Geflecktes Lungenkraut

Geflecktes Lungenkraut – Pulmonaria officinalis

Raublattgewächs – Boraginaceae

Kennst Du “Hänsel und Gretel”? . . . . .


Kennst Du „Hänsel und Gretel“?   - Nicht das Märchen, sondern diese tolle Pflanze!


Die verschiedenen Farben der Blüten vom gefleckten Lungenkraut geben ihr den Namen „Hänsel und Gretel“, „Brüderchen und Schwesterchen“  oder „Adam und Eva“.

Aber das hat tatsächlich einen biologischen Sinn.

Zartrosa, rote, violette bis blaue Blüten schmücken oft eine einzige Pflanze. Sie signalisieren den Bienen, wo sie den begehrenswerten Nektar finden können. Die Farbe dient zur Orientierung und die Bienchen nehmen diese über die ultraviolette Strahlung wahr. Sie fliegen nur die rosafarbenen Blüten an.

Das sind die jungen, frischen und nektarreichen Blüten, die noch nicht bestäubt wurden. Nach der Bestäubung verändert sich der pH-Wert der Blüten.

Der Zellsaft wird dann von sauer (rosa – rot) zu basisch (blau).

 

Das Lungenkraut wächst in schattigen Laubwäldern, an Waldrändern, Gebüschen und Hecken. Ihre wintergrüne Blattrosette findest Du das ganze Jahr über. Charakteristisch sind ihre weißgefleckten Blätter. Sie sind eiförmig bis lanzettlich, ganzrandig, leicht behaart und etwas derb und rau.


Es gibt auch ein Lungenkraut ohne dieser Zeichnung.

Bitte stehen lassen!

Du hast das weiche Lungenkraut vor Dir – und das ist besonders geschützt!

weiche Lungenkraut - die Blätter haben keine weiße Flecken

Pulmonaria officinalis ist ein Frühblüher, d.h. sie fängt schon im März an zu blühen. Deshalb ist sie für unsere Insekten sehr wichtig. Sie hat 5 Blütenblätter und an jedem Stängel sitzen mehrere glockenförmige Blüten.


Die Fruchtreife beginnt etwa so Mitte Mai und aus den Fruchtknoten werden dann vierteilige Klausenfrüchte mit jeweils einem Samen. Diese Samen haben ein kleines nahrhaftes Anhängsel, das die Ameisen sehr gerne fressen. Die Tiere verschleppen die Samen zu anderen Orten. Eine Win-Win-Situation. Die Ameisen bekommen die wertvollen Fette und die Pflanze kann sich durch den Transport leichter verbreiten. Unter günstigen Bedingungen entsteht so ein dichter Bestand.


 

Die Bezeichnung „Lungenkraut“ stammt aus der Signaturenlehre. Die gefleckten Blätter erinnern an die kranke Lunge. Sie ähneln unseren Lungenflügel, die an Tuberkulose erkrankt sind.

Auch der botanische Name „Pulmonaria“ deutet auf diese Verwendung hin. „Pulmo“ ist lateinisch und bedeutet Lunge, „pulmonaris“ = für die Lunge heilsam. Der Begriff „officinalis“ bei den lateinischen Namen aller Pflanzen bedeutet, dass es sich um eine Arzneipflanze handelt. „Officinalis“ heißt so viel wie: in der Apotheke gebräuchlich.



In der offiziellen Naturheilkunde spielt das Lungenkraut kaum eine Rolle. Es fehlen leider die wissenschaftlichen Belege und Studien für die Wirkung dieser Pflanze. Die Kommission E hat dem gefleckten Lungenkraut deshalb nur eine „Nullmonographie“ gegeben. Das bedeutet aber auch, dass durch diese Droge keine Risiken zu erwarten sind.

“Es taugt nicht viel zum Nutzen der Menschen.

