Procycling 03.19
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RALPH DENK<br />
Saisonstart wie aus<br />
dem Bilderbuch<br />
RICK ZABEL<br />
So erlebte er Marcel<br />
Kittels ersten Sieg 2019<br />
BERNHARD EISEL<br />
Der Steirer schaut auf<br />
seine Karriere zurück<br />
MÄRZ 2019<br />
€ 5,90<br />
A-€ 6,50<br />
CHF 10,80<br />
Lux-€ 6,50<br />
www.procycling.de<br />
VINCENZO NIBALI<br />
„EINEN<br />
DRITTEN GIRO<br />
ZU GEWINNEN,<br />
WÄRE EIN<br />
WUNDERBARES<br />
RESULTAT.“<br />
Der beste Allrounder im Radsport<br />
hat ambitionierte Ziele<br />
GROSSE<br />
SAISON-<br />
VORSCHAU<br />
60 Seiten Spezial –<br />
alle Rennen, alle Fahrer,<br />
alle Teams<br />
IM FOKUS<br />
Diese Themen<br />
werden das<br />
Jahr prägen<br />
FAB FOUR<br />
Stars von morgen<br />
– vier Nachwuchsfahrer<br />
für 2019<br />
ERIK ZABEL<br />
Über Mailand–San Remo<br />
– von 1993 bis heute<br />
TEAM SKY<br />
Das Ende? So hat die<br />
britische Equipe das<br />
Peloton verändert<br />
70% K<br />
90% K
YOUTUBE<br />
FACEBOOK<br />
LINKEDIN<br />
TWITTER<br />
INSTAGRAM<br />
PERISCOPE
EDITORIAL<br />
AUF EIN SPANNENDES JAHR<br />
Endlich rollen sie wieder! Das Surren der Laufräder, die Geräusche der TV-Helikopter und<br />
die packenden Schlusssprints – spätestens mit den ersten Fernsehbildern der Tour Down<br />
Under Mitte Januar in Australien wurde deutlich, dass wir lange genug auf die neue Saison<br />
gewartet haben. Denn so schön der Winter auch ist – als Radsportfan fehlt einem doch<br />
etwas. Umso besser, dass ab sofort wieder regelmäßig gefachsimpelt, mitgefiebert und angefeuert<br />
werden kann: Ganze 38 Rennen auf vier Kontinenten umfasst die UCI WorldTour<br />
2019. Damit ist die wichtigste Serie im Profiradsport so groß wie noch nie.<br />
In der neuen <strong>Procycling</strong> dreht sich daher alles um die neue Saison. Egal, ob Fahrer, Teams<br />
oder Rennen – in unserer ausführlichen Saisonvorschau haben wir alles Wissenswerte<br />
zum Radsportjahr 2019 zusammengefasst. Und mit Vincenzo Nibali und dem Team Sky<br />
porträtieren wir zudem zwei Größen, von denen wir sicher sind, dass sie das Geschehen<br />
in den kommenden Monaten mehr als nur einmal prägen werden. Auch der deutsche<br />
Radsport kommt nicht zu kurz: Mit Erik Zabel haben wir den neuen Performance Manager<br />
bei Katusha-Alpecin getroffen. Und unsere Serie der jungen Hoffnungsträger dreht sich<br />
um vier heimische Talente, die das Zeug dazu haben, den Radsport in den kommenden<br />
Jahren selbst einmal auf höchstem Level zu gestalten. Wer weiß: Vielleicht gelingt das dem<br />
ein oder anderen jungen Deutschen bereits in dieser Saison!<br />
In diesem Sinne: Auf ein spannendes Radsportjahr 2019 – und Ihnen, liebe Leserinnen und<br />
Leser, viel Spaß beim Schmökern in der neuen <strong>Procycling</strong>!<br />
Werner Müller-Schell<br />
Redaktion
INHALT<br />
AUSGABE 181 / MÄRZ 2019<br />
12<br />
VINCENZO NIBALI<br />
„Für uns Italianer ist es nie genug.“ Der Hai von Messina spricht<br />
mit <strong>Procycling</strong> über Kritiker, Stürze und Verträge.<br />
19<br />
DER VIELSEITIGE<br />
Ob Klettern oder Kopfsteinpflaster, Abfahren oder Attackieren –<br />
was macht Nibali zum perfekten Allrounder?<br />
RUBRIKEN<br />
© Gruber Images<br />
6<br />
PROLOG<br />
Aus dem Herzen<br />
des Pelotons<br />
8<br />
INSIDER<br />
Rick Zabel<br />
& Ralph Denk<br />
10<br />
STRAVA<br />
Die Daten<br />
der Profis<br />
120<br />
WUNSCH-<br />
LISTE<br />
Produkt-Highlights<br />
128<br />
JENS VOIGT<br />
Das letzte<br />
Wort<br />
130<br />
VORSCHAU<br />
Themen der<br />
nächsten Ausgabe<br />
4 PROCYCLING | MÄRZ 2019
22<br />
TEAM SKY<br />
Das Ende nach zehn Jahren? So hat die britische Equipe das<br />
Peloton verändert – und mit ihm den gesamten Sport.<br />
32<br />
ERIK ZABEL<br />
Der Vierfach-Sieger von Mailand–San Remo erinnert sich an sein<br />
erstes Mal und schaut auf die kommende Austragung voraus.<br />
38<br />
BERNHARD EISEL<br />
Der steirische Veteran blickt mit uns auf eine 18-jährige Karriere<br />
bei fünf Teams zurück. Das ist sein Fazit.<br />
44<br />
FAB FOUR<br />
Stars von morgen – unsere vier Nachwuchsfahrer für 2019:<br />
Lennard Kämna, Felix Großschartner, Max Kanter und Jonas Koch.<br />
50<br />
IM FOKUS<br />
Von Sagans Frühjahr über Grand-Tour-Taktiken bis hin zur<br />
Rad-WM in Yorkshire – diese Themen werden das Jahr prägen.<br />
60<br />
SAISONPLANER<br />
60 Seiten Spezial: Diese Fakten und Hintergründe zum Radsport<br />
im Jahr 2019 müssen Sie wissen.<br />
62<br />
KALENDER<br />
Die Rennen des Jahres, inklusive aller Highlights, von Mailand–<br />
San Remo bis zur Lombardei-Rundfahrt.<br />
86<br />
WORLDTOUR-TEAMS<br />
Fahrer, Optionen, Leader – so gehen die Topmannschaften von<br />
AG2R La Mondiale bis UAE Team Emirates in die Saison.<br />
106<br />
PROCONTI-TEAMS<br />
Greipel, Bouhanni, Terpstra, Rolland – die zweite Liga glänzt mit<br />
großen Namen und will sich im Feld beweisen.<br />
© AFP/Getty Images, Team Sunweb, Gruber Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 5
2018 gewann<br />
Walsleben (rechts)<br />
die deutsche<br />
Rad-Bundesliga.<br />
PROLOG<br />
AUS DEM HERZEN DES PELOTONS<br />
EIN UNERWARTETES COMEBACK<br />
Rücktritt vom Cross-Sport, Sieger der Rad-Bundesliga, neuer Profivertrag<br />
– hinter Philipp Walsleben liegt ein ungewöhnlich ereignisreiches Jahr.<br />
Im Interview sprachen wir mit dem ehemaligen U23-Crossweltmeister<br />
über die vergangenen Monate und wie es ist, mit 31 Jahren<br />
plötzlich Neoprofi zu sein.<br />
Interview Werner Müller-Schell<br />
© Michael Deines/Promediafoto<br />
Philipp, vor einem Jahr haben wir an<br />
gleicher Stelle ein Interview mit dir<br />
über deinen Rücktritt vom Cyclocross<br />
geführt. Damals hast du stark an einer Zukunft<br />
als Radprofi gezweifelt. Nun, zwölf<br />
Monate später, startest du mit Corendon<br />
Circus für ein erfolgreiches Professional-<br />
Continental-Team in deine erste Saison als<br />
Straßenprofi. Wie überrascht bist du selbst<br />
über diese Entwicklung?<br />
Es war tatsächlich ein spannendes Jahr. Als mir<br />
im vergangenen Winter klar wurde, dass ich mich<br />
im Cross nicht weiterentwickeln würde können,<br />
musste ich in ganz verschiedene Richtungen denken.<br />
Ich hatte damals meinem Team [Beobank-<br />
Corendon, dem Vorgänger der heutigen Corendon-Equipe;<br />
Anm. d. Red.] gegenüber schon den<br />
Wunsch geäußert, Straßenfahrer werden zu wollen<br />
– was aber zu der Zeit noch nicht möglich war.<br />
Nach den starken Leistungen von Mathieu van<br />
der Poel in der vergangenen Saison auf der Straße<br />
6 PROCYCLING | MÄRZ 2019
[van der Poel ist Cross-Gesamtweltcupsieger, niederländischer<br />
Straßenmeister und Vize-Europameister<br />
auf der Straße] hat sich die Teamleitung<br />
aber zu einer neuen Strategie entschieden – und<br />
mich dahingehend auch wieder kontaktiert. Und<br />
dann hat alles plötzlich eine für mich sehr positive<br />
Wendung genommen.<br />
Du hast 2018 einen für einen etablierten<br />
Profi eher ungewöhnlichen Schritt vollzogen<br />
und bist in der Rad-Bundesliga an den Start<br />
gegangen. Wie kam es zu diesem Weg?<br />
Nach meinem Rücktritt vom Cross stand ich ohne<br />
Team da – und im Januar bzw. Februar war es zu<br />
spät, um noch etwas Passendes zu finden. Glücklicherweise<br />
ist Lars Wackernagel, der Teamchef<br />
der Bundesliga-Mannschaft P&S Thüringen, in<br />
dieser Situation auf mich zugekommen und hat<br />
mich gefragt, ob ich nicht zu ihm wechseln wolle.<br />
Ich fand das Projekt mit den vielen jungen Fahrern<br />
sehr spannend – auch wenn die Entscheidung<br />
sportlich für mich ein Schritt zurück war. Aber für<br />
meine persönliche Entwicklung war es sicher ein<br />
Schritt vorwärts.<br />
Wie meinst du das?<br />
Privat bin ich zurück nach Deutschland gezogen<br />
und habe mich hier wieder eingelebt. Und sportlich<br />
hatte ich viel Freiraum, und es kam eben nicht auf<br />
das allerletzte Prozent an Leistung an. Aus diesem<br />
Grund hatte ich auch die Möglichkeit, Neues auszuprobieren.<br />
Zum Beispiel habe ich angefangen,<br />
im Bereich Coaching mit Paul Voss zusammenzuarbeiten,<br />
habe neue Sachen im Training getestet<br />
und einfach Spaß bei den Rennen gehabt. Und mit<br />
der Baltyk-Karkonosze-Tour in Polen konnte ich<br />
auch eine kleine UCI-Rundfahrt gewinnen. Zudem<br />
war es interessant, in der Bundesliga auf Fahrer zu<br />
treffen, die eben keine Profis sind.<br />
Das war im Sommer. Es war auch genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt, denn auf lange Sicht hätte ich<br />
vom Fahren in der Bundesliga nicht leben können.<br />
Nach den Nationalen Meisterschaften hat mich<br />
dann Mathieu van der Poel selbst kontaktiert,<br />
und bald hat mich auch die Teamleitung über die<br />
Pläne des Teams, in die Professional-Continental-Klasse<br />
aufzusteigen, informiert. Wir waren<br />
uns dann schnell einig – das war ja genau das,<br />
was ich wollte. Besonders freut mich, nun Mathieu<br />
helfen zu können. Ich finde es angenehm, wenn<br />
man im Team klare Aufgabenteilungen zwischen<br />
Kapitän und Helfer hat.<br />
Wie würdest du dein Verhältnis zu Mathieu<br />
van der Poel beschreiben?<br />
In jedem Fall sehr vertraut. Wir verstehen uns<br />
sehr gut, und obwohl er der klare Kapitän im<br />
Team ist, respektiert er die anderen Fahrer. Im<br />
Trainingslager haben wir uns zum Beispiel das<br />
Zimmer geteilt. Wenn er früh schlafen wollte, hat<br />
er einfach zu Schlafmaske und Ohropax gegriffen<br />
und sich umgedreht. Andere Fahrer haben da oft<br />
ein größeres Ego und sind egoistischer.<br />
Als Crossfahrer musstest du früher im Winter<br />
in Topform sein. Nun hast du eine Sommersaison<br />
auf höchstem Level vor dir. Wie<br />
hat sich das auf dein Training ausgewirkt?<br />
„ICH HABE EINEN<br />
VERTRAG FÜR EIN JAHR,<br />
UND DA MÖCHTE ICH MICH<br />
SO GUT WIE MÖGLICH<br />
VERKAUFEN.“<br />
Es war tatsächlich das erste Mal für mich, dass<br />
ich mich über den Winter vorbereitet habe – und<br />
das war nicht ganz einfach. Im Dezember war<br />
ich früher schließlich immer in Topform und habe<br />
kaum Grundlage trainiert. Hinzu kommt, dass ich<br />
mich auch an die längeren Distanzen gewöhnen<br />
musste – gerade im Hinblick auf die Klassiker<br />
macht es einen Unterschied, ob man 180 Kilometer<br />
oder 240 Kilometer schnell fahren kann.<br />
Corendon Circus ist ein Team, das vor allem<br />
auf die Klassiker schielt. Was für ein Fahrertyp<br />
bist du auf der Straße eigentlich?<br />
Das ist tatsächlich noch schwer zu beantworten.<br />
Ein reiner Bergfahrer bin ich wohl nicht, aber ich<br />
bin sicherlich sehr tempohart. Spritzige Anstiege<br />
verkrafte ich auch ganz gut. Es wird spannend für<br />
mich, mich hier in den kommenden Wochen und<br />
Monaten zu finden.<br />
Hast du schon einen konkreten Rennplan?<br />
Los wird es am 22. März mit dem Bredene<br />
Koksijde Classic in Belgien gehen. Danach folgen<br />
die Sarthe-Rundfahrt, der Brabantse Pijl und das<br />
Amstel Gold Race. Im Mai werde ich dann wohl<br />
bei der Tour de Yorkshire und der Belgien-Rundfahrt<br />
am Start stehen.<br />
Wirst du auch einmal auf eigene Rechnung<br />
fahren dürfen?<br />
Das wird man sehen. Unsere Mannschaft ist mit<br />
17 Fahren nicht sehr groß, von daher kann es<br />
durchaus auch einmal passieren, dass ich eine<br />
freie Rolle bekomme. An erster Stelle stehen aber<br />
sicherlich die Helferdienste für Mathieu. Ich habe<br />
einen Vertrag für ein Jahr, und da möchte ich mich<br />
so gut wie möglich verkaufen. Ich bin schließlich<br />
echt dankbar, dass ich mit 31 Jahren noch mal<br />
diese große Chance erhalte.<br />
Mit deinen Erfolgen im Cross im Rücken<br />
warst du der große Favorit der abgelaufenen<br />
Rad-Bundesliga-Saison – einer Rolle, der du<br />
auch gerecht geworden bist. Wie schätzt du<br />
das Niveau ein?<br />
Es war für mich zu Beginn auf jeden Fall eine<br />
Umstellung. Natürlich ist das Niveau niedriger<br />
als bei internationalen UCI-Rennen und das Leistungsgefälle<br />
ist sehr stark – aber auch die Taktik<br />
ist manchmal sehr interessant. Während bei einem<br />
UCI-Rennen die erste halbe Stunde voll attackiert<br />
wird, habe ich Bundesligarennen erlebt, bei<br />
denen das Peloton auf den ersten zehn Kilometern<br />
ruhig dahingerollt ist. Zudem ist alles sehr<br />
auf einen möglichen Schlusssprint ausgelegt. Ich<br />
denke, dass der eine oder andere Fahrer hier<br />
durchaus aktiver sein sollte. Es kommt nicht von<br />
ungefähr, dass die guten U23-Fahrer meistens<br />
ins Ausland wechseln, um hier an den Straßenradsport<br />
herangeführt zu werden. Ich würde mich<br />
daher freuen, wenn sich die Bundesliga wieder in<br />
eine andere Richtung entwickeln würde.<br />
Ab wann hat sich dein Wechsel zu den Profis<br />
auf die Straße angedeutet?<br />
© Bryn Lennon/Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 7
INSIDER<br />
RICK ZABEL<br />
DIE UMSTELLUNGEN ZAHLEN SICH AUS<br />
Der Katusha-Alpecin-Profi berichtet von seinem Saisoneinstand auf Mallorca.<br />
Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Jojo Harper/Team Katusha-Alpecin (Porträt), Justin Setterfield/Getty Images<br />
Endlich geht es wieder los! In<br />
den letzten Monaten habe ich<br />
das Rennen-Fahren richtig<br />
vermisst. Deshalb war es ein extrem<br />
gutes Gefühl, bei der Mallorca Challenge<br />
Ende Januar wieder Rennluft<br />
zu schnuppern. Die Geschwindigkeit,<br />
die Positionskämpfe im Feld<br />
– selbst die Windkanten und der<br />
Schlussanstieg am ersten Tag machten<br />
Spaß. Und mit dem ersten Sieg<br />
für unser Team durch Marcel Kittel<br />
gab es sogar noch einen Grund zum<br />
Jubeln: Nach fast einem Jahr ohne<br />
Erfolg ist der Knoten in unserem<br />
Sprintzug wieder geplatzt!<br />
Das Trofeo Palma bildet traditionell<br />
den Abschluss der Ende Januar<br />
ausgetragenen, viertägigen Mallorca<br />
Challenge. Und gewöhnlicherweise<br />
endet dieses Rennen auch im Massensprint.<br />
Für uns war deshalb von<br />
Anfang an klar, dass wir hier unsere<br />
Chance nutzen und Marcel im Finale<br />
in eine gute Ausgangsposition<br />
bringen wollen. Doch ganz so einfach<br />
war die Angelegenheit nicht:<br />
Rund 50 Kilometer vor dem Ziel<br />
bauten die Organisatoren einen längeren<br />
Anstieg ein – vor allem bergfeste<br />
Sprinter wie John Degenkolb<br />
spekulierten hier darauf, die reinrassigen<br />
Sprintasse wie Marcel abzuhängen.<br />
Wir schafften es trotzdem<br />
mit der Spitzengruppe über den<br />
Berg. Und auch der Rest des Rennens<br />
lief wie am Schnürchen: Nils<br />
Politt und ich zogen am Ende den<br />
Sprint für Marcel an. 350 Meter vor<br />
dem Ziel war ich noch an der Spitze,<br />
ehe Alexander Kristoff einen langen<br />
Spurt eröffnete. Marcel blieb in seinem<br />
Windschatten, nur um am<br />
Ende vorbeizuziehen – der erste Saisonsieg<br />
für Katusha-Alpecin!<br />
Ihr könnt mir glauben: Uns allen<br />
fiel ein riesiger Stein vom Herzen.<br />
Nach der schwierigen letzten Saison<br />
mit den vielen Niederlagen und den<br />
wenigen Siegen brauchten wir genau<br />
so ein Erfolgserlebnis. Dabei merkt<br />
man schon jetzt, dass sich die Umstellungen,<br />
die bei Katusha-Alpecin<br />
über den Winter vorgenommen worden<br />
sind, bezahlt machen. Unser<br />
neuer Sportdirektor Dirk Demol ist<br />
ein alter Hase im Geschäft und<br />
überlässt nichts dem Zufall. Und<br />
„SCHON JETZT MERKT MAN, DASS SICH DIE<br />
UMSTELLUNGEN, DIE BEI KATUSHA-ALPECIN<br />
ÜBER DEN WINTER VORGENOMMEN WORDEN<br />
SIND, BEZAHLT MACHEN.“<br />
auch mein Vater als Performance<br />
Manager bringt frischen Wind in<br />
unsere Mannschaft. In Mallorca<br />
konnte man das schon ganz gut erleben:<br />
So fuhren wir den Kurs genau<br />
ab, um Marcel sicher über den Berg<br />
bringen zu können. Und mein Vater<br />
gab im Finale sehr gute Anweisungen<br />
aus dem Auto. Besonders Marcel<br />
profitiert von seiner Erfahrung als<br />
Sprinter enorm – und hat das direkt<br />
in ein Ergebnis ummünzen können.<br />
Für mich selber war die Mallorca<br />
Challenge eine gute Standortbestimmung<br />
nach dem langen, trainingsintensiven<br />
Winter. Dabei bin<br />
ich mit meiner Form durchaus zufrieden:<br />
Schon bei der ersten Etappe<br />
der Rennserie mit der Bergankunft<br />
in Salvador ging ich an den Start.<br />
Dabei überstand ich nicht nur die<br />
Windkantenstaffel zur Rennmitte<br />
ohne Probleme, sondern konnte<br />
auch im Finale bergauf gut im Feld<br />
mithalten. Auch am vierten Tag hat<br />
meine Leistung gepasst und ich<br />
Hochkonzentriert zum ersten Saisonerfolg:<br />
Rick Zabel (links) war der<br />
letzte Anfahrer für Marcel Kittel (Mitte)<br />
bei dessen Sieg beim Trofeo Palma<br />
im Rahmen der Mallorca Challenge.<br />
konnte meine Arbeit im Sprintzug<br />
bis zum Ende erledigen. Das freut<br />
mich besonders, da mich der<br />
Schlüs selbeinbruch, den ich mir<br />
im November zugezogen hatte,<br />
nicht groß zurückgeworfen hat.<br />
Trotz Pause habe ich in diesem<br />
Winter definitiv mehr trainiert als<br />
in den letzten zwei Jahren, alleine<br />
im Januar kam ich auf deutlich über<br />
3.000 Kilometer.<br />
Ich hoffe, dass wir nun alle in<br />
der Mannschaft an diesen super<br />
Start anknüpfen können. Gelegenheiten<br />
dafür gibt es im Februar<br />
einige: Ich fahre die Valencia-Rundfahrt,<br />
das Clásica de Almería und<br />
die UAE Tour, anschließend geht<br />
es über die UAE Tour dann bereits<br />
mit der Klassiker-Saison los. Und<br />
wie schon vor der Mallorca Challenge<br />
gilt auch hier: Ich kann es kaum<br />
erwarten, bis die Frühjahrsklassiker<br />
endlich beginnen!<br />
Geboren am 7. Dezember 1993,<br />
zog es den Sohn von Erik Zabel<br />
schon früh zum Radsport. Nach<br />
guten Platzierungen bei den<br />
Junioren wechselte er 2012 zum<br />
Rabobank Development Team.<br />
2014 wurde Rick Zabel Profi<br />
bei BMC und fuhr drei Jahre bei<br />
der US-amerikanischen Equipe.<br />
2017 wechselte er zu Katusha-<br />
Alpecin und bestritt erstmals<br />
die Tour de France und die Straßen-WM.<br />
8 PROCYCLING | MÄRZ 2019
INSIDER<br />
RALPH DENK<br />
BILDERBUCHSTART<br />
Der Teamchef schreibt über den Saisoneinstand seiner Mannschaft.<br />
Ein Etappensieg durch Peter<br />
Sagan in Australien, einer<br />
durch Sam Bennett in Argentinien,<br />
dazu ein in Südamerika<br />
ebenfalls starker Felix Großschartner<br />
und ein überragender Emanuel<br />
Buchmann bei der Mallorca Challenge<br />
… hätte man mir vor dem<br />
Jahreswechsel gesagt, dass Bora–<br />
hansgrohe bereits Anfang Februar<br />
mit drei Saisonsiegen und mehreren<br />
weiteren Topplatzierungen dastehen<br />
würde – ich hätte sofort unterschrieben.<br />
Das gilt insbesondere, da auch<br />
andere Sportler aus unserem Team<br />
wie etwa Erik Baska oder Patrick<br />
Konrad ebenfalls bereits gute Ergebnisse<br />
eingefahren haben. Natürlich<br />
darf man diese Erfolge nicht<br />
überbewerten – gerade in den ersten<br />
Wochen des Jahres sind schließ -<br />
lich noch viele Fahrer im Trainingsstatt<br />
im Rennmodus. Dennoch sind<br />
gerade diese frühen Rennen immer<br />
eine gute Standortbestimmung. Sie<br />
zeigen schließlich sehr gut, wer<br />
über den Winter seine Hausaufgaben<br />
gemacht hat und wer nicht.<br />
Klassische Fehler sind etwa, dass<br />
man mit Übergewicht aus der Pause<br />
kommt oder eben mit Zeitrückstand<br />
hinterherfährt. Das alles ist<br />
aber bei uns nicht der Fall, ganz im<br />
Gegenteil: Wir können mit unserem<br />
Auftakt definitiv zufrieden sein –<br />
ein Bilderbuchstart.<br />
Die beiden Auftritte von Emanuel<br />
Buchmann bei der Mallorca Challenge<br />
waren dabei sicherlich die beeindruckendsten<br />
Leistungen. Wir<br />
hatten schon im Vorfeld der Saison<br />
damit gerechnet, dass er dieses Jahr<br />
reif für seinen ersten internationalen<br />
Sieg sein würde. Dass er es so früh<br />
schaffen würde, haben wir aber<br />
nicht erwartet. Ich war selbst in<br />
Mallorca vor Ort und habe seinen<br />
Sieg beim Trofeo Andratx-Lloseta<br />
hautnah miterlebt. Besonders imponierend<br />
war dabei die Art und Weise,<br />
wie Emanuel aufgetreten ist: Er<br />
„EMANUEL IST OFFENSIV GEFAHREN UND HAT<br />
SEINE ATTACKEN SELBST AUF DER EBENE<br />
UND IN DEN ABFAHRTEN KONSEQUENT<br />
DURCHGEZOGEN – CHAPEAU!“<br />
ist offensiv gefahren und hat seine<br />
Attacken selbst auf der Ebene und<br />
in den Abfahrten konsequent durchgezogen<br />
– Chapeau!<br />
Jetzt wird es für Emanuel darauf<br />
ankommen, nicht zu überziehen –<br />
aber dafür haben wir mit einem großen<br />
rennfreien Block im Februar<br />
gesorgt. Erst bei der UAE Tour En -<br />
de des Monats wird er wieder ins<br />
Renngeschehen eingreifen. Da das<br />
Etappenrennen neben dem Mannschafts<br />
zeitfahren zum Auftakt sehr<br />
wahrscheinlich auf den beiden Bergankünften<br />
am dritten und am sechsten<br />
Tag entschieden werden wird,<br />
hoffen wir natürlich, dass unser<br />
deutscher Youngster in der Wüste an<br />
seine Form von Mallorca anknüpfen<br />
kann. Dass ihm das Terrain liegt, hat<br />
Emanuel Buchmann gewinnt das<br />
„Trofeo Andratx-Lloseta“ im Rahmen<br />
der Mallorca Challenge.<br />
er ja bereits im letzten Jahr mit ei -<br />
nem zehnten Gesamt rang bei der<br />
Abu Dhabi Tour unter Beweis gestellt.<br />
Entsprechend wäre es schön,<br />
wenn es dieses Mal ein paar Plätze<br />
weiter nach vorne gehen könnte.<br />
Auch für den Rest des Teams<br />
wird ein Großteil des Februars eher<br />
ruhiger sein. Außer einigen Rennen<br />
in Spanien und der Algarve-Rundfahrt<br />
in Portugal steht nämlich vor<br />
allem eines auf dem Programm:<br />
Training, Training, Training. So<br />
sind wir derzeit mit zehn Fahrern<br />
im Höhentrainingslager in der Sierra<br />
Nevada, um uns auf die Klassiker<br />
vorzubereiten – allen voran natürlich<br />
Peter Sagan, Daniel Oss und Marcus<br />
Burg hardt. Die beiden Letztgenannten<br />
werden sogar einen ganzen Monat<br />
dort verbringen, um dann bei<br />
den Frühjahrsrennen in Form zu<br />
sein. Denn eines ist klar: Der tolle<br />
Saison auftakt ist bloß eine Momentaufnahme.<br />
In den kommenden Wochen<br />
gilt unsere volle Konzentration<br />
den Klassikern.<br />
Ralph Denk ist Teammanager der<br />
deutschen WorldTour-Mannschaft<br />
Bora–hansgrohe. Nach jahrelanger<br />
Aufbauarbeit ist die Equipe mit Sitz<br />
im oberbayerischen Raubling seit<br />
2017 in der höchsten Radsportliga<br />
aktiv. In <strong>Procycling</strong> berichtet Denk,<br />
in früheren Jahren selbst aktiver<br />
Rennfahrer, jeden Monat über seinen<br />
Alltag als Teamchef.<br />
Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Bora–hansgrohe/BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 9
PROLOG<br />
VALVERDES FRÜHFORM<br />
Der Weltmeister zeigte bereits im Wintertraining,<br />
dass auch 2019 mit ihm zu rechnen ist<br />
Text Werner Müller-Schell<br />
Bergprüfung benötigt. Damit war<br />
Valverde schneller als jeder Profi im<br />
Rennen. Zum Vergleich: Der im<br />
Rennen Siebtplatzierte, Bora-Profi<br />
Patrick Konrad, kam bei seiner Fahrt<br />
auf Platz sieben auf 12:09 Minuten.<br />
Tour-Etappensieger Warren Barguil,<br />
im Ziel immerhin Neunter, schaffte<br />
im Wettkampftempo 12:11 Minuten.<br />
Valverde selbst blieb im Rennen<br />
als Viertplatzierter mit 12:07 Minuten<br />
dagegen nur knapp hinter seiner<br />
72 Stunden zuvor aufgestellten<br />
Trai ningsleistung zurück, untermauerte<br />
aber damit dennoch erneut<br />
seine erstaunliche Frühform.<br />
400 WATT BEI 61 KILO<br />
© Strava (Screenshot)<br />
Es sagt schon viel über die konditionelle<br />
Verfassung eines<br />
Fahrers aus, wenn dieser im<br />
Training schneller ist als ein ganzes<br />
Peloton im Rennen. So geschehen<br />
im Januar am Anstieg hinauf zum<br />
Kloster Santuari de Sant Salvador<br />
auf Mallorca: Die erste Etappe der<br />
Mallorca Challenge, das „Trofeo Ses<br />
Salines–Campos“, endete auf dem<br />
509 Meter über dem Meer liegenden<br />
Berg im Südosten der Baleareninsel,<br />
der zu den bekanntesten und beliebtesten<br />
Trainingsanstiegen bei Profis,<br />
Amateuren und Hobbyfahrern gleichermaßen<br />
zählt. Doch am Ende,<br />
nach 176,9 Kilometern, holten sich<br />
weder der Tagessieger Jesus Herrada<br />
Lopez noch ein anderer Fahrer die<br />
Strava-Bestzeit an der 4,7 Kilometer<br />
langen und 325 Höhenmeter umfassenden<br />
Bergankunft. Drei Tage<br />
zuvor war es Weltmeister Alejandro<br />
Valverde, der hier im Rahmen einer<br />
Trainingsfahrt die schnellste Zeit<br />
auf den mallorquinischen Asphalt<br />
geknallt hatte.<br />
Gerade einmal 12:02 Minuten<br />
hatte der 38-Jährige für die durchschnittlich<br />
sieben Prozent steile<br />
Spannend ist ein Blick auf Valverdes<br />
Leistung: Bei 61 Kilogramm Körpergewicht<br />
kam der 1,77 Meter große<br />
Spanier auf eine Durchschnittsleistung<br />
von ziemlich genau 400<br />
Watt und eine Steigungsrate von<br />
1.625 Höhenmetern pro Stunde.<br />
Damit liegt er zwar hinter absoluten<br />
Spitzenwerten, wie sie bei der Tour<br />
de France und anderen Saisonhöhepunkten<br />
gezeigt werden – für den<br />
frühen Jahreszeitpunkt im Januar ist<br />
seine Bergleistung aber dennoch bereits<br />
als außergewöhnlich stark einzuschätzen.<br />
Das zeigt auch ein Blick<br />
auf die Durchschnittsgeschwindigkeit:<br />
Genau 23 Kilometer pro Stunde<br />
schaffte der Sieger des letztjährigen<br />
WM-Straßenrennens, der in den<br />
flacheren Abschnitten auch die<br />
30er-Marke mehrfach knackte. Seine<br />
mittlere Trittfrequenz lag dabei<br />
bei 81 Umdrehungen pro Minute.<br />
Dass Valverde, der auf Strava unter<br />
dem Spitznamen „Bala Balin“ zu<br />
10 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROLOG<br />
Das Strava-Ranking<br />
Santuari de Sant Salvador<br />
(4,7 Kilometer / 325 Höhenmeter /<br />
Kategorie 2)<br />
finden ist, auch 2019 mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
zu den besten Profis im Peloton zählen wird,<br />
zeigten im Übri -gen auch seine weiteren Auftritt<br />
bei der Mallorca Challenge. So war er insbesondere<br />
bergauf immer an vorderster Front zu finden.<br />
Auf seinen ersten Saisonsieg musste der Movistar-Kapitän<br />
bis Redaktionsschluss allerdings<br />
trotz seiner Frühform noch warten.<br />
Weltmeister Alejandro Valverde<br />
zeigte sich Ende Januar auf Mallorca<br />
in bestechender Frühform. Seine<br />
Rekordfahrt im Vorfeld der Mallorca<br />
Challenge findet ihr unter<br />
www.strava.com/activities/2108864121<br />
1. Alejandro Valverde Movistar<br />
12:02 Minuten*<br />
2. Patrick Konrad Bora–hansgrohe<br />
12:09<br />
3. Waren Barguil Arkéa-Samsic<br />
12:11<br />
4. Jonathan Lastra Caja Rural<br />
12:19<br />
5. Edmund Bradbury Memil-CCN<br />
12:20<br />
6. Tomasz Marczyński Lotto Soudal<br />
12:21<br />
7. Maxime Monfort Lotto Soudal<br />
12:27<br />
8. Gonzalo S. Rodriguez Caja Rural<br />
12:33<br />
9. E. Buchmann Bora–hansgrohe<br />
12:39<br />
10. Nick van der Lijke Rompoot<br />
12:42<br />
* Gewertet wurden nur aktive Radprofis und ihre<br />
persönlichen Bestzeiten im Laufe ihrer Karriere<br />
© Justin Setterfield/Getty Images<br />
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VINCENZO NIBALI<br />
SIZILIANISCHE<br />
ATTACKE<br />
Vincenzo Nibali hat alle drei großen Rundfahrten gewonnen und zwei<br />
Monumente: San Remo und die Lombardei-Rundfahrt. 2019 will er das ehrgeizige<br />
Giro-Tour-Double in Angriff nehmen – können ihn seine aggressive Fahrweise und<br />
seine Erfahrung zu seinem bisher größten Erfolg führen?<br />
Text Barry Ryan<br />
Fotografie Mjrka Boensch Bees<br />
12 PROCYCLING | MÄRZ 2019
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 13
DAS GROSSE INTERVIEW<br />
Bahrain-Merida-Trainingslager im kroatischen<br />
Hvar hinsetzt. „Für uns Italiener“, erklärt er, „ist<br />
es nie genug.“<br />
© Getty Images<br />
ie müssen zweimal hinschauen.<br />
Sdie Vincenzo Nibali Operation nur im Rahmen eines verzweifelten<br />
erlebt es oft, auf seinen Auslandsreisen, aber vor Versuchs, rechtzeitig für die Weltmeisterschaft<br />
allem mit seinen eigenen Leuten in Italien. Am wieder fit zu sein, und er kämpfte sich mit den<br />
Morgen nach der Lombardei-Rundfahrt im letzten<br />
Oktober war es nicht anders. Im Bahrain- Gewalt wieder in Form zu bringen.<br />
Schlusslichtern durch die Vuelta, um sich mit<br />
Merida-Hotel sprach ihn eine ältere Frau mit sich Obwohl Nibali mit der Squadra Azzurra in<br />
weitenden Augen an. „Es ist Nibali“, sagte sie. Innsbruck antrat, kam die Weltmeisterschaft zwei<br />
Am Nachmittag zuvor hatte Nibali bis Como Wochen zu früh und er fiel vor dem Finale zurück.<br />
mit Thibaut Pinot mithalten können, aber einen Aber statt seine Saison an dem Punkt zu beenden,<br />
dritten Sieg beim letzten Monument der Saison fuhr Nibali bis in den Oktober hinein weiter, entschlossen,<br />
das Jahr positiv zu beenden. Am Comer<br />
verpasst. Unter den Umständen waren sowohl<br />
das Resultat als auch die Leistung bemerkenswert.<br />
Keine zwei Monate zuvor hatte sich Nibali und trockenen Blättern, die unter seinen Reifen<br />
See, mit der tief stehenden Sonne in den Augen<br />
einer perkutanen Vertebroplastie unterzogen, knisterten, kämpfte Nibali aufopferungsvoll, animierte<br />
das Rennen, wo er konnte, musste sich an<br />
nachdem er sich einen Wirbel gebrochen hatte,<br />
als ihn bei der Tour de France in Alpe d’Huez ein den Hängen des Civiglio aber schließlich Pinot<br />
Zuschauer zu Fall brachte. Er entschied sich für geschlagen geben. Fast trotzig hielt er sich die Verfolger<br />
vom Leib und wurde Zweiter – ein würdiges<br />
Ende einer verkorksten Saison.<br />
Aber Nibali spielt für ein anspruchsvolles Publikum.<br />
Es wurde zwar unterhalten, aber das heißt<br />
nicht, dass es zufrieden war, gebrochener Wirbel<br />
hin oder her. Nachdem die Dame im Hotel festgestellt<br />
hatte, dass er tatsächliche Vincenzo Nibali<br />
war, tadelte sie ihn freundlich, aber bestimmt:<br />
„Du bist nur Zweiter geworden.“<br />
Schwer lastet die Krone, und ein bisschen<br />
Leichtigkeit ist wichtig für den, der sie trägt. Nibali<br />
kichert bei dieser Erinnerung, als er sich beim<br />
Angeschlagen fährt Nibali<br />
Alpe d’Huez hoch, nachdem<br />
er vom Rad geholt wurde.<br />
So war es immer. Nach Marco Pantanis Tod<br />
und einer Reihe trügerischer Hoffnungen<br />
hatte das italienische Publikum seine Augen<br />
zehn Jahre oder länger auf Nibali geheftet. Geantwortet<br />
hat er mit einem vielseitigen Palmarès<br />
und mit beträchtlichem Flair, aber manchmal<br />
drohte ihn die Mischung aus Zuneigung und Aufmerksamkeit,<br />
die ihn einhüllte, zu überwäl tigen.<br />
Der Giro d’Italia 2016 war ein typischer Fall.<br />
Nachdem er zwei Wochen lang gekämpft hatte,<br />
schien Nibali auf der 16. Etappe in Andalo am<br />
Ende seiner Kräfte zu sein. Er war der Favorit gewesen<br />
und hatte jetzt 4:43 Minuten Rückstand<br />
auf das Rosa Trikot Steven Kruijswijk, weswegen<br />
er sich im Ziel für Funkstille entschied. Als ein<br />
Reporter ihn schließlich in der Lobby des Piccolo<br />
Hotels zu fassen bekam, klagte Nibali tieftraurig:<br />
„Warum wollt ihr meinen Stolz noch mehr verletzen?<br />
Ich bin schon zerstört.“<br />
Bei dem Rennen machte ein Mobiltelefonanbieter<br />
eine tägliche Umfrage, bei der die Fans ihren<br />
Lieblingsfahrer wählen konnten. Selbst als er<br />
im Klassement abrutschte, stand Nibali auf jeder<br />
Etappe auf dem Podium und nahm freudlos ein<br />
Smartphone als Preis entgegen. Das Ritual hatte<br />
etwas von einer Erniedrigung, aber die Zuneigung<br />
der Tifosi kann ebenso inspirierend wie erstickend<br />
sein. „Ich habe erkannt, dass es den Fans egal<br />
war, was die Presse sagte. Sie haben mich mit anderen<br />
Augen gesehen, und mein Resultat war ihnen<br />
egal“, sagt Nibali.<br />
Irgendwie machte sich Nibali diesen Giro doch<br />
noch gefügig: mit einem ergreifenden Sieg in<br />
Risoul, nachdem Kruijswijk bei dem Versuch, ihm<br />
in der Abfahrt vom Agnello zu folgen, gestürzt<br />
war, und dann, indem er Esteban Chaves die<br />
Maglia Rosa am vorletzten Tag entriss. Selbst für<br />
die Opernverhältnisse des Giro war das eine äußerst<br />
erstaunliche volte-face.<br />
„Zu diesem Zeitpunkt kämpfst du nur noch um<br />
deinen Stolz. Du kämpfst, um zu zeigen, was du<br />
geben kannst, und in gewisser Weise tritt das Ergebnis<br />
fast in den Hintergrund“, sagt Nibali. „Ich<br />
habe nicht einmal daran gedacht, dass ich versuchen<br />
kann zu gewinnen. Es war nur wichtig, etwas<br />
zu machen, um den Giro spektakulär zu machen.“<br />
Dieser Sieg zementierte Nibalis Ruf als instinktiver<br />
Grand-Tour-Champion, der sich mit den<br />
größten Gesten ausdrückt. Aber zweieinhalb Jahre<br />
nach diesem wichtigen Triumph weist er die<br />
Idee zurück, eng mit dem Ideal verbunden zu sein,<br />
mit einem bestimmten Stil zu gewinnen.<br />
„Wenn ich ein Rennen fahre, halte ich ja nicht<br />
an und denke darüber nach, wie ich gewinnen will“,<br />
sagt Nibali. „Okay, ich weiß, dass es entscheidende<br />
Punkte in einem Rennen gibt, aber normalerweise<br />
14 PROCYCLING | MÄRZ 2019
VINCENZO NIBALI<br />
„WENN ICH EIN RENNEN<br />
FAHRE, HALTE ICH JA NICHT<br />
AN UND DENKE DARÜBER<br />
NACH, WIE ICH GEWINNEN<br />
WILL. ICH WEISS, DASS ES<br />
ENTSCHEIDENDE PUNKTE IN<br />
EINEM RENNEN GIBT.“<br />
entwickelt sich mein Rennen auf den letzten zehn,<br />
fünf oder drei Kilometern, je nach Route. Bei San<br />
Remo weiß ich, dass die letzten zehn Kilometer<br />
die wichtigsten sind, oder auf einer Bergetappe<br />
weiß ich, dass ein bestimmter Anstieg der wichtigste<br />
Teil der Etappe ist. Du konzentrierst dich auf<br />
diese Situationen, und im Laufe dieser Kilometer<br />
siehst du, ob du angreifen kannst oder nicht.“<br />
Andererseits können nur wenige, wenn überhaupt<br />
welche, von Nibalis 51 Profisiegen als Rou-<br />
tine eingeordnet werden. Sein Gesamtwerk wird<br />
nicht von irgendeinem Muster dominiert, sondern<br />
scheint von einem Künstler zusammengestellt zu<br />
sein, jeder Sieg einzigartig und handgearbeitet. Im<br />
letzten März zum Beispiel gewann er Mailand–<br />
San Remo als erster Fahrer seit fast einem Vierteljahrhundert<br />
mit einem Soloangriff am Poggio.<br />
Selbst seine dominanten Siege beim Giro 2013<br />
und der Tour de France 2014 waren mit Girlanden<br />
geschmückt – ein schneeverwehter Sieg auf den<br />
Tre Cime di Lavaredo bei Ersterem, eine Demonstration<br />
in Hautacam bei Letzterer. Man hat den<br />
Eindruck, dass Nibali nicht mal in eine Werkstatt<br />
ohne Elan fahren kann.<br />
Nibalis aggressive Fahrweise ist von vielen begrüßt<br />
worden als Gegengift zu der risikoscheuen<br />
Strategie, die das Team Sky im letzten Jahrzehnt<br />
angewandt hat. Wenn das britische Team eine Art<br />
Radsport-Catenaccio anwendet, ähnelt Nibalis<br />
Methode mehr dem Gegenpressing.<br />
„Ich habe immer versucht, die Bestimmung von<br />
Rennen zu verändern, aber es ist nicht leicht. Oft<br />
bin ich auf ein Schlachtschiff wie Sky gestoßen,<br />
und das Team hat sich bei der Tour immer als<br />
sehr stark erwiesen“, sagt Nibali. „Seine Fahrweise<br />
ist eine sehr taktische. Sie ist weniger spektakulär,<br />
aber sehr profitabel.“<br />
Um in der Fußball-Analogie zu bleiben: Francesco<br />
Totti hat unlängst gesagt, seine Entscheidung,<br />
die Avancen von Real Madrid abzulehnen<br />
und für seine gesamte Karriere in Rom zu bleiben,<br />
sei ein „Schiebetür-Moment“ gewesen, in dem er<br />
sich gefragt habe, wie viel mehr er hätte gewinnen<br />
können, wenn er die Reichtümer im Bernabéu angenommen<br />
hätte. Nibali hatte in seiner Karriere<br />
eine ähnliche Chance gehabt, als Dave Brailsford<br />
Mitte 2009 die erste Sky-Mannschaft aufbaute.<br />
Der Italiener wurde umworben, entschied sich<br />
jedoch dafür, bei Liquigas zu bleiben.<br />
KARRIERE-HÖHEPUNKTE VINCENZO NIBALIS WORLDTOUR-SIEGE<br />
2006<br />
GP Ouest France-Plouay<br />
Mit 21 Jahren infiltriert ein unbekannter<br />
Nibali die entscheidende Ausreißergruppe<br />
an der Côte de Ty-Marrec in<br />
Plouay, setzt sich im Sprint gegen Juan<br />
Antonio Flecha durch und feiert seinen<br />
ersten WT-Sieg.<br />
2010<br />
Vuelta a España<br />
Nibali sichert sich seinen ersten<br />
Grand-Tour-Sieg mit beständigen Resultaten.<br />
Er gewinnt keine Etappe, aber<br />
ihm reicht ein zweiter Platz hinter<br />
Ezequiel Mosquera an der Bola del<br />
Mundo, um das Rote Trikot zu erobern.<br />
2012<br />
Tirreno–Adriatico<br />
Nach Top-Drei-Plätzen in Chieti, Prato<br />
di Tivo und Offida ist Nibali Dritter,<br />
aber mit einem starken abschließenden<br />
Zeitfahren zieht er an Chris<br />
Horner vorbei, gewinnt und lässt<br />
einen zweiten Platz in Lüttich folgen.<br />
2013<br />
Tirreno–Adriatico<br />
Hat zwei Tage vor Schluss<br />
20 Sekunden Rückstand auf<br />
Froome, aber zieht mit einem<br />
charakteristischen Angriff bei<br />
schlechtem Wetter in Porto<br />
Sant’Elpidio an dem Briten vorbei.<br />
© Getty Images (Zeitleiste)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 15
© Getty Images<br />
Ein Jahrzehnt später zögert Nibali, sich dem Gesellschaftsspiel<br />
hinzugeben. „Es gab Kontakte mit<br />
Sky, aber wir haben uns nicht geeinigt. Viele Fahrer<br />
sind zu Sky gegangen und haben sich nicht entfaltet,<br />
andere schon“, sagt er, und zumindest bei Astana<br />
habe er Sky nie um ihre Ressourcen beneidet.<br />
„Wir waren nicht unterlegen. Astana war eines<br />
der stärksten Teams von allen, mit mir, Landa,<br />
Fuglsang, Westra – alles Fahrer auf Topniveau“,<br />
sagt Nibali und grinst: „Wenn wir nicht Real<br />
Madrid waren, dann waren wir Barcelona.“<br />
Nibali ist in der Tat der einzige Fahrer, der die<br />
Serie von Toursiegen von Sky unterbrochen hat.<br />
Sein Triumph 2014, wo er von der ersten Woche<br />
an unablässigen Druck ausübte, schien eine Blaupause<br />
zu sein, wie man Sky in Verlegenheit bringt,<br />
obwohl er die Idee achselzuckend abtut. „Es gibt<br />
kein Geheimnis“, sagt er. „Es hängt alles davon<br />
ab, wie sich das Rennen entwickelt und wie du<br />
dich selbst managst.“<br />
Mit drei Monumenten und vier großen Rundfahrten<br />
in seinem Palmarès ist es schwer zu sagen,<br />
ob Nibali mehr gewonnen hätte, wenn er<br />
2010 bei Sky unterschrieben hätte, aber man<br />
kann wohl annehmen, dass er auf andere Weise<br />
gewonnen hätte. Als Bronzemedaillengewinner<br />
beim WM-Zeitfahren der Junioren und U23<br />
hätte Nibali sich in dem britischen Team vielleicht<br />
mehr auf seine Qualitäten als Rouleur<br />
konzen triert.<br />
„Vielleicht, aber es ist schwer, Teams zu vergleichen“,<br />
sagt Nibali. „Ich habe Sky nur von außen<br />
gesehen, aber Fassa Bortolo, Liquigas, Astana<br />
und Bahrain-Merida sind alle große Teams,<br />
Beim Giro 2016 gab Nibali nie auf;<br />
am Ende wurde er mit dem Sieg belohnt.<br />
die mich geprägt haben. Es mag sein, dass einige<br />
Teams sich auf bestimmte Sachen konzentrieren,<br />
aber es gab nie einen großen Unterschied.<br />
Vielleicht gibt es ein perfektes Team,<br />
aber ich glaube nicht daran, dass Perfektion irgendwo<br />
existiert.“<br />
Im letzten Jahr gewann Sky seinen ersten Giro<br />
d’Italia mit einem Husarenritt, der direkt aus Nibalis<br />
Dreh buch hätte entlehnt sein können. Chris<br />
Froome lieferte eine passable Imitation des Klassikers<br />
des Sizilianers von 2016 ab, als er zwei<br />
Tage vor Ende des Rennens eine 80-Kilometer-<br />
16 PROCYCLING | MÄRZ 2019
VINCENZO NIBALI<br />
Solo flucht über den Colle delle Finestre nach<br />
Bardo necchia hinlegte, nachdem er im Rennen bis<br />
dahin hinterhergefahren war.<br />
„Froome hat eine wirklich große Attacke abgeliefert“,<br />
würdigt Nibali diese Leistung. „Vielleicht<br />
war er schon öfter fähig, so etwas zu machen,<br />
ohne das zu realisieren. Er ist normalerweise<br />
konservativer, aber er versteht es auch, solche<br />
Attacken zu fahren.“<br />
Nachahmung ist vielleicht die ehrlichste Form<br />
des Schmeichelns, aber Nibalis Beziehung zu<br />
Froome ist distanziert, seit sie bei der Tour 2015<br />
öffentlich aneinandergerieten. Obwohl es seitdem<br />
keine nennenswerten Misstöne mehr zwischen<br />
ihnen gegeben hat, gibt es auch keine wahrnehmbare<br />
Wärme zwischen ihnen, und Nibali gehörte<br />
zu denen, die Froome in der letzten Saison kritisierten,<br />
weil er Rennen fuhr, während sein Salbutamol-Fall<br />
in der Schwebe hing.<br />
Nibali hat gegen andere Rivalen gekämpft,<br />
etwa gegen Tom Dumoulin beim Giro 2017, als<br />
Letzterer Nibalis Taktik herabwürdigte und der<br />
