Von porzellanfarbigen Eistauben - SV der Eistauben
Von porzellanfarbigen Eistauben - SV der Eistauben
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<strong>Von</strong> <strong>porzellanfarbigen</strong> <strong>Eistauben</strong><br />
Über die Geschichte <strong>der</strong> Porzellantauben<br />
wurde schon von älteren und erfahrenen Taubenexperten<br />
berichtet; ich möchte nur kurz<br />
dazu schreiben. Das Hauptaugenmerk soll<br />
den praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> jüngsten<br />
Zeit vorbehalten bleiben. Ist die Theorie <strong>der</strong><br />
Vererbungslehre <strong>der</strong> Grundstein einer erfolgreichen<br />
Wie<strong>der</strong>erzüchtung bzw. Neuzüchtung,<br />
so ist doch die Praxis <strong>der</strong> Fortpflanzung<br />
für ein erfolgreiches Zuchtziel wichtiger und<br />
sind die phänotypischen Ergebnisse dieser<br />
wesentlich interessanter. Künstler nehmen<br />
den Stift o<strong>der</strong> den Pinsel in die Hand, um<br />
Wunschvorstellungen zu skizzieren. Wenn<br />
man zur Dokumentation Fe<strong>der</strong>n retuschiert,<br />
ist das zwar anschaulich und hilfreich, doch<br />
sollte dann auch bei <strong>der</strong> Veröffentlichung von<br />
Fotos in <strong>der</strong> Fachpresse o<strong>der</strong> in Fachbüchern<br />
ein entsprechen<strong>der</strong> Vermerk diesbezüglich<br />
erscheinen, um keine falschen Interpretationen<br />
aufkommen zu lassen. Lei<strong>der</strong><br />
fehlt dieser in „Alles über Rassetauben“,<br />
Band 4, und prompt fielen manche darauf<br />
rein, da sie die Existenz <strong>der</strong> Porzellantauben<br />
mit Verweis auf dieses Foto bewiesen.<br />
Historisches<br />
Wie soll(t)en die Porzellantauben aussehen?<br />
Was finden wir in historischer Literatur?<br />
Die historischen Literaturquellen sind zum<br />
Teil wi<strong>der</strong>sprüchlich in ihrer textlichen Beschreibung<br />
<strong>der</strong> Porzellantauben. Durch literarische<br />
Aufarbeitung wurden und werden<br />
viele verschiedene Beschreibungen und Interpretationen<br />
über Porzellantauben veröffentlicht.<br />
Bei Neumeister (1837) und Prütz<br />
(1876) kann man die erste Beschreibung entnehmen.<br />
Hier treffen die beschriebenen<br />
Merkmale mit denen <strong>der</strong> heutigen weißge-<br />
Balg <strong>der</strong> Porzellantaube<br />
(1889) im Naturhistorischen<br />
Museum<br />
Braunschweig.<br />
Foto: privat<br />
schuppten <strong>Eistauben</strong> überein. Weiße Schuppungsovale<br />
sind wesentlich markanter bei<br />
dunkler Eisfarbe. Die Eisfarbe war damals noch<br />
sehr blau, sodass die weiße Schuppung vermutlich<br />
als Porzellan interpretiert wurde. Bei<br />
<strong>porzellanfarbigen</strong> Hühnern sind es auch die<br />
weiße Tupfen, die kennzeichnend für diesen<br />
Farbschlag sind. Bei Dürigen (1886) folgt eine<br />
zweite Beschreibung. Sie sind am Rücken und<br />
in Latschen gezeichnete bzw. überzeichnete<br />
Weißgeschuppte. Die Ausbreitung <strong>der</strong> Schuppungszeichnung<br />
vom Schild auf den gesamten<br />
Körper (Latschen, Flankengefie<strong>der</strong>, Rücken und<br />
Schwanzdecke) lässt im grau-blauen Gefie<strong>der</strong><br />
weiße Perlen, die als Porzellantupfen wahrgenommen<br />
werden, erscheinen. Rost im Flügelschild<br />
galt bis dato als Mangel.<br />
In <strong>der</strong> dritten Beschreibung bei Dürigen<br />
(1906) ersetzt ein weißer Schwanzspiegel die<br />