Aber der Mensch, dessen Lunge aufgeblasen ist, sodass er hustet und nur mühsam atmet, der koche Lungenwurz in Wein und trinke dies oft nüchtern, und er wird geheilt werden”

Hildegard von Bingen (1089-1197)
Zitat aus “Die Kräuter in meinem Garten” * - von Siegrid Hirsch - freya-Verlag

In der Volksheilkunde wird diese heilkräftige Pflanze aber tatsächlich für Lungen- und Atemwegserkrankungen verwendet. Wie ihre Familienmitglieder Beinwell und Borretsch zählt das Lungenkraut zu den Raublattgewächsen und deren Inhaltsstoffe sind vor allem Kieselsäure, Flavonoide, Allantoin, Gerbstoffe, Schleimstoffe und Saponine.

 

Die Schleimstoffe beruhigen und schützen die entzündeten und gereizten Schleimhäute bei einem Reizhusten oder trockenem Husten. Sie legen sich wie eine Schutzschicht auf die Schleimhäute und wirken dabei entzündungshemmend, reiz- und schmerzlindernd. Schleimstoffe sind Kohlenhydrate, die aus Zuckersäuren und Zucker aufgebaut sind und sie werden im medizinischen Bereich „Mucilaginosa“ genannt.

 

Die Saponine sind dagegen entkrampfend, entzündungshemmend und vor allem auswurffördernd. Sie helfen bei einem produktiven Husten. Sie lösen den Schleim, er wird verflüssigt. Diese Drogen, die das Abhusten von Schleim erleichtern nennt man „Expectorantien“.  

Das Lungenkraut ist eine Mucilaginosa- sowie eine Expektorantien-Pflanze in einem.

Wie raffiniert und faszinierend die Natur doch ist!

 

Je nach Zubereitungsart des Tees wirkt er verschieden.

 

Brauchst Du das Lungenkraut für Deinen Reizhusten?

Dann darfst Du den Tee nur mit kaltem Wasser ansetzen, sonst sind die Schleimstoffe kaputt.

2 TL des gesamten Krautes mit 250ml kaltem Wasser ansetzen, ca. 20-30 Minuten ziehen lassen, dann erwärmen, aber nicht kochen! Mehrmals täglich 1 Tasse schluckweise trinken. Max. nur 3 Tassen täglich!

Das Lungenkraut wird oft mit anderen Hustenpflanzen kombiniert, wie Spitzwegerich, Malve, Isländisch Moos, Huflattich oder Eibischwurzeln. Auch diese Mucilaginosa-Pflanzen sollen nur als Kaltauszug verwendet werden.

Brauchst Du das Lungenkraut für Deinen verschleimten, produktivem Husten?

Dann darfst du das gesamte Kraut als normalen Tee/Infus zubereiten. 1 EL Lungenkraut mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen und ca. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und über den Tag verteilt trinken.

 

 

Der nächste wichtige sekundäre Pflanzenstoff ist die siliziumhaltige Kieselsäure. Das gefleckte Lungenkraut hat sehr viel davon. Sie stärkt unsere Atemwege und verhilft uns wieder zu tieferem Durchatmen. Die Elastizität unseres Lungengewebes wird wieder verbessert und gefestigt. Der Geschmack des Tees erinnert vielleicht deshalb auch ein bisschen an Schachtelhalm.

Der Tee hilft auch bei Magen-Darm-Problemen und bei Blasenleiden.

 

 

Du kannst Dir natürlich auch eine Tinktur vom Lungenkraut ansetzen.  Für diese Tinktur das frische Kraut in Doppelkorn oder Wodka (40%) ansetzen und ca. 4 Wochen ausziehen, täglich schütteln, filtern und in dunkle Fläschchen abfüllen. Dann sind alle ihre Inhaltsstoffe enthalten.

 

 

In meiner Heimat „Bayerischen Wald“ gibt es noch ein altes, sehr außergewöhnliches Rezept für das Lungenkraut.

Das Lungenbier, ein Heilbier! Vielleicht ein tolle Alternative für einen Teemuffel.

Dabei werden 2 EL in 250 ml Bier bis kurz vor dem Sieden erhitzt und dann abgeseiht. Das lauwarme Bier löffelweise über den ganzen Tag verteilt nehmen. Es hilft bei Bronchitis, Husten und Heiserkeit.