Sizilianer über Dumoulins Arroganz schimpfte,<br />
aber diese Feindseligkeit verschwand schnell.<br />
„Wenn du Dumoulin kennenlernst, ist er ein<br />
wirklich netter Kerl“, sagt Nibali. Sein Verhältnis<br />
zu Froome hingegen ist ein streng berufliches,<br />
wenn nicht gegnerisches. „Bei Froome ist es anders.<br />
Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir uns<br />
immer als Rivalen gesehen haben“, sagt Nibali.<br />
„Aber es gibt Respekt.“<br />
Einen Tag vor seiner Audienz mit <strong>Procycling</strong><br />
gab Nibali bei der Teampräsentation von<br />
Bahrain-Merida seine Absicht bekannt,<br />
2019 sowohl den Giro als auch die Tour zu fahren.<br />
Es ist wohl kein Zufall, dass sein erster konzertierter<br />
Versuch, das Giro-Tour-Double zu<br />
schaffen, kommt, nachdem Froome und Dumoulin<br />
im gleichen Jahr näher dran waren, beide Rennen<br />
zu gewinnen, als jeder andere seit Pantani<br />
1998 – obwohl Coach Paolo Slongo versichert,<br />
dass das Projekt sowieso irgendwann zu erwarten<br />
war. „Wir schauen uns natürlich die anderen an,<br />
aber wir haben uns nicht von ihnen inspirieren<br />
lassen“, sagt Slongo.<br />
Nibali ist den Giro und die Tour bisher zweimal<br />
in einem Jahr gefahren, aber beide Male liegen in<br />
der Zeit und im Kontext zu weit auseinander, um<br />
echte Anhaltspunkte für 2019 zu liefern. Das<br />
erste Mal war vor über einem Jahrzehnt, 2008,<br />
als er als Fahrer noch zu sich selbst fand und Elfter<br />
beim Giro und 20. der Tour wurde. 2016 fuhr<br />
er in Frankreich nur, um sich auf Olympia in Rio<br />
vorzubereiten.<br />
Slongo betont, dass dieser Versuch jetzt<br />
kommt, weil Nibali mit 34 „ein hohes Niveau an<br />
körperlicher Reife erreicht hat“. Aber der Fahrer<br />
selbst sagt, dass hinter seinem Programm für<br />
2019 auch ein Kompromiss zwischen seinen eigenen<br />
Vorlieben und den Ansprüchen seiner Arbeitgeber<br />
steckt. „Es kam zustande durch meinen<br />
Wunsch, wieder beim Giro zu starten“, erklärt er.<br />
„ICH HABE IMMER VERSUCHT, DIE BESTIMMUNG VON RENNEN<br />
ZU VERÄNDERN, ABER ES IST NICHT LEICHT. OFT BIN ICH AUF<br />
EIN SCHLACHTSCHIFF WIE SKY GESTOSSEN, UND DAS TEAM<br />
HAT SICH BEI DER TOUR IMMER ALS SEHR STARK ERWIESEN.“<br />
„Dann haben wir die Tour hinzugenommen, teils,<br />
weil das Team es sich wünschte.“<br />
Man hat das Gefühl, dass Nibali, wäre er sich<br />
selbst überlassen, dem Giro den Vorzug geben<br />
würde, ein Rennen, das ihn oft zu bestrafen<br />
scheint. Als wir ihm sagen, dass für ihn der Giro<br />
Spaß und die Tour Arbeit ist, stößt er Luft aus.<br />
„Der Giro ist das fast am schwersten zu gewinnende<br />
Rennen, weil das Wetter in den Bergen immer<br />
noch ziemlich kalt ist – dein Körper muss<br />
sich an den Temperaturwechsel gewöhnen“, sagt<br />
Nibali. „Die Tour ist schwer, weil du immer konzentriert<br />
bleiben musst. Immer. Du musst sehr<br />
aufpassen, weil es so viele Stürze gibt.“<br />
Anfang November erinnerte ihn der Besuch<br />
einer Polizeiwache an der italienisch-französischen<br />
Grenze in Modane an eine andere offene<br />
Rechnung auf den Straßen von Frankreich. Nibali<br />
ging dorthin, um eine Aussage zu machen im<br />
Rahmen einer Anzeige, die er und sein Team gegen<br />
die A.S.O. erstattet hatten, nachdem er in<br />
Alpe d’Huez gestürzt war und sich den T10-Wirbel<br />
gebrochen hatte.<br />
„Es wird ein langes Verfahren, aber es ist wichtig,<br />
und nicht, weil ich wütend auf die Tour oder<br />
den Fan wäre, der mich zu Fall gebracht hat“, sagt<br />
Nibali. „Wir Fahrer brauchen einfach mehr Sicherheit.<br />
In einem solchen Anstieg kann es nicht sein,<br />
dass die Leute die Möglichkeit haben, den Fahrern<br />
einen Schubs oder Schlag zu verpassen, wenn sie<br />
vorbeifahren. Es geht auch darum, die Investition<br />
zu schützen, die ein großes Team tätigt.“<br />
Im Gespräch mit den Gendarmen schauen sich<br />
Nibalis Anwälte jedes einzelne Bild so kritisch an,<br />
als wäre es der Zapruder-Film. Nibali war selbst<br />
überrascht, wie stark er auf den Aufnahmen von<br />
der Alpe wirkte. Am Tag zuvor in La Rosière war er<br />
in der Sky-Strömung untergegangen, aber eine<br />
Woge der Unterstützung an der Alpe gab ihm<br />
2013<br />
Giro d’Italia<br />
Alle Augen sind auf Wiggins<br />
gerichtet, aber Nibali zerstört die<br />
Moral und die Chancen des Briten<br />
mit frühen Angriffen. Gewinnt<br />
drei Etappen und die Gesamtwertung<br />
mit 4:43 Minuten vor Urán.<br />
2014<br />
Tour de France<br />
Ein Sieg auf der 2. Etappe gibt die<br />
Richtung vor. Froome und<br />
Contador stürzen und sind aus dem<br />
Rennen, während Nibali in den<br />
Bergen dominiert und drei Etappen<br />
plus das Gelbe Trikot gewinnt.<br />
2015<br />
Lombardei-Rundfahrt<br />
Nibali schwächelt bei der<br />
Tour und wird Vierter, bevor<br />
er bei der Vuelta disqualifiziert<br />
wird. Rettet seine Saison<br />
mit einem Solosieg bei der<br />
Lombardei-Rundfahrt.<br />
2016<br />
Giro d’Italia<br />
Nibalis größter Sieg überhaupt?<br />
Geht mit 4:43 auf Spitzenreiter<br />
Kruijswijk in die letzten drei<br />
Etappen, aber nimmt den Holländer<br />
an zwei Tagen auseinander und<br />
triumphiert mit 52 Sekunden.<br />
© Getty Images (Zeitleiste)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 17
DAS GROSSE INTERVIEW<br />
© Gruber Images, Getty Images (Zeitleiste)<br />
Bei der Tour 2014 fuhr<br />
Nibali seinen Rivalen<br />
schon auf der verregneten<br />
Kopfsteinpflaster-<br />
Etappe davon.<br />
wieder Oberwasser – und dann ging er durch einen<br />
baumelnden Kameragurt über Bord.<br />
„Kruijswijk führte, aber wir waren im Begriff,<br />
zu ihm aufzufahren. Froome attackierte und ich<br />
war an seinem Hinterrad, das Motorrad neben<br />
mir. Geraint Thomas war hinter mir, als ich stürzte,<br />
und der einzige Grund, warum er nicht auch<br />
stürzte, war, dass er leicht zurückgefallen war“,<br />
erklärt er. „Er hat mich mit dem Fuß getroffen, als<br />
er an mir vorbeifuhr, aber er blieb im Sattel. Roglic<br />
und Dumoulin waren dahinter, und Froome und<br />
ich griffen an … Das Video zeigte das.“<br />
Als Nibali an jenem Abend die Tour verließ,<br />
war er Vierter, 2:37 Minuten hinter dem Gelben<br />
Trikot Thomas. Trotz der Dominanz des Walisers<br />
und von Sky fragt sich Nibali, was er hätte erreichen<br />
können. „Ich hatte mir die Tour zum Ziel<br />
2017<br />
Lombardei-Rundfahrt<br />
Nibali ist in der Schlussphase zu stark für<br />
seinen Mitausreißer Thibaut Pinot und<br />
feiert seinen zweiten Sieg beim letzten<br />
Monument der Saison.<br />
„DIE TOUR IST<br />
SCHWER, WEIL DU IMMER<br />
KONZENTRIERT BLEIBEN<br />
MUSST. IMMER. DU MUSST<br />
SEHR AUFPASSEN, WEIL ES<br />
SO VIELE STÜRZE GIBT.“<br />
gesetzt, und ich glaube nicht, dass das Rennen<br />
beendet war“, sagt er. Unabhängig vom Endergebnis<br />
war das Spektakel in der letzten Woche durch<br />
sein Fehlen sicher beeinträchtigt, auch wenn Nibali<br />
selbst nur Bruchstücke einer Etappe verdauen<br />
2018<br />
Mailand–San Remo<br />
Auch ein Anwärter für Nibalis größten Sieg.<br />
Er attackiert am Poggio und hält sich die Sprinter<br />
nach einer atemlosen Jagd durch San Remo um<br />
ein paar Meter vom Leib.<br />
konnte, der neuartigen 65 Kilometer kurzen<br />
Etappe zum Col de Portet. „Ich konnte es mir<br />
nicht anschauen“, drückt er eine unsichtbare<br />
Fernbedienung. „Pffft. Ich habe umgeschaltet.“<br />
Nibalis Anlauf auf das Double könnte den<br />
Wert des vermutlich letzten großen Zahltages<br />
seiner Karriere bestimmen. Sein<br />
Bahrain-Merida-Vertrag läuft zum Jahresende<br />
aus, und er hat sich noch nicht weiter an das<br />
Team gebunden. Laut Generalmanager Brent Copeland<br />
lagen die Verhandlungen nach dem Einstieg<br />
McLarens als Teampartner auf Eis, wurden<br />
mittlerweile aber fortgesetzt. Nibali, der einen<br />
Zwei-Jahres-Vertrag anstrebt, wurde in der Zwischenzeit<br />
von Trek-Segafredo umworben.<br />
„Die Absicht ist, hier zu bleiben, aber wir müssen<br />
noch darüber reden“, sagt Nibali. „Und natürlich<br />
kann ein Fahrer, wenn er im letzten Jahr seines<br />
Vertrags ist, andere Angebote erhalten.“<br />
Das Double nicht zu landen, würde Nibalis Vermächtnis<br />
in keiner Weise schmälern. Sein Platz in<br />
der Geschichte als einer von sieben Fahrern, die<br />
alle drei großen Rundfahrten gewonnen haben, ist<br />
sicher, obwohl er in diesem Winter die Idee verwarf,<br />
die Rundfahrten zugunsten der Klassiker<br />
zurückzuschrauben. „Ich habe immer noch das<br />
Gefühl, ein Rundfahrer zu sein“, sagte Nibali.<br />
Nibalis Antennen scheinen Kritik viel klarer zu<br />
empfangen als Lob. Wahrnehmung ist eine eigentümliche<br />
Sache. Ein Blick in die italienische Presse<br />
legt nahe, dass er mit fast universeller Ehrfurcht<br />
behandelt wird, aber seine Aufmerksamkeit<br />
neigt dazu, sich an dem gelegentlichen scharfen<br />
Wort des Vorwurfs zu verhaken. Ein besonderes<br />
Schreckgespenst ist, dass seine Entscheidung, die<br />
Tour 2016 zu nutzen, um sich auf Olympia vorzubereiten,<br />
übermäßig kritisiert wurde.<br />
„Alle haben mich angegriffen“, sagt Nibali.<br />
„Selbst bei Olympia wurde ich gefragt, warum<br />
meine Tour so schlecht gelaufen sei.“<br />
Der olympische Traum endete, als Nibali stürzte,<br />
die Goldmedaille schon vor Augen. Ein globaler<br />
Titel ist die offensichtliche Lücke in seiner Bilanz,<br />
dazu war er 2012 einen Kilometer davon entfernt,<br />
Lüttich zu gewinnen. Nibali wird seine Ambitionen<br />
nicht auf ein einzelnes Rennen beschränken.<br />
„Die Weltmeisterschaft, Olympia, Lüttich und<br />
Flandern sind Rennen, die ich immer noch gerne<br />
gewinnen würde. Vielleicht gerne von jedem eins“,<br />
sagt er lachend. „Es gibt so viele schöne Rennen.<br />
Auch einen dritten Giro zu gewinnen, wäre ein<br />
schönes Resultat – ebenso wie eine zweite Tour.“<br />
Siegen ist das Wort, auf dem die Betonung liegt.<br />
Nibali wird als Publikumsmagnet gepriesen, aber<br />
14 Jahre in den Realitäten des Profiradsports haben<br />
ihn eine unumstößliche Wahrheit gelehrt: Es<br />
ist schön, das Publikum zu unterhalten, aber in<br />
seiner Branche hat er die besten Chancen, alle<br />
glücklich zu machen, wenn er gewinnt.<br />
18 PROCYCLING | MÄRZ 2019
VINCENZO NIBALI<br />
KONTRAPUNKT<br />
NIBALI, DER<br />
RENNFAHRER<br />
Nibali hat einen der vielseitigsten Palmarès in den<br />
Rekordbüchern des Radsports aufgebaut. Wir schauen<br />
uns die Qualitäten an, die ihm das ermöglicht haben.<br />
Text Sam Dansie<br />
Es ist keine Frage, dass Vincenzo Nibali der<br />
vielseitigste Fahrer im heutigen Peloton ist.<br />
An der Aussagekraft seines Palmarès gibt<br />
es nichts zu rütteln: Er ist einer von zwei aktiven<br />
Fahrern, die alle drei großen Rundfahrten gewonnen<br />
haben, und der einzige, der diese Bilanz<br />
mit Siegen bei Monumenten erweitert hat – und<br />
zwar gleich drei davon: Mailand–San Remo und<br />
zwei Auflagen der Lombardei-Rundfahrt. Nibali<br />
war Zweiter bei Lüttich–Bastogne–Lüttich und<br />
2013 Vierter der Straßenweltmeisterschaft –<br />
trotz eines bösen Sturzes zwei Runden vor<br />
Schluss. Er war 24. bei seinem Debüt bei der<br />
Fotografie Kristof Ramon<br />
Flandern-Rundfahrt. Nibalis Bilanz hebt sich damit<br />
nicht nur als kompletteste der Gegenwart ab,<br />
sie ist eine der komplettesten aller Zeiten: Er ist<br />
einer von nur sieben Fahrern, die alle großen<br />
Rundfahrten gewonnen haben, und einer von nur<br />
fünf, die alle großen Rundfahrten und ein Monument<br />
gewonnen haben.<br />
Nibalis früherer Sportlicher Leiter bei Astana,<br />
Dmitriy Fofonov, nannte <strong>Procycling</strong> den Grund<br />
seines Erfolgs: „Er ist einfach ein sehr kompletter<br />
Fahrer. Egal, was Organisatoren tun, um es spektakulär<br />
und schwer für die Fahrer zu machen, er<br />
kommt damit zurecht.“<br />
RADBEHERRSCHUNG<br />
Nibali ist einer der besten Techniker des Pelotons.<br />
Es fand seinen perfekten Ausdruck in der virtuosen<br />
Vorstellung auf dem nassen und matschigen Kopfsteinpflaster<br />
bei der Tour de France 2014. Er wurde<br />
Dritter, indem er nur so über das Pavé glitt, während<br />
andere schlitterten und stürzten. Er nahm Fabian<br />
Cancellara und Peter Sagan 40 Sekunden ab.<br />
Anschließend sprach Sky-Boss David Brailsford<br />
von „einem der großen Grand-Tour-Ritte“.<br />
„Ich beschloss, dass die beste Art war, alles zu<br />
geben“, sagte Nibali in jenem Jahr zu <strong>Procycling</strong>.<br />
„Ich habe mich darauf konzentriert, schnell zu<br />
fahren, weil ich wusste, dass das die beste Art<br />
war, Probleme zu vermeiden. Der Trick, wenn es<br />
einen gibt, sind ein dicker Gang und lockere Hände.<br />
Ich habe versucht, mich so weit wie möglich<br />
zu entspannen und von der Belastung so viel wie<br />
möglich zu absorbieren.“<br />
Diese Fähigkeiten kamen dem Sizilianer bei<br />
seinem Debüt bei der Flandern-Rundfahrt im<br />
letzten Jahr zugute. Er war eine Gefahr in der<br />
Spitzengruppe und attackierte im leicht ansteigenden<br />
Stück an einer Kuppe 26 Kilometer vor<br />
dem Ziel. Er kam mit der zweiten Gruppe über die<br />
Linie. „Eines Tages, wenn Vincenzo sich auf Roubaix<br />
konzentrieren würde, wäre er, glaube ich,<br />
vorne mit dabei“, sagte Fofonov.<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 19
DAS GROSSE INTERVIEW<br />
VIER TEAMS<br />
Vincenzo Nibali geht 2019 in seine<br />
14. volle Profisaison. In seiner Karriere<br />
ist er für vier Teams gefahren und war in<br />
dreien davon Kapitän. Er wurde 2005<br />
Profi bei Fassa Bortolo, wo er ein gutes<br />
Programm fuhr, aber mit 20 Jahren die<br />
großen Rundfahrten vermied. Es gab<br />
keine Siege, aber ein zweiter Platz bei<br />
der Tour de Suisse war vielversprechend.<br />
Er hatte nur eine Saison bei<br />
Fassa, da das Team zum Jahresende<br />
aufgelöst wurde. Dann wechselte er zu<br />
Liquigas, wo er sieben Jahre blieb. Hier<br />
etablierte er sich als Kapitän für die<br />
Rundfahrten, indem er bei der Tour<br />
2009 auf den sechsten Platz kletterte,<br />
sein Durchbruch bei den Top Ten einer<br />
Grand Tour. Aber er musste sich ein paar<br />
Jahre zurückhalten, während Ivan Basso<br />
das Team anführte und sich die großen<br />
Rundfahrten aussuchen konnte, obwohl<br />
Nibali die Vuelta 2010 gewonnen hatte.<br />
Erst 2012 war er Kapitän bei der Tour de<br />
France, und er revanchierte sich für das<br />
Vertrauen des Teams, indem er Dritter<br />
wurde. Bei Astana, wo er vier Jahre fuhr,<br />
war er der klare Häuptling und gewann<br />
drei weitere große Rundfahrten – den<br />
Giro zweimal und die Tour einmal.<br />
Auch bei Bahrain-Merida ist Nibali der<br />
klare Rundfahrten-Kapitän des Teams.<br />
Das wäre viel verlangt für einen unter 70 Kilo<br />
wiegenden 34-Jährigen. Alter, Mannschaft und<br />
nicht zuletzt seine eigenen Prioritäten in den<br />
kommenden Jahren sind erhebliche Hindernisse<br />
für einen Erfolg in Flandern, aber Fofonov verlieh<br />
seinem Argument sanften Nachdruck.<br />
„Wenn er sich darauf konzentrieren<br />
würde. Es ist ein komplett<br />
anderes Peloton, aber mit<br />
einer guten Mannschaft und auch<br />
Glück … Wenn er sich auf etwas<br />
konzentriert, gibt er 100 Prozent.“<br />
ABFAHREN<br />
Nibalis Können und Kaltblütigkeit<br />
in den Abfahrten füllen einen langen<br />
Film der Höhepunkte. Seine<br />
Sturzflüge haben ihm große Siege<br />
gebracht – wie vom Civiglio bei der<br />
Lombardei-Rundfahrt 2015 und<br />
vom Umbrailpass beim Giro 2017.<br />
Manchmal haben sie ihm geholfen,<br />
wieder Anschluss zu finden, wie als er beim Giro<br />
2011 vom Passo Fedaia ins Tal flog, um die<br />
Gruppe um die Maglia Rosa einzuholen. Manchmal<br />
hat er sie genutzt, um seine Gegner unter<br />
Druck zu setzen, wie Bradley Wiggins am Col de<br />
la Colombière bei der Tour 2012.<br />
Die klarste Manifestation seines Abfahrens –<br />
oder vielleicht seines ihm vorauseilenden Rufs dafür<br />
– kam beim Giro 2016. Er gab sich als einer der<br />
51<br />
Siege in Nibalis<br />
bisheriger Karriere<br />
11<br />
Etappensiege bei<br />
den drei großen<br />
Rundfahrten<br />
drei stärksten Fahrer zu erkennen, als das Rennen<br />
über den Colle dell’Agnello führte. Am Gipfel<br />
attackierten Nibali, Esteban Chaves und – im Rosa<br />
Trikot - Steven Kruijswijk. „Ich konnte sehen, dass<br />
es bei Kruijswijk nicht sehr gut lief, daher habe ich<br />
beschleunigt. Ich habe die Abfahrt<br />
schnell in Angriff genommen.<br />
Dann ist Kruijswijk gestürzt und<br />
wir änderten unsere Strategie“,<br />
sagte Nibali, nachdem er die Etappe<br />
gewonnen hatte.<br />
Doch er ist nicht unfehlbar.<br />
2016 erwische es ihn – und andere<br />
– in der Abfahrt von der Vista<br />
Chinesa bei Olympia in Rio, als<br />
die Goldmedaille zum Greifen<br />
nah war, und Nibali brach sich<br />
das Schlüsselbein.<br />
KLETTERN<br />
Oft müht sich Nibali nach Kräften<br />
gegen überlegene Kletterer. Seinen<br />
Vuelta-Sieg 2010 sicherte er sich, ohne eine Etappe<br />
zu gewinnen. Die Vuelta 2013 verlor er gegen<br />
Chris Horner auf den Etappen ins Peña Carbarga-<br />
Gebirge und zum Alto del Naranco. Bei der Vuelta<br />
2017 nahm er Chris Froome in den Bergen nur<br />
einmal Zeit ab – als der Brite krank war.<br />
Und dann produziert er manchmal erstaunliche<br />
Comebacks und ist unangreifbar. Während<br />
eines Großteils des Giro 2016 mühte sich Nibali<br />
im Schatten von Mikel Landa – und in der Gesamtwertung<br />
in dem unerwarteten Schatten, den<br />
Kruijswijk warf. Nibali hatte fast fünf Minuten<br />
verloren, bevor er am Agnello auf der 19. Etappe<br />
das Ruder herumriss. Diese Etappe beendete<br />
Nibali mit 51 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten<br />
Mikel Nieve. Am nächsten Tag attackierte<br />
er und verwandelte ein 44-Sekunden-<br />
Defizit in der Gesamtwertung in einen 52-Sekunden-Überschuss.<br />
Aber seine vielleicht größte Serie<br />
von Kletterleistungen war bei der Tour 2014,<br />
als er in jedem Gebirgszug gewann, den das Rennen<br />
besuchte: die Vogesen, Alpen und Pyrenäen.<br />
ABSCHALTEN<br />
Nibalis Fähigkeit, von den Rennen abzuschalten,<br />
ist legendär. „Er ist gut darin, in den Öko-Modus<br />
zu schalten. Er entspannt gerne, ist gerne in Sizilien<br />
und zu Hause“, sagte Fofonov. „Ich glaube<br />
nicht, dass er gerne jeden Tag über Radsport redet<br />
oder was seine Ziele sind. Er schaltet ab.“<br />
Ein bekanntes Beispiel für Nibalis Fähigkeit zu<br />
entspannen war, dass er zwei Stunden vor der<br />
Im Trikot des italienischen<br />
Meisters stürmt Nibali zum Toursieg.<br />
20 PROCYCLING | MÄRZ 2019
VINCENZO NIBALI<br />
NIBALIS<br />
PLÄTZE BEI<br />
MONUMENTEN<br />
DREI RUND-<br />
FAHRTEN +<br />
MONUMENT<br />
Bei Merida muss Nibali noch eine Rundfahrt<br />
gewinnen, doch ein Monument hat er schon.<br />
Anders als die meisten Rundfahrer dieser Zeit<br />
mag es Nibali, bei den Monumenten anzutreten,<br />
und bei San Remo, Lüttich und der Lombardei-<br />
Rundfahrt wird er oft gesehen. 2018 fuhr er erst -<br />
mals die Flandern-Rundfahrt, Roubaix fehlt noch.<br />
Nibali gehört zum exklusiven Club der fünf<br />
Fahrer, die alle drei großen Rundfahrten sowie<br />
mindestens ein Monument gewinnen konnten.<br />
Als Letzter schaffte das Hinault in den 1980ern.<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
Vuelta a España<br />
Junioren-Weltmeisterschaft in Zolder 2002 einschlief.<br />
Seine Teamkameraden dachten, sie hätten<br />
ihn verloren.<br />
Dieses Abschalten hat komische Züge erreicht.<br />
Die Gazzetta dello Sport schrieb, dass Nibali beim<br />
Tour-Training 2012 der irrigen Annahme unterlag,<br />
das Rennen würde ein Mannschaftszeitfahren<br />
enthalten. Vor dem Vuelta-Start 2015 in<br />
Marbella sagte Nibali: „Ich kenne das Roadbook<br />
nicht, genau wie 2010. Nicht ein bisschen, und<br />
ich mache mir keine Sorgen deswegen.“<br />
INTUITION<br />
Der spannendste – und wohl unterhaltsamste –<br />
Aspekt von Nibalis Fahrstil ist seine Fähigkeit,<br />
einen Überraschungscoup abzuziehen. „Er versucht<br />
das Rennen zu provozieren, so wie es<br />
Champions machen“, sagte Fofonov. „Er fühlt das<br />
Rennen. Okay, du musst etwas planen, aber du<br />
musst deine Gegner kennen, wissen, wann ein<br />
guter Moment zum Angreifen ist, oder vielleicht<br />
angreifen, wenn es riskant ist.“ Sein Sieg bei Mailand–San<br />
Remo im letzten Jahr war eine lehrbuchmäßige<br />
Nibali-Vorstellung. Alberto Volpi, sein<br />
Sportlicher Leiter, sagte: „Wir haben über einen<br />
Angriff am Poggio nachgedacht. Wenn es nicht<br />
gut gelaufen wäre, wäre es für Sonny Colbrelli im<br />
Sprint gewesen. Nibali hatte Angst, dass Sagan<br />
vor ihm angreifen würde, daher kam er dem dreimaligen<br />
Weltmeister lieber zuvor. Er sah, dass ein<br />
anderer Ausreißer attackiert hatte, und verfolgte<br />
ihn. Sagan reagierte nicht, wie Nibali dachte.“<br />
Fofonov erinnert sich, dass er Nibali Attacken<br />
ausreden musste – oder es versuchen musste.<br />
„Manchmal ist es nicht der richtige Moment. Aber<br />
ich erinnere mich an die Dauphiné, wo er Zweiter<br />
hinter Rui Costa wurde, nachdem sie mehr als<br />
110 Kilometer vor dem Ziel angegriffen hatten<br />
[2015]. Es war vollkommen verrückt, aber er wollte<br />
sich selbst und das Selbstbewusstsein des anderen<br />
Fahrers testen.“<br />
Er fügt hinzu: „Ob es brütend heiß ist oder<br />
schneit oder ob da Kopfsteinpflaster ist, er ist sehr<br />
gut. Er ist wie ein Champion aus alten Zeiten.“<br />
MAILAND–<br />
SAN REMO<br />
FLANDERN-<br />
RUNDFAHRT<br />
PARIS–<br />
ROUBAIX<br />
LÜTTICH–<br />
BASTOGNE–L.<br />
LOMBARDEI-<br />
RUNDFAHRT<br />
2018 1 24 - 32 2<br />
2017 - - - - 1<br />
2016 33 - - 51 -<br />
2015 45 - - 13 1<br />
2014 44 - - 30 -<br />
2013 DNF - - 23 DNF<br />
2012 3 - - 2 26<br />
2011 8 - - 8 40<br />
2010 28 - - 27 5<br />
2009 49 - - 39 -<br />
2008 - - - 10 37<br />
2007 - - - 71 34<br />
2006 69 - - DNF DNF<br />
2005 - - - 112 79<br />
SIEGE<br />
SIEGE PRO JAHR<br />
Vincenzo Nibalis erfolgreiche Laufbahn.<br />
So verteilen sich die 51 Siege in Nibalis bisheriger Karriere auf seine 13 Jahre als Radprofi.<br />
5<br />
2 2 2<br />
5<br />
2<br />
EDDY MERCKX<br />
7 7<br />
6<br />
5 5<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
JAHR<br />
5<br />
BERNARD HINAULT<br />
5<br />
5 3 2 3 2<br />
3 1 1<br />
5 2 1<br />
2 2 2 2<br />
7 1 1<br />
JACQUES ANQUETIL<br />
FELICE GIMONDI<br />
VINCENZO NIBALI<br />
Tour de France<br />
Giro d’Italia<br />
Flandern-Rundfahrt<br />
Paris–Roubaix<br />
Lüttich–Bastogne–<br />
Lüttich<br />
Lombardei-Rundfahrt<br />
Mailand–San Remo<br />
4 4<br />
1 1<br />
1<br />
1<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 21
DER LETZTE KAMPF<br />
Unlängst gab Sky bekannt, das Sponsoring des erfolgreichsten<br />
Tour-Teams der modernen Ära Ende 2019 auslaufen zu lassen –<br />
nach zehn Jahren. Nun tickt die Uhr bei Dave Brailsfords Suche<br />
nach einem Ersatz, und <strong>Procycling</strong> denkt über die Folgen für<br />
den Sport nach – und über die öffentliche Wahrnehmung eines Teams,<br />
das mit gleicher Intensität gehasst und geliebt<br />
zu werden scheint.<br />
Text Edward Pickering<br />
22 PROCYCLING | MÄRZ 2019
Dave Brailsford, der Chef des Teams Sky,<br />
wird sich fragen, was er tun muss, um eine<br />
ruhige Saisonpause zu erleben. Vor zwölf<br />
Monaten, zu Beginn des Jahres 2018, hatte er mit<br />
dem positiven Test von Chris Froome auf Salbutamol<br />
bei der Vuelta 2017 zu tun. Ende 2016 gab<br />
es die Saga um Bradley Wiggins’ medizinisches<br />
Attest und ominöse Lieferungen in gepolsterten<br />
Versandtaschen an Sky. Ende 2015 waren die<br />
Radsportnachrichten bestimmt von Froomes<br />
physiologischen Tests, mit denen er Gerüchte von<br />
Doping und Motor-Doping bei der Tour de France<br />
jenes Sommers entkräften wollte. Brailsford hatte<br />
Ende 2014 eine desaströse Tour verdauen müssen,<br />
bei der Kapitän Froome nach einem Sturz<br />
aus dem Rennen war und es keinen erkennbaren<br />
Plan B gab. 2013: Sky-Fahrer Jonathan Tiernan-<br />
Locke wird wegen Anomalien in seinem biologischen<br />
Pass suspendiert, später gesperrt. 2012:<br />
Krieg zwischen Wiggins und Froome um die Kapitänsrolle,<br />
alles ausgetragen vor dem Hintergrund<br />
von Lance Armstrongs Dopinggeständnis.<br />
Doch Ende November, Anfang Dezember 2018<br />
hatte Sky seit Juli keine Kontroverse gehabt, als<br />
Gianni Moscon den französischen Fahrer Élie<br />
Gesbert auf der 15. Etappe der Tour de France<br />
boxte und disqualifiziert wurde (außer man zählt<br />
mit, dass Brailsford auf der Pressekonferenz am<br />
nächsten Vormittag in Carcassonne sagte,<br />
schlechtes Betragen von Fans sei „französische<br />
Kultur“). Nachdem also Moscon diszipliniert war,<br />
Brailsfords Vortrag nur ein kollektives Kopfschütteln<br />
hervorgerufen hatte, die Froome-Salbutamol-<br />
Geschichte in der Versenkung verschwunden war<br />
und die Untersuchung des Sportausschusses des<br />
britischen Parlaments im März beendet war,<br />
blieb das Team fünf Monate von schlechten Nachrichten<br />
verschont.<br />
Aber gerade als die letzten Nachbeben nach<br />
Jahren der Skandale, Gerüchte und Kontroversen<br />
– und übrigens mehrerer Toursiege – endlich abflauten,<br />
beschloss der neue Sky-Eigentümer Comcast,<br />
den Hahn zuzudrehen. Der Manager des<br />
reichsten und erfolgreichsten Teams im Radsport<br />
hatte vielleicht damit gerechnet, im Dezember<br />
über Details des Fünfjahresplans nachdenken zu<br />
müssen, bezogen auf seine jungen Kletterer Egan<br />
Bernal und Ivan Sosa, wovon Ersterer einen Vertrag<br />
mit Sky bis Ende 2023 hat und vor diesem<br />
Zeitpunkt für mehrere Grand-Tour-Siege gut sein<br />
könnte. Die größte Herausforderung schien zu<br />
sein, den Übergang von der Ära Froome/Thomas<br />
in die Bernal/Sosa-Ära zu managen – ein Luxusproblem<br />
für einen Teamchef im Radsport.<br />
Stattdessen änderte die Erklärung von Sky –<br />
eine Bombe, die die Fahrer an einem Tag bei<br />
einem Trainingslager auf Mallorca ebenso unvermittelt<br />
traf wie Brailsford – plötzlich alles.<br />
Brailsford geht jetzt auf die Suche nach einem<br />
Ersatzsponsor; er braucht eine ungewöhnlich große<br />
Summe Geld in einer ungewöhnlich kurzen<br />
Zeit. Die Uhr tickt.<br />
© Chris Auld<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 23
SKY<br />
DEN WANDEL EINLÄUTEN<br />
© AFP/Getty Images<br />
Unbestreitbar zu Beginn des Jahres 2019<br />
ist, dass Sky in zehn Jahren als Sponsor<br />
und Teameigentümer den Radsport verändert<br />
hat. Das Budget des Teams hat die<br />
Gehälter aufgeblasen, seine Taktik hat viele<br />
Fans erzürnt. Sky hat zahlreiche Rundfahrten<br />
gewonnen (und überraschend<br />
wenige Eintagesrennen im Vergleich dazu<br />
– 35 Eintagesrennen von insgesamt 325<br />
Siegen, darunter zehn britische Straßenmeisterschaften),<br />
alleine sechs Frankreich-Rundfahrten<br />
plus eine Vuelta und<br />
einen Giro. Das ursprüngliche Ziel zu Beginn<br />
des Jahres 2010, über das die Skeptiker<br />
damals lachten, war, die Tour innerhalb<br />
von fünf Jahren mit einem britischen<br />
Fahrer zu gewinnen. Sie schafften es sechs<br />
Mal in neun Jahren mit drei verschiedenen<br />
britischen Fahrern – bisher.<br />
Sky hat viele innovative Ideen in den<br />
Radsport eingebracht – einige enorm effektiv<br />
oder einflussreich oder beides, etwa<br />
den Fokus auf Ernährung, Höhentraining<br />
und Abwärmen nach den Etappen, andere<br />
lächerlich naiv wie die blickdichten<br />
Schirme vor den Fahrern beim Aufwärmen<br />
vor den Zeitfahren. („Was haben wir<br />
uns dabei gedacht?“, fragte Brailsford<br />
später rhetorisch.)<br />
Das sind nur ein paar der Veränderungen,<br />
die internationalen Radsportfans aufgefallen<br />
sind. Im britischen Radsport hat<br />
Sky beinahe seismischere Veränderungen<br />
herbeigeführt. Als das Team Sky 2010 anfing,<br />
war der Radsport im Heimatland des<br />
Teams keine große Sportart. Die breite Öffentlichkeit<br />
hatte sich über den Erfolg der<br />
britischen Bahnfahrer bei Olympia in Peking<br />
2008 (damaliger Performance-Manager:<br />
Dave Brailsford) gefreut, aber das Interesse<br />
galt mehr dem Gewinnen als den<br />
Mitteln, die dazu nötig waren. Bradley<br />
Wiggins’ vierter Platz bei der Tour 2009<br />
für Garmin (ein dritter Rang nach der Disqualifizierung<br />
von Lance Armstrong)<br />
schaffte es nicht auf die Titelseiten. Selbst<br />
die ersten Schritte des Teams Sky, von ihrer<br />
offiziellen Vorstellung im Londoner Millbank<br />
Tower Anfang 2010 über ihre ersten<br />
beiden Jahre, wurden überwiegend von der<br />
Fachpresse begleitet – mit ein paar Geschichten<br />
in überregionalen Zeitungen, obwohl<br />
dies glücklich mit dem Aufstieg von<br />
Mark Cavendish zum weltbesten Sprinter<br />
zusammenfiel. Alles änderte sich jedoch<br />
2012, als Wiggins die Tour gewann und<br />
auf einer nationalen Welle des Wohlwollens<br />
und des Optimismus’ zu den Olympischen<br />
Spielen in London surfte, die eine Woche<br />
später begannen und ihm eine Goldmedaille<br />
brachten – und im Dezember die Weihe<br />
zum Sportler des Jahres. Plötzlich war der<br />
Radsport in Großbritannien cool und<br />
populär, und es wurde immer besser.<br />
Froome gewann die Tour, wieder<br />
und wieder. Britische Bahnradsportler<br />
dominierten die Olympischen Spiele in<br />
London und in Rio. Das Fließband der<br />
Talente und des Erfolgs, das Brailsford<br />
mit der Nationalmannschaft und mit Sky<br />
in Gang gesetzt hatte, lief immer weiter.<br />
Froome gewann die Vuelta und den Giro;<br />
Geraint Thomas gewann die Tour; das<br />
Chris Sutton holt<br />
2010 den allerersten<br />
Sieg für Sky<br />
beim Cancer Council<br />
Helpline Classic.<br />
SKY-<br />
SIEGE<br />
325<br />
290 Siege bei<br />
Etappenrennen<br />
35 Siege bei<br />
Eintagesrennen<br />
Team gewann zwei Monumente; man<br />
gründete kein Frauenteam.<br />
Gleichzeitig steckte Sky viel Geld in den<br />
Freizeitsport. Sky Rides – Breitensportrennen<br />
für Familien auf autofreien Straßen<br />
– liefen von 2009 bis 2016. Der Fokus<br />
war nicht nur, die Fans für das Team<br />
Sky zu begeistern; Sky warb auch für einen<br />
aktiven Lebensstil und Teilhabe.<br />
Später verlegte sich der Sponsor auf<br />
Umweltthemen, nutzte das Team, um auf<br />
die Abholzung des Regenwaldes und den<br />
Plastikmüll in den Ozeanen aufmerksam<br />
zu machen. Vielleicht war die Inten tion,<br />
der Marke Sky ein positiveres Image zu<br />
geben – in den frühen 2000ern war der<br />
Ruf schlecht gewesen nach einem Telefonabhörskandal,<br />
in dessen Folge die<br />
Schwesterpublikation News of the<br />
World verschwand. Doch der Effekt war<br />
breit und – wie die britische Radsportbranche<br />
hoffen wird – tief.<br />
Der Radsport, der 2009 noch ein Nischendasein<br />
führte, ist 2019 – keine Dekade<br />
später – eine der größten Sportarten<br />
im Vereinigten Königreich. Wie um das<br />
24 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SKY<br />
Sky hinterlässt den Sport ganz anders,<br />
als es ihn angetroffen hat. Die Frage ist:<br />
Ist der Sport in der Sky-Ära in die Höhe<br />
geklettert und lässt in den nächsten Jahren<br />
in demselben Maße nach? Oder hat<br />
das Team die Grundlage für weiteres<br />
Wachstum und weiteren Erfolg gelegt?<br />
GELD, GELD, GELD<br />
etablierte Paradigma zu unterstreichen,<br />
gewann Toursieger Thomas 2018 die<br />
Auszeichnung „Sportler des Jahres“ in<br />
einem Jahr, in dem Lewis Hamilton mit<br />
einem fünften Formel-1-Titel mit Juan<br />
Manuel Fangio gleichzog und Harry Kane<br />
bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit<br />
dem Goldenen Schuh des besten Torjägers<br />
geehrt wurde.<br />
Sponsoren kommen und gehen im Radsport<br />
mit unvermeidbarer Regelmäßigkeit,<br />
und Sky war ausdauernder als die meisten<br />
– zehn Jahre sind eine lange Zeit. Es ist<br />
keine große Überraschung, dass der Mediengigant<br />
schließlich den Stecker zog,<br />
auch wenn die Entscheidung überraschend<br />
schnell getroffen wurde. Die Veränderung<br />
ist wahrscheinlich das Resultat zweier<br />
miteinander zusammenhängender Dinge<br />
– erstens, dass Sky im letzten Jahr von der<br />
US-Firma Comcast gekauft wurde, und<br />
zweitens, dass James Murdoch, der frühere<br />
Vorstand von Sky PLC und Sohn von<br />
Rupert, dessen Herzensprojekt das Radsportteam<br />
war, das Unternehmen wenig<br />
später verließ. Vielleicht ist es auch das<br />
Resultat des schleichenden Zersetzungseffekts<br />
der vielen Skandale, die sich über<br />
die Jahre angesammelt haben.<br />
Laut den Angaben von Companies<br />
House beträgt das Betriebsbudget von<br />
Sky über 30 Millionen Pfund (mehr als<br />
34 Millionen Euro), was mit Abstand das<br />
größte in der WorldTour und doppelt so<br />
viel ist, wie viele andere WorldTour-Teams<br />
haben. Diese Finanzkraft hat es der Truppe<br />
erlaubt, ein Team von ungeheurer Kraft<br />
zusammenzustellen, und einen gewaltigen<br />
Mitarbeiterstab ermöglicht, der das<br />
Beste aus den Fahrern herausholt und ihnen<br />
Vorteile gibt, die andere Teams sich<br />
nicht leisten können. Wenn Brailsford<br />
will, dass das Team weitermacht wie bisher,<br />
braucht er einen ebenbürtigen Sponsor.<br />
Das ist ein Problem, weil es wenige<br />
Unternehmen in Großbritannien und<br />
nicht sehr viel mehr in der Welt gibt, die<br />
30 Millionen Pfund in ein Sportsponsoring<br />
stecken wollen oder können. Die<br />
größte Chance auf einen Ersatzsponsor<br />
liegt wahrscheinlich außerhalb von Großbritannien,<br />
was britischen Fans schwer<br />
zu verkaufen sein könnte, die sich mit dem<br />
Team identifizieren und stolz darauf sind.<br />
Derzeit ist viel nahöstliches und chinesisches<br />
Geld im Radsport, aber Bahrain und<br />
UAE sind schon vergeben, und in China<br />
muss der Profiradsport erst noch auf die<br />
Beine kommen.<br />
Brailsford könnte sich auch von dem<br />
Modell verabschieden, einen einzigen<br />
Sponsor zu haben – theoretisch wäre es<br />
einfacher, einen 20-Millionen-Sponsor<br />
und einen mit zehn Millionen zu finden,<br />
die sich die Namensrechte teilen; dann<br />
hätte er immer noch 30 Millionen Pfund<br />
zum Ausgeben. Aber ist das realistisch?<br />
Immerhin hat Brailsford einige wertvolle,<br />
wenn auch immaterielle Vorteile. Er<br />
verkauft potenziellen Sponsoren einen<br />
SKYS ERFOLGREICHSTE SIEGFAHRER<br />
45 24 24 21 19 17 15<br />
CHRIS<br />
FROOME<br />
EDVALD<br />
BOASSON<br />
HAGEN<br />
BRADLEY<br />
WIGGINS<br />
GERAINT<br />
THOMAS<br />
Sky führte das<br />
Abwärmen nach<br />
dem Rennen<br />
ein, eine Idee,<br />
die sich schnell<br />
durch setzte.<br />
ELIA<br />
VIVIANI<br />
RICHIE<br />
PORTE<br />
MARK<br />
CAVENDISH<br />
14 Michał Kwiatkowski , 13 Ben Swift, 12 Wout Poels, 10 Peter Kennaugh, 9 Mannschaftszeitfahren, 8 Gianni Moscon, 7 Ian Stannard, Mikel Landa<br />
© Chris Auld (oben), Pete Goding (Froome), Sirotti (Hagen), Getty Images (Wiggins, Thomas, Porte, Cavendish), Yuzuru Sunada (Viviani)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 25
SKY<br />
AUF DEM WEG<br />
ZUM ERFOLG<br />
CANCER CLASSIC<br />
HELPLINE CLASSIC 2010<br />
Das Aufwärmrennen zur Tour Down Under ist kein<br />
UCI-Rennen, aber Skys erster Auftritt als Team.<br />
Chris Sutton gewinnt im Sprint.<br />
OMLOOP HET<br />
NIEUWSBLAD 2010<br />
Sky gewinnt bis Mitte Februar vier Rennen, aber das<br />
Highlight ist Juan Antonio Flechas Sieg beim<br />
Omloop Het Nieuwsblad, dem ersten der<br />
wichtigen belgischen Rennen.<br />
CRITÉRIUM DU<br />
DAUPHINÉ 2011<br />
Ein wichtiger Moment in der Entwicklung<br />
des Teams kommt bei dem Tour-<br />
Vorbereitungsrennen 2011. Bradley<br />
Wiggins übernimmt beim Zeitfahren nach<br />
der Hälfte des Rennens die Führung, sein<br />
Team hilft ihm im Hochgebirge bei der<br />
Verteidigung und er feiert seinen<br />
ersten größeren Gesamtsieg.<br />
GP OUEST FRANCE PLOUAY 2012<br />
Sky holt seinen ersten Sieg bei einem WorldTour-<br />
Eintagesrennen nach fast drei Jahren seiner Existenz<br />
– dank Edvald Boasson Hagen.<br />
TOUR DE FRANCE 2013<br />
Froome tritt als Kapitän an, als Wiggins nach einem<br />
schwachen Giro aussortiert wurde. Froome gewinnt<br />
eine ähnliche Serie von Frühjahrsrennen<br />
wie Wiggins im Jahr zuvor – die Tour of<br />
Oman, das Critérium International, die<br />
Roman die und die Dauphiné. Dann domi -<br />
niert er die Tour, schlägt seine Riva len in<br />
den Bergen und Zeitfahren und holt<br />
seinen ersten Gesamtsieg.<br />
E3 HARELBEKE 2015<br />
Thomas holt Skys ersten Sieg beim belgischen<br />
Klassiker, indem er sich als Solist aus einer<br />
Spitzengruppe absetzt, in der auch Peter Sagan<br />
und Zdeněk Štybar sind.<br />
LÜTTICH–BASTOGNE–LÜTTICH 2016<br />
Sky wartet über sechs Jahre, aber das Team holt<br />
schließlich ein Monument, als Wout Poels eine<br />
unvorhersehbare Auflage von Lüttich–Bastogne–<br />
Lüttich gewinnt.<br />
TOUR DE FRANCE 2011<br />
Wiggins ist nach einem Sturz früh aus dem Rennen,<br />
aber Edvald Boasson Hagen gewinnt einen Bergauf-<br />
sprint in Lisieux und eine Bergetappe in Pinerolo.<br />
MAILAND–SAN REMO 2017<br />
Sky gewinnt sein zweites Monument, als Kwiatkowski<br />
sich bei Mailand–San Remo im Sprint knapp gegen<br />
Peter Sagan und Julian Alaphilippe durchsetzt.<br />
© Tim De Waele/Getty Images, Yuzuru Sunada (Thomas)<br />
VUELTA A ESPAÑA 2011<br />
Wiggins hat seine beste Grand-Tour-Platzierung,<br />
fährt auf einen starken dritten Platz und gibt in den<br />
steilsten Anstiegen sein Bestes. Aber Froome ist die<br />
Offenbarung – ihn trennen auf dem zweiten Rang<br />
nur 13 Sekunden vom Gesamtsieg.<br />
PARIS–NIZZA, TOUR DE ROMANDIE &<br />
CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ 2012<br />
Wiggins feiert in der ersten Hälfte 2012 bei<br />
Paris–Nizza, der Romandie und der Dauphiné einen<br />
beispiellosen Hattrick. Bei der Dauphiné sieht man<br />
den Sky-Zug zum ersten Mal in Aktion.<br />
TOUR DE FRANCE 2012<br />
Trotz interner Rivalität mit dem<br />
späteren Zweitplat zier ten Froome<br />
erringt Wiggins den ersten briti schen<br />
Sieg bei der Tour de France. Sky ist in<br />
den Bergen un an greif bar und Wiggins<br />
zemen tiert mit Siegen bei beiden Zeitfahren<br />
des Rennens sein Gelbes Trikot.<br />
VUELTA A ESPAÑA 2017<br />
Froome gewinnt beim fünften Anlauf und<br />
nach drei zweiten Plätzen schließlich die<br />
Vuelta. Es ist sein fünfter Grand-Tour-Sieg<br />
– nach seinem vierten Tour-Triumph nur<br />
zwei Monate zuvor.<br />
GIRO D’ITALIA 2018<br />
Sky und Froome komplettieren den vollen Satz an<br />
großen Rundfahrten. Indem er zum ersten Mal das<br />
Rosa Trikot erobert, ist er in der seltenen Position, alle<br />
drei Grand-Tour-Siegertrikots gleichzeitig zu halten.<br />
TOUR DE FRANCE 2018<br />
Sky stellt den Rekord des Gitane/Renault-<br />
Teams von Cyrille Guimard ein, indem es<br />
die Tour mit einem dritten Fahrer gewinnt.<br />
Thomas fährt ein fehlerfreies Rennen und<br />
gewinnt das Gelbe Trikot; Froome hat sich<br />
noch nicht von den Anstrengungen seines<br />
Giro-Siegs erholt und fällt zurück, bleibt<br />
aber dran und wird Dritter.<br />
Toursieger<br />
Wiggins fährt für<br />
Cavendish auf den<br />
Champs-Élysées<br />
den Sprint an.<br />
26 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SKY<br />
Image: Getty Images (Vos), Kristof Ramon (Van Avermaet), Yuzuru Sunada (Geschke)<br />
mehr oder weniger garantierten Tourde-France-Sieg<br />
oder zumindest einen<br />
Podiumsplatz, dazu andere verlockende<br />
Möglichkeiten. Kein Team hat je im Vorjahr<br />
alle drei großen Landesrundfahrten<br />
gewonnen – man stelle sich vor, der Sponsor<br />
zu sein, der hinter dieser speziellen<br />
Errungenschaft stehen würde. Während<br />
andere WorldTour-Teams potenziellen<br />
Sponsoren eine Tour-Teilnahme garantieren<br />
können, kann keines von ihnen mit<br />
einer so hohen Wahrscheinlichkeit das<br />
Gelbe Trikot anbieten.<br />
Brailsford verkauft außerdem die Fahrer<br />
und das Management als erfahrene und<br />
robuste Einheit – wenn die Fahrer und der<br />
Betreuerstab zusammenbleiben, sind sie<br />
derzeit mehr wert als die Summe ihrer<br />
Teile. Andere Teamchefs klagen regelmäßig,<br />
wie schwer es ist, Sponsoren für den<br />
Radsport zu gewinnen; andererseits kann<br />
kein anderer Manager einem Sponsor<br />
86<br />
Fahrer fuhren bis<br />
Ende 2018 für das<br />
Team Sky *<br />
* inklusive Stagiaires<br />
Bei der Tour<br />
2018 wies das Outfit<br />
des Teams auf<br />
die Auswirkungen<br />
von Plastikmüll auf<br />
die Ozeane hin.<br />
