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Procycling 03.19

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RALPH DENK<br />

Saisonstart wie aus<br />

dem Bilderbuch<br />

RICK ZABEL<br />

So erlebte er Marcel<br />

Kittels ersten Sieg 2019<br />

BERNHARD EISEL<br />

Der Steirer schaut auf<br />

seine Karriere zurück<br />

MÄRZ 2019<br />

€ 5,90<br />

A-€ 6,50<br />

CHF 10,80<br />

Lux-€ 6,50<br />

www.procycling.de<br />

VINCENZO NIBALI<br />

„EINEN<br />

DRITTEN GIRO<br />

ZU GEWINNEN,<br />

WÄRE EIN<br />

WUNDERBARES<br />

RESULTAT.“<br />

Der beste Allrounder im Radsport<br />

hat ambitionierte Ziele<br />

GROSSE<br />

SAISON-<br />

VORSCHAU<br />

60 Seiten Spezial –<br />

alle Rennen, alle Fahrer,<br />

alle Teams<br />

IM FOKUS<br />

Diese Themen<br />

werden das<br />

Jahr prägen<br />

FAB FOUR<br />

Stars von morgen<br />

– vier Nachwuchsfahrer<br />

für 2019<br />

ERIK ZABEL<br />

Über Mailand–San Remo<br />

– von 1993 bis heute<br />

TEAM SKY<br />

Das Ende? So hat die<br />

britische Equipe das<br />

Peloton verändert<br />

70% K<br />

90% K


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PERISCOPE


EDITORIAL<br />

AUF EIN SPANNENDES JAHR<br />

Endlich rollen sie wieder! Das Surren der Laufräder, die Geräusche der TV-Helikopter und<br />

die packenden Schlusssprints – spätestens mit den ersten Fernsehbildern der Tour Down<br />

Under Mitte Januar in Australien wurde deutlich, dass wir lange genug auf die neue Saison<br />

gewartet haben. Denn so schön der Winter auch ist – als Radsportfan fehlt einem doch<br />

etwas. Umso besser, dass ab sofort wieder regelmäßig gefachsimpelt, mitgefiebert und angefeuert<br />

werden kann: Ganze 38 Rennen auf vier Kontinenten umfasst die UCI WorldTour<br />

2019. Damit ist die wichtigste Serie im Profiradsport so groß wie noch nie.<br />

In der neuen <strong>Procycling</strong> dreht sich daher alles um die neue Saison. Egal, ob Fahrer, Teams<br />

oder Rennen – in unserer ausführlichen Saisonvorschau haben wir alles Wissenswerte<br />

zum Radsportjahr 2019 zusammengefasst. Und mit Vincenzo Nibali und dem Team Sky<br />

porträtieren wir zudem zwei Größen, von denen wir sicher sind, dass sie das Geschehen<br />

in den kommenden Monaten mehr als nur einmal prägen werden. Auch der deutsche<br />

Radsport kommt nicht zu kurz: Mit Erik Zabel haben wir den neuen Performance Manager<br />

bei Katusha-Alpecin getroffen. Und unsere Serie der jungen Hoffnungsträger dreht sich<br />

um vier heimische Talente, die das Zeug dazu haben, den Radsport in den kommenden<br />

Jahren selbst einmal auf höchstem Level zu gestalten. Wer weiß: Vielleicht gelingt das dem<br />

ein oder anderen jungen Deutschen bereits in dieser Saison!<br />

In diesem Sinne: Auf ein spannendes Radsportjahr 2019 – und Ihnen, liebe Leserinnen und<br />

Leser, viel Spaß beim Schmökern in der neuen <strong>Procycling</strong>!<br />

Werner Müller-Schell<br />

Redaktion


INHALT<br />

AUSGABE 181 / MÄRZ 2019<br />

12<br />

VINCENZO NIBALI<br />

„Für uns Italianer ist es nie genug.“ Der Hai von Messina spricht<br />

mit <strong>Procycling</strong> über Kritiker, Stürze und Verträge.<br />

19<br />

DER VIELSEITIGE<br />

Ob Klettern oder Kopfsteinpflaster, Abfahren oder Attackieren –<br />

was macht Nibali zum perfekten Allrounder?<br />

RUBRIKEN<br />

© Gruber Images<br />

6<br />

PROLOG<br />

Aus dem Herzen<br />

des Pelotons<br />

8<br />

INSIDER<br />

Rick Zabel<br />

& Ralph Denk<br />

10<br />

STRAVA<br />

Die Daten<br />

der Profis<br />

120<br />

WUNSCH-<br />

LISTE<br />

Produkt-Highlights<br />

128<br />

JENS VOIGT<br />

Das letzte<br />

Wort<br />

130<br />

VORSCHAU<br />

Themen der<br />

nächsten Ausgabe<br />

4 PROCYCLING | MÄRZ 2019


22<br />

TEAM SKY<br />

Das Ende nach zehn Jahren? So hat die britische Equipe das<br />

Peloton verändert – und mit ihm den gesamten Sport.<br />

32<br />

ERIK ZABEL<br />

Der Vierfach-Sieger von Mailand–San Remo erinnert sich an sein<br />

erstes Mal und schaut auf die kommende Austragung voraus.<br />

38<br />

BERNHARD EISEL<br />

Der steirische Veteran blickt mit uns auf eine 18-jährige Karriere<br />

bei fünf Teams zurück. Das ist sein Fazit.<br />

44<br />

FAB FOUR<br />

Stars von morgen – unsere vier Nachwuchsfahrer für 2019:<br />

Lennard Kämna, Felix Großschartner, Max Kanter und Jonas Koch.<br />

50<br />

IM FOKUS<br />

Von Sagans Frühjahr über Grand-Tour-Taktiken bis hin zur<br />

Rad-WM in Yorkshire – diese Themen werden das Jahr prägen.<br />

60<br />

SAISONPLANER<br />

60 Seiten Spezial: Diese Fakten und Hintergründe zum Radsport<br />

im Jahr 2019 müssen Sie wissen.<br />

62<br />

KALENDER<br />

Die Rennen des Jahres, inklusive aller Highlights, von Mailand–<br />

San Remo bis zur Lombardei-Rundfahrt.<br />

86<br />

WORLDTOUR-TEAMS<br />

Fahrer, Optionen, Leader – so gehen die Topmannschaften von<br />

AG2R La Mondiale bis UAE Team Emirates in die Saison.<br />

106<br />

PROCONTI-TEAMS<br />

Greipel, Bouhanni, Terpstra, Rolland – die zweite Liga glänzt mit<br />

großen Namen und will sich im Feld beweisen.<br />

© AFP/Getty Images, Team Sunweb, Gruber Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 5


2018 gewann<br />

Walsleben (rechts)<br />

die deutsche<br />

Rad-Bundesliga.<br />

PROLOG<br />

AUS DEM HERZEN DES PELOTONS<br />

EIN UNERWARTETES COMEBACK<br />

Rücktritt vom Cross-Sport, Sieger der Rad-Bundesliga, neuer Profivertrag<br />

– hinter Philipp Walsleben liegt ein ungewöhnlich ereignisreiches Jahr.<br />

Im Interview sprachen wir mit dem ehemaligen U23-Crossweltmeister<br />

über die vergangenen Monate und wie es ist, mit 31 Jahren<br />

plötzlich Neoprofi zu sein.<br />

Interview Werner Müller-Schell<br />

© Michael Deines/Promediafoto<br />

Philipp, vor einem Jahr haben wir an<br />

gleicher Stelle ein Interview mit dir<br />

über deinen Rücktritt vom Cyclocross<br />

geführt. Damals hast du stark an einer Zukunft<br />

als Radprofi gezweifelt. Nun, zwölf<br />

Monate später, startest du mit Corendon<br />

Circus für ein erfolgreiches Professional-<br />

Continental-Team in deine erste Saison als<br />

Straßenprofi. Wie überrascht bist du selbst<br />

über diese Entwicklung?<br />

Es war tatsächlich ein spannendes Jahr. Als mir<br />

im vergangenen Winter klar wurde, dass ich mich<br />

im Cross nicht weiterentwickeln würde können,<br />

musste ich in ganz verschiedene Richtungen denken.<br />

Ich hatte damals meinem Team [Beobank-<br />

Corendon, dem Vorgänger der heutigen Corendon-Equipe;<br />

Anm. d. Red.] gegenüber schon den<br />

Wunsch geäußert, Straßenfahrer werden zu wollen<br />

– was aber zu der Zeit noch nicht möglich war.<br />

Nach den starken Leistungen von Mathieu van<br />

der Poel in der vergangenen Saison auf der Straße<br />

6 PROCYCLING | MÄRZ 2019


[van der Poel ist Cross-Gesamtweltcupsieger, niederländischer<br />

Straßenmeister und Vize-Europameister<br />

auf der Straße] hat sich die Teamleitung<br />

aber zu einer neuen Strategie entschieden – und<br />

mich dahingehend auch wieder kontaktiert. Und<br />

dann hat alles plötzlich eine für mich sehr positive<br />

Wendung genommen.<br />

Du hast 2018 einen für einen etablierten<br />

Profi eher ungewöhnlichen Schritt vollzogen<br />

und bist in der Rad-Bundesliga an den Start<br />

gegangen. Wie kam es zu diesem Weg?<br />

Nach meinem Rücktritt vom Cross stand ich ohne<br />

Team da – und im Januar bzw. Februar war es zu<br />

spät, um noch etwas Passendes zu finden. Glücklicherweise<br />

ist Lars Wackernagel, der Teamchef<br />

der Bundesliga-Mannschaft P&S Thüringen, in<br />

dieser Situation auf mich zugekommen und hat<br />

mich gefragt, ob ich nicht zu ihm wechseln wolle.<br />

Ich fand das Projekt mit den vielen jungen Fahrern<br />

sehr spannend – auch wenn die Entscheidung<br />

sportlich für mich ein Schritt zurück war. Aber für<br />

meine persönliche Entwicklung war es sicher ein<br />

Schritt vorwärts.<br />

Wie meinst du das?<br />

Privat bin ich zurück nach Deutschland gezogen<br />

und habe mich hier wieder eingelebt. Und sportlich<br />

hatte ich viel Freiraum, und es kam eben nicht auf<br />

das allerletzte Prozent an Leistung an. Aus diesem<br />

Grund hatte ich auch die Möglichkeit, Neues auszuprobieren.<br />

Zum Beispiel habe ich angefangen,<br />

im Bereich Coaching mit Paul Voss zusammenzuarbeiten,<br />

habe neue Sachen im Training getestet<br />

und einfach Spaß bei den Rennen gehabt. Und mit<br />

der Baltyk-Karkonosze-Tour in Polen konnte ich<br />

auch eine kleine UCI-Rundfahrt gewinnen. Zudem<br />

war es interessant, in der Bundesliga auf Fahrer zu<br />

treffen, die eben keine Profis sind.<br />

Das war im Sommer. Es war auch genau zum<br />

richtigen Zeitpunkt, denn auf lange Sicht hätte ich<br />

vom Fahren in der Bundesliga nicht leben können.<br />

Nach den Nationalen Meisterschaften hat mich<br />

dann Mathieu van der Poel selbst kontaktiert,<br />

und bald hat mich auch die Teamleitung über die<br />

Pläne des Teams, in die Professional-Continental-Klasse<br />

aufzusteigen, informiert. Wir waren<br />

uns dann schnell einig – das war ja genau das,<br />

was ich wollte. Besonders freut mich, nun Mathieu<br />

helfen zu können. Ich finde es angenehm, wenn<br />

man im Team klare Aufgabenteilungen zwischen<br />

Kapitän und Helfer hat.<br />

Wie würdest du dein Verhältnis zu Mathieu<br />

van der Poel beschreiben?<br />

In jedem Fall sehr vertraut. Wir verstehen uns<br />

sehr gut, und obwohl er der klare Kapitän im<br />

Team ist, respektiert er die anderen Fahrer. Im<br />

Trainingslager haben wir uns zum Beispiel das<br />

Zimmer geteilt. Wenn er früh schlafen wollte, hat<br />

er einfach zu Schlafmaske und Ohropax gegriffen<br />

und sich umgedreht. Andere Fahrer haben da oft<br />

ein größeres Ego und sind egoistischer.<br />

Als Crossfahrer musstest du früher im Winter<br />

in Topform sein. Nun hast du eine Sommersaison<br />

auf höchstem Level vor dir. Wie<br />

hat sich das auf dein Training ausgewirkt?<br />

„ICH HABE EINEN<br />

VERTRAG FÜR EIN JAHR,<br />

UND DA MÖCHTE ICH MICH<br />

SO GUT WIE MÖGLICH<br />

VERKAUFEN.“<br />

Es war tatsächlich das erste Mal für mich, dass<br />

ich mich über den Winter vorbereitet habe – und<br />

das war nicht ganz einfach. Im Dezember war<br />

ich früher schließlich immer in Topform und habe<br />

kaum Grundlage trainiert. Hinzu kommt, dass ich<br />

mich auch an die längeren Distanzen gewöhnen<br />

musste – gerade im Hinblick auf die Klassiker<br />

macht es einen Unterschied, ob man 180 Kilometer<br />

oder 240 Kilometer schnell fahren kann.<br />

Corendon Circus ist ein Team, das vor allem<br />

auf die Klassiker schielt. Was für ein Fahrertyp<br />

bist du auf der Straße eigentlich?<br />

Das ist tatsächlich noch schwer zu beantworten.<br />

Ein reiner Bergfahrer bin ich wohl nicht, aber ich<br />

bin sicherlich sehr tempohart. Spritzige Anstiege<br />

verkrafte ich auch ganz gut. Es wird spannend für<br />

mich, mich hier in den kommenden Wochen und<br />

Monaten zu finden.<br />

Hast du schon einen konkreten Rennplan?<br />

Los wird es am 22. März mit dem Bredene<br />

Koksijde Classic in Belgien gehen. Danach folgen<br />

die Sarthe-Rundfahrt, der Brabantse Pijl und das<br />

Amstel Gold Race. Im Mai werde ich dann wohl<br />

bei der Tour de Yorkshire und der Belgien-Rundfahrt<br />

am Start stehen.<br />

Wirst du auch einmal auf eigene Rechnung<br />

fahren dürfen?<br />

Das wird man sehen. Unsere Mannschaft ist mit<br />

17 Fahren nicht sehr groß, von daher kann es<br />

durchaus auch einmal passieren, dass ich eine<br />

freie Rolle bekomme. An erster Stelle stehen aber<br />

sicherlich die Helferdienste für Mathieu. Ich habe<br />

einen Vertrag für ein Jahr, und da möchte ich mich<br />

so gut wie möglich verkaufen. Ich bin schließlich<br />

echt dankbar, dass ich mit 31 Jahren noch mal<br />

diese große Chance erhalte.<br />

Mit deinen Erfolgen im Cross im Rücken<br />

warst du der große Favorit der abgelaufenen<br />

Rad-Bundesliga-Saison – einer Rolle, der du<br />

auch gerecht geworden bist. Wie schätzt du<br />

das Niveau ein?<br />

Es war für mich zu Beginn auf jeden Fall eine<br />

Umstellung. Natürlich ist das Niveau niedriger<br />

als bei internationalen UCI-Rennen und das Leistungsgefälle<br />

ist sehr stark – aber auch die Taktik<br />

ist manchmal sehr interessant. Während bei einem<br />

UCI-Rennen die erste halbe Stunde voll attackiert<br />

wird, habe ich Bundesligarennen erlebt, bei<br />

denen das Peloton auf den ersten zehn Kilometern<br />

ruhig dahingerollt ist. Zudem ist alles sehr<br />

auf einen möglichen Schlusssprint ausgelegt. Ich<br />

denke, dass der eine oder andere Fahrer hier<br />

durchaus aktiver sein sollte. Es kommt nicht von<br />

ungefähr, dass die guten U23-Fahrer meistens<br />

ins Ausland wechseln, um hier an den Straßenradsport<br />

herangeführt zu werden. Ich würde mich<br />

daher freuen, wenn sich die Bundesliga wieder in<br />

eine andere Richtung entwickeln würde.<br />

Ab wann hat sich dein Wechsel zu den Profis<br />

auf die Straße angedeutet?<br />

© Bryn Lennon/Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 7


INSIDER<br />

RICK ZABEL<br />

DIE UMSTELLUNGEN ZAHLEN SICH AUS<br />

Der Katusha-Alpecin-Profi berichtet von seinem Saisoneinstand auf Mallorca.<br />

Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Jojo Harper/Team Katusha-Alpecin (Porträt), Justin Setterfield/Getty Images<br />

Endlich geht es wieder los! In<br />

den letzten Monaten habe ich<br />

das Rennen-Fahren richtig<br />

vermisst. Deshalb war es ein extrem<br />

gutes Gefühl, bei der Mallorca Challenge<br />

Ende Januar wieder Rennluft<br />

zu schnuppern. Die Geschwindigkeit,<br />

die Positionskämpfe im Feld<br />

– selbst die Windkanten und der<br />

Schlussanstieg am ersten Tag machten<br />

Spaß. Und mit dem ersten Sieg<br />

für unser Team durch Marcel Kittel<br />

gab es sogar noch einen Grund zum<br />

Jubeln: Nach fast einem Jahr ohne<br />

Erfolg ist der Knoten in unserem<br />

Sprintzug wieder geplatzt!<br />

Das Trofeo Palma bildet traditionell<br />

den Abschluss der Ende Januar<br />

ausgetragenen, viertägigen Mallorca<br />

Challenge. Und gewöhnlicherweise<br />

endet dieses Rennen auch im Massensprint.<br />

Für uns war deshalb von<br />

Anfang an klar, dass wir hier unsere<br />

Chance nutzen und Marcel im Finale<br />

in eine gute Ausgangsposition<br />

bringen wollen. Doch ganz so einfach<br />

war die Angelegenheit nicht:<br />

Rund 50 Kilometer vor dem Ziel<br />

bauten die Organisatoren einen längeren<br />

Anstieg ein – vor allem bergfeste<br />

Sprinter wie John Degenkolb<br />

spekulierten hier darauf, die reinrassigen<br />

Sprintasse wie Marcel abzuhängen.<br />

Wir schafften es trotzdem<br />

mit der Spitzengruppe über den<br />

Berg. Und auch der Rest des Rennens<br />

lief wie am Schnürchen: Nils<br />

Politt und ich zogen am Ende den<br />

Sprint für Marcel an. 350 Meter vor<br />

dem Ziel war ich noch an der Spitze,<br />

ehe Alexander Kristoff einen langen<br />

Spurt eröffnete. Marcel blieb in seinem<br />

Windschatten, nur um am<br />

Ende vorbeizuziehen – der erste Saisonsieg<br />

für Katusha-Alpecin!<br />

Ihr könnt mir glauben: Uns allen<br />

fiel ein riesiger Stein vom Herzen.<br />

Nach der schwierigen letzten Saison<br />

mit den vielen Niederlagen und den<br />

wenigen Siegen brauchten wir genau<br />

so ein Erfolgserlebnis. Dabei merkt<br />

man schon jetzt, dass sich die Umstellungen,<br />

die bei Katusha-Alpecin<br />

über den Winter vorgenommen worden<br />

sind, bezahlt machen. Unser<br />

neuer Sportdirektor Dirk Demol ist<br />

ein alter Hase im Geschäft und<br />

überlässt nichts dem Zufall. Und<br />

„SCHON JETZT MERKT MAN, DASS SICH DIE<br />

UMSTELLUNGEN, DIE BEI KATUSHA-ALPECIN<br />

ÜBER DEN WINTER VORGENOMMEN WORDEN<br />

SIND, BEZAHLT MACHEN.“<br />

auch mein Vater als Performance<br />

Manager bringt frischen Wind in<br />

unsere Mannschaft. In Mallorca<br />

konnte man das schon ganz gut erleben:<br />

So fuhren wir den Kurs genau<br />

ab, um Marcel sicher über den Berg<br />

bringen zu können. Und mein Vater<br />

gab im Finale sehr gute Anweisungen<br />

aus dem Auto. Besonders Marcel<br />

profitiert von seiner Erfahrung als<br />

Sprinter enorm – und hat das direkt<br />

in ein Ergebnis ummünzen können.<br />

Für mich selber war die Mallorca<br />

Challenge eine gute Standortbestimmung<br />

nach dem langen, trainingsintensiven<br />

Winter. Dabei bin<br />

ich mit meiner Form durchaus zufrieden:<br />

Schon bei der ersten Etappe<br />

der Rennserie mit der Bergankunft<br />

in Salvador ging ich an den Start.<br />

Dabei überstand ich nicht nur die<br />

Windkantenstaffel zur Rennmitte<br />

ohne Probleme, sondern konnte<br />

auch im Finale bergauf gut im Feld<br />

mithalten. Auch am vierten Tag hat<br />

meine Leistung gepasst und ich<br />

Hochkonzentriert zum ersten Saisonerfolg:<br />

Rick Zabel (links) war der<br />

letzte Anfahrer für Marcel Kittel (Mitte)<br />

bei dessen Sieg beim Trofeo Palma<br />

im Rahmen der Mallorca Challenge.<br />

konnte meine Arbeit im Sprintzug<br />

bis zum Ende erledigen. Das freut<br />

mich besonders, da mich der<br />

Schlüs selbeinbruch, den ich mir<br />

im November zugezogen hatte,<br />

nicht groß zurückgeworfen hat.<br />

Trotz Pause habe ich in diesem<br />

Winter definitiv mehr trainiert als<br />

in den letzten zwei Jahren, alleine<br />

im Januar kam ich auf deutlich über<br />

3.000 Kilometer.<br />

Ich hoffe, dass wir nun alle in<br />

der Mannschaft an diesen super<br />

Start anknüpfen können. Gelegenheiten<br />

dafür gibt es im Februar<br />

einige: Ich fahre die Valencia-Rundfahrt,<br />

das Clásica de Almería und<br />

die UAE Tour, anschließend geht<br />

es über die UAE Tour dann bereits<br />

mit der Klassiker-Saison los. Und<br />

wie schon vor der Mallorca Challenge<br />

gilt auch hier: Ich kann es kaum<br />

erwarten, bis die Frühjahrsklassiker<br />

endlich beginnen!<br />

Geboren am 7. Dezember 1993,<br />

zog es den Sohn von Erik Zabel<br />

schon früh zum Radsport. Nach<br />

guten Platzierungen bei den<br />

Junioren wechselte er 2012 zum<br />

Rabobank Development Team.<br />

2014 wurde Rick Zabel Profi<br />

bei BMC und fuhr drei Jahre bei<br />

der US-amerikanischen Equipe.<br />

2017 wechselte er zu Katusha-<br />

Alpecin und bestritt erstmals<br />

die Tour de France und die Straßen-WM.<br />

8 PROCYCLING | MÄRZ 2019


INSIDER<br />

RALPH DENK<br />

BILDERBUCHSTART<br />

Der Teamchef schreibt über den Saisoneinstand seiner Mannschaft.<br />

Ein Etappensieg durch Peter<br />

Sagan in Australien, einer<br />

durch Sam Bennett in Argentinien,<br />

dazu ein in Südamerika<br />

ebenfalls starker Felix Großschartner<br />

und ein überragender Emanuel<br />

Buchmann bei der Mallorca Challenge<br />

… hätte man mir vor dem<br />

Jahreswechsel gesagt, dass Bora–<br />

hansgrohe bereits Anfang Februar<br />

mit drei Saisonsiegen und mehreren<br />

weiteren Topplatzierungen dastehen<br />

würde – ich hätte sofort unterschrieben.<br />

Das gilt insbesondere, da auch<br />

andere Sportler aus unserem Team<br />

wie etwa Erik Baska oder Patrick<br />

Konrad ebenfalls bereits gute Ergebnisse<br />

eingefahren haben. Natürlich<br />

darf man diese Erfolge nicht<br />

überbewerten – gerade in den ersten<br />

Wochen des Jahres sind schließ -<br />

lich noch viele Fahrer im Trainingsstatt<br />

im Rennmodus. Dennoch sind<br />

gerade diese frühen Rennen immer<br />

eine gute Standortbestimmung. Sie<br />

zeigen schließlich sehr gut, wer<br />

über den Winter seine Hausaufgaben<br />

gemacht hat und wer nicht.<br />

Klassische Fehler sind etwa, dass<br />

man mit Übergewicht aus der Pause<br />

kommt oder eben mit Zeitrückstand<br />

hinterherfährt. Das alles ist<br />

aber bei uns nicht der Fall, ganz im<br />

Gegenteil: Wir können mit unserem<br />

Auftakt definitiv zufrieden sein –<br />

ein Bilderbuchstart.<br />

Die beiden Auftritte von Emanuel<br />

Buchmann bei der Mallorca Challenge<br />

waren dabei sicherlich die beeindruckendsten<br />

Leistungen. Wir<br />

hatten schon im Vorfeld der Saison<br />

damit gerechnet, dass er dieses Jahr<br />

reif für seinen ersten internationalen<br />

Sieg sein würde. Dass er es so früh<br />

schaffen würde, haben wir aber<br />

nicht erwartet. Ich war selbst in<br />

Mallorca vor Ort und habe seinen<br />

Sieg beim Trofeo Andratx-Lloseta<br />

hautnah miterlebt. Besonders imponierend<br />

war dabei die Art und Weise,<br />

wie Emanuel aufgetreten ist: Er<br />

„EMANUEL IST OFFENSIV GEFAHREN UND HAT<br />

SEINE ATTACKEN SELBST AUF DER EBENE<br />

UND IN DEN ABFAHRTEN KONSEQUENT<br />

DURCHGEZOGEN – CHAPEAU!“<br />

ist offensiv gefahren und hat seine<br />

Attacken selbst auf der Ebene und<br />

in den Abfahrten konsequent durchgezogen<br />

– Chapeau!<br />

Jetzt wird es für Emanuel darauf<br />

ankommen, nicht zu überziehen –<br />

aber dafür haben wir mit einem großen<br />

rennfreien Block im Februar<br />

gesorgt. Erst bei der UAE Tour En -<br />

de des Monats wird er wieder ins<br />

Renngeschehen eingreifen. Da das<br />

Etappenrennen neben dem Mannschafts<br />

zeitfahren zum Auftakt sehr<br />

wahrscheinlich auf den beiden Bergankünften<br />

am dritten und am sechsten<br />

Tag entschieden werden wird,<br />

hoffen wir natürlich, dass unser<br />

deutscher Youngster in der Wüste an<br />

seine Form von Mallorca anknüpfen<br />

kann. Dass ihm das Terrain liegt, hat<br />

Emanuel Buchmann gewinnt das<br />

„Trofeo Andratx-Lloseta“ im Rahmen<br />

der Mallorca Challenge.<br />

er ja bereits im letzten Jahr mit ei -<br />

nem zehnten Gesamt rang bei der<br />

Abu Dhabi Tour unter Beweis gestellt.<br />

Entsprechend wäre es schön,<br />

wenn es dieses Mal ein paar Plätze<br />

weiter nach vorne gehen könnte.<br />

Auch für den Rest des Teams<br />

wird ein Großteil des Februars eher<br />

ruhiger sein. Außer einigen Rennen<br />

in Spanien und der Algarve-Rundfahrt<br />

in Portugal steht nämlich vor<br />

allem eines auf dem Programm:<br />

Training, Training, Training. So<br />

sind wir derzeit mit zehn Fahrern<br />

im Höhentrainingslager in der Sierra<br />

Nevada, um uns auf die Klassiker<br />

vorzubereiten – allen voran natürlich<br />

Peter Sagan, Daniel Oss und Marcus<br />

Burg hardt. Die beiden Letztgenannten<br />

werden sogar einen ganzen Monat<br />

dort verbringen, um dann bei<br />

den Frühjahrsrennen in Form zu<br />

sein. Denn eines ist klar: Der tolle<br />

Saison auftakt ist bloß eine Momentaufnahme.<br />

In den kommenden Wochen<br />

gilt unsere volle Konzentration<br />

den Klassikern.<br />

Ralph Denk ist Teammanager der<br />

deutschen WorldTour-Mannschaft<br />

Bora–hansgrohe. Nach jahrelanger<br />

Aufbauarbeit ist die Equipe mit Sitz<br />

im oberbayerischen Raubling seit<br />

2017 in der höchsten Radsportliga<br />

aktiv. In <strong>Procycling</strong> berichtet Denk,<br />

in früheren Jahren selbst aktiver<br />

Rennfahrer, jeden Monat über seinen<br />

Alltag als Teamchef.<br />

Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Bora–hansgrohe/BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 9


PROLOG<br />

VALVERDES FRÜHFORM<br />

Der Weltmeister zeigte bereits im Wintertraining,<br />

dass auch 2019 mit ihm zu rechnen ist<br />

Text Werner Müller-Schell<br />

Bergprüfung benötigt. Damit war<br />

Valverde schneller als jeder Profi im<br />

Rennen. Zum Vergleich: Der im<br />

Rennen Siebtplatzierte, Bora-Profi<br />

Patrick Konrad, kam bei seiner Fahrt<br />

auf Platz sieben auf 12:09 Minuten.<br />

Tour-Etappensieger Warren Barguil,<br />

im Ziel immerhin Neunter, schaffte<br />

im Wettkampftempo 12:11 Minuten.<br />

Valverde selbst blieb im Rennen<br />

als Viertplatzierter mit 12:07 Minuten<br />

dagegen nur knapp hinter seiner<br />

72 Stunden zuvor aufgestellten<br />

Trai ningsleistung zurück, untermauerte<br />

aber damit dennoch erneut<br />

seine erstaunliche Frühform.<br />

400 WATT BEI 61 KILO<br />

© Strava (Screenshot)<br />

Es sagt schon viel über die konditionelle<br />

Verfassung eines<br />

Fahrers aus, wenn dieser im<br />

Training schneller ist als ein ganzes<br />

Peloton im Rennen. So geschehen<br />

im Januar am Anstieg hinauf zum<br />

Kloster Santuari de Sant Salvador<br />

auf Mallorca: Die erste Etappe der<br />

Mallorca Challenge, das „Trofeo Ses<br />

Salines–Campos“, endete auf dem<br />

509 Meter über dem Meer liegenden<br />

Berg im Südosten der Baleareninsel,<br />

der zu den bekanntesten und beliebtesten<br />

Trainingsanstiegen bei Profis,<br />

Amateuren und Hobbyfahrern gleichermaßen<br />

zählt. Doch am Ende,<br />

nach 176,9 Kilometern, holten sich<br />

weder der Tagessieger Jesus Herrada<br />

Lopez noch ein anderer Fahrer die<br />

Strava-Bestzeit an der 4,7 Kilometer<br />

langen und 325 Höhenmeter umfassenden<br />

Bergankunft. Drei Tage<br />

zuvor war es Weltmeister Alejandro<br />

Valverde, der hier im Rahmen einer<br />

Trainingsfahrt die schnellste Zeit<br />

auf den mallorquinischen Asphalt<br />

geknallt hatte.<br />

Gerade einmal 12:02 Minuten<br />

hatte der 38-Jährige für die durchschnittlich<br />

sieben Prozent steile<br />

Spannend ist ein Blick auf Valverdes<br />

Leistung: Bei 61 Kilogramm Körpergewicht<br />

kam der 1,77 Meter große<br />

Spanier auf eine Durchschnittsleistung<br />

von ziemlich genau 400<br />

Watt und eine Steigungsrate von<br />

1.625 Höhenmetern pro Stunde.<br />

Damit liegt er zwar hinter absoluten<br />

Spitzenwerten, wie sie bei der Tour<br />

de France und anderen Saisonhöhepunkten<br />

gezeigt werden – für den<br />

frühen Jahreszeitpunkt im Januar ist<br />

seine Bergleistung aber dennoch bereits<br />

als außergewöhnlich stark einzuschätzen.<br />

Das zeigt auch ein Blick<br />

auf die Durchschnittsgeschwindigkeit:<br />

Genau 23 Kilometer pro Stunde<br />

schaffte der Sieger des letztjährigen<br />

WM-Straßenrennens, der in den<br />

flacheren Abschnitten auch die<br />

30er-Marke mehrfach knackte. Seine<br />

mittlere Trittfrequenz lag dabei<br />

bei 81 Umdrehungen pro Minute.<br />

Dass Valverde, der auf Strava unter<br />

dem Spitznamen „Bala Balin“ zu<br />

10 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROLOG<br />

Das Strava-Ranking<br />

Santuari de Sant Salvador<br />

(4,7 Kilometer / 325 Höhenmeter /<br />

Kategorie 2)<br />

finden ist, auch 2019 mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

zu den besten Profis im Peloton zählen wird,<br />

zeigten im Übri -gen auch seine weiteren Auftritt<br />

bei der Mallorca Challenge. So war er insbesondere<br />

bergauf immer an vorderster Front zu finden.<br />

Auf seinen ersten Saisonsieg musste der Movistar-Kapitän<br />

bis Redaktionsschluss allerdings<br />

trotz seiner Frühform noch warten.<br />

Weltmeister Alejandro Valverde<br />

zeigte sich Ende Januar auf Mallorca<br />

in bestechender Frühform. Seine<br />

Rekordfahrt im Vorfeld der Mallorca<br />

Challenge findet ihr unter<br />

www.strava.com/activities/2108864121<br />

1. Alejandro Valverde Movistar<br />

12:02 Minuten*<br />

2. Patrick Konrad Bora–hansgrohe<br />

12:09<br />

3. Waren Barguil Arkéa-Samsic<br />

12:11<br />

4. Jonathan Lastra Caja Rural<br />

12:19<br />

5. Edmund Bradbury Memil-CCN<br />

12:20<br />

6. Tomasz Marczyński Lotto Soudal<br />

12:21<br />

7. Maxime Monfort Lotto Soudal<br />

12:27<br />

8. Gonzalo S. Rodriguez Caja Rural<br />

12:33<br />

9. E. Buchmann Bora–hansgrohe<br />

12:39<br />

10. Nick van der Lijke Rompoot<br />

12:42<br />

* Gewertet wurden nur aktive Radprofis und ihre<br />

persönlichen Bestzeiten im Laufe ihrer Karriere<br />

© Justin Setterfield/Getty Images<br />

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VINCENZO NIBALI<br />

SIZILIANISCHE<br />

ATTACKE<br />

Vincenzo Nibali hat alle drei großen Rundfahrten gewonnen und zwei<br />

Monumente: San Remo und die Lombardei-Rundfahrt. 2019 will er das ehrgeizige<br />

Giro-Tour-Double in Angriff nehmen – können ihn seine aggressive Fahrweise und<br />

seine Erfahrung zu seinem bisher größten Erfolg führen?<br />

Text Barry Ryan<br />

Fotografie Mjrka Boensch Bees<br />

12 PROCYCLING | MÄRZ 2019


MÄRZ 2019 | PROCYCLING 13


DAS GROSSE INTERVIEW<br />

Bahrain-Merida-Trainingslager im kroatischen<br />

Hvar hinsetzt. „Für uns Italiener“, erklärt er, „ist<br />

es nie genug.“<br />

© Getty Images<br />

ie müssen zweimal hinschauen.<br />

Sdie Vincenzo Nibali Operation nur im Rahmen eines verzweifelten<br />

erlebt es oft, auf seinen Auslandsreisen, aber vor Versuchs, rechtzeitig für die Weltmeisterschaft<br />

allem mit seinen eigenen Leuten in Italien. Am wieder fit zu sein, und er kämpfte sich mit den<br />

Morgen nach der Lombardei-Rundfahrt im letzten<br />

Oktober war es nicht anders. Im Bahrain- Gewalt wieder in Form zu bringen.<br />

Schlusslichtern durch die Vuelta, um sich mit<br />

Merida-Hotel sprach ihn eine ältere Frau mit sich Obwohl Nibali mit der Squadra Azzurra in<br />

weitenden Augen an. „Es ist Nibali“, sagte sie. Innsbruck antrat, kam die Weltmeisterschaft zwei<br />

Am Nachmittag zuvor hatte Nibali bis Como Wochen zu früh und er fiel vor dem Finale zurück.<br />

mit Thibaut Pinot mithalten können, aber einen Aber statt seine Saison an dem Punkt zu beenden,<br />

dritten Sieg beim letzten Monument der Saison fuhr Nibali bis in den Oktober hinein weiter, entschlossen,<br />

das Jahr positiv zu beenden. Am Comer<br />

verpasst. Unter den Umständen waren sowohl<br />

das Resultat als auch die Leistung bemerkenswert.<br />

Keine zwei Monate zuvor hatte sich Nibali und trockenen Blättern, die unter seinen Reifen<br />

See, mit der tief stehenden Sonne in den Augen<br />

einer perkutanen Vertebroplastie unterzogen, knisterten, kämpfte Nibali aufopferungsvoll, animierte<br />

das Rennen, wo er konnte, musste sich an<br />

nachdem er sich einen Wirbel gebrochen hatte,<br />

als ihn bei der Tour de France in Alpe d’Huez ein den Hängen des Civiglio aber schließlich Pinot<br />

Zuschauer zu Fall brachte. Er entschied sich für geschlagen geben. Fast trotzig hielt er sich die Verfolger<br />

vom Leib und wurde Zweiter – ein würdiges<br />

Ende einer verkorksten Saison.<br />

Aber Nibali spielt für ein anspruchsvolles Publikum.<br />

Es wurde zwar unterhalten, aber das heißt<br />

nicht, dass es zufrieden war, gebrochener Wirbel<br />

hin oder her. Nachdem die Dame im Hotel festgestellt<br />

hatte, dass er tatsächliche Vincenzo Nibali<br />

war, tadelte sie ihn freundlich, aber bestimmt:<br />

„Du bist nur Zweiter geworden.“<br />

Schwer lastet die Krone, und ein bisschen<br />

Leichtigkeit ist wichtig für den, der sie trägt. Nibali<br />

kichert bei dieser Erinnerung, als er sich beim<br />

Angeschlagen fährt Nibali<br />

Alpe d’Huez hoch, nachdem<br />

er vom Rad geholt wurde.<br />

So war es immer. Nach Marco Pantanis Tod<br />

und einer Reihe trügerischer Hoffnungen<br />

hatte das italienische Publikum seine Augen<br />

zehn Jahre oder länger auf Nibali geheftet. Geantwortet<br />

hat er mit einem vielseitigen Palmarès<br />

und mit beträchtlichem Flair, aber manchmal<br />

drohte ihn die Mischung aus Zuneigung und Aufmerksamkeit,<br />

die ihn einhüllte, zu überwäl tigen.<br />

Der Giro d’Italia 2016 war ein typischer Fall.<br />

Nachdem er zwei Wochen lang gekämpft hatte,<br />

schien Nibali auf der 16. Etappe in Andalo am<br />

Ende seiner Kräfte zu sein. Er war der Favorit gewesen<br />

und hatte jetzt 4:43 Minuten Rückstand<br />

auf das Rosa Trikot Steven Kruijswijk, weswegen<br />

er sich im Ziel für Funkstille entschied. Als ein<br />

Reporter ihn schließlich in der Lobby des Piccolo<br />

Hotels zu fassen bekam, klagte Nibali tieftraurig:<br />

„Warum wollt ihr meinen Stolz noch mehr verletzen?<br />

Ich bin schon zerstört.“<br />

Bei dem Rennen machte ein Mobiltelefonanbieter<br />

eine tägliche Umfrage, bei der die Fans ihren<br />

Lieblingsfahrer wählen konnten. Selbst als er<br />

im Klassement abrutschte, stand Nibali auf jeder<br />

Etappe auf dem Podium und nahm freudlos ein<br />

Smartphone als Preis entgegen. Das Ritual hatte<br />

etwas von einer Erniedrigung, aber die Zuneigung<br />

der Tifosi kann ebenso inspirierend wie erstickend<br />

sein. „Ich habe erkannt, dass es den Fans egal<br />

war, was die Presse sagte. Sie haben mich mit anderen<br />

Augen gesehen, und mein Resultat war ihnen<br />

egal“, sagt Nibali.<br />

Irgendwie machte sich Nibali diesen Giro doch<br />

noch gefügig: mit einem ergreifenden Sieg in<br />

Risoul, nachdem Kruijswijk bei dem Versuch, ihm<br />

in der Abfahrt vom Agnello zu folgen, gestürzt<br />

war, und dann, indem er Esteban Chaves die<br />

Maglia Rosa am vorletzten Tag entriss. Selbst für<br />

die Opernverhältnisse des Giro war das eine äußerst<br />

erstaunliche volte-face.<br />

„Zu diesem Zeitpunkt kämpfst du nur noch um<br />

deinen Stolz. Du kämpfst, um zu zeigen, was du<br />

geben kannst, und in gewisser Weise tritt das Ergebnis<br />

fast in den Hintergrund“, sagt Nibali. „Ich<br />

habe nicht einmal daran gedacht, dass ich versuchen<br />

kann zu gewinnen. Es war nur wichtig, etwas<br />

zu machen, um den Giro spektakulär zu machen.“<br />

Dieser Sieg zementierte Nibalis Ruf als instinktiver<br />

Grand-Tour-Champion, der sich mit den<br />

größten Gesten ausdrückt. Aber zweieinhalb Jahre<br />

nach diesem wichtigen Triumph weist er die<br />

Idee zurück, eng mit dem Ideal verbunden zu sein,<br />

mit einem bestimmten Stil zu gewinnen.<br />

„Wenn ich ein Rennen fahre, halte ich ja nicht<br />

an und denke darüber nach, wie ich gewinnen will“,<br />

sagt Nibali. „Okay, ich weiß, dass es entscheidende<br />

Punkte in einem Rennen gibt, aber normalerweise<br />

14 PROCYCLING | MÄRZ 2019


VINCENZO NIBALI<br />

„WENN ICH EIN RENNEN<br />

FAHRE, HALTE ICH JA NICHT<br />

AN UND DENKE DARÜBER<br />

NACH, WIE ICH GEWINNEN<br />

WILL. ICH WEISS, DASS ES<br />

ENTSCHEIDENDE PUNKTE IN<br />

EINEM RENNEN GIBT.“<br />

entwickelt sich mein Rennen auf den letzten zehn,<br />

fünf oder drei Kilometern, je nach Route. Bei San<br />

Remo weiß ich, dass die letzten zehn Kilometer<br />

die wichtigsten sind, oder auf einer Bergetappe<br />

weiß ich, dass ein bestimmter Anstieg der wichtigste<br />

Teil der Etappe ist. Du konzentrierst dich auf<br />

diese Situationen, und im Laufe dieser Kilometer<br />

siehst du, ob du angreifen kannst oder nicht.“<br />

Andererseits können nur wenige, wenn überhaupt<br />

welche, von Nibalis 51 Profisiegen als Rou-<br />

tine eingeordnet werden. Sein Gesamtwerk wird<br />

nicht von irgendeinem Muster dominiert, sondern<br />

scheint von einem Künstler zusammengestellt zu<br />

sein, jeder Sieg einzigartig und handgearbeitet. Im<br />

letzten März zum Beispiel gewann er Mailand–<br />

San Remo als erster Fahrer seit fast einem Vierteljahrhundert<br />

mit einem Soloangriff am Poggio.<br />

Selbst seine dominanten Siege beim Giro 2013<br />

und der Tour de France 2014 waren mit Girlanden<br />

geschmückt – ein schneeverwehter Sieg auf den<br />

Tre Cime di Lavaredo bei Ersterem, eine Demonstration<br />

in Hautacam bei Letzterer. Man hat den<br />

Eindruck, dass Nibali nicht mal in eine Werkstatt<br />

ohne Elan fahren kann.<br />

Nibalis aggressive Fahrweise ist von vielen begrüßt<br />

worden als Gegengift zu der risikoscheuen<br />

Strategie, die das Team Sky im letzten Jahrzehnt<br />

angewandt hat. Wenn das britische Team eine Art<br />

Radsport-Catenaccio anwendet, ähnelt Nibalis<br />

Methode mehr dem Gegenpressing.<br />

„Ich habe immer versucht, die Bestimmung von<br />

Rennen zu verändern, aber es ist nicht leicht. Oft<br />

bin ich auf ein Schlachtschiff wie Sky gestoßen,<br />

und das Team hat sich bei der Tour immer als<br />

sehr stark erwiesen“, sagt Nibali. „Seine Fahrweise<br />

ist eine sehr taktische. Sie ist weniger spektakulär,<br />

aber sehr profitabel.“<br />

Um in der Fußball-Analogie zu bleiben: Francesco<br />

Totti hat unlängst gesagt, seine Entscheidung,<br />

die Avancen von Real Madrid abzulehnen<br />

und für seine gesamte Karriere in Rom zu bleiben,<br />

sei ein „Schiebetür-Moment“ gewesen, in dem er<br />

sich gefragt habe, wie viel mehr er hätte gewinnen<br />

können, wenn er die Reichtümer im Bernabéu angenommen<br />

hätte. Nibali hatte in seiner Karriere<br />

eine ähnliche Chance gehabt, als Dave Brailsford<br />

Mitte 2009 die erste Sky-Mannschaft aufbaute.<br />

Der Italiener wurde umworben, entschied sich<br />

jedoch dafür, bei Liquigas zu bleiben.<br />

KARRIERE-HÖHEPUNKTE VINCENZO NIBALIS WORLDTOUR-SIEGE<br />

2006<br />

GP Ouest France-Plouay<br />

Mit 21 Jahren infiltriert ein unbekannter<br />

Nibali die entscheidende Ausreißergruppe<br />

an der Côte de Ty-Marrec in<br />

Plouay, setzt sich im Sprint gegen Juan<br />

Antonio Flecha durch und feiert seinen<br />

ersten WT-Sieg.<br />

2010<br />

Vuelta a España<br />

Nibali sichert sich seinen ersten<br />

Grand-Tour-Sieg mit beständigen Resultaten.<br />

Er gewinnt keine Etappe, aber<br />

ihm reicht ein zweiter Platz hinter<br />

Ezequiel Mosquera an der Bola del<br />

Mundo, um das Rote Trikot zu erobern.<br />

2012<br />

Tirreno–Adriatico<br />

Nach Top-Drei-Plätzen in Chieti, Prato<br />

di Tivo und Offida ist Nibali Dritter,<br />

aber mit einem starken abschließenden<br />

Zeitfahren zieht er an Chris<br />

Horner vorbei, gewinnt und lässt<br />

einen zweiten Platz in Lüttich folgen.<br />

2013<br />

Tirreno–Adriatico<br />

Hat zwei Tage vor Schluss<br />

20 Sekunden Rückstand auf<br />

Froome, aber zieht mit einem<br />

charakteristischen Angriff bei<br />

schlechtem Wetter in Porto<br />

Sant’Elpidio an dem Briten vorbei.<br />

© Getty Images (Zeitleiste)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 15


© Getty Images<br />

Ein Jahrzehnt später zögert Nibali, sich dem Gesellschaftsspiel<br />

hinzugeben. „Es gab Kontakte mit<br />

Sky, aber wir haben uns nicht geeinigt. Viele Fahrer<br />

sind zu Sky gegangen und haben sich nicht entfaltet,<br />

andere schon“, sagt er, und zumindest bei Astana<br />

habe er Sky nie um ihre Ressourcen beneidet.<br />

„Wir waren nicht unterlegen. Astana war eines<br />

der stärksten Teams von allen, mit mir, Landa,<br />

Fuglsang, Westra – alles Fahrer auf Topniveau“,<br />

sagt Nibali und grinst: „Wenn wir nicht Real<br />

Madrid waren, dann waren wir Barcelona.“<br />

Nibali ist in der Tat der einzige Fahrer, der die<br />

Serie von Toursiegen von Sky unterbrochen hat.<br />

Sein Triumph 2014, wo er von der ersten Woche<br />

an unablässigen Druck ausübte, schien eine Blaupause<br />

zu sein, wie man Sky in Verlegenheit bringt,<br />

obwohl er die Idee achselzuckend abtut. „Es gibt<br />

kein Geheimnis“, sagt er. „Es hängt alles davon<br />

ab, wie sich das Rennen entwickelt und wie du<br />

dich selbst managst.“<br />

Mit drei Monumenten und vier großen Rundfahrten<br />

in seinem Palmarès ist es schwer zu sagen,<br />

ob Nibali mehr gewonnen hätte, wenn er<br />

2010 bei Sky unterschrieben hätte, aber man<br />

kann wohl annehmen, dass er auf andere Weise<br />

gewonnen hätte. Als Bronzemedaillengewinner<br />

beim WM-Zeitfahren der Junioren und U23<br />

hätte Nibali sich in dem britischen Team vielleicht<br />

mehr auf seine Qualitäten als Rouleur<br />

konzen triert.<br />

„Vielleicht, aber es ist schwer, Teams zu vergleichen“,<br />

sagt Nibali. „Ich habe Sky nur von außen<br />

gesehen, aber Fassa Bortolo, Liquigas, Astana<br />

und Bahrain-Merida sind alle große Teams,<br />

Beim Giro 2016 gab Nibali nie auf;<br />

am Ende wurde er mit dem Sieg belohnt.<br />

die mich geprägt haben. Es mag sein, dass einige<br />

Teams sich auf bestimmte Sachen konzentrieren,<br />

aber es gab nie einen großen Unterschied.<br />

Vielleicht gibt es ein perfektes Team,<br />

aber ich glaube nicht daran, dass Perfektion irgendwo<br />

existiert.“<br />

Im letzten Jahr gewann Sky seinen ersten Giro<br />

d’Italia mit einem Husarenritt, der direkt aus Nibalis<br />

Dreh buch hätte entlehnt sein können. Chris<br />

Froome lieferte eine passable Imitation des Klassikers<br />

des Sizilianers von 2016 ab, als er zwei<br />

Tage vor Ende des Rennens eine 80-Kilometer-<br />

16 PROCYCLING | MÄRZ 2019


VINCENZO NIBALI<br />

Solo flucht über den Colle delle Finestre nach<br />

Bardo necchia hinlegte, nachdem er im Rennen bis<br />

dahin hinterhergefahren war.<br />

„Froome hat eine wirklich große Attacke abgeliefert“,<br />

würdigt Nibali diese Leistung. „Vielleicht<br />

war er schon öfter fähig, so etwas zu machen,<br />

ohne das zu realisieren. Er ist normalerweise<br />

konservativer, aber er versteht es auch, solche<br />

Attacken zu fahren.“<br />

Nachahmung ist vielleicht die ehrlichste Form<br />

des Schmeichelns, aber Nibalis Beziehung zu<br />

Froome ist distanziert, seit sie bei der Tour 2015<br />

öffentlich aneinandergerieten. Obwohl es seitdem<br />

keine nennenswerten Misstöne mehr zwischen<br />

ihnen gegeben hat, gibt es auch keine wahrnehmbare<br />

Wärme zwischen ihnen, und Nibali gehörte<br />

zu denen, die Froome in der letzten Saison kritisierten,<br />

weil er Rennen fuhr, während sein Salbutamol-Fall<br />

in der Schwebe hing.<br />

Nibali hat gegen andere Rivalen gekämpft,<br />

etwa gegen Tom Dumoulin beim Giro 2017, als<br />

Letzterer Nibalis Taktik herabwürdigte und der<br />

Sizilianer über Dumoulins Arroganz schimpfte,<br />

aber diese Feindseligkeit verschwand schnell.<br />

„Wenn du Dumoulin kennenlernst, ist er ein<br />

wirklich netter Kerl“, sagt Nibali. Sein Verhältnis<br />

zu Froome hingegen ist ein streng berufliches,<br />

wenn nicht gegnerisches. „Bei Froome ist es anders.<br />

Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir uns<br />

immer als Rivalen gesehen haben“, sagt Nibali.<br />

„Aber es gibt Respekt.“<br />

Einen Tag vor seiner Audienz mit <strong>Procycling</strong><br />

gab Nibali bei der Teampräsentation von<br />

Bahrain-Merida seine Absicht bekannt,<br />

2019 sowohl den Giro als auch die Tour zu fahren.<br />

Es ist wohl kein Zufall, dass sein erster konzertierter<br />

Versuch, das Giro-Tour-Double zu<br />

schaffen, kommt, nachdem Froome und Dumoulin<br />

im gleichen Jahr näher dran waren, beide Rennen<br />

zu gewinnen, als jeder andere seit Pantani<br />

1998 – obwohl Coach Paolo Slongo versichert,<br />

dass das Projekt sowieso irgendwann zu erwarten<br />

war. „Wir schauen uns natürlich die anderen an,<br />

aber wir haben uns nicht von ihnen inspirieren<br />

lassen“, sagt Slongo.<br />

Nibali ist den Giro und die Tour bisher zweimal<br />

in einem Jahr gefahren, aber beide Male liegen in<br />

der Zeit und im Kontext zu weit auseinander, um<br />

echte Anhaltspunkte für 2019 zu liefern. Das<br />

erste Mal war vor über einem Jahrzehnt, 2008,<br />

als er als Fahrer noch zu sich selbst fand und Elfter<br />

beim Giro und 20. der Tour wurde. 2016 fuhr<br />

er in Frankreich nur, um sich auf Olympia in Rio<br />

vorzubereiten.<br />

Slongo betont, dass dieser Versuch jetzt<br />

kommt, weil Nibali mit 34 „ein hohes Niveau an<br />

körperlicher Reife erreicht hat“. Aber der Fahrer<br />

selbst sagt, dass hinter seinem Programm für<br />

2019 auch ein Kompromiss zwischen seinen eigenen<br />

Vorlieben und den Ansprüchen seiner Arbeitgeber<br />

steckt. „Es kam zustande durch meinen<br />

Wunsch, wieder beim Giro zu starten“, erklärt er.<br />

„ICH HABE IMMER VERSUCHT, DIE BESTIMMUNG VON RENNEN<br />

ZU VERÄNDERN, ABER ES IST NICHT LEICHT. OFT BIN ICH AUF<br />

EIN SCHLACHTSCHIFF WIE SKY GESTOSSEN, UND DAS TEAM<br />

HAT SICH BEI DER TOUR IMMER ALS SEHR STARK ERWIESEN.“<br />

„Dann haben wir die Tour hinzugenommen, teils,<br />

weil das Team es sich wünschte.“<br />

Man hat das Gefühl, dass Nibali, wäre er sich<br />

selbst überlassen, dem Giro den Vorzug geben<br />

würde, ein Rennen, das ihn oft zu bestrafen<br />

scheint. Als wir ihm sagen, dass für ihn der Giro<br />

Spaß und die Tour Arbeit ist, stößt er Luft aus.<br />

„Der Giro ist das fast am schwersten zu gewinnende<br />

Rennen, weil das Wetter in den Bergen immer<br />

noch ziemlich kalt ist – dein Körper muss<br />

sich an den Temperaturwechsel gewöhnen“, sagt<br />

Nibali. „Die Tour ist schwer, weil du immer konzentriert<br />

bleiben musst. Immer. Du musst sehr<br />

aufpassen, weil es so viele Stürze gibt.“<br />

Anfang November erinnerte ihn der Besuch<br />

einer Polizeiwache an der italienisch-französischen<br />

Grenze in Modane an eine andere offene<br />

Rechnung auf den Straßen von Frankreich. Nibali<br />

ging dorthin, um eine Aussage zu machen im<br />

Rahmen einer Anzeige, die er und sein Team gegen<br />

die A.S.O. erstattet hatten, nachdem er in<br />

Alpe d’Huez gestürzt war und sich den T10-Wirbel<br />

gebrochen hatte.<br />

„Es wird ein langes Verfahren, aber es ist wichtig,<br />

und nicht, weil ich wütend auf die Tour oder<br />

den Fan wäre, der mich zu Fall gebracht hat“, sagt<br />

Nibali. „Wir Fahrer brauchen einfach mehr Sicherheit.<br />

In einem solchen Anstieg kann es nicht sein,<br />

dass die Leute die Möglichkeit haben, den Fahrern<br />

einen Schubs oder Schlag zu verpassen, wenn sie<br />

vorbeifahren. Es geht auch darum, die Investition<br />

zu schützen, die ein großes Team tätigt.“<br />

Im Gespräch mit den Gendarmen schauen sich<br />

Nibalis Anwälte jedes einzelne Bild so kritisch an,<br />

als wäre es der Zapruder-Film. Nibali war selbst<br />

überrascht, wie stark er auf den Aufnahmen von<br />

der Alpe wirkte. Am Tag zuvor in La Rosière war er<br />

in der Sky-Strömung untergegangen, aber eine<br />

Woge der Unterstützung an der Alpe gab ihm<br />

2013<br />

Giro d’Italia<br />

Alle Augen sind auf Wiggins<br />

gerichtet, aber Nibali zerstört die<br />

Moral und die Chancen des Briten<br />

mit frühen Angriffen. Gewinnt<br />

drei Etappen und die Gesamtwertung<br />

mit 4:43 Minuten vor Urán.<br />

2014<br />

Tour de France<br />

Ein Sieg auf der 2. Etappe gibt die<br />

Richtung vor. Froome und<br />

Contador stürzen und sind aus dem<br />

Rennen, während Nibali in den<br />

Bergen dominiert und drei Etappen<br />

plus das Gelbe Trikot gewinnt.<br />

2015<br />

Lombardei-Rundfahrt<br />

Nibali schwächelt bei der<br />

Tour und wird Vierter, bevor<br />

er bei der Vuelta disqualifiziert<br />

wird. Rettet seine Saison<br />

mit einem Solosieg bei der<br />

Lombardei-Rundfahrt.<br />

2016<br />

Giro d’Italia<br />

Nibalis größter Sieg überhaupt?<br />

Geht mit 4:43 auf Spitzenreiter<br />

Kruijswijk in die letzten drei<br />

Etappen, aber nimmt den Holländer<br />

an zwei Tagen auseinander und<br />

triumphiert mit 52 Sekunden.<br />

© Getty Images (Zeitleiste)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 17