 

 

Das Allantoin. Wie Beinwell und Borretsch hat das Lungenkraut auch Allantoin.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind die Narben-und Wundbehandlung. Du kannst das Lungenkraut für die äußerliche Anwendung wie z.B. bei Hautreizungen verwenden. Allantoin fördert die Bildung neuer Zellen, beschleunigt die Regeneration und lindert Beschwerden wie Juckreiz und Rötungen. Es hilft auch gegen Mitesser und Pickel. Das Allantoin ist in Heilsalben sowie auch in Cremes der Kosmetik enthalten.

 

Achtung! Das Allantoin reagiert mit Metallen! Also bitte nicht in Metallgefäße abfüllen!

 

Du kannst das Allantoin als Pulver kaufen, aber Du kannst Dir natürlich auch ein Heilpulver oder Wundpulver selber herstellen. Es geht ganz einfach!

 

Das Lungenkraut-Pulver

Die jungen Blätter werden getrocknet, pulverisiert und in Gläser gefüllt.

Fertig ist der Wundpuder, der wundheilend und blutstillend wirkt. Dieses Pulver gibt man über kleinere Verletzungen oder Wunden.

Fülle etwas in kleine Röhrchen oder Gläschen und lege es in Deine Handtasche. Schon hast Du immer ein Notfall-Wundpuder dabei.

  

KULINARIK

In der Ernährung spielt das Lungenkraut keine so große Rolle. Du kannst aber im Frühjahr die jungen, frischen Blätter jederzeit zu einem Salat geben.

Schneide sie sehr klein, damit kein unangenehmes Gefühl wegen der rauen Blätter entsteht. Der Geschmack ähnelt dem Aroma der Gurke.

Die Blätter können auch wie Spinat zubereitet werden. Du kannst Deine Suppen oder Soßen damit verfeinern oder in Ausbackteig wenden und frittieren. Mit den Blüten kannst Du auf alle Fälle deine Gerichte toll garnieren.

 

Smoothie Rezept mit Lungenkraut

·        1 Handvoll Lungenkraut-Blätter

·        1 Handvoll grüner Blattsalat

·        1 Handvoll Himbeeren

·        1 reife Banane

·        1 EL Kakaopulver

·        Wasser oder Eiswürfel

Viel Spaß und Freude wünsche ich Dir beim Suchen und Sammeln von Lungenkraut. Oder Du genießt einfach diese tolle Pflanze mit ihren vielen schönen Blüten und schaust den Bienen und Hummeln bei ihrer Arbeit zu.

Lungenkraut

“Blütenlungen atmen Frühlingsluft.
Blaue Rispen tanken die Sonne
eines milden Apriltages im Walde,
locken Bienen und Schmetterlinge
zur Einkehr, honigsüßen Nektar
aus Farbkelchen zu trinken.”

© Inge Hornisch

Nimm Dir Zeit und laß die Natur auf Dich wirken.

 

 Deine woidkräuterei!


Disclaimer: Wenn Du selber Wildpflanzen sammelst, musst Du die Pflanze 100%ig kennen und bestimmen können. Bei Unsicherheit ist unbedingt von der Nutzung abzusehen oder Du holst Dir Hilfe. Die Inhalte dieser Webseite sind mit großer Sorgfalt zusammengetragen und recherchiert. Dennoch übernimmt der Anbieter dieser Webseite keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Seiten und Inhalte. Alle Hinweise zum Genuss von Wildpflanzen und ihrer Wirkung auf die Gesundheit haben rein informativen Charakter. Sie ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt. Im Falle von gesundheitlichen Unsicherheiten oder dem Wunsch nach Diagnostik wenden sich Sie bitte an Ihren Arzt! Die Anwendung bei Babys, Kleinkindern, Kindern, Schwangeren und Menschen mit Bluthochdruck sollte in jedem Fall unter ärztlicher Begleitung bzw. nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten können je nach persönlicher Disposition nicht ausgeschlossen werden. Ich übernehme diesbezüglich keine Verantwortung und Haftung.

 

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