© Yuzuru Sunada (oben), Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 27
SKY<br />
BESTE<br />
RESULTATE<br />
IN ALLEN<br />
GROSSEN<br />
WORLDTOUR-<br />
RENNEN<br />
ERSTER<br />
Tour de France<br />
Giro d’Italia<br />
Vuelta a España<br />
Mailand–<br />
San Remo<br />
Lüttich–Bastogne–Lüttich<br />
Paris–Nizza<br />
Tirreno–<br />
Adriatico<br />
Volta a<br />
Catalunya<br />
Tour de<br />
Romandie<br />
Critérium du<br />
Dauphiné<br />
Eneco/<br />
Binckbank Tour<br />
Tour de Pologne<br />
Omloop Het<br />
Nieuwsblad<br />
Strade Bianche<br />
E3 Harelbeke<br />
Clásica San<br />
Sebastián<br />
EuroEyes/<br />
Vattenfall<br />
Cyclassics<br />
GP Plouay/<br />
Bretagne<br />
Classic<br />
GP de Montréal<br />
ZWEITER<br />
Baskenland-<br />
Rundfahrt<br />
Tour de Suisse<br />
Amstel Gold<br />
Flèche Wallonne<br />
GP de Québec<br />
DRITTER<br />
Paris–Roubaix<br />
Lombardei-<br />
Rundfahrt<br />
Gent–Wevelgem<br />
Weltmeisterschaft<br />
im<br />
Mannschafts-<br />
Zeitfahren<br />
FÜNFTER<br />
Flandern-<br />
Rundfahrt<br />
plausibel einen Toursieg verkaufen. Brailsford<br />
dürfte es hier leichter haben als etwa<br />
„EF Education First“-Manager Jonathan<br />
Vaughters, der seit zehn Jahren kämpft,<br />
um Geld für sein viel kleineres Team aufzutreiben.<br />
Wenn Brailsford 30 Millionen Pfund<br />
an Land zieht, wird es weitergehen wie bisher,<br />
außer dass sich die Radsportwelt daran<br />
gewöhnen muss, dass das Team Sky<br />
einen neuen Namen hat. Das interessantere<br />
Szenario aber wäre, wenn wir uns die<br />
zwei anderen möglichen Zukünfte vorstellen:<br />
Brailsford findet keinen Ersatzsponsor<br />
oder er findet einen, der deutlich weniger<br />
Geld anbietet als Sky. Man kann sich leicht<br />
vorstellen, was Brailsfords bevorzugte<br />
Reihenfolge wäre. Erstens: Einen 30-Millionen-Pfund-Sponsor<br />
finden. Zweitens:<br />
„Ziel erreicht“ verkünden und das Team<br />
auflösen. Drittens: Einen 12-Millionen-<br />
Pfund-Sponsor finden.<br />
Hätte Dave Brailsford Interesse daran,<br />
ein Team mit einem kleineren Budget zu<br />
leiten? Man könnte argumentieren, dass es<br />
seinen Ruf als Manager für alle Zeiten zementieren<br />
würde, wenn er ein Siegerteam<br />
mit deutlich weniger Geld führen würde.<br />
Es stimmt, dass so gut wie alles, was er<br />
angefasst hat, zu Gold wurde, seit er 2003<br />
Performance Director beim britischen<br />
Radsportverband und 2009 Sky-Boss<br />
wurde. Er war in diesen beiden Rollen mit<br />
großen Budgets gesegnet, und es wäre faszinierend<br />
zu sehen, wie sich seine Methoden<br />
mit einem kleineren Budget umsetzen<br />
lassen. Andererseits: Was Brailsford zu<br />
motivieren scheint, ist Performance auf<br />
allerhöchstem Niveau – und natürlich zu<br />
gewinnen. Der Job bei einem Team mit<br />
einem kleineren Budget hat ebenso viel<br />
mit dem Management von dünneren Ressourcen<br />
und dem Löschen von Feuern als<br />
Höchstleistung zu tun und viel weniger<br />
mit dem Feiern von Siegen.<br />
Bei der Tour 2014, bei einer der täglichen<br />
Selbstgeißelungen, die Brailsford<br />
vollführte, als sein Team schwächelte,<br />
sagte er: „Ich hasse es zu verlieren. Hasse<br />
es.“ Wenn das Team Sky tatsächlich verschwindet,<br />
ist es auch schwer vorstellbar,<br />
dass Brailsford in ein anderes bestehendes<br />
Radsportteam absteigt – hätte man sich<br />
Alex Ferguson bei einem anderen Club als<br />
Manchester United vorstellen können?<br />
DEN MARKT ÜBERFLUTEN<br />
Sky ist ein ungewöhnlicher Fall, zumal<br />
das sponsernde Unternehmen auch die<br />
WorldTour-Lizenz und das Team selbst<br />
besitzt. Das ist auch bei EF Education<br />
First und Trek-Segafredo der Fall, aber die<br />
meisten Teams (die Infrastruktur und ihre<br />
SPONSORENJAHRE<br />
JAHRE MIT DEM DERZEI-<br />
TEAM GEGRÜNDET TIGEN HAUPTSPONSOR<br />
MOVISTAR 1980 8<br />
JUMBO-VISMA 1984 2<br />
LOTTO SOUDAL 1985 34 (LOTTO)<br />
AG2R LA MONDIALE 1992 19<br />
GROUPAMA-FDJ 1997 22 (FDJ)<br />
UAE EMIRATES 1999 2<br />
DECEUNINCK–QUICK-STEP 2003 16 (Q-S)<br />
EF EDUCATION FIRST 2005 1<br />
SUNWEB 2005 2<br />
ASTANA 2006 13<br />
CCC 2007 (ALS BMC) 0<br />
DIMENSION DATA 2007 3<br />
KATUSHA-ALPECIN 2009 12<br />
TEAM SKY 2010 9<br />
BORA–HANSGROHE 2010 4<br />
TREK-SEGAFREDO 2011 5<br />
MITCHELTON-SCOTT 2012 1<br />
BAHRAIN-MERIDA 2017 2<br />
Lizenz) gehören einer eigenen Managementfirma.<br />
Radsportteams haben, anders als zum<br />
Beispiel Fußball- oder Rugby-Clubs, keine<br />
großen materiellen Besitztümer – es gibt<br />
kein Stadion oder nennenswertes Vermögen.<br />
Da ist die Fahrzeugflotte und vielleicht<br />
ein Materiallager, daher hat Sky<br />
nicht viel zu verkaufen, wenn die Zeit gekommen<br />
ist. Was das Team aber hat, sind<br />
Verträge für 29 Fahrer, von denen viele<br />
über das Ende des Jahres hinausgehen.<br />
Das verkompliziert die Angelegenheit,<br />
wenn das Team tatsächlich ganz verschwindet,<br />
denn diese Fahrer, unter ih -<br />
nen Thomas, Froome und Bernal, haben<br />
wahrscheinlich in der Erwartung unterschrieben,<br />
dass sie in den 2020ern noch<br />
Sky-Fahrer sind, mit allen damit verbundenen<br />
Karriere- und Finanzplänen. Es<br />
gibt Klauseln in WorldTour-Verträgen,<br />
die vorsehen, dass die Fahrer – sollte das<br />
Team seine Lizenz verlieren – frei sind,<br />
mit anderen Teams zu verhandeln, aber<br />
es wird einen gewaltigen Einfluss auf den<br />
Transfermarkt und mithin auf die Gehälter<br />
der Fahrer haben, wenn 29 Sky-Fahrer<br />
nächstes Jahr einen neuen Job brauchen.<br />
Wenn die 30 Millionen Pfund von Sky<br />
praktisch aus dem Radsport verschwinden<br />
(und entweder nicht oder durch eine kleinere<br />
Summe aus anderer Quelle ersetzt<br />
werden), sinken die Gehälter der Fahrer.<br />
Bei einem Überangebot an Fahrern sitzen<br />
die Teamchefs bei Verhandlungen am längeren<br />
Hebel – es ist marktwirtschaftliches<br />
Grundwissen, dass die Manager weniger<br />
Gehalt anbieten können, wenn es ein<br />
Über angebot an Arbeitskräften gibt.<br />
Danach ist die Frage, wie die WorldTour<br />
2020 aussehen wird. Zum einen wird eine<br />
zusätzliche Lizenz frei – ein Platz, den ein<br />
neues Team oder ein ProConti-Team belegen<br />
könnte. Dann beginnen die Spekulationen,<br />
welcher Fahrer zu welchem Team<br />
geht. Michał Kwiatkowskis Vertrag läuft<br />
Ende des Jahres ohnehin aus, und das<br />
CCC-Team mit einem polnischen Sponsor<br />
und einer in diesem Jahr extrem dürftig<br />
aussehenden Mannschaft hat keinen Hehl<br />
aus seinem Wunsch gemacht, den früheren<br />
Weltmeister zu verpflichten. Froome<br />
und Thomas könnten als Toursieger so gut<br />
wie überall hingehen und ein paar Domestiken<br />
mitnehmen. Bernal würde jeder Manager<br />
nehmen.<br />
Aber das Ökosystem der WorldTour ist<br />
empfindlich. Es ist nicht einfach, einen<br />
Kapitän in ein Team zu verpflanzen und<br />
sofortige Ergebnisse zu erwarten – Marcel<br />
Kittel kann das nach einem enttäuschenden<br />
Jahr 2018 bestätigen.<br />
2019 werden die Fahrer, sollte Brailsford<br />
keinen neuen Sponsor an der Hand<br />
28 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SKY<br />
haben, außerdem weniger an die Mannschafts<br />
ergebnisse denken als daran, wo<br />
ihr erster Gehaltsscheck im Jahr 2020<br />
herkommt. Realistisch braucht Brailsford<br />
bis Mai jemanden, also bis zum Giro, und<br />
er könnte wahrscheinlich bis Juni durchhalten,<br />
aber spätestens bei der Tour de<br />
France im Juli werden ihm die Fahrer abspringen.<br />
Er könnte während der Tour etwas<br />
klarmachen, so wie BMC-Chef Jim<br />
Ochowicz, als er sich die Unterstützung<br />
von CCC für 2019 sicherte, doch bis<br />
Ochowicz etwas Konkretes anzubieten<br />
hatte, waren ihm die besten Fahrer weggelaufen.<br />
Die Einheit und der Mannschaftsgeist<br />
von Sky (ob man das Team mag oder<br />
nicht) sind echte Stärken, und es ist unwahrscheinlich,<br />
dass wir in dieser Einheit<br />
bis zum Frühjahr oder Frühsommer Risse<br />
Beim Omloop 2015 holt sich Stannard<br />
einen der seltenen Siege des<br />
Teams bei einem Eintagesrennen.<br />
sehen. Aber je länger die Unsicherheit<br />
dauert, umso mehr werden die Fahrer<br />
ihre Pläne mit Sky vergessen und dafür<br />
sorgen, dass sie für 2020 zumindest einen<br />
Job haben.<br />
Auf der positiven Seite (gerade unter<br />
sportlichen Gesichtspunkten) steht, dass<br />
die Dominanz von Sky bei der Tour und<br />
den einwöchigen Rundfahrten, von denen<br />
sie so viele gewonnen haben, von vielen<br />
Fans kritisiert wurde, die unvorhersehbarere<br />
Rennen sehen wollen. Die Taktik<br />
von Sky bei der Tour war immer erdrückend<br />
– das Team war stets so stark, dass<br />
es auf den Bergetappen Tempo machen<br />
und damit alle Attacken der Rivalen im<br />
Keim ersticken konnte.<br />
Wenn das verschwindet, werden wir<br />
plötzlich eine neue Ära bei den Etappenrennen<br />
erleben. Andere starke Teams wie<br />
Movistar könnten versuchen, den Platz<br />
von Sky als herrschende Kraft bei der Tour<br />
zu übernehmen, aber wie das spanische<br />
Team bei der Tour zuletzt jedes Jahr feststellte,<br />
ist Movistar kein Team Sky. Es<br />
wird nicht dasselbe sein.<br />
DIENSTJAHRE<br />
Ian Stannard<br />
10<br />
Geraint Thomas<br />
10<br />
Chris Froome<br />
10<br />
Christian Knees<br />
9<br />
Salvatore Puccio<br />
8<br />
Peter Kennaugh<br />
8<br />
Luke Rowe<br />
8<br />
Ben Swift<br />
8<br />
Vasil Kiryienka<br />
7<br />
Sergio Henao<br />
7<br />
Xabier Zandio<br />
6<br />
Sebastian Henao<br />
6<br />
David López<br />
6<br />
Chris Sutton<br />
6<br />
Bradley Wiggins<br />
5.4<br />
Wout Poels<br />
5<br />
Philip Deignan<br />
5<br />
Lars Petter Nordhaug<br />
5<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 29
SKY<br />
© Chris Auld (oben), Getty Images<br />
ALLER GUTEN DINGE SIND DREI?<br />
Und so tickt die Uhr beim Team Sky,<br />
und Brailsford ist auf der Jagd nach einem<br />
neuen Sponsor. Man kann wohl sagen,<br />
dass es eine Herausforderung ist. Das<br />
Geld wird unglaublich schwer aufzutreiben<br />
sein, und es stellt sich auch die Frage,<br />
ob die vielen Skandale, die das Team fast<br />
von Anfang an plagten und sich in den<br />
letzten zwei Jahren zuspitzten, auf potenzielle<br />
Sponsoren abschreckend wirken.<br />
Sky schien von den Geschichten um<br />
Wiggins und Froome nicht beeindruckt<br />
zu sein, der vernichtende Bericht des parlamentarischen<br />
Sportausschusses prallte<br />
an dem Team ab und Gianni Moscon hat<br />
immer noch einen Vertrag, trotz nachgewiesener<br />
Fälle von Rassismus und Gewalttätigkeit.<br />
Aber es ist nicht klar, ob<br />
dies bei der Entscheidung von Comcast,<br />
den Stecker zu ziehen, eine Rolle gespielt<br />
hat, und es nicht klar, ob es für einen<br />
neuen Sponsor ein Faktor sein wird.<br />
Aber Brailsford ist auch extrem erfolgreich<br />
darin, zum richtigen Zeitpunkt am<br />
richtigen Ort zu sein, um die sehr seltenen<br />
und lukrativen Möglichkeiten zu nutzen.<br />
Er übernahm bei British Cycling zu einer<br />
Zeit, als Geld aus der staatlichen Lotterie<br />
den Sport flutete, und er gab dieses Geld<br />
aus, um die britischen Bahnfahrer zu einem<br />
der formidabelsten Sportteams in<br />
der Geschichte der Olympischen Spiele<br />
zu machen. Dann bekam er das Sky-Geld<br />
und eine goldene Generation britischer<br />
Straßenfahrer (alle groß geworden durch<br />
die British Cycling Academy oder ihr<br />
Bahnprogramm) und baute das formidabelste<br />
Tour-de-France-Team in der Geschichte<br />
des Radsports auf. Es gibt ein<br />
altes Sprichwort im Radsport: Aller guten<br />
Dinge sind drei. Kann Dave Brailsford<br />
also noch ein Wunder bewirken?<br />
30 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SKY<br />
DIE TIEFPUNKTE AUF<br />
DEM WEG ZUM RUHM<br />
TOUR DE FRANCE 2010<br />
Die viel beschworenen „marginalen Gewinne“ und alle<br />
Planung von Sky bringen bei der ersten Tour nichts.<br />
Kapitän Wiggins ist nicht in Form und das Team kann<br />
weder in der Gesamtwertung punkten noch eine Eta p-<br />
pe gewinnen. Wiggins wird in Paris 21. mit fast 39 Minu -<br />
ten Rückstand auf den Sieger Alberto Contador.<br />
GEERT LEINDERS<br />
Das Hintergrundgeräusch zu Wiggins’ Toursieg ist<br />
die Rekrutierung von Geert Leinders, einem früheren<br />
Rabobank-Arzt, der mit vielen Dopingverstößen in<br />
Verbindung gebracht wurde. Leinders ist nicht im<br />
Tour-Team mit Wiggins und Sky entlässt ihn am Ende<br />
der Saison, wobei Brailsford zugibt, dass es ein Fehler<br />
gewesen sei, mit ihm zu arbeiten.<br />
JONATHAN<br />
TIERNAN-LOCKE<br />
Sky verpflichtet Tiernan-Locke 2013,<br />
nachdem er eine brillante Saison 2012<br />
gefahren ist und die Mittelmeer-Rundfahrt,<br />
die Tour du Haut Var, die Tour Alsace und<br />
die Tour of Britain gewonnen hat. Aber<br />
Auffälligkeiten in seinem biologischen<br />
Pass führen 2014 zu einer Sperre.<br />
DIE OMINÖSE VERSANDTASCHE<br />
Russische Hacker erbeuten im Herbst 2016 im Internet<br />
Wiggins’ medizinische Ausnahmegenehmigungen.<br />
Die umstrittenen Erkenntnisse sind, dass<br />
Wiggins vor den Frankreich-Rundfahrten<br />
2011 und 2012 sowie dem Giro 2013 ein<br />
Attest für starke Corticosteroide hatte.<br />
Ein Informant sagt zudem einer Zeitung,<br />
Wiggins sei beim Critérium du<br />
Dauphiné 2011, das er gewonnen<br />
hat, eine mysteriöse Versandtasche<br />
geliefert worden, deren Inhalt<br />
aufgrund untypischer administrativer<br />
Exzentrik des Teams Sky nicht<br />
dokumentiert gewesen sei.<br />
GIANNI MOSCON<br />
Sky verpflichtet den vielversprechenden<br />
Italiener Anfang 2016. Er beleidigt<br />
Kévin Reza bei der Tour de Romandie<br />
rassistisch; 2017 wird er bei der Weltmeisterschaft<br />
disqualifiziert, weil er sich<br />
an einem Auto festge halten hat. Ihm<br />
wird vorge wor fen, Sébastian Reichenbach<br />
beim Tre Valli Varesine 2017 absichtlich<br />
vom Rad gestoßen zu haben, aber<br />
die Untersuchungen werden wegen<br />
mangelnder Beweise eingestellt. 2018<br />
wird er von der Tour ausgeschlossen,<br />
weil er Élie Gesbert geboxt hat.<br />
43<br />
Fahrer holten<br />
Rennsiege für Sky<br />
Kwiatkowski<br />
gehört zu den<br />
Fahrern, die Ende<br />
2019 ohne Vertrag<br />
dastehen.<br />
Thomas gewann<br />
als dritter Brite für<br />
das Team Sky die<br />
Tour – der sechste<br />
Sieg bei dem Rennen<br />
seit 2012.<br />
TOUR DE FRANCE 2014<br />
Froome ist bei der Tour 2014 nach einem Sturz früh<br />
draußen und das Team, von dem erwartet worden ist,<br />
dass es das Rennen dominieren werde, kann keinen<br />
Plan B umsetzen. Einige Fahrer schaffen es in<br />
Ausreißergruppen, sind aber weit von einem Sieg<br />
entfernt. Der bestplatzierte Fahrer in der<br />
Gesamtwertung ist Mikel Nieve als 18.<br />
DIE FROOME-DATEIEN<br />
Dateien mit Wattzahlen, die angeblich von Froome<br />
und vom Tag seines Etappensiegs am Mont Ventoux<br />
bei der Tour 2013 stammen, werden ins Internet<br />
gestellt. An dem Tag greift er mit einer<br />
sehr hohen Trittfrequenz an, was zu weiteren<br />
nicht bewiesenen V o r w ü r f e n<br />
führt, er habe einen Motor in seinem<br />
Rad gehabt.<br />
FROOMES SALBUTAMOL-BEFUND<br />
Froome droht die erste Hälfte des Jahres 2018 eine<br />
Sperre, nachdem herausgekommen ist, dass er bei<br />
seinem Vuelta-Sieg 2017 positiv auf Salbutamol<br />
getestet worden ist. Der vertrauliche Befund sickert<br />
an Le Monde und The Guardian durch. Die WADA<br />
stellt den Fall ein, da sie nicht beweisen kann, dass es<br />
kein irrtümlich positiver Test gewesen ist.<br />
BERICHT DES BRITISCHEN<br />
SPORTAUSSCHUSSES<br />
Der Sportausschuss des britischen Parlaments<br />
veröffentlicht nach seiner Untersuchung des Teams<br />
2018 eine vernichtende Kritik an den medizinischen<br />
Praktiken, der Ethik und der Dokumentation von Sky.<br />
Das Team weist alle Vorwürfe von sich.<br />
SKY STEIGT AUS<br />
Das effektivste Toursieger-Team der modernen Zeit,<br />
vielleicht aller Zeiten, steht vor einer ungewissen<br />
Zukunft, nachdem der neue Sky-Eigentümer Comcast<br />
seinen Ausstieg aus dem Sponsoring mitgeteilt hat.<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 31
© Kathrin Schafbauer<br />
32 PROCYCLING | MÄRZ 2019
MR. MSR<br />
Als Fahrer war Mailand–San Remo sein Lieblingsrennen,<br />
nach vier Siegen auf dem Rad führte er Mark Cavendish 2009<br />
dort vom Auto aus zum Erfolg. Wer also kann besser über<br />
„La Classicissima“ Auskunft geben als Erik Zabel? Wir erwischten<br />
ihn auf Mallorca, wo er sich mit seinem neuen Team Katusha-Alpecin<br />
auf den Saisonstart in Europa vorbereitete.<br />
Interview Chris Hauke Fotografie Getty Images<br />
Erik, du bist seit dieser Saison<br />
„Performance Manager“ bei Katusha-<br />
Alpecin. Was genau ist dein Job?<br />
In erster Linie geht es darum, den Rennfahrern<br />
Hilfestellung zu geben, und das speziell im Bereich<br />
Material – etwa in der Zusammenarbeit mit<br />
Katusha Sport, was die Kleidung angeht. Dazu<br />
begleite ich Trainings, nehme an Trainingslagern<br />
teil und bin auch bei einigen Rennen dabei. Das<br />
alles geschieht in Kooperation mit den Teamtrainern,<br />
vor allem mit Cheftrainer Kevin Poulton.<br />
Letzten Endes dient alles dazu, den Rennfahrern<br />
zu helfen, ihre Leistung abzurufen.<br />
Bist du bei den Rennen im Teamwagen<br />
dabei und machst Strategien, oder ist das<br />
eine Sache der Sportlichen Leitung?<br />
Sowohl als auch. Wir arbeiten da im Team, von<br />
daher wird das sicherlich ein Mix sein. Bei den<br />
belgischen Klassikern haben wir mit Dirk Demol<br />
[Head of Sports Director] einen absoluten Fuchs in<br />
unseren Reihen, dazu mit Gennady Mikhaylov<br />
[Sports Director] jemanden, der schon seit vielen<br />
Jahren in Belgien wohnt. Dort werden dann wohl<br />
in erster Linie diese beiden im Auto sitzen und<br />
ich die Rennen eher von der Seite oder aus dem<br />
Teambus verfolgen. Bei anderen Rennen, wie etwa<br />
Mailand–San Remo, macht es natürlich Sinn,<br />
wenn ich im Auto mitfahre.<br />
Wie sieht es bei Grand Tours aus?<br />
Bei einer Rundfahrt wie der Tour de France, speziell<br />
auf den Sprintetappen, ist der Plan, dass ich,<br />
ähnlich wie damals bei Highroad, eine halbe<br />
Stunde vor den Fahrern herfahre, um die wichtigen<br />
Abschnitte zu inspizieren – und dann rechtzeitig<br />
vorher im Ziel zu sein, um gegebenenfalls<br />
ein Update von der Zielanlage in den Teamwagen<br />
zu geben.<br />
Du hast es bereits erwähnt – wir wollen über<br />
Mailand–San Remo sprechen, kurz MSR.<br />
Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten<br />
Start bei diesem Rennen?<br />
Das war 1993. Es war eigentlich gar nicht geplant,<br />
dass ich als Neuprofi dort starte. Aber ich<br />
bin zuvor einen guten Tirreno [Tirreno–Adriatico]<br />
gefahren, habe da gleich die erste Etappe gewonnen,<br />
hatte das Führungstrikot und war in der Gesamtwertung<br />
am Ende Siebter. Aufgrund dieser<br />
Vorstellung und dazu der Tatsache, dass Brian<br />
Holm nach Paris–Nizza krank geworden ist, hat<br />
die Teamleitung entschieden, dass ich San Remo<br />
fahren soll. Das war natürlich ein Riesenerleb-<br />
nis. Am Start standen Leute wie Gianni Bugno,<br />
damals Weltmeister, dazu Claudio Chiappucci,<br />
Miguel Indurain und [der spätere Sieger] Maurizio<br />
Fondriest – alles Rennfahrer, die ich nur aus dem<br />
Fernsehen kannte. Beim ersten echten Highlight<br />
des Jahres mit diesen Helden ins Rennen zu gehen,<br />
war der Wahnsinn.<br />
„AM START STANDEN LEUTE WIE GIANNI<br />
BUGNO, MIGUEL INDURAIN UND MAURIZIO<br />
FONDRIEST – ALLES RENNFAHRER, DIE ICH<br />
NUR AUS DEM FERNSEHEN KANNTE.“<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 33
ERIK ZABEL<br />
Bist du damals ins Ziel gekommen?<br />
Ja, aber ich kann mich erinnern, dass das Niveau<br />
an der Cipressa zu hoch für mich war und die<br />
richtig guten Rennfahrer mich dort abgehängt<br />
haben. Ich bin, glaube ich, 96. geworden, mit fünf<br />
Minuten Rückstand oder so. [Fast richtig: Zabel<br />
kam als 94. zwei Minuten und 53 Sekunden nach<br />
dem Sieger ins Ziel.]<br />
Was war die größte Erkenntnis<br />
aus diesem außergewöhnlichen Tag?<br />
Natürlich war es nicht schön, an der Cipressa erkennen<br />
zu müssen, dass die Batterie zu Ende ging<br />
und ich nicht das Niveau der Top 50 hatte. Es war<br />
das erste Mal in meinem Leben, dass ich überhaupt<br />
so eine Distanz gefahren bin. Trotz der Tatsache,<br />
dass ich abgehängt wurde, war der ganze<br />
Renntag ein Riesenerlebnis, das mich sehr geprägt<br />
hat. In dieser ersten Saison war es mein<br />
schönster Renntag. Dieses Erlebnis, frühmorgens<br />
im grauen Nebel in Mailand loszufahren, dann<br />
über den Turchino bei schönem Wetter das Mittelmeer<br />
zu sehen und schließlich die ganze Zeit<br />
an der Blumenriviera in Richtung San Remo zu<br />
fahren – das hat mir schon sehr gut gefallen.<br />
Wann kam denn der Gedanke, dort einmal<br />
ganz oben auf dem Podest stehen zu wollen?<br />
Beim ersten Rennen hätte ich noch nicht mal<br />
davon geträumt. 1994, beim zweiten Start, bin<br />
ich dann aber schon 16. geworden. Giorgio Fur-<br />
lan kam damals alleine an, ich war jedoch in der<br />
Gruppe, die hinter ihm um Platz zwei gespurtet<br />
ist. Bei diesem zweiten Start habe ich ein bisschen<br />
Lunte gerochen und mir gedacht: Vielleicht könnte<br />
das irgendwann mal was werden.<br />
Was macht den besonderen<br />
Reiz des Rennens für dich aus?<br />
In erster Linie natürlich die Historie und die Tatsache,<br />
dass es im Radsportland Italien eines der<br />
beiden großen Monumente ist. Die Lombardei-<br />
Rundfahrt war immer vom späten Zeitpunkt und<br />
vor allem von der Strecke her kein Rennen, für das<br />
ich prädestiniert gewesen wäre. San Remo kam<br />
meinen Fähigkeiten als Fahrer viel eher entgegen.<br />
Dazu gehört auch ein gewisses Pokern – man hat<br />
eigentlich nur einen Schuss im Lauf, und der<br />
muss dann sitzen. Auch die Tatsache, dass vor<br />
dem Start eigentlich nie richtig klar ist, wie es<br />
ausgehen wird, macht es so interessant. Kommt<br />
eine lange Flucht durch? Klappt eine Attacke an<br />
der Cipressa oder eher am Poggio mit einem Finisseur?<br />
Gibt es einen Sprint aus einer kleineren<br />
Gruppe? Die verschiedensten Rennfahrertypen<br />
versuchen, dort aufgrund ihrer Fähigkeiten erfolgreich<br />
zu sein.<br />
Wie oft standest du in Mailand am Start?<br />
Jedes Jahr. 16 Jahre war ich Profi, 16 Jahre bin ich<br />
es gefahren.<br />
Und viereinhalbmal hast du gewonnen.<br />
Na ja, viermal. Und das andere, ja … Viereinhalb<br />
[lacht], wenn man es positiv sehen will.<br />
Kannst du dich noch an deinen<br />
ersten Sieg im Jahr 1997 erinnern?<br />
Klar. Das war schon sehr emotional. Ich wusste<br />
zwar, dass ich in jenem Frühjahr gut in Form war<br />
und vielleicht auch so ein bisschen zum Favoritenkreis<br />
gehörte – aber die Ambition zu haben und<br />
diese dann auch umzusetzen, sind natürlich immer<br />
zwei Paar Schuhe. Dass es geklappt hat, war<br />
schon ein großer Moment.<br />
1998 gelang dir gleich der nächste Sieg. Sehr<br />
präsent bis heute ist neben den Erfolgen aber<br />
auch das Jahr 2004, wo du bereits gejubelt<br />
hast und noch überholt wurdest. Das muss,<br />
speziell in deinem „Wohnzimmer“, sehr weh<br />
getan haben.<br />
Triumph und Tragik: 2001 gewann<br />
Zabel zum vierten Mal in San Remo<br />
(oben), 2004 jubelte er zu früh (unten).<br />
34 PROCYCLING | MÄRZ 2019
ERIK ZABEL<br />
Drei Jahre war Zabel Teil der Sportlichen<br />
Leitung bei HTC-Highroad – hier eine Aufnahme<br />
von 2011 mit Jan Schaffrath, Rolf<br />
Aldag, Jens Zemke, Valerio Piva und Brian<br />
Holm (v. l. n. r.).<br />
Machen wir uns nichts vor: Es wäre nicht korrekt,<br />
wenn ich sagen würde, dass es mich damals nicht<br />
beschäftigt und bewegt hat. Die Woche danach<br />
war nicht einfach. Da wird man dann schon mal<br />
nachts wach oder kann schlecht einschlafen, weil<br />
man sich fragt: Wie konnte das eigentlich passieren?<br />
Was hast du da gemacht?<br />
Und: Wie konnte das passieren?<br />
Bei der Analyse bin ich auf zwei Punkte gekommen,<br />
die mir an dem Tag einen Strich durch die<br />
Rechnung gemacht haben. Punkt eins war Alessandro<br />
Petacchi. Er war im Frühjahr 2004 in allen<br />
Rennen, die wir vorher zusammen gefahren<br />
sind, sehr dominant. Man wusste als Fahrer: Der<br />
ist in dieser Form fast nicht zu schlagen. Wenn<br />
man bei ihm am Rad ist und das Rad halten kann,<br />
ist man zumindest schon mal sicher Zweiter. Seine<br />
Mannschaft hat an dem Tag enorm gut für ihn<br />
gearbeitet, das Rennen kontrolliert und ihn in<br />
Richtung Ziellinie gebracht. Ich war an seinem<br />
Rad und hatte eigentlich gar nicht so damit gerechnet,<br />
ihn überhaupt passieren zu können. Insofern<br />
war ich sehr fokussiert auf ihn. Auf einmal<br />
habe ich gemerkt, dass ich einen guten Zug habe<br />
und an ihm vorbei fahre. Es war nicht mehr weit<br />
zur Linie und ich war vorne. Dazu kam: Es war<br />
eines der wenigen Rennen, bei dem ich mit Funk<br />
gefahren bin. Ich hatte den Kopfhörer im rechten<br />
Ohr, dadurch fehlte mir die Wahrnehmung, jemanden<br />
auf dieser Seite hören zu können. Da ich<br />
selten mit Funk gefahren bin, war das ungewohnt<br />
für mich. Ich war auf der rechten Seite quasi taub.<br />
Die Tatsache, Petacchi überholen zu können und<br />
damit im Vorfeld nicht gerechnet zu haben, hat<br />
„ES WAR EINES DER WENIGEN<br />
RENNEN, BEI DEM ICH MIT<br />
FUNK GEFAHREN BIN. ICH<br />
WAR AUF DER RECHTEN<br />
SEITE QUASI TAUB. ICH HABE<br />
OSCAR ERST WAHRGENOM-<br />
MEN, ALS ES ZU SPÄT WAR.“<br />
mich so überrascht, dass ich angefangen habe<br />
zu jubeln, als ich die Ziellinie gesehen habe. Aufgrund<br />
des Funks habe ich Oscar [Freire, Sieger<br />
2004] überhaupt nicht wahrgenommen. Normalerweise<br />
haben viele Rennfahrer aufgrund der Augen<br />
und Ohren einen ganz guten Instinkt, man<br />
spürt, wenn jemand da ist. Aber in diesem Fall<br />
habe ich Oscar erst wahrgenommen, als wir einen<br />
Meter vor der Ziellinie waren – oder auch einen<br />
dahinter. Auf jeden Fall erst, als es zu spät war.<br />
Du hast das Rennen viermal gewonnen und<br />
liegst damit auf Platz drei der ewigen Rangliste.<br />
Gibt es eine Art Formel, die man dafür<br />
entwickeln kann? Oder sind die Zeiten vorbei?<br />
Freire war 2010 der letzte Fahrer, der<br />
dort mehr als einmal siegreich war.<br />
Die Formel ist wahrscheinlich erst mal genetischer<br />
Natur. Ebenso wie ein Roger De Vlaeminck,<br />
Johan Museeuw, Tom Boonen oder später ein Fabian<br />
Cancellara – diese Fahrer waren bei Rennen<br />
wie der Flandern-Rundfahrt oder Paris–Roubaix<br />
vorne, weil sie von den genetischen Voraussetzungen<br />
die Besten ihrer Generation dafür waren. Genauso<br />
kann das auch bei Mailand–San Remo der<br />
Fall sein – dass dort vor allem Rennfahrer oben<br />
stehen, die mit langen Distanzen gut klarkommen.<br />
Und dabei natürlich von ihrem Team bis ins<br />
Finale gut beschützt werden.<br />
Wie lief das zu deiner Zeit?<br />
Ich hatte in all den Jahren stets ein starkes Team,<br />
in dem die Fahrer ihre eigenen Chancen geopfert<br />
haben. Wir hatten damals Rennfahrer wie Steffen<br />
Wesemann, die an der Cipressa und am Poggio<br />
eben nicht attackiert haben, sondern eher dafür<br />
da waren, Attacken dort zu neutralisieren. Genau<br />
so hat es später Alexander Winokurow gemacht.<br />
Dazu hatte ich mit [Giovanni] Lombardi oder<br />
[Gian Matteo] Fagnini Fahrer an meiner Seite, die<br />
mich vom Poggio bis auf die Zielgerade gebracht<br />
haben. Es gab damals jedoch auch viele Teams,<br />
die gesagt haben: Wir haben zwar Sprinter, aber<br />
wir haben auch noch jemanden, der attackieren<br />
kann. Damit hat man aus dem einen Schuss, den<br />
man im Lauf hat, schon mal zwei gemacht. Doch<br />
oftmals haben sich die Teams dadurch gegenseitig<br />
auch ein bisschen die Chancen vereitelt. Wenn<br />
du ein Team hattest wie Saeco, das alles auf Cipo<br />
[Mario Cipollini, Gewinner 2002] gesetzt hat,<br />
oder T-Mobile oder Telekom, die an diesem Tag<br />
für mich gefahren sind – das war schon ein Riesenvorteil,<br />
der mir persönlich entgegenkam. Ich<br />
denke, das war in den vorhergehenden Generationen<br />
auch nicht anders. Wenn Molteni mit Merckx<br />
gekommen ist, dann gab es auch nur einen Fahrer<br />
und eine Taktik [schmunzelt].<br />
Auch nach deiner aktiven Karriere warst du<br />
bei Mailand–San Remo erfolgreich. In deinem<br />
ersten Jahr als Berater bei HTC-High–<br />
road saßt du im Mannschaftswagen, als<br />
Mark Cavendish bei seinem Debüt 2009 dort<br />
gewinnen konnte. Welche wichtigen Tipps<br />
hast du ihm geben können?<br />
Im Rahmen von Tirreno–Adriatico waren wir mit<br />
sechs Rennfahrern des Teams in Ligurien und<br />
sind die letzten 100 Kilometer der Strecke an<br />
zwei Tagen hintereinander abgefahren. Das war<br />
für Mark wichtig, denn er kannte zwar einiges von<br />
Nizza oder von Monaco, aber die letzten 100 Kilometer,<br />
mit den Capi [Anstiegen] und dem Finale,<br />
war er so in der Form noch nicht gefahren. Ich bin<br />
damals mit dem Rad mitgefahren und habe ihm<br />
Dinge gesagt wie: „Wenn du hier rumkommst und<br />
den Kirchturm siehst, sind es noch anderthalb<br />
Kilometer bis zur Einfahrt Cipressa“ oder „In acht<br />
von zehn Fällen ist die linke Seite hier besser“. So<br />
haben wir es damals geschafft, dass Cavendish<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 35
ERIK ZABEL<br />
Kraftakt: Mit einem fulminanten Sprint<br />
holte sich Novize Mark Cavendish 2009<br />
den Sieg bei der „Classicissima“.<br />
zwar als Novize an den Start ging, aber dennoch<br />
bereits einiges über das Rennen wusste.<br />
Wer war „wir“?<br />
Wir hatten damals einen sehr guten Mix von<br />
verantwortlichen Personen im Team, egal, ob<br />
das Valerio Piva mit seiner Leidenschaft für<br />
italienische Rennen war, Brian Holm mit seiner<br />
Sympathie für die Rennfahrer, Rolf Aldag mit<br />
seinem Geschick für die technischen Details<br />
oder meine Person – wir haben stets versucht,<br />
den Fahrern so gut wie möglich zu helfen.<br />
Nichtsdestotrotz brauchst du natürlich Rennfahrer,<br />
die das auch umsetzen können. In den<br />
Jahren, in denen wir zusammengearbeitet haben,<br />
kam mir Mark Cavendish immer wie ein trockener<br />
Schwamm vor, der sämtliche Informationen<br />
in sich aufgesogen hat und eigentlich alles wissen<br />
wollte. Und das hat dann auch sehr gut geklappt.<br />
Obwohl man natürlich sagen muss, dass<br />
Heinrich Haussler gewonnen hätte, wenn Mark<br />
an diesem Tag nicht so einen genialen Sprint gefahren<br />
wäre.<br />
Wäre das Rennen 15 Meter kürzer<br />
gewesen, wäre er Zweiter geworden.<br />
Oder wenn er nur eine halbe Sekunde länger<br />
gewartet hätte – oder nur einmal kurz angefangen<br />
hätte zu überlegen. Dann wäre Haussler<br />
durch gewesen.<br />
Sind Streckenkenntnisse bei einem<br />
Rennen wie Mailand–San Remo besonders<br />
wichtig? Oder ist es generell ein Faktor, der<br />
in der Vorbereitung relevant ist?<br />
Natürlich ist Streckenkenntnis immer gut. Ich<br />
glaube aber, dass sie bei den Rennen in Flandern<br />
und Nordfrankreich noch wichtiger ist. Sicherlich<br />
hat man immer die Möglichkeit, auch bei einem<br />
so langen Rennen wie Mailand–San Remo, dass<br />
man einen Fehler noch einmal ausbügeln kann,<br />
aber das kostet natürlich Energie, die dann vielleicht<br />
im Finale nicht mehr da ist. Insofern geht<br />
es eigentlich immer darum, das perfekte Rennen<br />
zu finden. Und das perfekte Rennen bedeutet ja<br />
nicht, dass man fehlerfrei ist, sondern dass man<br />
einfach nur weniger Fehler macht und mehr Glück<br />
hat als die anderen an diesem Tag.<br />
„WENN ER NUR EINE HALBE<br />
SEKUNDE LÄNGER<br />
GEWARTET HÄTTE ODER<br />
KURZ ANGEFANGEN HÄTTE<br />
ZU ÜBERLEGEN, WÄRE<br />
HAUSSLER DURCH<br />
GEWESEN.“<br />
Du wirst dieses Jahr mit Katusha-Alpecin<br />
am Start stehen. Nathan Haas war letztes<br />
Jahr als 18. Teambester und ist zeitgleich<br />
mit der ersten Gruppe nach Sieger Vincenzo<br />
Nibali reingekommen. Welche von euren<br />
Fahrern sind am ehesten prädestiniert, in die<br />
Top Ten fahren zu können?<br />
Nathan Haas habe ich im Dezember-Camp nur<br />
kurz gesehen, er ist dann nach Australien abgereist,<br />
um sich dort vorzubereiten. Insofern kann<br />
ich zu ihm nicht so viel sagen. Aber wer mit der<br />
ersten großen Gruppe angekommen ist und dann<br />
gut arbeitet, für den sollte das auch im Jahr danach<br />
möglich sein. Ansonsten würde ich auf<br />
36 PROCYCLING | MÄRZ 2019
grund meiner Erkenntnisse sagen, dass Fahrer<br />
wie Nils Politt oder Ruben Guerreiro, eventuell<br />
José Goncalves und vielleicht auch Rick [Zabel],<br />
an einem guten Tag in der ersten Gruppe mit ankommen<br />
können. Unser Problem ist eher, dass<br />
wir sicherlich versuchen müssen, bei dem Rennen<br />
von der Situation zu antizipieren. Wir haben<br />
wahrscheinlich nicht den Rennfahrer, dem wir<br />
sagen können: „Warte, bis Nibali geht, dann geh<br />
mit und fahr mit ihm ins Ziel.“ Das kann vielleicht<br />
Nils, wenn er sich weiter so entwickelt; unsere<br />
Idee sollte aber eigentlich eher sein, zwischen den<br />
Punkten, die jeder kennt, Cipressa und Poggio,<br />
mit einem Näschen in der Gruppe mitzugehen<br />
oder zu versuchen, mit rüberzukommen und<br />
dann ein gutes Finale in San Remo zu fahren und<br />
da mit einem ordentlichen Spurt eine gute Platzierung<br />
reinzuholen. Das ist sicherlich im Moment<br />
unsere größte Chance – wir gehen mit vier<br />
Leuten in der Breite hin, werden sicherlich einen<br />
davon ein bisschen mehr beschützen und versuchen,<br />
von unseren sieben Startern vier ins Finale<br />
zu bringen. Die sollen dann einfach miteinander<br />
kommunizieren, wer sich wie fühlt und wer wem<br />
hilft. Daneben könnte Enrico Battaglin unser<br />
Schattenmann sein. Er hat schon drei Giro-Etappen<br />
gewonnen, auch auf ähnlichem Parcours. Ich<br />
bin gespannt, wie er in diese Saison reinfindet –<br />
und ob er vielleicht auch unsere Überraschung<br />
dort sein kann.<br />
Wer ist dein Topfavorit für 2019?<br />
Um es einfach zu machen: Peter Sagan muss man<br />
immer nennen.<br />
Er wurde 2013 und 2017 Zweiter. Warum<br />
hat er das Rennen noch nie gewonnen?<br />
Weil er vielleicht manchmal zu viel mit seinen<br />
Gefühlen fährt und zu wenig mit dem Kopf. Aber<br />
genau deshalb lieben ihn ja alle. In den letzten<br />
Jahren war er jedenfalls immer extrem sichtbar.<br />
Von daher ist das kein verwegener Tipp. Den Rest<br />
werden wir sehen, wenn die Rennen in Europa<br />
losgehen, wenn Paris–Nizza und Tirreno–Adriatico<br />
starten. Dann bekommt man ein besseres und<br />
klareres Bild.<br />
Demnach müsstest du Mailand–San Remo<br />
stets mit sehr kühlem Kopf gefahren sein.<br />
Wusstest du immer, in welcher Situation du<br />
in welcher Position sein solltest?<br />
Man versucht natürlich immer, so ruhig und kühl<br />
zu bleiben, wie es geht. Allerdings ist es schwer,<br />
bei Rennen wie Mailand–San Remo, der Flandern-<br />
Rundfahrt oder Paris–Roubaix ruhig zu bleiben.<br />
Die Rennfahrer haben große Ziele und sind hochmotiviert.<br />
Gerade heute mit dem Funk – wenn<br />
jedem Rennfahrer über Funk gesagt wird: „In<br />
zwei Kilometern geht es in die Cipressa hinein,<br />
da müsst ihr unter den ersten 20 reinfahren“,<br />
dann wissen wir alle, dass das rein rechnerisch<br />
nicht möglich ist. Von 190 oder 200 Startern<br />
können nicht alle unter den ersten 20 fahren. Je<br />
älter ich wurde, desto ruhiger oder abgekühlter<br />
bin ich sicherlich geworden, was derartige Rennsituationen<br />
anging. Das soll aber nicht heißen,<br />
dass man da nicht trotzdem eine ziemlich kurze<br />
Zündschnur hat.<br />
Trotz seiner herausragenden Qualitäten<br />
konnte Peter Sagan noch nie in San Remo<br />
gewinnen. Ist es 2019 soweit?<br />
BHB<br />
PA<br />
PREMIUMPA<br />
RE<br />
BH<br />
Unser Etappensieger:<br />
Das<br />
G7 Pro<br />
ART<br />
AR R<br />
P<br />
NERMA<br />
ERM<br />
ER<br />
RCA<br />
BHBIKESPREMIUMPARTNERMALLORCA<br />
ORC<br />
ALLO LO<br />
AL<br />
L<br />
R<br />
© Arkéa-Samsic<br />
Die Wahl von André Greipel:<br />
Das G7 Pro.<br />
DRAUFSETZEN<br />
LOSFAHREN<br />
GAS GEBEN
DER<br />
ANFÜHRER<br />
Bernhard Eisel ist einer der respektiertesten Road Captains<br />
des Pelotons. Aber als der Österreicher 2001 als junger<br />
Sprinter Profi wurde, war der Radsport noch ganz anders.<br />
Hier spricht er mit <strong>Procycling</strong> über eine 19 Jahre währende<br />
Karriere aus der Perspektive von fünf Teams.<br />
Interview Sophie Hurcom<br />
38 PROCYCLING | MÄRZ 2019
Ein sehr junger Eisel<br />
2002 im unvergleichlich<br />
schrillen<br />
Mapei-Outfit.<br />
MAPEI–QUICK-STEP 2001–2002<br />
Ich bekam im Jahr 2000 einen Anruf buchstäblich<br />
einen Tag, bevor das Training anfing, unten<br />
in der Nähe von Varese. Das Lustige war, als<br />
ich die Tests und alles machte, waren sie super zufrieden,<br />
aber sie sagten: „Wir haben ein Problem.<br />
Wir wollen dich, aber du wärst der 41. Fahrer. Wir<br />
sind verrückt, wir können nicht über 40 gehen.“<br />
Ich hatte trotzdem Hoffnungen – wenn du 18,<br />
19 bist, setzt du große Hoffnungen in alles. Ich<br />
bekam den Anruf buchstäblich um halb zehn Uhr<br />
abends oder so: „Hör mal, wir haben eine gute<br />
und eine schlechte Nachricht – die gute ist: Du<br />
hast einen Vertrag, zwei Jahre. Die schlechte<br />
Nachricht ist: Wir brauchen dich morgen im Trainingslager.“<br />
Ich sagte: „Kein Problem, das bekomme<br />
ich hin.“ Pippo Pozzato hat mir geholfen, mich<br />
im Team einzuleben. Wir kannten uns alle schon,<br />
also habe ich ihn angerufen und gesagt: Wenn ich<br />
runterkomme, können wir uns ein Auto teilen. Ich<br />
bin nach Hause, habe meine Sachen gepackt und<br />
bin runtergefahren. Das war der Anfang.<br />
Sie hatten ein Programm für junge Fahrer. Da<br />
ging der Radsport in die richtige Richtung. Die<br />
UCI hatte einen Plan, Nachwuchsteams zu gründen<br />
und die Anzahl der Fahrer in den Teams in<br />
der … was war es vor der ProTour … im Weltcup zu<br />
begrenzen. Aber 2003 wollten sie es ändern, damit<br />
nur 25 Fahrer in einem Team waren. Sie sagen,<br />
ihr könnt mehr Fahrer haben, aber ihr müsst<br />
ein Nachwuchsteam aufmachen. 2001 habe ich<br />
einen normalen Vertrag unterschrieben, aber<br />
2002 haben wir die Teams getrennt, um ein<br />
Nachwuchsteam zu haben, und alle jungen Fahrer<br />
sind einen anderen Rennkalender gefahren.<br />
Ich glaube, das war das Beste, was mir und den<br />
anderen Jungs passieren konnte. Selbst wenn du<br />
Mapei mit den heutigen Teams vergleichst, würden<br />
sie noch führen. In puncto Organisation und<br />
Trainingspläne und allem wären sie eines der Top -<br />
teams. Mapei war den anderen zehn Jahre voraus.<br />
Tom Steels war da, ein großer Fahrer, Bramati,<br />
Fornaciari, Bartoli – ich habe mich immer sehr gut<br />
mit Michele verstanden –, Paolo Bettini, Óscar<br />
Freire, wir hatten alle. Du warst Teil des Teams.<br />
Wenn du jung bist, funktionierst du mental anders<br />
als sie, aber trotzdem: Wenn du deinen Job<br />
gemacht hast, waren alle dankbar. Ich war immer<br />
schnell. Ich wurde zu diesem Sprintanfahrer, und<br />
manchmal sprintete ich für mich selbst. Wir hatten<br />
schnellere Jungs. Ich erinnere mich, dass wir<br />
die Bayern-Rundfahrt bestritten, und Adriano<br />
Baffi sollte den Sprint für Graziano Gasparre anziehen,<br />
aber am Ende zogen wir den Sprint für ihn<br />
an, weil er stärker war. Er war fast 40 damals.<br />
© BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 39
BERNHARD EISEL<br />
© Getty Images<br />
FDJEUX.COM 2003–2006<br />
Es war definitiv anders bei FDJ, aber ich<br />
muss sagen, für mein Karriereende würde<br />
ich immer zu einem französischen Team<br />
zurückgehen, besonders FDJ. Es hat sich in den<br />
letzten fünf Jahren drastisch verändert. Wir hatten<br />
so eine großartige Gruppe von Leuten: Brad<br />
McGee war da, Bradley Wiggins war da, Philippe<br />
Gilbert, Fred Guesdon, Christophe Mengin – wir<br />
hatten so viel Spaß, es war schockierend. Diese<br />
Jahre sind so schnell vorbeigegangen, ich habe sie<br />
wirklich genossen. Marc Madiot mag vielleicht<br />
verrückt wirken im Fernsehen und wenn du ihm<br />
ein Mikro gibst, aber er hat seine Fahrer immer<br />
verteidigt, als wären sie seine Kinder. Ich habe<br />
den größten Respekt vor Marc Madiot für das,<br />
was er erreicht hat.<br />
Als ich zum ersten Trainingslager kam, kam<br />
ich dort an und sprach kein Wort Französisch.<br />