DAS GROSSE INTERVIEW<br />

© Gruber Images, Getty Images (Zeitleiste)<br />

Bei der Tour 2014 fuhr<br />

Nibali seinen Rivalen<br />

schon auf der verregneten<br />

Kopfsteinpflaster-<br />

Etappe davon.<br />

wieder Oberwasser – und dann ging er durch einen<br />

baumelnden Kameragurt über Bord.<br />

„Kruijswijk führte, aber wir waren im Begriff,<br />

zu ihm aufzufahren. Froome attackierte und ich<br />

war an seinem Hinterrad, das Motorrad neben<br />

mir. Geraint Thomas war hinter mir, als ich stürzte,<br />

und der einzige Grund, warum er nicht auch<br />

stürzte, war, dass er leicht zurückgefallen war“,<br />

erklärt er. „Er hat mich mit dem Fuß getroffen, als<br />

er an mir vorbeifuhr, aber er blieb im Sattel. Roglic<br />

und Dumoulin waren dahinter, und Froome und<br />

ich griffen an … Das Video zeigte das.“<br />

Als Nibali an jenem Abend die Tour verließ,<br />

war er Vierter, 2:37 Minuten hinter dem Gelben<br />

Trikot Thomas. Trotz der Dominanz des Walisers<br />

und von Sky fragt sich Nibali, was er hätte erreichen<br />

können. „Ich hatte mir die Tour zum Ziel<br />

2017<br />

Lombardei-Rundfahrt<br />

Nibali ist in der Schlussphase zu stark für<br />

seinen Mitausreißer Thibaut Pinot und<br />

feiert seinen zweiten Sieg beim letzten<br />

Monument der Saison.<br />

„DIE TOUR IST<br />

SCHWER, WEIL DU IMMER<br />

KONZENTRIERT BLEIBEN<br />

MUSST. IMMER. DU MUSST<br />

SEHR AUFPASSEN, WEIL ES<br />

SO VIELE STÜRZE GIBT.“<br />

gesetzt, und ich glaube nicht, dass das Rennen<br />

beendet war“, sagt er. Unabhängig vom Endergebnis<br />

war das Spektakel in der letzten Woche durch<br />

sein Fehlen sicher beeinträchtigt, auch wenn Nibali<br />

selbst nur Bruchstücke einer Etappe verdauen<br />

2018<br />

Mailand–San Remo<br />

Auch ein Anwärter für Nibalis größten Sieg.<br />

Er attackiert am Poggio und hält sich die Sprinter<br />

nach einer atemlosen Jagd durch San Remo um<br />

ein paar Meter vom Leib.<br />

konnte, der neuartigen 65 Kilometer kurzen<br />

Etappe zum Col de Portet. „Ich konnte es mir<br />

nicht anschauen“, drückt er eine unsichtbare<br />

Fernbedienung. „Pffft. Ich habe umgeschaltet.“<br />

Nibalis Anlauf auf das Double könnte den<br />

Wert des vermutlich letzten großen Zahltages<br />

seiner Karriere bestimmen. Sein<br />

Bahrain-Merida-Vertrag läuft zum Jahresende<br />

aus, und er hat sich noch nicht weiter an das<br />

Team gebunden. Laut Generalmanager Brent Copeland<br />

lagen die Verhandlungen nach dem Einstieg<br />

McLarens als Teampartner auf Eis, wurden<br />

mittlerweile aber fortgesetzt. Nibali, der einen<br />

Zwei-Jahres-Vertrag anstrebt, wurde in der Zwischenzeit<br />

von Trek-Segafredo umworben.<br />

„Die Absicht ist, hier zu bleiben, aber wir müssen<br />

noch darüber reden“, sagt Nibali. „Und natürlich<br />

kann ein Fahrer, wenn er im letzten Jahr seines<br />

Vertrags ist, andere Angebote erhalten.“<br />

Das Double nicht zu landen, würde Nibalis Vermächtnis<br />

in keiner Weise schmälern. Sein Platz in<br />

der Geschichte als einer von sieben Fahrern, die<br />

alle drei großen Rundfahrten gewonnen haben, ist<br />

sicher, obwohl er in diesem Winter die Idee verwarf,<br />

die Rundfahrten zugunsten der Klassiker<br />

zurückzuschrauben. „Ich habe immer noch das<br />

Gefühl, ein Rundfahrer zu sein“, sagte Nibali.<br />

Nibalis Antennen scheinen Kritik viel klarer zu<br />

empfangen als Lob. Wahrnehmung ist eine eigentümliche<br />

Sache. Ein Blick in die italienische Presse<br />

legt nahe, dass er mit fast universeller Ehrfurcht<br />

behandelt wird, aber seine Aufmerksamkeit<br />

neigt dazu, sich an dem gelegentlichen scharfen<br />

Wort des Vorwurfs zu verhaken. Ein besonderes<br />

Schreckgespenst ist, dass seine Entscheidung, die<br />

Tour 2016 zu nutzen, um sich auf Olympia vorzubereiten,<br />

übermäßig kritisiert wurde.<br />

„Alle haben mich angegriffen“, sagt Nibali.<br />

„Selbst bei Olympia wurde ich gefragt, warum<br />

meine Tour so schlecht gelaufen sei.“<br />

Der olympische Traum endete, als Nibali stürzte,<br />

die Goldmedaille schon vor Augen. Ein globaler<br />

Titel ist die offensichtliche Lücke in seiner Bilanz,<br />

dazu war er 2012 einen Kilometer davon entfernt,<br />

Lüttich zu gewinnen. Nibali wird seine Ambitionen<br />

nicht auf ein einzelnes Rennen beschränken.<br />

„Die Weltmeisterschaft, Olympia, Lüttich und<br />

Flandern sind Rennen, die ich immer noch gerne<br />

gewinnen würde. Vielleicht gerne von jedem eins“,<br />

sagt er lachend. „Es gibt so viele schöne Rennen.<br />

Auch einen dritten Giro zu gewinnen, wäre ein<br />

schönes Resultat – ebenso wie eine zweite Tour.“<br />

Siegen ist das Wort, auf dem die Betonung liegt.<br />

Nibali wird als Publikumsmagnet gepriesen, aber<br />

14 Jahre in den Realitäten des Profiradsports haben<br />

ihn eine unumstößliche Wahrheit gelehrt: Es<br />

ist schön, das Publikum zu unterhalten, aber in<br />

seiner Branche hat er die besten Chancen, alle<br />

glücklich zu machen, wenn er gewinnt.<br />

18 PROCYCLING | MÄRZ 2019


VINCENZO NIBALI<br />

KONTRAPUNKT<br />

NIBALI, DER<br />

RENNFAHRER<br />

Nibali hat einen der vielseitigsten Palmarès in den<br />

Rekordbüchern des Radsports aufgebaut. Wir schauen<br />

uns die Qualitäten an, die ihm das ermöglicht haben.<br />

Text Sam Dansie<br />

Es ist keine Frage, dass Vincenzo Nibali der<br />

vielseitigste Fahrer im heutigen Peloton ist.<br />

An der Aussagekraft seines Palmarès gibt<br />

es nichts zu rütteln: Er ist einer von zwei aktiven<br />

Fahrern, die alle drei großen Rundfahrten gewonnen<br />

haben, und der einzige, der diese Bilanz<br />

mit Siegen bei Monumenten erweitert hat – und<br />

zwar gleich drei davon: Mailand–San Remo und<br />

zwei Auflagen der Lombardei-Rundfahrt. Nibali<br />

war Zweiter bei Lüttich–Bastogne–Lüttich und<br />

2013 Vierter der Straßenweltmeisterschaft –<br />

trotz eines bösen Sturzes zwei Runden vor<br />

Schluss. Er war 24. bei seinem Debüt bei der<br />

Fotografie Kristof Ramon<br />

Flandern-Rundfahrt. Nibalis Bilanz hebt sich damit<br />

nicht nur als kompletteste der Gegenwart ab,<br />

sie ist eine der komplettesten aller Zeiten: Er ist<br />

einer von nur sieben Fahrern, die alle großen<br />

Rundfahrten gewonnen haben, und einer von nur<br />

fünf, die alle großen Rundfahrten und ein Monument<br />

gewonnen haben.<br />

Nibalis früherer Sportlicher Leiter bei Astana,<br />

Dmitriy Fofonov, nannte <strong>Procycling</strong> den Grund<br />

seines Erfolgs: „Er ist einfach ein sehr kompletter<br />

Fahrer. Egal, was Organisatoren tun, um es spektakulär<br />

und schwer für die Fahrer zu machen, er<br />

kommt damit zurecht.“<br />

RADBEHERRSCHUNG<br />

Nibali ist einer der besten Techniker des Pelotons.<br />

Es fand seinen perfekten Ausdruck in der virtuosen<br />

Vorstellung auf dem nassen und matschigen Kopfsteinpflaster<br />

bei der Tour de France 2014. Er wurde<br />

Dritter, indem er nur so über das Pavé glitt, während<br />

andere schlitterten und stürzten. Er nahm Fabian<br />

Cancellara und Peter Sagan 40 Sekunden ab.<br />

Anschließend sprach Sky-Boss David Brailsford<br />

von „einem der großen Grand-Tour-Ritte“.<br />

„Ich beschloss, dass die beste Art war, alles zu<br />

geben“, sagte Nibali in jenem Jahr zu <strong>Procycling</strong>.<br />

„Ich habe mich darauf konzentriert, schnell zu<br />

fahren, weil ich wusste, dass das die beste Art<br />

war, Probleme zu vermeiden. Der Trick, wenn es<br />

einen gibt, sind ein dicker Gang und lockere Hände.<br />

Ich habe versucht, mich so weit wie möglich<br />

zu entspannen und von der Belastung so viel wie<br />

möglich zu absorbieren.“<br />

Diese Fähigkeiten kamen dem Sizilianer bei<br />

seinem Debüt bei der Flandern-Rundfahrt im<br />

letzten Jahr zugute. Er war eine Gefahr in der<br />

Spitzengruppe und attackierte im leicht ansteigenden<br />

Stück an einer Kuppe 26 Kilometer vor<br />

dem Ziel. Er kam mit der zweiten Gruppe über die<br />

Linie. „Eines Tages, wenn Vincenzo sich auf Roubaix<br />

konzentrieren würde, wäre er, glaube ich,<br />

vorne mit dabei“, sagte Fofonov.<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 19


DAS GROSSE INTERVIEW<br />

VIER TEAMS<br />

Vincenzo Nibali geht 2019 in seine<br />

14. volle Profisaison. In seiner Karriere<br />

ist er für vier Teams gefahren und war in<br />

dreien davon Kapitän. Er wurde 2005<br />

Profi bei Fassa Bortolo, wo er ein gutes<br />

Programm fuhr, aber mit 20 Jahren die<br />

großen Rundfahrten vermied. Es gab<br />

keine Siege, aber ein zweiter Platz bei<br />

der Tour de Suisse war vielversprechend.<br />

Er hatte nur eine Saison bei<br />

Fassa, da das Team zum Jahresende<br />

aufgelöst wurde. Dann wechselte er zu<br />

Liquigas, wo er sieben Jahre blieb. Hier<br />

etablierte er sich als Kapitän für die<br />

Rundfahrten, indem er bei der Tour<br />

2009 auf den sechsten Platz kletterte,<br />

sein Durchbruch bei den Top Ten einer<br />

Grand Tour. Aber er musste sich ein paar<br />

Jahre zurückhalten, während Ivan Basso<br />

das Team anführte und sich die großen<br />

Rundfahrten aussuchen konnte, obwohl<br />

Nibali die Vuelta 2010 gewonnen hatte.<br />

Erst 2012 war er Kapitän bei der Tour de<br />

France, und er revanchierte sich für das<br />

Vertrauen des Teams, indem er Dritter<br />

wurde. Bei Astana, wo er vier Jahre fuhr,<br />

war er der klare Häuptling und gewann<br />

drei weitere große Rundfahrten – den<br />

Giro zweimal und die Tour einmal.<br />

Auch bei Bahrain-Merida ist Nibali der<br />

klare Rundfahrten-Kapitän des Teams.<br />

Das wäre viel verlangt für einen unter 70 Kilo<br />

wiegenden 34-Jährigen. Alter, Mannschaft und<br />

nicht zuletzt seine eigenen Prioritäten in den<br />

kommenden Jahren sind erhebliche Hindernisse<br />

für einen Erfolg in Flandern, aber Fofonov verlieh<br />

seinem Argument sanften Nachdruck.<br />

„Wenn er sich darauf konzentrieren<br />

würde. Es ist ein komplett<br />

anderes Peloton, aber mit<br />

einer guten Mannschaft und auch<br />

Glück … Wenn er sich auf etwas<br />

konzentriert, gibt er 100 Prozent.“<br />

ABFAHREN<br />

Nibalis Können und Kaltblütigkeit<br />

in den Abfahrten füllen einen langen<br />

Film der Höhepunkte. Seine<br />

Sturzflüge haben ihm große Siege<br />

gebracht – wie vom Civiglio bei der<br />

Lombardei-Rundfahrt 2015 und<br />

vom Umbrailpass beim Giro 2017.<br />

Manchmal haben sie ihm geholfen,<br />

wieder Anschluss zu finden, wie als er beim Giro<br />

2011 vom Passo Fedaia ins Tal flog, um die<br />

Gruppe um die Maglia Rosa einzuholen. Manchmal<br />

hat er sie genutzt, um seine Gegner unter<br />

Druck zu setzen, wie Bradley Wiggins am Col de<br />

la Colombière bei der Tour 2012.<br />

Die klarste Manifestation seines Abfahrens –<br />

oder vielleicht seines ihm vorauseilenden Rufs dafür<br />

– kam beim Giro 2016. Er gab sich als einer der<br />

51<br />

Siege in Nibalis<br />

bisheriger Karriere<br />

11<br />

Etappensiege bei<br />

den drei großen<br />

Rundfahrten<br />

drei stärksten Fahrer zu erkennen, als das Rennen<br />

über den Colle dell’Agnello führte. Am Gipfel<br />

attackierten Nibali, Esteban Chaves und – im Rosa<br />

Trikot - Steven Kruijswijk. „Ich konnte sehen, dass<br />

es bei Kruijswijk nicht sehr gut lief, daher habe ich<br />

beschleunigt. Ich habe die Abfahrt<br />

schnell in Angriff genommen.<br />

Dann ist Kruijswijk gestürzt und<br />

wir änderten unsere Strategie“,<br />

sagte Nibali, nachdem er die Etappe<br />

gewonnen hatte.<br />

Doch er ist nicht unfehlbar.<br />

2016 erwische es ihn – und andere<br />

– in der Abfahrt von der Vista<br />

Chinesa bei Olympia in Rio, als<br />

die Goldmedaille zum Greifen<br />

nah war, und Nibali brach sich<br />

das Schlüsselbein.<br />

KLETTERN<br />

Oft müht sich Nibali nach Kräften<br />

gegen überlegene Kletterer. Seinen<br />

Vuelta-Sieg 2010 sicherte er sich, ohne eine Etappe<br />

zu gewinnen. Die Vuelta 2013 verlor er gegen<br />

Chris Horner auf den Etappen ins Peña Carbarga-<br />

Gebirge und zum Alto del Naranco. Bei der Vuelta<br />

2017 nahm er Chris Froome in den Bergen nur<br />

einmal Zeit ab – als der Brite krank war.<br />

Und dann produziert er manchmal erstaunliche<br />

Comebacks und ist unangreifbar. Während<br />

eines Großteils des Giro 2016 mühte sich Nibali<br />

im Schatten von Mikel Landa – und in der Gesamtwertung<br />

in dem unerwarteten Schatten, den<br />

Kruijswijk warf. Nibali hatte fast fünf Minuten<br />

verloren, bevor er am Agnello auf der 19. Etappe<br />

das Ruder herumriss. Diese Etappe beendete<br />

Nibali mit 51 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten<br />

Mikel Nieve. Am nächsten Tag attackierte<br />

er und verwandelte ein 44-Sekunden-<br />

Defizit in der Gesamtwertung in einen 52-Sekunden-Überschuss.<br />

Aber seine vielleicht größte Serie<br />

von Kletterleistungen war bei der Tour 2014,<br />

als er in jedem Gebirgszug gewann, den das Rennen<br />

besuchte: die Vogesen, Alpen und Pyrenäen.<br />

ABSCHALTEN<br />

Nibalis Fähigkeit, von den Rennen abzuschalten,<br />

ist legendär. „Er ist gut darin, in den Öko-Modus<br />

zu schalten. Er entspannt gerne, ist gerne in Sizilien<br />

und zu Hause“, sagte Fofonov. „Ich glaube<br />

nicht, dass er gerne jeden Tag über Radsport redet<br />

oder was seine Ziele sind. Er schaltet ab.“<br />

Ein bekanntes Beispiel für Nibalis Fähigkeit zu<br />

entspannen war, dass er zwei Stunden vor der<br />

Im Trikot des italienischen<br />

Meisters stürmt Nibali zum Toursieg.<br />

20 PROCYCLING | MÄRZ 2019


VINCENZO NIBALI<br />

NIBALIS<br />

PLÄTZE BEI<br />

MONUMENTEN<br />

DREI RUND-<br />

FAHRTEN +<br />

MONUMENT<br />

Bei Merida muss Nibali noch eine Rundfahrt<br />

gewinnen, doch ein Monument hat er schon.<br />

Anders als die meisten Rundfahrer dieser Zeit<br />

mag es Nibali, bei den Monumenten anzutreten,<br />

und bei San Remo, Lüttich und der Lombardei-<br />

Rundfahrt wird er oft gesehen. 2018 fuhr er erst -<br />

mals die Flandern-Rundfahrt, Roubaix fehlt noch.<br />

Nibali gehört zum exklusiven Club der fünf<br />

Fahrer, die alle drei großen Rundfahrten sowie<br />

mindestens ein Monument gewinnen konnten.<br />

Als Letzter schaffte das Hinault in den 1980ern.<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Vuelta a España<br />

Junioren-Weltmeisterschaft in Zolder 2002 einschlief.<br />

Seine Teamkameraden dachten, sie hätten<br />

ihn verloren.<br />

Dieses Abschalten hat komische Züge erreicht.<br />

Die Gazzetta dello Sport schrieb, dass Nibali beim<br />

Tour-Training 2012 der irrigen Annahme unterlag,<br />

das Rennen würde ein Mannschaftszeitfahren<br />

enthalten. Vor dem Vuelta-Start 2015 in<br />

Marbella sagte Nibali: „Ich kenne das Roadbook<br />

nicht, genau wie 2010. Nicht ein bisschen, und<br />

ich mache mir keine Sorgen deswegen.“<br />

INTUITION<br />

Der spannendste – und wohl unterhaltsamste –<br />

Aspekt von Nibalis Fahrstil ist seine Fähigkeit,<br />

einen Überraschungscoup abzuziehen. „Er versucht<br />

das Rennen zu provozieren, so wie es<br />

Champions machen“, sagte Fofonov. „Er fühlt das<br />

Rennen. Okay, du musst etwas planen, aber du<br />

musst deine Gegner kennen, wissen, wann ein<br />

guter Moment zum Angreifen ist, oder vielleicht<br />

angreifen, wenn es riskant ist.“ Sein Sieg bei Mailand–San<br />

Remo im letzten Jahr war eine lehrbuchmäßige<br />

Nibali-Vorstellung. Alberto Volpi, sein<br />

Sportlicher Leiter, sagte: „Wir haben über einen<br />

Angriff am Poggio nachgedacht. Wenn es nicht<br />

gut gelaufen wäre, wäre es für Sonny Colbrelli im<br />

Sprint gewesen. Nibali hatte Angst, dass Sagan<br />

vor ihm angreifen würde, daher kam er dem dreimaligen<br />

Weltmeister lieber zuvor. Er sah, dass ein<br />

anderer Ausreißer attackiert hatte, und verfolgte<br />

ihn. Sagan reagierte nicht, wie Nibali dachte.“<br />

Fofonov erinnert sich, dass er Nibali Attacken<br />

ausreden musste – oder es versuchen musste.<br />

„Manchmal ist es nicht der richtige Moment. Aber<br />

ich erinnere mich an die Dauphiné, wo er Zweiter<br />

hinter Rui Costa wurde, nachdem sie mehr als<br />

110 Kilometer vor dem Ziel angegriffen hatten<br />

[2015]. Es war vollkommen verrückt, aber er wollte<br />

sich selbst und das Selbstbewusstsein des anderen<br />

Fahrers testen.“<br />

Er fügt hinzu: „Ob es brütend heiß ist oder<br />

schneit oder ob da Kopfsteinpflaster ist, er ist sehr<br />

gut. Er ist wie ein Champion aus alten Zeiten.“<br />

MAILAND–<br />

SAN REMO<br />

FLANDERN-<br />

RUNDFAHRT<br />

PARIS–<br />

ROUBAIX<br />

LÜTTICH–<br />

BASTOGNE–L.<br />

LOMBARDEI-<br />

RUNDFAHRT<br />

2018 1 24 - 32 2<br />

2017 - - - - 1<br />

2016 33 - - 51 -<br />

2015 45 - - 13 1<br />

2014 44 - - 30 -<br />

2013 DNF - - 23 DNF<br />

2012 3 - - 2 26<br />

2011 8 - - 8 40<br />

2010 28 - - 27 5<br />

2009 49 - - 39 -<br />

2008 - - - 10 37<br />

2007 - - - 71 34<br />

2006 69 - - DNF DNF<br />

2005 - - - 112 79<br />

SIEGE<br />

SIEGE PRO JAHR<br />

Vincenzo Nibalis erfolgreiche Laufbahn.<br />

So verteilen sich die 51 Siege in Nibalis bisheriger Karriere auf seine 13 Jahre als Radprofi.<br />

5<br />

2 2 2<br />

5<br />

2<br />

EDDY MERCKX<br />

7 7<br />

6<br />

5 5<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

JAHR<br />

5<br />

BERNARD HINAULT<br />

5<br />

5 3 2 3 2<br />

3 1 1<br />

5 2 1<br />

2 2 2 2<br />

7 1 1<br />

JACQUES ANQUETIL<br />

FELICE GIMONDI<br />

VINCENZO NIBALI<br />

Tour de France<br />

Giro d’Italia<br />

Flandern-Rundfahrt<br />

Paris–Roubaix<br />

Lüttich–Bastogne–<br />

Lüttich<br />

Lombardei-Rundfahrt<br />

Mailand–San Remo<br />

4 4<br />

1 1<br />

1<br />

1<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 21


DER LETZTE KAMPF<br />

Unlängst gab Sky bekannt, das Sponsoring des erfolgreichsten<br />

Tour-Teams der modernen Ära Ende 2019 auslaufen zu lassen –<br />

nach zehn Jahren. Nun tickt die Uhr bei Dave Brailsfords Suche<br />

nach einem Ersatz, und <strong>Procycling</strong> denkt über die Folgen für<br />

den Sport nach – und über die öffentliche Wahrnehmung eines Teams,<br />

das mit gleicher Intensität gehasst und geliebt<br />

zu werden scheint.<br />

Text Edward Pickering<br />

22 PROCYCLING | MÄRZ 2019


Dave Brailsford, der Chef des Teams Sky,<br />

wird sich fragen, was er tun muss, um eine<br />

ruhige Saisonpause zu erleben. Vor zwölf<br />

Monaten, zu Beginn des Jahres 2018, hatte er mit<br />

dem positiven Test von Chris Froome auf Salbutamol<br />

bei der Vuelta 2017 zu tun. Ende 2016 gab<br />

es die Saga um Bradley Wiggins’ medizinisches<br />

Attest und ominöse Lieferungen in gepolsterten<br />

Versandtaschen an Sky. Ende 2015 waren die<br />

Radsportnachrichten bestimmt von Froomes<br />

physiologischen Tests, mit denen er Gerüchte von<br />

Doping und Motor-Doping bei der Tour de France<br />

jenes Sommers entkräften wollte. Brailsford hatte<br />

Ende 2014 eine desaströse Tour verdauen müssen,<br />

bei der Kapitän Froome nach einem Sturz<br />

aus dem Rennen war und es keinen erkennbaren<br />

Plan B gab. 2013: Sky-Fahrer Jonathan Tiernan-<br />

Locke wird wegen Anomalien in seinem biologischen<br />

Pass suspendiert, später gesperrt. 2012:<br />

Krieg zwischen Wiggins und Froome um die Kapitänsrolle,<br />

alles ausgetragen vor dem Hintergrund<br />

von Lance Armstrongs Dopinggeständnis.<br />

Doch Ende November, Anfang Dezember 2018<br />

hatte Sky seit Juli keine Kontroverse gehabt, als<br />

Gianni Moscon den französischen Fahrer Élie<br />

Gesbert auf der 15. Etappe der Tour de France<br />

boxte und disqualifiziert wurde (außer man zählt<br />

mit, dass Brailsford auf der Pressekonferenz am<br />

nächsten Vormittag in Carcassonne sagte,<br />

schlechtes Betragen von Fans sei „französische<br />

Kultur“). Nachdem also Moscon diszipliniert war,<br />

Brailsfords Vortrag nur ein kollektives Kopfschütteln<br />

hervorgerufen hatte, die Froome-Salbutamol-<br />

Geschichte in der Versenkung verschwunden war<br />

und die Untersuchung des Sportausschusses des<br />

britischen Parlaments im März beendet war,<br />

blieb das Team fünf Monate von schlechten Nachrichten<br />

verschont.<br />

Aber gerade als die letzten Nachbeben nach<br />

Jahren der Skandale, Gerüchte und Kontroversen<br />

– und übrigens mehrerer Toursiege – endlich abflauten,<br />

beschloss der neue Sky-Eigentümer Comcast,<br />

den Hahn zuzudrehen. Der Manager des<br />

reichsten und erfolgreichsten Teams im Radsport<br />

hatte vielleicht damit gerechnet, im Dezember<br />

über Details des Fünfjahresplans nachdenken zu<br />

müssen, bezogen auf seine jungen Kletterer Egan<br />

Bernal und Ivan Sosa, wovon Ersterer einen Vertrag<br />

mit Sky bis Ende 2023 hat und vor diesem<br />

Zeitpunkt für mehrere Grand-Tour-Siege gut sein<br />

könnte. Die größte Herausforderung schien zu<br />

sein, den Übergang von der Ära Froome/Thomas<br />

in die Bernal/Sosa-Ära zu managen – ein Luxusproblem<br />

für einen Teamchef im Radsport.<br />

Stattdessen änderte die Erklärung von Sky –<br />

eine Bombe, die die Fahrer an einem Tag bei<br />

einem Trainingslager auf Mallorca ebenso unvermittelt<br />

traf wie Brailsford – plötzlich alles.<br />

Brailsford geht jetzt auf die Suche nach einem<br />

Ersatzsponsor; er braucht eine ungewöhnlich große<br />

Summe Geld in einer ungewöhnlich kurzen<br />

Zeit. Die Uhr tickt.<br />

© Chris Auld<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 23


SKY<br />

DEN WANDEL EINLÄUTEN<br />

© AFP/Getty Images<br />

Unbestreitbar zu Beginn des Jahres 2019<br />

ist, dass Sky in zehn Jahren als Sponsor<br />

und Teameigentümer den Radsport verändert<br />

hat. Das Budget des Teams hat die<br />

Gehälter aufgeblasen, seine Taktik hat viele<br />

Fans erzürnt. Sky hat zahlreiche Rundfahrten<br />

gewonnen (und überraschend<br />

wenige Eintagesrennen im Vergleich dazu<br />

– 35 Eintagesrennen von insgesamt 325<br />

Siegen, darunter zehn britische Straßenmeisterschaften),<br />

alleine sechs Frankreich-Rundfahrten<br />

plus eine Vuelta und<br />

einen Giro. Das ursprüngliche Ziel zu Beginn<br />

des Jahres 2010, über das die Skeptiker<br />

damals lachten, war, die Tour innerhalb<br />

von fünf Jahren mit einem britischen<br />

Fahrer zu gewinnen. Sie schafften es sechs<br />

Mal in neun Jahren mit drei verschiedenen<br />

britischen Fahrern – bisher.<br />

Sky hat viele innovative Ideen in den<br />

Radsport eingebracht – einige enorm effektiv<br />

oder einflussreich oder beides, etwa<br />

den Fokus auf Ernährung, Höhentraining<br />

und Abwärmen nach den Etappen, andere<br />

lächerlich naiv wie die blickdichten<br />

Schirme vor den Fahrern beim Aufwärmen<br />

vor den Zeitfahren. („Was haben wir<br />

uns dabei gedacht?“, fragte Brailsford<br />

später rhetorisch.)<br />

Das sind nur ein paar der Veränderungen,<br />

die internationalen Radsportfans aufgefallen<br />

sind. Im britischen Radsport hat<br />

Sky beinahe seismischere Veränderungen<br />

herbeigeführt. Als das Team Sky 2010 anfing,<br />

war der Radsport im Heimatland des<br />

Teams keine große Sportart. Die breite Öffentlichkeit<br />

hatte sich über den Erfolg der<br />

britischen Bahnfahrer bei Olympia in Peking<br />

2008 (damaliger Performance-Manager:<br />

Dave Brailsford) gefreut, aber das Interesse<br />

galt mehr dem Gewinnen als den<br />

Mitteln, die dazu nötig waren. Bradley<br />

Wiggins’ vierter Platz bei der Tour 2009<br />

für Garmin (ein dritter Rang nach der Disqualifizierung<br />

von Lance Armstrong)<br />

schaffte es nicht auf die Titelseiten. Selbst<br />

die ersten Schritte des Teams Sky, von ihrer<br />

offiziellen Vorstellung im Londoner Millbank<br />

Tower Anfang 2010 über ihre ersten<br />

beiden Jahre, wurden überwiegend von der<br />

Fachpresse begleitet – mit ein paar Geschichten<br />

in überregionalen Zeitungen, obwohl<br />

dies glücklich mit dem Aufstieg von<br />

Mark Cavendish zum weltbesten Sprinter<br />

zusammenfiel. Alles änderte sich jedoch<br />

2012, als Wiggins die Tour gewann und<br />

auf einer nationalen Welle des Wohlwollens<br />

und des Optimismus’ zu den Olympischen<br />

Spielen in London surfte, die eine Woche<br />

später begannen und ihm eine Goldmedaille<br />

brachten – und im Dezember die Weihe<br />

zum Sportler des Jahres. Plötzlich war der<br />

Radsport in Großbritannien cool und<br />

populär, und es wurde immer besser.<br />

Froome gewann die Tour, wieder<br />

und wieder. Britische Bahnradsportler<br />

dominierten die Olympischen Spiele in<br />

London und in Rio. Das Fließband der<br />

Talente und des Erfolgs, das Brailsford<br />

mit der Nationalmannschaft und mit Sky<br />

in Gang gesetzt hatte, lief immer weiter.<br />

Froome gewann die Vuelta und den Giro;<br />

Geraint Thomas gewann die Tour; das<br />

Chris Sutton holt<br />

2010 den allerersten<br />

Sieg für Sky<br />

beim Cancer Council<br />

Helpline Classic.<br />

SKY-<br />

SIEGE<br />

325<br />

290 Siege bei<br />

Etappenrennen<br />

35 Siege bei<br />

Eintagesrennen<br />

Team gewann zwei Monumente; man<br />

gründete kein Frauenteam.<br />

Gleichzeitig steckte Sky viel Geld in den<br />

Freizeitsport. Sky Rides – Breitensportrennen<br />

für Familien auf autofreien Straßen<br />

– liefen von 2009 bis 2016. Der Fokus<br />

war nicht nur, die Fans für das Team<br />

Sky zu begeistern; Sky warb auch für einen<br />

aktiven Lebensstil und Teilhabe.<br />

Später verlegte sich der Sponsor auf<br />

Umweltthemen, nutzte das Team, um auf<br />

die Abholzung des Regenwaldes und den<br />

Plastikmüll in den Ozeanen aufmerksam<br />

zu machen. Vielleicht war die Inten tion,<br />

der Marke Sky ein positiveres Image zu<br />

geben – in den frühen 2000ern war der<br />

Ruf schlecht gewesen nach einem Telefonabhörskandal,<br />

in dessen Folge die<br />

Schwesterpublikation News of the<br />

World verschwand. Doch der Effekt war<br />

breit und – wie die britische Radsportbranche<br />

hoffen wird – tief.<br />

Der Radsport, der 2009 noch ein Nischendasein<br />

führte, ist 2019 – keine Dekade<br />

später – eine der größten Sportarten<br />

im Vereinigten Königreich. Wie um das<br />

24 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SKY<br />

Sky hinterlässt den Sport ganz anders,<br />

als es ihn angetroffen hat. Die Frage ist:<br />

Ist der Sport in der Sky-Ära in die Höhe<br />

geklettert und lässt in den nächsten Jahren<br />

in demselben Maße nach? Oder hat<br />

das Team die Grundlage für weiteres<br />

Wachstum und weiteren Erfolg gelegt?<br />

GELD, GELD, GELD<br />

etablierte Paradigma zu unterstreichen,<br />

gewann Toursieger Thomas 2018 die<br />

Auszeichnung „Sportler des Jahres“ in<br />

einem Jahr, in dem Lewis Hamilton mit<br />

einem fünften Formel-1-Titel mit Juan<br />

Manuel Fangio gleichzog und Harry Kane<br />

bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit<br />

dem Goldenen Schuh des besten Torjägers<br />

geehrt wurde.<br />

Sponsoren kommen und gehen im Radsport<br />

mit unvermeidbarer Regelmäßigkeit,<br />

und Sky war ausdauernder als die meisten<br />

– zehn Jahre sind eine lange Zeit. Es ist<br />

keine große Überraschung, dass der Mediengigant<br />

schließlich den Stecker zog,<br />

auch wenn die Entscheidung überraschend<br />

schnell getroffen wurde. Die Veränderung<br />

ist wahrscheinlich das Resultat zweier<br />

miteinander zusammenhängender Dinge<br />

– erstens, dass Sky im letzten Jahr von der<br />

US-Firma Comcast gekauft wurde, und<br />

zweitens, dass James Murdoch, der frühere<br />

Vorstand von Sky PLC und Sohn von<br />

Rupert, dessen Herzensprojekt das Radsportteam<br />

war, das Unternehmen wenig<br />

später verließ. Vielleicht ist es auch das<br />

Resultat des schleichenden Zersetzungseffekts<br />

der vielen Skandale, die sich über<br />

die Jahre angesammelt haben.<br />

Laut den Angaben von Companies<br />

House beträgt das Betriebsbudget von<br />

Sky über 30 Millionen Pfund (mehr als<br />

34 Millionen Euro), was mit Abstand das<br />

größte in der WorldTour und doppelt so<br />

viel ist, wie viele andere WorldTour-Teams<br />

haben. Diese Finanzkraft hat es der Truppe<br />

erlaubt, ein Team von ungeheurer Kraft<br />

zusammenzustellen, und einen gewaltigen<br />

Mitarbeiterstab ermöglicht, der das<br />

Beste aus den Fahrern herausholt und ihnen<br />

Vorteile gibt, die andere Teams sich<br />

nicht leisten können. Wenn Brailsford<br />

will, dass das Team weitermacht wie bisher,<br />

braucht er einen ebenbürtigen Sponsor.<br />

Das ist ein Problem, weil es wenige<br />

Unternehmen in Großbritannien und<br />

nicht sehr viel mehr in der Welt gibt, die<br />

30 Millionen Pfund in ein Sportsponsoring<br />

stecken wollen oder können. Die<br />

größte Chance auf einen Ersatzsponsor<br />

liegt wahrscheinlich außerhalb von Großbritannien,<br />

was britischen Fans schwer<br />

zu verkaufen sein könnte, die sich mit dem<br />

Team identifizieren und stolz darauf sind.<br />

Derzeit ist viel nahöstliches und chinesisches<br />

Geld im Radsport, aber Bahrain und<br />

UAE sind schon vergeben, und in China<br />

muss der Profiradsport erst noch auf die<br />

Beine kommen.<br />

Brailsford könnte sich auch von dem<br />

Modell verabschieden, einen einzigen<br />

Sponsor zu haben – theoretisch wäre es<br />

einfacher, einen 20-Millionen-Sponsor<br />

und einen mit zehn Millionen zu finden,<br />

die sich die Namensrechte teilen; dann<br />

hätte er immer noch 30 Millionen Pfund<br />

zum Ausgeben. Aber ist das realistisch?<br />

Immerhin hat Brailsford einige wertvolle,<br />

wenn auch immaterielle Vorteile. Er<br />

verkauft potenziellen Sponsoren einen<br />

SKYS ERFOLGREICHSTE SIEGFAHRER<br />

45 24 24 21 19 17 15<br />

CHRIS<br />

FROOME<br />

EDVALD<br />

BOASSON<br />

HAGEN<br />

BRADLEY<br />

WIGGINS<br />

GERAINT<br />

THOMAS<br />

Sky führte das<br />

Abwärmen nach<br />

dem Rennen<br />

ein, eine Idee,<br />

die sich schnell<br />

durch setzte.<br />

ELIA<br />

VIVIANI<br />

RICHIE<br />

PORTE<br />

MARK<br />

CAVENDISH<br />

14 Michał Kwiatkowski , 13 Ben Swift, 12 Wout Poels, 10 Peter Kennaugh, 9 Mannschaftszeitfahren, 8 Gianni Moscon, 7 Ian Stannard, Mikel Landa<br />

© Chris Auld (oben), Pete Goding (Froome), Sirotti (Hagen), Getty Images (Wiggins, Thomas, Porte, Cavendish), Yuzuru Sunada (Viviani)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 25


SKY<br />

AUF DEM WEG<br />

ZUM ERFOLG<br />

CANCER CLASSIC<br />

HELPLINE CLASSIC 2010<br />

Das Aufwärmrennen zur Tour Down Under ist kein<br />

UCI-Rennen, aber Skys erster Auftritt als Team.<br />

Chris Sutton gewinnt im Sprint.<br />

OMLOOP HET<br />

NIEUWSBLAD 2010<br />

Sky gewinnt bis Mitte Februar vier Rennen, aber das<br />

Highlight ist Juan Antonio Flechas Sieg beim<br />

Omloop Het Nieuwsblad, dem ersten der<br />

wichtigen belgischen Rennen.<br />

CRITÉRIUM DU<br />

DAUPHINÉ 2011<br />

Ein wichtiger Moment in der Entwicklung<br />

des Teams kommt bei dem Tour-<br />

Vorbereitungsrennen 2011. Bradley<br />

Wiggins übernimmt beim Zeitfahren nach<br />

der Hälfte des Rennens die Führung, sein<br />

Team hilft ihm im Hochgebirge bei der<br />

Verteidigung und er feiert seinen<br />

ersten größeren Gesamtsieg.<br />

GP OUEST FRANCE PLOUAY 2012<br />

Sky holt seinen ersten Sieg bei einem WorldTour-<br />

Eintagesrennen nach fast drei Jahren seiner Existenz<br />

– dank Edvald Boasson Hagen.<br />

TOUR DE FRANCE 2013<br />

Froome tritt als Kapitän an, als Wiggins nach einem<br />

schwachen Giro aussortiert wurde. Froome gewinnt<br />

eine ähnliche Serie von Frühjahrsrennen<br />

wie Wiggins im Jahr zuvor – die Tour of<br />

Oman, das Critérium International, die<br />

Roman die und die Dauphiné. Dann domi -<br />

niert er die Tour, schlägt seine Riva len in<br />

den Bergen und Zeitfahren und holt<br />

seinen ersten Gesamtsieg.<br />

E3 HARELBEKE 2015<br />

Thomas holt Skys ersten Sieg beim belgischen<br />

Klassiker, indem er sich als Solist aus einer<br />

Spitzengruppe absetzt, in der auch Peter Sagan<br />

und Zdeněk Štybar sind.<br />

LÜTTICH–BASTOGNE–LÜTTICH 2016<br />

Sky wartet über sechs Jahre, aber das Team holt<br />

schließlich ein Monument, als Wout Poels eine<br />

unvorhersehbare Auflage von Lüttich–Bastogne–<br />

Lüttich gewinnt.<br />

TOUR DE FRANCE 2011<br />

Wiggins ist nach einem Sturz früh aus dem Rennen,<br />

aber Edvald Boasson Hagen gewinnt einen Bergauf-<br />

sprint in Lisieux und eine Bergetappe in Pinerolo.<br />

MAILAND–SAN REMO 2017<br />

Sky gewinnt sein zweites Monument, als Kwiatkowski<br />

sich bei Mailand–San Remo im Sprint knapp gegen<br />

Peter Sagan und Julian Alaphilippe durchsetzt.<br />

© Tim De Waele/Getty Images, Yuzuru Sunada (Thomas)<br />

VUELTA A ESPAÑA 2011<br />

Wiggins hat seine beste Grand-Tour-Platzierung,<br />

fährt auf einen starken dritten Platz und gibt in den<br />

steilsten Anstiegen sein Bestes. Aber Froome ist die<br />

Offenbarung – ihn trennen auf dem zweiten Rang<br />

nur 13 Sekunden vom Gesamtsieg.<br />

PARIS–NIZZA, TOUR DE ROMANDIE &<br />

CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ 2012<br />

Wiggins feiert in der ersten Hälfte 2012 bei<br />

Paris–Nizza, der Romandie und der Dauphiné einen<br />

beispiellosen Hattrick. Bei der Dauphiné sieht man<br />

den Sky-Zug zum ersten Mal in Aktion.<br />

TOUR DE FRANCE 2012<br />

Trotz interner Rivalität mit dem<br />

späteren Zweitplat zier ten Froome<br />

erringt Wiggins den ersten briti schen<br />

Sieg bei der Tour de France. Sky ist in<br />

den Bergen un an greif bar und Wiggins<br />

zemen tiert mit Siegen bei beiden Zeitfahren<br />

des Rennens sein Gelbes Trikot.<br />

VUELTA A ESPAÑA 2017<br />

Froome gewinnt beim fünften Anlauf und<br />

nach drei zweiten Plätzen schließlich die<br />

Vuelta. Es ist sein fünfter Grand-Tour-Sieg<br />

– nach seinem vierten Tour-Triumph nur<br />

zwei Monate zuvor.<br />

GIRO D’ITALIA 2018<br />

Sky und Froome komplettieren den vollen Satz an<br />

großen Rundfahrten. Indem er zum ersten Mal das<br />

Rosa Trikot erobert, ist er in der seltenen Position, alle<br />

drei Grand-Tour-Siegertrikots gleichzeitig zu halten.<br />

TOUR DE FRANCE 2018<br />

Sky stellt den Rekord des Gitane/Renault-<br />

Teams von Cyrille Guimard ein, indem es<br />

die Tour mit einem dritten Fahrer gewinnt.<br />

Thomas fährt ein fehlerfreies Rennen und<br />

gewinnt das Gelbe Trikot; Froome hat sich<br />

noch nicht von den Anstrengungen seines<br />

Giro-Siegs erholt und fällt zurück, bleibt<br />

aber dran und wird Dritter.<br />

Toursieger<br />

Wiggins fährt für<br />

Cavendish auf den<br />

Champs-Élysées<br />

den Sprint an.<br />

26 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SKY<br />

Image: Getty Images (Vos), Kristof Ramon (Van Avermaet), Yuzuru Sunada (Geschke)<br />