Schwanzquerbinde. Sichtbarer Schilf im<br />
Schwanz wird nun als Spiegelzeichnung verlangt.<br />
Auf einmal folgt bei Schachtzabel (1910)<br />
die vierte Beschreibung. Nun sollen sie Finkung<br />
und Spiegel zeigen. Sichtbarer Schilf im<br />
Schwung ging vielleicht vereinzelt in Finkung<br />
über, diese Tiere wurden dann als Porzellantauben<br />
bezeichnet. Die Zeichnung wird aber nur im<br />
Prachtwerk gemalt, vermutlich aber niemals in<br />
Realität gezeigt. Zumal die Zeichnung im Illustrierten<br />
Prachtwerk im strengen Sinne gar<br />
keine Finkenzeichnung ist, da sie am Rand farbig<br />
eingefasst ist, also eher eine Spiegelzeichnung<br />
im Schwung darstellt. In <strong>der</strong> fünften Beschreibung<br />
bei Schachtzabel (1922) und Wittig<br />
(1925) wird auf einmal aus einem groben Mangel<br />
ein Hauptrassemerkmal. Nun sollen rötliche/gelbe<br />
Übergänge vom Schuppungsweiß<br />
zum Saum zu sehen sein. In den vorhergehenden<br />
Beschreibungen <strong>der</strong> Porzellantauben<br />
wurde immer die rein weiße Schuppung Wert<br />
geschätzt. Jetzt wird plötzlich die rostige Farbe<br />
verlangt. Wurde hier aus <strong>der</strong> Not eine Tugend<br />
gemacht?<br />
Wie sahen sie wirklich aus?<br />
Was ist wohl die richtige Beschreibung? Was<br />
ist überhaupt richtig, und was ist falsch? Auch<br />
aus historischen Ausstellungskatalogen um das<br />
Jahr 1900 sind Porzellantauben benannt und<br />
bezeugen, dass Tauben unter diesem Namen<br />
tatsächlich ausgestellt wurden. Doch wie haben<br />
sie wirklich ausgesehen? Prof. Axel Sell foto-<br />
Links <strong>Eistauben</strong>, gemalt von Witzmann (in <strong>der</strong> Mitte: Porzellantaube).<br />
Rechts <strong>Eistauben</strong> aus „Illustriertes Prachtwerk sämtlicher Tauben-<br />
Rassen“ von 1925 (links oben im Bild ist die Porzellantaube abgebildet)<br />
grafierte bei seinem Besuch im Naturhistorischen<br />
Museum Braunschweig zwei aus dem<br />
Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts stammenden<br />
Porzellantaubenbälge, die vom damaligen<br />
bekanntesten Züchter, Kommerzienrat Hugo<br />
Du Roi, gestiftet wurden. Sie bilden somit<br />
eine belastbare Quelle für phänotypische<br />
Schlüsse auf die damals existierenden, in <strong>der</strong><br />
Literatur und in Ausstellungskatalogen beschriebenen<br />
Porzellantauben. Eine <strong>der</strong> gezeigten<br />
Porzellantauben ist genetisch eine<br />
blaufahle Taube mit bräunlichen Farbeinlagerungen,<br />
sowohl im Schuppungsweiß als auch<br />
im blau gefärbten Schildbereich. Die Taubenbälge<br />
zeigen keine sichtbaren Spiegelpunkte<br />
auf <strong>der</strong> Schwanzbinde.<br />
Der an<strong>der</strong>e Taubenbalg zeigt deutlich,<br />
dass es sich mitnichten um eine Finkenzeichnung<br />
handelt, son<strong>der</strong>n eher um eine Art<br />
Schilfzeichnung, die deutlich sichtbar am<br />
Schwungende farbig eingefasst ist. Dies<br />
lässt genetische Zusammenhänge mit einer<br />
Spiegelzeichnung vermuten. Eine nach heutigen<br />
definierten Fachausdrücken bezeichnete<br />
Finkenzeichnung ist also nicht bei den<br />
gezeigten Bälgen zu sehen, allenthalben eine<br />
Art Spiegelpunktzeichnung auf den unteren<br />
beiden sichtbaren Handschwingen.<br />
Porzellan-<strong>Eistauben</strong> heute<br />
Was ist überhaupt genetisch und phänotypisch<br />
möglich? Wenn man sich lange und intensiv<br />
mit diesem Thema beschäftigt, bleibt<br />