Damals gab es Bücher und CDs, um Sprachen<br />
zu lernen – ich kam nie über Kapitel acht hinaus,<br />
in keinem Buch, das ich gekauft habe. Marc Madiot<br />
spricht Englisch, und als er erkannte, dass ich<br />
bei den Besprechungen Fragen auf Englisch stellte,<br />
kam er zu mir und sagte: „Verstehst du es, das<br />
Französische?“ Und ich so: „Ich kann es mir zusammenreimen.“<br />
Das war das letzte Mal, dass er<br />
Englisch mit mir gesprochen hat.<br />
Bei Mapei sind wir nicht rausgefahren, wenn es<br />
geregnet hat. Bettini sagte: „Nein, es regnet; ein<br />
Ruhetag.“ Als ich das erste Mal beim FDJ-Camp<br />
war, war das in La Baule in der Bretagne. Ich<br />
wachte morgens auf, zog den Vorhang auf und es<br />
regnete und ich legte mich wieder ins Bett. Jacky<br />
Durand war mein Zimmergenosse und er war<br />
schon weg. Ich bekam einen Anruf von Marc und<br />
er so: „Wo bist du?“ „Im Bett, es regnet.“ Und er<br />
so: „Die Jungs fahren los, wir sind in der Bretagne.<br />
Da regnet es jeden Tag.“<br />
2003 bin ich meine erste große Rundfahrt gefahren,<br />
den Giro, mit Jimmy Casper. Zuerst habe<br />
ich die Sprints für ihn angefahren, aber er hatte<br />
nicht die Beine. Ich bin aus dem Giro mit zwei<br />
dritten Plätzen hinter McEwen und Petacchi und<br />
einem hinter Petacchi und Cipo hervorgegangen.<br />
Ich machte mir immer noch Hoffnungen, der<br />
Sprinter Nummer eins zu werden.<br />
Es gab Interesse von anderen Teams, aber ich<br />
genoss es, weil Marc Madiot wirklich der ehrenwerteste<br />
Mensch war. Ich unterschrieb einen Vertrag<br />
für wenig Geld bei ihm, und er erneuerte ihn<br />
im März und gab mir eine Gehaltserhöhung, was<br />
er nicht hätte tun müssen, und verlängerte meinen<br />
Vertrag um 18 Monate.<br />
Ein Sieg für Eisel auf der zweiten<br />
Etappe der Drei Tage von De Panne 2006.<br />
T-MOBILE/<br />
TEAM<br />
COLUMBIA/<br />
HTC-HIGH-<br />
ROAD<br />
2007–2011<br />
Ich suche immer nach dem Wort, warum<br />
wir so erfolgreich waren. Ich<br />
glaube, wir wurden – auf feminine<br />
Weise, könnte man sagen – einfach sexy.<br />
Für einen jungen Fahrer bei HTC zu sein<br />
– das war das Team, in dem du fahren<br />
wolltest, jeder Fahrer bekommt eine Möglichkeit,<br />
bekommt seine Chance, egal woher<br />
er kommt … Wir haben so viele Talente<br />
entwickelt. Jeder Fahrer, der bei HTC<br />
war – wir sind immer noch gute Freunde.<br />
Wir respektieren uns immer noch im Peloton.<br />
Mit keinem einzigen Fahrer von<br />
HTC hatte ich über die Jahre ein Problem.<br />
Es hat einfach gepasst, es war perfekt.<br />
Bei dem ersten Trainingslager auf Mallorca<br />
2007 wusste niemand etwas über<br />
Mark Cavendish. Wir wussten nicht einmal,<br />
dass er Brite war; die Leute sagten<br />
etwas von der Isle of Man, und wer wusste<br />
damals schon, wo die Isle of Man ist?<br />
Im Radsport wissen es die Leute jetzt. Er<br />
war damals ein bisschen schüchtern, es<br />
war eine andere Welt für ihn, aber die Geschwindigkeit,<br />
die hatte er in den Beinen.<br />
Ich glaube, ich habe ihm geholfen, im<br />
ersten Jahr den Scheldeprijs zu gewinnen,<br />
und es passte einfach, und dann haben<br />
wir ihn in dem Jahr mit zur Tour genommen<br />
und gesagt: „Okay, wir fahren den<br />
Sprint für ihn an.“<br />
Wir gewannen zwei Etappen der Volta<br />
a Catalunya vor der Tour, und das änderte<br />
alles für mich, weil ich wusste, dass er<br />
schneller war. Du konntest das Ego haben<br />
und gegen ihn kämpfen, aber er ist schnel -<br />
ler. Sie hatten mich als Sprint-Kapitän<br />
verpflichtet, aber dann tauchte dieser Typ<br />
auf. Ich habe es nie bereut. Als er anfing,<br />
jedes einzelne Rennen zu gewinnen, war<br />
es ganz einfach, wir hatten etwas gemein -<br />
sam. Dann bekamen wir Mark Ren shaw<br />
an Bord, und das änderte es komplett,<br />
und die Geschichte der drei Mus ketiere<br />
begann.<br />
2009, 2010 entschieden wir, was passierte<br />
und wie wir gewinnen würden. Bei<br />
der Tour de Suisse gewannen wir jeden<br />
40 PROCYCLING | MÄRZ 2019
BERNHARD EISEL<br />
Eisel führt Cavendish<br />
2010 – eine Zeit, in<br />
der HTC besonders<br />
dominant war.<br />
Tag mit einem anderen Fahrer [HTC gewann fünf<br />
Etappen]. Die Fahrer kamen und sagten an, wer<br />
heute gewinnen wird; wir fuhren mit einem Plan<br />
los und führten ihn einfach aus.<br />
Das Besondere bei HTC war, dass wir vorher<br />
den Zug von Saeco sahen, wir sahen Cipollini mit<br />
Acqua & Sapone oder Fassa Bortolo für Petacchi,<br />
aber es waren immer dieselben Jungs, immer dieselbe<br />
Clique, die die Sprints dominierte. Bei uns<br />
waren Fahrer im Sprintzug, denen man das nie<br />
T-Mobile holte Eisel als Topsprinter an<br />
Bord, doch dann änderte sich seine Rolle.<br />
zugetraut hätte. Peter Velits, Zweiter der Vuelta,<br />
im nächsten Jahr war er bei der Tour für uns im<br />
Sprintzug, aber er wusste, dass er später seine<br />
Chancen bekommen würde. Tony Martin machte<br />
vorne Tempo, Bert Grabsch und ich machten vorne<br />
Tempo, Lars Bak, Danny Pate ...<br />
Ich habe trotzdem Rennen gewonnen. Bei<br />
Paris–Bourges erinnere ich mich noch, was für<br />
Krämpfe ich im Finale hatte. Gent–Wevelgem zu<br />
gewinnen, war eine große Sache, George [Hincapie],<br />
Sep Vanmarcke war vorne mit dabei, Gilbert,<br />
Freire ... Ich erkannte nach dem Sieg, eine Woche<br />
später, wie stark ich war … Ich bin immer noch<br />
dankbar, dass es an einem Tag meines Lebens<br />
passiert ist. Es war einfach unglaublich, immer<br />
noch mein größter Erfolg.<br />
© Offside Sports Photography (oben), Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 41
BERNHARD EISEL<br />
TEAM SKY 2012–2015<br />
© Offside Sports Photography<br />
Wir dachten, wir könnten HTC mit Rolf<br />
Aldag am Laufen halten. Wir sprachen<br />
mit Bob [Stapleton, Teameigentümer],<br />
wir hatten den Sponsor und es ging einfach am<br />
Tag der Unterzeichnung des Vertrags in die Binsen.<br />
Ich rief Dave B [Brailsford] an und sagte so:<br />
„Ist das Angebot noch auf dem Tisch, kannst du<br />
mir etwas anbieten?“ Und er so: „Wir wollen dich,<br />
das Angebot bleibt bestehen.“ Ich dachte: Chapeau!<br />
Wenn du ein gutes Angebot hast und dann<br />
nichts mehr in der Hand hast und er dir trotzdem<br />
dasselbe anbietet – großer Respekt vor Dave.<br />
Ich sage das immer, wirklich großer Respekt<br />
vor allen, die bei Sky arbeiteten und arbeiten.<br />
Wenn sich die Leute über irgendwas beschweren<br />
[was das Team angeht], ist es meistens Neid.<br />
Sie haben den Radsport auf ein neues Niveau<br />
gebracht. Ich habe immer gedacht, ich würde hart<br />
trainieren, und dann kam ich zu Sky, und das hat<br />
mein Denken über Training drastisch verändert.<br />
Ich lernte, dass ich vorher nie trainiert hatte. Die<br />
Art des Trainings, wie viele Belastungen, mehr<br />
Belastungen – du kannst diese Belastungen tatsächlich<br />
überleben und bist am nächsten Tag in<br />
der Lage, noch mehr zu machen. Wir haben alle<br />
an die Philosophie geglaubt, das Training und<br />
alles. Es war einfach das erste Mal, dass ich ein<br />
Team sah, wo wirklich jeder an etwas glaubte.<br />
Niemand beschwerte sich, egal, wie hart es war,<br />
sondern machte es einfach. Du wusstest, dass es<br />
bewiesen war und dass sie wussten, was sie taten,<br />
und du hast es einfach befolgt. Du stellst es nie<br />
infrage, weil du weißt, dass es funktioniert. Deswegen<br />
verteidige ich Sky auf jeden Fall; sie haben<br />
den Sport verändert und definitiv meine Herangehensweise<br />
an den ganzen Sport. Sie haben alles<br />
professionalisiert. Jeder hat eine Aufgabe, und das<br />
bringt es buchstäblich auf den Punkt: Du hast<br />
diesen einen Job. Das gilt auch für den Fahrer.<br />
Das habe ich Luke Rowe letztes Jahr gesagt,<br />
als sie ihn zum Road Captain für die Tour ernannten.<br />
Ich sagte: „Okay, Kumpel, du bist jetzt an<br />
dem Punkt, wo sie keine andere Positionsbezeichnung<br />
mehr für dich haben, deswegen nennen<br />
sie dich Teamkapitän oder Road Captain!“ Ich<br />
hatte es vorher schon ein bisschen gemacht, im<br />
Wechsel mit Mick Rogers bei HTC, und dann ging<br />
es einfach weiter … Ich bin immer mehr in diese<br />
Rolle hineingewachsen, von ganz allein. Ich glaube,<br />
du kannst versuchen, ein Leader zu sein, aber<br />
wenn du dich ausdrücken kannst und mehrere<br />
Sprachen sprichst, macht es das einfacher. Aber<br />
gleichzeitig musst du auch damit leben … Nicht<br />
mit dem Druck leben, sondern den Fahrern zu sagen:<br />
Wir können es diskutieren, aber ich mache<br />
die Ansagen. Wenn es schiefgeht, ist nur einer<br />
daran schuld, und das bin ich. So lange alles unter<br />
Kontrolle ist, ist alles einfach.<br />
Bei Sky war Eisels Job, in Fluchtgruppen zu<br />
gehen und im Rennen Entscheidungen zu treffen.<br />
42 PROCYCLING | MÄRZ 2019
BERNHARD EISEL<br />
Im Einsatz für die<br />
Hilfsorganisation<br />
Qhubeka blickte<br />
Eisel anders auf<br />
den Radsport.<br />
DIMENSION<br />
DATA<br />
2016–HEUTE<br />
Zu diesem Team zu gehen, hat mir eine<br />
andere Sichtweise auf alles gegeben – die<br />
Welt zu verstehen, wie wir sie kennen, eine<br />
europazentrische Radsportwelt, die um Belgien<br />
kreist. Es hat mich auch im Laufe der Jahre gelehrt,<br />
dass es mehr gibt als die Mur van Geraards -<br />
bergen. Neue Rennen entstehen, neue Nationen<br />
kommen in den Radsport. Das hat mir die Augen<br />
komplett geöffnet, und ich verstehe ein bisschen<br />
besser, wie schwer es für die Fahrer aus Afrika<br />
sein muss, in den Radsport einzusteigen. Es ist<br />
schwer für einen Australier, Australien zu verlassen,<br />
aber es ist noch einfacher als für jemanden,<br />
der aus Eritrea, aus Äthiopien oder dem Sudan<br />
kommt.<br />
Ich würde heute wahrscheinlich eines meiner<br />
letzten Interviews geben, wäre ich bei Tirreno<br />
nicht gestürzt [er brach sich 2018 das Handgelenk,<br />
aber später wurde bei ihm ein Hämatom<br />
diagnostiziert und er musste am Gehirn operiert<br />
werden]. Ich würde am Ende des Jahres meinen<br />
Hut nehmen und sagen: „Das war’s.“ Als ich den<br />
Sturz hatte und fünf Monate pausieren musste,<br />
dachte ich: „Wenn ich das Comeback schaffe, will<br />
ich noch ein Jahr fahren; ich habe es noch drauf …“ In<br />
diesen fünf Monaten hatte ich so viel Zeit, über<br />
die Zukunft nachzudenken, und ich habe schon<br />
weitgehend geplant, was ich [nach meinem Karriereende]<br />
machen werde, aber gleichzeitig habe<br />
ich gesagt, dass ich noch ein Jahr dranhängen<br />
will. Wenn die Saison normal zu Ende gegangen<br />
wäre, wäre ich mittlerweile erschöpft und hätte<br />
gedacht: „Wisst ihr was? Es ist Zeit zu gehen.“<br />
Der erste Sturz war schlimm. Ich bin vor 20<br />
Jahren [2000] schon einmal so gestürzt, wo ich<br />
mir das Gesicht aufgeschlagen, Zähne verloren<br />
und die Zunge in Stücke gebissen habe. Da habe<br />
ich mich für fünf Tage zurückgezogen. Dieses Mal<br />
war es dasselbe, es war zu viel. Aber es heilte so<br />
schnell, dass ich schneller wieder auf dem Rad<br />
saß. Als sie das Hämatom entdeckten, da fängst<br />
du wirklich an nachzudenken. Ich fuhr mit Marco<br />
Haller in Österreich, und er krachte neben mir in<br />
dieses Auto [Haller erlitt im Juni multiple Kniefrakturen]<br />
und ich bin 100 Prozent sicher: Wenn<br />
ich mit dem Auto kollidiert wäre, wäre ich nicht<br />
mehr hier. Dann wäre das Spiel aus gewesen.<br />
Dann denkst du: „Ist es das wert?“ Ich bin wieder<br />
nach Hamburg gefahren, war beim Arzt und habe<br />
gesagt: „Ich will alles noch mal checken lassen.“<br />
Und sie haben mir in jedem Punkt Entwarnung<br />
gegeben. Wenn du das weißt, ist es eine Erleichterung,<br />
weil du das alles durchmachst. Es sind nicht<br />
nur physische Probleme, sondern auch mentale.<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 43
44 PROCYCLING | MÄRZ 2019
D I E S TA R S<br />
VON MORGEN<br />
Text Werner Müller-Schell<br />
Peter Sagan, Alejandro Valverde, Vincenzo Nibali –<br />
seit Jahren wird der Profiradsport von den gleichen Namen geprägt.<br />
Im Windschatten der Stars steht allerdings längst eine neue<br />
Fahrergeneration bereit, die das Talent besitzt, selbst das Tempo im<br />
Peloton zu bestimmen. <strong>Procycling</strong> begleitet vier dieser jungen Talente<br />
aus dem deutschsprachigen Raum durch die Saison 2019.<br />
© Con Chronis/Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 45
DIE STARS VON MORGEN<br />
FELIX<br />
GROSSSCHARTNER<br />
TEAM BORA–HANSGROHE<br />
(25 Jahre, 4. Profisaison)<br />
Dort weitermachen, wo er am<br />
Ende des vergangenen Jahres<br />
aufgehört hat – bereits<br />
bei der Vuelta a San Juan Ende Januar<br />
in Argentinien hat Felix Großschartner<br />
dieses Vorhaben in die Tat<br />
umgesetzt. Nach einer sehr guten<br />
Saison 2018 mit einem äußerst<br />
starken Finale bei der chinesischen<br />
WorldTour-Rundfahrt Tour of<br />
Guangxi, die er auf Rang zwei abschloss,<br />
zeigte der 25-jährige Österreicher<br />
in Südamerika erneut sein<br />
Talent: Nach einem starken vierten<br />
Platz im Einzelzeitfahren und weiteren<br />
guten Leistungen in den Bergen<br />
beendete er das siebentägige<br />
Etappenrennen auf dem fünften<br />
Platz in der Gesamtwertung. „Natürlich<br />
bin ich mit meinem Ergebnis<br />
zufrieden. Und es zeigt, dass ich<br />
ziemlich gut in Form bin“, freute er<br />
sich nicht umsonst.<br />
Der gute Saisonstart kommt<br />
Großschartner gerade recht. 2019<br />
könnte er nämlich noch stärker als<br />
je zuvor zum Leistungsträger bei<br />
Bora–hansgrohe werden – und es<br />
damit seinem bereits als Kapitän<br />
gesetzten Landsmann Patrick Konrad<br />
gleichtun. Wie Konrad ist Großschartner<br />
nämlich ein Spezialist für<br />
die Berge und kann zudem auch<br />
noch sehr gut Zeitfahren. Nicht wenige<br />
sehen ihn deshalb als jemanden,<br />
der früher oder später das Potenzial<br />
besitzt, nicht nur gute<br />
Platzierungen einzufahren, sondern<br />
auch zu gewinnen. „Mein Ziel für<br />
die nächsten Jahre ist es, dass ich<br />
ein regelmäßiger Podiumsfahrer bei<br />
mittelschweren Etappenrennen<br />
werde“, zeigt sich der Welser selbstbewusst.<br />
Langfristig könnten für ihn<br />
dabei durchaus auch die großen<br />
Landesrundfahrten interessant werden.<br />
„Ich denke schon, dass ich das<br />
Potenzial dafür besitze. Aber ich bin<br />
auch erst 25. In fünf Jahren kann<br />
das dann vielleicht ein Thema werden“,<br />
gibt er sich hier noch zurückhaltend.<br />
ZIEL WORLDTOUR-SIEG<br />
2019 soll zuerst einmal der erste<br />
Sieg folgen. Denn bis dato stehen<br />
zwar bereits zahlreiche Topplatzierungen<br />
– wie etwa bei der Vuelta San<br />
Juan – aber eben noch kein Profierfolg<br />
in seinem Palmarès. Um das<br />
zu ändern, hat Großschartner über<br />
den Winter an verschiedenen Stellschrauben<br />
gedreht – insbesondere<br />
beim Training: „Im vergangenen Jahr<br />
habe ich hier einige Fehler gemacht.<br />
Als es beispielsweise nach dem Giro<br />
gut lief, habe ich voll weiter trainiert,<br />
weil ich dachte, ich müsste jetzt erst<br />
richtig Gas geben. Dadurch bin ich<br />
aber natürlich müde geworden. Für<br />
2019 will ich hier weniger emotional<br />
zu Werke gehen. Die Zauberformel<br />
heißt Mut zur Pause“, erzählt er.<br />
Das will er schon in den nächsten<br />
Wochen beherzigen. Nach dem<br />
starken Saisonstart in Argentinien<br />
wird sich Großschartner bis Anfang<br />
März nämlich gänzlich auf sein<br />
Training konzentrieren. In Paris–<br />
Nizza wird er als Co-Kapitän von<br />
Patrick Konrad an den Start gehen,<br />
ehe ein weiteres Höhentrainingslager<br />
folgt. „Danach kommen dann<br />
mit der Türkei-Rundfahrt, der Tour<br />
de Romandie und der Kalifornien-<br />
Rundfahrt drei Rennen, bei denen<br />
ich vorne mitfahren will“, sagt er.<br />
Gelingt ihm das, winkt im Herbst<br />
zudem eine freie Rolle bei der Vuelta.<br />
Das Ziel dort sei, so Großschartner,<br />
ein Etappensieg. Setzt er seinen<br />
Weg genau so fort wie in den letzten<br />
Monaten, dürfte der Österreicher<br />
die besten Chancen haben, dieses<br />
Vorhaben in die Tat umzusetzen.<br />
© Bora–hansgrohe/VeloImages (2x)<br />
PALMARÈS 2018<br />
Österreichischer Vizemeister Straßenrennen 2. Platz Gesamtwertung Tour of Guangxi (WT) 2. Platz 4. Etappe Tour of Guangxi (WT) 3. Platz 20. Etappe<br />
Giro d’Italia (GT) 3. Platz Gesamtwertung Hammer Series Hong Kong (2.1) 3. Platz Österreichische Meisterschaft Zeitfahren 7. Platz GP Kanton Aargau<br />
– Gippingen (1.HC) 9. Platz Gesamtwertung Volta ao Algarve (2.HC) 10. Platz Gesamtwertung Paris–Nizza (WT)<br />
46 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE STARS VON MORGEN<br />
Mit gerade einmal 23 Jahren<br />
steht Lennard Kämna<br />
noch ganz am Anfang seiner<br />
hoffnungsvollen Karriere. Und<br />
dennoch startet der Youngster aus<br />
den Reihen des Teams Sunweb bereits<br />
in seine dritte Saison als Radprofi.<br />
Dabei hat Kämna bereits mehr<br />
Höhen und Tiefen erlebt als manch<br />
altgedienter Berufsradfahrer: Nachdem<br />
er in den Nachwuchsklassen<br />
zur absoluten Weltelite gezählt hatte<br />
und unter anderem Zeitfahrweltmeister<br />
der Junioren (2014) und Vizeweltmeister<br />
der U23 auf der Stra-<br />
LENNARD<br />
KÄMNA<br />
TEAM SUNWEB<br />
(23 Jahre, 3. Profisaison)<br />
ße (2017) geworden war, war die<br />
Saison 2018 für ihn von Krankheiten<br />
und einer langen Auszeit im<br />
Sommer gezeichnet. „Ich hatte<br />
schon einen suboptimalen Winter<br />
mit mehreren Rückschlägen. Dann<br />
bin ich einfach nicht mehr in den<br />
Tritt gekommen“, blickt er auf die<br />
vergangenen zwölf Monate zurück,<br />
in denen ein 17. Platz in der Gesamtwertung<br />
der Dänemark-Rund -<br />
fahrt sein bestes Resultat darstellte.<br />
Um aus dem Krankheitskreislauf<br />
auszubrechen, entschied sich Kämna<br />
im Sommer zu einem ungewöhnlichen<br />
Schritt: Ganze zwei Monate<br />
lang stellte er sein Rad in die Ecke.<br />
„Ich habe gemerkt, dass mir mein<br />
Körper Signale gesendet hat, dass<br />
ich so nicht weitermachen könne.<br />
Also habe ich Tempo rausgenommen<br />
– und die Auszeit abseits des<br />
Sattels genossen“, erzählt er. Mit<br />
Erfolg: Im Sommer kehrte er in<br />
deutlich besserer Verfassung zurück<br />
– auch wenn die absoluten Topplatzierungen<br />
ausblieben. „Ich hatte in<br />
Dänemark und auch später bei der<br />
Deutschland Tour trotz der langen<br />
Pause eine anständige Form. Aber<br />
natürlich hat dann die Grundlage<br />
gefehlt, sodass ich diese nicht lange<br />
halten konnte“, so Kämna, der die<br />
Saison unter anderem mit den<br />
U23-Weltmeisterschaften und der<br />
chinesischen Tour of Guangxi abschloss.<br />
NEUSTART IM JAHR 2019<br />
Gerade dieses von Rückschlägen<br />
gekennzeichnete vergangene Jahr<br />
könnte 2019 dabei für das Talent<br />
aus Wedel der Schlüssel zum Erfolg<br />
sein. Er wisse nämlich, sagt Kämna<br />
heute, nicht nur seinen Körper besser<br />
einzuschätzen, sondern gehe<br />
nun auch mit mehr Gelassenheit an<br />
den Start. „Wenn ich etwas in der<br />
vergangenen Saison gelernt habe,<br />
dann war es die Tatsache, dass nicht<br />
immer alles nach Plan verläuft –<br />
und damit muss man eben umgehen<br />
können“, erklärt er.<br />
Aus diesem Grund will sich Kämna<br />
auch keine großen Ziele für 2019 setzen<br />
– auch wenn ihm viele Experten<br />
vor allem im Zeitfahren und bei kleineren<br />
Rundfahrten Großes zutrauen.<br />
„Ich muss meine Erwartungshaltung<br />
natürlich dem Leistungsstand anpassen,<br />
den ich zum Saisonende hatte.<br />
Aber sicherlich habe ich die Hoffnung,<br />
dass ich mich weiterentwickle. Die<br />
Basis dafür ist aber, dass ich genügend<br />
Rennkilometer in die Beine kriege<br />
und eine verletzungs- und krankheitsfreie<br />
Saison erlebe“, blickt der<br />
Sunweb-Fahrer bescheiden voraus.<br />
Dass sein Team voll auf ihn setzt,<br />
zeigt sein Rennprogramm: Mit Tirreno–Adriatico,<br />
der Katalonien-Rundfahrt,<br />
dem Flèche Wallonne und dem<br />
Amstel Gold Race stehen gleich mehrere<br />
WorldTour-Rennen in Kämnas<br />
Frühjahrskalender. Die Basis dafür<br />
hat er mit einem trainingsreichen<br />
Winter zumindest schon einmal gelegt:<br />
Seit November konnte er nämlich<br />
zu 100 Prozent trainieren – ganz<br />
ohne Krankheit.<br />
Lennard Kämna will in diesem<br />
Jahr seine schwierige Saison 2018<br />
vergessen machen.<br />
PALMARÈS 2018<br />
17. Platz Gesamtwertung Dänemark-Rundfahrt (2.HC) 22. Platz Gesamtwertung Deutschland Tour (2.1)<br />
© Team Sunweb (2x)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 47
DIE STARS VON MORGEN<br />
MAX<br />
KANTER<br />
WorldTour-Niveau angekommen<br />
bin, bin ich zufrieden“, betont er.<br />
Langfristig will Kanter, der als<br />
Fahrertyp seinen Vorbildern John<br />
Degenkolb und Michael Matthews<br />
nicht unähnlich ist, allerdings auch<br />
selber Erfolge feiern – nach seinem<br />
letztjährigen Auftritt in Dänemark<br />
kein unwahrscheinliches Unterfangen.<br />
Sein Saisonstart verlief derweil<br />
allerdings noch nicht nach Wunsch:<br />
Bei der Tour Down Under musste<br />
Kanter aufgrund muskulärer Probleme<br />
vorzeitig vom Rad steigen. Dennoch<br />
hofft er, möglichst bald an sein<br />
letztjähriges Niveau anknüpfen zu<br />
können. Neben der UAE Tour Ende<br />
Februar stehen so mehrere Halbklassiker<br />
sowie ein Einsatz bei Paris–Roubaix<br />
auf dem Frühjahrsprogramm<br />
des Youngsters.<br />
Max Kanter war 2018 der beste<br />
deutsche U23-Fahrer.<br />
Als Stagiaire sein erstes Profirennen<br />
zu gewinnen – das<br />
schaffen nur ganz wenige<br />
Rennfahrer. Auf der fünften Etappe<br />
der letztjährigen Dänemark-Rundfahrt<br />
wäre Max Kanter dieser Coup<br />
fast gelungen: Wie so oft beim skandinavischen<br />
Etappenrennen kam es<br />
auch auf jenem Abschnitt zwischen<br />
Faxe und Frederiksberg nach 200<br />
Kilometern zum Massensprint. Und<br />
der Youngster aus dem Team Sunweb<br />
löste das Versprechen ein, das<br />
er bereits in den Monaten zuvor als<br />
U23-Fahrer gegeben hatte: Der zu<br />
jenem Zeitpunkt 20-Jährige nutzte<br />
seine gute Position im Finale perfekt<br />
aus und sprintete auf Rang zwei –<br />
am Ende musste er nur Tim Merlier<br />
vom belgischen Team Verandas<br />
Willems-Crelan den Vortritt lassen.<br />
Doch nicht zuletzt seit seinem<br />
famosen Auftritt in Dänemark gehört<br />
Kanter zu den größten Hoffnungsträgern<br />
der deutschen U23-<br />
Szene. 2017 und 2018 wurde er<br />
jeweils Deutscher Meister der U23,<br />
im vergangenen Jahr gewann er zudem<br />
unter anderem eine Etappe bei<br />
der prestigeträchtigen Tour de l’Avenir.<br />
Mit diesen Erfolgen im Rücken<br />
war es keine Überraschung, dass<br />
der Nachwuchsfahrer aus Cottbus<br />
2019 nun seine erste volle Profisaison<br />
für das Team Sunweb bestreiten<br />
TEAM SUNWEB<br />
(21 Jahre, 1. Profisaison)<br />
wird. „Ich war schon seit 2017 Teil<br />
des Sunweb-Development-Teams<br />
und bekam dort einen guten Einblick<br />
in die Abläufe einer Profimannschaft.<br />
Da bei Sunweb die<br />
U23-Mannschaft und die World-<br />
Tour-Equipe sehr eng zusammenarbeiten,<br />
ist das sicherlich ein großer<br />
Vorteil für einen jungen Fahrer“,<br />
erzählt er.<br />
ZIEL WORLDTOUR-NIVEAU<br />
Trotz seiner starken U23-Saison<br />
2018 und des reibungslosen Übertritts<br />
zu den Profis will Kanter, der<br />
in früheren Zeiten auch auf der Bahn<br />
erfolgreich war, für 2019 allerdings<br />
erst einmal tiefer stapeln: „Für mich<br />
geht es in diesem Jahr darum, mich<br />
an das neue Niveau anzupassen. Ich<br />
will aus den Erfahrungen der älteren<br />
Profis lernen und möglichst viel für<br />
die Zukunft mitnehmen“, gibt er<br />
sich vor dem Saisonstart bescheiden.<br />
Auch wenn er bei den meisten<br />
Rennen eine Helferrolle zugewiesen<br />
bekommt – ganz abwegig sind eigene<br />
Ambitionen dabei nicht. „Vielleicht<br />
bekomme ich bei einem kleineren<br />
Rennen mal eine eigene<br />
Chance – aber mein Ziel ist einfach<br />
zu lernen. Wenn ich am Ende des<br />
Jahres sagen kann, dass ich auf<br />
VIELLEICHT BEKOMME ICH BEI EINEM<br />
KLEINEREN RENNEN MAL EINE EIGENE<br />
CHANCE – ABER MEIN HAUPTZIEL IN DIESEM<br />
JAHR IST EINFACH ZU LERNEN.<br />
© Team Sunweb (2x)<br />
PALMARÈS 2018<br />
1. Platz 1. Etappe Tour de l’Avenir (2.NC) 2. Platz 5. Etappe Dänemark-Rundfahrt (2.HC) 3. Platz 1. Etappe Dänemark-Rundfahrt (2.HC)<br />
3. Platz 1. Etappe Boucles de la Mayenne (2.1) 4. Platz Gesamtwertung Boucles de la Mayenne (2.1) 14. Platz Gesamtwertung Dänemark-Rundfahrt (2.HC)<br />
48 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE STARS VON MORGEN<br />
In der Vorweihnachtszeit erhielt<br />
Jonas Koch eine Überraschung,<br />
wie sie für ihn besser nicht ausfallen<br />
hätte können. Nach zwei Jahren<br />
beim polnischen CCC-Team<br />
hatte der 25-Jährige aus Rottweil<br />
eigentlich zu den unglücklichen<br />
Fahrern gehört, die nicht in die neue,<br />
aus der Fusion von CCC und dem<br />
JONAS<br />
KOCH<br />
CCC TEAM<br />
(25 Jahre, 4. Profisaison)<br />
ehemaligen BMC-Team hervorgegangene<br />
WorldTour-Mannschaft<br />
CCC übernommen worden waren.<br />
„Kurz vor Weihnachten bekam ich<br />
aber doch den Anruf, dass sie noch<br />
einen Platz für mich frei hätten. Die<br />
Freude war dann natürlich riesengroß“,<br />
blickt der junge Deutsche auf<br />
die vergangenen turbulenten Wo-<br />
chen zurück. Denn eigentlich hatte<br />
Koch für diese Saison bereits beim<br />
drittklassigen Heizomat-Team unterschrieben.<br />
Nach dem späten Anruf<br />
der CCC-Equipe darf er sich nun<br />
2019 aber auf seine erste World-<br />
Tour-Saison freuen.<br />
Der Aufstieg in die oberste Radsportliga<br />
war für Koch dabei längst<br />
überfällig. Bereits 2015 hatte er<br />
mit einem prestigeträchtigen Etappensieg<br />
bei der renommierten Tour<br />
de l’Avenir eine starke Bewerbung<br />
für den Sprung in die höchste Radsportliga<br />
abgegeben. Entsprechende<br />
Angebote waren danach allerdings<br />
ausgeblieben. Der damals<br />
22-Jährige ließ sich davon aber<br />
nicht beirren und schlug den Weg<br />
nach Polen ein: 2016 überzeugte<br />
er mit guten Leistungen im Trikot<br />
des zweitklassigen Verva ActiveJet<br />
Pro Cycling Teams, 2017 landete<br />
er schließlich beim CCC-Team.<br />
„Schon damals war es nicht einfach“,<br />
erinnert er sich an den Winter<br />
2016/17. „Eigentlich hatte ich<br />
einen Zweijahresvertrag bei Verva<br />
ActiveJet, es gab aber leider Sponsorenprobleme.<br />
Also stand ich auf<br />
einmal wieder ohne Vertrag da und<br />
kam dann glücklicherweise bei<br />
CCC unter.“<br />
TALENTPROBE IN LONDON<br />
Mit dem Sprung in die WorldTour<br />
sollen diese Unsicherheiten nun<br />
endgültig der Vergangenheit angehören.<br />
Welches Potenzial in dem<br />
endschnellen, aber dennoch bergfesten<br />
Eintagesspezialisten steckt,<br />
zeigte er im Laufe des vergangenen<br />
Jahres schließlich gleich mehrfach:<br />
Insgesamt sieben Top-Ten-Platzierungen<br />
fuhr Koch ein – darunter<br />
einen sechsten Platz bei der Straßen-DM<br />
und einen neunten Rang<br />
beim WorldTour-Rennen Ride<br />
London – Surrey Classic. Auch bei<br />
Etappenrennen deutete er sein Talent<br />
an, wie etwa der achte Rang<br />
bei der Tour of Norway zeigte.<br />
„2018 habe ich gezeigt, dass ich<br />
endschnell bin, aber auch bei kleineren<br />
Rundfahrten auf Gesamtwertung<br />
fahren kann. Genau diese<br />
Bereiche sind auch mein langfristiges<br />
Ziel: Ich will die Standfestigkeit<br />
am Berg beibehalten, aber meine<br />
Endschnelligkeit nicht verlieren.“<br />
Neben diesen Zielen wird es für<br />
Koch 2019 vor allem darum gehen,<br />
sich in sein neues Team zu integrieren<br />
und zugleich auf WorldTour-<br />
Ebene Fuß zu fassen. „Ich will die<br />
Aufgaben, die ich vom Team bekomme,<br />
so gut wie möglich erfüllen“,<br />
sagt er im Hinblick auf sein<br />
Rennprogramm, das für ihn im<br />
Frühjahr unter anderem eine Teilnahme<br />
an mehreren belgischen<br />
Halbklassikern sowie beim Amstel<br />
Gold Race bereithält.<br />
Im Herbst könnte dann vielleicht<br />
sogar die erste Grand-Tour-Teilnahme<br />
winken. Dass dies schon in seinem<br />
ersten WorldTour-Jahr klappt,<br />
hat für Jonas Koch allerdings nicht<br />
die höchste Priorität. Viel wichtiger<br />
sei es ihm, erneute Unsicherheiten<br />
im Hinblick auf seinen Vertrag auf<br />
jeden Fall zu vermeiden – am besten<br />
mit konstant guten Leistungen im<br />
ersten WorldTour-Jahr.<br />
PALMARÈS 2018<br />
6. Platz Deutsche Meisterschaft Straße 8. Platz Gesamtwertung Tour of Norway (2.HC) 9. Platz Ride London – Surrey Classic (WT)<br />
10. Platz Brussels Cycling Classic (1.HC) 10. Platz Handzame Classic (1.HC) 16. Platz EuroEyes Cyclassics Hamburg (WT)<br />
© CCC/Chris Auld (2x)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 49
DIE<br />
GESCHICHTEN<br />
DES JAHRES 2019<br />
Die <strong>Procycling</strong>-Autoren sagen voraus, welche Themen und<br />
Geschichten den Straßenradsport in der kommenden<br />
Saison prägen werden.<br />
Text Sam Dansie, Sophie Hurcom & Edward Pickering<br />
50 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SKY: DAS ENDE?<br />
Als Sky die Beendigung des Sponsorings<br />
von David Brailsfords Team für Ende<br />
2019 bekanntgab, löste das Unternehmen<br />
eine Reihe von Konsequenzen aus, die – sofern<br />
nicht schnell ein Finanzier von vergleichbarer<br />
Großzügigkeit gefunden wird – in dieser Saison<br />
viele Bereiche des Radsports betreffen werden.<br />
Dem vierfachen Toursieger Chris Froome zufolge<br />
hat das Team „große Ambitionen für 2019, und<br />
nach dieser Nachricht sind wir entschlossener<br />
denn je, sie umzusetzen“. Er sagte es nicht ausdrücklich,<br />
doch dies wird Einigkeit erfordern, und<br />
die wird auf eine harte Probe gestellt werden, je<br />
länger das Team ohne gesicherte Zukunft Rennen<br />
fährt. Öffentlich haben rivalisierende Teamchefs<br />
gesagt, das Fehlen von Sky sei schlecht für den<br />
Radsport, aber es ist auch offensichtlich, dass es,<br />
wenn kein anderer Sponsor gefunden wird, eine<br />
Fahrer-Goldgrube auf dem Transfermarkt geben<br />
dürfte. In der Mitteilung des Teams Sky, in der<br />
das Ende einer zehn Jahre langen Partnerschaft<br />
bekanntgegeben wurde, hieß es, es werde vor der<br />
Tour de France „Klarheit“ über die Zukunft des<br />
Teams herrschen. Tatsächlich sollte es schon im<br />
Mai viel klarer sein, wenn viele große Transfers<br />
normalerweise unter Dach und Fach sind. Wenn<br />
man sich den berühmten starken Zusammenhalt<br />
von Sky auf der Straße genau anschaut, könnte<br />
das Aufschluss darüber geben, wie es um die Moral<br />
des Teams und seine Zuversicht bestellt ist,<br />
dass Brailsford vielversprechende Sponsoren-<br />
Eisen im Feuer hat.<br />
© Chris Auld<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 51
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
EXPERTENMEINUNG<br />
EDWARD<br />
PICKERING<br />
<strong>Procycling</strong>-Redakteur<br />
Froome wird seine fünfte Tour gewinnen<br />
Froome schien sich an Geraint Thomas’<br />
Toursieg nicht zu stören – wohl aus dem<br />
Grund, dass er sich um seine Formeinbußen<br />
nach dem Giro im Klaren war. Obwohl ich<br />
nicht denke, dass er seinen Teamkollegen<br />
Thomas austricksen muss, glaube ich, dass<br />
er sein Ziel, mit Sieg Nummer fünf den Re -<br />
kord einzustellen, unbeirrt verfolgen wird.<br />
Der Giro wird sehr umkämpft sein<br />
Wenn ich auf einen Sieger setzen müsste,<br />
würde ich auf Dumoulin tippen, aber Simon<br />
Yates wird ihm im Nacken sitzen, und<br />
Roglic wird jedes Jahr besser. Nibalis Ziel,<br />
einen dritten Giro und dann eine zweite<br />
Tour zu gewinnen, wird wahrscheinlich zu<br />
einem vierten und fünften Platz führen,<br />
während ich glaube, dass Bernal bei den<br />
Zeitfahren an seine Grenzen stoßen wird.<br />
© Velofocus<br />
KOPF AN KOPF<br />
In den letzten beiden Jahren wurden Annemiek<br />
van Vleuten und Anna van der Breggen Erste<br />
und Zweite der UCI-Weltrangliste. Von den<br />
Rennen, bei denen sie letztes Jahr aufeinandertrafen,<br />
gewann van Vleuten sieben und van der<br />
Breggen fünf, aber Letztere hatte Qualität auf<br />
ihrer Seite: Sie gewann die Flandern-Rundfahrt,<br />
Flèche Wallonne, Lüttich–Bastogne–Lüttich und<br />
das WM-Straßenrennen, wo die beiden im selben<br />
Team waren. Van Vleuten gewann zwar das<br />
WM-Zeitfahren, die Boels Ladies Tour und La<br />
VAN DER BREGGEN UND<br />
VAN VLEUTEN DÜRFTEN DAS<br />
RENNGESCHEHEN 2019<br />
WEITER BESTIMMEN.<br />
Course, aber ihr Erfolg beim Giro Rosa kam, als<br />
van der Breggen eine Pause vom Straßenradsport<br />
machte und stattdessen Mountainbike fuhr. Als<br />
stärkste Kapitäninnen an der Spitze starker<br />
Teams dürften sie das Renngeschehen 2019 weiter<br />
bestimmen. Aber es gibt zwei erschwerende<br />
Faktoren: Die 36 Jahre alte van Vleuten verbrachte<br />
die erste Hälfte der Winterpause damit, sich<br />
von einer Kniefraktur zu erholen, die von einem<br />
Sturz bei der WM stammte. Sie rechnete mit<br />
sechs Monaten, um wieder fit zu sein, aber ihre<br />
Fortschritte Anfang Januar schienen dem Zeitplan<br />
voraus zu sein. Unterdessen wird van der Breggen<br />
in diesem Jahr mehr Mountainbiking in ihren Kalender<br />
mischen, weil sie das motiviert hält, wie sie<br />
sagt: Sie soll das Cape Epic Mitte bis Ende März<br />
fahren. Der andere Faktor ist das Auftauchen des<br />
Trek-Segafredo-Teams. Auf dem Papier sieht es<br />
stark aus. Wird es die beiden amtierenden Weltmeisterinnen<br />
schließlich kollektiv trennen?<br />
Stuyven wird einen großen Sieg feiern<br />
Jasper Stuyven erinnerte mich 2018 an<br />
Van Avermaet in der Mitte seiner Karriere<br />
– stark genug, um bei einer ganzen Reihe<br />
großer Rennen vorne zu sein, aber noch<br />
nicht ganz bereit, eins zu gewinnen. Aber<br />
er wird jedes Jahr besser, und ich glaube,<br />
er ist bald für Flandern oder Roubaix gut.<br />
Die Sprints werden knapper denn je<br />
Viviani, Groenewegen und Gaviria dürften<br />
ihre Dominanz als schnellste Sprinter der<br />
Welt weiter unterstreichen – mal sehen,<br />
wie sie sich gegen einen Kittel in Bestform<br />
schlagen werden. Cavendish dürfte seine<br />
Bilanz bei der Tour de France ausbauen –<br />
auf dem Papier scheint es schwer zu sein,<br />
aber man sollte ihn nicht abschreiben.<br />
Ein kolumbianischer Fahrer wird die<br />
Vuelta gewinnen<br />
Ich kann mir vorstellen, dass es bei der<br />
Vuelta auf einen Dreikampf Bernal vs.<br />
Quintana vs. López hinausläuft, und ich<br />
glaube, Astana-Profi López hat gezeigt,<br />
dass er bereit ist, seine erste Grand Tour<br />
zu gewinnen – warum nicht die Vuelta?<br />
52 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
CCC STEHT VOR<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
Jim Ochowicz dachte vielleicht, das Jahr 2018<br />
sei schwer genug gewesen. Er verbrachte<br />
Monate damit, das nötige Sponsoring zu sichern,<br />
um das BMC-Team am Laufen zu halten,<br />
und musste mitansehen, wie seine großen Stars<br />
anderswo unterschrieben – Richie Porte bei Trek,<br />
Stefan Küng bei FDJ, Rohan Dennis und Dylan<br />
Teuns bei Bahrain-Merida. Als die polnische Firma<br />
CCC während der letztjährigen Tour als neuer<br />
Geldgeber des Teams präsentiert wurde, war das<br />
BMC-Team, wie wir es kannten, stark dezimiert.<br />
Greg Van Avermaet war das wichtigste Juwel,<br />
das in Ochowicz’ Krone blieb, und der Belgier ist<br />
der Kapitän und Sieggarant für 2019.<br />
Ein Paris–Roubaix- und mehrfacher Tour-Etap -<br />
pensieger ist die Art von Fahrer, die viele Teams<br />
gerne in ihrer Mitte hätten, aber jenseits von Van<br />
Avermaet sieht das Team mager aus – unter dem<br />
Massenexodus von BMC waren ihre Rundfahrer<br />
und eine Reihe von Siegern und Leistungsträgern.<br />
Viele neue Gesichter sind eingebracht worden,<br />
14 insgesamt, um die Lücken zu füllen, und die<br />
meisten sind gute, solide Fahrer, aber nicht unbedingt<br />
Weltspitze. Das frühere Sunweb-Paar Laurens<br />
ten Dam und Simon Geschke ist zuverlässig<br />
und arbeitet hart, doch die zwei haben einen großen<br />
Teil ihrer Karriere als Helfer verbracht, und<br />
CCC hat einen klaren Mangel an Rundfahrt-Kapitänen,<br />
für die sie arbeiten können. Auch Serge<br />
Pauwels ist ein guter Fahrer. Aber dieses Trio hat<br />
zusammen nur acht Siege auf dem Konto und<br />
dürfte sein Glück eher in Ausreißergruppen suchen.<br />
Mit Guillaume Van Keirsbulck hat CCC einen<br />
fähigen Klassiker-Spezialisten, der Van Avermaet<br />
unterstützen und seine Chancen auf dem<br />
Kopfsteinpflaster ergreifen kann, wenn sie sich<br />
bieten, aber er hat es in acht Jahren nur auf<br />
sechs Siege gebracht. Jakub Mareczko,<br />
der einzige etablierte Sprinter, hat<br />
zwar 40 Siege zu Buche stehen,<br />
20<br />
Siege gab Jim Ochowicz<br />
als Marschrichtung für<br />
die Saison 2019<br />
aus<br />
aber nur einen davon auf europäischem Boden<br />
erzielt – er holte 18 Etappensiege bei der Tour of<br />
Taihu Lake und sieben bei der Tour of Hainan.<br />
Und darin liegt das Problem. Wenn Van Avermaet<br />
gesund und fit bleibt, sollte er bei den meisten<br />
Klassikern Siege oder vordere Plätze einfahren.<br />
Doch das Team hat wenige Optionen für Gesamtwertungen<br />
und wenige Fahrer, die sich Siegchancen<br />
ausrechnen können, wenn sie nicht gerade in eine<br />
Ausreißergruppe gehen. Im letzten Jahr hatte BMC<br />
das Gelbe Trikot der Tour, WorldTour-Etappenrennen<br />
und viele Monumente angepeilt. Für 2019 hat<br />
Ochowicz seinem Team ein Ziel von 20 Siegen gesetzt.<br />
Sieben WorldTour-Teams haben im letzten<br />
Jahr weniger als das gewonnen, über ein Drittel aller<br />
Topteams, während die frühere stärkere Version des<br />
Teams 22 holte. Ochowicz ist ein ewiger<br />
Optimist und einer der großen Überlebenden<br />
des Radsports, aber die Frage<br />
ist, wo diese Siege herkommen sollen.<br />
© Chris Auld<br />
Images: Gruber Images (Gilbert), Getty Images (Sky train)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 53
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
DA SSELBE,<br />
ABER ANDERS<br />
EXPERTENMEINUNG<br />
SAM<br />
DANSIE<br />
Stellv. Chefred. <strong>Procycling</strong><br />
Die Sprints werden faszinierend sein<br />
Das Sprinten war früher eine feudale<br />
Angelegenheit – es war zwei oder drei<br />
Teams vorbehalten, die einen der besten<br />
Fahrer und die besten Helfer an sich<br />
gerissen hatten. Jetzt gehören die Sprints<br />
allen, und die Topsprinter sind 2019 auf<br />
mindestens sieben Teams verteilt. Und<br />
so werden wir dieses Jahr chaotischere<br />
Finals ohne klare Favoriten erleben.<br />
Sky wird auf Froome setzen<br />
Geraint Thomas ist Titelverteidiger der<br />
Tour, und er und Chris Froome werden<br />
gleichberechtigt ins Rennen gehen. Aber<br />
Froome hat die bessere Bilanz, und die<br />
Aussicht, im letzten Jahr des Sponsorings<br />
durch Sky mit einem fünffachen Sieger<br />
Geschichte zu schreiben, wird für das<br />
Management unwiderstehlich sein.<br />
Quick-Step wird die meisten Rennen<br />
gewinnen – wieder einmal<br />
Das Team hat Fernando Gaviria, Niki<br />
Terpstra und Jhonatan Narvaez verloren,<br />
aber der Doctor Who des Pelotons wird<br />
die neue Gruppe von Überfliegern ins<br />
Spiel bringen: Fabio Jakobsen und Rémi<br />
Cavagna gehören zu ihnen.<br />
Van der Poel vs. Van Aert<br />
Wout Van Aert geht zum 1. März zu Jumbo-<br />
Visma und Mathieu van der Poel hat bei<br />
Corendon Circus ein strammes Frühjahrsprogramm.<br />
Das hat zu Spekula tionen ge -<br />
führt, dass sie bei großen Klassikern ein<br />
Wörtchen mitreden könnten. Aber langweilige<br />
Gründe wie stärkere Rivalen und die<br />
nötige Eingewöhnungszeit legen nahe,<br />
dass sie noch zwei Jahre brauchen, um<br />
konkurrenzfähig zu sein.<br />
Eine neue Saison, und schon wieder eine<br />
Änderung am „Ligasystem“ des Straßenradsports<br />
durch die UCI. Obwohl 2019<br />
fast alles beim Alten bleibt, hat der Weltverband<br />
die schrittweise Einführung einer neuen Struktur<br />
für den Radsport in den nächsten zwei Jahren angekündigt.<br />
Von 2020 an werden WorldTour-Teams als<br />
WorldTeams bezeichnet. Die WorldTour selbst<br />
wird aus denselben 38 Rennen bestehen wie in<br />
diesem Jahr, aber es wird eine Subserie aus Eintagesrennen<br />
geben, die UCI Classics Series heißen<br />
wird. Die Bezeichnung .HC wird ersetzt durch<br />
eine neue Untergruppe namens UCI ProSeries,<br />
die zwischen der WorldTour und den .1-Rennen<br />
des Continental-Kalenders angesiedelt ist.<br />