mehr oder weniger garantierten Tourde-France-Sieg<br />

oder zumindest einen<br />

Podiumsplatz, dazu andere verlockende<br />

Möglichkeiten. Kein Team hat je im Vorjahr<br />

alle drei großen Landesrundfahrten<br />

gewonnen – man stelle sich vor, der Sponsor<br />

zu sein, der hinter dieser speziellen<br />

Errungenschaft stehen würde. Während<br />

andere WorldTour-Teams potenziellen<br />

Sponsoren eine Tour-Teilnahme garantieren<br />

können, kann keines von ihnen mit<br />

einer so hohen Wahrscheinlichkeit das<br />

Gelbe Trikot anbieten.<br />

Brailsford verkauft außerdem die Fahrer<br />

und das Management als erfahrene und<br />

robuste Einheit – wenn die Fahrer und der<br />

Betreuerstab zusammenbleiben, sind sie<br />

derzeit mehr wert als die Summe ihrer<br />

Teile. Andere Teamchefs klagen regelmäßig,<br />

wie schwer es ist, Sponsoren für den<br />

Radsport zu gewinnen; andererseits kann<br />

kein anderer Manager einem Sponsor<br />

86<br />

Fahrer fuhren bis<br />

Ende 2018 für das<br />

Team Sky *<br />

* inklusive Stagiaires<br />

Bei der Tour<br />

2018 wies das Outfit<br />

des Teams auf<br />

die Auswirkungen<br />

von Plastikmüll auf<br />

die Ozeane hin.<br />

© Yuzuru Sunada (oben), Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 27


SKY<br />

BESTE<br />

RESULTATE<br />

IN ALLEN<br />

GROSSEN<br />

WORLDTOUR-<br />

RENNEN<br />

ERSTER<br />

Tour de France<br />

Giro d’Italia<br />

Vuelta a España<br />

Mailand–<br />

San Remo<br />

Lüttich–Bastogne–Lüttich<br />

Paris–Nizza<br />

Tirreno–<br />

Adriatico<br />

Volta a<br />

Catalunya<br />

Tour de<br />

Romandie<br />

Critérium du<br />

Dauphiné<br />

Eneco/<br />

Binckbank Tour<br />

Tour de Pologne<br />

Omloop Het<br />

Nieuwsblad<br />

Strade Bianche<br />

E3 Harelbeke<br />

Clásica San<br />

Sebastián<br />

EuroEyes/<br />

Vattenfall<br />

Cyclassics<br />

GP Plouay/<br />

Bretagne<br />

Classic<br />

GP de Montréal<br />

ZWEITER<br />

Baskenland-<br />

Rundfahrt<br />

Tour de Suisse<br />

Amstel Gold<br />

Flèche Wallonne<br />

GP de Québec<br />

DRITTER<br />

Paris–Roubaix<br />

Lombardei-<br />

Rundfahrt<br />

Gent–Wevelgem<br />

Weltmeisterschaft<br />

im<br />

Mannschafts-<br />

Zeitfahren<br />

FÜNFTER<br />

Flandern-<br />

Rundfahrt<br />

plausibel einen Toursieg verkaufen. Brailsford<br />

dürfte es hier leichter haben als etwa<br />

„EF Education First“-Manager Jonathan<br />

Vaughters, der seit zehn Jahren kämpft,<br />

um Geld für sein viel kleineres Team aufzutreiben.<br />

Wenn Brailsford 30 Millionen Pfund<br />

an Land zieht, wird es weitergehen wie bisher,<br />

außer dass sich die Radsportwelt daran<br />

gewöhnen muss, dass das Team Sky<br />

einen neuen Namen hat. Das interessantere<br />

Szenario aber wäre, wenn wir uns die<br />

zwei anderen möglichen Zukünfte vorstellen:<br />

Brailsford findet keinen Ersatzsponsor<br />

oder er findet einen, der deutlich weniger<br />

Geld anbietet als Sky. Man kann sich leicht<br />

vorstellen, was Brailsfords bevorzugte<br />

Reihenfolge wäre. Erstens: Einen 30-Millionen-Pfund-Sponsor<br />

finden. Zweitens:<br />

„Ziel erreicht“ verkünden und das Team<br />

auflösen. Drittens: Einen 12-Millionen-<br />

Pfund-Sponsor finden.<br />

Hätte Dave Brailsford Interesse daran,<br />

ein Team mit einem kleineren Budget zu<br />

leiten? Man könnte argumentieren, dass es<br />

seinen Ruf als Manager für alle Zeiten zementieren<br />

würde, wenn er ein Siegerteam<br />

mit deutlich weniger Geld führen würde.<br />

Es stimmt, dass so gut wie alles, was er<br />

angefasst hat, zu Gold wurde, seit er 2003<br />

Performance Director beim britischen<br />

Radsportverband und 2009 Sky-Boss<br />

wurde. Er war in diesen beiden Rollen mit<br />

großen Budgets gesegnet, und es wäre faszinierend<br />

zu sehen, wie sich seine Methoden<br />

mit einem kleineren Budget umsetzen<br />

lassen. Andererseits: Was Brailsford zu<br />

motivieren scheint, ist Performance auf<br />

allerhöchstem Niveau – und natürlich zu<br />

gewinnen. Der Job bei einem Team mit<br />

einem kleineren Budget hat ebenso viel<br />

mit dem Management von dünneren Ressourcen<br />

und dem Löschen von Feuern als<br />

Höchstleistung zu tun und viel weniger<br />

mit dem Feiern von Siegen.<br />

Bei der Tour 2014, bei einer der täglichen<br />

Selbstgeißelungen, die Brailsford<br />

vollführte, als sein Team schwächelte,<br />

sagte er: „Ich hasse es zu verlieren. Hasse<br />

es.“ Wenn das Team Sky tatsächlich verschwindet,<br />

ist es auch schwer vorstellbar,<br />

dass Brailsford in ein anderes bestehendes<br />

Radsportteam absteigt – hätte man sich<br />

Alex Ferguson bei einem anderen Club als<br />

Manchester United vorstellen können?<br />

DEN MARKT ÜBERFLUTEN<br />

Sky ist ein ungewöhnlicher Fall, zumal<br />

das sponsernde Unternehmen auch die<br />

WorldTour-Lizenz und das Team selbst<br />

besitzt. Das ist auch bei EF Education<br />

First und Trek-Segafredo der Fall, aber die<br />

meisten Teams (die Infrastruktur und ihre<br />

SPONSORENJAHRE<br />

JAHRE MIT DEM DERZEI-<br />

TEAM GEGRÜNDET TIGEN HAUPTSPONSOR<br />

MOVISTAR 1980 8<br />

JUMBO-VISMA 1984 2<br />

LOTTO SOUDAL 1985 34 (LOTTO)<br />

AG2R LA MONDIALE 1992 19<br />

GROUPAMA-FDJ 1997 22 (FDJ)<br />

UAE EMIRATES 1999 2<br />

DECEUNINCK–QUICK-STEP 2003 16 (Q-S)<br />

EF EDUCATION FIRST 2005 1<br />

SUNWEB 2005 2<br />

ASTANA 2006 13<br />

CCC 2007 (ALS BMC) 0<br />

DIMENSION DATA 2007 3<br />

KATUSHA-ALPECIN 2009 12<br />

TEAM SKY 2010 9<br />

BORA–HANSGROHE 2010 4<br />

TREK-SEGAFREDO 2011 5<br />

MITCHELTON-SCOTT 2012 1<br />

BAHRAIN-MERIDA 2017 2<br />

Lizenz) gehören einer eigenen Managementfirma.<br />

Radsportteams haben, anders als zum<br />

Beispiel Fußball- oder Rugby-Clubs, keine<br />

großen materiellen Besitztümer – es gibt<br />

kein Stadion oder nennenswertes Vermögen.<br />

Da ist die Fahrzeugflotte und vielleicht<br />

ein Materiallager, daher hat Sky<br />

nicht viel zu verkaufen, wenn die Zeit gekommen<br />

ist. Was das Team aber hat, sind<br />

Verträge für 29 Fahrer, von denen viele<br />

über das Ende des Jahres hinausgehen.<br />

Das verkompliziert die Angelegenheit,<br />

wenn das Team tatsächlich ganz verschwindet,<br />

denn diese Fahrer, unter ih -<br />

nen Thomas, Froome und Bernal, haben<br />

wahrscheinlich in der Erwartung unterschrieben,<br />

dass sie in den 2020ern noch<br />

Sky-Fahrer sind, mit allen damit verbundenen<br />

Karriere- und Finanzplänen. Es<br />

gibt Klauseln in WorldTour-Verträgen,<br />

die vorsehen, dass die Fahrer – sollte das<br />

Team seine Lizenz verlieren – frei sind,<br />

mit anderen Teams zu verhandeln, aber<br />

es wird einen gewaltigen Einfluss auf den<br />

Transfermarkt und mithin auf die Gehälter<br />

der Fahrer haben, wenn 29 Sky-Fahrer<br />

nächstes Jahr einen neuen Job brauchen.<br />

Wenn die 30 Millionen Pfund von Sky<br />

praktisch aus dem Radsport verschwinden<br />

(und entweder nicht oder durch eine kleinere<br />

Summe aus anderer Quelle ersetzt<br />

werden), sinken die Gehälter der Fahrer.<br />

Bei einem Überangebot an Fahrern sitzen<br />

die Teamchefs bei Verhandlungen am längeren<br />

Hebel – es ist marktwirtschaftliches<br />

Grundwissen, dass die Manager weniger<br />

Gehalt anbieten können, wenn es ein<br />

Über angebot an Arbeitskräften gibt.<br />

Danach ist die Frage, wie die WorldTour<br />

2020 aussehen wird. Zum einen wird eine<br />

zusätzliche Lizenz frei – ein Platz, den ein<br />

neues Team oder ein ProConti-Team belegen<br />

könnte. Dann beginnen die Spekulationen,<br />

welcher Fahrer zu welchem Team<br />

geht. Michał Kwiatkowskis Vertrag läuft<br />

Ende des Jahres ohnehin aus, und das<br />

CCC-Team mit einem polnischen Sponsor<br />

und einer in diesem Jahr extrem dürftig<br />

aussehenden Mannschaft hat keinen Hehl<br />

aus seinem Wunsch gemacht, den früheren<br />

Weltmeister zu verpflichten. Froome<br />

und Thomas könnten als Toursieger so gut<br />

wie überall hingehen und ein paar Domestiken<br />

mitnehmen. Bernal würde jeder Manager<br />

nehmen.<br />

Aber das Ökosystem der WorldTour ist<br />

empfindlich. Es ist nicht einfach, einen<br />

Kapitän in ein Team zu verpflanzen und<br />

sofortige Ergebnisse zu erwarten – Marcel<br />

Kittel kann das nach einem enttäuschenden<br />

Jahr 2018 bestätigen.<br />

2019 werden die Fahrer, sollte Brailsford<br />

keinen neuen Sponsor an der Hand<br />

28 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SKY<br />

haben, außerdem weniger an die Mannschafts<br />

ergebnisse denken als daran, wo<br />

ihr erster Gehaltsscheck im Jahr 2020<br />

herkommt. Realistisch braucht Brailsford<br />

bis Mai jemanden, also bis zum Giro, und<br />

er könnte wahrscheinlich bis Juni durchhalten,<br />

aber spätestens bei der Tour de<br />

France im Juli werden ihm die Fahrer abspringen.<br />

Er könnte während der Tour etwas<br />

klarmachen, so wie BMC-Chef Jim<br />

Ochowicz, als er sich die Unterstützung<br />

von CCC für 2019 sicherte, doch bis<br />

Ochowicz etwas Konkretes anzubieten<br />

hatte, waren ihm die besten Fahrer weggelaufen.<br />

Die Einheit und der Mannschaftsgeist<br />

von Sky (ob man das Team mag oder<br />

nicht) sind echte Stärken, und es ist unwahrscheinlich,<br />

dass wir in dieser Einheit<br />

bis zum Frühjahr oder Frühsommer Risse<br />

Beim Omloop 2015 holt sich Stannard<br />

einen der seltenen Siege des<br />

Teams bei einem Eintagesrennen.<br />

sehen. Aber je länger die Unsicherheit<br />

dauert, umso mehr werden die Fahrer<br />

ihre Pläne mit Sky vergessen und dafür<br />

sorgen, dass sie für 2020 zumindest einen<br />

Job haben.<br />

Auf der positiven Seite (gerade unter<br />

sportlichen Gesichtspunkten) steht, dass<br />

die Dominanz von Sky bei der Tour und<br />

den einwöchigen Rundfahrten, von denen<br />

sie so viele gewonnen haben, von vielen<br />

Fans kritisiert wurde, die unvorhersehbarere<br />

Rennen sehen wollen. Die Taktik<br />

von Sky bei der Tour war immer erdrückend<br />

– das Team war stets so stark, dass<br />

es auf den Bergetappen Tempo machen<br />

und damit alle Attacken der Rivalen im<br />

Keim ersticken konnte.<br />

Wenn das verschwindet, werden wir<br />

plötzlich eine neue Ära bei den Etappenrennen<br />

erleben. Andere starke Teams wie<br />

Movistar könnten versuchen, den Platz<br />

von Sky als herrschende Kraft bei der Tour<br />

zu übernehmen, aber wie das spanische<br />

Team bei der Tour zuletzt jedes Jahr feststellte,<br />

ist Movistar kein Team Sky. Es<br />

wird nicht dasselbe sein.<br />

DIENSTJAHRE<br />

Ian Stannard<br />

10<br />

Geraint Thomas<br />

10<br />

Chris Froome<br />

10<br />

Christian Knees<br />

9<br />

Salvatore Puccio<br />

8<br />

Peter Kennaugh<br />

8<br />

Luke Rowe<br />

8<br />

Ben Swift<br />

8<br />

Vasil Kiryienka<br />

7<br />

Sergio Henao<br />

7<br />

Xabier Zandio<br />

6<br />

Sebastian Henao<br />

6<br />

David López<br />

6<br />

Chris Sutton<br />

6<br />

Bradley Wiggins<br />

5.4<br />

Wout Poels<br />

5<br />

Philip Deignan<br />

5<br />

Lars Petter Nordhaug<br />

5<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 29


SKY<br />

© Chris Auld (oben), Getty Images<br />

ALLER GUTEN DINGE SIND DREI?<br />

Und so tickt die Uhr beim Team Sky,<br />

und Brailsford ist auf der Jagd nach einem<br />

neuen Sponsor. Man kann wohl sagen,<br />

dass es eine Herausforderung ist. Das<br />

Geld wird unglaublich schwer aufzutreiben<br />

sein, und es stellt sich auch die Frage,<br />

ob die vielen Skandale, die das Team fast<br />

von Anfang an plagten und sich in den<br />

letzten zwei Jahren zuspitzten, auf potenzielle<br />

Sponsoren abschreckend wirken.<br />

Sky schien von den Geschichten um<br />

Wiggins und Froome nicht beeindruckt<br />

zu sein, der vernichtende Bericht des parlamentarischen<br />

Sportausschusses prallte<br />

an dem Team ab und Gianni Moscon hat<br />

immer noch einen Vertrag, trotz nachgewiesener<br />

Fälle von Rassismus und Gewalttätigkeit.<br />

Aber es ist nicht klar, ob<br />

dies bei der Entscheidung von Comcast,<br />

den Stecker zu ziehen, eine Rolle gespielt<br />

hat, und es nicht klar, ob es für einen<br />

neuen Sponsor ein Faktor sein wird.<br />

Aber Brailsford ist auch extrem erfolgreich<br />

darin, zum richtigen Zeitpunkt am<br />

richtigen Ort zu sein, um die sehr seltenen<br />

und lukrativen Möglichkeiten zu nutzen.<br />

Er übernahm bei British Cycling zu einer<br />

Zeit, als Geld aus der staatlichen Lotterie<br />

den Sport flutete, und er gab dieses Geld<br />

aus, um die britischen Bahnfahrer zu einem<br />

der formidabelsten Sportteams in<br />

der Geschichte der Olympischen Spiele<br />

zu machen. Dann bekam er das Sky-Geld<br />

und eine goldene Generation britischer<br />

Straßenfahrer (alle groß geworden durch<br />

die British Cycling Academy oder ihr<br />

Bahnprogramm) und baute das formidabelste<br />

Tour-de-France-Team in der Geschichte<br />

des Radsports auf. Es gibt ein<br />

altes Sprichwort im Radsport: Aller guten<br />

Dinge sind drei. Kann Dave Brailsford<br />

also noch ein Wunder bewirken?<br />

30 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SKY<br />

DIE TIEFPUNKTE AUF<br />

DEM WEG ZUM RUHM<br />

TOUR DE FRANCE 2010<br />

Die viel beschworenen „marginalen Gewinne“ und alle<br />

Planung von Sky bringen bei der ersten Tour nichts.<br />

Kapitän Wiggins ist nicht in Form und das Team kann<br />

weder in der Gesamtwertung punkten noch eine Eta p-<br />

pe gewinnen. Wiggins wird in Paris 21. mit fast 39 Minu -<br />

ten Rückstand auf den Sieger Alberto Contador.<br />

GEERT LEINDERS<br />

Das Hintergrundgeräusch zu Wiggins’ Toursieg ist<br />

die Rekrutierung von Geert Leinders, einem früheren<br />

Rabobank-Arzt, der mit vielen Dopingverstößen in<br />

Verbindung gebracht wurde. Leinders ist nicht im<br />

Tour-Team mit Wiggins und Sky entlässt ihn am Ende<br />

der Saison, wobei Brailsford zugibt, dass es ein Fehler<br />

gewesen sei, mit ihm zu arbeiten.<br />

JONATHAN<br />

TIERNAN-LOCKE<br />

Sky verpflichtet Tiernan-Locke 2013,<br />

nachdem er eine brillante Saison 2012<br />

gefahren ist und die Mittelmeer-Rundfahrt,<br />

die Tour du Haut Var, die Tour Alsace und<br />

die Tour of Britain gewonnen hat. Aber<br />

Auffälligkeiten in seinem biologischen<br />

Pass führen 2014 zu einer Sperre.<br />

DIE OMINÖSE VERSANDTASCHE<br />

Russische Hacker erbeuten im Herbst 2016 im Internet<br />

Wiggins’ medizinische Ausnahmegenehmigungen.<br />

Die umstrittenen Erkenntnisse sind, dass<br />

Wiggins vor den Frankreich-Rundfahrten<br />

2011 und 2012 sowie dem Giro 2013 ein<br />

Attest für starke Corticosteroide hatte.<br />

Ein Informant sagt zudem einer Zeitung,<br />

Wiggins sei beim Critérium du<br />

Dauphiné 2011, das er gewonnen<br />

hat, eine mysteriöse Versandtasche<br />

geliefert worden, deren Inhalt<br />

aufgrund untypischer administrativer<br />

Exzentrik des Teams Sky nicht<br />

dokumentiert gewesen sei.<br />

GIANNI MOSCON<br />

Sky verpflichtet den vielversprechenden<br />

Italiener Anfang 2016. Er beleidigt<br />

Kévin Reza bei der Tour de Romandie<br />

rassistisch; 2017 wird er bei der Weltmeisterschaft<br />

disqualifiziert, weil er sich<br />

an einem Auto festge halten hat. Ihm<br />

wird vorge wor fen, Sébastian Reichenbach<br />

beim Tre Valli Varesine 2017 absichtlich<br />

vom Rad gestoßen zu haben, aber<br />

die Untersuchungen werden wegen<br />

mangelnder Beweise eingestellt. 2018<br />

wird er von der Tour ausgeschlossen,<br />

weil er Élie Gesbert geboxt hat.<br />

43<br />

Fahrer holten<br />

Rennsiege für Sky<br />

Kwiatkowski<br />

gehört zu den<br />

Fahrern, die Ende<br />

2019 ohne Vertrag<br />

dastehen.<br />

Thomas gewann<br />

als dritter Brite für<br />

das Team Sky die<br />

Tour – der sechste<br />

Sieg bei dem Rennen<br />

seit 2012.<br />

TOUR DE FRANCE 2014<br />

Froome ist bei der Tour 2014 nach einem Sturz früh<br />

draußen und das Team, von dem erwartet worden ist,<br />

dass es das Rennen dominieren werde, kann keinen<br />

Plan B umsetzen. Einige Fahrer schaffen es in<br />

Ausreißergruppen, sind aber weit von einem Sieg<br />

entfernt. Der bestplatzierte Fahrer in der<br />

Gesamtwertung ist Mikel Nieve als 18.<br />

DIE FROOME-DATEIEN<br />

Dateien mit Wattzahlen, die angeblich von Froome<br />

und vom Tag seines Etappensiegs am Mont Ventoux<br />

bei der Tour 2013 stammen, werden ins Internet<br />

gestellt. An dem Tag greift er mit einer<br />

sehr hohen Trittfrequenz an, was zu weiteren<br />

nicht bewiesenen V o r w ü r f e n<br />

führt, er habe einen Motor in seinem<br />

Rad gehabt.<br />

FROOMES SALBUTAMOL-BEFUND<br />

Froome droht die erste Hälfte des Jahres 2018 eine<br />

Sperre, nachdem herausgekommen ist, dass er bei<br />

seinem Vuelta-Sieg 2017 positiv auf Salbutamol<br />

getestet worden ist. Der vertrauliche Befund sickert<br />

an Le Monde und The Guardian durch. Die WADA<br />

stellt den Fall ein, da sie nicht beweisen kann, dass es<br />

kein irrtümlich positiver Test gewesen ist.<br />

BERICHT DES BRITISCHEN<br />

SPORTAUSSCHUSSES<br />

Der Sportausschuss des britischen Parlaments<br />

veröffentlicht nach seiner Untersuchung des Teams<br />

2018 eine vernichtende Kritik an den medizinischen<br />

Praktiken, der Ethik und der Dokumentation von Sky.<br />

Das Team weist alle Vorwürfe von sich.<br />

SKY STEIGT AUS<br />

Das effektivste Toursieger-Team der modernen Zeit,<br />

vielleicht aller Zeiten, steht vor einer ungewissen<br />

Zukunft, nachdem der neue Sky-Eigentümer Comcast<br />

seinen Ausstieg aus dem Sponsoring mitgeteilt hat.<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 31


© Kathrin Schafbauer<br />

32 PROCYCLING | MÄRZ 2019


MR. MSR<br />

Als Fahrer war Mailand–San Remo sein Lieblingsrennen,<br />

nach vier Siegen auf dem Rad führte er Mark Cavendish 2009<br />

dort vom Auto aus zum Erfolg. Wer also kann besser über<br />

„La Classicissima“ Auskunft geben als Erik Zabel? Wir erwischten<br />

ihn auf Mallorca, wo er sich mit seinem neuen Team Katusha-Alpecin<br />

auf den Saisonstart in Europa vorbereitete.<br />

Interview Chris Hauke Fotografie Getty Images<br />

Erik, du bist seit dieser Saison<br />

„Performance Manager“ bei Katusha-<br />

Alpecin. Was genau ist dein Job?<br />

In erster Linie geht es darum, den Rennfahrern<br />

Hilfestellung zu geben, und das speziell im Bereich<br />

Material – etwa in der Zusammenarbeit mit<br />

Katusha Sport, was die Kleidung angeht. Dazu<br />

begleite ich Trainings, nehme an Trainingslagern<br />

teil und bin auch bei einigen Rennen dabei. Das<br />

alles geschieht in Kooperation mit den Teamtrainern,<br />

vor allem mit Cheftrainer Kevin Poulton.<br />

Letzten Endes dient alles dazu, den Rennfahrern<br />

zu helfen, ihre Leistung abzurufen.<br />

Bist du bei den Rennen im Teamwagen<br />

dabei und machst Strategien, oder ist das<br />

eine Sache der Sportlichen Leitung?<br />

Sowohl als auch. Wir arbeiten da im Team, von<br />

daher wird das sicherlich ein Mix sein. Bei den<br />

belgischen Klassikern haben wir mit Dirk Demol<br />

[Head of Sports Director] einen absoluten Fuchs in<br />

unseren Reihen, dazu mit Gennady Mikhaylov<br />

[Sports Director] jemanden, der schon seit vielen<br />

Jahren in Belgien wohnt. Dort werden dann wohl<br />

in erster Linie diese beiden im Auto sitzen und<br />

ich die Rennen eher von der Seite oder aus dem<br />

Teambus verfolgen. Bei anderen Rennen, wie etwa<br />

Mailand–San Remo, macht es natürlich Sinn,<br />

wenn ich im Auto mitfahre.<br />

Wie sieht es bei Grand Tours aus?<br />

Bei einer Rundfahrt wie der Tour de France, speziell<br />

auf den Sprintetappen, ist der Plan, dass ich,<br />

ähnlich wie damals bei Highroad, eine halbe<br />

Stunde vor den Fahrern herfahre, um die wichtigen<br />

Abschnitte zu inspizieren – und dann rechtzeitig<br />

vorher im Ziel zu sein, um gegebenenfalls<br />

ein Update von der Zielanlage in den Teamwagen<br />

zu geben.<br />

Du hast es bereits erwähnt – wir wollen über<br />

Mailand–San Remo sprechen, kurz MSR.<br />

Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten<br />

Start bei diesem Rennen?<br />

Das war 1993. Es war eigentlich gar nicht geplant,<br />

dass ich als Neuprofi dort starte. Aber ich<br />

bin zuvor einen guten Tirreno [Tirreno–Adriatico]<br />

gefahren, habe da gleich die erste Etappe gewonnen,<br />

hatte das Führungstrikot und war in der Gesamtwertung<br />

am Ende Siebter. Aufgrund dieser<br />

Vorstellung und dazu der Tatsache, dass Brian<br />

Holm nach Paris–Nizza krank geworden ist, hat<br />

die Teamleitung entschieden, dass ich San Remo<br />

fahren soll. Das war natürlich ein Riesenerleb-­<br />

nis. Am Start standen Leute wie Gianni Bugno,<br />

damals Weltmeister, dazu Claudio Chiappucci,<br />

Miguel Indurain und [der spätere Sieger] Maurizio<br />

Fondriest – alles Rennfahrer, die ich nur aus dem<br />

Fernsehen kannte. Beim ersten echten Highlight<br />

des Jahres mit diesen Helden ins Rennen zu gehen,<br />

war der Wahnsinn.<br />

„AM START STANDEN LEUTE WIE GIANNI<br />

BUGNO, MIGUEL INDURAIN UND MAURIZIO<br />

FONDRIEST – ALLES RENNFAHRER, DIE ICH<br />

NUR AUS DEM FERNSEHEN KANNTE.“<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 33


ERIK ZABEL<br />

Bist du damals ins Ziel gekommen?<br />

Ja, aber ich kann mich erinnern, dass das Niveau<br />

an der Cipressa zu hoch für mich war und die<br />

richtig guten Rennfahrer mich dort abgehängt<br />

haben. Ich bin, glaube ich, 96. geworden, mit fünf<br />

Minuten Rückstand oder so. [Fast richtig: Zabel<br />

kam als 94. zwei Minuten und 53 Sekunden nach<br />

dem Sieger ins Ziel.]<br />

Was war die größte Erkenntnis<br />

aus diesem außergewöhnlichen Tag?<br />

Natürlich war es nicht schön, an der Cipressa erkennen<br />

zu müssen, dass die Batterie zu Ende ging<br />

und ich nicht das Niveau der Top 50 hatte. Es war<br />

das erste Mal in meinem Leben, dass ich überhaupt<br />

so eine Distanz gefahren bin. Trotz der Tatsache,<br />

dass ich abgehängt wurde, war der ganze<br />

Renntag ein Riesenerlebnis, das mich sehr geprägt<br />

hat. In dieser ersten Saison war es mein<br />

schönster Renntag. Dieses Erlebnis, frühmorgens<br />

im grauen Nebel in Mailand loszufahren, dann<br />

über den Turchino bei schönem Wetter das Mittelmeer<br />

zu sehen und schließlich die ganze Zeit<br />

an der Blumenriviera in Richtung San Remo zu<br />

fahren – das hat mir schon sehr gut gefallen.<br />

Wann kam denn der Gedanke, dort einmal<br />

ganz oben auf dem Podest stehen zu wollen?<br />

Beim ersten Rennen hätte ich noch nicht mal<br />

davon geträumt. 1994, beim zweiten Start, bin<br />

ich dann aber schon 16. geworden. Giorgio Fur-­<br />

lan kam damals alleine an, ich war jedoch in der<br />

Gruppe, die hinter ihm um Platz zwei gespurtet<br />

ist. Bei diesem zweiten Start habe ich ein bisschen<br />

Lunte gerochen und mir gedacht: Vielleicht könnte<br />

das irgendwann mal was werden.<br />

Was macht den besonderen<br />

Reiz des Rennens für dich aus?<br />

In erster Linie natürlich die Historie und die Tatsache,<br />

dass es im Radsportland Italien eines der<br />

beiden großen Monumente ist. Die Lombardei-<br />

Rundfahrt war immer vom späten Zeitpunkt und<br />

vor allem von der Strecke her kein Rennen, für das<br />

ich prädestiniert gewesen wäre. San Remo kam<br />

meinen Fähigkeiten als Fahrer viel eher entgegen.<br />

Dazu gehört auch ein gewisses Pokern – man hat<br />

eigentlich nur einen Schuss im Lauf, und der<br />

muss dann sitzen. Auch die Tatsache, dass vor<br />

dem Start eigentlich nie richtig klar ist, wie es<br />

ausgehen wird, macht es so interessant. Kommt<br />

eine lange Flucht durch? Klappt eine Attacke an<br />

der Cipressa oder eher am Poggio mit einem Finisseur?<br />

Gibt es einen Sprint aus einer kleineren<br />

Gruppe? Die verschiedensten Rennfahrertypen<br />

versuchen, dort aufgrund ihrer Fähigkeiten erfolgreich<br />

zu sein.<br />

Wie oft standest du in Mailand am Start?<br />

Jedes Jahr. 16 Jahre war ich Profi, 16 Jahre bin ich<br />

es gefahren.<br />

Und viereinhalbmal hast du gewonnen.<br />

Na ja, viermal. Und das andere, ja … Viereinhalb<br />

[lacht], wenn man es positiv sehen will.<br />

Kannst du dich noch an deinen<br />

ersten Sieg im Jahr 1997 erinnern?<br />

Klar. Das war schon sehr emotional. Ich wusste<br />

zwar, dass ich in jenem Frühjahr gut in Form war<br />

und vielleicht auch so ein bisschen zum Favoritenkreis<br />

gehörte – aber die Ambition zu haben und<br />

diese dann auch umzusetzen, sind natürlich immer<br />

zwei Paar Schuhe. Dass es geklappt hat, war<br />

schon ein großer Moment.<br />

1998 gelang dir gleich der nächste Sieg. Sehr<br />

präsent bis heute ist neben den Erfolgen aber<br />

auch das Jahr 2004, wo du bereits gejubelt<br />

hast und noch überholt wurdest. Das muss,<br />

speziell in deinem „Wohnzimmer“, sehr weh<br />

getan haben.<br />

Triumph und Tragik: 2001 gewann<br />

Zabel zum vierten Mal in San Remo<br />

(oben), 2004 jubelte er zu früh (unten).<br />

34 PROCYCLING | MÄRZ 2019


ERIK ZABEL<br />

Drei Jahre war Zabel Teil der Sportlichen<br />

Leitung bei HTC-Highroad – hier eine Aufnahme<br />

von 2011 mit Jan Schaffrath, Rolf<br />

Aldag, Jens Zemke, Valerio Piva und Brian<br />

Holm (v. l. n. r.).<br />

Machen wir uns nichts vor: Es wäre nicht korrekt,<br />

wenn ich sagen würde, dass es mich damals nicht<br />

beschäftigt und bewegt hat. Die Woche danach<br />

war nicht einfach. Da wird man dann schon mal<br />

nachts wach oder kann schlecht einschlafen, weil<br />

man sich fragt: Wie konnte das eigentlich passieren?<br />

Was hast du da gemacht?<br />

Und: Wie konnte das passieren?<br />

Bei der Analyse bin ich auf zwei Punkte gekommen,<br />

die mir an dem Tag einen Strich durch die<br />

Rechnung gemacht haben. Punkt eins war Alessandro<br />

Petacchi. Er war im Frühjahr 2004 in allen<br />

Rennen, die wir vorher zusammen gefahren<br />

sind, sehr dominant. Man wusste als Fahrer: Der<br />

ist in dieser Form fast nicht zu schlagen. Wenn<br />

man bei ihm am Rad ist und das Rad halten kann,<br />

ist man zumindest schon mal sicher Zweiter. Seine<br />

Mannschaft hat an dem Tag enorm gut für ihn<br />

gearbeitet, das Rennen kontrolliert und ihn in<br />

Richtung Ziellinie gebracht. Ich war an seinem<br />

Rad und hatte eigentlich gar nicht so damit gerechnet,<br />

ihn überhaupt passieren zu können. Insofern<br />

war ich sehr fokussiert auf ihn. Auf einmal<br />

habe ich gemerkt, dass ich einen guten Zug habe<br />

und an ihm vorbei fahre. Es war nicht mehr weit<br />

zur Linie und ich war vorne. Dazu kam: Es war<br />

eines der wenigen Rennen, bei dem ich mit Funk<br />

gefahren bin. Ich hatte den Kopfhörer im rechten<br />

Ohr, dadurch fehlte mir die Wahrnehmung, jemanden<br />

auf dieser Seite hören zu können. Da ich<br />

selten mit Funk gefahren bin, war das ungewohnt<br />

für mich. Ich war auf der rechten Seite quasi taub.<br />

Die Tatsache, Petacchi überholen zu können und<br />

damit im Vorfeld nicht gerechnet zu haben, hat<br />

„ES WAR EINES DER WENIGEN<br />

RENNEN, BEI DEM ICH MIT<br />

FUNK GEFAHREN BIN. ICH<br />

WAR AUF DER RECHTEN<br />

SEITE QUASI TAUB. ICH HABE<br />

OSCAR ERST WAHRGENOM-<br />

MEN, ALS ES ZU SPÄT WAR.“<br />

mich so überrascht, dass ich angefangen habe<br />

zu jubeln, als ich die Ziellinie gesehen habe. Aufgrund<br />

des Funks habe ich Oscar [Freire, Sieger<br />

2004] überhaupt nicht wahrgenommen. Normalerweise<br />

haben viele Rennfahrer aufgrund der Augen<br />

und Ohren einen ganz guten Instinkt, man<br />

spürt, wenn jemand da ist. Aber in diesem Fall<br />

habe ich Oscar erst wahrgenommen, als wir einen<br />

Meter vor der Ziellinie waren – oder auch einen<br />

dahinter. Auf jeden Fall erst, als es zu spät war.<br />

Du hast das Rennen viermal gewonnen und<br />

liegst damit auf Platz drei der ewigen Rangliste.<br />

Gibt es eine Art Formel, die man dafür<br />

entwickeln kann? Oder sind die Zeiten vorbei?<br />

Freire war 2010 der letzte Fahrer, der<br />

dort mehr als einmal siegreich war.<br />

Die Formel ist wahrscheinlich erst mal genetischer<br />

Natur. Ebenso wie ein Roger De Vlaeminck,<br />

Johan Museeuw, Tom Boonen oder später ein Fabian<br />

Cancellara – diese Fahrer waren bei Rennen<br />

wie der Flandern-Rundfahrt oder Paris–Roubaix<br />

vorne, weil sie von den genetischen Voraussetzungen<br />

die Besten ihrer Generation dafür waren. Genauso<br />

kann das auch bei Mailand–San Remo der<br />

Fall sein – dass dort vor allem Rennfahrer oben<br />

stehen, die mit langen Distanzen gut klarkommen.<br />

Und dabei natürlich von ihrem Team bis ins<br />

Finale gut beschützt werden.<br />

Wie lief das zu deiner Zeit?<br />

Ich hatte in all den Jahren stets ein starkes Team,<br />

in dem die Fahrer ihre eigenen Chancen geopfert<br />

haben. Wir hatten damals Rennfahrer wie Steffen<br />

Wesemann, die an der Cipressa und am Poggio<br />

eben nicht attackiert haben, sondern eher dafür<br />

da waren, Attacken dort zu neutralisieren. Genau<br />

so hat es später Alexander Winokurow gemacht.<br />

Dazu hatte ich mit [Giovanni] Lombardi oder<br />

[Gian Matteo] Fagnini Fahrer an meiner Seite, die<br />

mich vom Poggio bis auf die Zielgerade gebracht<br />

haben. Es gab damals jedoch auch viele Teams,<br />

die gesagt haben: Wir haben zwar Sprinter, aber<br />

wir haben auch noch jemanden, der attackieren<br />

kann. Damit hat man aus dem einen Schuss, den<br />

man im Lauf hat, schon mal zwei gemacht. Doch<br />

oftmals haben sich die Teams dadurch gegenseitig<br />

auch ein bisschen die Chancen vereitelt. Wenn<br />

du ein Team hattest wie Saeco, das alles auf Cipo<br />

[Mario Cipollini, Gewinner 2002] gesetzt hat,<br />

oder T-Mobile oder Telekom, die an diesem Tag<br />

für mich gefahren sind – das war schon ein Riesenvorteil,<br />

der mir persönlich entgegenkam. Ich<br />

denke, das war in den vorhergehenden Generationen<br />

auch nicht anders. Wenn Molteni mit Merckx<br />

gekommen ist, dann gab es auch nur einen Fahrer<br />

und eine Taktik [schmunzelt].<br />

Auch nach deiner aktiven Karriere warst du<br />

bei Mailand–San Remo erfolgreich. In deinem<br />

ersten Jahr als Berater bei HTC-High–<br />

road saßt du im Mannschaftswagen, als<br />

Mark Cavendish bei seinem Debüt 2009 dort<br />

gewinnen konnte. Welche wichtigen Tipps<br />

hast du ihm geben können?<br />

Im Rahmen von Tirreno–Adriatico waren wir mit<br />

sechs Rennfahrern des Teams in Ligurien und<br />

sind die letzten 100 Kilometer der Strecke an<br />

zwei Tagen hintereinander abgefahren. Das war<br />

für Mark wichtig, denn er kannte zwar einiges von<br />

Nizza oder von Monaco, aber die letzten 100 Kilometer,<br />

mit den Capi [Anstiegen] und dem Finale,<br />

war er so in der Form noch nicht gefahren. Ich bin<br />

damals mit dem Rad mitgefahren und habe ihm<br />

Dinge gesagt wie: „Wenn du hier rumkommst und<br />

den Kirchturm siehst, sind es noch anderthalb<br />

Kilometer bis zur Einfahrt Cipressa“ oder „In acht<br />

von zehn Fällen ist die linke Seite hier besser“. So<br />

haben wir es damals geschafft, dass Cavendish<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 35


ERIK ZABEL<br />

Kraftakt: Mit einem fulminanten Sprint<br />

holte sich Novize Mark Cavendish 2009<br />

den Sieg bei der „Classicissima“.<br />

zwar als Novize an den Start ging, aber dennoch<br />

bereits einiges über das Rennen wusste.<br />

Wer war „wir“?<br />

Wir hatten damals einen sehr guten Mix von<br />

verantwortlichen Personen im Team, egal, ob<br />

das Valerio Piva mit seiner Leidenschaft für<br />

italienische Rennen war, Brian Holm mit seiner<br />

Sympathie für die Rennfahrer, Rolf Aldag mit<br />

seinem Geschick für die technischen Details<br />

oder meine Person – wir haben stets versucht,<br />

den Fahrern so gut wie möglich zu helfen.<br />

Nichtsdestotrotz brauchst du natürlich Rennfahrer,<br />

die das auch umsetzen können. In den<br />

Jahren, in denen wir zusammengearbeitet haben,<br />

kam mir Mark Cavendish immer wie ein trockener<br />

Schwamm vor, der sämtliche Informationen<br />

in sich aufgesogen hat und eigentlich alles wissen<br />

wollte. Und das hat dann auch sehr gut geklappt.<br />

Obwohl man natürlich sagen muss, dass<br />

Heinrich Haussler gewonnen hätte, wenn Mark<br />

an diesem Tag nicht so einen genialen Sprint gefahren<br />

wäre.<br />

Wäre das Rennen 15 Meter kürzer<br />

gewesen, wäre er Zweiter geworden.<br />

Oder wenn er nur eine halbe Sekunde länger<br />

gewartet hätte – oder nur einmal kurz angefangen<br />

hätte zu überlegen. Dann wäre Haussler<br />

durch gewesen.<br />

Sind Streckenkenntnisse bei einem<br />

Rennen wie Mailand–San Remo besonders<br />

wichtig? Oder ist es generell ein Faktor, der<br />

in der Vorbereitung relevant ist?<br />

Natürlich ist Streckenkenntnis immer gut. Ich<br />

glaube aber, dass sie bei den Rennen in Flandern<br />

und Nordfrankreich noch wichtiger ist. Sicherlich<br />

hat man immer die Möglichkeit, auch bei einem<br />

so langen Rennen wie Mailand–San Remo, dass<br />

man einen Fehler noch einmal ausbügeln kann,<br />

aber das kostet natürlich Energie, die dann vielleicht<br />

im Finale nicht mehr da ist. Insofern geht<br />

es eigentlich immer darum, das perfekte Rennen<br />

zu finden. Und das perfekte Rennen bedeutet ja<br />

nicht, dass man fehlerfrei ist, sondern dass man<br />

einfach nur weniger Fehler macht und mehr Glück<br />

hat als die anderen an diesem Tag.<br />

„WENN ER NUR EINE HALBE<br />

SEKUNDE LÄNGER<br />

GEWARTET HÄTTE ODER<br />

KURZ ANGEFANGEN HÄTTE<br />

ZU ÜBERLEGEN, WÄRE<br />

HAUSSLER DURCH<br />

GEWESEN.“<br />

Du wirst dieses Jahr mit Katusha-Alpecin<br />

am Start stehen. Nathan Haas war letztes<br />

Jahr als 18. Teambester und ist zeitgleich<br />

mit der ersten Gruppe nach Sieger Vincenzo<br />

Nibali reingekommen. Welche von euren<br />

Fahrern sind am ehesten prädestiniert, in die<br />

Top Ten fahren zu können?<br />

Nathan Haas habe ich im Dezember-Camp nur<br />

kurz gesehen, er ist dann nach Australien abgereist,<br />

um sich dort vorzubereiten. Insofern kann<br />

ich zu ihm nicht so viel sagen. Aber wer mit der<br />

ersten großen Gruppe angekommen ist und dann<br />

gut arbeitet, für den sollte das auch im Jahr danach<br />

möglich sein. Ansonsten würde ich auf­<br />

36 PROCYCLING | MÄRZ 2019


grund meiner Erkenntnisse sagen, dass Fahrer<br />

wie Nils Politt oder Ruben Guerreiro, eventuell<br />

José Goncalves und vielleicht auch Rick [Zabel],<br />

an einem guten Tag in der ersten Gruppe mit ankommen<br />

können. Unser Problem ist eher, dass<br />

wir sicherlich versuchen müssen, bei dem Rennen<br />

von der Situation zu antizipieren. Wir haben<br />

wahrscheinlich nicht den Rennfahrer, dem wir<br />

sagen können: „Warte, bis Nibali geht, dann geh<br />

mit und fahr mit ihm ins Ziel.“ Das kann vielleicht<br />

Nils, wenn er sich weiter so entwickelt; unsere<br />

Idee sollte aber eigentlich eher sein, zwischen den<br />

Punkten, die jeder kennt, Cipressa und Poggio,<br />

mit einem Näschen in der Gruppe mitzugehen<br />

oder zu versuchen, mit rüberzukommen und<br />

dann ein gutes Finale in San Remo zu fahren und<br />

da mit einem ordentlichen Spurt eine gute Platzierung<br />

reinzuholen. Das ist sicherlich im Moment<br />

unsere größte Chance – wir gehen mit vier<br />

Leuten in der Breite hin, werden sicherlich einen<br />

davon ein bisschen mehr beschützen und versuchen,<br />

von unseren sieben Startern vier ins Finale<br />

zu bringen. Die sollen dann einfach miteinander<br />

kommunizieren, wer sich wie fühlt und wer wem<br />

hilft. Daneben könnte Enrico Battaglin unser<br />

Schattenmann sein. Er hat schon drei Giro-Etappen<br />

gewonnen, auch auf ähnlichem Parcours. Ich<br />

bin gespannt, wie er in diese Saison reinfindet –<br />

und ob er vielleicht auch unsere Überraschung<br />

dort sein kann.<br />

Wer ist dein Topfavorit für 2019?<br />

Um es einfach zu machen: Peter Sagan muss man<br />

immer nennen.<br />

Er wurde 2013 und 2017 Zweiter. Warum<br />

hat er das Rennen noch nie gewonnen?<br />

Weil er vielleicht manchmal zu viel mit seinen<br />

Gefühlen fährt und zu wenig mit dem Kopf. Aber<br />

genau deshalb lieben ihn ja alle. In den letzten<br />

Jahren war er jedenfalls immer extrem sichtbar.<br />

Von daher ist das kein verwegener Tipp. Den Rest<br />

werden wir sehen, wenn die Rennen in Europa<br />

losgehen, wenn Paris–Nizza und Tirreno–Adriatico<br />

starten. Dann bekommt man ein besseres und<br />

klareres Bild.<br />

Demnach müsstest du Mailand–San Remo<br />

stets mit sehr kühlem Kopf gefahren sein.<br />

Wusstest du immer, in welcher Situation du<br />

in welcher Position sein solltest?<br />

Man versucht natürlich immer, so ruhig und kühl<br />

zu bleiben, wie es geht. Allerdings ist es schwer,<br />

bei Rennen wie Mailand–San Remo, der Flandern-<br />

Rundfahrt oder Paris–Roubaix ruhig zu bleiben.<br />

Die Rennfahrer haben große Ziele und sind hochmotiviert.<br />

Gerade heute mit dem Funk – wenn<br />

jedem Rennfahrer über Funk gesagt wird: „In<br />

zwei Kilometern geht es in die Cipressa hinein,<br />

da müsst ihr unter den ersten 20 reinfahren“,<br />

dann wissen wir alle, dass das rein rechnerisch<br />

nicht möglich ist. Von 190 oder 200 Startern<br />

können nicht alle unter den ersten 20 fahren. Je<br />

älter ich wurde, desto ruhiger oder abgekühlter<br />

bin ich sicherlich geworden, was derartige Rennsituationen<br />

anging. Das soll aber nicht heißen,<br />

dass man da nicht trotzdem eine ziemlich kurze<br />

Zündschnur hat.<br />

Trotz seiner herausragenden Qualitäten<br />

konnte Peter Sagan noch nie in San Remo<br />

gewinnen. Ist es 2019 soweit?<br />

BHB<br />

PA<br />

PREMIUMPA<br />

RE<br />

BH<br />

Unser Etappensieger:<br />

Das<br />

G7 Pro<br />

ART<br />

AR R<br />

P<br />

NERMA<br />

ERM<br />

ER<br />

RCA<br />

BHBIKESPREMIUMPARTNERMALLORCA<br />

ORC<br />

ALLO LO<br />

AL<br />

L<br />

R<br />

© Arkéa-Samsic<br />

Die Wahl von André Greipel:<br />

Das G7 Pro.<br />

DRAUFSETZEN<br />

LOSFAHREN<br />

GAS GEBEN


DER<br />

ANFÜHRER<br />

Bernhard Eisel ist einer der respektiertesten Road Captains<br />

des Pelotons. Aber als der Österreicher 2001 als junger<br />

Sprinter Profi wurde, war der Radsport noch ganz anders.<br />

Hier spricht er mit <strong>Procycling</strong> über eine 19 Jahre währende<br />

Karriere aus der Perspektive von fünf Teams.<br />

Interview Sophie Hurcom<br />

38 PROCYCLING | MÄRZ 2019


Ein sehr junger Eisel<br />

2002 im unvergleichlich<br />

schrillen<br />

Mapei-Outfit.<br />

MAPEI–QUICK-STEP 2001–2002<br />

Ich bekam im Jahr 2000 einen Anruf buchstäblich<br />

einen Tag, bevor das Training anfing, unten<br />

in der Nähe von Varese. Das Lustige war, als<br />

ich die Tests und alles machte, waren sie super zufrieden,<br />

aber sie sagten: „Wir haben ein Problem.<br />

Wir wollen dich, aber du wärst der 41. Fahrer. Wir<br />

sind verrückt, wir können nicht über 40 gehen.“<br />

Ich hatte trotzdem Hoffnungen – wenn du 18,<br />

19 bist, setzt du große Hoffnungen in alles. Ich<br />

bekam den Anruf buchstäblich um halb zehn Uhr<br />

abends oder so: „Hör mal, wir haben eine gute<br />

und eine schlechte Nachricht – die gute ist: Du<br />

hast einen Vertrag, zwei Jahre. Die schlechte<br />

Nachricht ist: Wir brauchen dich morgen im Trainingslager.“<br />

Ich sagte: „Kein Problem, das bekomme<br />

ich hin.“ Pippo Pozzato hat mir geholfen, mich<br />

im Team einzuleben. Wir kannten uns alle schon,<br />

also habe ich ihn angerufen und gesagt: Wenn ich<br />

runterkomme, können wir uns ein Auto teilen. Ich<br />

bin nach Hause, habe meine Sachen gepackt und<br />

bin runtergefahren. Das war der Anfang.<br />

Sie hatten ein Programm für junge Fahrer. Da<br />

ging der Radsport in die richtige Richtung. Die<br />

UCI hatte einen Plan, Nachwuchsteams zu gründen<br />

und die Anzahl der Fahrer in den Teams in<br />

der … was war es vor der ProTour … im Weltcup zu<br />

begrenzen. Aber 2003 wollten sie es ändern, damit<br />

nur 25 Fahrer in einem Team waren. Sie sagen,<br />

ihr könnt mehr Fahrer haben, aber ihr müsst<br />

ein Nachwuchsteam aufmachen. 2001 habe ich<br />

einen normalen Vertrag unterschrieben, aber<br />

2002 haben wir die Teams getrennt, um ein<br />

Nachwuchsteam zu haben, und alle jungen Fahrer<br />

sind einen anderen Rennkalender gefahren.<br />

Ich glaube, das war das Beste, was mir und den<br />

anderen Jungs passieren konnte. Selbst wenn du<br />

Mapei mit den heutigen Teams vergleichst, würden<br />

sie noch führen. In puncto Organisation und<br />

Trainingspläne und allem wären sie eines der Top -<br />

teams. Mapei war den anderen zehn Jahre voraus.<br />

Tom Steels war da, ein großer Fahrer, Bramati,<br />

Fornaciari, Bartoli – ich habe mich immer sehr gut<br />

mit Michele verstanden –, Paolo Bettini, Óscar<br />

Freire, wir hatten alle. Du warst Teil des Teams.<br />

Wenn du jung bist, funktionierst du mental anders<br />

als sie, aber trotzdem: Wenn du deinen Job<br />

gemacht hast, waren alle dankbar. Ich war immer<br />

schnell. Ich wurde zu diesem Sprintanfahrer, und<br />

manchmal sprintete ich für mich selbst. Wir hatten<br />

schnellere Jungs. Ich erinnere mich, dass wir<br />

die Bayern-Rundfahrt bestritten, und Adriano<br />

Baffi sollte den Sprint für Graziano Gasparre anziehen,<br />

aber am Ende zogen wir den Sprint für ihn<br />

an, weil er stärker war. Er war fast 40 damals.<br />

© BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 39


BERNHARD EISEL<br />

© Getty Images<br />

FDJEUX.COM 2003–2006<br />

Es war definitiv anders bei FDJ, aber ich<br />

muss sagen, für mein Karriereende würde<br />

ich immer zu einem französischen Team<br />

zurückgehen, besonders FDJ. Es hat sich in den<br />

letzten fünf Jahren drastisch verändert. Wir hatten<br />

so eine großartige Gruppe von Leuten: Brad<br />

McGee war da, Bradley Wiggins war da, Philippe<br />

Gilbert, Fred Guesdon, Christophe Mengin – wir<br />

hatten so viel Spaß, es war schockierend. Diese<br />

Jahre sind so schnell vorbeigegangen, ich habe sie<br />

wirklich genossen. Marc Madiot mag vielleicht<br />

verrückt wirken im Fernsehen und wenn du ihm<br />

ein Mikro gibst, aber er hat seine Fahrer immer<br />

verteidigt, als wären sie seine Kinder. Ich habe<br />

den größten Respekt vor Marc Madiot für das,<br />

was er erreicht hat.<br />

Als ich zum ersten Trainingslager kam, kam<br />

ich dort an und sprach kein Wort Französisch.<br />

Damals gab es Bücher und CDs, um Sprachen<br />

zu lernen – ich kam nie über Kapitel acht hinaus,<br />

in keinem Buch, das ich gekauft habe. Marc Madiot<br />

spricht Englisch, und als er erkannte, dass ich<br />

bei den Besprechungen Fragen auf Englisch stellte,<br />

kam er zu mir und sagte: „Verstehst du es, das<br />

Französische?“ Und ich so: „Ich kann es mir zusammenreimen.“<br />

Das war das letzte Mal, dass er<br />

Englisch mit mir gesprochen hat.<br />

Bei Mapei sind wir nicht rausgefahren, wenn es<br />

geregnet hat. Bettini sagte: „Nein, es regnet; ein<br />

Ruhetag.“ Als ich das erste Mal beim FDJ-Camp<br />

war, war das in La Baule in der Bretagne. Ich<br />

wachte morgens auf, zog den Vorhang auf und es<br />

regnete und ich legte mich wieder ins Bett. Jacky<br />

Durand war mein Zimmergenosse und er war<br />

schon weg. Ich bekam einen Anruf von Marc und<br />

er so: „Wo bist du?“ „Im Bett, es regnet.“ Und er<br />

so: „Die Jungs fahren los, wir sind in der Bretagne.<br />

Da regnet es jeden Tag.“<br />

2003 bin ich meine erste große Rundfahrt gefahren,<br />

den Giro, mit Jimmy Casper. Zuerst habe<br />

ich die Sprints für ihn angefahren, aber er hatte<br />

nicht die Beine. Ich bin aus dem Giro mit zwei<br />

dritten Plätzen hinter McEwen und Petacchi und<br />

einem hinter Petacchi und Cipo hervorgegangen.<br />

Ich machte mir immer noch Hoffnungen, der<br />

Sprinter Nummer eins zu werden.<br />

Es gab Interesse von anderen Teams, aber ich<br />

genoss es, weil Marc Madiot wirklich der ehrenwerteste<br />

Mensch war. Ich unterschrieb einen Vertrag<br />

für wenig Geld bei ihm, und er erneuerte ihn<br />

im März und gab mir eine Gehaltserhöhung, was<br />

er nicht hätte tun müssen, und verlängerte meinen<br />

Vertrag um 18 Monate.<br />

Ein Sieg für Eisel auf der zweiten<br />

Etappe der Drei Tage von De Panne 2006.<br />

T-MOBILE/<br />

TEAM<br />

COLUMBIA/<br />

HTC-HIGH-<br />

ROAD<br />

2007–2011<br />

Ich suche immer nach dem Wort, warum<br />

wir so erfolgreich waren. Ich<br />

glaube, wir wurden – auf feminine<br />

Weise, könnte man sagen – einfach sexy.<br />

Für einen jungen Fahrer bei HTC zu sein<br />

– das war das Team, in dem du fahren<br />

wolltest, jeder Fahrer bekommt eine Möglichkeit,<br />

bekommt seine Chance, egal woher<br />

er kommt … Wir haben so viele Talente<br />

entwickelt. Jeder Fahrer, der bei HTC<br />

war – wir sind immer noch gute Freunde.<br />

Wir respektieren uns immer noch im Peloton.<br />

Mit keinem einzigen Fahrer von<br />

HTC hatte ich über die Jahre ein Problem.<br />

Es hat einfach gepasst, es war perfekt.<br />

Bei dem ersten Trainingslager auf Mallorca<br />

2007 wusste niemand etwas über<br />

Mark Cavendish. Wir wussten nicht einmal,<br />

dass er Brite war; die Leute sagten<br />

etwas von der Isle of Man, und wer wusste<br />

damals schon, wo die Isle of Man ist?<br />

Im Radsport wissen es die Leute jetzt. Er<br />

war damals ein bisschen schüchtern, es<br />

war eine andere Welt für ihn, aber die Geschwindigkeit,<br />

die hatte er in den Beinen.<br />

Ich glaube, ich habe ihm geholfen, im<br />

ersten Jahr den Scheldeprijs zu gewinnen,<br />

und es passte einfach, und dann haben<br />

wir ihn in dem Jahr mit zur Tour genommen<br />

und gesagt: „Okay, wir fahren den<br />

Sprint für ihn an.“<br />

Wir gewannen zwei Etappen der Volta<br />

a Catalunya vor der Tour, und das änderte<br />

alles für mich, weil ich wusste, dass er<br />

schneller war. Du konntest das Ego haben<br />

und gegen ihn kämpfen, aber er ist schnel -<br />

ler. Sie hatten mich als Sprint-Kapitän<br />

verpflichtet, aber dann tauchte dieser Typ<br />

auf. Ich habe es nie bereut. Als er anfing,<br />

jedes einzelne Rennen zu gewinnen, war<br />

es ganz einfach, wir hatten etwas gemein -<br />

sam. Dann bekamen wir Mark Ren shaw<br />

an Bord, und das änderte es komplett,<br />

und die Geschichte der drei Mus ketiere<br />

begann.<br />

2009, 2010 entschieden wir, was passierte<br />

und wie wir gewinnen würden. Bei<br />

der Tour de Suisse gewannen wir jeden<br />

40 PROCYCLING | MÄRZ 2019


BERNHARD EISEL<br />

Eisel führt Cavendish<br />

2010 – eine Zeit, in<br />

der HTC besonders<br />

dominant war.<br />

Tag mit einem anderen Fahrer [HTC gewann fünf<br />

Etappen]. Die Fahrer kamen und sagten an, wer<br />

heute gewinnen wird; wir fuhren mit einem Plan<br />

los und führten ihn einfach aus.<br />

Das Besondere bei HTC war, dass wir vorher<br />

den Zug von Saeco sahen, wir sahen Cipollini mit<br />

Acqua & Sapone oder Fassa Bortolo für Petacchi,<br />

aber es waren immer dieselben Jungs, immer dieselbe<br />

Clique, die die Sprints dominierte. Bei uns<br />

waren Fahrer im Sprintzug, denen man das nie<br />

T-Mobile holte Eisel als Topsprinter an<br />

Bord, doch dann änderte sich seine Rolle.<br />

zugetraut hätte. Peter Velits, Zweiter der Vuelta,<br />

im nächsten Jahr war er bei der Tour für uns im<br />

Sprintzug, aber er wusste, dass er später seine<br />

Chancen bekommen würde. Tony Martin machte<br />

vorne Tempo, Bert Grabsch und ich machten vorne<br />

Tempo, Lars Bak, Danny Pate ...<br />

Ich habe trotzdem Rennen gewonnen. Bei<br />

Paris–Bourges erinnere ich mich noch, was für<br />

Krämpfe ich im Finale hatte. Gent–Wevelgem zu<br />

gewinnen, war eine große Sache, George [Hincapie],<br />

Sep Vanmarcke war vorne mit dabei, Gilbert,<br />

Freire ... Ich erkannte nach dem Sieg, eine Woche<br />

später, wie stark ich war … Ich bin immer noch<br />

dankbar, dass es an einem Tag meines Lebens<br />

passiert ist. Es war einfach unglaublich, immer<br />

noch mein größter Erfolg.<br />

© Offside Sports Photography (oben), Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 41