faktisch festzuhalten:<br />
Es gibt einen Standardtext, <strong>der</strong> über Jahre<br />
hinweg bei Strukturierungsmaßnahmen immer<br />
wie<strong>der</strong> übernommen wurde. Mit ziemlicher<br />
Sicherheit hat es die Porzellantauben, in<br />
<strong>der</strong> Beschreibung des aktuellen Standards,<br />
nie gegeben. Es gibt keine Taubenrasse mit<br />
<strong>der</strong> Kombination Spiegelzeichnung im<br />
Schwanz mit Finkenzeichnung im Schwung.<br />
Man müsste genetisch einen Koppelbruch<br />
erreichen, damit nur die Spiegelzeichnung im<br />
Schwanz und die Finkenzeichnung auf den<br />
Schwingen vererbt würden. Dies scheint unmöglich<br />
zu sein. Ob es solche Tauben je gegeben<br />
hat, kann niemand mehr hun<strong>der</strong>tprozentig<br />
bezeugen.<br />
Eine Spiegelpunktzeichnung ist über<br />
Nachzucht und Selektion in gewissen Größenvariationen<br />
verän<strong>der</strong>bar. Aber eine defi-<br />
14 Geflügel-Börse 21/2011 132. Jahrgang
–Fakten, Erkenntnisse, Zukunft<br />
nierte Finkenzeichnung lässt sich hierbei<br />
nicht auf die Schwingen zaubern. Durch die<br />
Einkreuzungen von Dänischen Stieglitzen<br />
o<strong>der</strong> Silberschuppen wird zunächst die Eisfarbe<br />
stark verschlechtert, und bei Verbesserung<br />
dieser verschwinden die Finkungspunkte<br />
wie<strong>der</strong> vollends. Finkenzeichnung bei<br />
Farbentauben ist sehr selten und nur bei den<br />
wenigsten, wie z. B. Dänischen Stieglitzen,<br />
Startauben (Marmorstar und Silberschuppe)<br />
korrekt ausgeprägt. Oftmals tritt Doppelfinkung<br />
auf. Unter Fremdeinkreuzung von diesbezüglich<br />
typhaften Merkmalsträgern<br />
wurde versucht, diese im<br />
Standard gewünschte Zeichnung<br />
zu verbessern. Eine Verdrängung<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beiden typischen<br />
Merkmalen (Spiegel im Schwanz,<br />
Rosaton in <strong>der</strong> Schuppungsfarbe)<br />
war eine logische Konsequenz.<br />
Interessant sind auch die genetischen<br />
Zusammenhänge bezüglich<br />
des Toy-Stencil-Komplexes.<br />
<strong>Von</strong> Andreas Boisits habe ich hervorragende<br />
Berichte über dieses<br />
Thema bekommen. Viele <strong>Eistauben</strong>züchter<br />
haben schon vermeintlich<br />
herausragende Porzellantauben<br />
in ihren Zuchtschlägen<br />
gesichtet und auf ein Zuchtrezept<br />
für Porzellantauben spekuliert.<br />
Doch mischerbige Nachzucht aus<br />
gehämmerten <strong>Eistauben</strong> und<br />
weiß gezeichneten <strong>Eistauben</strong><br />
sind noch lange keine <strong>porzellanfarbigen</strong><br />
<strong>Eistauben</strong>. Bei Rückkreuzungen und<br />
dadurch entstehen<strong>der</strong> Reinerbigkeit hinsichtlich<br />
des ts3-Genes, sind rötlich o<strong>der</strong><br />
gelbliche Schuppungsfarben wie<strong>der</strong> rein<br />
weiß. Die drei Toy-Stencil-Gene Ts1, Ts2 und<br />
ts3 sind verantwortlich für die Schuppungsfarbe.<br />
Liegt Ts1 in Reinerbigkeit vor, so sehen<br />
wir im Phänotyp die Bronzeschuppung (siehe<br />
z. B. Modeneser o<strong>der</strong> Cauchois). Bei hinzu-<br />
132. Jahrgang<br />
kommendem Ts2 sehen wir dann Rosageschuppte,<br />
und erst wenn ts3 als rezessives Gen<br />
reinerbig zusätzlich vorliegt, wird die Schuppung<br />
rein weiß. Zahlreiche Kombinationen <strong>der</strong><br />
drei Gene lassen unterschiedliche Farbintensitäten<br />
erscheinen. Praktisch bewährt hat sich<br />