Der Hauptunterschied wird sein, dass die Vergabe<br />
der Wildcards modernisiert und so geregelt<br />
wird, dass erfolgreiche „ProTeams“ sich qualifizieren<br />
können, statt auf die Großzügigkeit der Organisatoren<br />
angewiesen zu sein. Die andere große<br />
Idee der UCI – festgelegte Ligen mit Auf- und<br />
Abstiegsregelungen – scheint vom Tisch zu sein,<br />
obwohl mit den schwammigen Qualifikationskrite<br />
rien für WorldTour-Lizenzen dieselbe Gefahr<br />
in das System eingebaut ist. Laut UCI müssen die<br />
WorldTeams jedes Jahr „ethische, administrative,<br />
finanzielle und organisatorische Kriterien“ erfüllen,<br />
um ihre Position zu halten, und – das ist das<br />
Unklare – auch ihr „sportliches Kriterium“ wird<br />
nach drei Jahren überprüft (obwohl nicht klar ist,<br />
wie es bewertet wird). Für diese Saison ist der<br />
einzige erkennbare Unterschied, dass die World-<br />
Tour-Rangliste verschwindet und es nur noch das<br />
UCI World Ranking geben wird, das nach Eintages-Punkten<br />
und Rundfahrt-Punkten unterteilt<br />
sein wird.<br />
Das hatten wir alles schon mal. Aus der Super-<br />
Prestige Pernod der 1960er und ’70er ging die<br />
UCI-Rangliste hervor, aus der der Weltcup hervorging,<br />
aus dem die ProTour hervorging, aus der<br />
die WorldTour hervorging ... Das permanente<br />
Her umbasteln bedeutet, dass Vergleiche zwischen<br />
Zeitaltern und Rennen schwerer denn je<br />
anzustellen sind. Derweil sind die großen Rennen<br />
immer noch dieselben neun wie seit über 30 Jahren,<br />
egal, was die UCI sagt. Die Fahrer und Teams<br />
werden sich viel mehr auf ein gutes Abschneiden<br />
bei diesen einzelnen Rennen konzentrieren als auf<br />
ihre finale Position im World Ranking und der<br />
Klassiker-Serie.<br />
2020 stehen wieder mal Veränderungen<br />
im „Ligasystem“ des Radsports an.<br />
© Getty Images<br />
Trek wird Fuß fassen<br />
Das neue Trek-Segafredo-Frauenteam hat<br />
das Arsenal, um eine unwiderstehliche Kraft<br />
zu werden, vor allem bei Eintagesrennen.<br />
Ich glaube, sie werden viel gewinnen und<br />
Boels und Mitchelton-Scott herausfordern.<br />
54 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
MASSENSPRINTER<br />
Die virtuelle Jury des Radsports hat ausführlich<br />
debattiert, wer der beste Sprinter<br />
des letzten Jahres war. War es Elia Viviani,<br />
der 18 Siege holte, darunter vier beim Giro?<br />
Oder waren es Dylan Groenewegen oder vielleicht<br />
Fernando Gaviria, deren Ausbeute kleiner war, die<br />
aber beide auf der größten Bühne, der Tour, zwei<br />
Etappen gewannen? Die Hierarchie der Sprinter<br />
hat sich atomisiert, seit Mark Cavendishs HTC-<br />
Zug auf der Straße das Sagen hatte. Seinem damaligen<br />
und heutigen Anfahrer Mark Renshaw<br />
zufolge gibt es heute mehr Topsprinter, die sich<br />
die guten Helfer untereinander aufgeteilt haben.<br />
Die Sprinttaktik hat sich nicht weiter-, sondern<br />
eher zurückentwickelt. Die erfolgreichsten Fahrer<br />
sind heute die, die es verstehen, die Anarchie zu<br />
nutzen. Renshaw erwartet für 2019 chaotischere<br />
Sprints denn je. Trotzdem – wer könnte sich hervortun?<br />
Viviani hat bei der Tour den am besten<br />
ausgestatteten Sprintzug: Deceuninck–Quick-<br />
Step. Groenewegen hat eine Arbeitstaktik entwickelt,<br />
die darauf beruht, einen furiosen späten<br />
Angriff als Katapult für seinen Sprint zu nutzen.<br />
Sie gehen beide selbstbewusst in die Saison 2019<br />
TOPSPRINTER<br />
DES JAHRES 2018<br />
FERNANDO<br />
GAVIRIA<br />
UAE<br />
Emirates<br />
9 Siege 2018<br />
ELIA<br />
VIVIANI<br />
Deceuninck–<br />
Quick-Step<br />
18 Siege 2018<br />
DYLAN<br />
GROENE-<br />
WEGEN<br />
Jumbo-Visma<br />
14 Siege 2018<br />
und setzen vor allem auf Kontinuität. Andernorts<br />
gab es eine Runde „Reise nach Jerusalem“. Der<br />
junge Caleb Ewan ersetzt bei Lotto Soudal André<br />
Greipel. Letzter ist zu Arkéa-Samsic gewechselt;<br />
sein gut gedrillter Sprintzug wurde aufgelöst. Fernando<br />
Gaviria hat einen späten Transfer zu<br />
UAE-Emirates gemacht und wird sich ohne seine<br />
Pilotfische Maximiliano Richeze und die Deceuninck–Quick-Step-Maschine<br />
einen neuen Plan zurechtlegen<br />
müssen. Marcel Kittel hatte ein suboptimales<br />
2018. Er habe die ursächlichen Probleme<br />
identifiziert und gelöst, sagt er.<br />
Er wollte nicht näher ausführen, worum es sich<br />
handelte, aber Spannungen im Katusha-Team<br />
dürften dazu gehört haben. Ein Fahrer, auf den<br />
man gespannt sein darf, ist Quick-Steps junger<br />
Holländer Fabio Jakobsen. Timo Roosen, Groenewegens<br />
Anfahrer, sagte: „Er ist ein Kraftwerk.<br />
Kombiniere ihn mit einem starken Team, und ich<br />
glaube, er ist der nächste große Sprinter.“<br />
© Gruber Images (oben), BettiniPhoto (Gaviria), Getty Images (Viviani), Yuzuru Sunada (Groenewegen)<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 55
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
Sagan geht mit dem<br />
Ziel ins Frühjahr, bei<br />
Mailand–San Remo<br />
endlich Erster zu<br />
werden.<br />
EXPERTENMEINUNG<br />
SOPHIE<br />
HURCOM<br />
<strong>Procycling</strong>-Autorin<br />
© Getty Images<br />
Images: Velofocus (Van Vleuten), Yuzuru Sunada (Nibali)<br />
SAGANS LANGES<br />
FRÜHJAHR<br />
Sechs Grüne und drei Regenbogen trikots<br />
plus eine Flandern-Rundfahrt und Paris–<br />
Roubaix – was gibt es für Peter Sagan noch<br />
zu erreichen, außer mehr von allem? Einen Hinweis<br />
könnte sein Kalender für 2019 geben. Zum<br />
ersten Mal fährt der Slowake sämtliche Frühjahrsklassiker<br />
bis hin zu Lüttich–Bastogne–Lüttich, wo<br />
er sein Debüt gibt. Andere Kopfsteinpflaster-Spezialisten<br />
vor ihm wie Fabian Cancellara und Tom<br />
Boonen machten wegen ihres hügeligen Kurses<br />
und der Hügelankunft in Ans einen Bogen um die<br />
„Doyenne“. Aber da die Organisatorin A.S.O. die<br />
Ziellinie zurück ins Zentrum von Lüttich verlegt<br />
hat, um das Rennen mit einer flachen Zielgeraden<br />
offener zu machen, scheint es attraktiver zu sein.<br />
Sagan sagt, er fahre Lüttich nur, um Erfahrung<br />
zu sammeln, was nahelegt, dass er – wenn es gut<br />
läuft – in Zukunft mit größeren Ambitionen antreten<br />
wird. Sagan hat bereits die Flandern-Rundfahrt<br />
und Paris–Roubaix gewonnen. Mailand–San<br />
Remo ist das verbleibende Monument, das für ihn<br />
in Reichweite ist – er war schon mehrmals nahe<br />
dran, es zu gewinnen. Wenn er dort siegen kann<br />
und darauf ein vielversprechendes Ergebnis in<br />
Lüttich folgen lässt, zeichnet sich am Horizont die<br />
Möglichkeit eines Karriere-Grand-Slams der Monumente<br />
ab. Nur drei Fahrer in der Geschichte<br />
– Rik Van Looy, Eddy Merckx und Roger De Vlaeminck<br />
– haben das erreicht. Nach Lage der Dinge<br />
dürfte Lüttich zu hügelig für Sagan sein, aber es<br />
ist kein völlig verrücktes Ziel, insbesondere, wenn<br />
er sich mehr aufs Klettern konzentriert. Damit<br />
bliebe nur noch die Lombardei-Rundfahrt, ein<br />
Rennen, das er zweimal in Angriff genommen<br />
und nie beendet hat. Das Einzige, was schwerer<br />
ist, als ein Monument zu gewinnen, ist, zwei zu<br />
gewinnen, und jedes folgende Ziel ist weiter entfernt<br />
als das letzte. 2019 könnte uns Aufschluss<br />
darüber geben, ob Sagan das Zeug dazu hat, der<br />
erste Fahrer seit Jahrzehnten zu sein, der am<br />
versteinernden Rekord des Monumenten-Grand-<br />
Slam rütteln könnte.<br />
Gegenwind für die Holländerinnen<br />
Für van der Breggen und van Vleuten<br />
dürfte es schwerer werden. Ashleigh<br />
Moolman hatte in der letzten Saison ihr<br />
bestes Jahr und könnte mit einer<br />
wieder belebten Vos beim neuen<br />
CCC-Team ein formidables Paar abgeben.<br />
Amanda Spratt wurde letztes Jahr mit<br />
jedem Rennen stär ker, während das neue<br />
Trek-Team die Ressourcen dazu hat, viele<br />
Siege zu erzielen.<br />
Sky wird eine weitere Tour dominieren<br />
Ein letztes Mal werden sich die Zuschauer<br />
an der gewohnten Sky-Parade an der Spitze<br />
des Tour-Pelotons erfreuen. Da Dumoulin,<br />
Nibali, Roglič und Simon Yates den Giro<br />
fahren, wird Sky bei der Tour mit Froome<br />
und Thomas als Favoriten antreten.<br />
UAE-Stars werden zu kämpfen haben<br />
UAE Emirates hat in diesem Winter mehr<br />
Geld investiert, aber das Team sieht trotzdem<br />
unausgewogen aus. Neuzugang<br />
Gaviria wird für Siege sorgen, doch er<br />
dürfte nicht so erfolgreich sein wie bei<br />
Quick-Step. Ob Aru eine weitere Grand<br />
Tour gewinnt, ist fraglich, und Dan Martin<br />
muss einfach heil durch die Tour kommen.<br />
Lüttich wiederbelebt<br />
Das älteste Monument hat ein neues<br />
Finale. Lüttich ist der vorhersehbarste<br />
der fünf großen Klassiker geworden; der<br />
Sieger wartete meist bis zu den letzten<br />
Rampen hinauf nach Ans. Ein flaches<br />
Finale bringt andere Fahrer ins Spiel und<br />
zwingt Sieganwärter zu neuer Taktik.<br />
Sagans große Saison<br />
Mailand–San Remo ist so sehr in Sagans<br />
Reichweite, dass er es fast berühren kann.<br />
Wenn er dort endlich gewinnt, wird er mit<br />
unbändigem Selbstbewusstsein in die Kopfsteinpflaster-Rennen<br />
gehen. Dazu winken<br />
ein noch nie erreichtes siebtes Grünes<br />
Trikot und ein WM-Kurs, der ihm auf den<br />
Leib geschneidert ist: 2019 hat alle Voraussetzungen,<br />
sein bestes Jahr zu werden.<br />
56 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
KAMPF DER GROSSEN<br />
RUNDFAHRTEN<br />
Welche Grand Tour wird 2019 den spannendsten<br />
Kampf um die Gesamtwertung<br />
bieten? Das ist die Frage, die sich<br />
jeder zu Beginn einer neuen Saison stellt, während<br />
die Fahrer ihren jeweiligen Hut in jeden<br />
Rennring werfen. Bisher haben überraschenderweise<br />
mehr Fahrer angekündigt, den Giro zu bestreiten:<br />
Der 2017er-Sieger Tom Dumoulin, der<br />
zweifache Champion Vincenzo Nibali, Simon<br />
Yates, der 2018 im Rosa Trikot einbrach, Skys<br />
kolumbianisches Wunderkind Egan Bernal, Weltmeister<br />
Alejandro Valverde und Primož Roglic<br />
stehen auf der Startliste. Die drei Einzelzeitfahren,<br />
mehr als bei der Tour, liegen starken Rouleuren<br />
wie Dumoulin, Nibali und Roglic, während die<br />
sieben Bergankünfte etwas für angriffslustige<br />
Fahrer wie Bernal und Yates sind.<br />
In der letzten Saison war Dumoulin der Fahrer,<br />
der das Team Sky am ehesten hätte schlagen können<br />
– er wurde Zweiter in Italien und Frankreich<br />
hinter Chris Froome beziehungsweise Geraint<br />
Thomas. 2019 wird der Holländer wahrscheinlich<br />
wieder beide Rennen fahren, obwohl der Giro<br />
sein Hauptziel ist. Dumoulin liebt es, in Italien<br />
Rennen zu fahren, und er sagt, der Kurs liege ihm<br />
mehr als die Tour, aber der Holländer wird in diesem<br />
Jahr 29 – damit ist er kein junger Hoffnungsträger<br />
mehr, sondern ein großer Fahrer auf dem<br />
Höhepunkt seiner Kraft. Er wird daher mindestens<br />
30 sein, bevor er sich ganz auf einen Toursieg<br />
konzentriert. Dumoulin dürfte in Italien der Favorit<br />
sein, neben einem selbstbewussten Yates und<br />
Nibali, und da Sky mit Bernal einen bisher nicht<br />
DIE RUNDFAHRT-<br />
FAVORITEN 2019<br />
TOUR<br />
Chris<br />
Froome<br />
Geraint<br />
Thomas<br />
Nairo<br />
Quintana<br />
Romain<br />
Bardet<br />
Tom<br />
Dumoulin<br />
Vincenzo<br />
Nibali<br />
GIRO<br />
Simon<br />
Yates<br />
Egan<br />
Bernal<br />
Alejandro<br />
Valverde<br />
Primož<br />
Roglič<br />
bewährten Grand-Tour-Kapitän ins Rennen<br />
schickt, dürfte das Team weniger Chancen haben<br />
als letztes Jahr mit Froome.<br />
Die Tour sieht bisher nach einem Kampf zwischen<br />
den beiden Sky-Kapitänen aus: Thomas<br />
und Froome, die wiederholt versichert haben, dass<br />
die Straße entscheidet, wer der beschützte Leader<br />
ist, wenn es im Juli so weit ist. Aber Thomas ist<br />
jetzt ein bewährter Toursieger, anders als 2018,<br />
als Sky weitgehend auf Froome setzen konnte,<br />
während Froome mit einem fünften Toursieg einen<br />
Rekord einstellen will und ihm die Chancen<br />
langsam ausgehen. Wie das Team seine Ressourcen<br />
verteilt, wird ausschlaggebend sein – werden<br />
sie jeweils Teamkollegen haben, die anhalten und<br />
auf sie warten, wenn sie einen Defekt haben?<br />
Werden sie sich gegenseitig angreifen dürfen,<br />
wenn es in die dritte Woche geht? Außerdem dürfte<br />
Froome wieder in Topform sein, wogegen ihm<br />
der Giro im vergangenen Sommer noch in den<br />
Beinen steckte. Weitere Rivalen sind das französische<br />
Duo Romain Bardet und Thibaut Pinot sowie<br />
Nairo Quintana, aber alle drei werden mehr tun<br />
müssen als letztes Jahr, um zu beweisen, dass sie<br />
um einen Grand-Tour-Sieg mitfahren können.<br />
Dumoulin wird den Giro<br />
mit dem Ziel fahren, nach<br />
2017 ein zweites Mal zu<br />
gewinnen.<br />
© Gruber Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 57
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
STAR TREK–SEGAFREDO<br />
© Chris Auld (unten), Trek-Segafredo Team<br />
Der große neue Star im Frauenradsport für<br />
2019 ist das Trek-Segafredo-Team, das<br />
seine Debütsaison mit einem starken<br />
Aufgebot und der formidablen logistischen Stütze<br />
des existierenden Männerteams in Angriff nehmen<br />
wird. Trek hat seine Pläne, in der Women’s<br />
WorldTour anzutreten, auf einer Pressekonferenz<br />
der Tour de France vorgestellt, ebenso wie seine<br />
prominenteste Rekrutin, die frühere Weltmeisterin<br />
Lizzie Deignan.<br />
Ein neues Team an der Spitze des Frauenradsports,<br />
insbesondere eines mit dem Format von<br />
LIZZIE<br />
DEIGNAN<br />
ELLEN<br />
VAN DIJK<br />
ELISA<br />
LONGO<br />
BORGHINI<br />
Trek-Segafredo, ist eine positive Entwicklung.<br />
Die Frage ist: Kann es mit den anderen großen<br />
Teams konkurrieren?<br />
Deignan ist der größte Name in der Mannschaft,<br />
obwohl sie nach einer Babypause in der Weltrangliste<br />
natürlich deutlich nach unten gerutscht ist.<br />
Laut der Website CQRanking ist die höchstplatzierte<br />
Fahrerin des Teams Ellen van Dijk als Achte<br />
der Weltrangliste. Auch die erfahrene Elisa Longo<br />
Borghini, Audrey Cordon-Ragot und die Sprinterin<br />
Lotta Lepistö fahren in den Reihen des neuen<br />
Teams, und insgesamt hat es acht Fahrerinnen in<br />
AUDREY<br />
CORDON-<br />
RAGOT<br />
LOTTA<br />
LEPISTÖ<br />
den Top 100 der Welt (ohne Deignan). Damit steht<br />
es im Vergleich mit den meisten anderen wirklich<br />
starken Teams in der Women’s WorldTour gut da<br />
– Boels-Dolmans hat neun in den Top 100, während<br />
Sunweb, Canyon und Movistar sieben haben<br />
und Mitchelton-Scott sechs.<br />
Aber abgesehen von Deignan fehlen Trek die<br />
absoluten Topfahrerinnen anderer Teams. Die<br />
Mitchelton-Mädels Annemiek van Vleuten und<br />
Amanda Spratt werden von CQRanking als Erste<br />
und Dritte gelistet, während Boels-Dolmans fünf<br />
Frauen allein in den Top 15 hat, darunter die<br />
Weltmeisterin Anna van der Breggen. Außerdem<br />
kann das neue CCC-Team auch auf die wieder erstarkte<br />
Marianne Vos und die Kletterin Ashleigh<br />
Moolman zählen, die Vierte und Sechste der Welt<br />
sind. Wenn Deignan wieder zu ihrer Bestform zurückfindet,<br />
kann Trek ein Faktor bei den größten<br />
Rennen sein. So, wie es aussieht, hat Trek die<br />
Stärke in der Tiefe, um das ganze Jahr über konkurrenzfähig<br />
zu sein. Aber da van Vleuten und<br />
van der Breggen so dominant sind, werden sie sich<br />
trotzdem ranhalten müssen, um die wichtigsten<br />
Rennen zu gewinnen.<br />
58 PROCYCLING | MÄRZ 2019
DIE GESCHICHTEN DES JAHRES 2019<br />
VALVERDES<br />
REGEN-<br />
BOGEN-<br />
SAISON<br />
DIE WM IN<br />
YORKSHIRE<br />
Ende September sonnt sich das nordeng lische<br />
Yorkshire im Glanz der Radsport-Weltmeis -<br />
terschaft – oder ist es anders herum? Die<br />
Grafschaft hat sich für die auf einem Rundkurs<br />
basierende WM-Strecke eine kleine Neuerung einfallen<br />
lassen: Die Stadt Harrogate bildet ein Drehkreuz,<br />
und jedes Rennen startet in einer anderen<br />
Stadt von Yorkshire. In Leeds das Straßenrennen<br />
der Männer, in Northallerton das Zeitfahren der<br />
Männer, in Bradford das Straßenrennen der Frauen.<br />
Bei den meisten Rennen ist im Finale eine Rundstrecke<br />
in Harrogate eingebaut – drei Runden für<br />
das Straßenrennen der Frauen, sieben für die Männer.<br />
Radsport-Nerds werden bemerken, dass das<br />
Straßenrennen der Männer mit 285 Kilometern<br />
sehr lang ist – mit fünf schweren Anstiegen vor dem<br />
abschließenden Rundkurs ist es ein schwer zu kontrollierendes<br />
Rennen. Die Fernsehzuschauer werden<br />
die landschaftliche Schönheit der Yorkshire<br />
Dales bewundern, aber das Besondere werden<br />
die Mengen von Menschen sein und die Atmosphäre,<br />
die sie erzeugen, nachdem sie bereits<br />
bewiesen haben, dass wenige Regionen<br />
sich so sehr für den Radsport begeistern wie<br />
diese. Die Atmosphäre wird wahrscheinlich die<br />
beste des Jahres sein.<br />
Die Welle von skeptischen Reaktionen aus<br />
einigen Ecken, mit der Alejandro Valverdes<br />
Sieg in Innsbruck aufgenommen<br />
wurde, ist über den Winter abgeebbt. Im Oktober<br />
nannte er die Leute, die ihn auf seine Verwicklung<br />
in die Operación Puerto ansprachen, für die<br />
er letztlich eine zweijährige Sperre verbüßt hatte,<br />
gegenüber Cyclingnews „ahnungslos“. „Ich glaube,<br />
ich habe seitdem zur Genüge bewiesen, wer<br />
ich bin“, unterstrich er seinen Unwillen, sich öffentlich<br />
für seine vergangenen Siege Asche aufs<br />
Haupt zu streuen. Was man in seine bemerkenswerte<br />
Sammlung von Erfolgen seit seinem Comeback<br />
2012 – viermal Flèche, zweimal Lüttich,<br />
Etappen bei allen drei großen Rundfahrten und<br />
jetzt, im Alter von 38 Jahren, den Weltmeistertitel<br />
– hineinlesen soll, hängt davon ab, ob man<br />
Optimist oder Zyniker ist. In diesem Jahr werden<br />
die Zweifel an Valverde nicht ganz aufhören, aber<br />
indem er einen Bogen um die Tour macht – er ist<br />
für Giro und Vuelta vorgesehen –, vermeidet er<br />
die stärkste Medienkonzentration und die größte<br />
Plattform, auf der er über seine gefühlte Tauglichkeit<br />
als Botschafter des Radsports ausgequetscht<br />
werden könnte.<br />
STRECKENPROFIL:<br />
STRASSENRENNEN DER MÄNNER<br />
Leeds<br />
Ilkley<br />
Skioton<br />
Threshfield<br />
Cray<br />
423 m<br />
Aysgarth<br />
Buttertubs<br />
527 m Grinton<br />
Moor<br />
411 m<br />
Masham<br />
Ripon<br />
Entry to<br />
circuit<br />
Ripley<br />
Harrogate<br />
0 km Leeds<br />
59 km Cray max. 8,9 %<br />
94 km Buttertubs max. 11,7 %<br />
120,9 km Grinton Moor max. 8,8 %<br />
160,5 km Circuit entry 7 Runden<br />
285 km Harrogate<br />
Weltmeister<br />
Valverde bekam<br />
nicht wenig<br />
Gegenwind.<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 59
60 PROCYCLING | MÄRZ 2019
SAISON-<br />
VORSCHAU<br />
2019<br />
INHALT<br />
RENNKALENDER 62 / WORLD-TEAMS 86 / PROCONTI-TEAMS 106<br />
TEXT EDWARD PICKERING, SAM DANSIE, SOPHIE HURCOM, DAN DEAKINS<br />
TITELBILD GETTY IMAGES<br />
ILLUSTRATIONEN ANTHONY CALVERT<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 61
RENNKALENDER<br />
2. MÄRZ<br />
OMLOOP HET<br />
NIEUWSBLAD<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michael Valgren 2. Łukasz Wiśniowski<br />
3. Sep Vanmarcke<br />
Für alte Radsportfans ist dies das echte „erste<br />
Rennen der Saison“. Seine Merkmale sind<br />
schlechtes Wetter, Kopfsteinpflaster und viel<br />
Gedränge auf kurzen, steile Anstiegen. 2019 gibt<br />
es ein neues Finale in Ninove; entscheidend<br />
dürfte wieder das beängstigende Muur-<br />
Bosberg-Duo sein, das von der Flandern-<br />
Rundfahrt ausgeliehen wurde.<br />
MÄRZ<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
2. Omloop Het Nieuwsblad Bel 1.UWT<br />
2. Omloop Het Nieuwsblad Bel 1.1<br />
2. Classic de l’Ardèche Rhône Crussol Fra 1.1<br />
3. Kuurne–Brussels–Kuurne Bel 1.HC<br />
3. Royal Bernard Drôme Classic Fra 1.1<br />
3. Omloop van het Hageland – Tielt-Winge Bel 1.1<br />
9. Strade Bianche Ita 1.UWT<br />
9. Strade Bianche Ita 1.WWT<br />
10. Grote Prijs Jean-Pierre Monseré Bel 1.1<br />
10. GP Industria e Artigianato Ita 1.HC<br />
10. Omloop van de Westhoek Bel 1.1<br />
10.–17. Paris–Nizza Fra 2.UWT<br />
13.–9. Tirreno–Adriatico Ita 2.UWT<br />
9. MÄRZ<br />
STRADE<br />
BIANCHE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Tiesj Benoot 2. Romain Bardet<br />
3. Wout Van Aert<br />
Strade Bianche wird 13, hat aber keine Pubertätsprobleme,<br />
sondern ein Prestige, das jedes Jahr<br />
wächst. Mit langen Schotterabschnitten und<br />
steilen Anstiegen sucht die landschaftlich<br />
schöne Strecke um Siena mit der spektakulären<br />
Ankunft auf der Piazza del Campo in der<br />
WorldTour ihresgleichen.<br />
17. Ronde van Drenthe Ned 1.HC<br />
17. Women’s WorldTour Ronde van Drenthe Ned 1.WWT<br />
17.–21. Tour de Taiwan Tpe 2.1<br />
20. Danilith Nokere Koerse Bel 1.HC<br />
20. Danilith Nokere Koerse voor Dames Bel 1.1<br />
Der Regen verwandelte<br />
die weißen Straßen der<br />
Strade Bianche 2018 in<br />
bräunlichen Schlamm.<br />
10.–17. MÄRZ<br />
PARIS–<br />
NIZZA<br />
PODIUM 2018<br />
1. Marc Soler 2. Simon Yates<br />
3. Gorka Izagirre<br />
© Gruber Images<br />
Das Rennen zur Sonne hat eine Bergankunft in<br />
Risoul und – nach einer knackigen letzten Etappe<br />
über den Col d’Èze – die traditionelle Ankunft auf<br />
der Promenade des Anglais. Mit Risoul favorisiert<br />
die 2019er-Auflage ein wenig die Kletterer,<br />
aber es ist immer eines der unvorhersehbarsten<br />
Rennen des Jahres.<br />
62 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
23. MÄRZ<br />
MAILAND–SAN REMO<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1907 AUFLAGEN 109<br />
it seinem Start im industriellen Norden<br />
Italiens und dem Ziel an der Riviera,<br />
M<br />
gerade wenn sich die erste Wärme der<br />
Frühjahrssonne über Südeuropa ausbreitet,<br />
erinnert uns Mailand–San Remo daran,<br />
dass der Winter und die Saisonpause endlich vorbei<br />
sind. Wir hatten bereits einige „erste“ Rennen<br />
der Saison. Die australische Meisterschaft (erstes<br />
Rennen), die TDU (erstes WT-Rennen) und Omloop<br />
Het Nieuwsblad (das erste Rennen für die<br />
Traditionalisten). Und jetzt kommt das erste Monument<br />
– der größte Tag der bisherigen Saison<br />
und einer der prestigeträchtigsten. Wir fragen uns<br />
am Jahresende vielleicht, wer die TDU oder Paris–<br />
Nizza gewonnen hat, aber niemand vergisst den<br />
Sieger von San Remo.<br />
Das Rennen erinnert uns daran, dass es ohne<br />
Fleiß keinen Preis gibt. Vor dem Triumph liegen<br />
über sieben Stunden Maloche: der graue Asphalt<br />
von Mailand, der Turchino-Pass, der abrupte Tonwechsel,<br />
wenn das Rennen auf das azurblaue<br />
Mittelmeer bei Genua trifft und über die gewundene<br />
Straße runter nach San Remo führt.<br />
Die Cipressa, der zweitletzte Anstieg, ist ein<br />
guter Indikator, wessen Beine gut und wessen<br />
schlecht sind. Es ist zu früh, um auf einen Sieger<br />
zu tippen, aber die Verlierer zeigen sich bald am<br />
PODIUM 2018<br />
1. Vincenzo Nibali<br />
2. Caleb Ewan<br />
3. Arnaud Démare<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
7<br />
Eddy Merckx<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Michał Kwiatkowski<br />
2016 Arnaud Démare<br />
2015 John Degenkolb<br />
2014 Alexander Kristoff<br />
Ende des Pelotons oder dahinter: Kittel 2018,<br />
Cavendish 2017 …<br />
Wenn die Cipressa überwunden und das Feld<br />
ausgedünnt ist, dreht sich alles um den Poggio.<br />
Einige Grand-Tour-Organisatoren würden einen<br />
so kurzen und flachen Anstieg nicht einmal kategorisieren,<br />
aber da die Fahrer an diesem Punkt<br />
fast 300 Kilometer in den Beinen haben, ist er<br />
genau schwer genug, um das Feld zu sprengen.<br />
Die Frage ist: Haben die Sprinter genug Teamkollegen,<br />
um die Lücke zu Ausreißern zuzufahren?<br />
In einigen Jahren ist die Antwort Ja, in anderen<br />
wie 2018, als Vincenzo Nibali ein paar Meter vor<br />
der heranstürmenden Sprintermeute über die<br />
Ziellinie segelte, war die Antwort Nein. So vorhersehbar<br />
der Parcours auf dem Papier aussehen<br />
mag, die Realität ist anders. Die „Primavera“ hat<br />
in den letzten 16 Jahren 13 verschiedene Sieger<br />
hervorgebracht. Wir glauben, wir haben bei Mailand–San<br />
Remo jedes Szenario erlebt, obwohl das<br />
natürlich heißt, dass sich irgendwann irgendjemand<br />
ein anderes einfallen lässt.<br />
Die Sprinter im Nacken, feiert Nibali<br />
seinen Sieg bei Mailand–San Remo 2018.<br />
© BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 63
RENNKALENDER<br />
13.–19. MÄRZ<br />
TIRRENO–<br />
ADRIATICO<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michał Kwiatkowski 2. Damiano Caruso<br />
3. Geraint Thomas<br />
Bei der Katalonien-<br />
Rundfahrt 2018<br />
kann das Peloton<br />
die spektakuläre<br />
Küstenlandschaft<br />
genießen.<br />
Das Rennen zwischen den Meeren überschneidet<br />
sich mit Paris–Nizza und bietet einen<br />
klassischeren Bergparcours als sein französisches<br />
Pendant. Außer Kwiatkowski im letzten<br />
Jahr und Van Avermaet 2016 (als die Bergetappe<br />
wegen schlechten Wetters ausfiel) ist die<br />
Siegerliste ein Who is Who der Grand-Tour-<br />
Favoriten: Quintana und Nibali haben seit 2012<br />
je zwei gewonnen.<br />
25.–31. MÄRZ<br />
VOLTA A<br />
CATALUNYA<br />
PODIUM 2018<br />
1. Alejandro Valverde 2. Nairo Quintana<br />
3. Pierre Latour<br />
Der dreimalige Sieger Alejandro Valverde wird<br />
bei der 99. Auflage des drittältesten Etappenrennens<br />
wahrscheinlich an den Start gehen: Es<br />
ist das erste Mal, dass er sein Heimatrennen im<br />
Regenbogentrikot bestreitet. Trotz Streckenänderung<br />
2018 wegen schlechten Wetters<br />
stehen die Bergankünfte in Vallter 2000 und<br />
La Molina wieder auf dem Programm. Auch Sant<br />
Feliu de Guíxols, Vilaseca und Puigcerdà sind als<br />
Etappenorte erneut mit dabei.<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
© BettiniPhoto<br />
27. MÄRZ<br />
DRIEDAAGSE<br />
BRUGGE–DE PANNE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Elia Viviani 2. Pascal Ackermann<br />
3. Jasper Philipsen<br />
2019 erstmalig in den WorldTour-Status<br />
erhoben, ist der Eintages-Abkömmling der alten<br />
Drei Tage von De Panne, der mitten in der<br />
Woche vor E3 ausgetragen wird, etwas für die<br />
Sprinter. Eine Passage des Kemmelbergs,<br />
entliehen von Gent–Wevelgem, könnte das Feld<br />
sprengen, aber die lange, flache Zielgerade<br />
spricht für einen Massensprint.<br />
22. Bredene Koksijde Classic Bel 1.HC<br />
23. Mailand–San Remo Ita 1.UWT<br />
24. GP De Denain – Porte de Hainaut Fra 1.HC<br />
24. Trofeo Alfredo Binda – Comune di Cittiglio Ita 1.WWT<br />
24.–31. Tour de Langkawi Mas 2.HC<br />
25.–31. Volta a Catalunya Spa 2.UWT<br />
27. Driedaagse Brugge–De Panne Bel 1.WWT<br />
27.–31. Settimana Coppi e Bartali Ita 2.1<br />
28. Driedaagse Brugge–De Panne Bel 1.WWT<br />
29. E3 BinckBank Classic Bel 1.UWT<br />
30. Classic Loire Atlantique Fra 1.1<br />
31. Gent–Wevelgem in Flanders Fields Bel 1.UWT<br />
31. Gent–Wevelgem in Flanders Fields Bel 1.WWT<br />
31. Cholet-Pays de la Loire Fra 1.1<br />
64 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
APRIL<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
1.–6. Tour of Thailand Tha 2.1<br />
3. Dwars door Vlaanderen Bel 1.UWT<br />
3. Dwars door Vlaanderen Bel 1.1<br />
5. Route Adélie de Vitré Fra 1.1<br />
6. GP Miguel Indurain Spa 1.1<br />
6. Volta Limburg Classic Ned 1.1<br />
7. Flandern-Rundfahrt Bel 1.UWT<br />
7. Flandern-Rundfahrt Bel 1.WWT<br />
7. La Roue Tourangelle Fra 1.1<br />
7. Vuelta a la Rioja Spa 1.1<br />
8.–10. Women’s Tour of Thailand Tha 2.1<br />
29. MÄRZ<br />
E3 BINCKBANK<br />
CLASSIC<br />
PODIUM 2018<br />
1. Niki Terpstra 2. Philippe Gilbert<br />
3. Greg Van Avermaet<br />
E3 Harelbeke bekommt 2019 einen neuen<br />
Namen, aber die Veränderungen erstrecken sich<br />
nicht auf die Route, die anspruchsvoll ist:<br />
Taaienberg, Paterberg und Oude Kwaremont<br />
vor dem Ziel in Harelbeke. E3 ist vielleicht nicht<br />
so prestigeträchtig wie die Ronde, aber mit<br />
15 Anstiegen und über 200 Kilometer Länge eine<br />
sehr schwere Prüfung.<br />
8.–13. Itzulia Basque Country Spa 2.UWT<br />
9.–12. Circuit Sarthe–Pays de la Loire Fra 2.1<br />
10. Scheldeprijs Bel 1.HC<br />
10.–14. Tour of Israel Isr 2.1<br />
10.–14. Healthy Ageing Tour Ned 2.1<br />
12.–14. GP Beiras e Serra de Estrela Por 2.1<br />
14. Paris–Roubaix Fra 1.UWT<br />
14. Klasika Primavera de Amorebieta Spa 1.1<br />
31. MÄRZ<br />
GENT–<br />
WEVELGEM<br />
PODIUM 2018<br />
1. Peter Sagan 2. Elia Viviani<br />
3. Arnaud Démare<br />
Letztes Jahr setzte<br />
Terpstra mit seinem<br />
Sieg beim E3 den<br />
Auftakt für erfolgreiche<br />
zwei Wochen.<br />
Die Hauptgefahren bei Gent–Wevelgem sind der<br />
Wind und der Kemmelberg. Während Ersterer<br />
die zweite Hälfte des Rennens beeinflusst, wenn<br />
das Rennen über die schmalen, kurvenreichen<br />
Straßen von Südwestflandern führt, sorgt<br />
Letzterer für die Ausdünnung des Feldes vor<br />
den letzten 35 Kilometern über flache und<br />
ungeschützte Straßen nach Wevelgem. Peter<br />
Sagan ist der Titelverteidiger.<br />
3. APRIL<br />
DWARS DOOR<br />
VLAANDEREN<br />
PODIUM 2018<br />
1. Yves Lampaert 2. Mike Teunissen<br />
3. Sep Vanmarcke<br />
DDV ist ein weiterer kleinerer Bruder der Ronde.<br />
Auch wenn das Rennen an einem Mittwoch statt -<br />
findet, heißt das nicht, dass es weniger schwer ist,<br />
weist es doch zwölf Hellingen auf, die auf die<br />
letzten 100 Kilometer verteilt sind – es ist ein<br />
hartes Rennen. Dass der Sieger der zwei letzten<br />
Auflagen, Yves Lampaert, an der Strecke lebt,<br />
sagt alles, was man über die lokale Bedeutung<br />
des Rennens wissen muss. Er strebt 2019 im<br />
Trikot des belgischen Meisters den Hattrick an.<br />
© Gruber Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 65
RENNKALENDER<br />
7. APRIL<br />
FLANDERN-RUNDFAHRT<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1913 AUFLAGEN 102<br />
PODIUM 2018<br />
1. Niki Terpstra<br />
2. Mads Pedersen<br />
3. Philippe Gilbert<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
3<br />
Achiel Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman,<br />
Johan Museeuw, Tom Boonen, Fabian Cancellara<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Philippe Gilbert<br />
2016 Peter Sagan<br />
2015 Alexander Kristoff<br />
2014 Fabian Cancellara<br />
ark Cavendish bezeichnet Mailand–<br />
San Remo oft als „Oper“. Wenn das<br />
M<br />
der Fall ist, dann ist die Flandern-<br />
Rundfahrt ein Alltagsdrama. Die Ronde<br />
ist schwer und rustikal, ein Rennen, das, obwohl<br />
es eines der prestigeträchtigsten der Welt ist,<br />
zu der ländlichen Ecke Südwestflanderns gehört,<br />
in dem es stattfindet, und zu dessen Bewohnern.<br />
Die Straßen sind schmal, das Wetter oft schlecht<br />
und das Rennen hat eine zermürbende Reihe von<br />
steilen Hügeln, einige von ihnen mit Kopfsteinen<br />
gepflastert. Die Atmosphäre, geliefert von Tausenden<br />
von flämischen Fans, die zu den leidenschaftlichsten<br />
der Welt zählen, ist unvergleichlich.<br />
Die Klassiker des Nordens, angefangen mit<br />
dem Omloop Het Nieuwsblad Ende Februar, steigern<br />
sich zur Ronde hin, die viele berühmte Anstiege<br />
hat: Paterberg, Oude Kwaremont, Kruisberg,<br />
Muur van Geraardsbergen und Koppenberg.<br />
Hier gewinnen nur die Stärksten. Während die<br />
fein ausbalancierte Dynamik von Mailand–San<br />
Remo die der Ausreißer gegen das Peloton ist, gibt<br />
es hier keine solche Spannung – das letzte Mal,<br />
dass mehr als vier Fahrer das Finale bestritten,<br />
war 2001, und bei den letzten drei Rennen gab es<br />
Solosieger. Erfahrung und Ortskenntnisse schaden<br />
auch nicht.<br />
Von den 1990ern bis vor Kurzem hatte die<br />
Ronde eine Reihe von patrons: Museeuw, Cancellara<br />
und Boonen gewann je dreimal, aber seitdem<br />
hat sich niemand als dominante Kraft hervorgetan.<br />
Sagan gewann 2016 seine erste Ronde, hat<br />
aber keinen weiteren Sieg folgen lassen. Terpstra,<br />
der amtierende Champion, ist immer zu den Favoriten<br />
zu rechnen, aber bei Direct Energie vielleicht<br />
nicht so gut aufgehoben wie bei Quick-Step.<br />
Der 2017er-Sieger Gilbert hat spät in seiner Karriere<br />
eine Leidenschaft für Kopfsteinpflaster entdeckt,<br />
obwohl er lieber Mailand–San Remo oder<br />
Paris–Roubaix gewinnen würde, um sie den drei<br />
Monumenten hinzuzufügen, die er bereits gewonnen<br />
hat, als eine zweite Flandern-Rundfahrt.<br />
Und die einheimische Hoffnung Van Avermaet<br />
scheint bei seinem Lieblingsrennen immer den<br />
Kürzeren zu ziehen. Experten tippen vielleicht auf<br />
einen jüngeren Fahrer – Benoot, Stuyven oder Van<br />
Aert –, aber die Ronde war immer unfreundlich zu<br />
weniger erfahrenen Hoffnungsträgern. Einer der<br />
härtesten Klassiker wird 2019 auch einer der unvorhersehbarsten<br />
sein.<br />
Terpstra am Paterberg auf dem Weg<br />
zum Sieg bei der Flandern-Rundfahrt 2018.<br />
© Kramon<br />
66 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
14. APRIL<br />
PARIS–ROUBAIX<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1896 AUFLAGEN 116<br />
s ist ironisch, dass Paris–Roubaix, das<br />
wohl aufregendste Rennen des Jahres,<br />
E<br />
auch eine Anomalie ist. Die Königin<br />
der Klassiker hat ein Format, das kein<br />
anderes Rennen, ausgenommen der Flirt der Tour<br />
mit dem Pavé in jüngerer Zeit, zu kopieren versucht.<br />
Wenn man neue Fans für den Radsport<br />
gewinnen wollte, könnte man nichts Besseres tun,<br />
als sie bei Roubaix vor den Fernseher zu setzen.<br />
Gleichzeitig müsste man ihnen erklären, dass<br />
kein anderes Rennen ist wie dieses.<br />
Es ist so attraktiv, weil es so hart ist. Ohne Hügel<br />
ist es so schwer dank der Reihe von Kopfsteinpflaster-Sektoren<br />
in der zweiten Hälfte des Rennens.<br />
Das Kopfsteinpflaster von Paris–Roubaix ist<br />
nicht wie das der belgischen Klassiker. Das Pavé<br />
von Paris–Roubaix ist unsäglich … zermürbend,<br />
unförmig und unregelmäßig, mit riesigen Löchern<br />
dazwischen und schrecklichen Kanten. Selbst<br />
starke Amateure können ausgebremst werden<br />
und zum Stehen kommen, wenn sie versuchen,<br />
darauf zu fahren. Die WT-Fahrer brettern irgendwie<br />
mit 45 oder sogar 50 km/h darüber hinweg.<br />
Die Pavé-Sektoren erodieren das Peloton tendenziell<br />
von hinten. Gleichzeitig kann der entscheidende<br />
Angriff zwischen dem Start des Rennens<br />
und dem Ziel auf der Radrennbahn von<br />
PODIUM 2018<br />
1. Peter Sagan<br />
2. Silvan Dillier<br />
3. Niki Terpstra<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
4<br />
Tom Boonen<br />
Roger De Vlaeminck<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Greg Van Avermaet<br />
2016 Mat Hayman<br />
2015 John Degenkolb<br />
2014 Niki Terpstra<br />
Roubaix jederzeit passieren. Im letzten Jahr attackierte<br />
Sagan bei seinem Sieg 50 Kilometer vor<br />
dem Ziel und schloss sich dem Rest der Ausreißergruppe<br />
des Tages an. 2017 gewann Van Avermaet<br />
einen Sprint im Velodrom. 2016 gewann<br />
Hayman aus einer frühen Ausreißergruppe heraus,<br />
während ein Sturz auf halber Strecke viele<br />
Favoriten zurückwarf, die nie wieder Anschluss<br />
fanden. Es gibt keinen vorgegebenen Weg, um<br />
Paris–Roubaix zu gewinnen, außer stark zu sein<br />
und ein gutes Team, kein Pech sowie die Fähigkeit<br />
zu haben zu erkennen, wenn die einmalige Chance<br />
kommt, um das Rennen zu gewinnen. Und<br />
selbst dann reicht es vielleicht nicht aus.<br />
Wenn Roubaix schon schwer zu gewinnen ist,<br />
ist es noch schwerer, es ein zweites Mal zu gewinnen.<br />
Es gibt Mehrfachsieger, darunter Boonen,<br />
der den gemeinsamen Rekord von vier Siegen<br />
hält, aber seit 1981 haben bei 38 Auflagen nur<br />
zwei Fahrer ihren Titel erfolgreich verteidigt –<br />
Boonen 2008 und 2009 sowie Gilbert Duclos-<br />
Lassalle 1992 und 1993. Ob es 2019 wieder<br />
einen neuen Sieger gibt?<br />
Im gefürchteten Wald von Arenberg plant<br />
Sagan seine Attacke auf die Quick-Step-Armada.<br />
© Kramon<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 67
RENNKALENDER<br />
8.–13. APRIL<br />
BASKENLAND-<br />
RUNDFAHRT<br />
PODIUM 2018<br />
1. Primož Roglič 2. Mikel Landa<br />
3. Jon Izagirre<br />
Während die Klassiker-Spezialisten bei Regen<br />
auf Kopfsteinpflaster kämpfen, machen die<br />
Kletterer dasselbe im Baskenland, außer dass sie<br />
es auf endlosen Hügeln tun. Aber der Regen ist<br />
eine Konstante – nicht umsonst ist Euskadi so<br />
grün. Die Fans sind leidenschaftlich, aber sie<br />
konnten seit Iban Mayo 2003 keinen baskischen<br />
Sieger mehr anfeuern.<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
16. Paris–Camembert Fra 1.1<br />
16.–21. Presidential Tour of Turkey Tur 2.UWT<br />
17. Brabantse Pijl – Flèche Brabanconne Bel 1.HC<br />
17. Brabanste Pijl – Flèche Brabanconne Bel 1.1<br />
18.–21. Belgrade Banjaluka Bih 2.1<br />
20. Tour du Finistère Fra 1.1<br />
21. Amstel Gold Race Ned 1.UWT<br />
21. Amstel Gold Race Ladies Edition Ned 1.WWT<br />
22. Tro-Bro Léon Fra 1.1<br />
22.–26. Tour of the Alps Ita 2.HC<br />
23.–28. Tour of Croatia Cro 2.1<br />
24. La Flèche Wallonne Bel 1.UWT<br />
24. La Flèche Wallonne Féminine Bel 1.WWT<br />
26.–28. Vuelta a Castilla y León Spa 2.1<br />
27. EPZ Omloop van Borsele Ned 1.1<br />
28. Lüttich–Bastogne–Lüttich Bel 1.UWT<br />
16.–21. APRIL<br />
PRESIDENTIAL TOUR<br />
OF TURKEY<br />
PODIUM 2018<br />
1. Eduard Prades 2. Alexey Lutsenko<br />
3. Nathan Haas<br />
Nach zwei unauffälligen Jahren im Oktober<br />
wandert die Türkei-Rundfahrt zurück in den<br />
April. Die Landschaft ist umwerfend, aber dem<br />
Rennen mangelt es an Prestige. Außerdem ist es<br />
wegen der instabilen politischen Situation und<br />
der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen<br />
im Land ein Fremdkörper im<br />
Oberhaus des Radsports.<br />
28. Lüttich–Bastogne–Lüttich Femmes Bel 1.WWT<br />
28. Giro dell’Appennino Ita 1.1<br />
30. 4.–5. 5. Tour de Romandie Swi 2.UWT<br />
In den Niederlanden<br />
ist es bekanntermaßen<br />
windig, doch<br />
beim Amstel sind die<br />
Hügel das Problem.<br />
21. APRIL<br />
AMSTEL<br />
GOLD RACE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michael Valgren 2. Roman Kreuziger<br />
3. Enrico Gasparotto<br />
© Gruber Images<br />
Amstel Gold Race eröffnet die Trilogie der<br />
hügeligen Klassiker. Der Cauberg wurde 2017<br />
aus dem Finale entfernt und durch den<br />
Guelhemmerberg und Bemelerberg ersetzt,<br />
an den sich eine flache Zielgerade in Berg<br />
en Terblijt anschließt. Damit hat sich das Rennen<br />
vom uninteressantesten zum interessantesten<br />
des Trios gemausert.<br />
68 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
28. APRIL<br />
LÜTTICH–BASTOGNE–LÜTTICH<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1892 AUFLAGEN 104<br />
as vierte Monument signalisiert das<br />
Ende der Frühjahrsklassiker und ist<br />
D<br />
passenderweise das anspruchsvollste<br />
von allen: In den Ardennen warten auf<br />
250 Kilometern rund 30 kurze, steile Anstiege.<br />
Watt für Watt kann Lüttich–Bastogne–Lüttich<br />
geltend machen, das härteste Rennen auf dem<br />
Kalender zu sein. Die Anstiege sind zu lang, um<br />
einfach dar über hinwegzustiefeln, und zu kurz,<br />
um einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden.<br />
Es ist kein richtiger Kurs für Bergziegen, auch<br />
wenn einige Sieger aus jüngerer Zeit wie Poels und<br />
Dan Martin auch bei der Tour de France in der<br />
Spitzengruppe geklettert sind. Es ist auch kein<br />
schlechter Kurs für spritzige Klassiker-Kletterer,<br />
und Valverde, der sowohl spritziger Klassiker-<br />
Kletterer als auch Grand-Tour-Bergziege ist, ist<br />
hier einer der erfolgreichsten Fahrer – er hat viermal<br />
gewonnen. Und nur, um zu beweisen, dass<br />
der Radsport nie vorhersehbar ist, selbst bei einem<br />
Rennen, das so vorhersehbar ist wie L–B–L<br />
zuletzt, ist der Titelverteidiger ein klassischer<br />
Rouleur: Jungels.<br />
Die Vorhersehbarkeit, 2018 ausgenommen, hat<br />
2019 zu einer interessanten Neuerung geführt.<br />
Das Ziel war seit 1992 eine ansteigende Gerade<br />
PODIUM 2018<br />
1. Bob Jungels<br />
2. Michael Woods<br />
3. Romain Bardet<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
5<br />
Eddy Merckx<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Alejandro Valverde<br />
2016 Wout Poels<br />
2015 Alejandro Valverde<br />
2014 Simon Gerrans<br />
durch den unspektakulären Vorort Ans. Es hat<br />
den besten Bergaufsprintern gelegen, also haben<br />