BERNHARD EISEL<br />

TEAM SKY 2012–2015<br />

© Offside Sports Photography<br />

Wir dachten, wir könnten HTC mit Rolf<br />

Aldag am Laufen halten. Wir sprachen<br />

mit Bob [Stapleton, Teameigentümer],<br />

wir hatten den Sponsor und es ging einfach am<br />

Tag der Unterzeichnung des Vertrags in die Binsen.<br />

Ich rief Dave B [Brailsford] an und sagte so:<br />

„Ist das Angebot noch auf dem Tisch, kannst du<br />

mir etwas anbieten?“ Und er so: „Wir wollen dich,<br />

das Angebot bleibt bestehen.“ Ich dachte: Chapeau!<br />

Wenn du ein gutes Angebot hast und dann<br />

nichts mehr in der Hand hast und er dir trotzdem<br />

dasselbe anbietet – großer Respekt vor Dave.<br />

Ich sage das immer, wirklich großer Respekt<br />

vor allen, die bei Sky arbeiteten und arbeiten.<br />

Wenn sich die Leute über irgendwas beschweren<br />

[was das Team angeht], ist es meistens Neid.<br />

Sie haben den Radsport auf ein neues Niveau<br />

gebracht. Ich habe immer gedacht, ich würde hart<br />

trainieren, und dann kam ich zu Sky, und das hat<br />

mein Denken über Training drastisch verändert.<br />

Ich lernte, dass ich vorher nie trainiert hatte. Die<br />

Art des Trainings, wie viele Belastungen, mehr<br />

Belastungen – du kannst diese Belastungen tatsächlich<br />

überleben und bist am nächsten Tag in<br />

der Lage, noch mehr zu machen. Wir haben alle<br />

an die Philosophie geglaubt, das Training und<br />

alles. Es war einfach das erste Mal, dass ich ein<br />

Team sah, wo wirklich jeder an etwas glaubte.<br />

Niemand beschwerte sich, egal, wie hart es war,<br />

sondern machte es einfach. Du wusstest, dass es<br />

bewiesen war und dass sie wussten, was sie taten,<br />

und du hast es einfach befolgt. Du stellst es nie<br />

infrage, weil du weißt, dass es funktioniert. Deswegen<br />

verteidige ich Sky auf jeden Fall; sie haben<br />

den Sport verändert und definitiv meine Herangehensweise<br />

an den ganzen Sport. Sie haben alles<br />

professionalisiert. Jeder hat eine Aufgabe, und das<br />

bringt es buchstäblich auf den Punkt: Du hast<br />

diesen einen Job. Das gilt auch für den Fahrer.<br />

Das habe ich Luke Rowe letztes Jahr gesagt,<br />

als sie ihn zum Road Captain für die Tour ernannten.<br />

Ich sagte: „Okay, Kumpel, du bist jetzt an<br />

dem Punkt, wo sie keine andere Positionsbezeichnung<br />

mehr für dich haben, deswegen nennen<br />

sie dich Teamkapitän oder Road Captain!“ Ich<br />

hatte es vorher schon ein bisschen gemacht, im<br />

Wechsel mit Mick Rogers bei HTC, und dann ging<br />

es einfach weiter … Ich bin immer mehr in diese<br />

Rolle hineingewachsen, von ganz allein. Ich glaube,<br />

du kannst versuchen, ein Leader zu sein, aber<br />

wenn du dich ausdrücken kannst und mehrere<br />

Sprachen sprichst, macht es das einfacher. Aber<br />

gleichzeitig musst du auch damit leben … Nicht<br />

mit dem Druck leben, sondern den Fahrern zu sagen:<br />

Wir können es diskutieren, aber ich mache<br />

die Ansagen. Wenn es schiefgeht, ist nur einer<br />

daran schuld, und das bin ich. So lange alles unter<br />

Kontrolle ist, ist alles einfach.<br />

Bei Sky war Eisels Job, in Fluchtgruppen zu<br />

gehen und im Rennen Entscheidungen zu treffen.<br />

42 PROCYCLING | MÄRZ 2019


BERNHARD EISEL<br />

Im Einsatz für die<br />

Hilfsorganisation<br />

Qhubeka blickte<br />

Eisel anders auf<br />

den Radsport.<br />

DIMENSION<br />

DATA<br />

2016–HEUTE<br />

Zu diesem Team zu gehen, hat mir eine<br />

andere Sichtweise auf alles gegeben – die<br />

Welt zu verstehen, wie wir sie kennen, eine<br />

europazentrische Radsportwelt, die um Belgien<br />

kreist. Es hat mich auch im Laufe der Jahre gelehrt,<br />

dass es mehr gibt als die Mur van Geraards -<br />

bergen. Neue Rennen entstehen, neue Nationen<br />

kommen in den Radsport. Das hat mir die Augen<br />

komplett geöffnet, und ich verstehe ein bisschen<br />

besser, wie schwer es für die Fahrer aus Afrika<br />

sein muss, in den Radsport einzusteigen. Es ist<br />

schwer für einen Australier, Australien zu verlassen,<br />

aber es ist noch einfacher als für jemanden,<br />

der aus Eritrea, aus Äthiopien oder dem Sudan<br />

kommt.<br />

Ich würde heute wahrscheinlich eines meiner<br />

letzten Interviews geben, wäre ich bei Tirreno<br />

nicht gestürzt [er brach sich 2018 das Handgelenk,<br />

aber später wurde bei ihm ein Hämatom<br />

diagnostiziert und er musste am Gehirn operiert<br />

werden]. Ich würde am Ende des Jahres meinen<br />

Hut nehmen und sagen: „Das war’s.“ Als ich den<br />

Sturz hatte und fünf Monate pausieren musste,<br />

dachte ich: „Wenn ich das Comeback schaffe, will<br />

ich noch ein Jahr fahren; ich habe es noch drauf …“ In<br />

diesen fünf Monaten hatte ich so viel Zeit, über<br />

die Zukunft nachzudenken, und ich habe schon<br />

weitgehend geplant, was ich [nach meinem Karriereende]<br />

machen werde, aber gleichzeitig habe<br />

ich gesagt, dass ich noch ein Jahr dranhängen<br />

will. Wenn die Saison normal zu Ende gegangen<br />

wäre, wäre ich mittlerweile erschöpft und hätte<br />

gedacht: „Wisst ihr was? Es ist Zeit zu gehen.“<br />

Der erste Sturz war schlimm. Ich bin vor 20<br />

Jahren [2000] schon einmal so gestürzt, wo ich<br />

mir das Gesicht aufgeschlagen, Zähne verloren<br />

und die Zunge in Stücke gebissen habe. Da habe<br />

ich mich für fünf Tage zurückgezogen. Dieses Mal<br />

war es dasselbe, es war zu viel. Aber es heilte so<br />

schnell, dass ich schneller wieder auf dem Rad<br />

saß. Als sie das Hämatom entdeckten, da fängst<br />

du wirklich an nachzudenken. Ich fuhr mit Marco<br />

Haller in Österreich, und er krachte neben mir in<br />

dieses Auto [Haller erlitt im Juni multiple Kniefrakturen]<br />

und ich bin 100 Prozent sicher: Wenn<br />

ich mit dem Auto kollidiert wäre, wäre ich nicht<br />

mehr hier. Dann wäre das Spiel aus gewesen.<br />

Dann denkst du: „Ist es das wert?“ Ich bin wieder<br />

nach Hamburg gefahren, war beim Arzt und habe<br />

gesagt: „Ich will alles noch mal checken lassen.“<br />

Und sie haben mir in jedem Punkt Entwarnung<br />

gegeben. Wenn du das weißt, ist es eine Erleichterung,<br />

weil du das alles durchmachst. Es sind nicht<br />

nur physische Probleme, sondern auch mentale.<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 43


44 PROCYCLING | MÄRZ 2019


D I E S TA R S<br />

VON MORGEN<br />

Text Werner Müller-Schell<br />

Peter Sagan, Alejandro Valverde, Vincenzo Nibali –<br />

seit Jahren wird der Profiradsport von den gleichen Namen geprägt.<br />

Im Windschatten der Stars steht allerdings längst eine neue<br />

Fahrergeneration bereit, die das Talent besitzt, selbst das Tempo im<br />

Peloton zu bestimmen. <strong>Procycling</strong> begleitet vier dieser jungen Talente<br />

aus dem deutschsprachigen Raum durch die Saison 2019.<br />

© Con Chronis/Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 45


DIE STARS VON MORGEN<br />

FELIX<br />

GROSSSCHARTNER<br />

TEAM BORA–HANSGROHE<br />

(25 Jahre, 4. Profisaison)<br />

Dort weitermachen, wo er am<br />

Ende des vergangenen Jahres<br />

aufgehört hat – bereits<br />

bei der Vuelta a San Juan Ende Januar<br />

in Argentinien hat Felix Großschartner<br />

dieses Vorhaben in die Tat<br />

umgesetzt. Nach einer sehr guten<br />

Saison 2018 mit einem äußerst<br />

starken Finale bei der chinesischen<br />

WorldTour-Rundfahrt Tour of<br />

Guangxi, die er auf Rang zwei abschloss,<br />

zeigte der 25-jährige Österreicher<br />

in Südamerika erneut sein<br />

Talent: Nach einem starken vierten<br />

Platz im Einzelzeitfahren und weiteren<br />

guten Leistungen in den Bergen<br />

beendete er das siebentägige<br />

Etappenrennen auf dem fünften<br />

Platz in der Gesamtwertung. „Natürlich<br />

bin ich mit meinem Ergebnis<br />

zufrieden. Und es zeigt, dass ich<br />

ziemlich gut in Form bin“, freute er<br />

sich nicht umsonst.<br />

Der gute Saisonstart kommt<br />

Großschartner gerade recht. 2019<br />

könnte er nämlich noch stärker als<br />

je zuvor zum Leistungsträger bei<br />

Bora–hansgrohe werden – und es<br />

damit seinem bereits als Kapitän<br />

gesetzten Landsmann Patrick Konrad<br />

gleichtun. Wie Konrad ist Großschartner<br />

nämlich ein Spezialist für<br />

die Berge und kann zudem auch<br />

noch sehr gut Zeitfahren. Nicht wenige<br />

sehen ihn deshalb als jemanden,<br />

der früher oder später das Potenzial<br />

besitzt, nicht nur gute<br />

Platzierungen einzufahren, sondern<br />

auch zu gewinnen. „Mein Ziel für<br />

die nächsten Jahre ist es, dass ich<br />

ein regelmäßiger Podiumsfahrer bei<br />

mittelschweren Etappenrennen<br />

werde“, zeigt sich der Welser selbstbewusst.<br />

Langfristig könnten für ihn<br />

dabei durchaus auch die großen<br />

Landesrundfahrten interessant werden.<br />

„Ich denke schon, dass ich das<br />

Potenzial dafür besitze. Aber ich bin<br />

auch erst 25. In fünf Jahren kann<br />

das dann vielleicht ein Thema werden“,<br />

gibt er sich hier noch zurückhaltend.<br />

ZIEL WORLDTOUR-SIEG<br />

2019 soll zuerst einmal der erste<br />

Sieg folgen. Denn bis dato stehen<br />

zwar bereits zahlreiche Topplatzierungen<br />

– wie etwa bei der Vuelta San<br />

Juan – aber eben noch kein Profierfolg<br />

in seinem Palmarès. Um das<br />

zu ändern, hat Großschartner über<br />

den Winter an verschiedenen Stellschrauben<br />

gedreht – insbesondere<br />

beim Training: „Im vergangenen Jahr<br />

habe ich hier einige Fehler gemacht.<br />

Als es beispielsweise nach dem Giro<br />

gut lief, habe ich voll weiter trainiert,<br />

weil ich dachte, ich müsste jetzt erst<br />

richtig Gas geben. Dadurch bin ich<br />

aber natürlich müde geworden. Für<br />

2019 will ich hier weniger emotional<br />

zu Werke gehen. Die Zauberformel<br />

heißt Mut zur Pause“, erzählt er.<br />

Das will er schon in den nächsten<br />

Wochen beherzigen. Nach dem<br />

starken Saisonstart in Argentinien<br />

wird sich Großschartner bis Anfang<br />

März nämlich gänzlich auf sein<br />

Training konzentrieren. In Paris–<br />

Nizza wird er als Co-Kapitän von<br />

Patrick Konrad an den Start gehen,<br />

ehe ein weiteres Höhentrainingslager<br />

folgt. „Danach kommen dann<br />

mit der Türkei-Rundfahrt, der Tour<br />

de Romandie und der Kalifornien-<br />

Rundfahrt drei Rennen, bei denen<br />

ich vorne mitfahren will“, sagt er.<br />

Gelingt ihm das, winkt im Herbst<br />

zudem eine freie Rolle bei der Vuelta.<br />

Das Ziel dort sei, so Großschartner,<br />

ein Etappensieg. Setzt er seinen<br />

Weg genau so fort wie in den letzten<br />

Monaten, dürfte der Österreicher<br />

die besten Chancen haben, dieses<br />

Vorhaben in die Tat umzusetzen.<br />

© Bora–hansgrohe/VeloImages (2x)<br />

PALMARÈS 2018<br />

Österreichischer Vizemeister Straßenrennen 2. Platz Gesamtwertung Tour of Guangxi (WT) 2. Platz 4. Etappe Tour of Guangxi (WT) 3. Platz 20. Etappe<br />

Giro d’Italia (GT) 3. Platz Gesamtwertung Hammer Series Hong Kong (2.1) 3. Platz Österreichische Meisterschaft Zeitfahren 7. Platz GP Kanton Aargau<br />

– Gippingen (1.HC) 9. Platz Gesamtwertung Volta ao Algarve (2.HC) 10. Platz Gesamtwertung Paris–Nizza (WT)<br />

46 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE STARS VON MORGEN<br />

Mit gerade einmal 23 Jahren<br />

steht Lennard Kämna<br />

noch ganz am Anfang seiner<br />

hoffnungsvollen Karriere. Und<br />

dennoch startet der Youngster aus<br />

den Reihen des Teams Sunweb bereits<br />

in seine dritte Saison als Radprofi.<br />

Dabei hat Kämna bereits mehr<br />

Höhen und Tiefen erlebt als manch<br />

altgedienter Berufsradfahrer: Nachdem<br />

er in den Nachwuchsklassen<br />

zur absoluten Weltelite gezählt hatte<br />

und unter anderem Zeitfahrweltmeister<br />

der Junioren (2014) und Vizeweltmeister<br />

der U23 auf der Stra-<br />

LENNARD<br />

KÄMNA<br />

TEAM SUNWEB<br />

(23 Jahre, 3. Profisaison)<br />

ße (2017) geworden war, war die<br />

Saison 2018 für ihn von Krankheiten<br />

und einer langen Auszeit im<br />

Sommer gezeichnet. „Ich hatte<br />

schon einen suboptimalen Winter<br />

mit mehreren Rückschlägen. Dann<br />

bin ich einfach nicht mehr in den<br />

Tritt gekommen“, blickt er auf die<br />

vergangenen zwölf Monate zurück,<br />

in denen ein 17. Platz in der Gesamtwertung<br />

der Dänemark-Rund -<br />

fahrt sein bestes Resultat darstellte.<br />

Um aus dem Krankheitskreislauf<br />

auszubrechen, entschied sich Kämna<br />

im Sommer zu einem ungewöhnlichen<br />

Schritt: Ganze zwei Monate<br />

lang stellte er sein Rad in die Ecke.<br />

„Ich habe gemerkt, dass mir mein<br />

Körper Signale gesendet hat, dass<br />

ich so nicht weitermachen könne.<br />

Also habe ich Tempo rausgenommen<br />

– und die Auszeit abseits des<br />

Sattels genossen“, erzählt er. Mit<br />

Erfolg: Im Sommer kehrte er in<br />

deutlich besserer Verfassung zurück<br />

– auch wenn die absoluten Topplatzierungen<br />

ausblieben. „Ich hatte in<br />

Dänemark und auch später bei der<br />

Deutschland Tour trotz der langen<br />

Pause eine anständige Form. Aber<br />

natürlich hat dann die Grundlage<br />

gefehlt, sodass ich diese nicht lange<br />

halten konnte“, so Kämna, der die<br />

Saison unter anderem mit den<br />

U23-Weltmeisterschaften und der<br />

chinesischen Tour of Guangxi abschloss.<br />

NEUSTART IM JAHR 2019<br />

Gerade dieses von Rückschlägen<br />

gekennzeichnete vergangene Jahr<br />

könnte 2019 dabei für das Talent<br />

aus Wedel der Schlüssel zum Erfolg<br />

sein. Er wisse nämlich, sagt Kämna<br />

heute, nicht nur seinen Körper besser<br />

einzuschätzen, sondern gehe<br />

nun auch mit mehr Gelassenheit an<br />

den Start. „Wenn ich etwas in der<br />

vergangenen Saison gelernt habe,<br />

dann war es die Tatsache, dass nicht<br />

immer alles nach Plan verläuft –<br />

und damit muss man eben umgehen<br />

können“, erklärt er.<br />

Aus diesem Grund will sich Kämna<br />

auch keine großen Ziele für 2019 setzen<br />

– auch wenn ihm viele Experten<br />

vor allem im Zeitfahren und bei kleineren<br />

Rundfahrten Großes zutrauen.<br />

„Ich muss meine Erwartungshaltung<br />

natürlich dem Leistungsstand anpassen,<br />

den ich zum Saisonende hatte.<br />

Aber sicherlich habe ich die Hoffnung,<br />

dass ich mich weiterentwickle. Die<br />

Basis dafür ist aber, dass ich genügend<br />

Rennkilometer in die Beine kriege<br />

und eine verletzungs- und krankheitsfreie<br />

Saison erlebe“, blickt der<br />

Sunweb-Fahrer bescheiden voraus.<br />

Dass sein Team voll auf ihn setzt,<br />

zeigt sein Rennprogramm: Mit Tirreno–Adriatico,<br />

der Katalonien-Rundfahrt,<br />

dem Flèche Wallonne und dem<br />

Amstel Gold Race stehen gleich mehrere<br />

WorldTour-Rennen in Kämnas<br />

Frühjahrskalender. Die Basis dafür<br />

hat er mit einem trainingsreichen<br />

Winter zumindest schon einmal gelegt:<br />

Seit November konnte er nämlich<br />

zu 100 Prozent trainieren – ganz<br />

ohne Krankheit.<br />

Lennard Kämna will in diesem<br />

Jahr seine schwierige Saison 2018<br />

vergessen machen.<br />

PALMARÈS 2018<br />

17. Platz Gesamtwertung Dänemark-Rundfahrt (2.HC) 22. Platz Gesamtwertung Deutschland Tour (2.1)<br />

© Team Sunweb (2x)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 47


DIE STARS VON MORGEN<br />

MAX<br />

KANTER<br />

WorldTour-Niveau angekommen<br />

bin, bin ich zufrieden“, betont er.<br />

Langfristig will Kanter, der als<br />

Fahrertyp seinen Vorbildern John<br />

Degenkolb und Michael Matthews<br />

nicht unähnlich ist, allerdings auch<br />

selber Erfolge feiern – nach seinem<br />

letztjährigen Auftritt in Dänemark<br />

kein unwahrscheinliches Unterfangen.<br />

Sein Saisonstart verlief derweil<br />

allerdings noch nicht nach Wunsch:<br />

Bei der Tour Down Under musste<br />

Kanter aufgrund muskulärer Probleme<br />

vorzeitig vom Rad steigen. Dennoch<br />

hofft er, möglichst bald an sein<br />

letztjähriges Niveau anknüpfen zu<br />

können. Neben der UAE Tour Ende<br />

Februar stehen so mehrere Halbklassiker<br />

sowie ein Einsatz bei Paris–Roubaix<br />

auf dem Frühjahrsprogramm<br />

des Youngsters.<br />

Max Kanter war 2018 der beste<br />

deutsche U23-Fahrer.<br />

Als Stagiaire sein erstes Profirennen<br />

zu gewinnen – das<br />

schaffen nur ganz wenige<br />

Rennfahrer. Auf der fünften Etappe<br />

der letztjährigen Dänemark-Rundfahrt<br />

wäre Max Kanter dieser Coup<br />

fast gelungen: Wie so oft beim skandinavischen<br />

Etappenrennen kam es<br />

auch auf jenem Abschnitt zwischen<br />

Faxe und Frederiksberg nach 200<br />

Kilometern zum Massensprint. Und<br />

der Youngster aus dem Team Sunweb<br />

löste das Versprechen ein, das<br />

er bereits in den Monaten zuvor als<br />

U23-Fahrer gegeben hatte: Der zu<br />

jenem Zeitpunkt 20-Jährige nutzte<br />

seine gute Position im Finale perfekt<br />

aus und sprintete auf Rang zwei –<br />

am Ende musste er nur Tim Merlier<br />

vom belgischen Team Verandas<br />

Willems-Crelan den Vortritt lassen.<br />

Doch nicht zuletzt seit seinem<br />

famosen Auftritt in Dänemark gehört<br />

Kanter zu den größten Hoffnungsträgern<br />

der deutschen U23-<br />

Szene. 2017 und 2018 wurde er<br />

jeweils Deutscher Meister der U23,<br />

im vergangenen Jahr gewann er zudem<br />

unter anderem eine Etappe bei<br />

der prestigeträchtigen Tour de l’Avenir.<br />

Mit diesen Erfolgen im Rücken<br />

war es keine Überraschung, dass<br />

der Nachwuchsfahrer aus Cottbus<br />

2019 nun seine erste volle Profisaison<br />

für das Team Sunweb bestreiten<br />

TEAM SUNWEB<br />

(21 Jahre, 1. Profisaison)<br />

wird. „Ich war schon seit 2017 Teil<br />

des Sunweb-Development-Teams<br />

und bekam dort einen guten Einblick<br />

in die Abläufe einer Profimannschaft.<br />

Da bei Sunweb die<br />

U23-Mannschaft und die World-<br />

Tour-Equipe sehr eng zusammenarbeiten,<br />

ist das sicherlich ein großer<br />

Vorteil für einen jungen Fahrer“,<br />

erzählt er.<br />

ZIEL WORLDTOUR-NIVEAU<br />

Trotz seiner starken U23-Saison<br />

2018 und des reibungslosen Übertritts<br />

zu den Profis will Kanter, der<br />

in früheren Zeiten auch auf der Bahn<br />

erfolgreich war, für 2019 allerdings<br />

erst einmal tiefer stapeln: „Für mich<br />

geht es in diesem Jahr darum, mich<br />

an das neue Niveau anzupassen. Ich<br />

will aus den Erfahrungen der älteren<br />

Profis lernen und möglichst viel für<br />

die Zukunft mitnehmen“, gibt er<br />

sich vor dem Saisonstart bescheiden.<br />

Auch wenn er bei den meisten<br />

Rennen eine Helferrolle zugewiesen<br />

bekommt – ganz abwegig sind eigene<br />

Ambitionen dabei nicht. „Vielleicht<br />

bekomme ich bei einem kleineren<br />

Rennen mal eine eigene<br />

Chance – aber mein Ziel ist einfach<br />

zu lernen. Wenn ich am Ende des<br />

Jahres sagen kann, dass ich auf<br />

VIELLEICHT BEKOMME ICH BEI EINEM<br />

KLEINEREN RENNEN MAL EINE EIGENE<br />

CHANCE – ABER MEIN HAUPTZIEL IN DIESEM<br />

JAHR IST EINFACH ZU LERNEN.<br />

© Team Sunweb (2x)<br />

PALMARÈS 2018<br />

1. Platz 1. Etappe Tour de l’Avenir (2.NC) 2. Platz 5. Etappe Dänemark-Rundfahrt (2.HC) 3. Platz 1. Etappe Dänemark-Rundfahrt (2.HC)<br />

3. Platz 1. Etappe Boucles de la Mayenne (2.1) 4. Platz Gesamtwertung Boucles de la Mayenne (2.1) 14. Platz Gesamtwertung Dänemark-Rundfahrt (2.HC)<br />

48 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE STARS VON MORGEN<br />

In der Vorweihnachtszeit erhielt<br />

Jonas Koch eine Überraschung,<br />

wie sie für ihn besser nicht ausfallen<br />

hätte können. Nach zwei Jahren<br />

beim polnischen CCC-Team<br />

hatte der 25-Jährige aus Rottweil<br />

eigentlich zu den unglücklichen<br />

Fahrern gehört, die nicht in die neue,<br />

aus der Fusion von CCC und dem<br />

JONAS<br />

KOCH<br />

CCC TEAM<br />

(25 Jahre, 4. Profisaison)<br />

ehemaligen BMC-Team hervorgegangene<br />

WorldTour-Mannschaft<br />

CCC übernommen worden waren.<br />

„Kurz vor Weihnachten bekam ich<br />

aber doch den Anruf, dass sie noch<br />

einen Platz für mich frei hätten. Die<br />

Freude war dann natürlich riesengroß“,<br />

blickt der junge Deutsche auf<br />

die vergangenen turbulenten Wo-<br />

chen zurück. Denn eigentlich hatte<br />

Koch für diese Saison bereits beim<br />

drittklassigen Heizomat-Team unterschrieben.<br />

Nach dem späten Anruf<br />

der CCC-Equipe darf er sich nun<br />

2019 aber auf seine erste World-<br />

Tour-Saison freuen.<br />

Der Aufstieg in die oberste Radsportliga<br />

war für Koch dabei längst<br />

überfällig. Bereits 2015 hatte er<br />

mit einem prestigeträchtigen Etappensieg<br />

bei der renommierten Tour<br />

de l’Avenir eine starke Bewerbung<br />

für den Sprung in die höchste Radsportliga<br />

abgegeben. Entsprechende<br />

Angebote waren danach allerdings<br />

ausgeblieben. Der damals<br />

22-Jährige ließ sich davon aber<br />

nicht beirren und schlug den Weg<br />

nach Polen ein: 2016 überzeugte<br />

er mit guten Leistungen im Trikot<br />

des zweitklassigen Verva ActiveJet<br />

Pro Cycling Teams, 2017 landete<br />

er schließlich beim CCC-Team.<br />

„Schon damals war es nicht einfach“,<br />

erinnert er sich an den Winter<br />

2016/17. „Eigentlich hatte ich<br />

einen Zweijahresvertrag bei Verva<br />

ActiveJet, es gab aber leider Sponsorenprobleme.<br />

Also stand ich auf<br />

einmal wieder ohne Vertrag da und<br />

kam dann glücklicherweise bei<br />

CCC unter.“<br />

TALENTPROBE IN LONDON<br />

Mit dem Sprung in die WorldTour<br />

sollen diese Unsicherheiten nun<br />

endgültig der Vergangenheit angehören.<br />

Welches Potenzial in dem<br />

endschnellen, aber dennoch bergfesten<br />

Eintagesspezialisten steckt,<br />

zeigte er im Laufe des vergangenen<br />

Jahres schließlich gleich mehrfach:<br />

Insgesamt sieben Top-Ten-Platzierungen<br />

fuhr Koch ein – darunter<br />

einen sechsten Platz bei der Straßen-DM<br />

und einen neunten Rang<br />

beim WorldTour-Rennen Ride<br />

London – Surrey Classic. Auch bei<br />

Etappenrennen deutete er sein Talent<br />

an, wie etwa der achte Rang<br />

bei der Tour of Norway zeigte.<br />

„2018 habe ich gezeigt, dass ich<br />

endschnell bin, aber auch bei kleineren<br />

Rundfahrten auf Gesamtwertung<br />

fahren kann. Genau diese<br />

Bereiche sind auch mein langfristiges<br />

Ziel: Ich will die Standfestigkeit<br />

am Berg beibehalten, aber meine<br />

Endschnelligkeit nicht verlieren.“<br />

Neben diesen Zielen wird es für<br />

Koch 2019 vor allem darum gehen,<br />

sich in sein neues Team zu integrieren<br />

und zugleich auf WorldTour-<br />

Ebene Fuß zu fassen. „Ich will die<br />

Aufgaben, die ich vom Team bekomme,<br />

so gut wie möglich erfüllen“,<br />

sagt er im Hinblick auf sein<br />

Rennprogramm, das für ihn im<br />

Frühjahr unter anderem eine Teilnahme<br />

an mehreren belgischen<br />

Halbklassikern sowie beim Amstel<br />

Gold Race bereithält.<br />

Im Herbst könnte dann vielleicht<br />

sogar die erste Grand-Tour-Teilnahme<br />

winken. Dass dies schon in seinem<br />

ersten WorldTour-Jahr klappt,<br />

hat für Jonas Koch allerdings nicht<br />

die höchste Priorität. Viel wichtiger<br />

sei es ihm, erneute Unsicherheiten<br />

im Hinblick auf seinen Vertrag auf<br />

jeden Fall zu vermeiden – am besten<br />

mit konstant guten Leistungen im<br />

ersten WorldTour-Jahr.<br />

PALMARÈS 2018<br />

6. Platz Deutsche Meisterschaft Straße 8. Platz Gesamtwertung Tour of Norway (2.HC) 9. Platz Ride London – Surrey Classic (WT)<br />

10. Platz Brussels Cycling Classic (1.HC) 10. Platz Handzame Classic (1.HC) 16. Platz EuroEyes Cyclassics Hamburg (WT)<br />

© CCC/Chris Auld (2x)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 49


DIE<br />

GESCHICHTEN<br />

DES JAHRES 2019<br />

Die <strong>Procycling</strong>-Autoren sagen voraus, welche Themen und<br />

Geschichten den Straßenradsport in der kommenden<br />

Saison prägen werden.<br />

Text Sam Dansie, Sophie Hurcom & Edward Pickering<br />

50 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SKY: DAS ENDE?<br />

Als Sky die Beendigung des Sponsorings<br />

von David Brailsfords Team für Ende<br />

2019 bekanntgab, löste das Unternehmen<br />

eine Reihe von Konsequenzen aus, die – sofern<br />

nicht schnell ein Finanzier von vergleichbarer<br />

Großzügigkeit gefunden wird – in dieser Saison<br />

viele Bereiche des Radsports betreffen werden.<br />

Dem vierfachen Toursieger Chris Froome zufolge<br />

hat das Team „große Ambitionen für 2019, und<br />

nach dieser Nachricht sind wir entschlossener<br />

denn je, sie umzusetzen“. Er sagte es nicht ausdrücklich,<br />

doch dies wird Einigkeit erfordern, und<br />

die wird auf eine harte Probe gestellt werden, je<br />

länger das Team ohne gesicherte Zukunft Rennen<br />

fährt. Öffentlich haben rivalisierende Teamchefs<br />

gesagt, das Fehlen von Sky sei schlecht für den<br />

Radsport, aber es ist auch offensichtlich, dass es,<br />

wenn kein anderer Sponsor gefunden wird, eine<br />

Fahrer-Goldgrube auf dem Transfermarkt geben<br />

dürfte. In der Mitteilung des Teams Sky, in der<br />

das Ende einer zehn Jahre langen Partnerschaft<br />

bekanntgegeben wurde, hieß es, es werde vor der<br />

Tour de France „Klarheit“ über die Zukunft des<br />

Teams herrschen. Tatsächlich sollte es schon im<br />

Mai viel klarer sein, wenn viele große Transfers<br />

normalerweise unter Dach und Fach sind. Wenn<br />

man sich den berühmten starken Zusammenhalt<br />

von Sky auf der Straße genau anschaut, könnte<br />

das Aufschluss darüber geben, wie es um die Moral<br />

des Teams und seine Zuversicht bestellt ist,<br />

dass Brailsford vielversprechende Sponsoren-<br />

Eisen im Feuer hat.<br />

© Chris Auld<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 51


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

EXPERTENMEINUNG<br />

EDWARD<br />

PICKERING<br />

<strong>Procycling</strong>-Redakteur<br />

Froome wird seine fünfte Tour gewinnen<br />

Froome schien sich an Geraint Thomas’<br />

Toursieg nicht zu stören – wohl aus dem<br />

Grund, dass er sich um seine Formeinbußen<br />

nach dem Giro im Klaren war. Obwohl ich<br />

nicht denke, dass er seinen Teamkollegen<br />

Thomas austricksen muss, glaube ich, dass<br />

er sein Ziel, mit Sieg Nummer fünf den Re -<br />

kord einzustellen, unbeirrt verfolgen wird.<br />

Der Giro wird sehr umkämpft sein<br />

Wenn ich auf einen Sieger setzen müsste,<br />

würde ich auf Dumoulin tippen, aber Simon<br />

Yates wird ihm im Nacken sitzen, und<br />

Roglic wird jedes Jahr besser. Nibalis Ziel,<br />

einen dritten Giro und dann eine zweite<br />

Tour zu gewinnen, wird wahrscheinlich zu<br />

einem vierten und fünften Platz führen,<br />

während ich glaube, dass Bernal bei den<br />

Zeitfahren an seine Grenzen stoßen wird.<br />

© Velofocus<br />

KOPF AN KOPF<br />

In den letzten beiden Jahren wurden Annemiek<br />

van Vleuten und Anna van der Breggen Erste<br />

und Zweite der UCI-Weltrangliste. Von den<br />

Rennen, bei denen sie letztes Jahr aufeinandertrafen,<br />

gewann van Vleuten sieben und van der<br />

Breggen fünf, aber Letztere hatte Qualität auf<br />

ihrer Seite: Sie gewann die Flandern-Rundfahrt,<br />

Flèche Wallonne, Lüttich–Bastogne–Lüttich und<br />

das WM-Straßenrennen, wo die beiden im selben<br />

Team waren. Van Vleuten gewann zwar das<br />

WM-Zeitfahren, die Boels Ladies Tour und La<br />

VAN DER BREGGEN UND<br />

VAN VLEUTEN DÜRFTEN DAS<br />

RENNGESCHEHEN 2019<br />

WEITER BESTIMMEN.<br />

Course, aber ihr Erfolg beim Giro Rosa kam, als<br />

van der Breggen eine Pause vom Straßenradsport<br />

machte und stattdessen Mountainbike fuhr. Als<br />

stärkste Kapitäninnen an der Spitze starker<br />

Teams dürften sie das Renngeschehen 2019 weiter<br />

bestimmen. Aber es gibt zwei erschwerende<br />

Faktoren: Die 36 Jahre alte van Vleuten verbrachte<br />

die erste Hälfte der Winterpause damit, sich<br />

von einer Kniefraktur zu erholen, die von einem<br />

Sturz bei der WM stammte. Sie rechnete mit<br />

sechs Monaten, um wieder fit zu sein, aber ihre<br />

Fortschritte Anfang Januar schienen dem Zeitplan<br />

voraus zu sein. Unterdessen wird van der Breggen<br />

in diesem Jahr mehr Mountainbiking in ihren Kalender<br />

mischen, weil sie das motiviert hält, wie sie<br />

sagt: Sie soll das Cape Epic Mitte bis Ende März<br />

fahren. Der andere Faktor ist das Auftauchen des<br />

Trek-Segafredo-Teams. Auf dem Papier sieht es<br />

stark aus. Wird es die beiden amtierenden Weltmeisterinnen<br />

schließlich kollektiv trennen?<br />

Stuyven wird einen großen Sieg feiern<br />

Jasper Stuyven erinnerte mich 2018 an<br />

Van Avermaet in der Mitte seiner Karriere<br />

– stark genug, um bei einer ganzen Reihe<br />

großer Rennen vorne zu sein, aber noch<br />

nicht ganz bereit, eins zu gewinnen. Aber<br />

er wird jedes Jahr besser, und ich glaube,<br />

er ist bald für Flandern oder Roubaix gut.<br />

Die Sprints werden knapper denn je<br />

Viviani, Groenewegen und Gaviria dürften<br />

ihre Dominanz als schnellste Sprinter der<br />

Welt weiter unterstreichen – mal sehen,<br />

wie sie sich gegen einen Kittel in Bestform<br />

schlagen werden. Cavendish dürfte seine<br />

Bilanz bei der Tour de France ausbauen –<br />

auf dem Papier scheint es schwer zu sein,<br />

aber man sollte ihn nicht abschreiben.<br />

Ein kolumbianischer Fahrer wird die<br />

Vuelta gewinnen<br />

Ich kann mir vorstellen, dass es bei der<br />

Vuelta auf einen Dreikampf Bernal vs.<br />

Quintana vs. López hinausläuft, und ich<br />

glaube, Astana-Profi López hat gezeigt,<br />

dass er bereit ist, seine erste Grand Tour<br />

zu gewinnen – warum nicht die Vuelta?<br />

52 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

CCC STEHT VOR<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

Jim Ochowicz dachte vielleicht, das Jahr 2018<br />

sei schwer genug gewesen. Er verbrachte<br />

Monate damit, das nötige Sponsoring zu sichern,<br />

um das BMC-Team am Laufen zu halten,<br />

und musste mitansehen, wie seine großen Stars<br />

anderswo unterschrieben – Richie Porte bei Trek,<br />

Stefan Küng bei FDJ, Rohan Dennis und Dylan<br />

Teuns bei Bahrain-Merida. Als die polnische Firma<br />

CCC während der letztjährigen Tour als neuer<br />

Geldgeber des Teams präsentiert wurde, war das<br />

BMC-Team, wie wir es kannten, stark dezimiert.<br />

Greg Van Avermaet war das wichtigste Juwel,<br />

das in Ochowicz’ Krone blieb, und der Belgier ist<br />

der Kapitän und Sieggarant für 2019.<br />

Ein Paris–Roubaix- und mehrfacher Tour-Etap -<br />

pensieger ist die Art von Fahrer, die viele Teams<br />

gerne in ihrer Mitte hätten, aber jenseits von Van<br />

Avermaet sieht das Team mager aus – unter dem<br />

Massenexodus von BMC waren ihre Rundfahrer<br />

und eine Reihe von Siegern und Leistungsträgern.<br />

Viele neue Gesichter sind eingebracht worden,<br />

14 insgesamt, um die Lücken zu füllen, und die<br />

meisten sind gute, solide Fahrer, aber nicht unbedingt<br />

Weltspitze. Das frühere Sunweb-Paar Laurens<br />

ten Dam und Simon Geschke ist zuverlässig<br />

und arbeitet hart, doch die zwei haben einen großen<br />

Teil ihrer Karriere als Helfer verbracht, und<br />

CCC hat einen klaren Mangel an Rundfahrt-Kapitänen,<br />

für die sie arbeiten können. Auch Serge<br />

Pauwels ist ein guter Fahrer. Aber dieses Trio hat<br />

zusammen nur acht Siege auf dem Konto und<br />

dürfte sein Glück eher in Ausreißergruppen suchen.<br />

Mit Guillaume Van Keirsbulck hat CCC einen<br />

fähigen Klassiker-Spezialisten, der Van Avermaet<br />

unterstützen und seine Chancen auf dem<br />

Kopfsteinpflaster ergreifen kann, wenn sie sich<br />

bieten, aber er hat es in acht Jahren nur auf<br />

sechs Siege gebracht. Jakub Mareczko,<br />

der einzige etablierte Sprinter, hat<br />

zwar 40 Siege zu Buche stehen,<br />

20<br />

Siege gab Jim Ochowicz<br />

als Marschrichtung für<br />

die Saison 2019<br />

aus<br />

aber nur einen davon auf europäischem Boden<br />

erzielt – er holte 18 Etappensiege bei der Tour of<br />

Taihu Lake und sieben bei der Tour of Hainan.<br />

Und darin liegt das Problem. Wenn Van Avermaet<br />

gesund und fit bleibt, sollte er bei den meisten<br />

Klassikern Siege oder vordere Plätze einfahren.<br />

Doch das Team hat wenige Optionen für Gesamtwertungen<br />

und wenige Fahrer, die sich Siegchancen<br />

ausrechnen können, wenn sie nicht gerade in eine<br />

Ausreißergruppe gehen. Im letzten Jahr hatte BMC<br />

das Gelbe Trikot der Tour, WorldTour-Etappenrennen<br />

und viele Monumente angepeilt. Für 2019 hat<br />

Ochowicz seinem Team ein Ziel von 20 Siegen gesetzt.<br />

Sieben WorldTour-Teams haben im letzten<br />

Jahr weniger als das gewonnen, über ein Drittel aller<br />

Topteams, während die frühere stärkere Version des<br />

Teams 22 holte. Ochowicz ist ein ewiger<br />

Optimist und einer der großen Überlebenden<br />

des Radsports, aber die Frage<br />

ist, wo diese Siege herkommen sollen.<br />

© Chris Auld<br />

Images: Gruber Images (Gilbert), Getty Images (Sky train)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 53


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

DA SSELBE,<br />

ABER ANDERS<br />

EXPERTENMEINUNG<br />

SAM<br />

DANSIE<br />

Stellv. Chefred. <strong>Procycling</strong><br />

Die Sprints werden faszinierend sein<br />

Das Sprinten war früher eine feudale<br />

Angelegenheit – es war zwei oder drei<br />

Teams vorbehalten, die einen der besten<br />

Fahrer und die besten Helfer an sich<br />

gerissen hatten. Jetzt gehören die Sprints<br />

allen, und die Topsprinter sind 2019 auf<br />

mindestens sieben Teams verteilt. Und<br />

so werden wir dieses Jahr chaotischere<br />

Finals ohne klare Favoriten erleben.<br />

Sky wird auf Froome setzen<br />

Geraint Thomas ist Titelverteidiger der<br />

Tour, und er und Chris Froome werden<br />

gleichberechtigt ins Rennen gehen. Aber<br />

Froome hat die bessere Bilanz, und die<br />

Aussicht, im letzten Jahr des Sponsorings<br />

durch Sky mit einem fünffachen Sieger<br />

Geschichte zu schreiben, wird für das<br />

Management unwiderstehlich sein.<br />

Quick-Step wird die meisten Rennen<br />

gewinnen – wieder einmal<br />

Das Team hat Fernando Gaviria, Niki<br />

Terpstra und Jhonatan Narvaez verloren,<br />

aber der Doctor Who des Pelotons wird<br />

die neue Gruppe von Überfliegern ins<br />

Spiel bringen: Fabio Jakobsen und Rémi<br />

Cavagna gehören zu ihnen.<br />

Van der Poel vs. Van Aert<br />

Wout Van Aert geht zum 1. März zu Jumbo-<br />

Visma und Mathieu van der Poel hat bei<br />

Corendon Circus ein strammes Frühjahrsprogramm.<br />

Das hat zu Spekula tionen ge -<br />

führt, dass sie bei großen Klassikern ein<br />

Wörtchen mitreden könnten. Aber langweilige<br />

Gründe wie stärkere Rivalen und die<br />

nötige Eingewöhnungszeit legen nahe,<br />

dass sie noch zwei Jahre brauchen, um<br />

konkurrenzfähig zu sein.<br />

Eine neue Saison, und schon wieder eine<br />

Änderung am „Ligasystem“ des Straßenradsports<br />

durch die UCI. Obwohl 2019<br />

fast alles beim Alten bleibt, hat der Weltverband<br />

die schrittweise Einführung einer neuen Struktur<br />

für den Radsport in den nächsten zwei Jahren angekündigt.<br />

Von 2020 an werden WorldTour-Teams als<br />

WorldTeams bezeichnet. Die WorldTour selbst<br />

wird aus denselben 38 Rennen bestehen wie in<br />

diesem Jahr, aber es wird eine Subserie aus Eintagesrennen<br />

geben, die UCI Classics Series heißen<br />

wird. Die Bezeichnung .HC wird ersetzt durch<br />

eine neue Untergruppe namens UCI ProSeries,<br />

die zwischen der WorldTour und den .1-Rennen<br />

des Continental-Kalenders angesiedelt ist.<br />

Der Hauptunterschied wird sein, dass die Vergabe<br />

der Wildcards modernisiert und so geregelt<br />

wird, dass erfolgreiche „ProTeams“ sich qualifizieren<br />

können, statt auf die Großzügigkeit der Organisatoren<br />

angewiesen zu sein. Die andere große<br />

Idee der UCI – festgelegte Ligen mit Auf- und<br />

Abstiegsregelungen – scheint vom Tisch zu sein,<br />

obwohl mit den schwammigen Qualifikationskrite<br />

rien für WorldTour-Lizenzen dieselbe Gefahr<br />

in das System eingebaut ist. Laut UCI müssen die<br />

WorldTeams jedes Jahr „ethische, administrative,<br />

finanzielle und organisatorische Kriterien“ erfüllen,<br />

um ihre Position zu halten, und – das ist das<br />

Unklare – auch ihr „sportliches Kriterium“ wird<br />

nach drei Jahren überprüft (obwohl nicht klar ist,<br />

wie es bewertet wird). Für diese Saison ist der<br />

einzige erkennbare Unterschied, dass die World-<br />

Tour-Rangliste verschwindet und es nur noch das<br />

UCI World Ranking geben wird, das nach Eintages-Punkten<br />

und Rundfahrt-Punkten unterteilt<br />

sein wird.<br />

Das hatten wir alles schon mal. Aus der Super-<br />

Prestige Pernod der 1960er und ’70er ging die<br />

UCI-Rangliste hervor, aus der der Weltcup hervorging,<br />

aus dem die ProTour hervorging, aus der<br />

die WorldTour hervorging ... Das permanente<br />

Her umbasteln bedeutet, dass Vergleiche zwischen<br />

Zeitaltern und Rennen schwerer denn je<br />

anzustellen sind. Derweil sind die großen Rennen<br />

immer noch dieselben neun wie seit über 30 Jahren,<br />

egal, was die UCI sagt. Die Fahrer und Teams<br />

werden sich viel mehr auf ein gutes Abschneiden<br />

bei diesen einzelnen Rennen konzentrieren als auf<br />

ihre finale Position im World Ranking und der<br />

Klassiker-Serie.<br />

2020 stehen wieder mal Veränderungen<br />

im „Ligasystem“ des Radsports an.<br />

© Getty Images<br />

Trek wird Fuß fassen<br />

Das neue Trek-Segafredo-Frauenteam hat<br />

das Arsenal, um eine unwiderstehliche Kraft<br />

zu werden, vor allem bei Eintagesrennen.<br />

Ich glaube, sie werden viel gewinnen und<br />

Boels und Mitchelton-Scott herausfordern.<br />

54 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

MASSENSPRINTER<br />

Die virtuelle Jury des Radsports hat ausführlich<br />

debattiert, wer der beste Sprinter<br />

des letzten Jahres war. War es Elia Viviani,<br />

der 18 Siege holte, darunter vier beim Giro?<br />

Oder waren es Dylan Groenewegen oder vielleicht<br />

Fernando Gaviria, deren Ausbeute kleiner war, die<br />

aber beide auf der größten Bühne, der Tour, zwei<br />

Etappen gewannen? Die Hierarchie der Sprinter<br />

hat sich atomisiert, seit Mark Cavendishs HTC-<br />

Zug auf der Straße das Sagen hatte. Seinem damaligen<br />

und heutigen Anfahrer Mark Renshaw<br />

zufolge gibt es heute mehr Topsprinter, die sich<br />

die guten Helfer untereinander aufgeteilt haben.<br />

Die Sprinttaktik hat sich nicht weiter-, sondern<br />

eher zurückentwickelt. Die erfolgreichsten Fahrer<br />

sind heute die, die es verstehen, die Anarchie zu<br />

nutzen. Renshaw erwartet für 2019 chaotischere<br />

Sprints denn je. Trotzdem – wer könnte sich hervortun?<br />

Viviani hat bei der Tour den am besten<br />

ausgestatteten Sprintzug: Deceuninck–Quick-<br />

Step. Groenewegen hat eine Arbeitstaktik entwickelt,<br />

die darauf beruht, einen furiosen späten<br />

Angriff als Katapult für seinen Sprint zu nutzen.<br />

Sie gehen beide selbstbewusst in die Saison 2019<br />

TOPSPRINTER<br />

DES JAHRES 2018<br />

FERNANDO<br />

GAVIRIA<br />

UAE<br />

Emirates<br />

9 Siege 2018<br />

ELIA<br />

VIVIANI<br />

Deceuninck–<br />

Quick-Step<br />

18 Siege 2018<br />

DYLAN<br />

GROENE-<br />

WEGEN<br />

Jumbo-Visma<br />

14 Siege 2018<br />

und setzen vor allem auf Kontinuität. Andernorts<br />

gab es eine Runde „Reise nach Jerusalem“. Der<br />

junge Caleb Ewan ersetzt bei Lotto Soudal André<br />

Greipel. Letzter ist zu Arkéa-Samsic gewechselt;<br />

sein gut gedrillter Sprintzug wurde aufgelöst. Fernando<br />

Gaviria hat einen späten Transfer zu<br />

UAE-Emirates gemacht und wird sich ohne seine<br />

Pilotfische Maximiliano Richeze und die Deceuninck–Quick-Step-Maschine<br />

einen neuen Plan zurechtlegen<br />

müssen. Marcel Kittel hatte ein suboptimales<br />

2018. Er habe die ursächlichen Probleme<br />

identifiziert und gelöst, sagt er.<br />

Er wollte nicht näher ausführen, worum es sich<br />

handelte, aber Spannungen im Katusha-Team<br />

dürften dazu gehört haben. Ein Fahrer, auf den<br />

man gespannt sein darf, ist Quick-Steps junger<br />

Holländer Fabio Jakobsen. Timo Roosen, Groenewegens<br />

Anfahrer, sagte: „Er ist ein Kraftwerk.<br />

Kombiniere ihn mit einem starken Team, und ich<br />

glaube, er ist der nächste große Sprinter.“<br />

© Gruber Images (oben), BettiniPhoto (Gaviria), Getty Images (Viviani), Yuzuru Sunada (Groenewegen)<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 55


