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Nachtkerze (Oenothera biennis)

Familie der Nachkerzengewächse (Onagraceae)

Weitere Namen

Abendblume, Nachtstern, Eisenbahnerlaterne

Verwendete Pflanzenteile

Wurzel, Blätter, Blüten, Samen

Beschreibung der Pflanze

Die Nachtkerze ist eine zweijährige krautige Pflanze. Sie bildet eine spindelförmige, fleischige, rübenartige Wurzel, die bis zu 20 cm lang werden kann und rötlich überlaufen ist. Am Wurzelhals kann sie bis zu 5 cm dick werden. Diese ,,Schinkenwurzel“ wird beim Kochen schinkenrot und als Gemüse gegessen.

Der Spross bleibt im ersten Jahr gestaucht, so dass eine dem Boden dicht aufgelegte Blattrosette entsteht. Wenn 20 - 50 Blätter im zweiten Jahr gebildet sind, beginnt der Spross aufrecht in die Länge zu wachsen und kann bis zu 3 m hoch werden. Er ist einfach oder im oberen Bereich verzweigt, stets dicht beblättert, weiter oben kantig, spärlich mit kurzen Drüsenhaaren und längeren, auf purpurroten Höckern sitzenden Haaren besetzt. Die Blätter der Blattrosette sind länglich verkehrt-eiförmig oder elliptisch und verschmälern sich zum Stiel hin. Sie enden in einer stumpfen Spitze, sind behaart und zeigen auf der Oberseite häufig rote Punkte. Die wechselständigen Stängelblätter haben eine länglich-lanzettliche Form. Die Spreite läuft in eine Spitze aus. Der Rand ist unregelmäßig feingezähnt. Die Blattoberseite ist hell-grasgrün.

Die im Sommer zwischen Juni und August erscheinenden Blüten sind in traubenförmiger Ähre angeordnet, wobei sich die unteren früher öffnen als die oberen. Die Blüten sitzen einzeln in den Achseln von Deckblättern und werden 2 - 3 cm lang. Die Blütenhülle besteht aus vier lanzettlichen, lang zugespitzten, bleichgrünen Kelchblättern und vier hellgelben, verkehrt-eiförmigen, am Rand gestutzten oder eingekerbten, unregelmäßig gewellten bis gezähnten Kronblättern. Abends, wenn sich die Blüte entfaltet (Nachtkerze!) öffnen sich die Staubbeutel, während die Narbe noch geschlossen bleibt. Morgens schließt sich die Blüte, um sich am Abend erneut zu öffnen, mit jetzt verwelkten Staubblättern und geöffneten Narbenlappen.

Die Frucht ist eine längliche, vierkantige, vorn stumpfe, vierfächrige Kapsel, die bis 3 cm lang wird. Sie ist mit filzigen Haaren bedeckt. Die Reife findet zwischen August und Oktober statt. Dann springen die Fächer auf und entlassen pro Fach 200 - 230 Samen, die durch den Wind verbreitet werden. Die 1 ,5 mm langen Samen haben eine unregelmäßige Gestalt, sind scharfkantig und dunkelgrau bis schwarzbraun gefärbt.

Standort

Die Nachtkerze wächst auf Trockenrasen, auf sandigen Plätzen, in Steinbrüchen und auf Dämmen. Sie ist recht weit verbreitet, in ganz Europa beheimatet und findet sich noch in Höhen von über 1000 m.

Blütezeit

Juni bis August

Sammelzeit

Die Blätter werden zur Blütezeit geerntet und an der Luft getrocknet, Die Wurzeln gräbt man im Herbst. Die Blüten pflückt man, wenn sie schön aufgeblüht sind, die Samen nach völliger Reife im Sommer und im Herbst.

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe in den Blättern, ungesättigte Fettsäuren und ein hoher Anteil an Gamma-Linolensäure (10 %) in den Samen, Eiweiß in den Wurzeln.