die besten Bergaufsprinter das Rennen dichtgemacht,<br />
es formelhaft werden lassen. Aber jetzt<br />
wandert das Ziel zurück ins Zentrum von Lüttich<br />
im Rahmen eines neuen Vertrags zwischen der<br />
A.S.O., der Provinz Lüttich und dem Royal Cyclist’s<br />
Pesant Club Liègeois, den Organisatoren des Rennens<br />
seit seiner allerersten Auflage anno 1892.<br />
Im neuen Ziel werden die Kletterer nicht gegen<br />
die besseren Sprinter sprinten wollen, vielmehr<br />
müssen sie herausfinden, wo sie ihren Rivalen<br />
entwischen können, und sich dann überlegen, wie<br />
sie sich die Verfolger vom Leib halten. Das, so<br />
hoffen die Organisatoren, wird bedeuten, dass der<br />
taktische Kampf früher beginnt – in den letzten<br />
Jahren konnten die Zuschauer fünf oder zehn Minuten<br />
vor dem Finale den Fernseher einschalten,<br />
ohne nennenswerte Geschehnisse verpasst zu<br />
haben. Für 2019 erhoffen sich die Organisatoren,<br />
dass die entscheidenden Momente jederzeit kommen<br />
können.<br />
Bob Jungels setzt an der Côte de la<br />
Roche aux Faucons 2018 zum Angriff an.<br />
© Kramon<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 69
RENNKALENDER<br />
24. APRIL<br />
LA FLÈCHE<br />
WALLONNE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Julian Alaphilippe 2. Alejandro Valverde<br />
3. Jelle Vanendert<br />
Es gibt reichlich Anstiege beim Flèche Wallonne,<br />
aber bei diesem Rennen dreht sich alles um den<br />
Schlussanstieg: die Mur de Huy. Sie ist 1,3 Kilo -<br />
meter lang und bis zu 25 Prozent steil, es dauert<br />
rund drei Minuten, sie zu erklimmen. Julian<br />
Alaphilippe beendete 2018 Alejandro Valverdes<br />
vierjährige Vorherrschaft an der Mur und könnte<br />
am Anfang einer ähnlichen Serie stehen.<br />
Julian Alaphilippe<br />
ist Titelverteidiger<br />
beim Flèche und<br />
ein Favorit für<br />
Lüttich 2019.<br />
30. APRIL–5. MAI<br />
TOUR DE<br />
ROMANDIE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Primož Roglič 2. Egan Bernal<br />
3. Richie Porte<br />
Beim letzten WorldTour-Etappenrennen<br />
vor dem Giro kann man seine Form entdecken<br />
oder zurückhalten; heutzutage wird die<br />
Rundfahrt freilich öfter als Trainingsrennen für<br />
die Tour de France genutzt. Die sechs Etappen<br />
im alpinen Westen der Schweiz gefallen<br />
ästhetisch immer, und die zeitfahrlastige Route<br />
liegt den Rouleur-Kletterern.<br />
MAI<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
1. Eschborn–Frankfurt Ger 1.UWT<br />
2.–3. Asda Tour de Yorkshire Women’s Race Gbr 2.1<br />
2.–5. Tour de Yorkshire Gbr 2.HC<br />
3. 60th Anniversary „Thai Cycling Association“ Tha 2.1<br />
3.–5. Vuelta a Asturias Julio Alvarez Mendo Spa 2.1<br />
5. 60th Anniversary „Thai Cycling Association“ Golden Era Celebration Tha 1.1<br />
9.–11. Tour of Chongming Island Chn 2.WWT<br />
9.–12. Vuelta Comunidad de Madrid Spa 2.1<br />
10.–12. Festival Elsy Jacobs Lux 2.1<br />
11. 5.–2. 6. Giro d’Italia Ita 2.UWT<br />
12. Trofee Maarten Wynants Bel 1.1<br />
12.–18. Amgen Tour of California USA 2.UWT<br />
14.–19. Vier Tage von Dünkirchen Fra 2.HC<br />
16.–18. Amgen Tour of California Women’s Race USA 2.WWT<br />
16.–19. Vuelta a Burgos Feminas Spa 2.1<br />
© Kramon<br />
1. MAI<br />
ESCHBORN–<br />
FRANKFURT<br />
PODIUM 2018<br />
1. Alexander Kristoff 2. Michael Matthews<br />
3. Oliver Naesen<br />
Ein langes, welliges Rennen am Maifeiertag,<br />
das einen Ausflug in die Berge des Taunus<br />
macht. Das Feld ist voller abgehärteter Sprinter,<br />
die wissen, dass es ihre letzte Chance vor den<br />
Herbstklassikern ist, ein Rennen von dieser<br />
Natur und Statur zu gewinnen. Alexander<br />
Kristoff ist hier zurzeit unbesiegbar – er hat die<br />
letzten vier Auflagen gewonnen.<br />
17.–19. Vuelta Aragón Spa 2.1<br />
19.–26. Tour of Japan Jpn 2.1<br />
22.–25. Emakumeen XXII. Bira Spa 2.WWT<br />
23.–25. Tour of Estonia Est 2.1<br />
24.–26. Tour de l’Ain Fra 2.1<br />
24.–26. Hammer Stavanger Nor 2.1<br />
26. GP Marcel Kint Bel 1.1<br />
27. Winston Salem Classic USA 1.1<br />
27. Winston Salem Classic USA 1.1<br />
27. Lotto Thüringen Ladies Tour Ger 2.1<br />
28 5.–2. 6. Tour of Norway Nor 2.HC<br />
30. Circuit de Wallonie Bel 1.1<br />
30. 5.–2. 6. Szlakiem Walk Majora Hubala Pol 2.1<br />
31. La Classique Morbihan Fra 1.1<br />
70 PROCYCLING | MÄRZ 2019
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RENNKALENDER<br />
11. MAI–2. JUNI<br />
GIRO D’ITALIA<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1909 AUFLAGEN 101<br />
in Portico mit 666 Bögen säumt die<br />
Straße hinauf zum Santuario di San<br />
E<br />
Luca bei Bologna. Die Straße am Bogengang<br />
ist ein steiler und gewundener<br />
Anstieg, der das Herzstück des Giro dell’Emilia im<br />
Herbst bildet. Aber während der Portico den Anfang<br />
vom Ende dieses speziellen Fegefeuers signalisiert,<br />
markiert der Portico am 11. Mai nur das<br />
Ende vom Anfang des Giro, da er auf den letzten<br />
zwei Kilometern des Auftaktzeitfahrens kommt.<br />
Die diesjährige Corsa Rosa ist an drei Zeitfahren<br />
aufgehängt – am Anfang, in der Mitte und am<br />
Ende. Sie haben insgesamt 58 Kilometer und sind<br />
thematisch ähnlich: Jedes hat einen signifikanten<br />
Anstieg, womit sie nicht das täglich Brot für Rouleure<br />
sind. Auf der 1. Etappe ist es die Via di San<br />
Luca, auf der 9. Etappe der zwölf Kilometer lange<br />
Schlussanstieg in San Marino, auf der 21. Etappe<br />
in Verona ein 4,3 Kilometer langer Anstieg nach<br />
Torricelle nach der Hälfte der 15,6 Kilometer lan-<br />
gen Prüfung. Rund um die Zeitfahren sind zwei<br />
Dinge, die der Giro extrem gut kann: Mittelgebirge<br />
und Hochgebirge.<br />
Das Rennen zieht eine grobe Acht durch die<br />
oberen zwei Drittel des Landes, San Marino ist<br />
der einzige Abstecher ins Ausland. Mittelgebirge<br />
und Sprints dominieren den unteren Kreis, Hochgebirge<br />
den oberen. Von Bologna aus geht es nach<br />
Südwesten zum Tyrrhenischen Meer bei Orbetello<br />
(3. Etappe). Die Etappen 4 und 5 führen die<br />
Küste runter, bevor die 6. Etappe über den südlichen<br />
zentralen Apennin zum südlichsten Punkt<br />
bei San Giovanni Rotondo an der Adria führen.<br />
Zwei knifflig aussehende Etappen, das Zeitfahren<br />
in San Marino und die zwei Sprinter-Etappen<br />
komplettieren die untere Schleife. Die Ankunft<br />
des Rennens im Piemont signalisiert den Start<br />
des Hochgebirges und den echten Abstieg des<br />
Pelotons in die Tortur. Der Tagesabschnitt von<br />
Cuneo nach Pinerolo auf der 12. Etappe markiert<br />
den 70. Jahrestag einer von Fausto Coppis Attacken<br />
1949. Die Etappen 13, 14, 16, 17, 19 und<br />
20 erstrecken sich über das Hochgebirge der italienischen<br />
Grenzregion zum Norden. Zu den<br />
Highlights zählen die noch nie dagewesene Ankunft<br />
am 2.200 Meter hohen Lago Serrù am Colle<br />
del Nivolet, die Cima Coppi am 2.619 Meter<br />
hohen Gavia auf halber Strecke der 16. Etappe<br />
(gefolgt von einer Kletterpartie über den Mortirolo<br />
über die schwerste Seite), der extravagant<br />
schöne Passo Mendola auf der 17. Etappe und<br />
das Bergfinale der 20. Etappe mit dem Passo<br />
Manghen und dem Monte Avena.<br />
Das Rennen führt zum Schlussakt nach Verona,<br />
wo alte Porticos, dieses Mal im Amphitheater an<br />
der Piazza Bra, die Fahrer am Ende des Zeitfahrens<br />
begrüßen werden. Auch eine Statue des Autors<br />
des Inferno, Dante, steht hier. Aber zumindest<br />
für das Giro-Peloton signalisiert Verona, dass<br />
die Tortur vorüber ist.<br />
DATUM START ZIEL KM<br />
1 11. Mai Bologna Bologna 8,2 km EZF<br />
2 12. Mai Bologna Fucecchio 200 km<br />
3 13. Mai Vinci Orbetello 219 km<br />
4 14. Mai Orbetello Frascati 228 km<br />
5 15. Mai Frascati Terracina 140 km<br />
6 16. Mai Cassino San Giovanni Rotondo 233 km<br />
7 17. Mai Vasto L’Aquila 180 km<br />
8 18. Mai Tortoreto Lido Pesaro 235 km<br />
9 19. Mai Riccione San Marino 34,7 km EZF<br />
10 21. Mai Ravenna Modena 147 km<br />
11 22. Mai Carpi Novi Ligure 206km<br />
12 23. Mai Cuneo Pinerolo 146 km<br />
13 24. Mai Pinerolo Ceresole Reale 188 km<br />
14 25. Mai Saint-Vincent Courmayeur 131 km<br />
15 26. Mai Ivrea Como 237 km<br />
16 28. Mai Lovere Ponte di Legno 226 km<br />
17 29. Mai Commezzadura Anterselva/Antholz 180 km<br />
18 30. Mai Valdaora/Olang Santa Maria di Sala 220 km<br />
19 31. Mai Treviso San Martino di Castrozza 151 km<br />
20 1. Juni Feltre Croce d’Aune Monte Avena 183 km<br />
21 2. Juni Verona Verona 15,6 km EZF<br />
72 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
17<br />
18<br />
14<br />
15<br />
16<br />
ZIEL<br />
20<br />
21<br />
19<br />
12<br />
13<br />
11<br />
1<br />
START<br />
BOLOGNE<br />
2 10<br />
Etappenstart<br />
Etappenziel<br />
Zeitfahren<br />
3<br />
9<br />
8<br />
4<br />
5<br />
ROM<br />
7<br />
6<br />
PODIUM 2018<br />
1. Chris Froome<br />
2. Tom Dumoulin<br />
3. Miguel Ángel López<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
5<br />
Eddy Merckx, Fausto Coppi, Alfredo Binda<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Tom Dumoulin<br />
2016 Vincenzo Nibali<br />
2015 Alberto Contador<br />
2014 Nairo Quintana<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 73
RENNKALENDER<br />
12.–18. MAI<br />
KALIFORNIEN-<br />
RUNDFAHRT<br />
PODIUM 2018<br />
1. Egan Bernal 2. Tejay van Garderen<br />
3. Daniel Martínez<br />
Heißes Wetter, breite Straßen und abwechslungsreiches<br />
Terrain machen dies zu einer<br />
attraktiven Alternative zum Giro. Da die größten<br />
Rundfahrer entweder beim Giro sind oder für die<br />
Tour trainieren, ist es ein gutes Testgebiet für<br />
junge und nordamerikanische Profis. Es sind<br />
gute Jagdgründe für Kletterer wie Egan Bernal,<br />
der das Rennen 2018 gewann.<br />
JUNI<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
1. GP de Plumelec-Morbihan Fra 1.1<br />
1. GP de Plumelec-Morbihan Dames Fra 1.1<br />
2. Rund um Köln Ger 1.1<br />
2. Boucles de l’Aulne-Châteaulin Fra 1.1<br />
2. Gooik–Geraardsbergen–Gooik Bel 1.1<br />
5.–9. Skoda Tour de Luxembourg Lux 2.HC<br />
6. GP de Gatineau Can 1.1<br />
6.–9. Boucles de la Mayenne Fra 2.1<br />
7. Chrono de Gatineau Can 1.1<br />
7.–9. Tour of Bihor-Bellotto Rou 2.1<br />
7.–9. Hammer Limburg Ned 2.1<br />
8. Dwars door de Vlaamse Ardennen Bel 1.1<br />
9. GP Città di Lugano Swi 1.1<br />
9.–16. JUNI<br />
CRITÉRIUM DU<br />
DAUPHINÉ<br />
PODIUM 2018<br />
1. Geraint Thomas 2. Adam Yates<br />
3. Romain Bardet<br />
Wenn alle auf die Tour warten, bietet die<br />
Dauphiné einen guten Hinweis auf die Form der<br />
Klassementfahrer. Ein Zeitfahren und einige<br />
schwere Kletterpartien in den Alpen sind eine<br />
gute Generalprobe für den Juli. Geraint Thomas<br />
trat 2018 in die Fußstapfen seiner Sky-Teamkollegen<br />
Bradley Wiggins und Chris Froome und<br />
gewann die Tour nach der Dauphiné.<br />
9. Dwars door de Westhoek Bel 1.1<br />
9.–16. Critérium du Dauphiné Fra 2.UWT<br />
10.–15. OVO Energy Women’s Tour Gbr 2.WWT<br />
11.–17. Tour de Hongrie Hun 2.1<br />
12.–16. Baloise Belgium Tour Bel 2.HC<br />
12.–16. Tour de Korea Kor 2.1<br />
13. Großer Preis des Kantons Aargau Swi 1.HC<br />
15.–23. Tour de Suisse Swi 2.UWT<br />
16. Spar Flanders Diamond Tour Bel 1.1<br />
17. Mont Ventoux Dénivelé Challenge Fra 1.1<br />
19.–23. ZLM Tour Ned 2.1<br />
19.–23. Tour of Slovenia Slo 2.HC<br />
20.–23. Route d’Occitanie – La Dépêche du Midi Fra 2.1<br />
21. Dwars door het Hageland Bel 1.1<br />
15.–23. JUNI<br />
TOUR DE<br />
SUISSE<br />
Luke Rowe von<br />
Sky ist die Tour de<br />
France viermal in<br />
Folge gefahren.<br />
PODIUM 2018<br />
1. Richie Porte 2. Jakob Fuglsang<br />
3. Nairo Quintana<br />
© Gruber Images<br />
Noch bis in die 1980er hinein war dies die<br />
prestigeträchtigste Rundfahrt nach der Tour und<br />
dem Giro. Es hat sich in eine weniger prominente,<br />
aber stabile Rolle als Alternative zur Dauphiné<br />
bei der Tour-Vorbereitung gefügt und ist eine<br />
gebirgige Herausforderung für die führenden<br />
Klassementfahrer. Ihre Landschaft ist großartig<br />
wie immer und die Anstiege sind extrem schwer.<br />
74 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
Auch dieses Jahr ist<br />
Peter Sagan wieder<br />
ein heißer Favorit<br />
auf das Grüne Trikot<br />
der Tour.<br />
© A.S.O.<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 75
RENNKALENDER<br />
2<br />
Etappenstart<br />
Etappenziel<br />
Zeitfahren<br />
3<br />
1<br />
START<br />
BRÜSSEL<br />
4<br />
21<br />
ZIEL<br />
PARIS<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
20<br />
10<br />
19<br />
PODIUM 2018<br />
9<br />
1. Geraint Thomas<br />
2. Tom Dumoulin<br />
3. Chris Froome<br />
18<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
5<br />
Jacques Anquetil, Eddy Merckx,<br />
13<br />
14<br />
12<br />
11<br />
15<br />
16<br />
17<br />
Bernard Hinault, Miguel Indurain<br />
© Yuzuru Sunada<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Chris Froome<br />
2016 Chris Froome<br />
2015 Chris Froome<br />
2014 Vincenzo Nibali<br />
76 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
6.–28. JULI<br />
TOUR DE FRANCE<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1903 AUFLAGEN 105<br />
n den meisten Jahren hat die Tour eine<br />
Perspektive, ein überwölbendes Thema.<br />
2015 war es eine Reihe von kur-<br />
I<br />
venreichen Abfahrten; 2016 war das<br />
Jahr der Kletterpartien rund um den Mont Blanc;<br />
2017 besuchte das Rennen alle fünf französischen<br />
Gebirgsketten. Das letzte Jahr war das Jahr<br />
der Gimmicks – eine dreifache Portion Pavé, ein<br />
zeitversetzter Start, zwei kurze Bergetappen (eine<br />
davon extrem kurz) und der kosmetische Einbau<br />
von Schotter auf der Kuppe des Col des Glières.<br />
Der handliche Griff der Tour 2019 ist, dass sie<br />
die „höchste in der Geschichte“ ist. Das sind die<br />
Worte von Christian Prudhomme, dem Renndirektor.<br />
Es ist eine Behauptung, die darauf beruht,<br />
dass das Rennen siebenmal die 2.000-Meter-<br />
Marke durchbricht, dreimal an einem einzigen<br />
Tag, wenn das Rennen auf der 18. Etappe über<br />
den Vars, Izoard und Galibier führt. Drei weitere<br />
Gipfel im 2.000-Meter-Club, der Tourmalet auf<br />
der 14. Etappe, Tignes auf der 19. Etappe und Val<br />
Thorens auf der 20. Etappe, bilden Bergankünfte.<br />
Der sechste, ebenfalls auf der 20. Etappe, ist<br />
der Col de l’Iseran. Mit 2.770 Metern ist er der<br />
höchste Punkt der Tour. Das Rennen führt insgesamt<br />
über 18 Anstiege der 2. Kategorie und<br />
zwölf der 1. und HC-Kategorie. Viele sind nicht<br />
nur hoch, sondern auch lang.<br />
Diese Tour feiert zwei Meilensteine: 100 Jahre<br />
Gelbes Trikot und 50 Jahre, seit Eddy Merckx seine<br />
erste von fünf Frankreich-Rundfahrten gewann.<br />
Daher ist der Grand Départ des Rennens natür -<br />
lich Brüssel, die Heimatstadt von Merckx. Die erste<br />
Etappe ist für die Sprinter, die zweite ein Mannschaftszeitfahren.<br />
Von dort geht es nach Nord -<br />
ostfrankreich. Die sechste Etappe endet an der<br />
steilen Planche des Belles Filles in den Vogesen.<br />
Der Anstieg steht zum vierten Mal auf dem Programm<br />
und wird von einem abschließenden<br />
Schotterstück oberhalb des Plateaus gekrönt.<br />
Dann führt das Rennen ins Zentralmassiv, wo<br />
es auf der neunten Etappe am Nationalfeiertag<br />
in Brioude Station macht, der Heimatstadt von<br />
Romain Bardet.<br />
Wo der Giro die Zeitfahrer davon abhalten will,<br />
das Rennen abzuwürgen, indem er große Hügel<br />
in den Parcours einbaut, ist die Methode der<br />
A.S.O. noch einfacher: die Einzelzeitfahren auf<br />
das nackte Minimum zu reduzieren. Daher gibt<br />
es nur eine einzige Prüfung über 27 Kilometer<br />
in Pau auf der 13. Etappe (was der 100. Jahrestag<br />
der Einführung des Gelben Trikots ist). Das Rennen<br />
macht drei Ausflüge in die Pyrenäen: ein<br />
Etappenziel in Bagnères-de-Bigorre, die Bergankunft<br />
am Tourmalet (Hors Catégorie) auf der<br />
14. Etappe und eine Berg ankunft in Prat d’Albis<br />
bei Foix (1. Kategorie).<br />
Wenn die 17. Etappe in Gap, dem Tor zu den<br />
Alpen, endet, folgt ein dreitägiger Kraftakt auf über<br />
2.000 Meter Höhe: Die 18. Etappe ist das Nord-<br />
Süd-Epos mit Vars, Izoard und Galibier; die 19.<br />
Etappe führt über den Iseran und endet in Tignes,<br />
die 20. Etappe, nur 131 Kilometer lang, klettert<br />
über den Cormet de Roselend und die Côte de Longefoy<br />
vor dem 30 Kilometer langen Anstieg nach<br />
Val Thorens auf über 2.300 Meter Meereshöhe.<br />
DATUM START ZIEL KM<br />
1 6. Juli Brüssel Brüssel 192 km<br />
2 7. Juli Brüssel Palais Royal Brüssel Atomium 27 km MZF<br />
3 8. Juli Binche Épernay 214 km<br />
4 9. Juli Reims Nancy 215 km<br />
5 10. Juli Saint-Dié-des-Vosges Colmar 169 km<br />
6 11. Juli Mulhouse La Planche des Belles Filles 157 km<br />
7 12. Juli Belfort Chalon-sur-Saône 230 km<br />
8 13. Juli Mâcon Saint-Étienne 199 km<br />
9 14. Juli Saint-Étienne Brioude 170 km<br />
10 15. Juli Saint-Flour Albi 218 km<br />
11 17. Juli Albi Toulouse 167 km<br />
12 18. Juli Toulouse Bagnères-de-Bigorre 202 km<br />
13 19. Juli Pau Pau 27 km EZF<br />
14 20. Juli Tarbes Tourmalet Barèges 117 km<br />
15 21. Juli Limoux Foix Prat d’Albis 185 km<br />
16 23. Juli Nîmes Nîmes 177 km<br />
17 24. Juli Pont du Gard Gap 206 km<br />
18 25. Juli Embrun Valloire 207 km<br />
19 26. Juli Saint-Jean-de-Maurienne Tignes 123 km<br />
20 27. Juli Albertville Val Thorens 131 km<br />
21 28. Juli Rambouillet Paris Champs-Élysées 127 km<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 77
RENNKALENDER<br />
3. AUGUST<br />
CLÁSICA SAN<br />
SEBASTIÁN<br />
The Mall stellt eine<br />
schöne Kulisse für<br />
den Massensprint dar.<br />
PODIUM 2018<br />
1. Julian Alaphilippe 2. Bauke Mollema<br />
3. Anthony Roux<br />
Fans und Fahrer schütteln die Nach-Tour-Müdigkeit<br />
ab für das größte Eintagesrennen des<br />
Baskenlands, das am Wochenende nach dem<br />
Ende der Tour stattfindet. Aber die Hitze, der<br />
Ausblick auf die Biskaya und die schweren<br />
Anstiege, vor allem auf den letzten 30 Kilometern,<br />
machen dies zum idealen Auftakt zum<br />
letzten Drittel der Radsportsaison.<br />
4. AUGUST<br />
PRUDENTIAL<br />
RIDELONDON-SURREY<br />
CLASSIC<br />
PODIUM 2018<br />
1. Pascal Ackermann 2. Elia Viviani<br />
3. Giacomo Nizzolo<br />
© BettiniPhoto<br />
Zwischen dem Start und der Ankunft im Zentrum<br />
von London liegt ein Ausflug in die südwestlichen<br />
Vorstädte der Metropole und eine<br />
landschaftlich schöne Schleife durch die Surrey<br />
Hills, darunter der spektakuläre (und nicht sehr<br />
schwere) Box Hill. Auf der Zielgeraden zur Mall<br />
via Putney haben die Sprinter die Chance,<br />
wieder heranzukommen.<br />
3.–9. AUGUST<br />
TOUR DE<br />
POLOGNE<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michał Kwiatkowski 2. Simon Yates<br />
3. Thibaut Pinot<br />
Als eines der ältesten Rennen der Welt versucht<br />
die Tour de Pologne, die Lücke zwischen der<br />
Tour und der Vuelta zu füllen. Sie kann weder<br />
die Tiefe des Feldes noch die Vielfalt des<br />
Parcours der größten Rennen bieten, vermarktet<br />
sich aber als gutes Testgelände für die jüngeren<br />
Fahrer und guter Formschärfer in der<br />
Flaute nach der Tour.<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
22. Heylen Vastgoed Heistse Pijl Bel 1.1<br />
23. Elfstedenronde Bel 1.1<br />
26. Halle-Ingooigem Bel 1.1<br />
JULI<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
3.–7. Sibiu Tour Rou 2.1<br />
5.–14. Giro d’Italia Internazionale Femminile Ita 2.WWT<br />
6.–12. Österreich-Rundfahrt Aut 2.1<br />
6.–28. Tour de France Fra 2.UWT<br />
14.–27. Tour of Qinghai Lake Chn 2.HC<br />
18.–21. BeNe Ladies Tour Bel 2.1<br />
19. La Course by Le Tour de France Fra 1.WWT<br />
23.–28. Adriatica Ionica Race Ita 2.1<br />
25. GP Cerami Bel 1.1<br />
25. Prueba Villafranca–Ordiziako Klasika Spa 1.1<br />
27.–31. VOO Tour de Wallonie Bel 2.HC<br />
31. Circuit de Getxo – Memorial Ricardo Otxoa Spa 1.1<br />
31. 7.–11. 8. Volta a Portugal Santander Por 2.1<br />
78 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
AUGUST<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
3. Clásica San Sebastián Spa 1.UWT<br />
3. Prudential RideLondon Classique Gbr 1.WWT<br />
3. Donostia San Sebastián Klasikoa Spa 1.1<br />
3.–9. Tour de Pologne Pol 2.UWT<br />
4. Prudential RideLondon-Surrey Classic Gbr 1.UWT<br />
9.–11. Women’s Tour of Scotland Gbr 2.1<br />
11. Koga Slag om Norg Ned 1.1<br />
12.–18. BinckBank Tour Bel/Ned 2.UWT<br />
12.–18. Larry H. Miller Tour of Utah USA 2.HC<br />
12.–18. AUGUST<br />
BINCKBANK<br />
TOUR<br />
PODIUM 2018<br />
1. Matej Mohorič 2. Michael Matthews<br />
3. Tim Wellens<br />
Die BinckBank Tour nimmt die Fahrer und das<br />
Terrain der Frühjahrsklassiker und fügt die<br />
Elemente einer Gesamtwertung und weniger<br />
unfreundlichen Wetters hinzu. Sie ist unvorhersehbar<br />
und bietet Sprints und hügelige Etappen<br />
in Belgien und den Niederlanden.<br />
13.–17. Vuelta a Burgos Spa 2.HC<br />
15.–18. Czech Cycling Tour Cze 2.1<br />
15.–18. Arctic Race of Norway Nor 2.HC<br />
16. Postnord Vårgåda WestSweden TTT Swe 1.WWT<br />
18. Postnord Vårgåda WestSweden RR Swe 1.WWT<br />
18. Fyen Rundt – Tour of Funen Den 1.1<br />
18. La Poly Normande Fra 1.1<br />
20. GP Stad Zottegem Bel 1.1<br />
21. Veenendaal-Veenendaal Classic Ned 1.1<br />
21. Veenendaal-Veenendaal Classic Ned 1.1<br />
21.–24. Tour du Limousin – Nouvelle Aquitaine Fra 2.1<br />
21.–25. Postnord Denmark Rundt – Dänemark-Rundfahrt Den 2.HC<br />
22.–25. Colorado Classic USA 2.HC<br />
22.–25. Ladies Tour of Norway Nor 2.WWT<br />
24. 7.–15. 8. Vuelta a España Spa 2.UWT<br />
25. EuroEyes Cyclassics Hamburg Ger 1.UWT<br />
25. Schaal Sels Merksem / Museeuw Classic Fra 2.1<br />
25. AUGUST<br />
EUROEYES<br />
CYCLASSICS<br />
HAMBURG<br />
PODIUM 2018<br />
1. Elia Viviani 2. Arnaud Démare<br />
3. Alexander Kristoff<br />
Hamburg lockt ein hochkarätiges Feld von<br />
Sprintern an und ist eine prestigeträchtigere<br />
Version von Eschborn–Frankfurt mit einer<br />
langen, aber nicht selektiven Route. Es gibt drei<br />
offizielle Anstiege, die alle nicht mehr als<br />
100 Meter hoch sind. Elia Viviani hat die letzten<br />
beiden Auflagen gewonnen.<br />
Hut ab: Alaphilippe<br />
stößt auf dem Podest<br />
von San Sebastián<br />
mit Mollema<br />
und Roux an.<br />
© Yuzuru Sunada<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 79
RENNKALENDER<br />
24. AUGUST–15. SEPTEMBER<br />
VUELTA A ESPAÑA<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1935 AUFLAGEN 73<br />
enau das, was die Vuelta von den<br />
altehrwürdigeren (und größten) Landesrundfahrten,<br />
dem Giro d’Italia und<br />
G<br />
der Tour de France, unterscheidet,<br />
macht sie auch zu einem großartigen Rennen. Als<br />
dritte und kleinste der großen Rundfahrten und<br />
so spät im Jahr ist die Vuelta selten ein Ziel für<br />
Fahrer, wenn sie in die Saison starten. Alle<br />
Grand-Tour-Spezialisten streben entweder den<br />
Giro oder die Tour an, und es lohnt sich, das Winter-<br />
oder Frühjahrstraining auf eines dieser Ziele<br />
(oder sogar beide, um einem neuen Trend zu folgen)<br />
auszurichten. Die Vuelta ist zu spät im Jahr,<br />
um eine ganze Saison dafür zu trainieren.<br />
Aber genau das macht sie zu einem so offenen<br />
und spannenden Rennen, und die Organisatoren<br />
scheinen überhaupt nichts dagegen zu haben. Es<br />
ist ein realistisches Ziel nach dem Giro – nach<br />
dem Rennen in Italien bleibt nach modernem<br />
Trainingsverständnis genug Zeit, um sich auszuruhen,<br />
zu regenerieren und rechtzeitig zur Vuelta<br />
wieder in Topform zu kommen. Immer mehr Fahrer<br />
nehmen das Giro-Vuelta-Double in Angriff,<br />
weil es nicht so schwer wie das Giro-Tour-Double<br />
ist. Und für Fahrer, die die Tour bestritten haben,<br />
bleibt gerade genug Zeit, um es als Bonus, Rückspiel<br />
oder Chance zu betrachten, eine magere Saison<br />
zu retten. Vorbei sind die Zeiten der frühen<br />
2000er, als das Peloton überwiegend spanisch<br />
war – jetzt streben die besten Fahrer der Welt die<br />
Vuelta an, offenbar ohne den Leistungsdruck, der<br />
zu Beginn der Saison herrscht, zu erhöhen.<br />
Die Organisatoren stehen auch unter weniger<br />
Druck, das Rennen traditionell zu gestalten. Obwohl<br />
es heutzutage viele Bergankünfte gibt, konzentrieren<br />
sich die Kletterpartien meist auf diese,<br />
und die gewaltigen Tagesabschnitte im Hochgebirge<br />
mit mehreren Pässen, die wir bei Giro und<br />
Tour sehen, sind bei der Vuelta weniger üblich.<br />
Das heißt jedoch nicht, dass sie einfacher ist –<br />
da dies Spanien ist, wird trotzdem viel geklettert,<br />
und die Organisatoren haben für 2019 eine gute<br />
Mischung aus alten und neuen Anstiegen zusammengestellt,<br />
darunter einige fürchterlich steile<br />
Berg ankünfte, und es gibt sogar einen Schotterabschnitt<br />
auf der 9. Etappe. Die wiederbelebte<br />
Liebesaffäre der Vuelta mit dem Baskenland wird<br />
mit einer Ankunft in Bilbao (12. Etappe) fortgesetzt<br />
und es gibt einen Abstecher in die französischen<br />
Pyrenäen beim Zeitfahren von Jurançon<br />
nach Pau (10. Etappe). Das Wetter spielt auch<br />
eine Rolle, die Temperaturen steigen oft auf über<br />
40 Grad.<br />
Bei einer so abwechslungsreichen Route und<br />
einer so späten Position in der Saison ist die Vuelta<br />
das am schwersten vorherzusagende Rennen,<br />
aber genau das macht sie so besonders.<br />
DATUM START ZIEL KM<br />
1 24. Aug. Salinas de Torrevieja Torrevieja 18 km MZF<br />
2 25. Aug. Benidorm Calpe 193 km<br />
3 26. Aug. Ibi. Ciudad del Juguete Alicante 186 km<br />
4 27. Aug. Cullera El Puig 177 km<br />
5 28. Aug. L’Eliana Observatorio de Javalambre 166 km<br />
6 29. Aug. Mora de Rubielos Ares del Maestrat 197 km<br />
7 30. Aug. Onda Mas de la Costa 182 km<br />
8 31. Aug. Valls Igualda 168 km<br />
9 1. Sept. Andorra la Vella Cortals d’Encamp 97 km<br />
10 3. Sept. Jurançon Pau 36,1 km EZF<br />
11 4. Sept. Saint Palais Urdax-Dantxarinea 169 km<br />
12 5. Sept. Circuito de Navarra Bilbao 175 km<br />
13 6. Sept. Bilbao Los Machucos, Monumento Vaca Pasiega 167 km<br />
14 7. Sept. San Vicente de la Barquera Oviedo 189 km<br />
15 8. Sept. Tineo Santuario del Acebo 159 km<br />
16 9. Sept. Pravia Alto de La Cubilla, Lena 155 km<br />
17 11. Sept. Aranda de Duero Guadalajara 200 km<br />
18 12. Sept. Comunidad de Mardid. Colmenar Viejo Becerril de la Sierra 181 km<br />
19 13. Sept. Ávila Toledo 163 km<br />
20 14. Sept. Arenas de San Pedro Plataforma de Gredos 189 km<br />
21 15. Sept. Fuenlabrada Madrid 106 km<br />
80 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
16<br />
15<br />
13<br />
11 10<br />
14<br />
9<br />
12<br />
17<br />
8<br />
19<br />
18<br />
7<br />
21<br />
ZIEL<br />
MADRID<br />
6<br />
20<br />
5<br />
4<br />
2<br />
3<br />
PODIUM 2018<br />
1. Simon Yates<br />
2. Enric Mas<br />
3. Miguel Ángel López<br />
START<br />
SALINAS DE<br />
TORREVIEJA<br />
1<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
4<br />
Roberto Heras<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Chris Froome<br />
2016 Nairo Quintana<br />
2015 Fabio Aru<br />
2014 Alberto Contador<br />
Etappenstart<br />
Etappenziel<br />
Zeitfahren<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 81
RENNKALENDER<br />
Michael Woods vor<br />
Bardet und dem<br />
späteren Sieger<br />
Valverde bei der<br />
Straßen-WM 2018.<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
27.–30. Tour Poitou-Charentes en Nouvelle Aquitaine Fra 2.1<br />
28. Druivenkoers – Overijse Bel 1.1<br />
29. 8.–1. 9. Deutschland Tour Ger 2.HC<br />
1. SEPTEMBER<br />
BRETAGNE<br />
CLASSIC<br />
PODIUM 2018<br />
1. Oliver Naesen 2. Michael Valgren<br />
3. Tim Wellens<br />
Das Terrain von Plouay bietet sich für alle Arten<br />
von Fahrern an. Der Ty-Marrec-Anstieg, eine<br />
lange, gerade Wand, die zur Kuppe hin flacher<br />
wird und sich unendlich hinzieht, ist das letzte<br />
Hindernis, und wie am Poggio bei Mailand–San<br />
Remo ist es perfekt ausbalanciert zwischen<br />
Kletterern und Sprintern.<br />
30. Great War Remembrance Race Bel 1.1<br />
31. GP de Plouay – Lorient Trophée Fra 1.WWT<br />
31. Omloop Mandel-Leie-Schelde Meulebeke Bel 1.1<br />
31. 8.–1. 9. Tour of Almaty Kaz 2.1<br />
SEPTEMBER<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
1. Bretagne Classic – Ouest France Fra 1.UWT<br />
1. GP Jef Scherens – Rondom Leuven Bel 1.1<br />
3.–8. Boels Ladies Tour Ned 2.WWT<br />
7. Brussels Cycling Classic Bel 1.HC<br />
8. GP de Fourmies / La Voix du Nord Fra 1.HC<br />
8. Antwerp Port Epic / Sels Trophy Bel 1.1<br />
8. Chrono Champenois – Trophée Européen Fra 1.1<br />
8.–15. OVO Energy Tour of Britain Gbr 2.HC<br />
10.–13. Lotto Belgium Tour Bel 2.1<br />
© Kramon<br />
11.–15. Turul Romaniei Rou 2.1<br />
13. GP Cycliste de Québec Can 1.UWT<br />
82 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
21.–29. SEPTEMBER<br />
WELTMEISTERSCHAFT<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1927 AUFLAGEN 85<br />
orkshire ist Gastgeber der Straßenweltmeisterschaft<br />
2019 im September.<br />
Es gibt schwere Straßen, eine<br />
Y<br />
wunderbare Landschaft, eine 50-zu-<br />
50-Chance für strahlenden Sonnenschein oder<br />
strömenden Regen plus natürlich Zehntausende<br />
von Fans.<br />
Das WM-Straßenrennen ist offiziell kein Monument,<br />
aber es ist das einzige Eintagesrennen<br />
des Jahres, das auf einer Stufe mit San Remo,<br />
Flandern, Roubaix, Lüttich und der Lombardei<br />
steht. Und es ist mehr als nur ein Rennen – auch<br />
die Junioren, U23 und Frauen haben ihren größten<br />
Auftritt des Jahres.<br />
Yorkshire hat sich damit einen Platz auf der<br />
Landkarte des Radsports gesichert, und die Fans<br />
sind ebenso leidenschaftlich wie die der Toskana,<br />
Flanderns, des Baskenlands und der Bretagne. Die<br />
Atmosphäre allein wird die Weltmeisterschaft in<br />
Yorkshire herausheben und ihren Erfolg garantieren.<br />
Das Terrain ist perfekt für ein hartes Rennen,<br />
obwohl die Organisatoren darauf geachtet haben,<br />
die Route nicht zu schwer zu machen – alle Anstiege<br />
werden in die Beine gehen, aber nicht rennentscheidend<br />
sein, und der abschließende Rundkurs<br />
in Harrogate ist knackig in klassischer<br />
WM-Manier. Was anders ist, ist das Format. Der<br />
Rundkurs in Harrogate ist in jedes Rennen einge-<br />
PODIUM 2018<br />
1. Alejandro Valverde<br />
2. Romain Bardet<br />
3. Michael Woods<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
3<br />
Alfredo Binda, Rik Van Steenbergen,<br />
Óscar Freire, Eddy Merckx, Peter Sagan<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Peter Sagan<br />
2016 Peter Sagan<br />
2015 Peter Sagan<br />
2014 Michał Kwiatkowski<br />
baut – ein oder zwei Runden bei den Zeitfahren,<br />
bis zu sieben beim Straßenrennen der Männer.<br />
Dennoch gibt es eine Vielzahl von Startorten –<br />
Richmond beim Straßenrennen der Junioren,<br />
Doncaster bei den Juniorinnen und U23, Bradford<br />
für die Elite der Frauen und Leeds für die Elite der<br />
Männer. Und jedes nähert sich dem Rundkurs auf<br />
andere Weise – die Strecke der Männer sieht mit<br />
dem Buttertubs-Pass am schwersten aus.<br />
Es gibt auch zum ersten Mal ein gemischtes,<br />
gestaffeltes Mannschaftszeitfahren, mit dem die<br />
WM eröffnet wird und das zweimal über den<br />
Rundkurs von Harrogate führt. Es gibt drei Männer<br />
und Frauen pro Team, die Männer fahren eine<br />
Runde als Mannschaftszeitfahren und die Frauen<br />
fahren los, sobald der zweite Mann die Linie überquert<br />
hat. Es ist innovativ und einzigartig (und<br />
favorisiert die Holländer, die stärkste Nation bei<br />
den Frauen und mit Tom Dumoulin für die Männer).<br />
Die Jury ist geteilter Meinung, ob es eine gute<br />
Idee ist oder nicht und ob es beim Publikum gut<br />
ankommt, aber es ersetzt ein unbeliebtes Event:<br />
das Mannschaftszeitfahren der Markenteams.<br />
Alejandro Valverde<br />
jubelt als WM-Sieger 2018.<br />
© SWpix.com<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 83
RENNKALENDER<br />
13. SEPTEMBER<br />
GP DE<br />
QUÉBEC<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michael Matthews 2. Greg Van Avermaet<br />
3. Jasper Stuyven<br />
Wenngleich nicht so prestigeträchtig oder<br />
schwierig wie die hügeligen Frühjahrsklassiker,<br />
bietet das erste von zwei zwischenstädtischen<br />
Rundstreckenrennen in Kanada einen guten<br />
Wettbewerb zwischen einem Querschnitt von<br />
Fahrern, der vielleicht ein bisschen zugunsten<br />
der Sprinter/Puncheure gewichtet ist.<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
13.–19. Tour Féminin de l’Ardèche Fra 2.1<br />
14. Coppa Agostoni – Giro delle Brianze Ita 1.1<br />
14.–-15. WNT Madrid Challenge by La Vuelta Spa 1.WWT<br />
15. GP Cycliste de Montréal Can 1.UWT<br />
15. Coppa Bernocchi Ita 1.1<br />
15. Tour du Doubs Fra 1.1<br />
17.–18. Giro della Toscana – Memorial Martini Ita 2.1<br />
18. GP de Wallonie Bel 1.1<br />
18.–21. Tour de Slovaquie Svk 2.1<br />
19. Coppa Sabatini – GP Città di Peccioli Ita 1.1<br />
20. Kampioenschaap van Vlaanderen Bel 1.1<br />
21. Primus Classic Bel 1.HC<br />
21. Memorial Marco Pantani Ita 1.1<br />
22. Straßen-WM gemischtes Staffelzeitfahren Gbr WC<br />
22. Gooikse Pijl Bel 1.1<br />
22. GP d’Isbergues – Pas de Calais Fra 1.1<br />
15. SEPTEMBER<br />
GP DE<br />
MONTRÉAL<br />
PODIUM 2018<br />
1. Michael Matthews 2. Sonny Colbrelli<br />
3. Greg Van Avermaet<br />
Der Mont Royal bildet das Herzstück des<br />
Rundkurses des GP de Montréal. Das Rennen in<br />
Montréal ist der Zwillingsbruder des GP Québec.<br />
Es findet nur 48 Stunden später statt – mit einer<br />
Route, die auf dem Papier etwas härter ist, aber<br />
ähnlichen Fahrern liegt.<br />
22. Duo Normand Fra 1.1<br />
22. Trofeo Matteotti Ita 1.1<br />
24. Straßen-WM Zeitfahren Frauen Gbr WC<br />
25. Straßen-WM Zeitfahren Männer Gbr WC<br />
25. Omloop van het Houtland Lichtervelde Bel 1.1<br />
28. Straßen-WM Straßenrennen Frauen Gbr WC<br />
29. Straßen-WM Straßenrennen Männer Gbr WC<br />
29. Paris–Chauny Fra 1.1<br />
OKTOBER<br />
DATUM RENNEN LAND KAT.<br />
2.–6. Tour of Iran Iri 2.1<br />
3. Sparkassen Münsterland Giro Ger 1.HC<br />
5. Tour de l’Eurométropole Bel 1.HC<br />
5. Giro dell’Emilia Ita 1.HC<br />
17.–22. OKTOBER<br />
TOUR OF<br />
GUANGXI<br />
PODIUM 2018<br />
1. Gianni Moscon 2. Felix Großschartner<br />
3. Sergei Chernetski<br />
Das letzte Rennen der WorldTour, die Tour of<br />
Guangxi, sieht aus wie ein Anhängsel und wird<br />
nicht im Fernsehen übertragen, was schade ist,<br />
weil die Landschaft umwerfend sein soll.<br />
6.–13. Tour of Taihu Lake Chn 2.1<br />
7. Paris–Tours Fra 1.HC<br />
7. GP Bruno Beghelli Ita 1.HC<br />
9. Tre Valli Varesine Ita 1.HC<br />
9.–14. Tour of Turkey Tur 2.UWT<br />
10. Mailand–Turin Ita 1.HC<br />
11. Gran Piemonte Ita 1.HC<br />
13. Lombardei-Rundfahrt Ita 1.UWT<br />
13. Ronde van Zeeland Ned 1.1<br />
14. Chrono des Nations Fra 1.1<br />
14. Memorial Rik Van Steenbergen Bel 1.1<br />
16. Nationale Sluitingprijs – Putte-Kapellen Bel 1.1<br />
16.–21. Tour of Guangxi Chn 2.UWT<br />
21. Japan Cup Jpn 1.HC<br />
21. Tour of Guangxi Chn WWT<br />
84 PROCYCLING | MÄRZ 2019
RENNKALENDER<br />
12. OKTOBER<br />
LOMBARDEI-RUNDFAHRT<br />
ERSTAUSTRAGUNG 1905 AUFLAGEN 112<br />
er Radsport könnte sich keinen fotogeneren<br />
und atmosphärischeren Ort für<br />
D<br />
sein Monument zum Abschluss der<br />
europäischen Saison aussuchen. Die<br />
Lombardei-Rundfahrt führt das Peloton auf einer<br />
reizvollen Schleife durch die südlichen Alpen Italiens<br />
um den Comer See, dessen steile Wälder<br />
und ruhige Wasser eine der schönsten Kulissen<br />
des Radsports bilden. Wenn die Sonne scheint<br />
und die herbstliche Veränderung in Farben und<br />
Klima betont, ist das Rennen ein Augenschmaus<br />
– San Remo erfüllt uns mit Optimismus und Vorfreude<br />
auf den Frühling und eine neue Saison, die<br />
Atmosphäre der Lombardei-Rundfahrt ist eher<br />
eine der Melancholie und Nostalgie – das Rennen<br />
trägt nicht umsonst den Beinamen „Rennen der<br />
fallenden Blätter“.<br />
Die Lombardei-Rundfahrt ist gleichzeitig das<br />
am schwersten und am einfachsten zu gewinnende<br />
Monument. Es ist das gebirgigste von allen.<br />
Es gibt weniger Anstiege als bei Lüttich, aber die<br />
wenigen sind viel schwerer und die Sieger der letzten<br />
Zeit sind allesamt ausgewiesene Grand-Tour-<br />
Kletterer – Thibaut Pinot, Vincenzo Nibali, Esteban<br />
Chaves und Dan Martin haben die letzten<br />
fünf Auflagen gewonnen. Das Terrain ist hart,<br />
andererseits sind zu diesem Zeitpunkt des Jahres<br />
PODIUM 2018<br />
1. Thibaut Pinot<br />
2. Vincenzo Nibali<br />
3. Dylan Teuns<br />
DIE MEISTEN SIEGE<br />
5<br />
Fausto Coppi<br />
FRÜHERE SIEGER<br />
2017 Vincenzo Nibali<br />
2016 Esteban Chaves<br />
2015 Vincenzo Nibali<br />
2014 Dan Martin<br />
weniger Fahrer motiviert, sich so fit zu halten, dass<br />
sie ein Rennen dieses Kalibers gewinnen können.<br />
Die Siegerliste, wegen des anspruchsvollen Parcours<br />
bereits ziemlich schmal, wird weiter geschmälert<br />
durch die Realität der Position des Rennens in der<br />
Saison. Um eine Chance zu haben, muss man ein<br />
sehr guter Kletterer in guter Form sein.<br />
Taktisch ist das cleverste, was ein Sieganwärter<br />
tun kann, mit einem starken Team anzutreten und<br />
das Rennen zu kontrollieren, wie Vincenzo Nibali<br />
2015 mit Astana. Wenn es ein Monument gibt,<br />
wo man eine Grand-Tour-Bergetappen-Taktik anwenden<br />
kann, dann dieses. Oder, wie es Esteban<br />
Chaves und Thibaut Pinot bei anderen jüngeren<br />
Auflagen gemacht haben, einfach früh angreifen,<br />
die Liste der Anwärter auf eine Handvoll Fahrer<br />
reduzieren und pure Kraft den Rest erledigen lassen.<br />
So oder so: Da die Anstiege die Größe des<br />
Pelotons gleich von der legendären Madonna del<br />
Ghisallo am Comer See aus ausdünnen und die<br />
Landschaft immer schön ist, hebt sich die europäische<br />
WorldTour etwas vom Besten bis zum<br />
Schluss auf.<br />
In der Lombardei hieß es in den letzten zwei<br />
Jahren Pinot gegen Nibali. Es steht eins zu eins.<br />
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 85
SAISON-<br />
VORSCHAU<br />
2019<br />
WORLD-<br />
TEAMS<br />
AG2R LA MONDIALE 87<br />
ASTANA PRO TEAM 88 / BAHRAIN-MERIDA 89<br />
BORA–HANSGROHE 90 / CCC PRO TEAM 91<br />
DECEUNINCK–QUICK-STEP 92 / DIMENSION DATA 93<br />
EF-DRAPAC CANNONDALE 94 / GROUPAMA-FDJ 95<br />
TEAM JUMBO–VISMA 96 / KATUSHA-ALPECIN 97<br />
MITCHELTON-SCOTT 98 / LOTTO SOUDAL 99<br />
MOVISTAR TEAM 100 / TEAM SKY 101<br />
TREK-SEGAFREDO 102<br />
TEAM SUNWEB 104 / UAE TEAM EMIRATES 105<br />
86 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
AG2R LA MONDIALE<br />
WorldTour-Rang 2018 11 Gegründet 1992 Teamchef Vincent Lavenu Fahrrad Eddy Merckx<br />
AG2R-Glücksbringer Romain Bardet bleibt seiner Sache treu<br />
und richtet seine Saison auf die Tour aus. Seit Bardet 2014<br />
Sechster wurde, lastet die Erwartung der ganzen Nation auf<br />
seinen Schultern. Der Franzose, der in diesem Jahr 29 wird, dürfte<br />
in seine besten Jahre kommen und denken: Wenn er je das Gelbe<br />
Trikot gewinnen will, dann muss es bald sein. Bardet kommt die<br />
Route der Tour 2019 entgegen, die nur ein einziges Einzelzeitfahren<br />
über 27 Kilometer und zahlreiche Bergankünfte im Hochgebirge<br />
aufweist. Aber es sind die Rouleure, nicht die reinen Kletterer<br />
wie Bardet, die bei den jüngsten Frankreich-Rundfahrten in ihrem<br />
Element waren, ein Trend, den er wird bekämpfen müssen. Bardet<br />
zeigt zudem mit Podiumsplätzen bei Strade Bianche, Lüttich und<br />
WM 2018 ein zunehmendes Faible für schwere Eintagesrennen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bagdonas, Gediminas LTU 33<br />
Bardet, Romain FRA 28<br />
Bidard, François FRA 26<br />
Bouchard, Geoffrey FRA 26<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
15 16 8<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Chérel, Mikaël FRA 32<br />
Chevrier, Clément FRA 26<br />
Cosnefroy, Benoît FRA 23<br />
Denz, Nico GER 24<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Dillier, Silvan SUI 28<br />
Domont, Axel FRA 28<br />
Dumoulin, Samuel FRA 38<br />
Dupont, Hubert FRA 38<br />
Duval, Julien FRA 28<br />
Frank, Mathias SUI 32<br />
Gallopin, Tony FRA 30<br />
Gastauer, Ben LUX 31<br />
Geniez, Alexandre FRA 30<br />
Godon, Dorian FRA 22<br />
ALEXANDRE GENIEZ<br />
Der Kletterer gewann bei der letzten Vuelta eine<br />
Etappe und ist in den vergangenen drei Jahren<br />
stets den Giro gefahren. 2019 will er zur Tour<br />
zurückkehren, um Romain Bardet zu unterstützen.<br />
Gougeard, Alexis FRA 25<br />