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

Sagan geht mit dem<br />

Ziel ins Frühjahr, bei<br />

Mailand–San Remo<br />

endlich Erster zu<br />

werden.<br />

EXPERTENMEINUNG<br />

SOPHIE<br />

HURCOM<br />

<strong>Procycling</strong>-Autorin<br />

© Getty Images<br />

Images: Velofocus (Van Vleuten), Yuzuru Sunada (Nibali)<br />

SAGANS LANGES<br />

FRÜHJAHR<br />

Sechs Grüne und drei Regenbogen trikots<br />

plus eine Flandern-Rundfahrt und Paris–<br />

Roubaix – was gibt es für Peter Sagan noch<br />

zu erreichen, außer mehr von allem? Einen Hinweis<br />

könnte sein Kalender für 2019 geben. Zum<br />

ersten Mal fährt der Slowake sämtliche Frühjahrsklassiker<br />

bis hin zu Lüttich–Bastogne–Lüttich, wo<br />

er sein Debüt gibt. Andere Kopfsteinpflaster-Spezialisten<br />

vor ihm wie Fabian Cancellara und Tom<br />

Boonen machten wegen ihres hügeligen Kurses<br />

und der Hügelankunft in Ans einen Bogen um die<br />

„Doyenne“. Aber da die Organisatorin A.S.O. die<br />

Ziellinie zurück ins Zentrum von Lüttich verlegt<br />

hat, um das Rennen mit einer flachen Zielgeraden<br />

offener zu machen, scheint es attraktiver zu sein.<br />

Sagan sagt, er fahre Lüttich nur, um Erfahrung<br />

zu sammeln, was nahelegt, dass er – wenn es gut<br />

läuft – in Zukunft mit größeren Ambitionen antreten<br />

wird. Sagan hat bereits die Flandern-Rundfahrt<br />

und Paris–Roubaix gewonnen. Mailand–San<br />

Remo ist das verbleibende Monument, das für ihn<br />

in Reichweite ist – er war schon mehrmals nahe<br />

dran, es zu gewinnen. Wenn er dort siegen kann<br />

und darauf ein vielversprechendes Ergebnis in<br />

Lüttich folgen lässt, zeichnet sich am Horizont die<br />

Möglichkeit eines Karriere-Grand-Slams der Monumente<br />

ab. Nur drei Fahrer in der Geschichte<br />

– Rik Van Looy, Eddy Merckx und Roger De Vlaeminck<br />

– haben das erreicht. Nach Lage der Dinge<br />

dürfte Lüttich zu hügelig für Sagan sein, aber es<br />

ist kein völlig verrücktes Ziel, insbesondere, wenn<br />

er sich mehr aufs Klettern konzentriert. Damit<br />

bliebe nur noch die Lombardei-Rundfahrt, ein<br />

Rennen, das er zweimal in Angriff genommen<br />

und nie beendet hat. Das Einzige, was schwerer<br />

ist, als ein Monument zu gewinnen, ist, zwei zu<br />

gewinnen, und jedes folgende Ziel ist weiter entfernt<br />

als das letzte. 2019 könnte uns Aufschluss<br />

darüber geben, ob Sagan das Zeug dazu hat, der<br />

erste Fahrer seit Jahrzehnten zu sein, der am<br />

versteinernden Rekord des Monumenten-Grand-<br />

Slam rütteln könnte.<br />

Gegenwind für die Holländerinnen<br />

Für van der Breggen und van Vleuten<br />

dürfte es schwerer werden. Ashleigh<br />

Moolman hatte in der letzten Saison ihr<br />

bestes Jahr und könnte mit einer<br />

wieder belebten Vos beim neuen<br />

CCC-Team ein formidables Paar abgeben.<br />

Amanda Spratt wurde letztes Jahr mit<br />

jedem Rennen stär ker, während das neue<br />

Trek-Team die Ressourcen dazu hat, viele<br />

Siege zu erzielen.<br />

Sky wird eine weitere Tour dominieren<br />

Ein letztes Mal werden sich die Zuschauer<br />

an der gewohnten Sky-Parade an der Spitze<br />

des Tour-Pelotons erfreuen. Da Dumoulin,<br />

Nibali, Roglič und Simon Yates den Giro<br />

fahren, wird Sky bei der Tour mit Froome<br />

und Thomas als Favoriten antreten.<br />

UAE-Stars werden zu kämpfen haben<br />

UAE Emirates hat in diesem Winter mehr<br />

Geld investiert, aber das Team sieht trotzdem<br />

unausgewogen aus. Neuzugang<br />

Gaviria wird für Siege sorgen, doch er<br />

dürfte nicht so erfolgreich sein wie bei<br />

Quick-Step. Ob Aru eine weitere Grand<br />

Tour gewinnt, ist fraglich, und Dan Martin<br />

muss einfach heil durch die Tour kommen.<br />

Lüttich wiederbelebt<br />

Das älteste Monument hat ein neues<br />

Finale. Lüttich ist der vorhersehbarste<br />

der fünf großen Klassiker geworden; der<br />

Sieger wartete meist bis zu den letzten<br />

Rampen hinauf nach Ans. Ein flaches<br />

Finale bringt andere Fahrer ins Spiel und<br />

zwingt Sieganwärter zu neuer Taktik.<br />

Sagans große Saison<br />

Mailand–San Remo ist so sehr in Sagans<br />

Reichweite, dass er es fast berühren kann.<br />

Wenn er dort endlich gewinnt, wird er mit<br />

unbändigem Selbstbewusstsein in die Kopfsteinpflaster-Rennen<br />

gehen. Dazu winken<br />

ein noch nie erreichtes siebtes Grünes<br />

Trikot und ein WM-Kurs, der ihm auf den<br />

Leib geschneidert ist: 2019 hat alle Voraussetzungen,<br />

sein bestes Jahr zu werden.<br />

56 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

KAMPF DER GROSSEN<br />

RUNDFAHRTEN<br />

Welche Grand Tour wird 2019 den spannendsten<br />

Kampf um die Gesamtwertung<br />

bieten? Das ist die Frage, die sich<br />

jeder zu Beginn einer neuen Saison stellt, während<br />

die Fahrer ihren jeweiligen Hut in jeden<br />

Rennring werfen. Bisher haben überraschenderweise<br />

mehr Fahrer angekündigt, den Giro zu bestreiten:<br />

Der 2017er-Sieger Tom Dumoulin, der<br />

zweifache Champion Vincenzo Nibali, Simon<br />

Yates, der 2018 im Rosa Trikot einbrach, Skys<br />

kolumbianisches Wunderkind Egan Bernal, Weltmeister<br />

Alejandro Valverde und Primož Roglic<br />

stehen auf der Startliste. Die drei Einzelzeitfahren,<br />

mehr als bei der Tour, liegen starken Rouleuren<br />

wie Dumoulin, Nibali und Roglic, während die<br />

sieben Bergankünfte etwas für angriffslustige<br />

Fahrer wie Bernal und Yates sind.<br />

In der letzten Saison war Dumoulin der Fahrer,<br />

der das Team Sky am ehesten hätte schlagen können<br />

– er wurde Zweiter in Italien und Frankreich<br />

hinter Chris Froome beziehungsweise Geraint<br />

Thomas. 2019 wird der Holländer wahrscheinlich<br />

wieder beide Rennen fahren, obwohl der Giro<br />

sein Hauptziel ist. Dumoulin liebt es, in Italien<br />

Rennen zu fahren, und er sagt, der Kurs liege ihm<br />

mehr als die Tour, aber der Holländer wird in diesem<br />

Jahr 29 – damit ist er kein junger Hoffnungsträger<br />

mehr, sondern ein großer Fahrer auf dem<br />

Höhepunkt seiner Kraft. Er wird daher mindestens<br />

30 sein, bevor er sich ganz auf einen Toursieg<br />

konzentriert. Dumoulin dürfte in Italien der Favorit<br />

sein, neben einem selbstbewussten Yates und<br />

Nibali, und da Sky mit Bernal einen bisher nicht<br />

DIE RUNDFAHRT-<br />

FAVORITEN 2019<br />

TOUR<br />

Chris<br />

Froome<br />

Geraint<br />

Thomas<br />

Nairo<br />

Quintana<br />

Romain<br />

Bardet<br />

Tom<br />

Dumoulin<br />

Vincenzo<br />

Nibali<br />

GIRO<br />

Simon<br />

Yates<br />

Egan<br />

Bernal<br />

Alejandro<br />

Valverde<br />

Primož<br />

Roglič<br />

bewährten Grand-Tour-Kapitän ins Rennen<br />

schickt, dürfte das Team weniger Chancen haben<br />

als letztes Jahr mit Froome.<br />

Die Tour sieht bisher nach einem Kampf zwischen<br />

den beiden Sky-Kapitänen aus: Thomas<br />

und Froome, die wiederholt versichert haben, dass<br />

die Straße entscheidet, wer der beschützte Leader<br />

ist, wenn es im Juli so weit ist. Aber Thomas ist<br />

jetzt ein bewährter Toursieger, anders als 2018,<br />

als Sky weitgehend auf Froome setzen konnte,<br />

während Froome mit einem fünften Toursieg einen<br />

Rekord einstellen will und ihm die Chancen<br />

langsam ausgehen. Wie das Team seine Ressourcen<br />

verteilt, wird ausschlaggebend sein – werden<br />

sie jeweils Teamkollegen haben, die anhalten und<br />

auf sie warten, wenn sie einen Defekt haben?<br />

Werden sie sich gegenseitig angreifen dürfen,<br />

wenn es in die dritte Woche geht? Außerdem dürfte<br />

Froome wieder in Topform sein, wogegen ihm<br />

der Giro im vergangenen Sommer noch in den<br />

Beinen steckte. Weitere Rivalen sind das französische<br />

Duo Romain Bardet und Thibaut Pinot sowie<br />

Nairo Quintana, aber alle drei werden mehr tun<br />

müssen als letztes Jahr, um zu beweisen, dass sie<br />

um einen Grand-Tour-Sieg mitfahren können.<br />

Dumoulin wird den Giro<br />

mit dem Ziel fahren, nach<br />

2017 ein zweites Mal zu<br />

gewinnen.<br />

© Gruber Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 57


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

STAR TREK–SEGAFREDO<br />

© Chris Auld (unten), Trek-Segafredo Team<br />

Der große neue Star im Frauenradsport für<br />

2019 ist das Trek-Segafredo-Team, das<br />

seine Debütsaison mit einem starken<br />

Aufgebot und der formidablen logistischen Stütze<br />

des existierenden Männerteams in Angriff nehmen<br />

wird. Trek hat seine Pläne, in der Women’s<br />

WorldTour anzutreten, auf einer Pressekonferenz<br />

der Tour de France vorgestellt, ebenso wie seine<br />

prominenteste Rekrutin, die frühere Weltmeisterin<br />

Lizzie Deignan.<br />

Ein neues Team an der Spitze des Frauenradsports,<br />

insbesondere eines mit dem Format von<br />

LIZZIE<br />

DEIGNAN<br />

ELLEN<br />

VAN DIJK<br />

ELISA<br />

LONGO<br />

BORGHINI<br />

Trek-Segafredo, ist eine positive Entwicklung.<br />

Die Frage ist: Kann es mit den anderen großen<br />

Teams konkurrieren?<br />

Deignan ist der größte Name in der Mannschaft,<br />

obwohl sie nach einer Babypause in der Weltrangliste<br />

natürlich deutlich nach unten gerutscht ist.<br />

Laut der Website CQRanking ist die höchstplatzierte<br />

Fahrerin des Teams Ellen van Dijk als Achte<br />

der Weltrangliste. Auch die erfahrene Elisa Longo<br />

Borghini, Audrey Cordon-Ragot und die Sprinterin<br />

Lotta Lepistö fahren in den Reihen des neuen<br />

Teams, und insgesamt hat es acht Fahrerinnen in<br />

AUDREY<br />

CORDON-<br />

RAGOT<br />

LOTTA<br />

LEPISTÖ<br />

den Top 100 der Welt (ohne Deignan). Damit steht<br />

es im Vergleich mit den meisten anderen wirklich<br />

starken Teams in der Women’s WorldTour gut da<br />

– Boels-Dolmans hat neun in den Top 100, während<br />

Sunweb, Canyon und Movistar sieben haben<br />

und Mitchelton-Scott sechs.<br />

Aber abgesehen von Deignan fehlen Trek die<br />

absoluten Topfahrerinnen anderer Teams. Die<br />

Mitchelton-Mädels Annemiek van Vleuten und<br />

Amanda Spratt werden von CQRanking als Erste<br />

und Dritte gelistet, während Boels-Dolmans fünf<br />

Frauen allein in den Top 15 hat, darunter die<br />

Weltmeisterin Anna van der Breggen. Außerdem<br />

kann das neue CCC-Team auch auf die wieder erstarkte<br />

Marianne Vos und die Kletterin Ashleigh<br />

Moolman zählen, die Vierte und Sechste der Welt<br />

sind. Wenn Deignan wieder zu ihrer Bestform zurückfindet,<br />

kann Trek ein Faktor bei den größten<br />

Rennen sein. So, wie es aussieht, hat Trek die<br />

Stärke in der Tiefe, um das ganze Jahr über konkurrenzfähig<br />

zu sein. Aber da van Vleuten und<br />

van der Breggen so dominant sind, werden sie sich<br />

trotzdem ranhalten müssen, um die wichtigsten<br />

Rennen zu gewinnen.<br />

58 PROCYCLING | MÄRZ 2019


DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />

VALVERDES<br />

REGEN-<br />

BOGEN-<br />

SAISON<br />

DIE WM IN<br />

YORKSHIRE<br />

Ende September sonnt sich das nordeng lische<br />

Yorkshire im Glanz der Radsport-Weltmeis -<br />

terschaft – oder ist es anders herum? Die<br />

Grafschaft hat sich für die auf einem Rundkurs<br />

basierende WM-Strecke eine kleine Neuerung einfallen<br />

lassen: Die Stadt Harrogate bildet ein Drehkreuz,<br />

und jedes Rennen startet in einer anderen<br />

Stadt von Yorkshire. In Leeds das Straßenrennen<br />

der Männer, in Northallerton das Zeitfahren der<br />

Männer, in Bradford das Straßenrennen der Frauen.<br />

Bei den meisten Rennen ist im Finale eine Rundstrecke<br />

in Harrogate eingebaut – drei Runden für<br />

das Straßenrennen der Frauen, sieben für die Männer.<br />

Radsport-Nerds werden bemerken, dass das<br />

Straßenrennen der Männer mit 285 Kilometern<br />

sehr lang ist – mit fünf schweren Anstiegen vor dem<br />

abschließenden Rundkurs ist es ein schwer zu kontrollierendes<br />

Rennen. Die Fernsehzuschauer werden<br />

die landschaftliche Schönheit der Yorkshire<br />

Dales bewundern, aber das Besondere werden<br />

die Mengen von Menschen sein und die Atmosphäre,<br />

die sie erzeugen, nachdem sie bereits<br />

bewiesen haben, dass wenige Regionen<br />

sich so sehr für den Radsport begeistern wie<br />

diese. Die Atmosphäre wird wahrscheinlich die<br />

beste des Jahres sein.<br />

Die Welle von skeptischen Reaktionen aus<br />

einigen Ecken, mit der Alejandro Valverdes<br />

Sieg in Innsbruck aufgenommen<br />

wurde, ist über den Winter abgeebbt. Im Oktober<br />

nannte er die Leute, die ihn auf seine Verwicklung<br />

in die Operación Puerto ansprachen, für die<br />

er letztlich eine zweijährige Sperre verbüßt hatte,<br />

gegenüber Cyclingnews „ahnungslos“. „Ich glaube,<br />

ich habe seitdem zur Genüge bewiesen, wer<br />

ich bin“, unterstrich er seinen Unwillen, sich öffentlich<br />

für seine vergangenen Siege Asche aufs<br />

Haupt zu streuen. Was man in seine bemerkenswerte<br />

Sammlung von Erfolgen seit seinem Comeback<br />

2012 – viermal Flèche, zweimal Lüttich,<br />

Etappen bei allen drei großen Rundfahrten und<br />

jetzt, im Alter von 38 Jahren, den Weltmeistertitel<br />

– hineinlesen soll, hängt davon ab, ob man<br />

Optimist oder Zyniker ist. In diesem Jahr werden<br />

die Zweifel an Valverde nicht ganz aufhören, aber<br />

indem er einen Bogen um die Tour macht – er ist<br />

für Giro und Vuelta vorgesehen –, vermeidet er<br />

die stärkste Medienkonzentration und die größte<br />

Plattform, auf der er über seine gefühlte Tauglichkeit<br />

als Botschafter des Radsports ausgequetscht<br />

werden könnte.<br />

STRECKENPROFIL:<br />

STRASSENRENNEN DER MÄNNER<br />

Leeds<br />

Ilkley<br />

Skioton<br />

Threshfield<br />

Cray<br />

423 m<br />

Aysgarth<br />

Buttertubs<br />

527 m Grinton<br />

Moor<br />

411 m<br />

Masham<br />

Ripon<br />

Entry to<br />

circuit<br />

Ripley<br />

Harrogate<br />

0 km Leeds<br />

59 km Cray max. 8,9 %<br />

94 km Buttertubs max. 11,7 %<br />

120,9 km Grinton Moor max. 8,8 %<br />

160,5 km Circuit entry 7 Runden<br />

285 km Harrogate<br />

Weltmeister<br />

Valverde bekam<br />

nicht wenig<br />

Gegenwind.<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 59


60 PROCYCLING | MÄRZ 2019


SAISON-<br />

VORSCHAU<br />

2019<br />

INHALT<br />

RENNKALENDER 62 / WORLD-TEAMS 86 / PROCONTI-TEAMS 106<br />

TEXT EDWARD PICKERING, SAM DANSIE, SOPHIE HURCOM, DAN DEAKINS<br />

TITELBILD GETTY IMAGES<br />

ILLUSTRATIONEN ANTHONY CALVERT<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 61


RENNKALENDER<br />

2. MÄRZ<br />

OMLOOP HET<br />

NIEUWSBLAD<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michael Valgren 2. Łukasz Wiśniowski<br />

3. Sep Vanmarcke<br />

Für alte Radsportfans ist dies das echte „erste<br />

Rennen der Saison“. Seine Merkmale sind<br />

schlechtes Wetter, Kopfsteinpflaster und viel<br />

Gedränge auf kurzen, steile Anstiegen. 2019 gibt<br />

es ein neues Finale in Ninove; entscheidend<br />

dürfte wieder das beängstigende Muur-<br />

Bosberg-Duo sein, das von der Flandern-<br />

Rundfahrt ausgeliehen wurde.<br />

MÄRZ<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

2. Omloop Het Nieuwsblad Bel 1.UWT<br />

2. Omloop Het Nieuwsblad Bel 1.1<br />

2. Classic de l’Ardèche Rhône Crussol Fra 1.1<br />

3. Kuurne–Brussels–Kuurne Bel 1.HC<br />

3. Royal Bernard Drôme Classic Fra 1.1<br />

3. Omloop van het Hageland – Tielt-Winge Bel 1.1<br />

9. Strade Bianche Ita 1.UWT<br />

9. Strade Bianche Ita 1.WWT<br />

10. Grote Prijs Jean-Pierre Monseré Bel 1.1<br />

10. GP Industria e Artigianato Ita 1.HC<br />

10. Omloop van de Westhoek Bel 1.1<br />

10.–17. Paris–Nizza Fra 2.UWT<br />

13.–9. Tirreno–Adriatico Ita 2.UWT<br />

9. MÄRZ<br />

STRADE<br />

BIANCHE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Tiesj Benoot 2. Romain Bardet<br />

3. Wout Van Aert<br />

Strade Bianche wird 13, hat aber keine Pubertätsprobleme,<br />

sondern ein Prestige, das jedes Jahr<br />

wächst. Mit langen Schotterabschnitten und<br />

steilen Anstiegen sucht die landschaftlich<br />

schöne Strecke um Siena mit der spektakulären<br />

Ankunft auf der Piazza del Campo in der<br />

WorldTour ihresgleichen.<br />

17. Ronde van Drenthe Ned 1.HC<br />

17. Women’s WorldTour Ronde van Drenthe Ned 1.WWT<br />

17.–21. Tour de Taiwan Tpe 2.1<br />

20. Danilith Nokere Koerse Bel 1.HC<br />

20. Danilith Nokere Koerse voor Dames Bel 1.1<br />

Der Regen verwandelte<br />

die weißen Straßen der<br />

Strade Bianche 2018 in<br />

bräunlichen Schlamm.<br />

10.–17. MÄRZ<br />

PARIS–<br />

NIZZA<br />

PODIUM 2018<br />

1. Marc Soler 2. Simon Yates<br />

3. Gorka Izagirre<br />

© Gruber Images<br />

Das Rennen zur Sonne hat eine Bergankunft in<br />

Risoul und – nach einer knackigen letzten Etappe<br />

über den Col d’Èze – die traditionelle Ankunft auf<br />

der Promenade des Anglais. Mit Risoul favorisiert<br />

die 2019er-Auflage ein wenig die Kletterer,<br />

aber es ist immer eines der unvorhersehbarsten<br />

Rennen des Jahres.<br />

62 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

23. MÄRZ<br />

MAILAND–SAN REMO<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1907 AUFLAGEN 109<br />

it seinem Start im industriellen Norden<br />

Italiens und dem Ziel an der Riviera,<br />

M<br />

gerade wenn sich die erste Wärme der<br />

Frühjahrssonne über Südeuropa ausbreitet,<br />

erinnert uns Mailand–San Remo daran,<br />

dass der Winter und die Saisonpause endlich vorbei<br />

sind. Wir hatten bereits einige „erste“ Rennen<br />

der Saison. Die australische Meisterschaft (erstes<br />

Rennen), die TDU (erstes WT-Rennen) und Omloop<br />

Het Nieuwsblad (das erste Rennen für die<br />

Traditionalisten). Und jetzt kommt das erste Monument<br />

– der größte Tag der bisherigen Saison<br />

und einer der prestigeträchtigsten. Wir fragen uns<br />

am Jahresende vielleicht, wer die TDU oder Paris–<br />

Nizza gewonnen hat, aber niemand vergisst den<br />

Sieger von San Remo.<br />

Das Rennen erinnert uns daran, dass es ohne<br />

Fleiß keinen Preis gibt. Vor dem Triumph liegen<br />

über sieben Stunden Maloche: der graue Asphalt<br />

von Mailand, der Turchino-Pass, der abrupte Tonwechsel,<br />

wenn das Rennen auf das azurblaue<br />

Mittelmeer bei Genua trifft und über die gewundene<br />

Straße runter nach San Remo führt.<br />

Die Cipressa, der zweitletzte Anstieg, ist ein<br />

guter Indikator, wessen Beine gut und wessen<br />

schlecht sind. Es ist zu früh, um auf einen Sieger<br />

zu tippen, aber die Verlierer zeigen sich bald am<br />

PODIUM 2018<br />

1. Vincenzo Nibali<br />

2. Caleb Ewan<br />

3. Arnaud Démare<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

7<br />

Eddy Merckx<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Michał Kwiatkowski<br />

2016 Arnaud Démare<br />

2015 John Degenkolb<br />

2014 Alexander Kristoff<br />

Ende des Pelotons oder dahinter: Kittel 2018,<br />

Cavendish 2017 …<br />

Wenn die Cipressa überwunden und das Feld<br />

ausgedünnt ist, dreht sich alles um den Poggio.<br />

Einige Grand-Tour-Organisatoren würden einen<br />

so kurzen und flachen Anstieg nicht einmal kategorisieren,<br />

aber da die Fahrer an diesem Punkt<br />

fast 300 Kilometer in den Beinen haben, ist er<br />

genau schwer genug, um das Feld zu sprengen.<br />

Die Frage ist: Haben die Sprinter genug Teamkollegen,<br />

um die Lücke zu Ausreißern zuzufahren?<br />

In einigen Jahren ist die Antwort Ja, in anderen<br />

wie 2018, als Vincenzo Nibali ein paar Meter vor<br />

der heranstürmenden Sprintermeute über die<br />

Ziellinie segelte, war die Antwort Nein. So vorhersehbar<br />

der Parcours auf dem Papier aussehen<br />

mag, die Realität ist anders. Die „Primavera“ hat<br />

in den letzten 16 Jahren 13 verschiedene Sieger<br />

hervorgebracht. Wir glauben, wir haben bei Mailand–San<br />

Remo jedes Szenario erlebt, obwohl das<br />

natürlich heißt, dass sich irgendwann irgendjemand<br />

ein anderes einfallen lässt.<br />

Die Sprinter im Nacken, feiert Nibali<br />

seinen Sieg bei Mailand–San Remo 2018.<br />

© BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 63


RENNKALENDER<br />

13.–19. MÄRZ<br />

TIRRENO–<br />

ADRIATICO<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michał Kwiatkowski 2. Damiano Caruso<br />

3. Geraint Thomas<br />

Bei der Katalonien-<br />

Rundfahrt 2018<br />

kann das Peloton<br />

die spektakuläre<br />

Küstenlandschaft<br />

genießen.<br />

Das Rennen zwischen den Meeren überschneidet<br />

sich mit Paris–Nizza und bietet einen<br />

klassischeren Bergparcours als sein französisches<br />

Pendant. Außer Kwiatkowski im letzten<br />

Jahr und Van Avermaet 2016 (als die Bergetappe<br />

wegen schlechten Wetters ausfiel) ist die<br />

Siegerliste ein Who is Who der Grand-Tour-<br />

Favoriten: Quintana und Nibali haben seit 2012<br />

je zwei gewonnen.<br />

25.–31. MÄRZ<br />

VOLTA A<br />

CATALUNYA<br />

PODIUM 2018<br />

1. Alejandro Valverde 2. Nairo Quintana<br />

3. Pierre Latour<br />

Der dreimalige Sieger Alejandro Valverde wird<br />

bei der 99. Auflage des drittältesten Etappenrennens<br />

wahrscheinlich an den Start gehen: Es<br />

ist das erste Mal, dass er sein Heimatrennen im<br />

Regenbogentrikot bestreitet. Trotz Streckenänderung<br />

2018 wegen schlechten Wetters<br />

stehen die Bergankünfte in Vallter 2000 und<br />

La Molina wieder auf dem Programm. Auch Sant<br />

Feliu de Guíxols, Vilaseca und Puigcerdà sind als<br />

Etappenorte erneut mit dabei.<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

© BettiniPhoto<br />

27. MÄRZ<br />

DRIEDAAGSE<br />

BRUGGE–DE PANNE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Elia Viviani 2. Pascal Ackermann<br />

3. Jasper Philipsen<br />

2019 erstmalig in den WorldTour-Status<br />

erhoben, ist der Eintages-Abkömmling der alten<br />

Drei Tage von De Panne, der mitten in der<br />

Woche vor E3 ausgetragen wird, etwas für die<br />

Sprinter. Eine Passage des Kemmelbergs,<br />

entliehen von Gent–Wevelgem, könnte das Feld<br />

sprengen, aber die lange, flache Zielgerade<br />

spricht für einen Massensprint.<br />

22. Bredene Koksijde Classic Bel 1.HC<br />

23. Mailand–San Remo Ita 1.UWT<br />

24. GP De Denain – Porte de Hainaut Fra 1.HC<br />

24. Trofeo Alfredo Binda – Comune di Cittiglio Ita 1.WWT<br />

24.–31. Tour de Langkawi Mas 2.HC<br />

25.–31. Volta a Catalunya Spa 2.UWT<br />

27. Driedaagse Brugge–De Panne Bel 1.WWT<br />

27.–31. Settimana Coppi e Bartali Ita 2.1<br />

28. Driedaagse Brugge–De Panne Bel 1.WWT<br />

29. E3 BinckBank Classic Bel 1.UWT<br />

30. Classic Loire Atlantique Fra 1.1<br />

31. Gent–Wevelgem in Flanders Fields Bel 1.UWT<br />

31. Gent–Wevelgem in Flanders Fields Bel 1.WWT<br />

31. Cholet-Pays de la Loire Fra 1.1<br />

64 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

APRIL<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

1.–6. Tour of Thailand Tha 2.1<br />

3. Dwars door Vlaanderen Bel 1.UWT<br />

3. Dwars door Vlaanderen Bel 1.1<br />

5. Route Adélie de Vitré Fra 1.1<br />

6. GP Miguel Indurain Spa 1.1<br />

6. Volta Limburg Classic Ned 1.1<br />

7. Flandern-Rundfahrt Bel 1.UWT<br />

7. Flandern-Rundfahrt Bel 1.WWT<br />

7. La Roue Tourangelle Fra 1.1<br />

7. Vuelta a la Rioja Spa 1.1<br />

8.–10. Women’s Tour of Thailand Tha 2.1<br />

29. MÄRZ<br />

E3 BINCKBANK<br />

CLASSIC<br />

PODIUM 2018<br />

1. Niki Terpstra 2. Philippe Gilbert<br />

3. Greg Van Avermaet<br />

E3 Harelbeke bekommt 2019 einen neuen<br />

Namen, aber die Veränderungen erstrecken sich<br />

nicht auf die Route, die anspruchsvoll ist:<br />

Taaienberg, Paterberg und Oude Kwaremont<br />

vor dem Ziel in Harelbeke. E3 ist vielleicht nicht<br />

so prestigeträchtig wie die Ronde, aber mit<br />

15 Anstiegen und über 200 Kilometer Länge eine<br />

sehr schwere Prüfung.<br />

8.–13. Itzulia Basque Country Spa 2.UWT<br />

9.–12. Circuit Sarthe–Pays de la Loire Fra 2.1<br />

10. Scheldeprijs Bel 1.HC<br />

10.–14. Tour of Israel Isr 2.1<br />

10.–14. Healthy Ageing Tour Ned 2.1<br />

12.–14. GP Beiras e Serra de Estrela Por 2.1<br />

14. Paris–Roubaix Fra 1.UWT<br />

14. Klasika Primavera de Amorebieta Spa 1.1<br />

31. MÄRZ<br />

GENT–<br />

WEVELGEM<br />

PODIUM 2018<br />

1. Peter Sagan 2. Elia Viviani<br />

3. Arnaud Démare<br />

Letztes Jahr setzte<br />

Terpstra mit seinem<br />

Sieg beim E3 den<br />

Auftakt für erfolgreiche<br />

zwei Wochen.<br />

Die Hauptgefahren bei Gent–Wevelgem sind der<br />

Wind und der Kemmelberg. Während Ersterer<br />

die zweite Hälfte des Rennens beeinflusst, wenn<br />

das Rennen über die schmalen, kurvenreichen<br />

Straßen von Südwestflandern führt, sorgt<br />

Letzterer für die Ausdünnung des Feldes vor<br />

den letzten 35 Kilometern über flache und<br />

ungeschützte Straßen nach Wevelgem. Peter<br />

Sagan ist der Titelverteidiger.<br />

3. APRIL<br />

DWARS DOOR<br />

VLAANDEREN<br />

PODIUM 2018<br />

1. Yves Lampaert 2. Mike Teunissen<br />

3. Sep Vanmarcke<br />

DDV ist ein weiterer kleinerer Bruder der Ronde.<br />

Auch wenn das Rennen an einem Mittwoch statt -<br />

findet, heißt das nicht, dass es weniger schwer ist,<br />

weist es doch zwölf Hellingen auf, die auf die<br />

letzten 100 Kilometer verteilt sind – es ist ein<br />

hartes Rennen. Dass der Sieger der zwei letzten<br />

Auflagen, Yves Lampaert, an der Strecke lebt,<br />

sagt alles, was man über die lokale Bedeutung<br />

des Rennens wissen muss. Er strebt 2019 im<br />

Trikot des belgischen Meisters den Hattrick an.<br />

© Gruber Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 65


RENNKALENDER<br />

7. APRIL<br />

FLANDERN-RUNDFAHRT<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1913 AUFLAGEN 102<br />

PODIUM 2018<br />

1. Niki Terpstra<br />

2. Mads Pedersen<br />

3. Philippe Gilbert<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

3<br />

Achiel Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman,<br />

Johan Museeuw, Tom Boonen, Fabian Cancellara<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Philippe Gilbert<br />

2016 Peter Sagan<br />

2015 Alexander Kristoff<br />

2014 Fabian Cancellara<br />

ark Cavendish bezeichnet Mailand–<br />

San Remo oft als „Oper“. Wenn das<br />

M<br />

der Fall ist, dann ist die Flandern-<br />

Rundfahrt ein Alltagsdrama. Die Ronde<br />

ist schwer und rustikal, ein Rennen, das, obwohl<br />

es eines der prestigeträchtigsten der Welt ist,<br />

zu der ländlichen Ecke Südwestflanderns gehört,<br />

in dem es stattfindet, und zu dessen Bewohnern.<br />

Die Straßen sind schmal, das Wetter oft schlecht<br />

und das Rennen hat eine zermürbende Reihe von<br />

steilen Hügeln, einige von ihnen mit Kopfsteinen<br />

gepflastert. Die Atmosphäre, geliefert von Tausenden<br />

von flämischen Fans, die zu den leidenschaftlichsten<br />

der Welt zählen, ist unvergleichlich.<br />

Die Klassiker des Nordens, angefangen mit<br />

dem Omloop Het Nieuwsblad Ende Februar, steigern<br />

sich zur Ronde hin, die viele berühmte Anstiege<br />

hat: Paterberg, Oude Kwaremont, Kruisberg,<br />

Muur van Geraardsbergen und Koppenberg.<br />

Hier gewinnen nur die Stärksten. Während die<br />

fein ausbalancierte Dynamik von Mailand–San<br />

Remo die der Ausreißer gegen das Peloton ist, gibt<br />

es hier keine solche Spannung – das letzte Mal,<br />

dass mehr als vier Fahrer das Finale bestritten,<br />

war 2001, und bei den letzten drei Rennen gab es<br />

Solosieger. Erfahrung und Ortskenntnisse schaden<br />

auch nicht.<br />

Von den 1990ern bis vor Kurzem hatte die<br />

Ronde eine Reihe von patrons: Museeuw, Cancellara<br />

und Boonen gewann je dreimal, aber seitdem<br />

hat sich niemand als dominante Kraft hervorgetan.<br />

Sagan gewann 2016 seine erste Ronde, hat<br />

aber keinen weiteren Sieg folgen lassen. Terpstra,<br />

der amtierende Champion, ist immer zu den Favoriten<br />

zu rechnen, aber bei Direct Energie vielleicht<br />

nicht so gut aufgehoben wie bei Quick-Step.<br />

Der 2017er-Sieger Gilbert hat spät in seiner Karriere<br />

eine Leidenschaft für Kopfsteinpflaster entdeckt,<br />

obwohl er lieber Mailand–San Remo oder<br />

Paris–Roubaix gewinnen würde, um sie den drei<br />

Monumenten hinzuzufügen, die er bereits gewonnen<br />

hat, als eine zweite Flandern-Rundfahrt.<br />

Und die einheimische Hoffnung Van Avermaet<br />

scheint bei seinem Lieblingsrennen immer den<br />

Kürzeren zu ziehen. Experten tippen vielleicht auf<br />

einen jüngeren Fahrer – Benoot, Stuyven oder Van<br />

Aert –, aber die Ronde war immer unfreundlich zu<br />

weniger erfahrenen Hoffnungsträgern. Einer der<br />

härtesten Klassiker wird 2019 auch einer der unvorhersehbarsten<br />

sein.<br />

Terpstra am Paterberg auf dem Weg<br />

zum Sieg bei der Flandern-Rundfahrt 2018.<br />

© Kramon<br />

66 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

14. APRIL<br />

PARIS–ROUBAIX<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1896 AUFLAGEN 116<br />

s ist ironisch, dass Paris–Roubaix, das<br />

wohl aufregendste Rennen des Jahres,<br />

E<br />

auch eine Anomalie ist. Die Königin<br />

der Klassiker hat ein Format, das kein<br />

anderes Rennen, ausgenommen der Flirt der Tour<br />

mit dem Pavé in jüngerer Zeit, zu kopieren versucht.<br />

Wenn man neue Fans für den Radsport<br />

gewinnen wollte, könnte man nichts Besseres tun,<br />

als sie bei Roubaix vor den Fernseher zu setzen.<br />

Gleichzeitig müsste man ihnen erklären, dass<br />

kein anderes Rennen ist wie dieses.<br />

Es ist so attraktiv, weil es so hart ist. Ohne Hügel<br />

ist es so schwer dank der Reihe von Kopfsteinpflaster-Sektoren<br />

in der zweiten Hälfte des Rennens.<br />

Das Kopfsteinpflaster von Paris–Roubaix ist<br />

nicht wie das der belgischen Klassiker. Das Pavé<br />

von Paris–Roubaix ist unsäglich … zermürbend,<br />

unförmig und unregelmäßig, mit riesigen Löchern<br />

dazwischen und schrecklichen Kanten. Selbst<br />

starke Amateure können ausgebremst werden<br />

und zum Stehen kommen, wenn sie versuchen,<br />

darauf zu fahren. Die WT-Fahrer brettern irgendwie<br />

mit 45 oder sogar 50 km/h darüber hinweg.<br />

Die Pavé-Sektoren erodieren das Peloton tendenziell<br />

von hinten. Gleichzeitig kann der entscheidende<br />

Angriff zwischen dem Start des Rennens<br />

und dem Ziel auf der Radrennbahn von<br />

PODIUM 2018<br />

1. Peter Sagan<br />

2. Silvan Dillier<br />

3. Niki Terpstra<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

4<br />

Tom Boonen<br />

Roger De Vlaeminck<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Greg Van Avermaet<br />

2016 Mat Hayman<br />

2015 John Degenkolb<br />

2014 Niki Terpstra<br />

Roubaix jederzeit passieren. Im letzten Jahr attackierte<br />

Sagan bei seinem Sieg 50 Kilometer vor<br />

dem Ziel und schloss sich dem Rest der Ausreißergruppe<br />

des Tages an. 2017 gewann Van Avermaet<br />

einen Sprint im Velodrom. 2016 gewann<br />

Hayman aus einer frühen Ausreißergruppe heraus,<br />

während ein Sturz auf halber Strecke viele<br />

Favoriten zurückwarf, die nie wieder Anschluss<br />

fanden. Es gibt keinen vorgegebenen Weg, um<br />

Paris–Roubaix zu gewinnen, außer stark zu sein<br />

und ein gutes Team, kein Pech sowie die Fähigkeit<br />

zu haben zu erkennen, wenn die einmalige Chance<br />

kommt, um das Rennen zu gewinnen. Und<br />

selbst dann reicht es vielleicht nicht aus.<br />

Wenn Roubaix schon schwer zu gewinnen ist,<br />

ist es noch schwerer, es ein zweites Mal zu gewinnen.<br />

Es gibt Mehrfachsieger, darunter Boonen,<br />

der den gemeinsamen Rekord von vier Siegen<br />

hält, aber seit 1981 haben bei 38 Auflagen nur<br />

zwei Fahrer ihren Titel erfolgreich verteidigt –<br />

Boonen 2008 und 2009 sowie Gilbert Duclos-<br />

Lassalle 1992 und 1993. Ob es 2019 wieder<br />

einen neuen Sieger gibt?<br />

Im gefürchteten Wald von Arenberg plant<br />

Sagan seine Attacke auf die Quick-Step-Armada.<br />

© Kramon<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 67


RENNKALENDER<br />

8.–13. APRIL<br />

BASKENLAND-<br />

RUNDFAHRT<br />

PODIUM 2018<br />

1. Primož Roglič 2. Mikel Landa<br />

3. Jon Izagirre<br />

Während die Klassiker-Spezialisten bei Regen<br />

auf Kopfsteinpflaster kämpfen, machen die<br />

Kletterer dasselbe im Baskenland, außer dass sie<br />

es auf endlosen Hügeln tun. Aber der Regen ist<br />

eine Konstante – nicht umsonst ist Euskadi so<br />

grün. Die Fans sind leidenschaftlich, aber sie<br />

konnten seit Iban Mayo 2003 keinen baskischen<br />

Sieger mehr anfeuern.<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

16. Paris–Camembert Fra 1.1<br />

16.–21. Presidential Tour of Turkey Tur 2.UWT<br />

17. Brabantse Pijl – Flèche Brabanconne Bel 1.HC<br />

17. Brabanste Pijl – Flèche Brabanconne Bel 1.1<br />

18.–21. Belgrade Banjaluka Bih 2.1<br />

20. Tour du Finistère Fra 1.1<br />

21. Amstel Gold Race Ned 1.UWT<br />

21. Amstel Gold Race Ladies Edition Ned 1.WWT<br />

22. Tro-Bro Léon Fra 1.1<br />

22.–26. Tour of the Alps Ita 2.HC<br />

23.–28. Tour of Croatia Cro 2.1<br />

24. La Flèche Wallonne Bel 1.UWT<br />

24. La Flèche Wallonne Féminine Bel 1.WWT<br />

26.–28. Vuelta a Castilla y León Spa 2.1<br />

27. EPZ Omloop van Borsele Ned 1.1<br />

28. Lüttich–Bastogne–Lüttich Bel 1.UWT<br />

16.–21. APRIL<br />

PRESIDENTIAL TOUR<br />

OF TURKEY<br />

PODIUM 2018<br />

1. Eduard Prades 2. Alexey Lutsenko<br />

3. Nathan Haas<br />

Nach zwei unauffälligen Jahren im Oktober<br />

wandert die Türkei-Rundfahrt zurück in den<br />

April. Die Landschaft ist umwerfend, aber dem<br />

Rennen mangelt es an Prestige. Außerdem ist es<br />

wegen der instabilen politischen Situation und<br />

der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen<br />

im Land ein Fremdkörper im<br />

Oberhaus des Radsports.<br />

28. Lüttich–Bastogne–Lüttich Femmes Bel 1.WWT<br />

28. Giro dell’Appennino Ita 1.1<br />

30. 4.–5. 5. Tour de Romandie Swi 2.UWT<br />

In den Niederlanden<br />

ist es bekanntermaßen<br />

windig, doch<br />

beim Amstel sind die<br />

Hügel das Problem.<br />

21. APRIL<br />

AMSTEL<br />

GOLD RACE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michael Valgren 2. Roman Kreuziger<br />

3. Enrico Gasparotto<br />

© Gruber Images<br />

Amstel Gold Race eröffnet die Trilogie der<br />

hügeligen Klassiker. Der Cauberg wurde 2017<br />

aus dem Finale entfernt und durch den<br />

Guelhemmerberg und Bemelerberg ersetzt,<br />

an den sich eine flache Zielgerade in Berg<br />

en Terblijt anschließt. Damit hat sich das Rennen<br />

vom uninteressantesten zum interessantesten<br />

des Trios gemausert.<br />

68 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

28. APRIL<br />

LÜTTICH–BASTOGNE–LÜTTICH<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1892 AUFLAGEN 104<br />

as vierte Monument signalisiert das<br />

Ende der Frühjahrsklassiker und ist<br />

D<br />

passenderweise das anspruchsvollste<br />

von allen: In den Ardennen warten auf<br />

250 Kilometern rund 30 kurze, steile Anstiege.<br />

Watt für Watt kann Lüttich–Bastogne–Lüttich<br />

geltend machen, das härteste Rennen auf dem<br />

Kalender zu sein. Die Anstiege sind zu lang, um<br />

einfach dar über hinwegzustiefeln, und zu kurz,<br />

um einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden.<br />

Es ist kein richtiger Kurs für Bergziegen, auch<br />

wenn einige Sieger aus jüngerer Zeit wie Poels und<br />

Dan Martin auch bei der Tour de France in der<br />

Spitzengruppe geklettert sind. Es ist auch kein<br />

schlechter Kurs für spritzige Klassiker-Kletterer,<br />

und Valverde, der sowohl spritziger Klassiker-<br />

Kletterer als auch Grand-Tour-Bergziege ist, ist<br />

hier einer der erfolgreichsten Fahrer – er hat viermal<br />

gewonnen. Und nur, um zu beweisen, dass<br />

der Radsport nie vorhersehbar ist, selbst bei einem<br />

Rennen, das so vorhersehbar ist wie L–B–L<br />

zuletzt, ist der Titelverteidiger ein klassischer<br />

Rouleur: Jungels.<br />

Die Vorhersehbarkeit, 2018 ausgenommen, hat<br />

2019 zu einer interessanten Neuerung geführt.<br />

Das Ziel war seit 1992 eine ansteigende Gerade<br />

PODIUM 2018<br />

1. Bob Jungels<br />

2. Michael Woods<br />

3. Romain Bardet<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

5<br />

Eddy Merckx<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Alejandro Valverde<br />

2016 Wout Poels<br />

2015 Alejandro Valverde<br />

2014 Simon Gerrans<br />

durch den unspektakulären Vorort Ans. Es hat<br />

den besten Bergaufsprintern gelegen, also haben<br />

die besten Bergaufsprinter das Rennen dichtgemacht,<br />

es formelhaft werden lassen. Aber jetzt<br />

wandert das Ziel zurück ins Zentrum von Lüttich<br />

im Rahmen eines neuen Vertrags zwischen der<br />

A.S.O., der Provinz Lüttich und dem Royal Cyclist’s<br />

Pesant Club Liègeois, den Organisatoren des Rennens<br />

seit seiner allerersten Auflage anno 1892.<br />

Im neuen Ziel werden die Kletterer nicht gegen<br />

die besseren Sprinter sprinten wollen, vielmehr<br />

müssen sie herausfinden, wo sie ihren Rivalen<br />

entwischen können, und sich dann überlegen, wie<br />

sie sich die Verfolger vom Leib halten. Das, so<br />

hoffen die Organisatoren, wird bedeuten, dass der<br />

taktische Kampf früher beginnt – in den letzten<br />

Jahren konnten die Zuschauer fünf oder zehn Minuten<br />

vor dem Finale den Fernseher einschalten,<br />

ohne nennenswerte Geschehnisse verpasst zu<br />

haben. Für 2019 erhoffen sich die Organisatoren,<br />

dass die entscheidenden Momente jederzeit kommen<br />

können.<br />

Bob Jungels setzt an der Côte de la<br />

Roche aux Faucons 2018 zum Angriff an.<br />

© Kramon<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 69


RENNKALENDER<br />

24. APRIL<br />

LA FLÈCHE<br />

WALLONNE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Julian Alaphilippe 2. Alejandro Valverde<br />

3. Jelle Vanendert<br />

Es gibt reichlich Anstiege beim Flèche Wallonne,<br />

aber bei diesem Rennen dreht sich alles um den<br />

Schlussanstieg: die Mur de Huy. Sie ist 1,3 Kilo -<br />

meter lang und bis zu 25 Prozent steil, es dauert<br />

rund drei Minuten, sie zu erklimmen. Julian<br />

Alaphilippe beendete 2018 Alejandro Valverdes<br />

vierjährige Vorherrschaft an der Mur und könnte<br />

am Anfang einer ähnlichen Serie stehen.<br />

Julian Alaphilippe<br />

ist Titelverteidiger<br />

beim Flèche und<br />

ein Favorit für<br />

Lüttich 2019.<br />

30. APRIL–5. MAI<br />

TOUR DE<br />

ROMANDIE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Primož Roglič 2. Egan Bernal<br />

3. Richie Porte<br />

Beim letzten WorldTour-Etappenrennen<br />

vor dem Giro kann man seine Form entdecken<br />

oder zurückhalten; heutzutage wird die<br />

Rundfahrt freilich öfter als Trainingsrennen für<br />

die Tour de France genutzt. Die sechs Etappen<br />

im alpinen Westen der Schweiz gefallen<br />

ästhetisch immer, und die zeitfahrlastige Route<br />

liegt den Rouleur-Kletterern.<br />

MAI<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

1. Eschborn–Frankfurt Ger 1.UWT<br />

2.–3. Asda Tour de Yorkshire Women’s Race Gbr 2.1<br />

2.–5. Tour de Yorkshire Gbr 2.HC<br />

3. 60th Anniversary „Thai Cycling Association“ Tha 2.1<br />

3.–5. Vuelta a Asturias Julio Alvarez Mendo Spa 2.1<br />

5. 60th Anniversary „Thai Cycling Association“ Golden Era Celebration Tha 1.1<br />

9.–11. Tour of Chongming Island Chn 2.WWT<br />

9.–12. Vuelta Comunidad de Madrid Spa 2.1<br />

10.–12. Festival Elsy Jacobs Lux 2.1<br />

11. 5.–2. 6. Giro d’Italia Ita 2.UWT<br />

12. Trofee Maarten Wynants Bel 1.1<br />

12.–18. Amgen Tour of California USA 2.UWT<br />

14.–19. Vier Tage von Dünkirchen Fra 2.HC<br />

16.–18. Amgen Tour of California Women’s Race USA 2.WWT<br />

16.–19. Vuelta a Burgos Feminas Spa 2.1<br />

© Kramon<br />

1. MAI<br />

ESCHBORN–<br />

FRANKFURT<br />

PODIUM 2018<br />

1. Alexander Kristoff 2. Michael Matthews<br />

3. Oliver Naesen<br />

Ein langes, welliges Rennen am Maifeiertag,<br />

das einen Ausflug in die Berge des Taunus<br />

macht. Das Feld ist voller abgehärteter Sprinter,<br />

die wissen, dass es ihre letzte Chance vor den<br />

Herbstklassikern ist, ein Rennen von dieser<br />

Natur und Statur zu gewinnen. Alexander<br />

Kristoff ist hier zurzeit unbesiegbar – er hat die<br />

letzten vier Auflagen gewonnen.<br />

17.–19. Vuelta Aragón Spa 2.1<br />

19.–26. Tour of Japan Jpn 2.1<br />

22.–25. Emakumeen XXII. Bira Spa 2.WWT<br />

23.–25. Tour of Estonia Est 2.1<br />

24.–26. Tour de l’Ain Fra 2.1<br />

24.–26. Hammer Stavanger Nor 2.1<br />

26. GP Marcel Kint Bel 1.1<br />

27. Winston Salem Classic USA 1.1<br />

27. Winston Salem Classic USA 1.1<br />

27. Lotto Thüringen Ladies Tour Ger 2.1<br />

28 5.–2. 6. Tour of Norway Nor 2.HC<br />

30. Circuit de Wallonie Bel 1.1<br />

30. 5.–2. 6. Szlakiem Walk Majora Hubala Pol 2.1<br />

31. La Classique Morbihan Fra 1.1<br />

70 PROCYCLING | MÄRZ 2019


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RENNKALENDER<br />

11. MAI–2. JUNI<br />

GIRO D’ITALIA<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1909 AUFLAGEN 101<br />

in Portico mit 666 Bögen säumt die<br />

Straße hinauf zum Santuario di San<br />

E<br />

Luca bei Bologna. Die Straße am Bogengang<br />

ist ein steiler und gewundener<br />

Anstieg, der das Herzstück des Giro dell’Emilia im<br />

Herbst bildet. Aber während der Portico den Anfang<br />

vom Ende dieses speziellen Fegefeuers signalisiert,<br />

markiert der Portico am 11. Mai nur das<br />

Ende vom Anfang des Giro, da er auf den letzten<br />

zwei Kilometern des Auftaktzeitfahrens kommt.<br />

Die diesjährige Corsa Rosa ist an drei Zeitfahren<br />

aufgehängt – am Anfang, in der Mitte und am<br />

Ende. Sie haben insgesamt 58 Kilometer und sind<br />

thematisch ähnlich: Jedes hat einen signifikanten<br />

Anstieg, womit sie nicht das täglich Brot für Rouleure<br />

sind. Auf der 1. Etappe ist es die Via di San<br />

Luca, auf der 9. Etappe der zwölf Kilometer lange<br />

Schlussanstieg in San Marino, auf der 21. Etappe<br />

in Verona ein 4,3 Kilometer langer Anstieg nach<br />

Torricelle nach der Hälfte der 15,6 Kilometer lan-<br />

gen Prüfung. Rund um die Zeitfahren sind zwei<br />

Dinge, die der Giro extrem gut kann: Mittelgebirge<br />

und Hochgebirge.<br />

Das Rennen zieht eine grobe Acht durch die<br />

oberen zwei Drittel des Landes, San Marino ist<br />

der einzige Abstecher ins Ausland. Mittelgebirge<br />

und Sprints dominieren den unteren Kreis, Hochgebirge<br />

den oberen. Von Bologna aus geht es nach<br />

Südwesten zum Tyrrhenischen Meer bei Orbetello<br />

(3. Etappe). Die Etappen 4 und 5 führen die<br />

Küste runter, bevor die 6. Etappe über den südlichen<br />

zentralen Apennin zum südlichsten Punkt<br />

bei San Giovanni Rotondo an der Adria führen.<br />

Zwei knifflig aussehende Etappen, das Zeitfahren<br />

in San Marino und die zwei Sprinter-Etappen<br />

komplettieren die untere Schleife. Die Ankunft<br />

des Rennens im Piemont signalisiert den Start<br />

des Hochgebirges und den echten Abstieg des<br />

Pelotons in die Tortur. Der Tagesabschnitt von<br />

Cuneo nach Pinerolo auf der 12. Etappe markiert<br />

den 70. Jahrestag einer von Fausto Coppis Attacken<br />

1949. Die Etappen 13, 14, 16, 17, 19 und<br />

20 erstrecken sich über das Hochgebirge der italienischen<br />

Grenzregion zum Norden. Zu den<br />

Highlights zählen die noch nie dagewesene Ankunft<br />

am 2.200 Meter hohen Lago Serrù am Colle<br />

del Nivolet, die Cima Coppi am 2.619 Meter<br />

hohen Gavia auf halber Strecke der 16. Etappe<br />

(gefolgt von einer Kletterpartie über den Mortirolo<br />

über die schwerste Seite), der extravagant<br />

schöne Passo Mendola auf der 17. Etappe und<br />

das Bergfinale der 20. Etappe mit dem Passo<br />

Manghen und dem Monte Avena.<br />

Das Rennen führt zum Schlussakt nach Verona,<br />

wo alte Porticos, dieses Mal im Amphitheater an<br />

der Piazza Bra, die Fahrer am Ende des Zeitfahrens<br />

begrüßen werden. Auch eine Statue des Autors<br />

des Inferno, Dante, steht hier. Aber zumindest<br />

für das Giro-Peloton signalisiert Verona, dass<br />

die Tortur vorüber ist.<br />

DATUM START ZIEL KM<br />

1 11. Mai Bologna Bologna 8,2 km EZF<br />

2 12. Mai Bologna Fucecchio 200 km<br />

3 13. Mai Vinci Orbetello 219 km<br />

4 14. Mai Orbetello Frascati 228 km<br />

5 15. Mai Frascati Terracina 140 km<br />

6 16. Mai Cassino San Giovanni Rotondo 233 km<br />

7 17. Mai Vasto L’Aquila 180 km<br />

8 18. Mai Tortoreto Lido Pesaro 235 km<br />

9 19. Mai Riccione San Marino 34,7 km EZF<br />

10 21. Mai Ravenna Modena 147 km<br />

11 22. Mai Carpi Novi Ligure 206km<br />

12 23. Mai Cuneo Pinerolo 146 km<br />

13 24. Mai Pinerolo Ceresole Reale 188 km<br />

14 25. Mai Saint-Vincent Courmayeur 131 km<br />

15 26. Mai Ivrea Como 237 km<br />

16 28. Mai Lovere Ponte di Legno 226 km<br />

17 29. Mai Commezzadura Anterselva/Antholz 180 km<br />

18 30. Mai Valdaora/Olang Santa Maria di Sala 220 km<br />

19 31. Mai Treviso San Martino di Castrozza 151 km<br />

20 1. Juni Feltre Croce d’Aune Monte Avena 183 km<br />

21 2. Juni Verona Verona 15,6 km EZF<br />

72 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

17<br />

18<br />

14<br />

15<br />

16<br />

ZIEL<br />

20<br />

21<br />

19<br />

12<br />

13<br />

11<br />

1<br />

START<br />

BOLOGNE<br />

2 10<br />

Etappenstart<br />

Etappenziel<br />

Zeitfahren<br />

3<br />

9<br />

8<br />

4<br />

5<br />

ROM<br />

7<br />

6<br />

PODIUM 2018<br />

1. Chris Froome<br />

2. Tom Dumoulin<br />

3. Miguel Ángel López<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

5<br />

Eddy Merckx, Fausto Coppi, Alfredo Binda<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Tom Dumoulin<br />