hingegen die konsequente Selektion rötlich<br />
o<strong>der</strong> gelblich schimmern<strong>der</strong> Weißgeschuppter,<br />
die bei zweckentfremdendem Einsatz sehr gute<br />
Zuchtdienste bei den Porzellanfarbigen aufzeigten.<br />
Bei ihnen liegt genetisch keine Reinerbigkeit<br />
bezüglich des „Weißmacher“-Gens ts3<br />
Porzellan-Eistaube<br />
vor. Das ist also für porzellanfarbige <strong>Eistauben</strong><br />
machbar und sollte das Zuchtziel sein.<br />
Mittlerweile beschäftigen sich mehrere Züchter<br />
mit den Porzellantauben. Die gezeigten Tiere<br />
auf den Hauptson<strong>der</strong>schauen kommen dem<br />
<strong>der</strong>zeitigen Standardtext immer näher. Der Porzellanton<br />
ist jetzt schon deutlich erkennbar und<br />
zufriedenstellend. Auch <strong>der</strong> Spiegel im<br />
Schwanz zeigt sich bei den herausgestellten<br />
Bild links:<br />
<strong>der</strong> richtige<br />
Porzellanton<br />
Rechtes Bild:<br />
eine gute<br />
Schwingenzeichnung.<br />
Fotos: Herbert<br />
Tieren im gewünschten Rahmen. Ziel ist und<br />
bleibt eine Spiegelpunktzeichnung mit noch<br />
erkennbarer schwarzer Schwanzbinde, also<br />
kein weißes Band. Nur hinsichtlich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />
Finkenzeichnung gibt es keine Übereinstimmung.<br />
Die reduzierte Spiegelzeichnung<br />
ist und bleibt am Rand farbig eingefasst.<br />
War das überhaupt in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
einmal an<strong>der</strong>s?<br />
Es gab vermutlich nie unter dem Namen<br />
Porzellantauben bzw. porzellanfarbige <strong>Eistauben</strong><br />
ausgestellte Tauben, die unter einer<br />
ganzheitlichen Betrachtung aller<br />
Rassemerkmale (inklusive Eisfarbe,<br />
Halsreinheit, typhafte Figur,<br />
Augenfarbe usw.) qualitativ besser<br />
als die aktuell gezeigten einzustufen<br />
sind.<br />
Ziel unser aller Bestrebungen<br />
muss eine Klärung <strong>der</strong> „Sage Porzellantauben“<br />
bleiben. Der Standardtext<br />
ist von Menschenhand<br />
geschaffen, kann also auch durch<br />
selbige geän<strong>der</strong>t werden. Voreilige<br />
Entscheidungen waren nicht<br />
das Bestreben des <strong>SV</strong> <strong>der</strong> <strong>Eistauben</strong>züchter,<br />
aber nach Jahrzehnten<br />
intensiver praktischer und<br />
theoretischer Erfahrung gilt es<br />
nun, Bilanz zu ziehen. Für Züchter<br />
und Preisrichter musste eine<br />
praktikable Lösung gefunden<br />
werden, damit die <strong>porzellanfarbigen</strong><br />
<strong>Eistauben</strong> im breiten Ausstellungwesen<br />
Einzug erhalten. Es<br />
gab wichtige Entscheidungen zu treffen, die<br />
<strong>der</strong> <strong>SV</strong>-Vorstand gemeinsam mit den aktiven<br />
Porzellantaubenzüchtern und dem BZA tätigte.<br />
Durch zahlreiche Aktivitäten im letzten<br />
Jahrzehnt waren wir nun in <strong>der</strong> Lage, eine zukunftsweisende<br />
Entscheidung zu treffen. Die<br />
Erkenntnisse <strong>der</strong> Vergangenheit zeigten,<br />
dass <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit aktuelle Standardtext keinesfalls<br />
ein Dogma ist. Es ist also keine feststehende<br />
Definition, <strong>der</strong>en Wahrheitsanspruch<br />
als unumstößlich gilt. Er ist so züchterisch<br />
nicht umsetzbar!<br />
Standardtextangleichung<br />
Die zeitgemäße und sinnvolle Angleichung<br />
des Standardtextes wurde in Zusammenarbeit<br />
mit dem BZA wie folgt formuliert: „Porzellanfarbig:<br />