Jauregui, Quentin FRA 24<br />
Latour, Pierre FRA 25<br />
Naesen, Oliver BEL 28<br />
Paret-Peintre, Aurélien FRA 22<br />
Peters, Nans FRA 24<br />
Vandenbergh, Stijn BEL 34<br />
Venturini, Clément FRA 25<br />
Vuillermoz, Alexis FRA 30<br />
Warbasse, Larry USA 28<br />
LARRY WARBASSE<br />
Der US-Meister von 2017, Etappensieger der Tour<br />
de Suisse, bekam im letzten Moment einen<br />
Vertrag bei AG2R und will nun seinen Platz in der<br />
Truppe finden. Wahrscheinlich wird er als<br />
Berghelfer für Bardet eingesetzt.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 87
WORLD-TEAMS<br />
ASTANA PRO TEAM<br />
WorldTour-Rang 2018 6 Gegründet 2006 Teamchef Aleksandr Vinokourov Fahrrad Argon 18<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
30 19 34<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Obwohl ihnen 2018 die prominenten Fahrer fehlten, war<br />
die Saison mit 30 Siegen – elf mehr als 2017 – erfolgreich<br />
für das kasachische Team. Darunter waren aufeinanderfolgende<br />
Tour-Etappen mit Fraile und Magnus Cort. Zudem war<br />
das himmelblaue Trikot dank Miguel Ángel López auf dem Podium<br />
des Giro und der Vuelta vertreten. Der 24 Jahre alte Kolumbianer<br />
zementierte seinen Platz als Astanas größte Grand-Tour-Hoffnung,<br />
obwohl Jakob Fuglsang die Tour anführen soll, während<br />
López den Giro in Angriff nehmen wird. Ion und Gorka Izagirre<br />
sind von Bahrain-Merida gekommen und werden willkommene<br />
Unterstützung in den Bergen liefern, und Ion wird seine Chancen<br />
bei den einwöchigen Rennen bekommen, bei denen er regelmäßig<br />
auf vordere Plätze fährt.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Ballerini, Davide ITA 24<br />
Bilbao, Pello ESP 28<br />
Bizhigitov, Zhandos KAZ 27<br />
Boaro, Manuele ITA 31<br />
Bohórquez, Hernando COL 26<br />
Cataldo, Dario ITA 33<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Contreras, Rodrigo COL 24<br />
Cort, Magnus DEN 25<br />
De Vreese, Laurens BEL 30<br />
Fominykh, Daniil KAZ 27<br />
Fraile, Omar ESP 28<br />
Fuglsang, Jakob DEN 33<br />
Gregaard Wilsly, Jonas DEN 22<br />
MAGNUS CORT<br />
Der Däne holte sich seine erste Tour-Etappe<br />
durch geschicktes Taktieren in der<br />
Ausreißergruppe. Er kann sich auf seine<br />
Endschnelligkeit verlassen, entwickelt aber auch<br />
ein Gespür für die Klassiker.<br />
Gidich, Yevgeniy KAZ 22<br />
Gruzdev, Dmitriy KAZ 32<br />
Hirt, Jan CZE 27<br />
Houle, Hugo CAN 28<br />
Izagirre, Gorka ESP 31<br />
Izagirre, Jon ESP 29<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
ALEXEY LUTSENKO<br />
Mit Etappensiegen bei der Vuelta und Paris–<br />
Nizza sowie dem Gesamtsieg der Tour of Oman<br />
2018 wird der kasachische Meister sein Team bei<br />
den hügeligen Klassikern anführen.<br />
Kudus, Merhawi ETI 24<br />
López, Miguel Ángel COL 24<br />
Lutsenko, Alexey KAZ 26<br />
Natarov, Yuriy KAZ 22<br />
Sánchez, Luis León ESP 35<br />
Stalnov, Nikita KAZ 27<br />
Villella, Davide ITA 27<br />
Zakharov, Artyom KAZ 27<br />
Zeits, Andrey KAZ 32<br />
88 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
BAHRAIN-MERIDA<br />
WorldTour-Rang 2018 7 Gegründet 2017 Teamchef Brent Copeland Fahrrad Merida<br />
Nach einer misslungenen Debütsaison hat Bahrain-Merida<br />
2018 große Fortschritte gemacht. Das Team hat seine<br />
Siegesausbeute verdoppelt und dank Vincenzo Nibalis San-<br />
Remo-Sieg ein Monument gewonnen. Es gibt Zeichen, dass auch die<br />
Tiefe der Mannschaft besser wird, denn 15 Fahrer haben Erfolge<br />
beigesteuert. Aber während Nibali bei den Klassikern glänzte, wird<br />
das Fehlen eines Grand-Tour-Podiums auf oberster Ebene nicht<br />
unbemerkt geblieben sein: Domenico Pozzovivos fünfter Platz beim<br />
Giro war das Höchste der Gefühle. Zeitfahrweltmeister Rohan Dennis<br />
kommt ins Team und fungiert als zweiter Kapitän neben Nibali,<br />
der den Giro und die Tour in Angriff nehmen will. Dennis’ frühere<br />
BMC-Teamkollegen Dylan Teuns und Damiano Caruso kommen<br />
ebenfalls, Ersterer als Spezialist für die hügeligen Klassiker.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Agnoli, Valerio ITA 33<br />
Arashiro, Yukiya JPN 34<br />
Bauhaus, Phil GER 24<br />
Bole, Grega SLO 33<br />
SIEGE<br />
2018 2017<br />
28 13<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Caruso, Damiano ITA 31<br />
Colbrelli, Sonny ITA 28<br />
Dennis, Rohan AUS 28<br />
Feng, Chun Kai TPE 30<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
García, Iván ESP 23<br />
Garosio, Andrea ITA 25<br />
Haussler, Heinrich AUS 34<br />
Koren, Kristjan SLO 32<br />
Mohorič, Matej SLO 24<br />
Nibali, Antonio ITA 26<br />
Nibali, Vincenzo ITA 34<br />
Novak, Domen SLO 23<br />
Padun, Mark UKR 22<br />
Pernsteiner, Hermann AUT 28<br />
Pibernik, Luka SLO 25<br />
MATEJ MOHORIČ<br />
Der 24-Jährige fand 2018 seinen Rhythmus:<br />
In seinem fünften Profijahr gewann er sieben<br />
Rennen. Der Sieger der BinckBank Tour und der<br />
Deutschland Tour wird dieses Jahr die Kopfstein-<br />
Klassiker in Angriff nehmen.<br />
Pozzovivo, Domenico ITA 36<br />
Sieberg, Marcel GER 36<br />
Teuns, Dylan BEL 26<br />
Tratnik, Jan SLO 28<br />
Wang, Meiyin CHN 30<br />
Williams, Stephen GBR 22<br />
ROHAN DENNIS<br />
Als Zeitfahrweltmeister und Träger des Führungstrikots<br />
aller drei großen Rundfahrten arbeitet<br />
Dennis weiter daran, ein echter Klasse mentfahrer<br />
zu werden. Ein wichtiger Schritt wird dabei sein,<br />
Gewicht zu verlieren, ohne an Kraft einzubüßen.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 89
WORLD-TEAMS<br />
BORA–HANSGROHE<br />
WorldTour-Rang 2018 3 Gegründet 2010 Teamchef Ralph Denk Fahrrad Specialized<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
33 33 8<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Bora bleibt bei dem, was das Team am besten kann: Sprints<br />
und Klassiker. Anders, als die Schlagzeilen vermuten lassen,<br />
ging es 2018 nicht nur um Peter Sagan. Zwar hat der<br />
Slowake sein erstes Paris–Roubaix, drei Tour-Etappen und ein<br />
sechstes Grünes Trikot gewonnen, aber er war einer von drei Sprintern,<br />
die glänzten. Bei Sam Bennett ist der Grand-Tour-Knoten geplatzt<br />
und er gewann drei Giro-Etappen, während der deutsche<br />
Meister Pascal Ackermann mit neun Siegen zu einem der spannendsten<br />
Sprinter des Jahres avanciert ist. Ob weiter genug Platz<br />
für alle drei da sein wird, bleibt abzuwarten. Da Sagan für die Tour<br />
vorgesehen ist, wurde Ackermann ein Giro-Debüt gegeben, was<br />
heißt, dass Bennett zur Vuelta geschickt wird – eine Aussicht, die<br />
dem Iren gar nicht gefällt.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Ackermann, Pascal GER 24<br />
Baška, Erik SVK 24<br />
Benedetti, Cesare ITA 31<br />
Bennett, Sam IRL 28<br />
Bodnar, Maciej POL 33<br />
Buchmann, Emanuel GER 26<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Burghardt, Marcus GER 35<br />
Drucker, Jempy LUX 32<br />
Formolo, Davide ITA 26<br />
Gatto, Oscar ITA 34<br />
Großschartner, Felix AUT 25<br />
Kennaugh, Peter GBR 29<br />
König, Leopold CZE 31 /<br />
PASCAL ACKERMANN<br />
Neun hochklassige Siege und mehrere dritte<br />
Plätze haben den Status des deutschen Meisters<br />
bei Bora verbessert. Beim Giro wird er der<br />
geschützte Sprinter des Teams sein.<br />
Konrad, Patrick AUT 27<br />
Majka, Rafał POL 29<br />
McCarthy, Jay AUS 26<br />
Mühlberger, Gregor AUT 24<br />
Oss, Daniel ITA 31<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
PETER SAGAN<br />
Der dreifache Weltmeister und Flandernwie<br />
Roubaix-Sieger wird dieses Jahr noch<br />
ambitionierter fahren, zumal er sein Klassiker-<br />
Programm bis auf L–B–L ausdehen will.<br />
Pfingsten, Christoph GER 31<br />
Poljański, Pawel POL 28<br />
Pöstlberger, Lukas AUT 26<br />
Sagan, Juraj SVK 30<br />
Sagan, Peter SVK 28<br />
Schachmann, Maximilian GER 24<br />
Schillinger, Andreas GER 35<br />
Schwarzmann, Michael GER 27<br />
Selig, Rüdiger GER 29<br />
90 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
CCC PRO TEAM<br />
WorldTour-Rang 2018 4 Gegründet 2007 Teamchef Jim Ochowicz Fahrrad Giant<br />
Obwohl er Fahrer verlor, während er einen neuen Sponsor<br />
suchte, rettete Jim Ochowicz BMC, indem er einen Deal<br />
mit dem polnischen ProConti-Team CCC einfädelte. Die<br />
BMC-Dachgesellschaft Continuum Sports hält immer noch die<br />
WorldTour-Lizenz, sodass das zwölfjährige Vermächtnis des Teams<br />
weiterlebt, aber es hat 2019 eine ganz andere Ausstrahlung – nicht<br />
nur wegen des neuen Namens und der orangefarbenen Trikots. Da<br />
die Rundfahrer Richie Porte, Tejay van Garderen und Rohan Dennis<br />
unter den 17 abgewanderten Fahrern sind, fällt das Spotlight jetzt<br />
ganz auf Greg Van Avermaet. Er bekommt bei den Klassikern Unterstützung<br />
von den Neuzugängen Guillaume Van Keirsbulck und<br />
Łucasz Wisniowski, aber ohne designierten Grand-Tour-Kapitän<br />
scheinen opportunistische Angriffe das Ziel zu sein.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Antunes, Amaro POR 28<br />
Barta, Will USA 22<br />
Bernas, Paweł POL 28<br />
Bevin, Patrick NZL 27<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
23 48 28<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Černý, Josef CZE 25<br />
De La Parte, Víctor ESP 32<br />
De Marchi, Alessandro ITA 32<br />
Geschke, Simon GER 32<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Gradek, Kamil POL 28<br />
Koch, Jonas GER 25<br />
Mareczko, Jakub ITA 24<br />
Owsian, Łukasz POL 28<br />
Pauwels, Serge BEL 35<br />
Rosskopf, Joey USA 29<br />
Sajnok, Szymon POL 21<br />
Schär, Michael SUI 32<br />
ten Dam, Laurens NED 38<br />
Van Avermaet, Greg BEL 33<br />
JAKUB MARECZKO<br />
Der polnisch-italienische Sprinter<br />
sorgte für Wilier Triestina bei der Asia Tour<br />
für Furore. Kann er auch in der WorldTour<br />
Siege herausfahren?<br />
Van Hoecke, Gijs BEL 27<br />
Van Hooydonck, Nathan BEL 23<br />
Van Keirsbulck, Guillaume BEL 27<br />
Ventoso, Francisco José ESP 36<br />
Wiśniowski, Łukasz POL 27<br />
Zoidl, Riccardo AUT 30<br />
GREG VAN AVERMAET<br />
Der belgische Roubaix-Sieger hat loyale<br />
Klassiker-Fahrer um sich gesammelt. Er war<br />
so oft so nah dran, dass dieses Jahr endlich<br />
ein Sieg bei der Flandern-Rundfahrt<br />
her muss.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 91
WORLD-TEAMS<br />
DECEUNINCK–QUICK-STEP<br />
WorldTour-Rang 2018 1 Gegründet 2003 Teamchef Patrick Lefevere Fahrrad Specialized<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
73 56 54<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Obwohl das Team im siebten Jahr in Folge die meisten Siege<br />
eingefahren hat, musste Patrick Lefevere alle Hebel in<br />
Bewegung setzen, um einen Sponsor für 2019 zu finden.<br />
Fensterhersteller Deceuninck hat die unmittelbare Zukunft des<br />
belgischen Teams gerettet, aber zwei Stars hat es verloren: Fernando<br />
Gaviria und Flandern-Sieger Niki Terpstra. Trotzdem macht<br />
das Team weiter das, was es am besten kann: sich auf die Klassiker<br />
und Sprints konzentrieren und die Möglichkeiten über das ganze<br />
Team verteilen. Stärker im Mittelpunkt wird Elia Viviani stehen, der<br />
einen Tour-Start bekommen dürfte, ebenso Julian Alaphilippe, der<br />
sein Frühjahrsprogramm um Mailand–San Remo und Strade Bianche<br />
erweitert hat. Aufpassen sollte man auf Fabio Jakobsen, dem<br />
rivalisierende Sprinter in diesem Jahr den Durchbruch zutrauen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Alaphilippe, Julian FRA 26<br />
Asgreen, Kasper DEN 23<br />
Capecchi, Eros ITA 32<br />
Cavagna, Rémi FRA 23<br />
Declercq, Tim BEL 29<br />
Devenyns, Dries BEL 35 /<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Evenepoel, Remco BEL 18<br />
Gilbert, Philippe BEL 36<br />
Hodeg, Alvaro Jose COL 22<br />
Honoré, Mikkel Frølich DEN 21<br />
Jakobsen, Fabio NED 22<br />
Jungels, Bob LUX 26<br />
Keisse, Iljo BEL 36<br />
ELIA VIVIANI<br />
Der Italiener blühte 2018 auf und war der<br />
wohl erfolgreichste Sprinter des Jahres.<br />
Nun muss er zeigen, dass er diesen Status<br />
halten kann, wenn er zum ersten Mal seit<br />
2014 bei der Tour antritt.<br />
Knox, James GBR 23<br />
Lampaert, Yves BEL 27<br />
Martinelli, Davide ITA 25<br />
Mas, Enric ESP 23<br />
Mørkøv, Michael DEN 33<br />
Richeze, Maximiliano ARG 35<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
ENRIC MAS<br />
Mit Platz zwei bei der Vuelta gelang ihm<br />
2018 der Durchbruch. Ist Mas der nächste<br />
spanische Radsportstar? In der kommenden<br />
Saison wird er stärker unter Beobachtung<br />
stehen und muss sich beweisen.<br />
Sabatini, Fabio ITA 33<br />
Senechal, Florian FRA 25<br />
Serry, Pieter BEL 30<br />
Stybar, Zdenek CZE 33<br />
Vakoc, Petr CZE 26<br />
Viviani, Elia ITA 29<br />
92 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
DIMENSION DATA<br />
WorldTour-Rang 2018 18 Gegründet 2007 Teamchef Douglas Ryder Fahrrad BMC<br />
Dimension Data sitzt seit drei Jahren im Keller der World-<br />
Tour-Rangliste fest. Da für 2020 Reformen geplant sind,<br />
wonach der Ranglisten-Letzte in die ProConti-Division<br />
absteigt, muss das Team seinen potenziellen Neuzugängen und<br />
Sponsoren beweisen, dass es im übernächsten Jahr nicht gefährdet<br />
ist. Nachdem ihre meisten Stars 2018 mit Verletzungen zu kämpfen<br />
hatten, wäre eine voll fitte und gesunde Mannschaft schon<br />
mal ein guter Anfang. Unter den neuen Gesichtern ist Giacomo<br />
Nizzolo, der Cavendish etwas entlasten soll. Aber ihr größter Transfer-Coup<br />
war, den letztjährigen Amstel- und Omloop-Sieger Michael<br />
Valgren zu verpflichten. Der Däne soll dem Team bei den<br />
Kopfsteinpflaster-Klassikern Präsenz verleihen.<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
7 25 32<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bak, Lars DEN 38<br />
Boasson Hagen, Edvald NOR 31<br />
Cavendish, Mark GBR 33<br />
Cummings, Stephen GBR 37<br />
Davies, Scott GBR 23<br />
De Bod, Stefan RSA 22<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23<br />
24–26 27–30 31–32 33+<br />
Dlamini, Nicholas RSA 23<br />
Eisel, Bernhard AUT 37<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Gasparotto, Enrico ITA 36<br />
Ghebreigzabhier, Amanuel ERI 24<br />
Gibbons, Ryan RSA 24<br />
Janse van Rensburg, Jacques RSA 31<br />
Janse van Rensburg, Reinardt RSA 29 /<br />
King, Ben USA 29<br />
Kreuziger, Roman CZE 32<br />
Mäder, Gino SWI 21<br />
Meintjes, Louis RSA 26 /<br />
Nizzolo, Giacomo ITA 29<br />
O’Connor, Ben AUS 23<br />
MARK CAVENDISH<br />
Nach zwei schlechten Jahren muss der<br />
Weltmeister von 2011 hoffen, Verletzungen<br />
und Krankheiten hinter sich gelassen zu haben.<br />
Sein größtes Ziel wird sein, durch vier weitere<br />
Tour-Etappensiege mit Merckx gleichzuziehen.<br />
Renshaw, Mark AUS 36<br />
Slagter, Tom-Jelte NED 29<br />
Thomson, Jay Robert RSA 32 /<br />
Tiller, Rasmus NOR 22<br />
Valgren, Michael DEN 26<br />
Venter, Jaco RSA 31 /<br />
Vermote, Julien BEL 29<br />
Wyss, Danilo SUI 33<br />
MICHAEL VALGREN<br />
Der Sieger von Omloop und Amstel ist ein<br />
guter Fang, zumal er Dimension Data bei den<br />
großen Klassikern ein Gesicht geben wird –<br />
auch bei der Flandern-Rundfahrt, wo er<br />
letztes Jahr Vierter war.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 93
WORLD-TEAMS<br />
EF-DRAPAC CANNONDALE<br />
WorldTour-Rang 2018 16 Gegründet 2005 Teamchef Jonathan Vaughters Fahrrad Cannondale<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
6 14 10<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Der zusammengewürfelte Haufen des Radsports, EF-Drapac,<br />
arbeitet gerne ein bisschen anders. Die Siege sind 2018<br />
nicht geflossen, aber Siege sind nicht alles für ein Team,<br />
das den Sponsoren seine Popularität – und damit seinen Wert –<br />
bewiesen hat, nachdem eine Crowdfunding-Kampagne 2017 seine<br />
Zukunft sicherte. Außerdem dehnt das Team seinen Aufgabenbereich<br />
über den Straßenradsport hinaus aus; EF-Fahrer werden in<br />
und neben ihrem WorldTour-Programm an Offroad- und Ultra-<br />
Ausdauerrennen und Kriterien teilnehmen. Rigoberto Uran ist weiterhin<br />
der Kapitän für die großen Rundfahrten, unterstützt von<br />
Neuzugang Tejay van Garderen. Derweil dürfte Sep Vanmarcke auf<br />
einen großen Klassikersieg hoffen, nachdem er im letzten Frühjahr<br />
erneut eine Serie von Top-Ten-Plätzen belegt hat.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bennett, Sean USA 22<br />
Bettiol, Alberto ITA 25 /<br />
Breschel, Matti DEN 34 /<br />
Brown, Nathan USA 27<br />
Caicedo, Jonathan Klever VEN 25<br />
Carthy, Hugh GBR 24<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Clarke, Simon AUS 32<br />
Craddock, Lawson USA 26<br />
Docker, Mitchell AUS 32<br />
Dombrowski, Joe USA 27<br />
Hofland, Moreno NED 27<br />
Howes, Alex USA 31<br />
Kangert, Tanel EST 31<br />
TEJAY VAN GARDEREN<br />
Van Garderen hat den undankbaren Job, die<br />
Fahne der US-Rundfahrerszene hochzuhalten.<br />
Für die kommende Saison peilt er die großen<br />
Rennen des amerikanischen Kalenders an.<br />
Langeveld, Sebastian NED 33<br />
Martínez, Daniel Felipe COL 22<br />
McLay, Daniel GBR 26<br />
Modolo, Sacha ITA 31<br />
Morton, Lachlan AUS 26<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MICHAEL WOODS<br />
Der Kanadier war einst Läufer und hatte im<br />
letzten Jahr seinen Durchbruch als Rennfahrer:<br />
In Lüttich und bei der WM stand er auf dem<br />
Podest, ist also eine Gefahr in schweren Eintagesrennen.<br />
Seine Qualitäten als Etappen jäger<br />
bewies er bereits bei der Herald Sun Tour 2019.<br />
Owen, Logan USA 23<br />
Phinney, Taylor USA 28<br />
Scully, Tom NZL 28<br />
Urán, Rigoberto COL 31<br />
van den Berg, Julius NED 22<br />
van Garderen, Tejay USA 30<br />
Vanmarcke, Sep BEL 30<br />
Whelan, James AUS 22<br />
Woods, Michael CAN 32<br />
94 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
GROUPAMA-FDJ<br />
WorldTour-Rang 2018 14 Gegründet 1997 Teamchef Marc Madiot Fahrrad Lapierre<br />
Wie ihre Landsleute von AG2R wissen die Männer von<br />
Groupama-FDJ, was für sie funktioniert. In den letzten<br />
paar Jahren lag der Fokus bei den großen Rundfahrten<br />
auf Thibaut Pinot und Arnaud Démare bei den Sprints. 2019 dürfte<br />
sich daran nicht viel ändern. Nur drei neue Fahrer sind gekommen,<br />
und Madiot hat in das reinvestiert, was er bereits hat. Obwohl<br />
Pinot in den Gesamtwertungen der großen Rundfahrten nicht<br />
punkten konnte – er bekam auf der 20. Etappe des Giro eine Lungenentzündung<br />
und wurde Sechster der Vuelta –, hatte er 2018<br />
eines der erfolgreichsten Jahre, das er mit einem ersten Sieg bei der<br />
Lombardei-Rundfahrt krönte. Nachdem er in den letzten zwei Jahren<br />
den Giro gefahren ist, konzentriert sich der 28-Jährige in diesem<br />
Sommer auf die Tour, die ihm mit ihrer gebirgigen Strecke liegt.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Armirail, Bruno FRA 24<br />
Bonnet, William FRA 36<br />
Delage, Mickaël FRA 33 /<br />
Demare, Arnaud FRA 27<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
33 27 20<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Duchesne, Antoine CAN 27<br />
Frankiny, Kilian SUI 24<br />
Gaudu, David FRA 22<br />
Guarnieri, Jacopo ITA 31<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Hoelgaard, Daniel NOR 25<br />
Konovalovas, Ignatas LTU 33<br />
Küng, Stefan SUI 25<br />
Ladagnous, Matthieu FRA 34<br />
Le Gac, Olivier FRA 25<br />
Ludvigsson, Tobias SWE 27<br />
Madouas, Valentin FRA 22<br />
Molard, Rudy FRA 29<br />
Morabito, Steve SUI 35<br />
Pinot, Thibaut FRA 28<br />
Preidler, Georg AUT 28<br />
STEFAN KÜNG<br />
Der vielseitige Schweizer ist stark bei den<br />
Klassikern und im Zeitfahren und auf<br />
Flachetappen ein wichtiger Helfer für Thibaut<br />
Pinot, wo der Franzose oft die Unterstützung<br />
eines Rouleurs vermisste.<br />
Reichenbach, Sébastien SUI 29<br />
Roux, Anthony FRA 31<br />
Sarreau, Marc FRA 25<br />
Scotson, Miles AUS 24<br />
Seigle, Romain FRA 24<br />
Sinkeldam, Ramon NED 29<br />
Thomas, Benjamin FRA 23<br />
Vaugrenard, Benoît FRA 35<br />
Vincent, Léo FRA 23<br />
THIBAUT PINOT<br />
FDJs Aushängeschild kam am Ende der letzten<br />
Saison richtig in Fahrt und gewann zwei Vuelta-<br />
Etappen plus die Lombardei-Rundfahrt. Bei der<br />
Tour fühlte er sich nie richtig wohl, dennoch<br />
steht sie 2019 auf seinem Programm.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 95
WORLD-TEAMS<br />
TEAM JUMBO–VISMA<br />
WorldTour-Rang 2018 10 Gegründet 1996 Manager Richard Plugge Fahrrad Bianchi<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
33 26 19<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Jumbo übertraf 2018 die meisten Erwartungen, indem das<br />
Team die Top Ten aller drei großen Rundfahrten erreichte:<br />
Achter beim Giro, Vierter und Fünfter bei der Tour und Vierter<br />
bei der Vuelta. Obwohl es kein großes Budget und nicht viele<br />
Stars gibt, hat die holländische Truppe bewiesen, dass man mit<br />
klugen Investitionen und der richtigen Einstellung weit kommen<br />
kann. Dylan Groenewegen ist erwachsen geworden, und seine zwei<br />
Tour-Etappensiege bedeuten, dass er 2019 jeden Sprinter schlagen<br />
kann. Primož Roglic hat bewiesen, dass er ein potenzieller Rundfahrtsieger<br />
ist, und er dürfte ein Geheimtipp vieler Beobachter für<br />
einen zeitfahrlastigen Giro sein. Steven Kruijswijk, der im letzten<br />
Jahr absolut beständig war, wird das Team bei der Tour anführen.<br />
Er bekommt Unterstützung vom Neuseeländer George Bennett.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bennett, George NZL 28<br />
Bouwman, Koen NED 25<br />
De Plus, Laurens BEL 23<br />
De Tier, Floris BEL 26<br />
Eenkhoorn, Pascal NED 21<br />
Gesink, Robert NED 32<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Groenewegen, Dylan NED 25<br />
Hofstede, Lennard NED 24<br />
Jansen, Amund NOR 24<br />
Kruijswijk, Steven NED 31<br />
Kuss, Sepp USA 24<br />
Leezer, Tom NED 33<br />
TONY MARTIN<br />
Der dreimalige Zeitfahrweltmeister soll das Team<br />
in den großen Rundfahrten und bei den<br />
Klassikern unterstützen. Martin selbst hofft<br />
darauf, wieder an sein früheres Niveau<br />
anknüpfen zu können.<br />
Lindeman, Bert-Jan NED 29<br />
Martens, Paul GER 35<br />
Martin, Tony GER 33<br />
Olivier, Daan NED 26<br />
Powless, Neilson USA 22<br />
Roglic, Primoz SLO 29<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
LAURENS DE PLUS<br />
Der belgische Kletterer könnte sich für Jumbo<br />
als clevere Investition erweisen. Er ist erst 23 und<br />
seine Entwicklung wurde von Stürzen behindert.<br />
Nun soll er Roglic beim Giro helfen; dass er<br />
Potenzial hat, bewies er unter anderem mit Platz<br />
acht bei der Tour of California 2018.<br />
Roosen, Timo NED 25<br />
Teunissen, Mike NED 26<br />
Tolhoek, Antwan NED 24<br />
Van Aert, Wout BEL 24<br />
van Der Hoorn, Taco NED 25<br />
van Emden, Jos NED 33<br />
van Poppel, Danny NED 25<br />
Vingegaard, Jonas DEN 22<br />
Wynants, Maarten BEL 36<br />
96 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
KATUSHA-ALPECIN<br />
WorldTour-Rang 2018 17 Gegründet 2009 Teamchef José Acevedo Fahrrad Canyon<br />
Die Saison 2018 war ein Reinfall für das in der Schweiz<br />
registrierte Team. Es gewann im ganzen Jahr fünf Rennen<br />
und wurde nur 18-mal Zweiter und Dritter. Marcel<br />
Kittel, der prominenteste Neuzugang im letzten Winter, gewann<br />
nur zwei Rennen. Er behauptet, den Grund für seine Fehlzündungen<br />
zu kennen und sie mit dem Teammanagement besprochen<br />
zu haben, mit dem er in der letzten Saison mitunter zu hadern<br />
schien. Ilnur Zakarin wurde bei der Tour anonymer Neunter<br />
und bei der Vuelta enttäuschender 20. In diesem Jahr nimmt er<br />
zunächst den Giro in Angriff. Der frühere Zeitfahr-Weltmeister<br />
Tony Martin ist der namhafteste Abgang und der ausdauernde<br />
Sprinter Jens Debusschere der größte Zugang. Der Belgier hat die<br />
Klassiker im Visier.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Battaglin, Enrico ITA 29<br />
Biermans, Jenthe BEL 23<br />
Boswell, Ian USA 27<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
5 17 25<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Cras, Steff BEL 22<br />
Debusschere, Jens BEL 29<br />
Dowsett, Alex GBR 30<br />
–23<br />
24–26 27–30 31–32 33+<br />
Fabbro, Matteo ITA 23<br />
Gonçalves, Jose POR 29<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Guerreiro, Ruben POR 24<br />
Haas, Nathan AUS 29<br />
Haller, Marco AUT 27<br />
Hollenstein, Reto SUI 33<br />
Kittel, Marcel GER 30<br />
Kochetkov, Pavel RUS 32<br />
Kuznetsov, Vyacheslav RUS 29<br />
Navarro, Daniel ESP 35<br />
Politt, Nils GER 24<br />
Smit, Willie RSA 26<br />
Spilak, Simon SLO 32<br />
MARCEL KITTEL<br />
2018 lief bekanntermaßen schlecht, doch der<br />
Sprinter blickt optimistisch nach vorne und<br />
hat bereits den ersten Saisonsieg geholt.<br />
Sein Hauptziel ist aber die Tour, bei der er<br />
wieder glänzen muss.<br />
Strakhov, Dmitry RUS 23<br />
Tanfield, Harry GBR 24<br />
Würtz, Mads DEN 24<br />
Zabel, Rick GER 25<br />
Zakarin, Ilnur RUS 29<br />
ILNUR ZAKARIN<br />
Bei der Tour 2018 wurde der Russe enttäuschender<br />
Neunter. Er hat seinen Blick auf den Giro<br />
gerichtet und hofft, wieder zu der Form zu finden,<br />
die ihm dort 2017 den fünften Schlussrang<br />
einbrachte sowie den dritten Platz bei der Vuelta.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 97
WORLD-TEAMS<br />
MITCHELTON-SCOTT<br />
WorldTour-Rang 2018 5 Gegründet 2012 Teamchef Shayne Bannan Fahrrad Scott<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
38 32 28<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
2018 war das beste Jahr in der siebenjährigen Geschichte von<br />
Mitchelton-Scott: Zu den 37 Siegen zählt eine erste große<br />
Rundfahrt dank Simon Yates’ Vuelta-Titel. Da Caleb Ewan<br />
geht, hat sich der Fokus auf die Yates-Zwillinge und Esteban Chaves<br />
verlagert. Simon tritt wieder beim Giro an, nachdem er den Sieg 2018<br />
schmerzhaft knapp verpasste. Damit kann sich Adam auf die Tour<br />
konzentrieren, wo er im letzten Jahr in der Gesamtwertung enttäuschte.<br />
Bei Chaves, der brillant in den Giro startete, bevor er nach<br />
der Hälfte des Rennens einbrach, wurde Epstein-Barr diagnostiziert<br />
– wieder ganz zu Kräften zu kommen, wird seine Priorität sein. Svein<br />
Tuft geht und Mat Hayman wechselt in den Mitarbeiterstab des<br />
Teams. Ihr Weggang erlaubt es dem Team, in die Zukunft zu investieren:<br />
Vier der sechs Neuzugänge sind unter 25.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Affini, Edoardo ITA 22<br />
Albasini, Michael SUI 38<br />
Bauer, Jack NZL 33<br />
Bewley, Sam NZL 31<br />
Bookwalter, Brent USA 34<br />
Chaves, Esteban COL 28<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Durbridge, Luke AUS 27<br />
Edmondson, Alexander AUS 25<br />
Grmay, Tsgabu ETH 27<br />
Haig, Jack AUS 25<br />
Hamilton, Lucas AUS 22<br />
Hayman, Mathew AUS 40<br />
Hepburn, Michael AUS 27<br />
SIMON YATES<br />
Der Vuelta-Sieger hat die Erwartungen erfüllt,<br />
die durch gute Rundfahrt-Ergebnisse in ihn<br />
gesetzt wurden, und seine aggressive Fahrweise<br />
sorgte für Spannung. Sein Ziel ist der Giro, den er<br />
als einer der Favoriten in Angriff nimmt.<br />
Howson, Damien AUS 26<br />
Impey, Daryl RSA 34<br />
Juul Jensen, Christopher DEN 29<br />
Meyer, Cameron AUS 30<br />
Mezgec, Luka SLO 30<br />
Nieve, Mikel ESP 34<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MATTEO TRENTIN<br />
Der Klassiker-Spezialist wurde 2018 durch einen<br />
schlimmen Sturz bei Roubaix außer Gefecht<br />
gesetzt. Er könnte bei den Kopfstein-Klassikern<br />
eine Rolle spielen und auch bei der Weltmeisterschaft<br />
in Yorkshire stark auftreten.<br />
Schultz, Nicholas AUS 24<br />
Scotson, Callum AUS 22<br />
Smith, Dion NZL 25<br />
Stannard, Robert AUS 20<br />
Trentin, Matteo ITA 29<br />
Yates, Adam GBR 26<br />
Yates, Simon GBR 26<br />
98 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
LOTTO SOUDAL<br />
WorldTour-Rang 2018 15 Gegründet 1985 Teamchef John Lelangue Fahrrad Ridley<br />
Für die letzten acht Jahre war der Star von Lotto Soudal ganz<br />
klar André Greipel. Der „Gorilla“ holte 95 Siege für das<br />
Team. Aber im letzten Sommer begann die Beziehung zwischen<br />
dem Deutschen und dem belgischen Team zu bröckeln, als<br />
das Management entschied, den Vertrag des 36-Jährigen nicht zu<br />
verlängern. An Greipels Stelle kommt ein jüngeres Sprinter-Modell<br />
in Gestalt des 24 Jahre alten Caleb Ewan, der unbedingt sein<br />
Tour-Debüt geben will, das ihm letztes Jahr verwehrt blieb. Auch<br />
Lars Bak und Marcel Sieberg, zwei wichtige Sprintanfahrer von<br />
Greipel, sind gegangen. Sie werden ersetzt durch Roger Kluge und<br />
Adam Blythe. Ohne einen Rundfahrer wird Lotto eine Angriffsstrategie<br />
verfolgen und seine couragierten und angriffslustigen<br />
Fahrer ihr Ding machen lassen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Armee, Sander BEL 33<br />
Benoot, Tiesj BEL 24<br />
Blythe, Adam GBR 29 /<br />
Byriel Iversen, Rasmus DEN 21<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
25 25 21<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Campenaerts, Victor BEL 27<br />
De Buyst, Jasper BEL 25<br />
De Gendt, Thomas BEL 32<br />
Dewulf, Stan BEL 21<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Ewan, Caleb AUS 24<br />
Frison, Frederik BEL 26<br />
Hagen, Carl Frederick NOR 27<br />
Hansen, Adam AUS 37<br />
Keukeleire, Jens BEL 30<br />
Kluge, Roger GER 32<br />
Lambrecht, Bjorg BEL 21<br />
Maes, Nikolas BEL 32<br />
Marczynski, Tomasz POL 34<br />
Mertz, Rémy BEL 23<br />
Monfort, Maxime BEL 35<br />
Naesen, Lawrence BEL 26<br />
Van Der Sande, Tosh BEL 28<br />
van Goethem, Brian NED 27<br />
Vanendert, Jelle BEL 33<br />
Vanhouke, Harm BEL 21<br />
Wallays, Jelle BEL 29<br />
Wellens, Tim BEL 27<br />
Wouters, Enzo BEL 22<br />
TIESJ BENOOT<br />
Benoot glänzt unter widrigen Bedingungen,<br />
wie er mit seinem ersten Profisieg bei<br />
den Strade Bianche im vergangenen März<br />
bewies. Der starke Klassiker-Fahrer beendete<br />
die Flandern-Rundfahrt bereits auf Platz 5<br />
und fährt gut bei einwöchigen Rund fahrten.<br />
ADAM BLYTHE<br />
Der Brite kehrt 2019 an seine alte<br />
Wirkungsstätte zurück – 2011 verließ er<br />
Lotto. Mit Caleb Ewan arbeitete er bereits<br />
2015 bei Orica-GreenEdge zusammen.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, Kramon<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 99
WORLD-TEAMS<br />
MOVISTAR TEAM<br />
WorldTour-Rang 2018 8 Gegründet 1980 Manager Eusebio Unzué Fahrrad Canyon<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
26 31 36<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Movistars Trio von Superstar-Kapitänen, Nairo Quintana,<br />
Alejandro Valverde und Mikel Landa, floppte bei den großen<br />
Rundfahrten im letzten Jahr und erreichte keinen<br />
Podiumsplatz. Trotzdem hat sich in der Mannschaft 2019 wenig<br />
geändert. Früher sah Quintana wie ein Fahrer aus, der Geschichte<br />
schreiben würde; jetzt scheinen seine Chancen, als erster Kolumbianer<br />
die Tour zu gewinnen, zu schwinden. Trotzdem wird er das<br />
Juwel in der Krone sein, wenn die Tour im Juli losrollt. Der neue<br />
Weltmeister Valverde hat angedeutet, dass er lieber den Giro und<br />
die Vuelta fahren will. Movistar hat zudem mit Richard Carapaz<br />
– Vierter beim Giro – und dem Paris–Nizza-Sieger Marc Soler zwei<br />
hoch gehandelte Nachwuchsfahrer. Beide scheinen aufzublühen,<br />
wenn sie nicht so sehr im Fokus stehen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Amador, Andrey CRC 32<br />
Anacona, Winner COL 30<br />
Arcas, Jorge ESP 26<br />
Barbero, Carlos ESP 27<br />
Bennati, Daniele ITA 38<br />
Betancur, Carlos COL 29<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Carapaz, Richard ECU 25<br />
Carretero, Hector ESP 23<br />
Castrillo, Jaime ESP 22<br />
Erviti, Imanol ESP 35<br />
Fernandez, Ruben ESP 27<br />
Landa, Mikel ESP 29<br />
Mas, Lluis ESP 29<br />
MARC SOLER<br />
Der groß gewachsene Soler erinnert als guter<br />
Zeitfahrer an Indurain. Bei der Tour 2019 soll er<br />
Quintana unterstützen, doch könnte er den<br />
Kolumbianer in den Schatten stellen.<br />
Oliveira, Nelson POR 29<br />
Pedrero, Antonio ESP 27<br />
Prades, Eduard ESP 31<br />
Quintana, Nairo COL 28<br />
Roelandts, Jürgen BEL 33<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © BettiniPhoto<br />
ALEJANDRO VALVERDE<br />
Der Weltmeister wird im April 39, will aber noch<br />
bis zu den Olympischen Spielen von Tokio 2020<br />
weitermachen. Die bergigen Klassiker stehen<br />
wieder auf seinem Programm, dann kommen<br />
Giro und Vuelta.<br />
Rojas, Jose Joaquin ESP 33<br />
Sepulveda, Eduardo ARG 27<br />
Soler, Marc ESP 25<br />
Sütterlin, Jasha GER 26<br />
Valls, Rafael ESP 31<br />
Valverde, Alejandro ESP 38<br />
Verona, Carlos ESP 26<br />
100 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
TEAM SKY<br />
WorldTour-Rang 2018 2 Gegründet 2010 Teamchef David Brailsford Fahrrad Pinarello<br />
Diese Saison markiert das Ende eines Jahrzehnts der Dominanz<br />
des Teams Sky, denn das Unternehmen erklärte im<br />
Dezember, es werde das britische Team nur noch bis Ende<br />
dieses Jahres unterstützen. Obwohl Teamchef Dave Brailsford nach<br />
einem neuen Sponsor suchen will, sind die Fahrer von Sky jetzt quasi<br />
auf dem Markt. Man darf gespannt darauf sein, wie sich das auf die<br />
Grand-Tour-Schwergewichte auswirkt. Chris Froome, der einen<br />
fünften Toursieg anstrebt, und Titelverteidiger Geraint Thomas<br />
werden sich im Juli wahrscheinlich die Kapitänsrolle teilen, während<br />
der kolumbianische Shootingstar Egan Bernal sein Giro-Debüt<br />
geben soll. Wird der Zusammenhalt des Teams Bestand haben,<br />
wenn einzelne Fahrer nach den besten Verträgen jagen?<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
43 36 39<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Basso, Leonardo ITA 25<br />
Bernal, Egan COL 21<br />
Castroviejo, Jonathan ESP 31<br />
De La Cruz, David ESP 29<br />
Doull, Owain GBR 25<br />
Dunbar, Eddie IRL 22<br />
Elissonde, Kenny FRA 27<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23<br />
24–26 27–30 31–32 33+<br />
Froome, Chris GBR 33<br />
Ganna, Filippo ITA 22<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Geoghegan Hart, Tao GBR 23<br />
Golas, Michal POL 34<br />
Halvorsen, Kristoffer NOR 22<br />
Henao, Sebastian COL 25<br />
Kiryienka, Vasil BLR 37<br />
Knees, Christian GER 37<br />
Kwiatkowski, Michal POL 28<br />
Lawless, Christopher GBR 23<br />
Moscon, Gianni ITA 24<br />
Narvaez, Jhonatan ECU 21<br />
IVAN SOSA<br />
Ein komplizierter Teamwechsel führte dazu, dass<br />
der junge Kolumbianer erst Ende Dezember<br />
offiziell zum Sky-Fahrer wurde. Er ist eng mit<br />
Egan Bernal verbunden und dürfte mit diesem<br />
den Giro bestreiten.<br />
Poels, Wout NED 31<br />
Puccio, Salvatore ITA 29<br />
Rosa, Diego ITA 29<br />
Rowe, Luke GBR 28<br />
Sivakov, Pavel RUS 21<br />
Sosa, Ivan COL 21<br />
Stannard, Ian GBR 31<br />
Swift, Ben GBR 31 /<br />
Thomas, Geraint GBR 32<br />
van Baarle, Dylan NED 26<br />
BEN SWIFT<br />
Zwei Jahre bei UAE Emirates brachten dem<br />
jungen Briten keine Siege ein; nun kehrt er zu<br />
seinen Wurzeln bei Sky zurück. Er wird eine<br />
Helferrolle einnehmen und dürfte keine<br />
Schwierigkeiten haben, sich wieder einzuleben.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 101
WORLD-TEAMS<br />
TREK-SEGAFREDO<br />
WorldTour-Rang 2018 13 Gegründet 2011 Teamchef Luca Guercilena Fahrrad Trek<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
20 19 22<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Trek-Segafredo geht mit Richie Porte in seinen Reihen in das<br />
Jahr 2019. Der tasmanische Neuzugang sollte dem Team<br />
den Fokus geben, der ihm im letzten Jahr bei den großen<br />
Rundfahrten fehlte. Aber der Australier wird im Januar 34, und<br />
obwohl er zu den besten Rennfahrern für einwöchige Rennen gehört,<br />
muss er seine Beständigkeit bei großen Rundfahrten erst<br />
noch beweisen. Seine letzten beiden Frankreich-Rundfahrten wurden<br />
durch üble Stürze beendet. Porte wird sich den Kalender mit<br />
dem zuverlässigen Bauke Mollema teilen und kann auf die Unterstützung<br />
vieler junger Fahrer zählen. Und nach zwei Jahren voller<br />
Pech und Verletzungen sollte John Degenkolb nach seinem Wohlfühlsieg<br />
auf dem Kopfsteinpflaster bei der Tour im letzten Sommer<br />
frisch und voller Selbstvertrauen in die Frühjahrsklassiker gehen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Beppu, Fumiyuki JPN 35<br />
Bernard, Julien FRA 26<br />
Brambilla, Gianluca ITA 31<br />
–23<br />
24–26 27–30 31–32 33+<br />
Ciccone, Giulio ITA 24<br />
Clarke, William AUS 33<br />
Conci, Nicola ITA 21<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
de Kort, Koen NED 36<br />
Degenkolb, John GER 29<br />
Eg, Niklas DEN 23<br />
Felline, Fabio ITA 28<br />
Frame, Alex NZL 25<br />
Gogl, Michael AUT 25<br />
Irizar, Markel ESP 38<br />
RICHIE PORTE<br />
Der beständige Leistungsträger bei<br />
einwöchigen Rundfahrten hat nicht mehr viel<br />
Zeit, sich bei einer Grand Tour zu beweisen.<br />
Der Australier hat das Zeug, Sky Paroli zu<br />
bieten, wenn er auf dem Rad bleibt.<br />
Kirsch, Alex LUX 26<br />
Mollema, Bauke NED 32<br />
Moschetti, Matteo ITA 22<br />
Mullen, Ryan IRL 24<br />
Pantano, Jarlinson COL 30<br />
Pedersen, Mads DEN 23<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
JASPER STUYVEN<br />
Mehrere Top-Ten-Plätze, darunter bei San Remo,<br />
Flandern und Roubaix, zeugen von Stuyvens<br />
Entwicklung. Er ist erst 26 und hat noch Zeit,<br />
diese Ergebnisse in Siege zu verwandeln.<br />
Porte, Richie AUS 33<br />
Reijnen, Kiel USA 32<br />
Skujins, Toms LAT 27<br />
Stetina, Peter USA 31<br />
Stuyven, Jasper BEL 26<br />
Theuns, Edward BEL 27 /<br />
102 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
John Degenkolb auf<br />
dem Weg zum Sieg bei<br />
der 9. Tour-Etappe nach<br />
Roubaix. 2019 wird ein<br />
spannendes Jahr für<br />
ihn werden.<br />
© Tim de Waele/Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 103
WORLD-TEAMS<br />
TEAM SUNWEB<br />
WorldTour-Rang 2018 9 Gegründet 2005 Teamchef Iwan Spekenbrink Fahrrad Cervélo<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
12 19 15<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
-23 24-26 27-30 31-32 33+<br />
Was Erfolge angeht, war 2018 enttäuschend für das in<br />
Deutschland registrierte Team Sunweb, dessen zwölf Siege<br />
die magerste Ausbeute waren, seit es 2013 in die World-<br />
Tour kam. Aber Tom Dumoulin war nahe dran, ein historisches Giro-<br />
Tour-Double zu erreichen – er wurde bei beiden Rennen Fünfter. Er<br />
konzentriert sich in diesem Jahr auf den Giro, denn die wenigen Zeitfahrkilometer<br />
der Tour und Kletterpartien im Hochgebirge kommen<br />
seinen Stärken als Rouleur nicht entgegen. Michael Matthews genoss<br />
ein starkes Ende der Saison 2018 und wird einen neuen Anlauf auf<br />
die Kopfsteinpflaster-Klassiker nehmen, nachdem ein Sturz ihm im<br />
letzten Jahr einen Strich durch sein Frühjahr gemacht hat. Abgesehen<br />
vom Veteranen Nicolas Roche konzentrierte sich die Personalbeschaffung<br />
im Winter auf die Jugend: Elf Fahrer sind 23 oder jünger.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Andersen, Asbjørn Kragh DEN 26<br />
Andersen, Søren Kragh DEN 24<br />
Arndt, Nikias GER 27<br />
Bakelandts, Jan BEL 32<br />
Bol, Cees NED 23<br />
Curvers, Roy NED 39<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Dumoulin, Tom NED 28<br />
Fröhlinger, Johannes GER 33<br />
Haga, Chad USA 30<br />
Hamilton, Chris AUS 23<br />
Hindley, Jai AUS 22<br />
Hirschi, Marc SWI 20<br />
Kämna, Lennard GER 22<br />
SØREN KRAGH ANDERSEN<br />
Der junge Däne legte 2018 seine beste<br />
Saison hin, gewann eine anspruchsvolle Etappe<br />
der Tour de Suisse und dann das Gravellastige<br />
Paris–Tours. Mit harten Eintagesrennen<br />
kommt er gut zurecht.<br />
Kanter, Max GER 21<br />
Kelderman, Wilco NED 27<br />
Matthews, Michael AUS 28<br />
Nieuwenhuis, Joris NED 22<br />
Oomen, Sam NED 23<br />
Pedersen, Casper Phillip DEN 22<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MICHAEL MATTHEWS<br />
Zwei Siege in Kanada geben dem Australier<br />
Auftrieb für 2019. Er wird ebenso die<br />
gepflasterten wie die Ardennen-Klassiker<br />
fahren und endlich sein Debüt bei der<br />
Flandern-Rundfahrt geben.<br />
Power, Robert AUS 23<br />
Roche, Nicolas IRL 34<br />
Storer, Michael AUS 21<br />
Tusveld Martijn NED 25<br />
Vervaeke Louis BEL 25<br />
Walscheid, Maximilian GER 25<br />
104 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WORLD-TEAMS<br />
UAE TEAM EMIRATES<br />
WorldTour-Rang 2018 12 Gegründet 1999 Teamchef Giuseppe Saronni Fahrrad Colnago<br />