2016 Vincenzo Nibali<br />

2015 Alberto Contador<br />

2014 Nairo Quintana<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 73


RENNKALENDER<br />

12.–18. MAI<br />

KALIFORNIEN-<br />

RUNDFAHRT<br />

PODIUM 2018<br />

1. Egan Bernal 2. Tejay van Garderen<br />

3. Daniel Martínez<br />

Heißes Wetter, breite Straßen und abwechslungsreiches<br />

Terrain machen dies zu einer<br />

attraktiven Alternative zum Giro. Da die größten<br />

Rundfahrer entweder beim Giro sind oder für die<br />

Tour trainieren, ist es ein gutes Testgebiet für<br />

junge und nordamerikanische Profis. Es sind<br />

gute Jagdgründe für Kletterer wie Egan Bernal,<br />

der das Rennen 2018 gewann.<br />

JUNI<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

1. GP de Plumelec-Morbihan Fra 1.1<br />

1. GP de Plumelec-Morbihan Dames Fra 1.1<br />

2. Rund um Köln Ger 1.1<br />

2. Boucles de l’Aulne-Châteaulin Fra 1.1<br />

2. Gooik–Geraardsbergen–Gooik Bel 1.1<br />

5.–9. Skoda Tour de Luxembourg Lux 2.HC<br />

6. GP de Gatineau Can 1.1<br />

6.–9. Boucles de la Mayenne Fra 2.1<br />

7. Chrono de Gatineau Can 1.1<br />

7.–9. Tour of Bihor-Bellotto Rou 2.1<br />

7.–9. Hammer Limburg Ned 2.1<br />

8. Dwars door de Vlaamse Ardennen Bel 1.1<br />

9. GP Città di Lugano Swi 1.1<br />

9.–16. JUNI<br />

CRITÉRIUM DU<br />

DAUPHINÉ<br />

PODIUM 2018<br />

1. Geraint Thomas 2. Adam Yates<br />

3. Romain Bardet<br />

Wenn alle auf die Tour warten, bietet die<br />

Dauphiné einen guten Hinweis auf die Form der<br />

Klassementfahrer. Ein Zeitfahren und einige<br />

schwere Kletterpartien in den Alpen sind eine<br />

gute Generalprobe für den Juli. Geraint Thomas<br />

trat 2018 in die Fußstapfen seiner Sky-Teamkollegen<br />

Bradley Wiggins und Chris Froome und<br />

gewann die Tour nach der Dauphiné.<br />

9. Dwars door de Westhoek Bel 1.1<br />

9.–16. Critérium du Dauphiné Fra 2.UWT<br />

10.–15. OVO Energy Women’s Tour Gbr 2.WWT<br />

11.–17. Tour de Hongrie Hun 2.1<br />

12.–16. Baloise Belgium Tour Bel 2.HC<br />

12.–16. Tour de Korea Kor 2.1<br />

13. Großer Preis des Kantons Aargau Swi 1.HC<br />

15.–23. Tour de Suisse Swi 2.UWT<br />

16. Spar Flanders Diamond Tour Bel 1.1<br />

17. Mont Ventoux Dénivelé Challenge Fra 1.1<br />

19.–23. ZLM Tour Ned 2.1<br />

19.–23. Tour of Slovenia Slo 2.HC<br />

20.–23. Route d’Occitanie – La Dépêche du Midi Fra 2.1<br />

21. Dwars door het Hageland Bel 1.1<br />

15.–23. JUNI<br />

TOUR DE<br />

SUISSE<br />

Luke Rowe von<br />

Sky ist die Tour de<br />

France viermal in<br />

Folge gefahren.<br />

PODIUM 2018<br />

1. Richie Porte 2. Jakob Fuglsang<br />

3. Nairo Quintana<br />

© Gruber Images<br />

Noch bis in die 1980er hinein war dies die<br />

prestigeträchtigste Rundfahrt nach der Tour und<br />

dem Giro. Es hat sich in eine weniger prominente,<br />

aber stabile Rolle als Alternative zur Dauphiné<br />

bei der Tour-Vorbereitung gefügt und ist eine<br />

gebirgige Herausforderung für die führenden<br />

Klassementfahrer. Ihre Landschaft ist großartig<br />

wie immer und die Anstiege sind extrem schwer.<br />

74 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

Auch dieses Jahr ist<br />

Peter Sagan wieder<br />

ein heißer Favorit<br />

auf das Grüne Trikot<br />

der Tour.<br />

© A.S.O.<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 75


RENNKALENDER<br />

2<br />

Etappenstart<br />

Etappenziel<br />

Zeitfahren<br />

3<br />

1<br />

START<br />

BRÜSSEL<br />

4<br />

21<br />

ZIEL<br />

PARIS<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

20<br />

10<br />

19<br />

PODIUM 2018<br />

9<br />

1. Geraint Thomas<br />

2. Tom Dumoulin<br />

3. Chris Froome<br />

18<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

5<br />

Jacques Anquetil, Eddy Merckx,<br />

13<br />

14<br />

12<br />

11<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Bernard Hinault, Miguel Indurain<br />

© Yuzuru Sunada<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Chris Froome<br />

2016 Chris Froome<br />

2015 Chris Froome<br />

2014 Vincenzo Nibali<br />

76 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

6.–28. JULI<br />

TOUR DE FRANCE<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1903 AUFLAGEN 105<br />

n den meisten Jahren hat die Tour eine<br />

Perspektive, ein überwölbendes Thema.<br />

2015 war es eine Reihe von kur-<br />

I<br />

venreichen Abfahrten; 2016 war das<br />

Jahr der Kletterpartien rund um den Mont Blanc;<br />

2017 besuchte das Rennen alle fünf französischen<br />

Gebirgsketten. Das letzte Jahr war das Jahr<br />

der Gimmicks – eine dreifache Portion Pavé, ein<br />

zeitversetzter Start, zwei kurze Bergetappen (eine<br />

davon extrem kurz) und der kosmetische Einbau<br />

von Schotter auf der Kuppe des Col des Glières.<br />

Der handliche Griff der Tour 2019 ist, dass sie<br />

die „höchste in der Geschichte“ ist. Das sind die<br />

Worte von Christian Prudhomme, dem Renndirektor.<br />

Es ist eine Behauptung, die darauf beruht,<br />

dass das Rennen siebenmal die 2.000-Meter-<br />

Marke durchbricht, dreimal an einem einzigen<br />

Tag, wenn das Rennen auf der 18. Etappe über<br />

den Vars, Izoard und Galibier führt. Drei weitere<br />

Gipfel im 2.000-Meter-Club, der Tourmalet auf<br />

der 14. Etappe, Tignes auf der 19. Etappe und Val<br />

Thorens auf der 20. Etappe, bilden Bergankünfte.<br />

Der sechste, ebenfalls auf der 20. Etappe, ist<br />

der Col de l’Iseran. Mit 2.770 Metern ist er der<br />

höchste Punkt der Tour. Das Rennen führt insgesamt<br />

über 18 Anstiege der 2. Kategorie und<br />

zwölf der 1. und HC-Kategorie. Viele sind nicht<br />

nur hoch, sondern auch lang.<br />

Diese Tour feiert zwei Meilensteine: 100 Jahre<br />

Gelbes Trikot und 50 Jahre, seit Eddy Merckx seine<br />

erste von fünf Frankreich-Rundfahrten gewann.<br />

Daher ist der Grand Départ des Rennens natür -<br />

lich Brüssel, die Heimatstadt von Merckx. Die erste<br />

Etappe ist für die Sprinter, die zweite ein Mannschaftszeitfahren.<br />

Von dort geht es nach Nord -<br />

ostfrankreich. Die sechste Etappe endet an der<br />

steilen Planche des Belles Filles in den Vogesen.<br />

Der Anstieg steht zum vierten Mal auf dem Programm<br />

und wird von einem abschließenden<br />

Schotterstück oberhalb des Plateaus gekrönt.<br />

Dann führt das Rennen ins Zentralmassiv, wo<br />

es auf der neunten Etappe am Nationalfeiertag<br />

in Brioude Station macht, der Heimatstadt von<br />

Romain Bardet.<br />

Wo der Giro die Zeitfahrer davon abhalten will,<br />

das Rennen abzuwürgen, indem er große Hügel<br />

in den Parcours einbaut, ist die Methode der<br />

A.S.O. noch einfacher: die Einzelzeitfahren auf<br />

das nackte Minimum zu reduzieren. Daher gibt<br />

es nur eine einzige Prüfung über 27 Kilometer<br />

in Pau auf der 13. Etappe (was der 100. Jahrestag<br />

der Einführung des Gelben Trikots ist). Das Rennen<br />

macht drei Ausflüge in die Pyrenäen: ein<br />

Etappenziel in Bagnères-de-Bigorre, die Bergankunft<br />

am Tourmalet (Hors Catégorie) auf der<br />

14. Etappe und eine Berg ankunft in Prat d’Albis<br />

bei Foix (1. Kategorie).<br />

Wenn die 17. Etappe in Gap, dem Tor zu den<br />

Alpen, endet, folgt ein dreitägiger Kraftakt auf über<br />

2.000 Meter Höhe: Die 18. Etappe ist das Nord-<br />

Süd-Epos mit Vars, Izoard und Galibier; die 19.<br />

Etappe führt über den Iseran und endet in Tignes,<br />

die 20. Etappe, nur 131 Kilometer lang, klettert<br />

über den Cormet de Roselend und die Côte de Longefoy<br />

vor dem 30 Kilometer langen Anstieg nach<br />

Val Thorens auf über 2.300 Meter Meereshöhe.<br />

DATUM START ZIEL KM<br />

1 6. Juli Brüssel Brüssel 192 km<br />

2 7. Juli Brüssel Palais Royal Brüssel Atomium 27 km MZF<br />

3 8. Juli Binche Épernay 214 km<br />

4 9. Juli Reims Nancy 215 km<br />

5 10. Juli Saint-Dié-des-Vosges Colmar 169 km<br />

6 11. Juli Mulhouse La Planche des Belles Filles 157 km<br />

7 12. Juli Belfort Chalon-sur-Saône 230 km<br />

8 13. Juli Mâcon Saint-Étienne 199 km<br />

9 14. Juli Saint-Étienne Brioude 170 km<br />

10 15. Juli Saint-Flour Albi 218 km<br />

11 17. Juli Albi Toulouse 167 km<br />

12 18. Juli Toulouse Bagnères-de-Bigorre 202 km<br />

13 19. Juli Pau Pau 27 km EZF<br />

14 20. Juli Tarbes Tourmalet Barèges 117 km<br />

15 21. Juli Limoux Foix Prat d’Albis 185 km<br />

16 23. Juli Nîmes Nîmes 177 km<br />

17 24. Juli Pont du Gard Gap 206 km<br />

18 25. Juli Embrun Valloire 207 km<br />

19 26. Juli Saint-Jean-de-Maurienne Tignes 123 km<br />

20 27. Juli Albertville Val Thorens 131 km<br />

21 28. Juli Rambouillet Paris Champs-Élysées 127 km<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 77


RENNKALENDER<br />

3. AUGUST<br />

CLÁSICA SAN<br />

SEBASTIÁN<br />

The Mall stellt eine<br />

schöne Kulisse für<br />

den Massensprint dar.<br />

PODIUM 2018<br />

1. Julian Alaphilippe 2. Bauke Mollema<br />

3. Anthony Roux<br />

Fans und Fahrer schütteln die Nach-Tour-Müdigkeit<br />

ab für das größte Eintagesrennen des<br />

Baskenlands, das am Wochenende nach dem<br />

Ende der Tour stattfindet. Aber die Hitze, der<br />

Ausblick auf die Biskaya und die schweren<br />

Anstiege, vor allem auf den letzten 30 Kilometern,<br />

machen dies zum idealen Auftakt zum<br />

letzten Drittel der Radsportsaison.<br />

4. AUGUST<br />

PRUDENTIAL<br />

RIDELONDON-SURREY<br />

CLASSIC<br />

PODIUM 2018<br />

1. Pascal Ackermann 2. Elia Viviani<br />

3. Giacomo Nizzolo<br />

© BettiniPhoto<br />

Zwischen dem Start und der Ankunft im Zentrum<br />

von London liegt ein Ausflug in die südwestlichen<br />

Vorstädte der Metropole und eine<br />

landschaftlich schöne Schleife durch die Surrey<br />

Hills, darunter der spektakuläre (und nicht sehr<br />

schwere) Box Hill. Auf der Zielgeraden zur Mall<br />

via Putney haben die Sprinter die Chance,<br />

wieder heranzukommen.<br />

3.–9. AUGUST<br />

TOUR DE<br />

POLOGNE<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michał Kwiatkowski 2. Simon Yates<br />

3. Thibaut Pinot<br />

Als eines der ältesten Rennen der Welt versucht<br />

die Tour de Pologne, die Lücke zwischen der<br />

Tour und der Vuelta zu füllen. Sie kann weder<br />

die Tiefe des Feldes noch die Vielfalt des<br />

Parcours der größten Rennen bieten, vermarktet<br />

sich aber als gutes Testgelände für die jüngeren<br />

Fahrer und guter Formschärfer in der<br />

Flaute nach der Tour.<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

22. Heylen Vastgoed Heistse Pijl Bel 1.1<br />

23. Elfstedenronde Bel 1.1<br />

26. Halle-Ingooigem Bel 1.1<br />

JULI<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

3.–7. Sibiu Tour Rou 2.1<br />

5.–14. Giro d’Italia Internazionale Femminile Ita 2.WWT<br />

6.–12. Österreich-Rundfahrt Aut 2.1<br />

6.–28. Tour de France Fra 2.UWT<br />

14.–27. Tour of Qinghai Lake Chn 2.HC<br />

18.–21. BeNe Ladies Tour Bel 2.1<br />

19. La Course by Le Tour de France Fra 1.WWT<br />

23.–28. Adriatica Ionica Race Ita 2.1<br />

25. GP Cerami Bel 1.1<br />

25. Prueba Villafranca–Ordiziako Klasika Spa 1.1<br />

27.–31. VOO Tour de Wallonie Bel 2.HC<br />

31. Circuit de Getxo – Memorial Ricardo Otxoa Spa 1.1<br />

31. 7.–11. 8. Volta a Portugal Santander Por 2.1<br />

78 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

AUGUST<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

3. Clásica San Sebastián Spa 1.UWT<br />

3. Prudential RideLondon Classique Gbr 1.WWT<br />

3. Donostia San Sebastián Klasikoa Spa 1.1<br />

3.–9. Tour de Pologne Pol 2.UWT<br />

4. Prudential RideLondon-Surrey Classic Gbr 1.UWT<br />

9.–11. Women’s Tour of Scotland Gbr 2.1<br />

11. Koga Slag om Norg Ned 1.1<br />

12.–18. BinckBank Tour Bel/Ned 2.UWT<br />

12.–18. Larry H. Miller Tour of Utah USA 2.HC<br />

12.–18. AUGUST<br />

BINCKBANK<br />

TOUR<br />

PODIUM 2018<br />

1. Matej Mohorič 2. Michael Matthews<br />

3. Tim Wellens<br />

Die BinckBank Tour nimmt die Fahrer und das<br />

Terrain der Frühjahrsklassiker und fügt die<br />

Elemente einer Gesamtwertung und weniger<br />

unfreundlichen Wetters hinzu. Sie ist unvorhersehbar<br />

und bietet Sprints und hügelige Etappen<br />

in Belgien und den Niederlanden.<br />

13.–17. Vuelta a Burgos Spa 2.HC<br />

15.–18. Czech Cycling Tour Cze 2.1<br />

15.–18. Arctic Race of Norway Nor 2.HC<br />

16. Postnord Vårgåda WestSweden TTT Swe 1.WWT<br />

18. Postnord Vårgåda WestSweden RR Swe 1.WWT<br />

18. Fyen Rundt – Tour of Funen Den 1.1<br />

18. La Poly Normande Fra 1.1<br />

20. GP Stad Zottegem Bel 1.1<br />

21. Veenendaal-Veenendaal Classic Ned 1.1<br />

21. Veenendaal-Veenendaal Classic Ned 1.1<br />

21.–24. Tour du Limousin – Nouvelle Aquitaine Fra 2.1<br />

21.–25. Postnord Denmark Rundt – Dänemark-Rundfahrt Den 2.HC<br />

22.–25. Colorado Classic USA 2.HC<br />

22.–25. Ladies Tour of Norway Nor 2.WWT<br />

24. 7.–15. 8. Vuelta a España Spa 2.UWT<br />

25. EuroEyes Cyclassics Hamburg Ger 1.UWT<br />

25. Schaal Sels Merksem / Museeuw Classic Fra 2.1<br />

25. AUGUST<br />

EUROEYES<br />

CYCLASSICS<br />

HAMBURG<br />

PODIUM 2018<br />

1. Elia Viviani 2. Arnaud Démare<br />

3. Alexander Kristoff<br />

Hamburg lockt ein hochkarätiges Feld von<br />

Sprintern an und ist eine prestigeträchtigere<br />

Version von Eschborn–Frankfurt mit einer<br />

langen, aber nicht selektiven Route. Es gibt drei<br />

offizielle Anstiege, die alle nicht mehr als<br />

100 Meter hoch sind. Elia Viviani hat die letzten<br />

beiden Auflagen gewonnen.<br />

Hut ab: Alaphilippe<br />

stößt auf dem Podest<br />

von San Sebastián<br />

mit Mollema<br />

und Roux an.<br />

© Yuzuru Sunada<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 79


RENNKALENDER<br />

24. AUGUST–15. SEPTEMBER<br />

VUELTA A ESPAÑA<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1935 AUFLAGEN 73<br />

enau das, was die Vuelta von den<br />

altehrwürdigeren (und größten) Landesrundfahrten,<br />

dem Giro d’Italia und<br />

G<br />

der Tour de France, unterscheidet,<br />

macht sie auch zu einem großartigen Rennen. Als<br />

dritte und kleinste der großen Rundfahrten und<br />

so spät im Jahr ist die Vuelta selten ein Ziel für<br />

Fahrer, wenn sie in die Saison starten. Alle<br />

Grand-Tour-Spezialisten streben entweder den<br />

Giro oder die Tour an, und es lohnt sich, das Winter-<br />

oder Frühjahrstraining auf eines dieser Ziele<br />

(oder sogar beide, um einem neuen Trend zu folgen)<br />

auszurichten. Die Vuelta ist zu spät im Jahr,<br />

um eine ganze Saison dafür zu trainieren.<br />

Aber genau das macht sie zu einem so offenen<br />

und spannenden Rennen, und die Organisatoren<br />

scheinen überhaupt nichts dagegen zu haben. Es<br />

ist ein realistisches Ziel nach dem Giro – nach<br />

dem Rennen in Italien bleibt nach modernem<br />

Trainingsverständnis genug Zeit, um sich auszuruhen,<br />

zu regenerieren und rechtzeitig zur Vuelta<br />

wieder in Topform zu kommen. Immer mehr Fahrer<br />

nehmen das Giro-Vuelta-Double in Angriff,<br />

weil es nicht so schwer wie das Giro-Tour-Double<br />

ist. Und für Fahrer, die die Tour bestritten haben,<br />

bleibt gerade genug Zeit, um es als Bonus, Rückspiel<br />

oder Chance zu betrachten, eine magere Saison<br />

zu retten. Vorbei sind die Zeiten der frühen<br />

2000er, als das Peloton überwiegend spanisch<br />

war – jetzt streben die besten Fahrer der Welt die<br />

Vuelta an, offenbar ohne den Leistungsdruck, der<br />

zu Beginn der Saison herrscht, zu erhöhen.<br />

Die Organisatoren stehen auch unter weniger<br />

Druck, das Rennen traditionell zu gestalten. Obwohl<br />

es heutzutage viele Bergankünfte gibt, konzentrieren<br />

sich die Kletterpartien meist auf diese,<br />

und die gewaltigen Tagesabschnitte im Hochgebirge<br />

mit mehreren Pässen, die wir bei Giro und<br />

Tour sehen, sind bei der Vuelta weniger üblich.<br />

Das heißt jedoch nicht, dass sie einfacher ist –<br />

da dies Spanien ist, wird trotzdem viel geklettert,<br />

und die Organisatoren haben für 2019 eine gute<br />

Mischung aus alten und neuen Anstiegen zusammengestellt,<br />

darunter einige fürchterlich steile<br />

Berg ankünfte, und es gibt sogar einen Schotterabschnitt<br />

auf der 9. Etappe. Die wiederbelebte<br />

Liebesaffäre der Vuelta mit dem Baskenland wird<br />

mit einer Ankunft in Bilbao (12. Etappe) fortgesetzt<br />

und es gibt einen Abstecher in die französischen<br />

Pyrenäen beim Zeitfahren von Jurançon<br />

nach Pau (10. Etappe). Das Wetter spielt auch<br />

eine Rolle, die Temperaturen steigen oft auf über<br />

40 Grad.<br />

Bei einer so abwechslungsreichen Route und<br />

einer so späten Position in der Saison ist die Vuelta<br />

das am schwersten vorherzusagende Rennen,<br />

aber genau das macht sie so besonders.<br />

DATUM START ZIEL KM<br />

1 24. Aug. Salinas de Torrevieja Torrevieja 18 km MZF<br />

2 25. Aug. Benidorm Calpe 193 km<br />

3 26. Aug. Ibi. Ciudad del Juguete Alicante 186 km<br />

4 27. Aug. Cullera El Puig 177 km<br />

5 28. Aug. L’Eliana Observatorio de Javalambre 166 km<br />

6 29. Aug. Mora de Rubielos Ares del Maestrat 197 km<br />

7 30. Aug. Onda Mas de la Costa 182 km<br />

8 31. Aug. Valls Igualda 168 km<br />

9 1. Sept. Andorra la Vella Cortals d’Encamp 97 km<br />

10 3. Sept. Jurançon Pau 36,1 km EZF<br />

11 4. Sept. Saint Palais Urdax-Dantxarinea 169 km<br />

12 5. Sept. Circuito de Navarra Bilbao 175 km<br />

13 6. Sept. Bilbao Los Machucos, Monumento Vaca Pasiega 167 km<br />

14 7. Sept. San Vicente de la Barquera Oviedo 189 km<br />

15 8. Sept. Tineo Santuario del Acebo 159 km<br />

16 9. Sept. Pravia Alto de La Cubilla, Lena 155 km<br />

17 11. Sept. Aranda de Duero Guadalajara 200 km<br />

18 12. Sept. Comunidad de Mardid. Colmenar Viejo Becerril de la Sierra 181 km<br />

19 13. Sept. Ávila Toledo 163 km<br />

20 14. Sept. Arenas de San Pedro Plataforma de Gredos 189 km<br />

21 15. Sept. Fuenlabrada Madrid 106 km<br />

80 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

16<br />

15<br />

13<br />

11 10<br />

14<br />

9<br />

12<br />

17<br />

8<br />

19<br />

18<br />

7<br />

21<br />

ZIEL<br />

MADRID<br />

6<br />

20<br />

5<br />

4<br />

2<br />

3<br />

PODIUM 2018<br />

1. Simon Yates<br />

2. Enric Mas<br />

3. Miguel Ángel López<br />

START<br />

SALINAS DE<br />

TORREVIEJA<br />

1<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

4<br />

Roberto Heras<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Chris Froome<br />

2016 Nairo Quintana<br />

2015 Fabio Aru<br />

2014 Alberto Contador<br />

Etappenstart<br />

Etappenziel<br />

Zeitfahren<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 81


RENNKALENDER<br />

Michael Woods vor<br />

Bardet und dem<br />

späteren Sieger<br />

Valverde bei der<br />

Straßen-WM 2018.<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

27.–30. Tour Poitou-Charentes en Nouvelle Aquitaine Fra 2.1<br />

28. Druivenkoers – Overijse Bel 1.1<br />

29. 8.–1. 9. Deutschland Tour Ger 2.HC<br />

1. SEPTEMBER<br />

BRETAGNE<br />

CLASSIC<br />

PODIUM 2018<br />

1. Oliver Naesen 2. Michael Valgren<br />

3. Tim Wellens<br />

Das Terrain von Plouay bietet sich für alle Arten<br />

von Fahrern an. Der Ty-Marrec-Anstieg, eine<br />

lange, gerade Wand, die zur Kuppe hin flacher<br />

wird und sich unendlich hinzieht, ist das letzte<br />

Hindernis, und wie am Poggio bei Mailand–San<br />

Remo ist es perfekt ausbalanciert zwischen<br />

Kletterern und Sprintern.<br />

30. Great War Remembrance Race Bel 1.1<br />

31. GP de Plouay – Lorient Trophée Fra 1.WWT<br />

31. Omloop Mandel-Leie-Schelde Meulebeke Bel 1.1<br />

31. 8.–1. 9. Tour of Almaty Kaz 2.1<br />

SEPTEMBER<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

1. Bretagne Classic – Ouest France Fra 1.UWT<br />

1. GP Jef Scherens – Rondom Leuven Bel 1.1<br />

3.–8. Boels Ladies Tour Ned 2.WWT<br />

7. Brussels Cycling Classic Bel 1.HC<br />

8. GP de Fourmies / La Voix du Nord Fra 1.HC<br />

8. Antwerp Port Epic / Sels Trophy Bel 1.1<br />

8. Chrono Champenois – Trophée Européen Fra 1.1<br />

8.–15. OVO Energy Tour of Britain Gbr 2.HC<br />

10.–13. Lotto Belgium Tour Bel 2.1<br />

© Kramon<br />

11.–15. Turul Romaniei Rou 2.1<br />

13. GP Cycliste de Québec Can 1.UWT<br />

82 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

21.–29. SEPTEMBER<br />

WELTMEISTERSCHAFT<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1927 AUFLAGEN 85<br />

orkshire ist Gastgeber der Straßenweltmeisterschaft<br />

2019 im September.<br />

Es gibt schwere Straßen, eine<br />

Y<br />

wunderbare Landschaft, eine 50-zu-<br />

50-Chance für strahlenden Sonnenschein oder<br />

strömenden Regen plus natürlich Zehntausende<br />

von Fans.<br />

Das WM-Straßenrennen ist offiziell kein Monument,<br />

aber es ist das einzige Eintagesrennen<br />

des Jahres, das auf einer Stufe mit San Remo,<br />

Flandern, Roubaix, Lüttich und der Lombardei<br />

steht. Und es ist mehr als nur ein Rennen – auch<br />

die Junioren, U23 und Frauen haben ihren größten<br />

Auftritt des Jahres.<br />

Yorkshire hat sich damit einen Platz auf der<br />

Landkarte des Radsports gesichert, und die Fans<br />

sind ebenso leidenschaftlich wie die der Toskana,<br />

Flanderns, des Baskenlands und der Bretagne. Die<br />

Atmosphäre allein wird die Weltmeisterschaft in<br />

Yorkshire herausheben und ihren Erfolg garantieren.<br />

Das Terrain ist perfekt für ein hartes Rennen,<br />

obwohl die Organisatoren darauf geachtet haben,<br />

die Route nicht zu schwer zu machen – alle Anstiege<br />

werden in die Beine gehen, aber nicht rennentscheidend<br />

sein, und der abschließende Rundkurs<br />

in Harrogate ist knackig in klassischer<br />

WM-Manier. Was anders ist, ist das Format. Der<br />

Rundkurs in Harrogate ist in jedes Rennen einge-<br />

PODIUM 2018<br />

1. Alejandro Valverde<br />

2. Romain Bardet<br />

3. Michael Woods<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

3<br />

Alfredo Binda, Rik Van Steenbergen,<br />

Óscar Freire, Eddy Merckx, Peter Sagan<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Peter Sagan<br />

2016 Peter Sagan<br />

2015 Peter Sagan<br />

2014 Michał Kwiatkowski<br />

baut – ein oder zwei Runden bei den Zeitfahren,<br />

bis zu sieben beim Straßenrennen der Männer.<br />

Dennoch gibt es eine Vielzahl von Startorten –<br />

Richmond beim Straßenrennen der Junioren,<br />

Doncaster bei den Juniorinnen und U23, Bradford<br />

für die Elite der Frauen und Leeds für die Elite der<br />

Männer. Und jedes nähert sich dem Rundkurs auf<br />

andere Weise – die Strecke der Männer sieht mit<br />

dem Buttertubs-Pass am schwersten aus.<br />

Es gibt auch zum ersten Mal ein gemischtes,<br />

gestaffeltes Mannschaftszeitfahren, mit dem die<br />

WM eröffnet wird und das zweimal über den<br />

Rundkurs von Harrogate führt. Es gibt drei Männer<br />

und Frauen pro Team, die Männer fahren eine<br />

Runde als Mannschaftszeitfahren und die Frauen<br />

fahren los, sobald der zweite Mann die Linie überquert<br />

hat. Es ist innovativ und einzigartig (und<br />

favorisiert die Holländer, die stärkste Nation bei<br />

den Frauen und mit Tom Dumoulin für die Männer).<br />

Die Jury ist geteilter Meinung, ob es eine gute<br />

Idee ist oder nicht und ob es beim Publikum gut<br />

ankommt, aber es ersetzt ein unbeliebtes Event:<br />

das Mannschaftszeitfahren der Markenteams.<br />

Alejandro Valverde<br />

jubelt als WM-Sieger 2018.<br />

© SWpix.com<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 83


RENNKALENDER<br />

13. SEPTEMBER<br />

GP DE<br />

QUÉBEC<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michael Matthews 2. Greg Van Avermaet<br />

3. Jasper Stuyven<br />

Wenngleich nicht so prestigeträchtig oder<br />

schwierig wie die hügeligen Frühjahrsklassiker,<br />

bietet das erste von zwei zwischenstädtischen<br />

Rundstreckenrennen in Kanada einen guten<br />

Wettbewerb zwischen einem Querschnitt von<br />

Fahrern, der vielleicht ein bisschen zugunsten<br />

der Sprinter/Puncheure gewichtet ist.<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

13.–19. Tour Féminin de l’Ardèche Fra 2.1<br />

14. Coppa Agostoni – Giro delle Brianze Ita 1.1<br />

14.–-15. WNT Madrid Challenge by La Vuelta Spa 1.WWT<br />

15. GP Cycliste de Montréal Can 1.UWT<br />

15. Coppa Bernocchi Ita 1.1<br />

15. Tour du Doubs Fra 1.1<br />

17.–18. Giro della Toscana – Memorial Martini Ita 2.1<br />

18. GP de Wallonie Bel 1.1<br />

18.–21. Tour de Slovaquie Svk 2.1<br />

19. Coppa Sabatini – GP Città di Peccioli Ita 1.1<br />

20. Kampioenschaap van Vlaanderen Bel 1.1<br />

21. Primus Classic Bel 1.HC<br />

21. Memorial Marco Pantani Ita 1.1<br />

22. Straßen-WM gemischtes Staffelzeitfahren Gbr WC<br />

22. Gooikse Pijl Bel 1.1<br />

22. GP d’Isbergues – Pas de Calais Fra 1.1<br />

15. SEPTEMBER<br />

GP DE<br />

MONTRÉAL<br />

PODIUM 2018<br />

1. Michael Matthews 2. Sonny Colbrelli<br />

3. Greg Van Avermaet<br />

Der Mont Royal bildet das Herzstück des<br />

Rundkurses des GP de Montréal. Das Rennen in<br />

Montréal ist der Zwillingsbruder des GP Québec.<br />

Es findet nur 48 Stunden später statt – mit einer<br />

Route, die auf dem Papier etwas härter ist, aber<br />

ähnlichen Fahrern liegt.<br />

22. Duo Normand Fra 1.1<br />

22. Trofeo Matteotti Ita 1.1<br />

24. Straßen-WM Zeitfahren Frauen Gbr WC<br />

25. Straßen-WM Zeitfahren Männer Gbr WC<br />

25. Omloop van het Houtland Lichtervelde Bel 1.1<br />

28. Straßen-WM Straßenrennen Frauen Gbr WC<br />

29. Straßen-WM Straßenrennen Männer Gbr WC<br />

29. Paris–Chauny Fra 1.1<br />

OKTOBER<br />

DATUM RENNEN LAND KAT.<br />

2.–6. Tour of Iran Iri 2.1<br />

3. Sparkassen Münsterland Giro Ger 1.HC<br />

5. Tour de l’Eurométropole Bel 1.HC<br />

5. Giro dell’Emilia Ita 1.HC<br />

17.–22. OKTOBER<br />

TOUR OF<br />

GUANGXI<br />

PODIUM 2018<br />

1. Gianni Moscon 2. Felix Großschartner<br />

3. Sergei Chernetski<br />

Das letzte Rennen der WorldTour, die Tour of<br />

Guangxi, sieht aus wie ein Anhängsel und wird<br />

nicht im Fernsehen übertragen, was schade ist,<br />

weil die Landschaft umwerfend sein soll.<br />

6.–13. Tour of Taihu Lake Chn 2.1<br />

7. Paris–Tours Fra 1.HC<br />

7. GP Bruno Beghelli Ita 1.HC<br />

9. Tre Valli Varesine Ita 1.HC<br />

9.–14. Tour of Turkey Tur 2.UWT<br />

10. Mailand–Turin Ita 1.HC<br />

11. Gran Piemonte Ita 1.HC<br />

13. Lombardei-Rundfahrt Ita 1.UWT<br />

13. Ronde van Zeeland Ned 1.1<br />

14. Chrono des Nations Fra 1.1<br />

14. Memorial Rik Van Steenbergen Bel 1.1<br />

16. Nationale Sluitingprijs – Putte-Kapellen Bel 1.1<br />

16.–21. Tour of Guangxi Chn 2.UWT<br />

21. Japan Cup Jpn 1.HC<br />

21. Tour of Guangxi Chn WWT<br />

84 PROCYCLING | MÄRZ 2019


RENNKALENDER<br />

12. OKTOBER<br />

LOMBARDEI-RUNDFAHRT<br />

ERSTAUSTRAGUNG 1905 AUFLAGEN 112<br />

er Radsport könnte sich keinen fotogeneren<br />

und atmosphärischeren Ort für<br />

D<br />

sein Monument zum Abschluss der<br />

europäischen Saison aussuchen. Die<br />

Lombardei-Rundfahrt führt das Peloton auf einer<br />

reizvollen Schleife durch die südlichen Alpen Italiens<br />

um den Comer See, dessen steile Wälder<br />

und ruhige Wasser eine der schönsten Kulissen<br />

des Radsports bilden. Wenn die Sonne scheint<br />

und die herbstliche Veränderung in Farben und<br />

Klima betont, ist das Rennen ein Augenschmaus<br />

– San Remo erfüllt uns mit Optimismus und Vorfreude<br />

auf den Frühling und eine neue Saison, die<br />

Atmosphäre der Lombardei-Rundfahrt ist eher<br />

eine der Melancholie und Nostalgie – das Rennen<br />

trägt nicht umsonst den Beinamen „Rennen der<br />

fallenden Blätter“.<br />

Die Lombardei-Rundfahrt ist gleichzeitig das<br />

am schwersten und am einfachsten zu gewinnende<br />

Monument. Es ist das gebirgigste von allen.<br />

Es gibt weniger Anstiege als bei Lüttich, aber die<br />

wenigen sind viel schwerer und die Sieger der letzten<br />

Zeit sind allesamt ausgewiesene Grand-Tour-<br />

Kletterer – Thibaut Pinot, Vincenzo Nibali, Esteban<br />

Chaves und Dan Martin haben die letzten<br />

fünf Auflagen gewonnen. Das Terrain ist hart,<br />

andererseits sind zu diesem Zeitpunkt des Jahres<br />

PODIUM 2018<br />

1. Thibaut Pinot<br />

2. Vincenzo Nibali<br />

3. Dylan Teuns<br />

DIE MEISTEN SIEGE<br />

5<br />

Fausto Coppi<br />

FRÜHERE SIEGER<br />

2017 Vincenzo Nibali<br />

2016 Esteban Chaves<br />

2015 Vincenzo Nibali<br />

2014 Dan Martin<br />

weniger Fahrer motiviert, sich so fit zu halten, dass<br />

sie ein Rennen dieses Kalibers gewinnen können.<br />

Die Siegerliste, wegen des anspruchsvollen Parcours<br />

bereits ziemlich schmal, wird weiter geschmälert<br />

durch die Realität der Position des Rennens in der<br />

Saison. Um eine Chance zu haben, muss man ein<br />

sehr guter Kletterer in guter Form sein.<br />

Taktisch ist das cleverste, was ein Sieganwärter<br />

tun kann, mit einem starken Team anzutreten und<br />

das Rennen zu kontrollieren, wie Vincenzo Nibali<br />

2015 mit Astana. Wenn es ein Monument gibt,<br />

wo man eine Grand-Tour-Bergetappen-Taktik anwenden<br />

kann, dann dieses. Oder, wie es Esteban<br />

Chaves und Thibaut Pinot bei anderen jüngeren<br />

Auflagen gemacht haben, einfach früh angreifen,<br />

die Liste der Anwärter auf eine Handvoll Fahrer<br />

reduzieren und pure Kraft den Rest erledigen lassen.<br />

So oder so: Da die Anstiege die Größe des<br />

Pelotons gleich von der legendären Madonna del<br />

Ghisallo am Comer See aus ausdünnen und die<br />

Landschaft immer schön ist, hebt sich die europäische<br />

WorldTour etwas vom Besten bis zum<br />

Schluss auf.<br />

In der Lombardei hieß es in den letzten zwei<br />

Jahren Pinot gegen Nibali. Es steht eins zu eins.<br />

© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 85


SAISON-<br />

VORSCHAU<br />

2019<br />

WORLD-<br />

TEAMS<br />

AG2R LA MONDIALE 87<br />

ASTANA PRO TEAM 88 / BAHRAIN-MERIDA 89<br />

BORA–HANSGROHE 90 / CCC PRO TEAM 91<br />

DECEUNINCK–QUICK-STEP 92 / DIMENSION DATA 93<br />

EF-DRAPAC CANNONDALE 94 / GROUPAMA-FDJ 95<br />

TEAM JUMBO–VISMA 96 / KATUSHA-ALPECIN 97<br />

MITCHELTON-SCOTT 98 / LOTTO SOUDAL 99<br />

MOVISTAR TEAM 100 / TEAM SKY 101<br />

TREK-SEGAFREDO 102<br />

TEAM SUNWEB 104 / UAE TEAM EMIRATES 105<br />

86 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

AG2R LA MONDIALE<br />

WorldTour-Rang 2018 11 Gegründet 1992 Teamchef Vincent Lavenu Fahrrad Eddy Merckx<br />

AG2R-Glücksbringer Romain Bardet bleibt seiner Sache treu<br />

und richtet seine Saison auf die Tour aus. Seit Bardet 2014<br />

Sechster wurde, lastet die Erwartung der ganzen Nation auf<br />

seinen Schultern. Der Franzose, der in diesem Jahr 29 wird, dürfte<br />

in seine besten Jahre kommen und denken: Wenn er je das Gelbe<br />

Trikot gewinnen will, dann muss es bald sein. Bardet kommt die<br />

Route der Tour 2019 entgegen, die nur ein einziges Einzelzeitfahren<br />

über 27 Kilometer und zahlreiche Bergankünfte im Hochgebirge<br />

aufweist. Aber es sind die Rouleure, nicht die reinen Kletterer<br />

wie Bardet, die bei den jüngsten Frankreich-Rundfahrten in ihrem<br />

Element waren, ein Trend, den er wird bekämpfen müssen. Bardet<br />

zeigt zudem mit Podiumsplätzen bei Strade Bianche, Lüttich und<br />

WM 2018 ein zunehmendes Faible für schwere Eintagesrennen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bagdonas, Gediminas LTU 33<br />

Bardet, Romain FRA 28<br />

Bidard, François FRA 26<br />

Bouchard, Geoffrey FRA 26<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

15 16 8<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Chérel, Mikaël FRA 32<br />

Chevrier, Clément FRA 26<br />

Cosnefroy, Benoît FRA 23<br />

Denz, Nico GER 24<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Dillier, Silvan SUI 28<br />

Domont, Axel FRA 28<br />

Dumoulin, Samuel FRA 38<br />

Dupont, Hubert FRA 38<br />

Duval, Julien FRA 28<br />

Frank, Mathias SUI 32<br />

Gallopin, Tony FRA 30<br />

Gastauer, Ben LUX 31<br />

Geniez, Alexandre FRA 30<br />

Godon, Dorian FRA 22<br />

ALEXANDRE GENIEZ<br />

Der Kletterer gewann bei der letzten Vuelta eine<br />

Etappe und ist in den vergangenen drei Jahren<br />

stets den Giro gefahren. 2019 will er zur Tour<br />

zurückkehren, um Romain Bardet zu unterstützen.<br />

Gougeard, Alexis FRA 25<br />

Jauregui, Quentin FRA 24<br />

Latour, Pierre FRA 25<br />

Naesen, Oliver BEL 28<br />

Paret-Peintre, Aurélien FRA 22<br />

Peters, Nans FRA 24<br />

Vandenbergh, Stijn BEL 34<br />

Venturini, Clément FRA 25<br />

Vuillermoz, Alexis FRA 30<br />

Warbasse, Larry USA 28<br />

LARRY WARBASSE<br />

Der US-Meister von 2017, Etappensieger der Tour<br />

de Suisse, bekam im letzten Moment einen<br />

Vertrag bei AG2R und will nun seinen Platz in der<br />

Truppe finden. Wahrscheinlich wird er als<br />

Berghelfer für Bardet eingesetzt.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 87


WORLD-TEAMS<br />

ASTANA PRO TEAM<br />

WorldTour-Rang 2018 6 Gegründet 2006 Teamchef Aleksandr Vinokourov Fahrrad Argon 18<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

30 19 34<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Obwohl ihnen 2018 die prominenten Fahrer fehlten, war<br />

die Saison mit 30 Siegen – elf mehr als 2017 – erfolgreich<br />

für das kasachische Team. Darunter waren aufeinanderfolgende<br />

Tour-Etappen mit Fraile und Magnus Cort. Zudem war<br />

das himmelblaue Trikot dank Miguel Ángel López auf dem Podium<br />

des Giro und der Vuelta vertreten. Der 24 Jahre alte Kolumbianer<br />

zementierte seinen Platz als Astanas größte Grand-Tour-Hoffnung,<br />

obwohl Jakob Fuglsang die Tour anführen soll, während<br />

López den Giro in Angriff nehmen wird. Ion und Gorka Izagirre<br />

sind von Bahrain-Merida gekommen und werden willkommene<br />

Unterstützung in den Bergen liefern, und Ion wird seine Chancen<br />

bei den einwöchigen Rennen bekommen, bei denen er regelmäßig<br />

auf vordere Plätze fährt.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Ballerini, Davide ITA 24<br />

Bilbao, Pello ESP 28<br />

Bizhigitov, Zhandos KAZ 27<br />

Boaro, Manuele ITA 31<br />

Bohórquez, Hernando COL 26<br />

Cataldo, Dario ITA 33<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Contreras, Rodrigo COL 24<br />

Cort, Magnus DEN 25<br />

De Vreese, Laurens BEL 30<br />

Fominykh, Daniil KAZ 27<br />

Fraile, Omar ESP 28<br />

Fuglsang, Jakob DEN 33<br />

Gregaard Wilsly, Jonas DEN 22<br />

MAGNUS CORT<br />

Der Däne holte sich seine erste Tour-Etappe<br />

durch geschicktes Taktieren in der<br />

Ausreißergruppe. Er kann sich auf seine<br />

Endschnelligkeit verlassen, entwickelt aber auch<br />

ein Gespür für die Klassiker.<br />

Gidich, Yevgeniy KAZ 22<br />

Gruzdev, Dmitriy KAZ 32<br />

Hirt, Jan CZE 27<br />

Houle, Hugo CAN 28<br />

Izagirre, Gorka ESP 31<br />

Izagirre, Jon ESP 29<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

ALEXEY LUTSENKO<br />

Mit Etappensiegen bei der Vuelta und Paris–<br />

Nizza sowie dem Gesamtsieg der Tour of Oman<br />

2018 wird der kasachische Meister sein Team bei<br />

den hügeligen Klassikern anführen.<br />

Kudus, Merhawi ETI 24<br />

López, Miguel Ángel COL 24<br />

Lutsenko, Alexey KAZ 26<br />

Natarov, Yuriy KAZ 22<br />

Sánchez, Luis León ESP 35<br />

Stalnov, Nikita KAZ 27<br />

Villella, Davide ITA 27<br />

Zakharov, Artyom KAZ 27<br />

Zeits, Andrey KAZ 32<br />

88 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

BAHRAIN-MERIDA<br />

WorldTour-Rang 2018 7 Gegründet 2017 Teamchef Brent Copeland Fahrrad Merida<br />

Nach einer misslungenen Debütsaison hat Bahrain-Merida<br />

2018 große Fortschritte gemacht. Das Team hat seine<br />

Siegesausbeute verdoppelt und dank Vincenzo Nibalis San-<br />

Remo-Sieg ein Monument gewonnen. Es gibt Zeichen, dass auch die<br />

Tiefe der Mannschaft besser wird, denn 15 Fahrer haben Erfolge<br />

beigesteuert. Aber während Nibali bei den Klassikern glänzte, wird<br />

das Fehlen eines Grand-Tour-Podiums auf oberster Ebene nicht<br />

unbemerkt geblieben sein: Domenico Pozzovivos fünfter Platz beim<br />

Giro war das Höchste der Gefühle. Zeitfahrweltmeister Rohan Dennis<br />

kommt ins Team und fungiert als zweiter Kapitän neben Nibali,<br />

der den Giro und die Tour in Angriff nehmen will. Dennis’ frühere<br />

BMC-Teamkollegen Dylan Teuns und Damiano Caruso kommen<br />

ebenfalls, Ersterer als Spezialist für die hügeligen Klassiker.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Agnoli, Valerio ITA 33<br />

Arashiro, Yukiya JPN 34<br />

Bauhaus, Phil GER 24<br />

Bole, Grega SLO 33<br />

SIEGE<br />

2018 2017<br />

28 13<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Caruso, Damiano ITA 31<br />

Colbrelli, Sonny ITA 28<br />

Dennis, Rohan AUS 28<br />

Feng, Chun Kai TPE 30<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

García, Iván ESP 23<br />

Garosio, Andrea ITA 25<br />

Haussler, Heinrich AUS 34<br />

Koren, Kristjan SLO 32<br />

Mohorič, Matej SLO 24<br />

Nibali, Antonio ITA 26<br />

Nibali, Vincenzo ITA 34<br />

Novak, Domen SLO 23<br />

Padun, Mark UKR 22<br />

Pernsteiner, Hermann AUT 28<br />

Pibernik, Luka SLO 25<br />

MATEJ MOHORIČ<br />

Der 24-Jährige fand 2018 seinen Rhythmus:<br />

In seinem fünften Profijahr gewann er sieben<br />

Rennen. Der Sieger der BinckBank Tour und der<br />

Deutschland Tour wird dieses Jahr die Kopfstein-<br />

Klassiker in Angriff nehmen.<br />

Pozzovivo, Domenico ITA 36<br />

Sieberg, Marcel GER 36<br />

Teuns, Dylan BEL 26<br />

Tratnik, Jan SLO 28<br />

Wang, Meiyin CHN 30<br />

Williams, Stephen GBR 22<br />

ROHAN DENNIS<br />

Als Zeitfahrweltmeister und Träger des Führungstrikots<br />

aller drei großen Rundfahrten arbeitet<br />

Dennis weiter daran, ein echter Klasse mentfahrer<br />

zu werden. Ein wichtiger Schritt wird dabei sein,<br />

Gewicht zu verlieren, ohne an Kraft einzubüßen.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 89


WORLD-TEAMS<br />

BORA–HANSGROHE<br />

WorldTour-Rang 2018 3 Gegründet 2010 Teamchef Ralph Denk Fahrrad Specialized<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

33 33 8<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Bora bleibt bei dem, was das Team am besten kann: Sprints<br />

und Klassiker. Anders, als die Schlagzeilen vermuten lassen,<br />

ging es 2018 nicht nur um Peter Sagan. Zwar hat der<br />

Slowake sein erstes Paris–Roubaix, drei Tour-Etappen und ein<br />

sechstes Grünes Trikot gewonnen, aber er war einer von drei Sprintern,<br />

die glänzten. Bei Sam Bennett ist der Grand-Tour-Knoten geplatzt<br />

und er gewann drei Giro-Etappen, während der deutsche<br />

Meister Pascal Ackermann mit neun Siegen zu einem der spannendsten<br />

Sprinter des Jahres avanciert ist. Ob weiter genug Platz<br />

für alle drei da sein wird, bleibt abzuwarten. Da Sagan für die Tour<br />

vorgesehen ist, wurde Ackermann ein Giro-Debüt gegeben, was<br />

heißt, dass Bennett zur Vuelta geschickt wird – eine Aussicht, die<br />

dem Iren gar nicht gefällt.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Ackermann, Pascal GER 24<br />

Baška, Erik SVK 24<br />

Benedetti, Cesare ITA 31<br />

Bennett, Sam IRL 28<br />

Bodnar, Maciej POL 33<br />

Buchmann, Emanuel GER 26<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Burghardt, Marcus GER 35<br />

Drucker, Jempy LUX 32<br />

Formolo, Davide ITA 26<br />

Gatto, Oscar ITA 34<br />

Großschartner, Felix AUT 25<br />

Kennaugh, Peter GBR 29<br />

König, Leopold CZE 31 /<br />

PASCAL ACKERMANN<br />

Neun hochklassige Siege und mehrere dritte<br />

Plätze haben den Status des deutschen Meisters<br />

bei Bora verbessert. Beim Giro wird er der<br />

geschützte Sprinter des Teams sein.<br />

Konrad, Patrick AUT 27<br />

Majka, Rafał POL 29<br />

McCarthy, Jay AUS 26<br />

Mühlberger, Gregor AUT 24<br />

Oss, Daniel ITA 31<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

PETER SAGAN<br />

Der dreifache Weltmeister und Flandernwie<br />

Roubaix-Sieger wird dieses Jahr noch<br />

ambitionierter fahren, zumal er sein Klassiker-<br />

Programm bis auf L–B–L ausdehen will.<br />

Pfingsten, Christoph GER 31<br />

Poljański, Pawel POL 28<br />

Pöstlberger, Lukas AUT 26<br />

Sagan, Juraj SVK 30<br />

Sagan, Peter SVK 28<br />

Schachmann, Maximilian GER 24<br />

Schillinger, Andreas GER 35<br />

Schwarzmann, Michael GER 27<br />

Selig, Rüdiger GER 29<br />

90 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

CCC PRO TEAM<br />

WorldTour-Rang 2018 4 Gegründet 2007 Teamchef Jim Ochowicz Fahrrad Giant<br />

Obwohl er Fahrer verlor, während er einen neuen Sponsor<br />

suchte, rettete Jim Ochowicz BMC, indem er einen Deal<br />

mit dem polnischen ProConti-Team CCC einfädelte. Die<br />

BMC-Dachgesellschaft Continuum Sports hält immer noch die<br />

WorldTour-Lizenz, sodass das zwölfjährige Vermächtnis des Teams<br />

weiterlebt, aber es hat 2019 eine ganz andere Ausstrahlung – nicht<br />

nur wegen des neuen Namens und der orangefarbenen Trikots. Da<br />

die Rundfahrer Richie Porte, Tejay van Garderen und Rohan Dennis<br />

unter den 17 abgewanderten Fahrern sind, fällt das Spotlight jetzt<br />

ganz auf Greg Van Avermaet. Er bekommt bei den Klassikern Unterstützung<br />

von den Neuzugängen Guillaume Van Keirsbulck und<br />

Łucasz Wisniowski, aber ohne designierten Grand-Tour-Kapitän<br />

scheinen opportunistische Angriffe das Ziel zu sein.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Antunes, Amaro POR 28<br />

Barta, Will USA 22<br />

Bernas, Paweł POL 28<br />

Bevin, Patrick NZL 27<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

23 48 28<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Černý, Josef CZE 25<br />

De La Parte, Víctor ESP 32<br />

De Marchi, Alessandro ITA 32<br />

Geschke, Simon GER 32<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Gradek, Kamil POL 28<br />

Koch, Jonas GER 25<br />

Mareczko, Jakub ITA 24<br />

Owsian, Łukasz POL 28<br />

Pauwels, Serge BEL 35<br />

Rosskopf, Joey USA 29<br />

Sajnok, Szymon POL 21<br />

Schär, Michael SUI 32<br />

ten Dam, Laurens NED 38<br />

Van Avermaet, Greg BEL 33<br />

JAKUB MARECZKO<br />

Der polnisch-italienische Sprinter<br />

sorgte für Wilier Triestina bei der Asia Tour<br />

für Furore. Kann er auch in der WorldTour<br />

Siege herausfahren?<br />

Van Hoecke, Gijs BEL 27<br />

Van Hooydonck, Nathan BEL 23<br />

Van Keirsbulck, Guillaume BEL 27<br />

Ventoso, Francisco José ESP 36<br />

Wiśniowski, Łukasz POL 27<br />

Zoidl, Riccardo AUT 30<br />

GREG VAN AVERMAET<br />

Der belgische Roubaix-Sieger hat loyale<br />

Klassiker-Fahrer um sich gesammelt. Er war<br />

so oft so nah dran, dass dieses Jahr endlich<br />

ein Sieg bei der Flandern-Rundfahrt<br />

her muss.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 91


WORLD-TEAMS<br />

DECEUNINCK–QUICK-STEP<br />

WorldTour-Rang 2018 1 Gegründet 2003 Teamchef Patrick Lefevere Fahrrad Specialized<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