Die Zeichnung <strong>der</strong> Flügelschil<strong>der</strong><br />
gleicht jener <strong>der</strong> Geschuppten; doch<br />
zeigt die Schuppungsfarbe ein ganz zartes<br />
rosa. Weiße Tupfen werden als Spiegelpunkte<br />
auf den Handschwingen und auf<br />
möglichst je<strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schwanzbinde<br />
verlangt. In den Schwingen sind von außen<br />
nicht sichtbarer Schilf und Rost gestattet;<br />
leichte Rücken- und Latschenzeichnung ist<br />
zugelassen.“<br />
Praktische Erkenntnisse<br />
Mit Sicherheit können wir feststellen,dass<br />
die Eisfarbe <strong>der</strong> früher gezeigten <strong>Eistauben</strong><br />
niemals so hell und zart war, wie es heute <strong>der</strong><br />
Fall ist. Auch die Reinheit, gerade im Halsbereich,<br />
dürfte bei diesen Tauben kein Allgemeingut<br />
gewesen sein. Die zuletzt gezeigten<br />
Tauben kommen einer begrenzten „Spiegel-<br />
Geflügel-Börse 21/2011 15
Porzellanfarbige <strong>Eistauben</strong> in <strong>der</strong> Voliere<br />
bei J. Herbert, Spachbrücken<br />
punktzeichnung“ auf den Schwingenenden<br />
schon sehr nahe.<br />
Es gibt einzelne Exemplare, die die einzelnen<br />
Rassemerkmale sehr gut verkörpern, jedoch<br />
noch nicht in Vollendung. Oft sind Tiere<br />
mit sehr guter Spiegelzeichnung im Schwanz<br />
noch etwas grob o<strong>der</strong> unscharf in <strong>der</strong><br />
Schwingenzeichnung. Ist diese akzeptabel,<br />
fehlen dann oft die Spiegel auf den Schwanzdeckfe<strong>der</strong>n,<br />
was gerade im Ausstellungskäfig<br />
sehr schade ist, da <strong>der</strong> Besucher<br />
einen komplett fehlenden Spiegelschwanz<br />
vermutet. Ist man überglücklich über ein in<br />
Schwung und Schwanz schön gezeichnetes<br />
Jungtier, so fehlt ausgerechnet dann <strong>der</strong> Porzellanton.<br />
War dieser im Nestgefie<strong>der</strong> noch<br />
stark ausgeprägt, so ist die Enttäuschung<br />
nach <strong>der</strong> Mauser umso größer. Fehlende<br />
Spiegelpunkte haben im Nestgefie<strong>der</strong> noch<br />
Perfekter Schwanzspiegel<br />
keine Bedeutung, oftmals sind gerade das<br />
die am besten gezeichneten. Denn ist die<br />
Zeichnung schon im Nest recht deutlich, wird<br />
sie nach dem Fe<strong>der</strong>wechsel in <strong>der</strong> Regel zu<br />
grob.<br />
Die wichtigsten Merkmale<br />
Neben den allgemeingültigen Rassemerkmalen<br />
<strong>der</strong> Eistaube sind bei den Porzellanfarbigen<br />
drei wichtige Merkmale zu beachten:<br />
1.) Spiegelzeichnung in <strong>der</strong> Schwanzbinde:<br />
Hier muss auf eine deutlich sichtbare<br />
dunkle Schwanzbinde Wert gelegt werden, damit<br />
sich die hellen Spiegelpunkte deutlich absetzen.<br />
Eine „weiße Schwanzbinde“, wie sie bei<br />
den Mövchen vorkommt, ist nicht unser Zuchtziel.<br />
Lediglich die oberen beiden Deckfe<strong>der</strong>n<br />
können zunächst bei <strong>der</strong> Beurteilung Zugeständnisse<br />
erfahren.<br />
2.) Spiegelzeichnung in den Schwungfe<strong>der</strong>n.<br />
Durch Selektion wurde die Spiegelzeichnung<br />
<strong>der</strong> Orientalischen Mövchen deutlich reduziert.<br />
Bei geschlossenem Flügel sollen die<br />
Punkte begrenzt sein, so dass die dunkle<br />
Schwungfarbe sichtbar ist und einen schönen<br />
Kontrast zum hellen Spiegelpunkt bildet. Bei<br />
den <strong>porzellanfarbigen</strong> <strong>Eistauben</strong> wird im Vergleich<br />