Geschichte/Mythos

  • Der griechische Philosoph, Arzt und Naturwissenschaftler Theophrast (372 - 287 v. Chr.), ein Schüler Aristoteles, legte den Gattungsname der Nachtkerze „Oenothera“ fest, dennoch liegt die Bedeutung sowie deren Herkunft des Pflanzennamens in der Geschichte weitgehend im Dunkeln. Es wird vermutet, dass Theophrast die Nachtkerze als unser heutiges Weidenröschen (Epilobium) verstand. In der Tat ist das Weidenröschen ein enger Verwandter der Nachtkerze. Bei den alten Griechen waren die Nachtpflanzengewächse ein gern gesehene Knabberei zum Wein. Das griechische Wort „oino“ bedeutet „Wein“, der zweite Wortteil „ther“ bedeutet „wildes Tier, Jagd“. Die alten Überlieferungen besagen, wenn die Nachtkerze mit Wein benetzt wurde, dass die Pflanze wilde Tiere zu zähmen vermochte.
  • In der Vergangenheit wurde die Nachtkerze auch als Schinkenwurzel bezeichnet. Die Bezeichnung rührt einerseits daher, dass die Wurzeln sich beim Kochen rötlich verfärben. Andererseits, weil die Wurzeln wohl viel Nährstoffe enthalten. Ein altes Sprichwort aus der frühen Neuzeit sagt zum Beispiel: Ein Pfund der Nachtkerzenwurzel gibt mehr Kraft, als ein Zentner Ochsenfleisch. Dieses Sprichwort und weitere ältere Überlieferungen lassen darauf schließen, dass die Nachtkerze keine unbekannte Pflanze in den Küchen war.

Warum ist die Pflanze gesund? Was sagt die Volksheilkunde?

Für die Naturheilkunde sind, wie bereits erwähnt, heute vor allem die Samen von besonderer Bedeutung. Dies liegt in erster Linie daran, dass diese einen hohen Anteile an Gamma-Linolensäure und Linolsäure enthalten.

Eigenschaften

beruhigend, stoffwechselanregend, hautwirksam

Rezepte aus der Küche

Nachtkerze zählt zu den essbaren und gesunden Wildkräutern. Verwerten lassen sich:

  • Blätter (vor der Blüte)
  • Wurzeln (nach der Blüte)
  • Stängel (essbar, aber kein geschmackliches Highlight)
  • Blüten
  • Samen (sehr eiweiß- und ölreich)

Viele Wildkräuterliebhaber schätzen die zahlreichen Geschmacksvarianten, die die Nachtkerze bietet. Die Nachtkerzenwurzel soll geschmacklich der Schwarzwurzel sehr ähnlich sein und kann genauso wie diese zubereitet werden. Die Nachtkerzenblätter hingegen haben einen leicht würzigen und leicht herben Geschmack, der an einer Mischung aus Mangold und Spinat erinnert. Die Blätter können sowohl als Gemüse gekocht oder auch roh zubereitet werden.

Ein interessantes Gericht sind Nachtkerzenblätter in Verbindung mit Bratkartoffeln und Wildfleisch. Auch können einfache Gerichte wie Kartoffeln, gekochte Nachtkerzenblätter und Rührei lecker sein. Bei der Verwendung der Blätter sollte jedoch grundsätzlich darauf geachtet werden, dass die Ernte vor der Blüte stattfindet, da die Blätter sonst bitterer werden. Die Stängelblätter sind grundsätzlich geschmackvoller als die Grundblätter.

Verwendet werden können auch die Nachtkerzenblüten. Die Blüten duften angenehm und entfalten einen leicht süßlichen Geschmack. Sie können u.a. zum Garnieren von Salaten oder von Süßspeisen genutzt werden. Auch die Blütenknospen können genutzt und beispielsweise mit einem geschmacksneutralen Öl frittiert werden.

Nachtkerzen-Sirup mit Honig

2 Handvoll frisch gepflückte Nachtkerzenblüten mit 200 ml Wasser ganz kurz aufkochen. Temperatur sofort wieder zurücknehmen und das 1-2 Stunden ziehen lassen. Dann die Blüten abseihen. Den Sud mit 500 ml gutem Honig aufkochen lassen, ca. 5 Minuten. Anschließend heiß in saubere sterile Flaschen abfüllen.

Dieser Sirup schmeckt gut gemischt mit Wasser.

In der Erkältungszeit dient dieser Sirup auch als guter Husten-Sirup.