73 56 54<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Obwohl das Team im siebten Jahr in Folge die meisten Siege<br />

eingefahren hat, musste Patrick Lefevere alle Hebel in<br />

Bewegung setzen, um einen Sponsor für 2019 zu finden.<br />

Fensterhersteller Deceuninck hat die unmittelbare Zukunft des<br />

belgischen Teams gerettet, aber zwei Stars hat es verloren: Fernando<br />

Gaviria und Flandern-Sieger Niki Terpstra. Trotzdem macht<br />

das Team weiter das, was es am besten kann: sich auf die Klassiker<br />

und Sprints konzentrieren und die Möglichkeiten über das ganze<br />

Team verteilen. Stärker im Mittelpunkt wird Elia Viviani stehen, der<br />

einen Tour-Start bekommen dürfte, ebenso Julian Alaphilippe, der<br />

sein Frühjahrsprogramm um Mailand–San Remo und Strade Bianche<br />

erweitert hat. Aufpassen sollte man auf Fabio Jakobsen, dem<br />

rivalisierende Sprinter in diesem Jahr den Durchbruch zutrauen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Alaphilippe, Julian FRA 26<br />

Asgreen, Kasper DEN 23<br />

Capecchi, Eros ITA 32<br />

Cavagna, Rémi FRA 23<br />

Declercq, Tim BEL 29<br />

Devenyns, Dries BEL 35 /<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Evenepoel, Remco BEL 18<br />

Gilbert, Philippe BEL 36<br />

Hodeg, Alvaro Jose COL 22<br />

Honoré, Mikkel Frølich DEN 21<br />

Jakobsen, Fabio NED 22<br />

Jungels, Bob LUX 26<br />

Keisse, Iljo BEL 36<br />

ELIA VIVIANI<br />

Der Italiener blühte 2018 auf und war der<br />

wohl erfolgreichste Sprinter des Jahres.<br />

Nun muss er zeigen, dass er diesen Status<br />

halten kann, wenn er zum ersten Mal seit<br />

2014 bei der Tour antritt.<br />

Knox, James GBR 23<br />

Lampaert, Yves BEL 27<br />

Martinelli, Davide ITA 25<br />

Mas, Enric ESP 23<br />

Mørkøv, Michael DEN 33<br />

Richeze, Maximiliano ARG 35<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

ENRIC MAS<br />

Mit Platz zwei bei der Vuelta gelang ihm<br />

2018 der Durchbruch. Ist Mas der nächste<br />

spanische Radsportstar? In der kommenden<br />

Saison wird er stärker unter Beobachtung<br />

stehen und muss sich beweisen.<br />

Sabatini, Fabio ITA 33<br />

Senechal, Florian FRA 25<br />

Serry, Pieter BEL 30<br />

Stybar, Zdenek CZE 33<br />

Vakoc, Petr CZE 26<br />

Viviani, Elia ITA 29<br />

92 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

DIMENSION DATA<br />

WorldTour-Rang 2018 18 Gegründet 2007 Teamchef Douglas Ryder Fahrrad BMC<br />

Dimension Data sitzt seit drei Jahren im Keller der World-<br />

Tour-Rangliste fest. Da für 2020 Reformen geplant sind,<br />

wonach der Ranglisten-Letzte in die ProConti-Division<br />

absteigt, muss das Team seinen potenziellen Neuzugängen und<br />

Sponsoren beweisen, dass es im übernächsten Jahr nicht gefährdet<br />

ist. Nachdem ihre meisten Stars 2018 mit Verletzungen zu kämpfen<br />

hatten, wäre eine voll fitte und gesunde Mannschaft schon<br />

mal ein guter Anfang. Unter den neuen Gesichtern ist Giacomo<br />

Nizzolo, der Cavendish etwas entlasten soll. Aber ihr größter Transfer-Coup<br />

war, den letztjährigen Amstel- und Omloop-Sieger Michael<br />

Valgren zu verpflichten. Der Däne soll dem Team bei den<br />

Kopfsteinpflaster-Klassikern Präsenz verleihen.<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

7 25 32<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bak, Lars DEN 38<br />

Boasson Hagen, Edvald NOR 31<br />

Cavendish, Mark GBR 33<br />

Cummings, Stephen GBR 37<br />

Davies, Scott GBR 23<br />

De Bod, Stefan RSA 22<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23<br />

24–26 27–30 31–32 33+<br />

Dlamini, Nicholas RSA 23<br />

Eisel, Bernhard AUT 37<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Gasparotto, Enrico ITA 36<br />

Ghebreigzabhier, Amanuel ERI 24<br />

Gibbons, Ryan RSA 24<br />

Janse van Rensburg, Jacques RSA 31<br />

Janse van Rensburg, Reinardt RSA 29 /<br />

King, Ben USA 29<br />

Kreuziger, Roman CZE 32<br />

Mäder, Gino SWI 21<br />

Meintjes, Louis RSA 26 /<br />

Nizzolo, Giacomo ITA 29<br />

O’Connor, Ben AUS 23<br />

MARK CAVENDISH<br />

Nach zwei schlechten Jahren muss der<br />

Weltmeister von 2011 hoffen, Verletzungen<br />

und Krankheiten hinter sich gelassen zu haben.<br />

Sein größtes Ziel wird sein, durch vier weitere<br />

Tour-Etappensiege mit Merckx gleichzuziehen.<br />

Renshaw, Mark AUS 36<br />

Slagter, Tom-Jelte NED 29<br />

Thomson, Jay Robert RSA 32 /<br />

Tiller, Rasmus NOR 22<br />

Valgren, Michael DEN 26<br />

Venter, Jaco RSA 31 /<br />

Vermote, Julien BEL 29<br />

Wyss, Danilo SUI 33<br />

MICHAEL VALGREN<br />

Der Sieger von Omloop und Amstel ist ein<br />

guter Fang, zumal er Dimension Data bei den<br />

großen Klassikern ein Gesicht geben wird –<br />

auch bei der Flandern-Rundfahrt, wo er<br />

letztes Jahr Vierter war.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 93


WORLD-TEAMS<br />

EF-DRAPAC CANNONDALE<br />

WorldTour-Rang 2018 16 Gegründet 2005 Teamchef Jonathan Vaughters Fahrrad Cannondale<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

6 14 10<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Der zusammengewürfelte Haufen des Radsports, EF-Drapac,<br />

arbeitet gerne ein bisschen anders. Die Siege sind 2018<br />

nicht geflossen, aber Siege sind nicht alles für ein Team,<br />

das den Sponsoren seine Popularität – und damit seinen Wert –<br />

bewiesen hat, nachdem eine Crowdfunding-Kampagne 2017 seine<br />

Zukunft sicherte. Außerdem dehnt das Team seinen Aufgabenbereich<br />

über den Straßenradsport hinaus aus; EF-Fahrer werden in<br />

und neben ihrem WorldTour-Programm an Offroad- und Ultra-<br />

Ausdauerrennen und Kriterien teilnehmen. Rigoberto Uran ist weiterhin<br />

der Kapitän für die großen Rundfahrten, unterstützt von<br />

Neuzugang Tejay van Garderen. Derweil dürfte Sep Vanmarcke auf<br />

einen großen Klassikersieg hoffen, nachdem er im letzten Frühjahr<br />

erneut eine Serie von Top-Ten-Plätzen belegt hat.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bennett, Sean USA 22<br />

Bettiol, Alberto ITA 25 /<br />

Breschel, Matti DEN 34 /<br />

Brown, Nathan USA 27<br />

Caicedo, Jonathan Klever VEN 25<br />

Carthy, Hugh GBR 24<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Clarke, Simon AUS 32<br />

Craddock, Lawson USA 26<br />

Docker, Mitchell AUS 32<br />

Dombrowski, Joe USA 27<br />

Hofland, Moreno NED 27<br />

Howes, Alex USA 31<br />

Kangert, Tanel EST 31<br />

TEJAY VAN GARDEREN<br />

Van Garderen hat den undankbaren Job, die<br />

Fahne der US-Rundfahrerszene hochzuhalten.<br />

Für die kommende Saison peilt er die großen<br />

Rennen des amerikanischen Kalenders an.<br />

Langeveld, Sebastian NED 33<br />

Martínez, Daniel Felipe COL 22<br />

McLay, Daniel GBR 26<br />

Modolo, Sacha ITA 31<br />

Morton, Lachlan AUS 26<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MICHAEL WOODS<br />

Der Kanadier war einst Läufer und hatte im<br />

letzten Jahr seinen Durchbruch als Rennfahrer:<br />

In Lüttich und bei der WM stand er auf dem<br />

Podest, ist also eine Gefahr in schweren Eintagesrennen.<br />

Seine Qualitäten als Etappen jäger<br />

bewies er bereits bei der Herald Sun Tour 2019.<br />

Owen, Logan USA 23<br />

Phinney, Taylor USA 28<br />

Scully, Tom NZL 28<br />

Urán, Rigoberto COL 31<br />

van den Berg, Julius NED 22<br />

van Garderen, Tejay USA 30<br />

Vanmarcke, Sep BEL 30<br />

Whelan, James AUS 22<br />

Woods, Michael CAN 32<br />

94 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

GROUPAMA-FDJ<br />

WorldTour-Rang 2018 14 Gegründet 1997 Teamchef Marc Madiot Fahrrad Lapierre<br />

Wie ihre Landsleute von AG2R wissen die Männer von<br />

Groupama-FDJ, was für sie funktioniert. In den letzten<br />

paar Jahren lag der Fokus bei den großen Rundfahrten<br />

auf Thibaut Pinot und Arnaud Démare bei den Sprints. 2019 dürfte<br />

sich daran nicht viel ändern. Nur drei neue Fahrer sind gekommen,<br />

und Madiot hat in das reinvestiert, was er bereits hat. Obwohl<br />

Pinot in den Gesamtwertungen der großen Rundfahrten nicht<br />

punkten konnte – er bekam auf der 20. Etappe des Giro eine Lungenentzündung<br />

und wurde Sechster der Vuelta –, hatte er 2018<br />

eines der erfolgreichsten Jahre, das er mit einem ersten Sieg bei der<br />

Lombardei-Rundfahrt krönte. Nachdem er in den letzten zwei Jahren<br />

den Giro gefahren ist, konzentriert sich der 28-Jährige in diesem<br />

Sommer auf die Tour, die ihm mit ihrer gebirgigen Strecke liegt.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Armirail, Bruno FRA 24<br />

Bonnet, William FRA 36<br />

Delage, Mickaël FRA 33 /<br />

Demare, Arnaud FRA 27<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

33 27 20<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Duchesne, Antoine CAN 27<br />

Frankiny, Kilian SUI 24<br />

Gaudu, David FRA 22<br />

Guarnieri, Jacopo ITA 31<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Hoelgaard, Daniel NOR 25<br />

Konovalovas, Ignatas LTU 33<br />

Küng, Stefan SUI 25<br />

Ladagnous, Matthieu FRA 34<br />

Le Gac, Olivier FRA 25<br />

Ludvigsson, Tobias SWE 27<br />

Madouas, Valentin FRA 22<br />

Molard, Rudy FRA 29<br />

Morabito, Steve SUI 35<br />

Pinot, Thibaut FRA 28<br />

Preidler, Georg AUT 28<br />

STEFAN KÜNG<br />

Der vielseitige Schweizer ist stark bei den<br />

Klassikern und im Zeitfahren und auf<br />

Flachetappen ein wichtiger Helfer für Thibaut<br />

Pinot, wo der Franzose oft die Unterstützung<br />

eines Rouleurs vermisste.<br />

Reichenbach, Sébastien SUI 29<br />

Roux, Anthony FRA 31<br />

Sarreau, Marc FRA 25<br />

Scotson, Miles AUS 24<br />

Seigle, Romain FRA 24<br />

Sinkeldam, Ramon NED 29<br />

Thomas, Benjamin FRA 23<br />

Vaugrenard, Benoît FRA 35<br />

Vincent, Léo FRA 23<br />

THIBAUT PINOT<br />

FDJs Aushängeschild kam am Ende der letzten<br />

Saison richtig in Fahrt und gewann zwei Vuelta-<br />

Etappen plus die Lombardei-Rundfahrt. Bei der<br />

Tour fühlte er sich nie richtig wohl, dennoch<br />

steht sie 2019 auf seinem Programm.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 95


WORLD-TEAMS<br />

TEAM JUMBO–VISMA<br />

WorldTour-Rang 2018 10 Gegründet 1996 Manager Richard Plugge Fahrrad Bianchi<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

33 26 19<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Jumbo übertraf 2018 die meisten Erwartungen, indem das<br />

Team die Top Ten aller drei großen Rundfahrten erreichte:<br />

Achter beim Giro, Vierter und Fünfter bei der Tour und Vierter<br />

bei der Vuelta. Obwohl es kein großes Budget und nicht viele<br />

Stars gibt, hat die holländische Truppe bewiesen, dass man mit<br />

klugen Investitionen und der richtigen Einstellung weit kommen<br />

kann. Dylan Groenewegen ist erwachsen geworden, und seine zwei<br />

Tour-Etappensiege bedeuten, dass er 2019 jeden Sprinter schlagen<br />

kann. Primož Roglic hat bewiesen, dass er ein potenzieller Rundfahrtsieger<br />

ist, und er dürfte ein Geheimtipp vieler Beobachter für<br />

einen zeitfahrlastigen Giro sein. Steven Kruijswijk, der im letzten<br />

Jahr absolut beständig war, wird das Team bei der Tour anführen.<br />

Er bekommt Unterstützung vom Neuseeländer George Bennett.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bennett, George NZL 28<br />

Bouwman, Koen NED 25<br />

De Plus, Laurens BEL 23<br />

De Tier, Floris BEL 26<br />

Eenkhoorn, Pascal NED 21<br />

Gesink, Robert NED 32<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Groenewegen, Dylan NED 25<br />

Hofstede, Lennard NED 24<br />

Jansen, Amund NOR 24<br />

Kruijswijk, Steven NED 31<br />

Kuss, Sepp USA 24<br />

Leezer, Tom NED 33<br />

TONY MARTIN<br />

Der dreimalige Zeitfahrweltmeister soll das Team<br />

in den großen Rundfahrten und bei den<br />

Klassikern unterstützen. Martin selbst hofft<br />

darauf, wieder an sein früheres Niveau<br />

anknüpfen zu können.<br />

Lindeman, Bert-Jan NED 29<br />

Martens, Paul GER 35<br />

Martin, Tony GER 33<br />

Olivier, Daan NED 26<br />

Powless, Neilson USA 22<br />

Roglic, Primoz SLO 29<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

LAURENS DE PLUS<br />

Der belgische Kletterer könnte sich für Jumbo<br />

als clevere Investition erweisen. Er ist erst 23 und<br />

seine Entwicklung wurde von Stürzen behindert.<br />

Nun soll er Roglic beim Giro helfen; dass er<br />

Potenzial hat, bewies er unter anderem mit Platz<br />

acht bei der Tour of California 2018.<br />

Roosen, Timo NED 25<br />

Teunissen, Mike NED 26<br />

Tolhoek, Antwan NED 24<br />

Van Aert, Wout BEL 24<br />

van Der Hoorn, Taco NED 25<br />

van Emden, Jos NED 33<br />

van Poppel, Danny NED 25<br />

Vingegaard, Jonas DEN 22<br />

Wynants, Maarten BEL 36<br />

96 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

KATUSHA-ALPECIN<br />

WorldTour-Rang 2018 17 Gegründet 2009 Teamchef José Acevedo Fahrrad Canyon<br />

Die Saison 2018 war ein Reinfall für das in der Schweiz<br />

registrierte Team. Es gewann im ganzen Jahr fünf Rennen<br />

und wurde nur 18-mal Zweiter und Dritter. Marcel<br />

Kittel, der prominenteste Neuzugang im letzten Winter, gewann<br />

nur zwei Rennen. Er behauptet, den Grund für seine Fehlzündungen<br />

zu kennen und sie mit dem Teammanagement besprochen<br />

zu haben, mit dem er in der letzten Saison mitunter zu hadern<br />

schien. Ilnur Zakarin wurde bei der Tour anonymer Neunter<br />

und bei der Vuelta enttäuschender 20. In diesem Jahr nimmt er<br />

zunächst den Giro in Angriff. Der frühere Zeitfahr-Weltmeister<br />

Tony Martin ist der namhafteste Abgang und der ausdauernde<br />

Sprinter Jens Debusschere der größte Zugang. Der Belgier hat die<br />

Klassiker im Visier.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Battaglin, Enrico ITA 29<br />

Biermans, Jenthe BEL 23<br />

Boswell, Ian USA 27<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

5 17 25<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Cras, Steff BEL 22<br />

Debusschere, Jens BEL 29<br />

Dowsett, Alex GBR 30<br />

–23<br />

24–26 27–30 31–32 33+<br />

Fabbro, Matteo ITA 23<br />

Gonçalves, Jose POR 29<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Guerreiro, Ruben POR 24<br />

Haas, Nathan AUS 29<br />

Haller, Marco AUT 27<br />

Hollenstein, Reto SUI 33<br />

Kittel, Marcel GER 30<br />

Kochetkov, Pavel RUS 32<br />

Kuznetsov, Vyacheslav RUS 29<br />

Navarro, Daniel ESP 35<br />

Politt, Nils GER 24<br />

Smit, Willie RSA 26<br />

Spilak, Simon SLO 32<br />

MARCEL KITTEL<br />

2018 lief bekanntermaßen schlecht, doch der<br />

Sprinter blickt optimistisch nach vorne und<br />

hat bereits den ersten Saisonsieg geholt.<br />

Sein Hauptziel ist aber die Tour, bei der er<br />

wieder glänzen muss.<br />

Strakhov, Dmitry RUS 23<br />

Tanfield, Harry GBR 24<br />

Würtz, Mads DEN 24<br />

Zabel, Rick GER 25<br />

Zakarin, Ilnur RUS 29<br />

ILNUR ZAKARIN<br />

Bei der Tour 2018 wurde der Russe enttäuschender<br />

Neunter. Er hat seinen Blick auf den Giro<br />

gerichtet und hofft, wieder zu der Form zu finden,<br />

die ihm dort 2017 den fünften Schlussrang<br />

einbrachte sowie den dritten Platz bei der Vuelta.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 97


WORLD-TEAMS<br />

MITCHELTON-SCOTT<br />

WorldTour-Rang 2018 5 Gegründet 2012 Teamchef Shayne Bannan Fahrrad Scott<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

38 32 28<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

2018 war das beste Jahr in der siebenjährigen Geschichte von<br />

Mitchelton-Scott: Zu den 37 Siegen zählt eine erste große<br />

Rundfahrt dank Simon Yates’ Vuelta-Titel. Da Caleb Ewan<br />

geht, hat sich der Fokus auf die Yates-Zwillinge und Esteban Chaves<br />

verlagert. Simon tritt wieder beim Giro an, nachdem er den Sieg 2018<br />

schmerzhaft knapp verpasste. Damit kann sich Adam auf die Tour<br />

konzentrieren, wo er im letzten Jahr in der Gesamtwertung enttäuschte.<br />

Bei Chaves, der brillant in den Giro startete, bevor er nach<br />

der Hälfte des Rennens einbrach, wurde Epstein-Barr diagnostiziert<br />

– wieder ganz zu Kräften zu kommen, wird seine Priorität sein. Svein<br />

Tuft geht und Mat Hayman wechselt in den Mitarbeiterstab des<br />

Teams. Ihr Weggang erlaubt es dem Team, in die Zukunft zu investieren:<br />

Vier der sechs Neuzugänge sind unter 25.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Affini, Edoardo ITA 22<br />

Albasini, Michael SUI 38<br />

Bauer, Jack NZL 33<br />

Bewley, Sam NZL 31<br />

Bookwalter, Brent USA 34<br />

Chaves, Esteban COL 28<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Durbridge, Luke AUS 27<br />

Edmondson, Alexander AUS 25<br />

Grmay, Tsgabu ETH 27<br />

Haig, Jack AUS 25<br />

Hamilton, Lucas AUS 22<br />

Hayman, Mathew AUS 40<br />

Hepburn, Michael AUS 27<br />

SIMON YATES<br />

Der Vuelta-Sieger hat die Erwartungen erfüllt,<br />

die durch gute Rundfahrt-Ergebnisse in ihn<br />

gesetzt wurden, und seine aggressive Fahrweise<br />

sorgte für Spannung. Sein Ziel ist der Giro, den er<br />

als einer der Favoriten in Angriff nimmt.<br />

Howson, Damien AUS 26<br />

Impey, Daryl RSA 34<br />

Juul Jensen, Christopher DEN 29<br />

Meyer, Cameron AUS 30<br />

Mezgec, Luka SLO 30<br />

Nieve, Mikel ESP 34<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MATTEO TRENTIN<br />

Der Klassiker-Spezialist wurde 2018 durch einen<br />

schlimmen Sturz bei Roubaix außer Gefecht<br />

gesetzt. Er könnte bei den Kopfstein-Klassikern<br />

eine Rolle spielen und auch bei der Weltmeisterschaft<br />

in Yorkshire stark auftreten.<br />

Schultz, Nicholas AUS 24<br />

Scotson, Callum AUS 22<br />

Smith, Dion NZL 25<br />

Stannard, Robert AUS 20<br />

Trentin, Matteo ITA 29<br />

Yates, Adam GBR 26<br />

Yates, Simon GBR 26<br />

98 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

LOTTO SOUDAL<br />

WorldTour-Rang 2018 15 Gegründet 1985 Teamchef John Lelangue Fahrrad Ridley<br />

Für die letzten acht Jahre war der Star von Lotto Soudal ganz<br />

klar André Greipel. Der „Gorilla“ holte 95 Siege für das<br />

Team. Aber im letzten Sommer begann die Beziehung zwischen<br />

dem Deutschen und dem belgischen Team zu bröckeln, als<br />

das Management entschied, den Vertrag des 36-Jährigen nicht zu<br />

verlängern. An Greipels Stelle kommt ein jüngeres Sprinter-Modell<br />

in Gestalt des 24 Jahre alten Caleb Ewan, der unbedingt sein<br />

Tour-Debüt geben will, das ihm letztes Jahr verwehrt blieb. Auch<br />

Lars Bak und Marcel Sieberg, zwei wichtige Sprintanfahrer von<br />

Greipel, sind gegangen. Sie werden ersetzt durch Roger Kluge und<br />

Adam Blythe. Ohne einen Rundfahrer wird Lotto eine Angriffsstrategie<br />

verfolgen und seine couragierten und angriffslustigen<br />

Fahrer ihr Ding machen lassen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Armee, Sander BEL 33<br />

Benoot, Tiesj BEL 24<br />

Blythe, Adam GBR 29 /<br />

Byriel Iversen, Rasmus DEN 21<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

25 25 21<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Campenaerts, Victor BEL 27<br />

De Buyst, Jasper BEL 25<br />

De Gendt, Thomas BEL 32<br />

Dewulf, Stan BEL 21<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Ewan, Caleb AUS 24<br />

Frison, Frederik BEL 26<br />

Hagen, Carl Frederick NOR 27<br />

Hansen, Adam AUS 37<br />

Keukeleire, Jens BEL 30<br />

Kluge, Roger GER 32<br />

Lambrecht, Bjorg BEL 21<br />

Maes, Nikolas BEL 32<br />

Marczynski, Tomasz POL 34<br />

Mertz, Rémy BEL 23<br />

Monfort, Maxime BEL 35<br />

Naesen, Lawrence BEL 26<br />

Van Der Sande, Tosh BEL 28<br />

van Goethem, Brian NED 27<br />

Vanendert, Jelle BEL 33<br />

Vanhouke, Harm BEL 21<br />

Wallays, Jelle BEL 29<br />

Wellens, Tim BEL 27<br />

Wouters, Enzo BEL 22<br />

TIESJ BENOOT<br />

Benoot glänzt unter widrigen Bedingungen,<br />

wie er mit seinem ersten Profisieg bei<br />

den Strade Bianche im vergangenen März<br />

bewies. Der starke Klassiker-Fahrer beendete<br />

die Flandern-Rundfahrt bereits auf Platz 5<br />

und fährt gut bei einwöchigen Rund fahrten.<br />

ADAM BLYTHE<br />

Der Brite kehrt 2019 an seine alte<br />

Wirkungsstätte zurück – 2011 verließ er<br />

Lotto. Mit Caleb Ewan arbeitete er bereits<br />

2015 bei Orica-GreenEdge zusammen.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, Kramon<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 99


WORLD-TEAMS<br />

MOVISTAR TEAM<br />

WorldTour-Rang 2018 8 Gegründet 1980 Manager Eusebio Unzué Fahrrad Canyon<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

26 31 36<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Movistars Trio von Superstar-Kapitänen, Nairo Quintana,<br />

Alejandro Valverde und Mikel Landa, floppte bei den großen<br />

Rundfahrten im letzten Jahr und erreichte keinen<br />

Podiumsplatz. Trotzdem hat sich in der Mannschaft 2019 wenig<br />

geändert. Früher sah Quintana wie ein Fahrer aus, der Geschichte<br />

schreiben würde; jetzt scheinen seine Chancen, als erster Kolumbianer<br />

die Tour zu gewinnen, zu schwinden. Trotzdem wird er das<br />

Juwel in der Krone sein, wenn die Tour im Juli losrollt. Der neue<br />

Weltmeister Valverde hat angedeutet, dass er lieber den Giro und<br />

die Vuelta fahren will. Movistar hat zudem mit Richard Carapaz<br />

– Vierter beim Giro – und dem Paris–Nizza-Sieger Marc Soler zwei<br />

hoch gehandelte Nachwuchsfahrer. Beide scheinen aufzublühen,<br />

wenn sie nicht so sehr im Fokus stehen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Amador, Andrey CRC 32<br />

Anacona, Winner COL 30<br />

Arcas, Jorge ESP 26<br />

Barbero, Carlos ESP 27<br />

Bennati, Daniele ITA 38<br />

Betancur, Carlos COL 29<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Carapaz, Richard ECU 25<br />

Carretero, Hector ESP 23<br />

Castrillo, Jaime ESP 22<br />

Erviti, Imanol ESP 35<br />

Fernandez, Ruben ESP 27<br />

Landa, Mikel ESP 29<br />

Mas, Lluis ESP 29<br />

MARC SOLER<br />

Der groß gewachsene Soler erinnert als guter<br />

Zeitfahrer an Indurain. Bei der Tour 2019 soll er<br />

Quintana unterstützen, doch könnte er den<br />

Kolumbianer in den Schatten stellen.<br />

Oliveira, Nelson POR 29<br />

Pedrero, Antonio ESP 27<br />

Prades, Eduard ESP 31<br />

Quintana, Nairo COL 28<br />

Roelandts, Jürgen BEL 33<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © BettiniPhoto<br />

ALEJANDRO VALVERDE<br />

Der Weltmeister wird im April 39, will aber noch<br />

bis zu den Olympischen Spielen von Tokio 2020<br />

weitermachen. Die bergigen Klassiker stehen<br />

wieder auf seinem Programm, dann kommen<br />

Giro und Vuelta.<br />

Rojas, Jose Joaquin ESP 33<br />

Sepulveda, Eduardo ARG 27<br />

Soler, Marc ESP 25<br />

Sütterlin, Jasha GER 26<br />

Valls, Rafael ESP 31<br />

Valverde, Alejandro ESP 38<br />

Verona, Carlos ESP 26<br />

100 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

TEAM SKY<br />

WorldTour-Rang 2018 2 Gegründet 2010 Teamchef David Brailsford Fahrrad Pinarello<br />

Diese Saison markiert das Ende eines Jahrzehnts der Dominanz<br />

des Teams Sky, denn das Unternehmen erklärte im<br />

Dezember, es werde das britische Team nur noch bis Ende<br />

dieses Jahres unterstützen. Obwohl Teamchef Dave Brailsford nach<br />

einem neuen Sponsor suchen will, sind die Fahrer von Sky jetzt quasi<br />

auf dem Markt. Man darf gespannt darauf sein, wie sich das auf die<br />

Grand-Tour-Schwergewichte auswirkt. Chris Froome, der einen<br />

fünften Toursieg anstrebt, und Titelverteidiger Geraint Thomas<br />

werden sich im Juli wahrscheinlich die Kapitänsrolle teilen, während<br />

der kolumbianische Shootingstar Egan Bernal sein Giro-Debüt<br />

geben soll. Wird der Zusammenhalt des Teams Bestand haben,<br />

wenn einzelne Fahrer nach den besten Verträgen jagen?<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

43 36 39<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Basso, Leonardo ITA 25<br />

Bernal, Egan COL 21<br />

Castroviejo, Jonathan ESP 31<br />

De La Cruz, David ESP 29<br />

Doull, Owain GBR 25<br />

Dunbar, Eddie IRL 22<br />

Elissonde, Kenny FRA 27<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23<br />

24–26 27–30 31–32 33+<br />

Froome, Chris GBR 33<br />

Ganna, Filippo ITA 22<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Geoghegan Hart, Tao GBR 23<br />

Golas, Michal POL 34<br />

Halvorsen, Kristoffer NOR 22<br />

Henao, Sebastian COL 25<br />

Kiryienka, Vasil BLR 37<br />

Knees, Christian GER 37<br />

Kwiatkowski, Michal POL 28<br />

Lawless, Christopher GBR 23<br />

Moscon, Gianni ITA 24<br />

Narvaez, Jhonatan ECU 21<br />

IVAN SOSA<br />

Ein komplizierter Teamwechsel führte dazu, dass<br />

der junge Kolumbianer erst Ende Dezember<br />

offiziell zum Sky-Fahrer wurde. Er ist eng mit<br />

Egan Bernal verbunden und dürfte mit diesem<br />

den Giro bestreiten.<br />

Poels, Wout NED 31<br />

Puccio, Salvatore ITA 29<br />

Rosa, Diego ITA 29<br />

Rowe, Luke GBR 28<br />

Sivakov, Pavel RUS 21<br />

Sosa, Ivan COL 21<br />

Stannard, Ian GBR 31<br />

Swift, Ben GBR 31 /<br />

Thomas, Geraint GBR 32<br />

van Baarle, Dylan NED 26<br />

BEN SWIFT<br />

Zwei Jahre bei UAE Emirates brachten dem<br />

jungen Briten keine Siege ein; nun kehrt er zu<br />

seinen Wurzeln bei Sky zurück. Er wird eine<br />

Helferrolle einnehmen und dürfte keine<br />

Schwierigkeiten haben, sich wieder einzuleben.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 101


WORLD-TEAMS<br />

TREK-SEGAFREDO<br />

WorldTour-Rang 2018 13 Gegründet 2011 Teamchef Luca Guercilena Fahrrad Trek<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

20 19 22<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Trek-Segafredo geht mit Richie Porte in seinen Reihen in das<br />

Jahr 2019. Der tasmanische Neuzugang sollte dem Team<br />

den Fokus geben, der ihm im letzten Jahr bei den großen<br />

Rundfahrten fehlte. Aber der Australier wird im Januar 34, und<br />

obwohl er zu den besten Rennfahrern für einwöchige Rennen gehört,<br />

muss er seine Beständigkeit bei großen Rundfahrten erst<br />

noch beweisen. Seine letzten beiden Frankreich-Rundfahrten wurden<br />

durch üble Stürze beendet. Porte wird sich den Kalender mit<br />

dem zuverlässigen Bauke Mollema teilen und kann auf die Unterstützung<br />

vieler junger Fahrer zählen. Und nach zwei Jahren voller<br />

Pech und Verletzungen sollte John Degenkolb nach seinem Wohlfühlsieg<br />

auf dem Kopfsteinpflaster bei der Tour im letzten Sommer<br />

frisch und voller Selbstvertrauen in die Frühjahrsklassiker gehen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Beppu, Fumiyuki JPN 35<br />

Bernard, Julien FRA 26<br />

Brambilla, Gianluca ITA 31<br />

–23<br />

24–26 27–30 31–32 33+<br />

Ciccone, Giulio ITA 24<br />

Clarke, William AUS 33<br />

Conci, Nicola ITA 21<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

de Kort, Koen NED 36<br />

Degenkolb, John GER 29<br />

Eg, Niklas DEN 23<br />

Felline, Fabio ITA 28<br />

Frame, Alex NZL 25<br />

Gogl, Michael AUT 25<br />

Irizar, Markel ESP 38<br />

RICHIE PORTE<br />

Der beständige Leistungsträger bei<br />

einwöchigen Rundfahrten hat nicht mehr viel<br />

Zeit, sich bei einer Grand Tour zu beweisen.<br />

Der Australier hat das Zeug, Sky Paroli zu<br />

bieten, wenn er auf dem Rad bleibt.<br />

Kirsch, Alex LUX 26<br />

Mollema, Bauke NED 32<br />

Moschetti, Matteo ITA 22<br />

Mullen, Ryan IRL 24<br />

Pantano, Jarlinson COL 30<br />

Pedersen, Mads DEN 23<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

JASPER STUYVEN<br />

Mehrere Top-Ten-Plätze, darunter bei San Remo,<br />

Flandern und Roubaix, zeugen von Stuyvens<br />

Entwicklung. Er ist erst 26 und hat noch Zeit,<br />

diese Ergebnisse in Siege zu verwandeln.<br />

Porte, Richie AUS 33<br />

Reijnen, Kiel USA 32<br />

Skujins, Toms LAT 27<br />

Stetina, Peter USA 31<br />

Stuyven, Jasper BEL 26<br />

Theuns, Edward BEL 27 /<br />

102 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

John Degenkolb auf<br />

dem Weg zum Sieg bei<br />

der 9. Tour-Etappe nach<br />

Roubaix. 2019 wird ein<br />

spannendes Jahr für<br />

ihn werden.<br />

© Tim de Waele/Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 103


WORLD-TEAMS<br />

TEAM SUNWEB<br />

WorldTour-Rang 2018 9 Gegründet 2005 Teamchef Iwan Spekenbrink Fahrrad Cervélo<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

12 19 15<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-23 24-26 27-30 31-32 33+<br />

Was Erfolge angeht, war 2018 enttäuschend für das in<br />

Deutschland registrierte Team Sunweb, dessen zwölf Siege<br />

die magerste Ausbeute waren, seit es 2013 in die World-<br />

Tour kam. Aber Tom Dumoulin war nahe dran, ein historisches Giro-<br />

Tour-Double zu erreichen – er wurde bei beiden Rennen Fünfter. Er<br />

konzentriert sich in diesem Jahr auf den Giro, denn die wenigen Zeitfahrkilometer<br />

der Tour und Kletterpartien im Hochgebirge kommen<br />

seinen Stärken als Rouleur nicht entgegen. Michael Matthews genoss<br />

ein starkes Ende der Saison 2018 und wird einen neuen Anlauf auf<br />

die Kopfsteinpflaster-Klassiker nehmen, nachdem ein Sturz ihm im<br />

letzten Jahr einen Strich durch sein Frühjahr gemacht hat. Abgesehen<br />

vom Veteranen Nicolas Roche konzentrierte sich die Personalbeschaffung<br />

im Winter auf die Jugend: Elf Fahrer sind 23 oder jünger.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Andersen, Asbjørn Kragh DEN 26<br />

Andersen, Søren Kragh DEN 24<br />

Arndt, Nikias GER 27<br />

Bakelandts, Jan BEL 32<br />

Bol, Cees NED 23<br />

Curvers, Roy NED 39<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Dumoulin, Tom NED 28<br />

Fröhlinger, Johannes GER 33<br />

Haga, Chad USA 30<br />

Hamilton, Chris AUS 23<br />

Hindley, Jai AUS 22<br />

Hirschi, Marc SWI 20<br />

Kämna, Lennard GER 22<br />

SØREN KRAGH ANDERSEN<br />

Der junge Däne legte 2018 seine beste<br />

Saison hin, gewann eine anspruchsvolle Etappe<br />

der Tour de Suisse und dann das Gravellastige<br />

Paris–Tours. Mit harten Eintagesrennen<br />

kommt er gut zurecht.<br />

Kanter, Max GER 21<br />

Kelderman, Wilco NED 27<br />

Matthews, Michael AUS 28<br />

Nieuwenhuis, Joris NED 22<br />

Oomen, Sam NED 23<br />

Pedersen, Casper Phillip DEN 22<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MICHAEL MATTHEWS<br />

Zwei Siege in Kanada geben dem Australier<br />

Auftrieb für 2019. Er wird ebenso die<br />

gepflasterten wie die Ardennen-Klassiker<br />

fahren und endlich sein Debüt bei der<br />

Flandern-Rundfahrt geben.<br />

Power, Robert AUS 23<br />

Roche, Nicolas IRL 34<br />

Storer, Michael AUS 21<br />

Tusveld Martijn NED 25<br />

Vervaeke Louis BEL 25<br />

Walscheid, Maximilian GER 25<br />

104 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WORLD-TEAMS<br />

UAE TEAM EMIRATES<br />

WorldTour-Rang 2018 12 Gegründet 1999 Teamchef Giuseppe Saronni Fahrrad Colnago<br />

Die finanzstarken Sponsoren von UAE Team Emirates haben<br />

wahrscheinlich mehr Rendite erwartet, als das Team bisher<br />

produziert hat. Fabio Aru hatte ein schlechtes Jahr 2018,<br />

und obwohl Dan Martin eine Tour-Etappe gewonnen hat, brachte<br />

ihn ein Sturz um seine Podiumschancen. Die beiden werden sich<br />

2019 Grand-Tour-Pflichten teilen, während Martins Aufgabenbereich<br />

auf die hügeligen Klassiker ausgeweitet wird. In diesem<br />

Winter holte das Team Fernando Gaviria, um die Sprint-Power des<br />

Teams zu stärken. Wie er sich mit Alexander Kristoff verträgt, wird<br />

eine interessante Nebenhandlung des Frühjahrs. Aber das Team<br />

investiert gut in die Zukunft und hat mit dem Rundfahrer Tadej<br />

Pogacar sowie dem Sprinter und Klassiker-Spezialisten Jasper Philipsen<br />

zwei der besten U23-Fahrer auf dem Markt verpflichtet.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Aru, Fabio ITA 28<br />

Bohli, Tom SUI 24<br />

Bystrøm, Sven Erik NOR 26<br />

Consonni, Simone ITA 24<br />

Conti, Valerio ITA 25<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

12 18 31<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Costa, Rui POR 32<br />

Durasek, Kristijan CRO 31<br />

Ferrari, Roberto ITA 35<br />

Gaviria, Fernando COL 24<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Henao, Sergio Luis COL 31<br />

Kristoff, Alexander NOR 31<br />

Laengen, Stake NOR 29<br />

Marcato, Marco ITA 34<br />

Martin, Daniel IRL 32<br />

Mirza, Yousif UAE 30<br />

Molano, Juan Sebastian COL 24<br />

Mori, Manuele ITA 38<br />

Muñoz, Cristian Camilo COL 22<br />

Oliveira, Ivo POR 22<br />

DAN MARTIN<br />

Martin musste sich erst bei UAE einleben,<br />

sah in Lüttich und bei der Tour dann aber<br />

stark aus – bis dort das Pech zuschlug.<br />

Eine bergige Tour 2019 kommt seinem<br />

angriffslustigen Stil entgegen.<br />

Oliveira, Rui POR 22<br />

Petilli, Simone ITA 25<br />

Philipsen, Jasper BEL 20<br />

Pogacar, Tadej SLO 20<br />

Polanc, Jan SLO 26<br />

Ravasi, Edward ITA 24<br />

Riabushenko, Aliaksandr BLR 23<br />

Sutherland, Rory AUS 36<br />

Troia, Oliviero ITA 24<br />

Ulissi, Diego ITA 29<br />

FERNANDO GAVIRIA<br />

Der Kolumbianer verließ Quick-Step ein Jahr<br />

vor Vertragsende. Bei UAE kann er sich die<br />

Rennen aussuchen und bekommt<br />

volle Unterstützung; die Frage ist jedoch,<br />

was das Team für ihn leisten kann.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 105


SAISON-<br />

VORSCHAU<br />

2019<br />

PROCONTI-<br />

TEAMS<br />

ARKÉA SAMSIC 107<br />

COFIDIS, SOLUTIONS CRÉDITS 108 / DIRECT ÉNERGIE 109<br />

ISRAEL CYCLING ACADEMY 110 / ROOMPOT-CHARLES 111<br />

VITAL CONCEPT-B&B HOTELS 112 / WANTY-GROUPE GOBERT 113<br />

ANDRONI GIOCATTOLI–SIDERMEC 114 / BARDIANI-CSF 114 / BURGOS-BH 114<br />

CAJA RURAL–SEGUROS RGA 115 / CORENDON-CIRCUS 115 / DELKO–MARSEILLE PROVENCE 115<br />

EUSKADI-MURIAS 116 / GAZPROM-RUSVELO 116 / HAGENS BERMAN AXEON 116<br />

MANZANA POSTOBÓN 117 / NIPPO–VINI FANTINI FAIZANÈ 117 / RALLY CYCLING 117<br />

RIWAL READYNEZ 118 / SPORT VLAANDEREN–BALOISE 118 / NERI SOTTOLI–SELLE ITALIA–KTM 118<br />

NOVO NORDISK 119 / W52 FC PORTO 119 / WALLONIE–BRUXELLES 119<br />

106 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

ARKÉA SAMSIC<br />

Gegründet 2005 Teamchef Emmanuel Hubert Fahrrad BH Bikes<br />

Obwohl Warren Barguil, der Bergkönig der Tour 2017, seinen<br />

Erfolg vom Vorjahr nicht wiederholen konnte, lag 2018<br />

für die bretonische Mannschaft, die nur einmal gewann,<br />

weit entfernt von den gesteckten Zielen. Um die Gewinnquote wieder<br />

in Ordnung zu bringen, wurde André Greipel verpflichtet, nachdem<br />

Lotto Soudal es abgelehnt hatte, den Vertrag des Deutschen zu<br />

verlängern. Obwohl er 36 Jahre alt ist, ist Greipel immer noch in der<br />

Lage, ganz vorne mitzufahren – er gewann 2018 achtmal. Er und<br />

Barguil werden wahrscheinlich die Position des Teams stärken,<br />

wenn es darum geht, einen Wildcard-Platz bei der Tour zu bekommen.<br />

Die Versicherungsbank Arkéa übernimmt die Rolle des Titelsponsors,<br />

obwohl sie technisch gesehen nicht neu ist, da Arkéa die<br />

Muttergesellschaft des bisherigen Sponsors Fortuneo ist.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Barguil, Warren FRA 27<br />

Bonnamour, Franck FRA 23<br />

Bouet, Maxime FRA 32<br />

Daniel, Maxime FRA 27<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

1 8 5<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Delaplace, Anthony FRA 29<br />

Feillu, Brice FRA 33<br />

Gesbert, Elie FRA 23<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Greipel, André GER 36<br />

Guernalec, Thibault FRA 21<br />

Hardy, Romain FRA 30<br />

Jarrier, Benoît FRA 29<br />

Le Roux, Romain FRA 26<br />

Ledanois, Kévin FRA 25<br />

Maison, Jérémy FRA 25<br />

Moinard, Amaël FRA 36<br />

Pichon, Laurent FRA 32<br />

Riou, Alan FRA 21<br />

Russo, Clément FRA 23<br />

Vachon, Florian FRA 33<br />

Wagner, Robert GER 35<br />

Welten, Bram NED 21<br />

WARREN BARGUIL<br />

Trotz hoher Erwartungen fiel 2018 mager aus für<br />

den Franzosen. Weder in den Ardennen noch bei<br />

der Tour, seinen zwei Hauptzielen, konnte er<br />

punkten, was er dieses Jahr richtigstellen will.<br />

ANDRÉ GREIPEL<br />

Vielleicht braucht Greipel einige Zeit, sich in das<br />

eher traditionell geführte französische Team<br />

einzuleben, und bei einem ProConti-Rennstall<br />

wird sein Programm anders sein. Doch er wird<br />

alles daransetzen zu beweisen, dass er noch für<br />

große Siege gut ist.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 107


PROCONTI-TEAMS<br />

COFIDIS, SOLUTIONS CRÉDITS<br />

Gegründet 1996 Teamchef Cédric Vasseur Fahrrad Kuota<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

21 12 15<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Cofidis ist eines der wenigen Teams, die ihren Kader für<br />

2019 erweitern, und die Neuankömmlinge stehen für<br />

einen Teil der Veränderungen, die Cédric Vasseur einging,<br />

um das angeschlagene ProConti-Team wieder aufzubauen. Der<br />

Erfolg war bereits sichtbar: Das Team hat seine Siegesserie 2018<br />

im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Ein Teil der Strategie<br />

von Vasseur war es, sich nicht nur auf den Sprinter Nacer Bouhanni<br />

zu verlassen, der eine gespaltene Beziehung zu seinem neuen Chef<br />

hatte. Christophe Laporte etablierte sich im Team ebenfalls als<br />

Sprinter und bewies seine Qualität, indem er im vergangenen Jahr<br />

siebenmal gewann. Zudem wurden Darwin Atapuma und Jesper<br />

Hansen, Kletterer von UAE und Astana, unter Vertrag genommen,<br />

um das Team breiter aufzustellen.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Atapuma, Darwin COL 30<br />

Berhane, Natnael ERI 27<br />

Bouhanni, Nacer FRA 28<br />

Bouhanni, Rayane FRA 22<br />

Chetout, Loïc FRA 26<br />

Claeys, Dimitri BEL 31<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Edet, Nicolas FRA 31<br />

Fortin, Filippo ITA 29<br />

Hansen, Jesper DEN 28<br />

Herrada, Jesus ESP 28<br />

Herrada, Jose ESP 33<br />

Hofstetter, Hugo FRA 24<br />

Lafay, Victor FRA 22<br />

NACER BOUHANNI<br />

Der Sprinter schien kurz davor zu stehen,<br />

Cofidis zu verlassen, nachdem er nicht für<br />

die Tour aufgestellt worden war, doch<br />

sein Sieg bei der Vuelta glättete die Wogen.<br />

Fünf Siege im Mai und Juni 2018 zeigen,<br />

dass er noch viel leisten kann.<br />

Laporte, Christophe FRA 26<br />

Le Turnier, Mathias FRA 23<br />

Lemoine, Cyril FRA 35<br />

Mate, Luis ESP 34<br />

Mathis, Marco GER 24<br />

Morin, Emmanuel FRA 23<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

DARWIN ATAPUMA<br />

Der Kolumbianer fuhr für BMC und UAE und hat<br />

viel WorldTour-Erfahrung. In den Bergen zeigte<br />

er sich immer wieder angriffslustig, doch oft<br />

reichte es nicht zum Sieg.<br />

Perez, Anthony FRA 27<br />

Perichon, Pierre-Luc FRA 31<br />

Rossetto, Stéphane FRA 31<br />

Simon, Julien FRA 33<br />

Soupe, Geoffrey FRA 30<br />

Touze, Damien FRA 22<br />

Van Lerberghe, Bert BEL 26<br />

Vanbilsen, Kenneth BEL 28<br />

Waeytens, Zico BEL 27<br />

108 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

DIRECT ÉNERGIE<br />

Gegründet 2000 Teamchef Jean-René Bernaudeau Fahrrad Wilier<br />

Als der erfahrene Franzose Sylvain Chavanel in den Ruhestand<br />

ging, hatte Jean-René Bernaudeau eine große Lücke zu füllen,<br />

aber er schaffte es, diese mit einem der überraschenderen<br />

Transfers des Winters zu kompensieren: dem Gewinner von Roubaix<br />

und Flandern, Niki Terpstra. Während Quick-Step nach einem neuen<br />

Titelsponsor suchte, machte Bernaudeau dem 34-jährigen Niederländer<br />

ein Angebot, das Patrick Lefevere nicht halten konnte. Terpstras<br />

große Stärke bei Klassikern macht die Truppe zu einer echten Bedrohung<br />

bei den Frühlingsrennen, bei denen sie traditionell eine aktive,<br />

wenn zugleich aber nicht immer entscheidende Rolle spielte. Eine<br />

Besonderheit des Teams 2018 war, dass 13 der 14 Siege der Mannschaft<br />

im vergangenen Jahr alle vor Juli stattfanden. Mit Terpstras<br />

Ankunft wird vielleicht einer davon ein großer Klassiker sein.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bonifazio, Niccolo ITA 25<br />

Boudat, Thomas FRA 24<br />

Burgaudeau, Mathieu FRA 20<br />

Calmejane, Lilian FRA 26<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

12 21 25<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Cardis, Romain FRA 26<br />

Cousin, Jérôme FRA 29<br />

Gaudin, Damien FRA 32 /<br />

Gene, Yohann FRA 37<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Grellier, Fabien FRA 24<br />

Hivert, Jonathan FRA 33<br />

Journiaux, Axel FRA 23<br />

Ligthart, Pim NED 30<br />

Nauleau, Bryan FRA 30<br />

Ourselin, Paul FRA 24<br />

Petit, Adrien FRA 28<br />

Pichot, Alexandre FRA 35<br />

Quemeneur, Perrig FRA 34<br />

Sellier, Simon FRA 23<br />

Sicard, Romain FRA 31<br />

Taaramäe, Rein EST 31<br />

Terpstra, Niki NED 34<br />

Tulik, Angelo FRA 28<br />

Turgis, Anthony FRA 24<br />

NIKI TERPSTRA<br />

Sich nach acht Jahren bei Quick-Step an ein<br />

traditionelles französisches Team zu gewöhnen,<br />

wird für den Niederländer die größte Heraus forderung<br />

sein. Dafür winkt die ungeteilte Kapitäns -<br />

rolle bei den Klassikern, die er bei QS nie innehatte.<br />

NICCOLÒ BONIFAZIO<br />

Von Bahrain-Merida kommt der junge<br />

italienische Sprinter, der letztes Jahr vier Top-<br />

Fünf-Plätze beim Giro holte und damit Potenzial<br />

bewies. Allerdings konnte er in den letzten zwei<br />

Jahren nur einen einzigen Sieg erringen.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 109


PROCONTI-TEAMS<br />

ISRAEL CYCLING ACADEMY<br />

Gegründet 2015 Teamchef Ran Margaliot Fahrrad De Rosa<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

15 8 5<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

BEN HERMANS<br />

Der Belgier führt das Team bei Rundfahrten an<br />

und revanchierte sich für das Vertrauen mit dem<br />

Sieg bei der Österreich-Rundfahrt. Bei der<br />

Tour of Utah 2018 wurde er Zweiter.<br />

RUBÉN PLAZA<br />

Der 38-jährige Kletterer aus Spanien konnte 2018<br />

fast aus einer Fluchtgruppe heraus eine Giro-<br />

Etappe gewinnen. Davor hatte er sich im April<br />

die dreitägige Vuelta a Castilla y León geholt,<br />

sein erster Sieg seit 2015.<br />

Nachdem die Israel Cycling Academy in der vergangenen<br />

Saison mit dem Giro ihre erste große Rundfahrt absolviert<br />

hat, hofft sie nun auf eine Einladung zur Tour. Während<br />

das Ziel des Teams nach wie vor darin besteht, israelischen Rennfahrern<br />

die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln – mit der Unterschrift<br />

von Itamar Einhorn steigt die Zahl der israelischen Fahrer<br />

für 2019 auf fünf –, wirkt das Team von Jahr zu Jahr interna -<br />

tionaler. Um Schwachstellen zu beseitigen und die Chancen auf<br />

eine Wildcard bei der Tour zu erhöhen, wurden einige World-<br />

Tour-Fahrer verpflichtet. Der Zeitfahrspezialist Matthias Brändle<br />

kommt von Trek, Rudy Barbier und Davide Cimolai sollen den<br />

Sprintern helfen und Tom Van Asbroeck von EF-Drapac erhöht die<br />

Chancen bei den Klassikern.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Avila, Edwin COL 29<br />