zum Orientalischen Mövchen ein breiterer<br />
farbiger Saum verlangt, damit man möglichst<br />
viel von <strong>der</strong> dunklen Schwingenfarbe<br />
beim geschlossenen Flügel erkennen kann.<br />
Bei roten Dänischen Stieglitzen ist die Finkenzeichnung<br />
oft so stark ausgelaufen, damit<br />
sie einer Spiegelzeichnung phänotypisch recht<br />
nahe kommt. An <strong>der</strong> Außenfahne ist jedoch die<br />
Zeichnung nicht mehr farbig eingerahmt, sodass<br />
es sich bei dieser Farbe tatsächlich um<br />
eine Finkenzeichnung handelt.<br />
3.) Rassemerkmal: Porzellanfarbe<br />
Die Porzellanfarbe ist keine reine Rosa-,<br />
Bronze- o<strong>der</strong> Sulfurschuppung, son<strong>der</strong>n ein<br />
hiervon abgeschwächter schimmern<strong>der</strong> Ton,<br />
<strong>der</strong> lediglich im Schuppungsweiß leicht durchschimmert.<br />
Spiegel in Schwingen und Schwanz<br />
werden generell größer und deutlicher, <strong>der</strong> Porzellanton<br />
jedoch wird schwächer. Hier ist aber<br />
mit entsprechen<strong>der</strong> züchterischer Arbeit und<br />
Selektion eine noch intensivere Färbung angestrebtes<br />
Ziel.<br />
Fazit<br />
In früheren Zeiten gab es viele Interpretationen<br />
<strong>der</strong> Porzellantaube. Über Jahrzehnte<br />
wurden die Interpretationen abgeän<strong>der</strong>t,<br />
aber eine genetisch machbare, also züchterisch<br />
umsetzbare Standardformulierung blieb<br />
lei<strong>der</strong> versagt. Lei<strong>der</strong> wurde <strong>der</strong> Standardtext<br />
immer wie<strong>der</strong> übernommen, aber die entsprechenden<br />
Tauben blieben eine Ideologie.<br />
Wie<strong>der</strong>erzüchtungsversuche beschäftigten<br />
schon viele Züchter im vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
ohne durchschlagenden Erfolg.<br />
Nach <strong>der</strong> intensiven Recherche- und Zuchtarbeit<br />
im letzten Jahrzehnt blieb die Standardanpassung<br />
eigentlich nur als vernünftige<br />
und logische Konsequenz unter Einbeziehung<br />
aller genetischen und phänotypischen<br />
Erkenntnisse. Das genetische Potenzial, auf<br />
das die heutigen Zuchten zurückgreifen, ist<br />
Bernd Eschmann zu verdanken. Er war es,<br />
<strong>der</strong> die Zucht von dem lei<strong>der</strong> viel zu früh verstorbenen<br />
Rudolph Reinhard in den 1990er<br />
Jahren übernahm und aus den Kreuzungsprodukten<br />
wie<strong>der</strong> <strong>Eistauben</strong> formte. Solche<br />
züchterische Leistungen sind hoch anzurechnen<br />
und nicht mit Bän<strong>der</strong>n und Pokalen<br />
aufzuwiegen. Die Porzellanfarbigen sind nun<br />
auf einem guten Weg und suchen tatkräftige<br />
Züchter, die das Beson<strong>der</strong>e lieben. Wer Interesse<br />
an <strong>porzellanfarbigen</strong> <strong>Eistauben</strong> hat,<br />
kann sich je<strong>der</strong>zeit gerne an den Verfasser<br />
Jens Herbert, Heinrich-Heine-Str. 8, 64354<br />
Reinheim-Spachbrücken, Tel. 06162 830971,<br />
wenden. Wer sich von <strong>der</strong> Schönheit dieser<br />
seltenen, sehr aparten Spezies überzeugen<br />
möchte, sollte bei <strong>der</strong> Hauptson<strong>der</strong>schau<br />
des <strong>SV</strong> <strong>der</strong> <strong>Eistauben</strong>züchter am 17. und<br />
18. Dezember in Erlensee bei Hanau vorbeischauen.<br />
Jens Herbert<br />
Gute Schwanzzeichnung. Fotos: Herbert<br />
16 Geflügel-Börse 21/2011 132. Jahrgang