seit einigen Monaten steht der 51-Jährige in regelmäßigem Kontakt zum Gesamtleiter der Sixdays, Mario Roggow. „Wir hatten wegen der Zwangspause viel Zeit zum Nachdenken“, sagt Weispfennig. Es gebe Pläne, wie Kleinigkeiten der Veranstaltung verändert werden könnten. Und auch Pläne, wie das Sechstagerennen gegebenenfalls in abgespeckter Version aussehen könnte. Aber wegen Corona gibt es keine Planungssicherheit. Das einzige, was Weispfennig sicher sagen kann: „Wir sind auf die Sixdays vorbereitet.“

Weispfennig kennt auch die andere Seite des Bahnradsportgeschäfts. In seiner badischen Heimat tritt er seit 2005 als Veranstalter auf. Im dortigen Oberhausen ist er der Chef der Sixdays-Night – ein eintägiges Event im Sommer, das Disziplinen des klassischen Sechstagerennens zeigt und mit einigen Tausend Zuschauern den Charakter eines veritablen Dorffestes hat. Auch deshalb wollte Erik Weispfennig die Sixdays-Night 2021 kein zweites Mal ausfallen lassen.

Inzwischen hat Weispfennig die Genehmigung erhalten und erarbeitet das Feinkonzept. Er hat sich mit den aktuellen Corona-Bestimmungen vertraut gemacht und darf, Stand jetzt, am 24. Juli immerhin 700 Zuschauer auf die Radrennbahn des RSV Edelweiß Oberhausen lassen. Das ist der Verein, dessen Trikot Weispfennig als Aktiver viele Jahre trug. „Wir freuen uns auf unsere Sixdays-Night“, sagt er, obwohl er noch nicht weiß, welche Fahrer er verpflichten kann. Das hat weniger mit Corona als viel mehr mit anderen Veranstaltungen zu tun: Am 18. Juli endet die Tour de France, am 23. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Tokio. Immerhin weiß Erik Weispfennig in Oberhausen, dass er veranstalten darf. In Bezug auf die Bremer Sixdays muss er sich, wie alle anderen auch, weiter in Geduld üben.

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