Badilatti, Matteo SUI 26<br />

Barbier, Rudy FRA 26<br />

Boivin, Guillaume CAN 29<br />

Brändle, Matthias AUT 29<br />

Carisey, Clément FRA 26<br />

Cataford, Alexander CAN 25<br />

Cimolai, Davide ITA 29<br />

Dempster, Zakkari AUS 31<br />

Dunne, Conor IRL 26<br />

Earle, Nathan AUS 30<br />

Einhorn, Itmar ISR 21<br />

Enger, Sondre Holst NOR 25<br />

Gebremedhin, Awet ERI 26<br />

Goldstein, Omer ISR 22 /<br />

Goldstein, Roy ISR 25<br />

Hermans, Ben BEL 32<br />

Jensen, August NOR 27<br />

Minali, Riccardo ITA 23<br />

Neilands, Krists LAT 24<br />

Niv, Guy ISR 24<br />

Perry, Benjamin CAN 24<br />

Plaza, Ruben ESP 38<br />

Räim, Mihkel EST 25<br />

Sagiv, Guy ISR 24<br />

Sbaragli, Kristian ITA 28<br />

Schreurs, Hamish NZL 24<br />

Turek, Daniel CZE 25<br />

Van Asbroeck, Tom BEL 28<br />

van Winden, Dennis NED 31<br />

110 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

ROOMPOT–CHARLES<br />

Gegründet 2015 Teamchef Michael Zijaard Fahrrad Factor<br />

Wout Van Aert sollte der Star des neu aufgestellten<br />

Teams Roompot-Charles sein, das nach einer Fusion<br />

mit Verandas Willems–Crelan für 2019 entstand. Doch<br />

der dreifache Cyclocross-Weltmeister kündigte seinen Vertrag in<br />

einem erbitterten Streit mit seinen ehemaligen Arbeitgebern, die<br />

sich zunächst mit dem inzwischen nicht mehr existierenden Aqua-<br />

Blue-Team zusammenschlossen. Der Wegfall von Van Aert, der<br />

dann doch bei Jumbo–Visma unterschrieb, ist ein großer Verlust<br />

für das Team. An seine Stelle tritt der ehemalige Querfeldeinstar<br />

sowie Vuelta- und Tour-Etappensieger Lars Boom. Es wird erwartet,<br />

dass der Niederländer die Klassiker-Abteilung anführen wird.<br />

In der Zwischenzeit hofft Boy van Poppel auf Möglichkeiten, nach<br />

sechs Jahren in Treks Sprintzug auf eigene Kappe zu fahren.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Asselman, Jesper NED 28<br />

Boom, Lars NED 33<br />

De Bie, Sean BEL 27<br />

De Witte, Mathias BEL 25<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

5 0 4<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Duyn, Huub NED 34 /<br />

Lammertink, Maurits NED 28 /<br />

Leysen, Senne BEL 22<br />

Livyns, Arjen BEL 24<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Reinders, Elmar NED 26<br />

Riesebeek, Oscar NED 26<br />

Steels, Stijn BEL 29<br />

Timmermans, Justin NED 22<br />

van der Lijke, Nick NED 27<br />

van Ginneken, Sjoerd NED 26<br />

van Poppel, Boy NED 30<br />

van Schip, Jan-Willem NED 24<br />

Van Staeyen, Michael BEL 30<br />

Weening, Pieter NED 37<br />

LARS BOOM<br />

Booms Tour-Etappensieg 2014 auf dem Pavé<br />

von Roubaix ist unvergessen, und er hofft, im<br />

Frühjahr bei derartigen Rennen glänzen zu<br />

können. Er gehört zu den nur fünf Fahrern über<br />

30 und ist auch durch seine Erfahrung wertvoll.<br />

SEAN DE BIE<br />

Der 27-Jährige hat seine Stärken bei den belgischen<br />

Klassikern, kann aber auch sprinten. Das<br />

bewies er mit seinem Sieg beim anstei genden<br />

Finale des letztjährigen Étoile de Bessèges.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 111


PROCONTI-TEAMS<br />

VITAL CONCEPT–B&B HOTELS<br />

Gegründet 2018 Teamchef Jérôme Pineau Fahrrad Orbea<br />

SIEGE<br />

2018<br />

6<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

Die größte Herausforderung für das Team von Jérôme Pineau<br />

besteht im zweiten Jahr darin, sich als würdig zu erweisen,<br />

mehr Einladungen zu großen Rennen zu erhalten. Der<br />

Wettbewerb ist jedoch hart und Vital Concept ist immer noch neu<br />

im Rennzirkus. Sechs Profisiege im Jahr 2018 waren ein solider<br />

Erfolg für ein Team, das größtenteils aus jungen Fahrern besteht.<br />

Der dynamische Sprinter Bryan Coquard gewann nicht so viel, wie<br />

er sich gewünscht hätte; sein Etappensieg bei der Tour of Oman<br />

war das Highlight. Aber um die Chancen auf eine große Rundfahrt<br />

und eine der heiß begehrten Wildcards zur Tour zu erhöhen, hat<br />

Pineau in drei erfahrene Franzosen investiert: in Pierre Rolland von<br />

EF-Drapac, den ehemaligen französischen Meister Arthur Vichot<br />

von FDJ und Cyril Gautier von AG2R.<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bagot, Yoann FRA 31<br />

Boeckmans, Kris BEL 31<br />

Cam, Maxime FRA 26<br />

Coquard, Bryan FRA 26<br />

Courteille, Arnaud FRA 29<br />

De Backer, Bert BEL 34<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Ermenault, Corentin FRA 22<br />

Fournier, Marc FRA 24<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, BettiniPhoto<br />

BRYAN COQUARD<br />

Nach zwei verpassten Gelegenheiten wird der<br />

Franzose scharf auf die Tour sein. Der 26-jährige<br />

Sprinter hat die Zeit auf seiner Seite, muss aber<br />

noch beweisen, dass er es mit den Stars der<br />

WorldTour aufnehmen kann.<br />

PIERRE ROLLAND<br />

Der zehnmalige Tour-de-France-Finisher (ein-mal 8.,<br />

zweimal 10.) war bei EF-Drapac vor allem Helfer für<br />

Urán und kann hier endlich auf eigene Rechnung<br />

fahren – eine Rolle, die ihm liegen dürfte.<br />

Garel, Adrien FRA 22<br />

Gautier, Cyril FRA 31<br />

Lammertink, Steven NED 25<br />

Le Bon, Johan FRA 28<br />

Lecroq, Jérémy FRA 23<br />

Manzin, Lorrenzo FRA 24<br />

Morice, Julien FRA 27<br />

Mottier, Justin FRA 25<br />

Müller, Patrick SUI 22<br />

Pacher, Quentin FRA 26<br />

Reza, Kévin FRA 30<br />

Rolland, Pierre FRA 32<br />

Turgis, Jimmy FRA 27<br />

Van Genechten, Jonas BEL 32<br />

Vichot, Arthur FRA 30<br />

112 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

WANTY–GROUPE GOBERT<br />

Gegründet 2008 Teamchef Hilaire Van der Schueren Fahrrad Cube<br />

Wanty-Groupe Gobert, das im dritten Jahr in der Europe Tour<br />

bestplatzierte Team, hat seine Siegesformel gefunden und<br />

wird auch weiterhin alles dafür geben. Das entschlossene<br />

Vorgehen des Teams wurde letztes Jahr mit den drei Tagen von Dion<br />

Smith im Bergtrikot der Tour belohnt. Die Tour-Strecke 2019 passiert<br />

Wantys Heimat in Binche, was das Team hoffen lässt, eine dritte Einladung<br />

zu erhalten. Da Smith und der Klassiker-Fahrer Guillaume Van<br />

Keirsbulck das Team verließen, wird Guillaume Martin mehr Verantwortung<br />

tragen. Seit er 2016 zum Profi wurde und im vergangenen<br />

Jahr den Circuit de la Sarthe gewann, hat sich der Franzose mit dem<br />

Team stetig weiterentwickelt. Auch Sprinter Andrea Pasqualon genoss<br />

sein bisher bestes Jahr mit sechs Etappen-Top-Tens bei der Tour.<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

12 7 9<br />

ALTERSVERTEILUNG<br />

FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />

Bonifazio, Niccolo ITA 25<br />

Boudat, Thomas FRA 24<br />

Burgaudeau, Mathieu FRA 20<br />

Calmejane, Lilian FRA 26<br />

Cardis, Romain FRA 26<br />

Cousin, Jérôme FRA 29<br />

Gaudin, Damien FRA 32 /<br />

Gene, Yohann FRA 37<br />

Grellier, Fabien FRA 24<br />

Hivert, Jonathan FRA 33<br />

Journiaux, Axel FRA 23<br />

Ligthart, Pim NED 30<br />

Nauleau, Bryan FRA 30<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />

FAHRER IM FOKUS<br />

Ourselin, Paul FRA 24<br />

Petit, Adrien FRA 28<br />

Pichot, Alexandre FRA 35<br />

Quemeneur, Perrig FRA 34<br />

Sellier, Simon FRA 23<br />

Sicard, Romain FRA 31<br />

Taaramäe, Rein EST 31<br />

Terpstra, Niki NED 34<br />

Tulik, Angelo FRA 28<br />

Turgis, Anthony FRA 24<br />

ODD CHRISTIAN EIKING<br />

Das einstige Supertalent gewann endlich eine<br />

Etappe – bei der Tour de Wallonie hängte er Tim<br />

Wellens und Fabio Aru ab. Dieses Jahr könnte<br />

entscheidend sein für den Norweger.<br />

GUILLAUME MARTIN<br />

Der 25-jährige Martin galt lange Zeit als neue<br />

französische Rundfahrt-Hoffnung. Ein 21. Platz<br />

bei der Tour war freilich eher enttäuschend; nun<br />

muss er zeigen, was wirklich in ihm steckt.<br />

* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, BettiniPhoto<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 113


PROCONTI-TEAMS<br />

ANDRONI<br />

GIOCATTOLI–<br />

SIDERMEC<br />

Der gute Ruf von Gianni Savio für die Nachwuchsförderung<br />

wurde weiter ausgebaut,<br />

nachdem Ivan Sosa Egan Bernal folgte<br />

und 2019 bei Sky unterschrieb. Mit dem Gewinn<br />

des italienischen Ciclismo-Cups 2018 sicherte<br />

sich das Team seinen Giro-Platz in diesem Jahr.<br />

Eine herausragende Verpflichtung ist Matteo<br />

Pelucchi, der von Bora–hansgrohe kommt.<br />

BARDIANI-CSF<br />

Bardiani ist seit 2010 auf der Wildcard-<br />

Liste des Giro d’Italia präsent und hat in<br />

der vergangenen Saison insgesamt sieben<br />

Siege erzielt, darunter zwei bei der Kroatien-<br />

Rundfahrt und zwei bei der Langkawi-Rundfahrt<br />

– Letztere dank Andrea Guardini, der dort<br />

mittlerweile 24 Erfolge feierte. Der Sprinter wird<br />

Hoffnungsträger des Teams auf Siege sein, nachdem<br />

der Allrounder Giulio Ciccone, der 2016<br />

eine Giro-Etappe gewann, zu Trek-Sega fredo<br />

aufgebrochen ist.<br />

BURGOS-BH<br />

Das spanische Team hatte nach einigen<br />

Dopingverstößen Schwierigkeiten, in<br />

Gang zu kommen. So suspendierten<br />

sich die Spanier selbst für die ersten beiden<br />

Rennen 2019 nach drei Verstößen im letzten<br />

Jahr. Burgos versucht nun zum gewohnten Alltag<br />

zurückzukehren, wobei ihnen der vielversprechende<br />

22-jährige Sprinter Matt Gibson aus<br />

England helfen soll.<br />

Gegründet 1996<br />

Teamchef Gianni Savio<br />

Fahrrad Bottecchia<br />

Gegründet 1982<br />

Teamchef Bruno Reverberi<br />

Fahrrad Guerciotti<br />

Gegründet 2006<br />

Teamchef Julio Andrés Izquierdo<br />

Fahrrad BH Bikes<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

23 12 15<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

7 4 13<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

1 0 0<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Belletti, Manuel ITA 33<br />

Albanese, Vincenzo ITA 27<br />

Bico, Nuno POR 24<br />

Benfatto, Marco ITA 30<br />

Barbin, Enrico ITA 20<br />

Bol, Jetse NED 29<br />

Bisolti, Alessandro ITA 33<br />

Bresciani, Michael ITA 27<br />

Cabedo, Oscar ESP 24<br />

Busato, Matteo ITA 31<br />

Carboni, Giovanni ITA 22<br />

Cubero, Jorge ESP 26<br />

Cardona, Tabares Julian COL 21<br />

Covili, Luca ITA 31<br />

Ezquerra, Jesus ESP 28<br />

Cattaneo, Mattia ITA 28<br />

Guardini, Andrea ITA 26<br />

Fernandes, Jose Carlos POR 23<br />

Fedrigo, Leonardo ITA 22<br />

Maestri, Mirco ITA 27<br />

Gibson, Matthew GBR 22<br />

Florez, Miguel Eduardo COL 22<br />

Maronese, Marco ITA 24<br />

Langellotti, Victor MCO 23<br />

Frapporti, Marco ITA 33<br />

Orsini, Umberto ITA 29<br />

Lopez, Daniel ESP 24<br />

Frapporti, Mattia ITA 24<br />

Pessot, Alessandro ITA 29<br />

Madrazo, Angel ESP 30<br />

Gavazzi, Francesco ITA 34<br />

Romano, Francesco ITA 21<br />

Mitri, James NZL 19<br />

Masnada, Fausto ITA 25<br />

Rota, Lorenzo ITA 27<br />

Peñalver, Manuel ESP 20<br />

Montaguti, Matteo ITA 34<br />

Savini, Daniel ITA 22<br />

Robredo, Alvaro ESP 25<br />

Munzo, Daniel COL 22<br />

Senni, Manuel ITA 27<br />

Rubio, Diego ESP 27<br />

Pelucchi, Matteo ITA 29<br />

Simion, Paolo ITA 20<br />

Sessler, Nicolas BRA 24<br />

Rivera Serrano, Kevin CRC 20<br />

Tonelli, Alessandro ITA 22<br />

Sureda, Jaume ESP 22<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

Spreafico, Matteo ITA 25<br />

Vendrame, Andrea ITA 24<br />

Viel, Mattia ITA 23<br />

Wackermann, Luca ITA 24<br />

Vilela, Ricardo POR 31<br />

114 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

C A JA RU R AL–<br />

SEGUROS RGA<br />

CORENDON-<br />

CIRCUS<br />

DELKO–<br />

MARSEILLE<br />

PROVENCE<br />

Zum achten Mal in Folge erhielt Caja Rural<br />

im Jahr 2018 eine Einladung zur großen<br />

Heimatrundfahrt, aber obwohl das Team<br />

ein fester Bestandteil der Ausreißversuche bei<br />

der Vuelta war, fällt sein letzter Etappensieg auf<br />

2012. Das Team ist in erster Linie sehr jung, sodass<br />

der 34-jährige Sergio Pardilla bei Etappenrennen<br />

weiterhin die Kapitänsrolle übernehmen<br />

wird. Sergei Chernetskii, der von Astana dazustieß,<br />

wird ihn dabei unterstützen.<br />

Dies ist in erster Linie ein Cyclocross-Team,<br />

das dank Mathieu van der Poel auf Pro-<br />

Conti-Niveau aufgestiegen ist. Als ehemaliger<br />

Cross-Weltmeister zeigte der Enkel von<br />

Raymond Poulidor sein Fahrkönnen und gewann<br />

im vergangenen Sommer sechs Rennen. Der<br />

zweimalige Flandern-Sieger Stijn Devolder wird<br />

dem schnellen Holländer bei den Klassikern im<br />

Frühjahr zur Seite stehen.<br />

Die vorläufige Suspendierung von Remy Di<br />

Gregorio, der während Paris–Nizza über<br />

einen negativen Dopingbefund stolperte,<br />

war der Tiefpunkt in einem sonst guten Jahr 2018.<br />

Der Tour- und Giro-Etappensieger Ramunas Navardauskas<br />

übernimmt nach seinem Wechsel aus<br />

Bahrain eine Führungsrolle, während der Sprinter<br />

Brenton Jones seine gute Form nach dem Erfolg im<br />

vergangenen Jahr fortsetzen will.<br />

Gegründet 2010<br />

Teamchef Juan Manuel Hernández<br />

Fahrrad Fuji<br />

Gegründet 2009<br />

Teamchef Philip Roodhooft<br />

Fahrrad Canyon<br />

Gegründet 1974<br />

Teamchef Frédéric Rostaing<br />

Fahrrad Look<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

3<br />

1 11<br />

7<br />

6 0<br />

1<br />

0 0<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Aberasturi, Jon ESP 29<br />

De Bondt, Dries BEL 27<br />

Areruya, Joseph RWA 23<br />

Amezqueta, Julen ESP 25<br />

Devolder, Stijn BEL 39<br />

Combaud, Romain FRA 27<br />

Aranburu, Alex ESP 23<br />

Fagerhaug, Petter NOR 21<br />

De Rossi, Lucas FRA 23<br />

Banaszek, Alan POL 21<br />

Hansen, Lasse Norman DEN 26<br />

El Fares, Julien FRA 33<br />

Cañellas, Xavier ESP 21<br />

Jans, Roy BEL 28<br />

Fedeli, Alessandro ITA 22<br />

Chernetskii, Sergei RUS 28<br />

Janssens, Jimmy BEL 29<br />

Fernandez, Delio ESP 32<br />

Cuadros, Alvaro ESP 23<br />

Meeusen, Tom BEL 30<br />

Filosi, Iuri ITA 26<br />

Gonçalves, Andre POR 29<br />

Meisen, Marcel GER 29<br />

Finetto, Mauro ITA 33<br />

Gonzalez, David ESP 22<br />

Rickaert, Jonas BEL 24<br />

Grosu, Eduard ROU 26<br />

Irisarri, Jon ESP 23<br />

Rouiller, Loris SUI 18<br />

Guerin, Alexis FRA 26<br />

Lastra, Jonathan ESP 25<br />

Stallaert, Joeri BEL 27<br />

Jones, Brenton AUS 27<br />

Malucelli, Matteo ITA 25<br />

van der Poel, David NED 26<br />

Kasperkiewicz, Przemyslaw POL 24<br />

Molina, Antonio ESP 27<br />

van der Poel, Mathieu NED 23<br />

Leveau, Jérémy FRA 26<br />

Mora, Sebastian ESP 30<br />

van Trijp, Maarten NED 25<br />

Moreno, Javier ESP 34<br />

Moreira, Mauricio URU 23<br />

Vermeersch, Gianni BEL 26<br />

Navardauskas, Ramunas LTU 30<br />

Pardilla, Sergio ESP 34<br />

Walsleben, Philipp GER 31<br />

Rochas, Rémy FRA 22<br />

Rodriguez, Cristian ESP 23<br />

Serrano, Gonzalo ESP 24<br />

Soto, Nelson Andres COL 24<br />

Schmidt, Fabien FRA 29<br />

Siskevicius, Evaldas LTU 30<br />

Trarieux, Julien FRA 26<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 115


PROCONTI-TEAMS<br />

EUSKADI-<br />

MURIAS<br />

GAZPROM-<br />

RUSVELO<br />

HAGENS<br />

BERMAN AXEON<br />

Das Spitzenteam des baskischen Radsports<br />

erlebte 2018 eine sehr gute Saison und<br />

beendete sein Vuelta-Debüt mit einem Sieg<br />

auf der 13. Etappe durch Oscar Rodríguez. Eduardo<br />

Prades, ein weiterer Siegesfahrer, wurde mit einem<br />

Vertrag bei Movistar für 2019 belohnt. Das Team<br />

ist fast vollständig baskisch und bietet zudem den<br />

französischen U23-Meister Cyril Barthe auf. Die<br />

baskische Equipe würde gerne die Tour fahren,<br />

was für 2019 jedoch unwahrscheinlich ist.<br />

Um dem Leitsatz, in Jugend statt Erfahrung<br />

zu investieren, weiter zu folgen, hat sich<br />

bei Russlands einzigem ProConti-Team<br />

wieder viel getan: Zehn Profis verabschieden sich,<br />

um Platz für vier neue junge russische Fahrer zu<br />

schaffen. Siege und Spitzenergebnisse waren<br />

knapp gesät, aber die Priorität liegt auf einem soliden<br />

Aufbau der Jungprofis.<br />

Ein neues Jahr, ein Schwung neuer junger<br />

Fahrer für die amerikanische U23-Talentfabrik,<br />

nachdem fünf ihrer Schützlinge<br />

2018 über den Winter in die WorldTour wechselten.<br />

Unter ihnen waren Jasper Philipsen und die<br />

Zwillinge Rui und Ivo Oliveira, die von UAE<br />

Emirates abgeworben wurden. Sechs neue Fahrer<br />

wurden eingestellt, und alle werden an U23-Rennen<br />

oder Profiveranstaltungen teilnehmen.<br />

Gegründet 2015<br />

Teamchef Jon Odriozola<br />

Fahrrad Orbea<br />

Gegründet 2012<br />

Teamchef Renat Khamidulin<br />

Fahrrad Colnago<br />

Gegründet 2009<br />

Teamchef Axel Merckx<br />

Fahrrad Pinarello<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

7<br />

0 0<br />

1<br />

2 7<br />

2<br />

2 2<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Aristi, Mikel ESP 25<br />

Arslanov, Ildar RUS 24<br />

Almeida, Joao Pedro POR 20<br />

Bagües, Aritz ESP 29<br />

Boev, Igor RUS 29<br />

Anderson, Edward USA 20<br />

Barcelo, Fernando ESP 22<br />

Cherkasov, Nicolay RUS 22<br />

Bjerg, Mikkel DEN 20<br />

Barrenetxea, Ander ESP 26<br />

Evtushenko, Alexander RUS 25<br />

Brown, Jonny USA 21<br />

Barthe, Cyril FRA 22<br />

Kobernyak, Evgeny RUS 23<br />

Carvalho, Andre POR 21<br />

Berrade, Urko ESP 21<br />

Kulikov, Vladislav RUS 22<br />

Davis, Cole USA 19<br />

Bizkarra Mikel ESP 29<br />

Kulikovskiy, Alexandr RUS 21<br />

Egholm, Jakob DEN 20<br />

Bravo, Garikoitz ESP 29<br />

Kurbatov, Alexey RUS 24<br />

Garrison, Ian USA 20<br />

González, Mario POR 26<br />

Kurianov, Stepan RUS 22<br />

Holowesko, Liam USA 18<br />

Intxausti, Beñat ESP 32<br />

Nekrasov, Denis RUS 21<br />

Mostov, Zeke USA 22<br />

Irizar, Julen ESP 23<br />

Nych, Artem RUS 23<br />

Quinn, Sean USA 18<br />

Iturria, Mikel ESP 26<br />

Porsev, Alexander RUS 32<br />

Revard, Thomas USA 21<br />

López-Cózar, Juan Antonio ESP 24<br />

Rikunov, Petr RUS 21<br />

Rice, Michael AUS 22<br />

Rodriguez, Oscar ESP 23<br />

Rovny, Ivan RUS 31<br />

Vacek, Karel CZE 18<br />

Rodriguez, Sergio ESP 26<br />

Rybalkin, Aleksey RUS 25<br />

Vermaerke, Kevin USA 18<br />

Saez, Hector ESP 25<br />

Shalunov, Evgeny RUS 26<br />

Zijlaard, Maikel NED 19<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

Samitier, Sergio ESP 23<br />

Sanz, Enrique ESP 29<br />

Udondo, Gotzon ESP 25<br />

Viejo, Jose Daniel ESP 21<br />

Shilov, Sergey RUS 30<br />

Stash, Mamyr RUS 25<br />

Vlasov, Alexander RUS 22<br />

Vorobyev, Anton RUS 28<br />

116 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

MANZANA<br />

POSTOBÓN<br />

NIPPO–<br />

VINI FANTINI<br />

FAIZANÈ<br />

RALLY<br />

CYCLING<br />

In erster Linie eine Institution zur Förderung<br />

kolumbianischer Talente – Nairo Quintana<br />

und Esteban Chaves fuhren hier ihre ersten<br />

Rennen –, deren 19 Fahrer alle aus Kolumbien<br />

kommen. Im vergangenen Jahr wurden alle neun<br />

Siege des Teams bei Rennen in China erzielt. Zu<br />

den acht Neuverpflichtungen gehören der ehemalige<br />

U23-panamerikanische Meister, Eintagesfahrer<br />

und Sprinter Jhonatan Restrepo und der<br />

27-jährige Kletterer Daniel Jaramillo.<br />

Der Höhepunkt ihrer acht Siege im vergangenen<br />

Jahr war der Coppa-Sabatini-Sieg<br />

von José Lobato. Der Kader bleibt stabil,<br />

wird aber durch Moreno Moser verstärkt, einen<br />

ehemaligen Strade-Bianche-Sieger. Das Team gibt<br />

zusätzlich zwei kolumbianischen Fahrern einen<br />

Vertrag und sicherte sich Ruben Acosta und Alejandro<br />

Osorio. Letzterer gewann das Bergtrikot<br />

bei der Tour de l’Avenir.<br />

Im vergangenen Jahr war Brandon McNulty nur<br />

200 Meter davon entfernt, die Königsetappe<br />

der Dubai Tour zu gewinnen. Es war ein Beispiel<br />

für den Schneid des Teams im Angesicht eines<br />

großen Wettbewerbs. Der Medaillengewinner<br />

der U23-Zeitfahr-Weltmeisterschaft bleibt noch<br />

ein weiteres Jahr, bevor er unweigerlich aufsteigen<br />

wird. Svein Tuft, 41, vormals ein wichtiger Motor<br />

bei Mitchelton-Scott, bringt ausreichend Erfahrung<br />

mit ins Team.<br />

Gegründet 2006<br />

Teamchef Alejandro Restrepo<br />

Fahrrad Gios<br />

Gegründet 2008<br />

Teamchef Francesco Pelosi<br />

Fahrrad De Rosa<br />

Gegründet 2008<br />

Teamchef Jonas Carney<br />

Fahrrad Felt<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

9<br />

2 1<br />

8<br />

12 6<br />

2<br />

7 1<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Amador, Juan Jose Col 20<br />

Acosta, Ruben Dario COL 22<br />

Anderson, Ryan CAN 31<br />

Chia, Luis Carlos Col 21<br />

Bagioli, Nicola ITA 23<br />

Britton, Rob CAN 34<br />

Garcia, Jhojan Col 20<br />

Bou, Joan ESP 21<br />

Carpenter, Robin USA 26<br />

Gomez, Bryan Col 24<br />

Canola, Marco ITA 30<br />

Cote, Pier-André CAN 21<br />

Jaramillo, Daniel Col 27<br />

Cima, Damiano ITA 25<br />

Dal-Cin, Matteo CAN 27<br />

Mendoza, Omar Col 29<br />

Cima, Imerio ITA 21<br />

De Vos, Adam CAN 25<br />

Ochoa, Diego Col 25<br />

Hatsuyama, Sho JPN 30<br />

Ellsay, Nigel CAN 24<br />

Osorio, Juan Felipe Col 23<br />

Ito, Masakazu JPN 30<br />

Huffman, Evan USA 28<br />

Paredes, Wilmar Col 22<br />

Lobato, Juan Jose ESP 30<br />

Joyce, Colin USA 24<br />

Parra, Jordan Col 24<br />

Lonardi, Giovanni ITA 22<br />

Magner, Tyler USA 27<br />

Quintero, Carlos Col 32<br />

Moser, Moreno ITA 28<br />

Mannion, Gavin USA 27<br />

Restrepo, Jhonatan Col 24<br />

Nakane, Hideto JPN 28<br />

McNulty, Brandon USA 20<br />

Reyes, Aldemar Col 23<br />

Nishimura, Hiroki JPN 24<br />

Murphy, John USA 34<br />

Saenz, Nicolas Col 21<br />

Osorio, Alejandro COL 20<br />

Murphy, Kyle USA 27<br />

Sierra, Yecid Col 24<br />

Santaromita, Ivan ITA 34<br />

Oronte, Emerson USA 28<br />

Suaza, Bernardo Col 26<br />

Yoshida, Hayato JPN 29<br />

Tuft, Svein CAN 41<br />

Zaccanti, Filippo ITA 23<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 117


PROCONTI-TEAMS<br />

RIWAL<br />

READYNEZ<br />

SPORT<br />

VLAANDEREN–<br />

BALOISE<br />

NERI SOTTOLI–<br />

SELLE ITALIA–<br />

KTM<br />

Das dänische Team steigt mit einer Reihe<br />

von Fahrern aus den skandinavischen<br />

Ländern auf ProConti-Niveau auf. An der<br />

Spitze steht der zuverlässige Zeitfahrer Rasmus<br />

Quaade, der 2013 Sechster der Zeitfahr-Weltmeisterschaft<br />

wurde, bei der Tour of Denmark<br />

Zweiter war und im vergangenen Jahr den Klassiker<br />

Loire Atlantique gewann. Das Hauptziel ist<br />

eine zufriedenstellende Ausbeute bei der Dänemark-Rundfahrt<br />

im August.<br />

Gegründet 2008<br />

Teamchef Steffen Kromann<br />

Fahrrad Pinarello<br />

Das Team von Walter Planckaert, das von<br />

der flämischen Regierung und einer<br />

schweizerischen Versicherungsgesellschaft<br />

gesponsert wird, hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

als Talentschmiede für belgische Fahrer zu dienen,<br />

die zu Größerem berufen scheinen. Das Team<br />

zeigt sich bei Europe-Tour-Rennen und den belgischen<br />

WorldTour-Klassikern. Die Voraussetzung<br />

für einen guten Start ist, dass die A.S.O. einen<br />

Platz bei Paris–Roubaix zuteilt.<br />

Gegründet 1994<br />

Teamchef Christophe Sercu<br />

Fahrrad Eddy Merckx<br />

SIEGE<br />

Die italienische Mannschaft wurde im<br />

Winter neu strukturiert. Sie verlor Jakub<br />

Mareczko, einen Sprinter, der außerhalb<br />

Europas erfolgreich war, an das Team CCC. Er<br />

wurde durch einen Etappenrennfahrer, Dayer<br />

Quintana, ersetzt. Der einzige Sieg des jüngeren<br />

Bruders von Nairo im Jahr 2018 war eine Etappe<br />

beim kolumbianischen Oro y Paz, aber ein Teamwechsel<br />

könnte ihm Raum geben, sein Potenzial<br />

zu entfalten. Das wird wahrscheinlich beim Giro<br />

geschehen, der, sofern das Team eine Wildcard<br />

bekommt, das Hauptziel der Saison sein wird.<br />

Gegründet 2009<br />

Teamchef Angelo Citracca<br />

Fahrrad KTM<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

2018 2017 2016<br />

0<br />

1 0<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

1<br />

0 0<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

12<br />

17 16<br />

Allegaert, Piet BEL 23<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Capiot, Amaury BEL 25<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Brøchner, Nicolai DEN 25<br />

De Ketele, Kenny BEL 33<br />

Bertazzo, Liam ITA 26<br />

Eriksson, Lucas SWE 22<br />

Hagen, Krister NOR 29<br />

Jørgensen, Jonas DEN 32<br />

Kamp, Alexander DEN 25<br />

Kron, Andreas DEN 20<br />

Lunke, Sindre NOR 25<br />

Magnusson, Kim SWE 26<br />

Mørch, Tobias DEN 22<br />

Norsgaard, Mathias DEN 21<br />

Quaade, Rasmus DEN 28<br />

De Pauw, Moreno BEL 27<br />

De Vylder, Lindsay BEL 23<br />

Declercq, Benjamin BEL 24<br />

Deltombe, Kevin BEL 24<br />

Ghys, Robbe BEL 21<br />

Menten, Milan BEL 22<br />

Noppe, Christophe BEL 24<br />

Planckaert, Edward BEL 23<br />

Planckaert, Emiel BEL 22<br />

Sprengers, Thomas BEL 28<br />

Van Gestel, Dries BEL 24<br />

Bevilacqua, Simone ITA 21<br />

Bongiorno, Francesco ITA 28<br />

Fonzi, Giuseppe ITA 27<br />

Fortunato, Lorenzo ITA 22<br />

Gabburo, Davide ITA 25<br />

Marchetti, Moreno ITA 20<br />

Marengo, Umberto ITA 26<br />

Pacioni, Luca ITA 25<br />

Quintana, Dayer COL 26<br />

Raggio, Luca ITA 23<br />

Stokbro, Andreas DEN 21<br />

Van Gompel, Mathias BEL 23<br />

Rosa, Massimo ITA 23<br />

Veyhe, Torkil DEN 28<br />

Van Hecke, Preben BEL 36<br />

Schönberger, Sebastian AUT 24<br />

Vinjebo, Emil DEN 24<br />

Van Poucke, Aaron BEL 20<br />

van Empel, Etienne NED 24<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

Vinther, Troels DEN 31<br />

Wallin, Rasmus DEN 22<br />

Van Rooy, Kenneth BEL 25<br />

Verwilst, Aaron BEL 21<br />

Warlop, Jordi BEL 22<br />

Weemaes, Sasha BEL 20<br />

Willems, Thimo BEL 22<br />

Velasco, Simone ITA 23<br />

Visconti, Giovanni ITA 35<br />

Zardini, Edoardo ITA 29<br />

118 PROCYCLING | MÄRZ 2019


PROCONTI-TEAMS<br />

NOVO<br />

NORDISK<br />

W52<br />

FC PORTO<br />

WALLONIE–<br />

BRUXELLES<br />

Teamchef Phil Southerland erklärte 2018<br />

zu seiner bisher besten Saison. Das Highlight<br />

waren ein Etappensieg und vier weitere<br />

Top-Drei-Plätze bei der als 2.2 eingestuften<br />

Ruanda-Rundfahrt. Aber die Ergebnisse sind nur<br />

ein Teil der Geschichte hinter dem Team: Alle<br />

Athleten sind Typ-1-Diabetiker. Ihr wichtigster<br />

Neuzugang ist der zweifache ungarische Straßenund<br />

Zeitfahrmeister Peter Kusztor. Bei dem<br />

33-Jährigen wurde während einer Routinekontrolle<br />

im vergangenen Jahr Diabetes diagnostiziert,<br />

nachdem er sich bei der Czech Cycling Tour eine<br />

Schlüsselbeinfraktur zugezogen hatte.<br />

Portugal hat zum ersten Mal seit 2008 eine<br />

Mannschaft in den Pro-Rängen. W52 war<br />

in den letzten Jahren die dominante Mann -<br />

schaft der lokalen Rennszene und gewann seit<br />

2013 jedes Jahr die elftägige Volta ao Portugal.<br />

Topfahrer im Team: Raúl Alarcón. Der 32-Jährige<br />

gelangte von der Unbekanntheit ins Rampenlicht,<br />

nachdem er die portugiesische Tour 2017 und<br />

2018 hintereinander gewonnen hatte. Der Aufstieg<br />

bringt nun eine gewisse Chance mit sich,<br />

seine Heimrundfahrt, die Vuelta, zu bestreiten.<br />

Die junge wallonische Mannschaft bringt<br />

eine Reihe junger Fahrer mit, darunter<br />

Mathijs Paasschens, der im vergangenen<br />

Jahr in großen U23-Rennen eine Reihe von<br />

Top-Fünf-Ergebnissen erzielte. Die große Neuigkeit<br />

war die Rückkehr von Baptiste Planckaert,<br />

einem starken Sprinter. Im Jahr 2016, als er zuletzt<br />

im Team war, erzielte er Siege und Top-Fünf-<br />

Plätze in .1- und .HC-Rennen. Nach zwei schwierigen<br />

Jahren bei Katusha ist er nun zurückgekehrt.<br />

Gegründet 2008<br />

Teamchef Vassili Davidenko<br />

Fahrrad Colnago<br />

Gegründet 2004<br />

Teamchef Nuno Ribeiro<br />

Fahrrad Swift Carbon<br />

Gegründet 2011<br />

Teamchef Christophe Brandt<br />

Fahrrad Ridley<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

0 0 1<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

6 12 5<br />

SIEGE<br />

2018 2017 2016<br />

2 3 3<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

FAHRER NAT. ALTER*<br />

Behringer, Oliver SUI 22<br />

Alarcon, Raul ESP 32<br />

Dehaes, Kenny BEL 34<br />

Benhamouda, Mehdi FRA 23<br />

Caldeira, Samuel Jose POR 33<br />

Ista, Kevyn BEL 34<br />

Brand, Samuel GBR 27<br />

Campos, Francisco POR 21<br />

Jules, Justin FRA 32<br />

Calabria, Fabio AUS 31<br />

Carvalho, Antonio POR 29<br />

Liepins, Emils LAT 26<br />

Clancy, Stephen IRL 26<br />

Cesar, Gustavo ESP 38<br />

Lietaer, Eliot BEL 28<br />

Henttala, Joonas FIN 27<br />

Ferreira, José POR 24<br />

Molly, Kenny BEL 22<br />

Irvine, Declan AUS 19<br />

Fonte, Cesar POR 32<br />

Mortier, Julien BEL 21<br />

Kamstra, Brian NED 25<br />

Magalhães, Jorge POR 21<br />

Nommela, Aksel EST 24<br />

Kusztor, Peter HUN 34<br />

Mestre, Daniel POR 32<br />

Paasschens, Mathijs NED 22<br />

Lozano, Riba David ESP 30<br />

Mestre, Ricardo POR 35<br />

Peyskens, Dimitri BEL 27<br />

Mini, Emanuel ARG 32<br />

Pinto, Edgar POR 33<br />

Planckaert, Baptiste BEL 30<br />

Munday, Samuel AUS 20<br />

Reis, Rafael POR 26<br />

Robeet, Ludovic BEL 24<br />

Peron, Andrea ITA 30<br />

Rodrigues, João POR 24<br />

Six, Franklin BEL 22<br />

Planet, Charles FRA 25<br />

Sanchez, Angel ESP 25<br />

Spengler, Lukas SUI 24<br />

Poli, Umberto ITA 22<br />

Saidov, Ulugbek UZB 22<br />

Silva, Joaquim POR 26<br />

Vinhas, Rui POR 32<br />

Taminiaux, Lionel BEL 22<br />

Wirtgen, Tom LUX 22<br />

* Stand: 1. Januar 2019<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 119


WUNSCHLISTE<br />

DIE PRODUKT-HIGHLIGHTS DES MONATS<br />

120 PROCYCLING | MÄRZ 2019


CORRATEC<br />

CCT TEAM<br />

PRO DISC<br />

4.499 €<br />

www.corratec.com<br />

Nur ganz knapp über acht Kilo<br />

leicht ist der aktuelle Disc-Renner<br />

der Rosenheimer, dabei attraktiv<br />

ausgestattet: Corratec montiert<br />

die bewährte Shimano Ultegra Di2,<br />

dazu solide Mavic-Laufräder und<br />

einen Kurbelsatz von Rotor. Mit<br />

kurzem Steuerrohr und eher<br />

langem Oberrohr ist das in sechs<br />

Größen erhältliche Rad angenehm<br />

sportlich geschnitten – perfekt für<br />

den Start in die neue Saison.<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 121


WUNSCHLISTE<br />

ROTOR UNO<br />

2.499 €<br />

www.rotorbike.com<br />

Die Gruppe des spanischen Herstellers<br />

fasziniert: Erstmals kann völlig auf<br />

Bowdenzüge verzichtet werden, dabei<br />

kommen Analog-Fans voll auf ihre<br />

Kosten, denn auch die Schaltung wird<br />

hydraulisch angesteuert. Für die<br />

klassische Rennmaschine stehen<br />

hydraulische Felgenbremsen zur<br />

Verfügung; interessant ist, dass die<br />

Komponenten beim Wechsel auf einen<br />

Disc-Renner weiterverwendet werden<br />

können. Zu den Highlights der Gruppe<br />

gehören innovative Schaltfunktionen<br />

wie die Option, das Schaltwerk nach<br />

dem Hinterradeinbau auf jedes beliebige<br />

Ritzel auszurichten; mit 130 Gramm ist<br />

die Elffach-Kassette außerdem<br />

phänomenal leicht.<br />

122 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WUNSCHLISTE<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 123


WUNSCHLISTE<br />

MOLON LABE<br />

ANTARES 3D<br />

ROUBAIX JERSEY<br />

GREG 3D ROUBAIX<br />

P2 BIB TIGHTS<br />

129,95 / 129,95 €<br />

www.molonlabe-sports.com<br />

Das Radmode-Label bietet eine auch<br />

preislich attraktive Winterkombi an. Am<br />

Langarmtrikot sorgen weiches, etwas<br />

schwereres Material, ein hoher Kragen<br />

und die Reißverschlussunterlegung<br />

dafür, dass die Kälte auch bei frischem<br />

Wetter draußen bleibt. Die Trägerhose<br />

aus weichem Roubaix-Material mit<br />

Fleece-Innenseite ist die perfekte<br />

Ergänzung, auch ohne Sitzpolster<br />

erhältlich (minus 20 Euro) und kann<br />

dann über eine kurze Radhose<br />

gezogen werden. Sie ist mit<br />

Reflektoren und einer Rückentasche<br />

im Hüftbereich ausge stattet.<br />

124 PROCYCLING | MÄRZ 2019


WUNSCHLISTE<br />

XENTIS<br />

MARK 3 DISC<br />

3.299 €<br />

www.xentis.com<br />

Ob Zeitfahren, Triathlon oder einfach<br />

nur hohes Tempo: Der außergewöhnliche<br />

Radsatz der österreichischen<br />

Spezialfirma macht bei jeder Gelegenheit<br />

schneller. Die 42 Millimeter tiefen<br />

und 25 Millimeter breiten Felgen<br />

können schlauchlos gefahren werden;<br />

in Monocoque-Bauweise gefertigt, ist<br />

der Radsatz dauerhaft steif. Die Disc-<br />

Version für Centerlock-Scheiben wiegt<br />

1.780 Gramm (946 / 824 g) und ist nicht<br />

nur technisch, sondern auch optisch<br />

eine Augenweide.<br />

VINTAGE<br />

RÄDER<br />

29,80 €<br />

www.covadonga.de<br />

Die Faszination klassischer Rennmaschinen<br />

ist ungebrochen. Alte Hasen erinnern sich<br />

sehnsüchtig an das Material, das sie sich<br />

als Jugendfahrer nicht leisten konnten, und<br />

im Carbonzeitalter aufgewachsene Radler<br />

begeistern sich für rustikale Technik und<br />

anmutig schlanke Formen. Diese findet man<br />

in Gianluca Zaghis Werk in Hülle und Fülle<br />

– vom Vorkriegs-Tourenrad bis zum Young -<br />

timer aus den frühen 90ern. Doch die<br />

zahlreichen stimmungsvollen Fotografien<br />

sind längst nicht alles; schließlich ist das<br />

Buch eine Anleitung, selbst restauratorisch<br />

tätig zu werden. Auf über 200 Seiten führen<br />

diverse Co-Autoren in die Welt von Schel -<br />

lack und Schmirgelleinen, Kurbelkeil und<br />

Konuslager ein – sogar das Neubeziehen<br />

eines Sattels wird beschrieben.<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 125


-Schaufenster<br />

PLZ 20000 PLZ 10000<br />

PLZ 00000<br />

Max-Brauer-Allee 36<br />

PLZ 20000<br />

PLZ 30000<br />

Händlerverzeichnis <strong>Procycling</strong>:Layout 1<br />

Rose biketown<br />

Werther Straße 44, 46395 Bocholt<br />

Tel.: 0 28 71/27 55-55<br />

Fax: 0 28 71/27 55-50<br />

Email: rosemail@rose.de, Internet: www.rose.de<br />

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1984<br />

2014<br />

DIANA<br />

S P O JAHRE R T R E I S E N<br />

PLZ 50000<br />

PLZ 70000 PLZ 60000<br />

1984<br />

2014<br />

DIANA<br />

S P OJAHRE<br />

R T R E I S E N<br />

1984<br />

2014<br />

JAHRE<br />

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DAS LETZTE WORT<br />

Jens erwartet,<br />

dass sich<br />

das Regenbogentrikot<br />

2019 in den<br />

Ardennen<br />

zeigt.<br />

JENS VOIGT<br />

Jens freut sich auf die neue Saison und erinnert sich an seine Vorliebe für die frühen Rennen.<br />

Endlich ist es so weit: Die Winterpause<br />

ist beendet. Eine<br />

neue Saison liegt vor uns, voll<br />

von Träumen und großen Hoffnungen<br />

für alle Rennfahrer. Nicht jeder<br />

Traum wird wahr werden, aber das<br />

können wir erst nach Abschluss der<br />

Saison beurteilen. Ich liebe den Beginn<br />

einer neuen Saison – es ist wie<br />

ein leeres weißes Blatt Papier und es<br />

liegt an jedem selbst, eine schöne<br />

Geschichte auf dem Blatt vor sich<br />

niederzuschreiben.<br />

Der Anfang einer besonders spannenden<br />

Geschichte wurde bereits<br />

geschrieben. Team Sky kündigte an,<br />

dass nach vielen Jahren loyaler Partnerschaft<br />

mit dem Team ihr Sponsoring<br />

im Jahr 2020 nicht fortgesetzt<br />

wird. Das wurde kurz vor Weihnachten<br />

bekannt gegeben – ein etwas<br />

seltsames Timing, wenn ihr<br />

mich fragt, aber hey, es ist nicht<br />

mein Team. Ich bin sicher, es gab<br />

einen Plan dahinter.<br />

Das verändert die Dynamik des<br />

gesamten Sports auf eine ziemlich<br />

dramatische Weise. Wir haben jetzt<br />

70 oder noch mehr Menschen mit<br />

einer unsicheren Zukunft, die anfangen,<br />

einen neuen Job zu suchen.<br />

Da ich bei der Tour Down Under<br />

war, als ich diese Zeilen hier<br />

schrieb, kann ich euch sagen, dass<br />

es ein großes Gesprächsthema ist.<br />

Die Gewinner der Tour de France<br />

der letzten Jahre sind zumindest<br />

mit einem Auge auf der Suche nach<br />

einem neuen Team. Als Kapitän<br />

eines Teams sollte man also besser<br />

eine gute Saison haben, um in seiner<br />

Funktion nicht im nächsten<br />

Jahr durch einen Sky-Fahrer ersetzt<br />

zu werden.<br />

Später, bei den Klassikern, dürfen<br />

wir nicht vergessen, dass nach drei<br />

ICH HABE DEN START IN DIE NEUE SAISON ALS<br />

FAHRER IMMER GELIEBT. DU BEKOMMST EIN<br />

BRANDNEUES, SCHICKES FAHRRAD, HELM, BRILLE<br />

UND EIN NEUES OUTFIT. DAS WURDE FÜR MICH<br />

NIE LANGWEILIG. ICH FÜHLTE MICH IMMER WIE<br />

EIN KLEINES KIND AN WEIHNACHTEN.<br />

Jahren nicht mehr Peter Sagan, sondern<br />

Alejandro Valverde dieses Jahr<br />

im Weltmeistertrikot fährt, sodass<br />

wir wahrscheinlich die Regenbogenstreifen<br />

oben in den Ardennen sehen<br />

werden, wie damals, als Cadel Evans<br />

2010 das Flèche Wallonne gewann.<br />

Was passiert bei den Sprintern?<br />

Werden die jungen Stars der Szene<br />

wie Caleb Ewan oder Pascal Ackermann<br />

die alten Könige des Sprints in<br />

den Ruhestand schicken? Oder werden<br />

Mark und Marcel noch mal eine<br />

starke Saison abliefern? Marcel<br />

konnte auf Mallorca ja bereits einen<br />

ersten Sieg ersprinten.<br />

Ich habe den Start in die neue<br />

Saison als Fahrer immer geliebt. Du<br />

bekommst ein brandneues, schickes<br />

Fahrrad, Helm, Brille und ein neues<br />

Outfit. Das wurde für mich nie langweilig.<br />

Ich fühlte mich immer wie<br />

ein kleines Kind an Weihnachten.<br />

Und dann trifft man sich nach Monaten<br />

des meist einsamen Trainings<br />

zu Hause endlich mit allen anderen<br />

Jungs aus dem Team und auch mit<br />

seinen Freunden aus anderen<br />

Teams. Es wird immer viel miteinander<br />

über die letzten Monate geredet<br />

und viel gelacht. Versteht mich<br />

nicht falsch: Wir sind immer hart<br />

und hartnäckig gegeneinander gefahren,<br />

aber auf den Transfers zum<br />

Start oder zurück zum Hotel gibt es<br />

immer ein wenig Zeit zum Plaudern.<br />

Ein weiterer Grund, warum mir der<br />

Beginn der Saison gefallen hat, ist,<br />

dass man nach monatelangem Training<br />

die erste richtige Prüfung des<br />

eigenen Leistungsstandes erhält. Ich<br />

habe immer viel trainiert, also kam<br />

ich selten mit unzureichender Form<br />

in die neue Saison. Aber in Erwartung<br />

einer guten Form zu sein oder<br />

zu wissen, dass man in guter Verfassung<br />

ist, sind verschiedene Dinge.<br />

Ich liebte immer die Bestätigung,<br />

dass sich meine harte Arbeit ausgezahlt<br />

hat. Natürlich liegt am anderen<br />

Ende dieser Skala die totale<br />

Frustration, wenn man schmerzhaft<br />

feststellen muss, dass die Form<br />

nicht da ist, wo man sie haben will.<br />

Der Beginn einer neuen Saison ist<br />

immer ein Moment, in dem man<br />

über das Leben, die Vergangenheit<br />

und die Zukunft nachdenkt. Und<br />

lasst mich euch sagen, dass ich mit<br />

meinem Ruhestand ziemlich zufrieden<br />

bin. Ich verspüre immer noch<br />

keinen Wunsch nach einem Comeback!<br />

Ich liebe unseren Sport ungebrochen,<br />

aber ich kann gut ohne die<br />

Anstrengungen auskommen.<br />

Jens Voigt beendete seine Profi -<br />

karriere 2014 nach 18 Jahren.<br />

Der Berliner war einer der angriffslustigsten<br />

und beliebtesten Fahrer<br />

im Peloton. Unter anderem hielt er<br />

für 42 Tage den Stundenweltrekord.<br />

128 PROCYCLING | MÄRZ 2019


© Getty Images<br />

MÄRZ 2019 | PROCYCLING 129


NÄCHSTE<br />

AUSGABE<br />

29.<strong>03.19</strong><br />

-Impressum<br />

<strong>Procycling</strong> erscheint monatlich bei<br />

WOM Medien GmbH<br />

Auwiesenstraße 1<br />

94469 Deggendorf<br />

info@wom-medien.de<br />

Ihr <strong>Procycling</strong>-Team<br />

Redaktionsleitung Dieter Steiner<br />

Textchef Caspar Gebel<br />

E-Mail info@procycling.de<br />

Ständige redaktionelle Mitarbeiter<br />

Chris Hauke, Dominik Ruiz Morales,<br />

Peter Cossins, Sam Dansie, Alasdair<br />

Fotheringham, Daniel Friebe, Werner<br />

Müller-Schell, Sadhbh O’Shea, Herbie<br />

Sykes, John Whitney, Jamie Wilkins,<br />

Cam Winstanley<br />

Layout Saskia Funke<br />

Übersetzungen Esther Kriegel<br />

Lektorat Helga Peterz<br />

Fotos Andreas Meyer, Getty Images,<br />

Mjrka Boensch Bees (Cover)<br />

Objekt- und Anzeigenleitung<br />

Maximilian Seidl<br />

m.seidl@wom-medien.de<br />

Druck Mayr Miesbach GmbH<br />

Pressevertrieb<br />

stella distribution GmbH<br />

20097 Hamburg<br />

Abonnement<br />

NIKI<br />

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+ MATEJ MOHORIČ<br />

+ JUMBO–VISMA<br />

Hotline Michaela von Sturm,<br />

0 99 1-99 13 80 19<br />

Abonnieren Sie online unter<br />

www.procycling.de<br />

Der Preis für ein Einzelheft beträgt<br />

5,90 Euro (D). Nachbestellungen<br />

älterer Ausgaben sind zzgl. Versandkosten<br />

möglich. Der Preis für ein<br />

Jahresabo beträgt 59,90 Euro (D)<br />

bzw. 79,90 Euro (Ausland).<br />

© 2019 WOM Medien GmbH<br />

16. Jahrgang<br />

Geschäftsführer Dieter Steiner<br />

© Getty Images<br />

70% K<br />

90% K<br />

Das Magazin <strong>Procycling</strong> und die<br />

Internetseite procycling.de sowie<br />

deren Inhalte sind urheberrechtlich<br />

geschützt.<br />

Die Inhalte dürfen weder in Teilen<br />

noch im Ganzen ohne schriftliche<br />

Genehmigung durch den Verlag<br />

reproduziert oder anderweitig<br />

au ßer halb der Grenzen des Ur he ber -<br />

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Für unverlangt eingesandte Fotos<br />

und Manuskripte kann keine Haftung<br />

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<strong>Procycling</strong> erscheint in Lizenz der<br />

englischen Originalausgabe von<br />

Immediate Media Co., London, UK.<br />

130 PROCYCLING | MÄRZ 2019


CCT EVO<br />

SECRET<br />

OF<br />

SPEED<br />

Secret of Speed - Eine Kombination aus Aerorennrad und<br />

Racebike ist die magische Formel des superschnellen CCT<br />

EVO´s . Es ist extrem leicht, besitzt aber dennoch einen<br />

besonders steifen Carbon Rahmen, der hervorragende Aerodynamikwerte<br />

mit sich bringt.<br />

Gewicht ab 6,39kg/Sram Red eTap


Storck Fascenario.3 Comp Carbon<br />

Ultegra mech., DT Swiss Laufräder<br />

Storck Carbon Komponenten, 7 kg<br />

ab 2.499,- €<br />

Neu: Jetzt alle Modelle online direkt bei Storck bestellbar.<br />

Auslieferung und Service durch die Storck Stores und Studios<br />

www.storck-bikes.com<br />

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