Die finanzstarken Sponsoren von UAE Team Emirates haben<br />
wahrscheinlich mehr Rendite erwartet, als das Team bisher<br />
produziert hat. Fabio Aru hatte ein schlechtes Jahr 2018,<br />
und obwohl Dan Martin eine Tour-Etappe gewonnen hat, brachte<br />
ihn ein Sturz um seine Podiumschancen. Die beiden werden sich<br />
2019 Grand-Tour-Pflichten teilen, während Martins Aufgabenbereich<br />
auf die hügeligen Klassiker ausgeweitet wird. In diesem<br />
Winter holte das Team Fernando Gaviria, um die Sprint-Power des<br />
Teams zu stärken. Wie er sich mit Alexander Kristoff verträgt, wird<br />
eine interessante Nebenhandlung des Frühjahrs. Aber das Team<br />
investiert gut in die Zukunft und hat mit dem Rundfahrer Tadej<br />
Pogacar sowie dem Sprinter und Klassiker-Spezialisten Jasper Philipsen<br />
zwei der besten U23-Fahrer auf dem Markt verpflichtet.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Aru, Fabio ITA 28<br />
Bohli, Tom SUI 24<br />
Bystrøm, Sven Erik NOR 26<br />
Consonni, Simone ITA 24<br />
Conti, Valerio ITA 25<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
12 18 31<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Costa, Rui POR 32<br />
Durasek, Kristijan CRO 31<br />
Ferrari, Roberto ITA 35<br />
Gaviria, Fernando COL 24<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Henao, Sergio Luis COL 31<br />
Kristoff, Alexander NOR 31<br />
Laengen, Stake NOR 29<br />
Marcato, Marco ITA 34<br />
Martin, Daniel IRL 32<br />
Mirza, Yousif UAE 30<br />
Molano, Juan Sebastian COL 24<br />
Mori, Manuele ITA 38<br />
Muñoz, Cristian Camilo COL 22<br />
Oliveira, Ivo POR 22<br />
DAN MARTIN<br />
Martin musste sich erst bei UAE einleben,<br />
sah in Lüttich und bei der Tour dann aber<br />
stark aus – bis dort das Pech zuschlug.<br />
Eine bergige Tour 2019 kommt seinem<br />
angriffslustigen Stil entgegen.<br />
Oliveira, Rui POR 22<br />
Petilli, Simone ITA 25<br />
Philipsen, Jasper BEL 20<br />
Pogacar, Tadej SLO 20<br />
Polanc, Jan SLO 26<br />
Ravasi, Edward ITA 24<br />
Riabushenko, Aliaksandr BLR 23<br />
Sutherland, Rory AUS 36<br />
Troia, Oliviero ITA 24<br />
Ulissi, Diego ITA 29<br />
FERNANDO GAVIRIA<br />
Der Kolumbianer verließ Quick-Step ein Jahr<br />
vor Vertragsende. Bei UAE kann er sich die<br />
Rennen aussuchen und bekommt<br />
volle Unterstützung; die Frage ist jedoch,<br />
was das Team für ihn leisten kann.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 105
SAISON-<br />
VORSCHAU<br />
2019<br />
PROCONTI-<br />
TEAMS<br />
ARKÉA SAMSIC 107<br />
COFIDIS, SOLUTIONS CRÉDITS 108 / DIRECT ÉNERGIE 109<br />
ISRAEL CYCLING ACADEMY 110 / ROOMPOT-CHARLES 111<br />
VITAL CONCEPT-B&B HOTELS 112 / WANTY-GROUPE GOBERT 113<br />
ANDRONI GIOCATTOLI–SIDERMEC 114 / BARDIANI-CSF 114 / BURGOS-BH 114<br />
CAJA RURAL–SEGUROS RGA 115 / CORENDON-CIRCUS 115 / DELKO–MARSEILLE PROVENCE 115<br />
EUSKADI-MURIAS 116 / GAZPROM-RUSVELO 116 / HAGENS BERMAN AXEON 116<br />
MANZANA POSTOBÓN 117 / NIPPO–VINI FANTINI FAIZANÈ 117 / RALLY CYCLING 117<br />
RIWAL READYNEZ 118 / SPORT VLAANDEREN–BALOISE 118 / NERI SOTTOLI–SELLE ITALIA–KTM 118<br />
NOVO NORDISK 119 / W52 FC PORTO 119 / WALLONIE–BRUXELLES 119<br />
106 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
ARKÉA SAMSIC<br />
Gegründet 2005 Teamchef Emmanuel Hubert Fahrrad BH Bikes<br />
Obwohl Warren Barguil, der Bergkönig der Tour 2017, seinen<br />
Erfolg vom Vorjahr nicht wiederholen konnte, lag 2018<br />
für die bretonische Mannschaft, die nur einmal gewann,<br />
weit entfernt von den gesteckten Zielen. Um die Gewinnquote wieder<br />
in Ordnung zu bringen, wurde André Greipel verpflichtet, nachdem<br />
Lotto Soudal es abgelehnt hatte, den Vertrag des Deutschen zu<br />
verlängern. Obwohl er 36 Jahre alt ist, ist Greipel immer noch in der<br />
Lage, ganz vorne mitzufahren – er gewann 2018 achtmal. Er und<br />
Barguil werden wahrscheinlich die Position des Teams stärken,<br />
wenn es darum geht, einen Wildcard-Platz bei der Tour zu bekommen.<br />
Die Versicherungsbank Arkéa übernimmt die Rolle des Titelsponsors,<br />
obwohl sie technisch gesehen nicht neu ist, da Arkéa die<br />
Muttergesellschaft des bisherigen Sponsors Fortuneo ist.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Barguil, Warren FRA 27<br />
Bonnamour, Franck FRA 23<br />
Bouet, Maxime FRA 32<br />
Daniel, Maxime FRA 27<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
1 8 5<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Delaplace, Anthony FRA 29<br />
Feillu, Brice FRA 33<br />
Gesbert, Elie FRA 23<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Greipel, André GER 36<br />
Guernalec, Thibault FRA 21<br />
Hardy, Romain FRA 30<br />
Jarrier, Benoît FRA 29<br />
Le Roux, Romain FRA 26<br />
Ledanois, Kévin FRA 25<br />
Maison, Jérémy FRA 25<br />
Moinard, Amaël FRA 36<br />
Pichon, Laurent FRA 32<br />
Riou, Alan FRA 21<br />
Russo, Clément FRA 23<br />
Vachon, Florian FRA 33<br />
Wagner, Robert GER 35<br />
Welten, Bram NED 21<br />
WARREN BARGUIL<br />
Trotz hoher Erwartungen fiel 2018 mager aus für<br />
den Franzosen. Weder in den Ardennen noch bei<br />
der Tour, seinen zwei Hauptzielen, konnte er<br />
punkten, was er dieses Jahr richtigstellen will.<br />
ANDRÉ GREIPEL<br />
Vielleicht braucht Greipel einige Zeit, sich in das<br />
eher traditionell geführte französische Team<br />
einzuleben, und bei einem ProConti-Rennstall<br />
wird sein Programm anders sein. Doch er wird<br />
alles daransetzen zu beweisen, dass er noch für<br />
große Siege gut ist.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 107
PROCONTI-TEAMS<br />
COFIDIS, SOLUTIONS CRÉDITS<br />
Gegründet 1996 Teamchef Cédric Vasseur Fahrrad Kuota<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
21 12 15<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Cofidis ist eines der wenigen Teams, die ihren Kader für<br />
2019 erweitern, und die Neuankömmlinge stehen für<br />
einen Teil der Veränderungen, die Cédric Vasseur einging,<br />
um das angeschlagene ProConti-Team wieder aufzubauen. Der<br />
Erfolg war bereits sichtbar: Das Team hat seine Siegesserie 2018<br />
im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Ein Teil der Strategie<br />
von Vasseur war es, sich nicht nur auf den Sprinter Nacer Bouhanni<br />
zu verlassen, der eine gespaltene Beziehung zu seinem neuen Chef<br />
hatte. Christophe Laporte etablierte sich im Team ebenfalls als<br />
Sprinter und bewies seine Qualität, indem er im vergangenen Jahr<br />
siebenmal gewann. Zudem wurden Darwin Atapuma und Jesper<br />
Hansen, Kletterer von UAE und Astana, unter Vertrag genommen,<br />
um das Team breiter aufzustellen.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Atapuma, Darwin COL 30<br />
Berhane, Natnael ERI 27<br />
Bouhanni, Nacer FRA 28<br />
Bouhanni, Rayane FRA 22<br />
Chetout, Loïc FRA 26<br />
Claeys, Dimitri BEL 31<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Edet, Nicolas FRA 31<br />
Fortin, Filippo ITA 29<br />
Hansen, Jesper DEN 28<br />
Herrada, Jesus ESP 28<br />
Herrada, Jose ESP 33<br />
Hofstetter, Hugo FRA 24<br />
Lafay, Victor FRA 22<br />
NACER BOUHANNI<br />
Der Sprinter schien kurz davor zu stehen,<br />
Cofidis zu verlassen, nachdem er nicht für<br />
die Tour aufgestellt worden war, doch<br />
sein Sieg bei der Vuelta glättete die Wogen.<br />
Fünf Siege im Mai und Juni 2018 zeigen,<br />
dass er noch viel leisten kann.<br />
Laporte, Christophe FRA 26<br />
Le Turnier, Mathias FRA 23<br />
Lemoine, Cyril FRA 35<br />
Mate, Luis ESP 34<br />
Mathis, Marco GER 24<br />
Morin, Emmanuel FRA 23<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
DARWIN ATAPUMA<br />
Der Kolumbianer fuhr für BMC und UAE und hat<br />
viel WorldTour-Erfahrung. In den Bergen zeigte<br />
er sich immer wieder angriffslustig, doch oft<br />
reichte es nicht zum Sieg.<br />
Perez, Anthony FRA 27<br />
Perichon, Pierre-Luc FRA 31<br />
Rossetto, Stéphane FRA 31<br />
Simon, Julien FRA 33<br />
Soupe, Geoffrey FRA 30<br />
Touze, Damien FRA 22<br />
Van Lerberghe, Bert BEL 26<br />
Vanbilsen, Kenneth BEL 28<br />
Waeytens, Zico BEL 27<br />
108 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
DIRECT ÉNERGIE<br />
Gegründet 2000 Teamchef Jean-René Bernaudeau Fahrrad Wilier<br />
Als der erfahrene Franzose Sylvain Chavanel in den Ruhestand<br />
ging, hatte Jean-René Bernaudeau eine große Lücke zu füllen,<br />
aber er schaffte es, diese mit einem der überraschenderen<br />
Transfers des Winters zu kompensieren: dem Gewinner von Roubaix<br />
und Flandern, Niki Terpstra. Während Quick-Step nach einem neuen<br />
Titelsponsor suchte, machte Bernaudeau dem 34-jährigen Niederländer<br />
ein Angebot, das Patrick Lefevere nicht halten konnte. Terpstras<br />
große Stärke bei Klassikern macht die Truppe zu einer echten Bedrohung<br />
bei den Frühlingsrennen, bei denen sie traditionell eine aktive,<br />
wenn zugleich aber nicht immer entscheidende Rolle spielte. Eine<br />
Besonderheit des Teams 2018 war, dass 13 der 14 Siege der Mannschaft<br />
im vergangenen Jahr alle vor Juli stattfanden. Mit Terpstras<br />
Ankunft wird vielleicht einer davon ein großer Klassiker sein.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bonifazio, Niccolo ITA 25<br />
Boudat, Thomas FRA 24<br />
Burgaudeau, Mathieu FRA 20<br />
Calmejane, Lilian FRA 26<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
12 21 25<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Cardis, Romain FRA 26<br />
Cousin, Jérôme FRA 29<br />
Gaudin, Damien FRA 32 /<br />
Gene, Yohann FRA 37<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Grellier, Fabien FRA 24<br />
Hivert, Jonathan FRA 33<br />
Journiaux, Axel FRA 23<br />
Ligthart, Pim NED 30<br />
Nauleau, Bryan FRA 30<br />
Ourselin, Paul FRA 24<br />
Petit, Adrien FRA 28<br />
Pichot, Alexandre FRA 35<br />
Quemeneur, Perrig FRA 34<br />
Sellier, Simon FRA 23<br />
Sicard, Romain FRA 31<br />
Taaramäe, Rein EST 31<br />
Terpstra, Niki NED 34<br />
Tulik, Angelo FRA 28<br />
Turgis, Anthony FRA 24<br />
NIKI TERPSTRA<br />
Sich nach acht Jahren bei Quick-Step an ein<br />
traditionelles französisches Team zu gewöhnen,<br />
wird für den Niederländer die größte Heraus forderung<br />
sein. Dafür winkt die ungeteilte Kapitäns -<br />
rolle bei den Klassikern, die er bei QS nie innehatte.<br />
NICCOLÒ BONIFAZIO<br />
Von Bahrain-Merida kommt der junge<br />
italienische Sprinter, der letztes Jahr vier Top-<br />
Fünf-Plätze beim Giro holte und damit Potenzial<br />
bewies. Allerdings konnte er in den letzten zwei<br />
Jahren nur einen einzigen Sieg erringen.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 109
PROCONTI-TEAMS<br />
ISRAEL CYCLING ACADEMY<br />
Gegründet 2015 Teamchef Ran Margaliot Fahrrad De Rosa<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
15 8 5<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
BEN HERMANS<br />
Der Belgier führt das Team bei Rundfahrten an<br />
und revanchierte sich für das Vertrauen mit dem<br />
Sieg bei der Österreich-Rundfahrt. Bei der<br />
Tour of Utah 2018 wurde er Zweiter.<br />
RUBÉN PLAZA<br />
Der 38-jährige Kletterer aus Spanien konnte 2018<br />
fast aus einer Fluchtgruppe heraus eine Giro-<br />
Etappe gewinnen. Davor hatte er sich im April<br />
die dreitägige Vuelta a Castilla y León geholt,<br />
sein erster Sieg seit 2015.<br />
Nachdem die Israel Cycling Academy in der vergangenen<br />
Saison mit dem Giro ihre erste große Rundfahrt absolviert<br />
hat, hofft sie nun auf eine Einladung zur Tour. Während<br />
das Ziel des Teams nach wie vor darin besteht, israelischen Rennfahrern<br />
die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln – mit der Unterschrift<br />
von Itamar Einhorn steigt die Zahl der israelischen Fahrer<br />
für 2019 auf fünf –, wirkt das Team von Jahr zu Jahr interna -<br />
tionaler. Um Schwachstellen zu beseitigen und die Chancen auf<br />
eine Wildcard bei der Tour zu erhöhen, wurden einige World-<br />
Tour-Fahrer verpflichtet. Der Zeitfahrspezialist Matthias Brändle<br />
kommt von Trek, Rudy Barbier und Davide Cimolai sollen den<br />
Sprintern helfen und Tom Van Asbroeck von EF-Drapac erhöht die<br />
Chancen bei den Klassikern.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Avila, Edwin COL 29<br />
Badilatti, Matteo SUI 26<br />
Barbier, Rudy FRA 26<br />
Boivin, Guillaume CAN 29<br />
Brändle, Matthias AUT 29<br />
Carisey, Clément FRA 26<br />
Cataford, Alexander CAN 25<br />
Cimolai, Davide ITA 29<br />
Dempster, Zakkari AUS 31<br />
Dunne, Conor IRL 26<br />
Earle, Nathan AUS 30<br />
Einhorn, Itmar ISR 21<br />
Enger, Sondre Holst NOR 25<br />
Gebremedhin, Awet ERI 26<br />
Goldstein, Omer ISR 22 /<br />
Goldstein, Roy ISR 25<br />
Hermans, Ben BEL 32<br />
Jensen, August NOR 27<br />
Minali, Riccardo ITA 23<br />
Neilands, Krists LAT 24<br />
Niv, Guy ISR 24<br />
Perry, Benjamin CAN 24<br />
Plaza, Ruben ESP 38<br />
Räim, Mihkel EST 25<br />
Sagiv, Guy ISR 24<br />
Sbaragli, Kristian ITA 28<br />
Schreurs, Hamish NZL 24<br />
Turek, Daniel CZE 25<br />
Van Asbroeck, Tom BEL 28<br />
van Winden, Dennis NED 31<br />
110 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
ROOMPOT–CHARLES<br />
Gegründet 2015 Teamchef Michael Zijaard Fahrrad Factor<br />
Wout Van Aert sollte der Star des neu aufgestellten<br />
Teams Roompot-Charles sein, das nach einer Fusion<br />
mit Verandas Willems–Crelan für 2019 entstand. Doch<br />
der dreifache Cyclocross-Weltmeister kündigte seinen Vertrag in<br />
einem erbitterten Streit mit seinen ehemaligen Arbeitgebern, die<br />
sich zunächst mit dem inzwischen nicht mehr existierenden Aqua-<br />
Blue-Team zusammenschlossen. Der Wegfall von Van Aert, der<br />
dann doch bei Jumbo–Visma unterschrieb, ist ein großer Verlust<br />
für das Team. An seine Stelle tritt der ehemalige Querfeldeinstar<br />
sowie Vuelta- und Tour-Etappensieger Lars Boom. Es wird erwartet,<br />
dass der Niederländer die Klassiker-Abteilung anführen wird.<br />
In der Zwischenzeit hofft Boy van Poppel auf Möglichkeiten, nach<br />
sechs Jahren in Treks Sprintzug auf eigene Kappe zu fahren.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Asselman, Jesper NED 28<br />
Boom, Lars NED 33<br />
De Bie, Sean BEL 27<br />
De Witte, Mathias BEL 25<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
5 0 4<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Duyn, Huub NED 34 /<br />
Lammertink, Maurits NED 28 /<br />
Leysen, Senne BEL 22<br />
Livyns, Arjen BEL 24<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Reinders, Elmar NED 26<br />
Riesebeek, Oscar NED 26<br />
Steels, Stijn BEL 29<br />
Timmermans, Justin NED 22<br />
van der Lijke, Nick NED 27<br />
van Ginneken, Sjoerd NED 26<br />
van Poppel, Boy NED 30<br />
van Schip, Jan-Willem NED 24<br />
Van Staeyen, Michael BEL 30<br />
Weening, Pieter NED 37<br />
LARS BOOM<br />
Booms Tour-Etappensieg 2014 auf dem Pavé<br />
von Roubaix ist unvergessen, und er hofft, im<br />
Frühjahr bei derartigen Rennen glänzen zu<br />
können. Er gehört zu den nur fünf Fahrern über<br />
30 und ist auch durch seine Erfahrung wertvoll.<br />
SEAN DE BIE<br />
Der 27-Jährige hat seine Stärken bei den belgischen<br />
Klassikern, kann aber auch sprinten. Das<br />
bewies er mit seinem Sieg beim anstei genden<br />
Finale des letztjährigen Étoile de Bessèges.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Getty Images, BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 111
PROCONTI-TEAMS<br />
VITAL CONCEPT–B&B HOTELS<br />
Gegründet 2018 Teamchef Jérôme Pineau Fahrrad Orbea<br />
SIEGE<br />
2018<br />
6<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
Die größte Herausforderung für das Team von Jérôme Pineau<br />
besteht im zweiten Jahr darin, sich als würdig zu erweisen,<br />
mehr Einladungen zu großen Rennen zu erhalten. Der<br />
Wettbewerb ist jedoch hart und Vital Concept ist immer noch neu<br />
im Rennzirkus. Sechs Profisiege im Jahr 2018 waren ein solider<br />
Erfolg für ein Team, das größtenteils aus jungen Fahrern besteht.<br />
Der dynamische Sprinter Bryan Coquard gewann nicht so viel, wie<br />
er sich gewünscht hätte; sein Etappensieg bei der Tour of Oman<br />
war das Highlight. Aber um die Chancen auf eine große Rundfahrt<br />
und eine der heiß begehrten Wildcards zur Tour zu erhöhen, hat<br />
Pineau in drei erfahrene Franzosen investiert: in Pierre Rolland von<br />
EF-Drapac, den ehemaligen französischen Meister Arthur Vichot<br />
von FDJ und Cyril Gautier von AG2R.<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bagot, Yoann FRA 31<br />
Boeckmans, Kris BEL 31<br />
Cam, Maxime FRA 26<br />
Coquard, Bryan FRA 26<br />
Courteille, Arnaud FRA 29<br />
De Backer, Bert BEL 34<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Ermenault, Corentin FRA 22<br />
Fournier, Marc FRA 24<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, BettiniPhoto<br />
BRYAN COQUARD<br />
Nach zwei verpassten Gelegenheiten wird der<br />
Franzose scharf auf die Tour sein. Der 26-jährige<br />
Sprinter hat die Zeit auf seiner Seite, muss aber<br />
noch beweisen, dass er es mit den Stars der<br />
WorldTour aufnehmen kann.<br />
PIERRE ROLLAND<br />
Der zehnmalige Tour-de-France-Finisher (ein-mal 8.,<br />
zweimal 10.) war bei EF-Drapac vor allem Helfer für<br />
Urán und kann hier endlich auf eigene Rechnung<br />
fahren – eine Rolle, die ihm liegen dürfte.<br />
Garel, Adrien FRA 22<br />
Gautier, Cyril FRA 31<br />
Lammertink, Steven NED 25<br />
Le Bon, Johan FRA 28<br />
Lecroq, Jérémy FRA 23<br />
Manzin, Lorrenzo FRA 24<br />
Morice, Julien FRA 27<br />
Mottier, Justin FRA 25<br />
Müller, Patrick SUI 22<br />
Pacher, Quentin FRA 26<br />
Reza, Kévin FRA 30<br />
Rolland, Pierre FRA 32<br />
Turgis, Jimmy FRA 27<br />
Van Genechten, Jonas BEL 32<br />
Vichot, Arthur FRA 30<br />
112 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
WANTY–GROUPE GOBERT<br />
Gegründet 2008 Teamchef Hilaire Van der Schueren Fahrrad Cube<br />
Wanty-Groupe Gobert, das im dritten Jahr in der Europe Tour<br />
bestplatzierte Team, hat seine Siegesformel gefunden und<br />
wird auch weiterhin alles dafür geben. Das entschlossene<br />
Vorgehen des Teams wurde letztes Jahr mit den drei Tagen von Dion<br />
Smith im Bergtrikot der Tour belohnt. Die Tour-Strecke 2019 passiert<br />
Wantys Heimat in Binche, was das Team hoffen lässt, eine dritte Einladung<br />
zu erhalten. Da Smith und der Klassiker-Fahrer Guillaume Van<br />
Keirsbulck das Team verließen, wird Guillaume Martin mehr Verantwortung<br />
tragen. Seit er 2016 zum Profi wurde und im vergangenen<br />
Jahr den Circuit de la Sarthe gewann, hat sich der Franzose mit dem<br />
Team stetig weiterentwickelt. Auch Sprinter Andrea Pasqualon genoss<br />
sein bisher bestes Jahr mit sechs Etappen-Top-Tens bei der Tour.<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
12 7 9<br />
ALTERSVERTEILUNG<br />
FAHRER NAT. ALTER* JAHRE IM TEAM<br />
Bonifazio, Niccolo ITA 25<br />
Boudat, Thomas FRA 24<br />
Burgaudeau, Mathieu FRA 20<br />
Calmejane, Lilian FRA 26<br />
Cardis, Romain FRA 26<br />
Cousin, Jérôme FRA 29<br />
Gaudin, Damien FRA 32 /<br />
Gene, Yohann FRA 37<br />
Grellier, Fabien FRA 24<br />
Hivert, Jonathan FRA 33<br />
Journiaux, Axel FRA 23<br />
Ligthart, Pim NED 30<br />
Nauleau, Bryan FRA 30<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
–23 24–26 27–30 31–32 33+<br />
FAHRER IM FOKUS<br />
Ourselin, Paul FRA 24<br />
Petit, Adrien FRA 28<br />
Pichot, Alexandre FRA 35<br />
Quemeneur, Perrig FRA 34<br />
Sellier, Simon FRA 23<br />
Sicard, Romain FRA 31<br />
Taaramäe, Rein EST 31<br />
Terpstra, Niki NED 34<br />
Tulik, Angelo FRA 28<br />
Turgis, Anthony FRA 24<br />
ODD CHRISTIAN EIKING<br />
Das einstige Supertalent gewann endlich eine<br />
Etappe – bei der Tour de Wallonie hängte er Tim<br />
Wellens und Fabio Aru ab. Dieses Jahr könnte<br />
entscheidend sein für den Norweger.<br />
GUILLAUME MARTIN<br />
Der 25-jährige Martin galt lange Zeit als neue<br />
französische Rundfahrt-Hoffnung. Ein 21. Platz<br />
bei der Tour war freilich eher enttäuschend; nun<br />
muss er zeigen, was wirklich in ihm steckt.<br />
* Stand: 1. Januar 2019; © Yuzuru Sunada, BettiniPhoto<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 113
PROCONTI-TEAMS<br />
ANDRONI<br />
GIOCATTOLI–<br />
SIDERMEC<br />
Der gute Ruf von Gianni Savio für die Nachwuchsförderung<br />
wurde weiter ausgebaut,<br />
nachdem Ivan Sosa Egan Bernal folgte<br />
und 2019 bei Sky unterschrieb. Mit dem Gewinn<br />
des italienischen Ciclismo-Cups 2018 sicherte<br />
sich das Team seinen Giro-Platz in diesem Jahr.<br />
Eine herausragende Verpflichtung ist Matteo<br />
Pelucchi, der von Bora–hansgrohe kommt.<br />
BARDIANI-CSF<br />
Bardiani ist seit 2010 auf der Wildcard-<br />
Liste des Giro d’Italia präsent und hat in<br />
der vergangenen Saison insgesamt sieben<br />
Siege erzielt, darunter zwei bei der Kroatien-<br />
Rundfahrt und zwei bei der Langkawi-Rundfahrt<br />
– Letztere dank Andrea Guardini, der dort<br />
mittlerweile 24 Erfolge feierte. Der Sprinter wird<br />
Hoffnungsträger des Teams auf Siege sein, nachdem<br />
der Allrounder Giulio Ciccone, der 2016<br />
eine Giro-Etappe gewann, zu Trek-Sega fredo<br />
aufgebrochen ist.<br />
BURGOS-BH<br />
Das spanische Team hatte nach einigen<br />
Dopingverstößen Schwierigkeiten, in<br />
Gang zu kommen. So suspendierten<br />
sich die Spanier selbst für die ersten beiden<br />
Rennen 2019 nach drei Verstößen im letzten<br />
Jahr. Burgos versucht nun zum gewohnten Alltag<br />
zurückzukehren, wobei ihnen der vielversprechende<br />
22-jährige Sprinter Matt Gibson aus<br />
England helfen soll.<br />
Gegründet 1996<br />
Teamchef Gianni Savio<br />
Fahrrad Bottecchia<br />
Gegründet 1982<br />
Teamchef Bruno Reverberi<br />
Fahrrad Guerciotti<br />
Gegründet 2006<br />
Teamchef Julio Andrés Izquierdo<br />
Fahrrad BH Bikes<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
23 12 15<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
7 4 13<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
1 0 0<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Belletti, Manuel ITA 33<br />
Albanese, Vincenzo ITA 27<br />
Bico, Nuno POR 24<br />
Benfatto, Marco ITA 30<br />
Barbin, Enrico ITA 20<br />
Bol, Jetse NED 29<br />
Bisolti, Alessandro ITA 33<br />
Bresciani, Michael ITA 27<br />
Cabedo, Oscar ESP 24<br />
Busato, Matteo ITA 31<br />
Carboni, Giovanni ITA 22<br />
Cubero, Jorge ESP 26<br />
Cardona, Tabares Julian COL 21<br />
Covili, Luca ITA 31<br />
Ezquerra, Jesus ESP 28<br />
Cattaneo, Mattia ITA 28<br />
Guardini, Andrea ITA 26<br />
Fernandes, Jose Carlos POR 23<br />
Fedrigo, Leonardo ITA 22<br />
Maestri, Mirco ITA 27<br />
Gibson, Matthew GBR 22<br />
Florez, Miguel Eduardo COL 22<br />
Maronese, Marco ITA 24<br />
Langellotti, Victor MCO 23<br />
Frapporti, Marco ITA 33<br />
Orsini, Umberto ITA 29<br />
Lopez, Daniel ESP 24<br />
Frapporti, Mattia ITA 24<br />
Pessot, Alessandro ITA 29<br />
Madrazo, Angel ESP 30<br />
Gavazzi, Francesco ITA 34<br />
Romano, Francesco ITA 21<br />
Mitri, James NZL 19<br />
Masnada, Fausto ITA 25<br />
Rota, Lorenzo ITA 27<br />
Peñalver, Manuel ESP 20<br />
Montaguti, Matteo ITA 34<br />
Savini, Daniel ITA 22<br />
Robredo, Alvaro ESP 25<br />
Munzo, Daniel COL 22<br />
Senni, Manuel ITA 27<br />
Rubio, Diego ESP 27<br />
Pelucchi, Matteo ITA 29<br />
Simion, Paolo ITA 20<br />
Sessler, Nicolas BRA 24<br />
Rivera Serrano, Kevin CRC 20<br />
Tonelli, Alessandro ITA 22<br />
Sureda, Jaume ESP 22<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
Spreafico, Matteo ITA 25<br />
Vendrame, Andrea ITA 24<br />
Viel, Mattia ITA 23<br />
Wackermann, Luca ITA 24<br />
Vilela, Ricardo POR 31<br />
114 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
C A JA RU R AL–<br />
SEGUROS RGA<br />
CORENDON-<br />
CIRCUS<br />
DELKO–<br />
MARSEILLE<br />
PROVENCE<br />
Zum achten Mal in Folge erhielt Caja Rural<br />
im Jahr 2018 eine Einladung zur großen<br />
Heimatrundfahrt, aber obwohl das Team<br />
ein fester Bestandteil der Ausreißversuche bei<br />
der Vuelta war, fällt sein letzter Etappensieg auf<br />
2012. Das Team ist in erster Linie sehr jung, sodass<br />
der 34-jährige Sergio Pardilla bei Etappenrennen<br />
weiterhin die Kapitänsrolle übernehmen<br />
wird. Sergei Chernetskii, der von Astana dazustieß,<br />
wird ihn dabei unterstützen.<br />
Dies ist in erster Linie ein Cyclocross-Team,<br />
das dank Mathieu van der Poel auf Pro-<br />
Conti-Niveau aufgestiegen ist. Als ehemaliger<br />
Cross-Weltmeister zeigte der Enkel von<br />
Raymond Poulidor sein Fahrkönnen und gewann<br />
im vergangenen Sommer sechs Rennen. Der<br />
zweimalige Flandern-Sieger Stijn Devolder wird<br />
dem schnellen Holländer bei den Klassikern im<br />
Frühjahr zur Seite stehen.<br />
Die vorläufige Suspendierung von Remy Di<br />
Gregorio, der während Paris–Nizza über<br />
einen negativen Dopingbefund stolperte,<br />
war der Tiefpunkt in einem sonst guten Jahr 2018.<br />
Der Tour- und Giro-Etappensieger Ramunas Navardauskas<br />
übernimmt nach seinem Wechsel aus<br />
Bahrain eine Führungsrolle, während der Sprinter<br />
Brenton Jones seine gute Form nach dem Erfolg im<br />
vergangenen Jahr fortsetzen will.<br />
Gegründet 2010<br />
Teamchef Juan Manuel Hernández<br />
Fahrrad Fuji<br />
Gegründet 2009<br />
Teamchef Philip Roodhooft<br />
Fahrrad Canyon<br />
Gegründet 1974<br />
Teamchef Frédéric Rostaing<br />
Fahrrad Look<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
3<br />
1 11<br />
7<br />
6 0<br />
1<br />
0 0<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Aberasturi, Jon ESP 29<br />
De Bondt, Dries BEL 27<br />
Areruya, Joseph RWA 23<br />
Amezqueta, Julen ESP 25<br />
Devolder, Stijn BEL 39<br />
Combaud, Romain FRA 27<br />
Aranburu, Alex ESP 23<br />
Fagerhaug, Petter NOR 21<br />
De Rossi, Lucas FRA 23<br />
Banaszek, Alan POL 21<br />
Hansen, Lasse Norman DEN 26<br />
El Fares, Julien FRA 33<br />
Cañellas, Xavier ESP 21<br />
Jans, Roy BEL 28<br />
Fedeli, Alessandro ITA 22<br />
Chernetskii, Sergei RUS 28<br />
Janssens, Jimmy BEL 29<br />
Fernandez, Delio ESP 32<br />
Cuadros, Alvaro ESP 23<br />
Meeusen, Tom BEL 30<br />
Filosi, Iuri ITA 26<br />
Gonçalves, Andre POR 29<br />
Meisen, Marcel GER 29<br />
Finetto, Mauro ITA 33<br />
Gonzalez, David ESP 22<br />
Rickaert, Jonas BEL 24<br />
Grosu, Eduard ROU 26<br />
Irisarri, Jon ESP 23<br />
Rouiller, Loris SUI 18<br />
Guerin, Alexis FRA 26<br />
Lastra, Jonathan ESP 25<br />
Stallaert, Joeri BEL 27<br />
Jones, Brenton AUS 27<br />
Malucelli, Matteo ITA 25<br />
van der Poel, David NED 26<br />
Kasperkiewicz, Przemyslaw POL 24<br />
Molina, Antonio ESP 27<br />
van der Poel, Mathieu NED 23<br />
Leveau, Jérémy FRA 26<br />
Mora, Sebastian ESP 30<br />
van Trijp, Maarten NED 25<br />
Moreno, Javier ESP 34<br />
Moreira, Mauricio URU 23<br />
Vermeersch, Gianni BEL 26<br />
Navardauskas, Ramunas LTU 30<br />
Pardilla, Sergio ESP 34<br />
Walsleben, Philipp GER 31<br />
Rochas, Rémy FRA 22<br />
Rodriguez, Cristian ESP 23<br />
Serrano, Gonzalo ESP 24<br />
Soto, Nelson Andres COL 24<br />
Schmidt, Fabien FRA 29<br />
Siskevicius, Evaldas LTU 30<br />
Trarieux, Julien FRA 26<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 115
PROCONTI-TEAMS<br />
EUSKADI-<br />
MURIAS<br />
GAZPROM-<br />
RUSVELO<br />
HAGENS<br />
BERMAN AXEON<br />
Das Spitzenteam des baskischen Radsports<br />
erlebte 2018 eine sehr gute Saison und<br />
beendete sein Vuelta-Debüt mit einem Sieg<br />
auf der 13. Etappe durch Oscar Rodríguez. Eduardo<br />
Prades, ein weiterer Siegesfahrer, wurde mit einem<br />
Vertrag bei Movistar für 2019 belohnt. Das Team<br />
ist fast vollständig baskisch und bietet zudem den<br />
französischen U23-Meister Cyril Barthe auf. Die<br />
baskische Equipe würde gerne die Tour fahren,<br />
was für 2019 jedoch unwahrscheinlich ist.<br />
Um dem Leitsatz, in Jugend statt Erfahrung<br />
zu investieren, weiter zu folgen, hat sich<br />
bei Russlands einzigem ProConti-Team<br />
wieder viel getan: Zehn Profis verabschieden sich,<br />
um Platz für vier neue junge russische Fahrer zu<br />
schaffen. Siege und Spitzenergebnisse waren<br />
knapp gesät, aber die Priorität liegt auf einem soliden<br />
Aufbau der Jungprofis.<br />
Ein neues Jahr, ein Schwung neuer junger<br />
Fahrer für die amerikanische U23-Talentfabrik,<br />
nachdem fünf ihrer Schützlinge<br />
2018 über den Winter in die WorldTour wechselten.<br />
Unter ihnen waren Jasper Philipsen und die<br />
Zwillinge Rui und Ivo Oliveira, die von UAE<br />
Emirates abgeworben wurden. Sechs neue Fahrer<br />
wurden eingestellt, und alle werden an U23-Rennen<br />
oder Profiveranstaltungen teilnehmen.<br />
Gegründet 2015<br />
Teamchef Jon Odriozola<br />
Fahrrad Orbea<br />
Gegründet 2012<br />
Teamchef Renat Khamidulin<br />
Fahrrad Colnago<br />
Gegründet 2009<br />
Teamchef Axel Merckx<br />
Fahrrad Pinarello<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
7<br />
0 0<br />
1<br />
2 7<br />
2<br />
2 2<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Aristi, Mikel ESP 25<br />
Arslanov, Ildar RUS 24<br />
Almeida, Joao Pedro POR 20<br />
Bagües, Aritz ESP 29<br />
Boev, Igor RUS 29<br />
Anderson, Edward USA 20<br />
Barcelo, Fernando ESP 22<br />
Cherkasov, Nicolay RUS 22<br />
Bjerg, Mikkel DEN 20<br />
Barrenetxea, Ander ESP 26<br />
Evtushenko, Alexander RUS 25<br />
Brown, Jonny USA 21<br />
Barthe, Cyril FRA 22<br />
Kobernyak, Evgeny RUS 23<br />
Carvalho, Andre POR 21<br />
Berrade, Urko ESP 21<br />
Kulikov, Vladislav RUS 22<br />
Davis, Cole USA 19<br />
Bizkarra Mikel ESP 29<br />
Kulikovskiy, Alexandr RUS 21<br />
Egholm, Jakob DEN 20<br />
Bravo, Garikoitz ESP 29<br />
Kurbatov, Alexey RUS 24<br />
Garrison, Ian USA 20<br />
González, Mario POR 26<br />
Kurianov, Stepan RUS 22<br />
Holowesko, Liam USA 18<br />
Intxausti, Beñat ESP 32<br />
Nekrasov, Denis RUS 21<br />
Mostov, Zeke USA 22<br />
Irizar, Julen ESP 23<br />
Nych, Artem RUS 23<br />
Quinn, Sean USA 18<br />
Iturria, Mikel ESP 26<br />
Porsev, Alexander RUS 32<br />
Revard, Thomas USA 21<br />
López-Cózar, Juan Antonio ESP 24<br />
Rikunov, Petr RUS 21<br />
Rice, Michael AUS 22<br />
Rodriguez, Oscar ESP 23<br />
Rovny, Ivan RUS 31<br />
Vacek, Karel CZE 18<br />
Rodriguez, Sergio ESP 26<br />
Rybalkin, Aleksey RUS 25<br />
Vermaerke, Kevin USA 18<br />
Saez, Hector ESP 25<br />
Shalunov, Evgeny RUS 26<br />
Zijlaard, Maikel NED 19<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
Samitier, Sergio ESP 23<br />
Sanz, Enrique ESP 29<br />
Udondo, Gotzon ESP 25<br />
Viejo, Jose Daniel ESP 21<br />
Shilov, Sergey RUS 30<br />
Stash, Mamyr RUS 25<br />
Vlasov, Alexander RUS 22<br />
Vorobyev, Anton RUS 28<br />
116 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
MANZANA<br />
POSTOBÓN<br />
NIPPO–<br />
VINI FANTINI<br />
FAIZANÈ<br />
RALLY<br />
CYCLING<br />
In erster Linie eine Institution zur Förderung<br />
kolumbianischer Talente – Nairo Quintana<br />
und Esteban Chaves fuhren hier ihre ersten<br />
Rennen –, deren 19 Fahrer alle aus Kolumbien<br />
kommen. Im vergangenen Jahr wurden alle neun<br />
Siege des Teams bei Rennen in China erzielt. Zu<br />
den acht Neuverpflichtungen gehören der ehemalige<br />
U23-panamerikanische Meister, Eintagesfahrer<br />
und Sprinter Jhonatan Restrepo und der<br />
27-jährige Kletterer Daniel Jaramillo.<br />
Der Höhepunkt ihrer acht Siege im vergangenen<br />
Jahr war der Coppa-Sabatini-Sieg<br />
von José Lobato. Der Kader bleibt stabil,<br />
wird aber durch Moreno Moser verstärkt, einen<br />
ehemaligen Strade-Bianche-Sieger. Das Team gibt<br />
zusätzlich zwei kolumbianischen Fahrern einen<br />
Vertrag und sicherte sich Ruben Acosta und Alejandro<br />
Osorio. Letzterer gewann das Bergtrikot<br />
bei der Tour de l’Avenir.<br />
Im vergangenen Jahr war Brandon McNulty nur<br />
200 Meter davon entfernt, die Königsetappe<br />
der Dubai Tour zu gewinnen. Es war ein Beispiel<br />
für den Schneid des Teams im Angesicht eines<br />
großen Wettbewerbs. Der Medaillengewinner<br />
der U23-Zeitfahr-Weltmeisterschaft bleibt noch<br />
ein weiteres Jahr, bevor er unweigerlich aufsteigen<br />
wird. Svein Tuft, 41, vormals ein wichtiger Motor<br />
bei Mitchelton-Scott, bringt ausreichend Erfahrung<br />
mit ins Team.<br />
Gegründet 2006<br />
Teamchef Alejandro Restrepo<br />
Fahrrad Gios<br />
Gegründet 2008<br />
Teamchef Francesco Pelosi<br />
Fahrrad De Rosa<br />
Gegründet 2008<br />
Teamchef Jonas Carney<br />
Fahrrad Felt<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
9<br />
2 1<br />
8<br />
12 6<br />
2<br />
7 1<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Amador, Juan Jose Col 20<br />
Acosta, Ruben Dario COL 22<br />
Anderson, Ryan CAN 31<br />
Chia, Luis Carlos Col 21<br />
Bagioli, Nicola ITA 23<br />
Britton, Rob CAN 34<br />
Garcia, Jhojan Col 20<br />
Bou, Joan ESP 21<br />
Carpenter, Robin USA 26<br />
Gomez, Bryan Col 24<br />
Canola, Marco ITA 30<br />
Cote, Pier-André CAN 21<br />
Jaramillo, Daniel Col 27<br />
Cima, Damiano ITA 25<br />
Dal-Cin, Matteo CAN 27<br />
Mendoza, Omar Col 29<br />
Cima, Imerio ITA 21<br />
De Vos, Adam CAN 25<br />
Ochoa, Diego Col 25<br />
Hatsuyama, Sho JPN 30<br />
Ellsay, Nigel CAN 24<br />
Osorio, Juan Felipe Col 23<br />
Ito, Masakazu JPN 30<br />
Huffman, Evan USA 28<br />
Paredes, Wilmar Col 22<br />
Lobato, Juan Jose ESP 30<br />
Joyce, Colin USA 24<br />
Parra, Jordan Col 24<br />
Lonardi, Giovanni ITA 22<br />
Magner, Tyler USA 27<br />
Quintero, Carlos Col 32<br />
Moser, Moreno ITA 28<br />
Mannion, Gavin USA 27<br />
Restrepo, Jhonatan Col 24<br />
Nakane, Hideto JPN 28<br />
McNulty, Brandon USA 20<br />
Reyes, Aldemar Col 23<br />
Nishimura, Hiroki JPN 24<br />
Murphy, John USA 34<br />
Saenz, Nicolas Col 21<br />
Osorio, Alejandro COL 20<br />
Murphy, Kyle USA 27<br />
Sierra, Yecid Col 24<br />
Santaromita, Ivan ITA 34<br />
Oronte, Emerson USA 28<br />
Suaza, Bernardo Col 26<br />
Yoshida, Hayato JPN 29<br />
Tuft, Svein CAN 41<br />
Zaccanti, Filippo ITA 23<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 117
PROCONTI-TEAMS<br />
RIWAL<br />
READYNEZ<br />
SPORT<br />
VLAANDEREN–<br />
BALOISE<br />
NERI SOTTOLI–<br />
SELLE ITALIA–<br />
KTM<br />
Das dänische Team steigt mit einer Reihe<br />
von Fahrern aus den skandinavischen<br />
Ländern auf ProConti-Niveau auf. An der<br />
Spitze steht der zuverlässige Zeitfahrer Rasmus<br />
Quaade, der 2013 Sechster der Zeitfahr-Weltmeisterschaft<br />
wurde, bei der Tour of Denmark<br />
Zweiter war und im vergangenen Jahr den Klassiker<br />
Loire Atlantique gewann. Das Hauptziel ist<br />
eine zufriedenstellende Ausbeute bei der Dänemark-Rundfahrt<br />
im August.<br />
Gegründet 2008<br />
Teamchef Steffen Kromann<br />
Fahrrad Pinarello<br />
Das Team von Walter Planckaert, das von<br />
der flämischen Regierung und einer<br />
schweizerischen Versicherungsgesellschaft<br />
gesponsert wird, hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
als Talentschmiede für belgische Fahrer zu dienen,<br />
die zu Größerem berufen scheinen. Das Team<br />
zeigt sich bei Europe-Tour-Rennen und den belgischen<br />
WorldTour-Klassikern. Die Voraussetzung<br />
für einen guten Start ist, dass die A.S.O. einen<br />
Platz bei Paris–Roubaix zuteilt.<br />
Gegründet 1994<br />
Teamchef Christophe Sercu<br />
Fahrrad Eddy Merckx<br />
SIEGE<br />
Die italienische Mannschaft wurde im<br />
Winter neu strukturiert. Sie verlor Jakub<br />
Mareczko, einen Sprinter, der außerhalb<br />
Europas erfolgreich war, an das Team CCC. Er<br />
wurde durch einen Etappenrennfahrer, Dayer<br />
Quintana, ersetzt. Der einzige Sieg des jüngeren<br />
Bruders von Nairo im Jahr 2018 war eine Etappe<br />
beim kolumbianischen Oro y Paz, aber ein Teamwechsel<br />
könnte ihm Raum geben, sein Potenzial<br />
zu entfalten. Das wird wahrscheinlich beim Giro<br />
geschehen, der, sofern das Team eine Wildcard<br />
bekommt, das Hauptziel der Saison sein wird.<br />
Gegründet 2009<br />
Teamchef Angelo Citracca<br />
Fahrrad KTM<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
2018 2017 2016<br />
0<br />
1 0<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
1<br />
0 0<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
12<br />
17 16<br />
Allegaert, Piet BEL 23<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Capiot, Amaury BEL 25<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Brøchner, Nicolai DEN 25<br />
De Ketele, Kenny BEL 33<br />
Bertazzo, Liam ITA 26<br />
Eriksson, Lucas SWE 22<br />
Hagen, Krister NOR 29<br />
Jørgensen, Jonas DEN 32<br />
Kamp, Alexander DEN 25<br />
Kron, Andreas DEN 20<br />
Lunke, Sindre NOR 25<br />
Magnusson, Kim SWE 26<br />
Mørch, Tobias DEN 22<br />
Norsgaard, Mathias DEN 21<br />
Quaade, Rasmus DEN 28<br />
De Pauw, Moreno BEL 27<br />
De Vylder, Lindsay BEL 23<br />
Declercq, Benjamin BEL 24<br />
Deltombe, Kevin BEL 24<br />
Ghys, Robbe BEL 21<br />
Menten, Milan BEL 22<br />
Noppe, Christophe BEL 24<br />
Planckaert, Edward BEL 23<br />
Planckaert, Emiel BEL 22<br />
Sprengers, Thomas BEL 28<br />
Van Gestel, Dries BEL 24<br />
Bevilacqua, Simone ITA 21<br />
Bongiorno, Francesco ITA 28<br />
Fonzi, Giuseppe ITA 27<br />
Fortunato, Lorenzo ITA 22<br />
Gabburo, Davide ITA 25<br />
Marchetti, Moreno ITA 20<br />
Marengo, Umberto ITA 26<br />
Pacioni, Luca ITA 25<br />
Quintana, Dayer COL 26<br />
Raggio, Luca ITA 23<br />
Stokbro, Andreas DEN 21<br />
Van Gompel, Mathias BEL 23<br />
Rosa, Massimo ITA 23<br />
Veyhe, Torkil DEN 28<br />
Van Hecke, Preben BEL 36<br />
Schönberger, Sebastian AUT 24<br />
Vinjebo, Emil DEN 24<br />
Van Poucke, Aaron BEL 20<br />
van Empel, Etienne NED 24<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
Vinther, Troels DEN 31<br />
Wallin, Rasmus DEN 22<br />
Van Rooy, Kenneth BEL 25<br />
Verwilst, Aaron BEL 21<br />
Warlop, Jordi BEL 22<br />
Weemaes, Sasha BEL 20<br />
Willems, Thimo BEL 22<br />
Velasco, Simone ITA 23<br />
Visconti, Giovanni ITA 35<br />
Zardini, Edoardo ITA 29<br />
118 PROCYCLING | MÄRZ 2019
PROCONTI-TEAMS<br />
NOVO<br />
NORDISK<br />
W52<br />
FC PORTO<br />
WALLONIE–<br />
BRUXELLES<br />
Teamchef Phil Southerland erklärte 2018<br />
zu seiner bisher besten Saison. Das Highlight<br />
waren ein Etappensieg und vier weitere<br />
Top-Drei-Plätze bei der als 2.2 eingestuften<br />
Ruanda-Rundfahrt. Aber die Ergebnisse sind nur<br />
ein Teil der Geschichte hinter dem Team: Alle<br />
Athleten sind Typ-1-Diabetiker. Ihr wichtigster<br />
Neuzugang ist der zweifache ungarische Straßenund<br />
Zeitfahrmeister Peter Kusztor. Bei dem<br />
33-Jährigen wurde während einer Routinekontrolle<br />
im vergangenen Jahr Diabetes diagnostiziert,<br />
nachdem er sich bei der Czech Cycling Tour eine<br />
Schlüsselbeinfraktur zugezogen hatte.<br />
Portugal hat zum ersten Mal seit 2008 eine<br />
Mannschaft in den Pro-Rängen. W52 war<br />
in den letzten Jahren die dominante Mann -<br />
schaft der lokalen Rennszene und gewann seit<br />
2013 jedes Jahr die elftägige Volta ao Portugal.<br />
Topfahrer im Team: Raúl Alarcón. Der 32-Jährige<br />
gelangte von der Unbekanntheit ins Rampenlicht,<br />
nachdem er die portugiesische Tour 2017 und<br />
2018 hintereinander gewonnen hatte. Der Aufstieg<br />
bringt nun eine gewisse Chance mit sich,<br />
seine Heimrundfahrt, die Vuelta, zu bestreiten.<br />
Die junge wallonische Mannschaft bringt<br />
eine Reihe junger Fahrer mit, darunter<br />
Mathijs Paasschens, der im vergangenen<br />
Jahr in großen U23-Rennen eine Reihe von<br />
Top-Fünf-Ergebnissen erzielte. Die große Neuigkeit<br />
war die Rückkehr von Baptiste Planckaert,<br />
einem starken Sprinter. Im Jahr 2016, als er zuletzt<br />
im Team war, erzielte er Siege und Top-Fünf-<br />
Plätze in .1- und .HC-Rennen. Nach zwei schwierigen<br />
Jahren bei Katusha ist er nun zurückgekehrt.<br />
Gegründet 2008<br />
Teamchef Vassili Davidenko<br />
Fahrrad Colnago<br />
Gegründet 2004<br />
Teamchef Nuno Ribeiro<br />
Fahrrad Swift Carbon<br />
Gegründet 2011<br />
Teamchef Christophe Brandt<br />
Fahrrad Ridley<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
0 0 1<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
6 12 5<br />
SIEGE<br />
2018 2017 2016<br />
2 3 3<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
FAHRER NAT. ALTER*<br />
Behringer, Oliver SUI 22<br />
Alarcon, Raul ESP 32<br />
Dehaes, Kenny BEL 34<br />
Benhamouda, Mehdi FRA 23<br />
Caldeira, Samuel Jose POR 33<br />
Ista, Kevyn BEL 34<br />
Brand, Samuel GBR 27<br />
Campos, Francisco POR 21<br />
Jules, Justin FRA 32<br />
Calabria, Fabio AUS 31<br />
Carvalho, Antonio POR 29<br />
Liepins, Emils LAT 26<br />
Clancy, Stephen IRL 26<br />
Cesar, Gustavo ESP 38<br />
Lietaer, Eliot BEL 28<br />
Henttala, Joonas FIN 27<br />
Ferreira, José POR 24<br />
Molly, Kenny BEL 22<br />
Irvine, Declan AUS 19<br />
Fonte, Cesar POR 32<br />
Mortier, Julien BEL 21<br />
Kamstra, Brian NED 25<br />
Magalhães, Jorge POR 21<br />
Nommela, Aksel EST 24<br />
Kusztor, Peter HUN 34<br />
Mestre, Daniel POR 32<br />
Paasschens, Mathijs NED 22<br />
Lozano, Riba David ESP 30<br />
Mestre, Ricardo POR 35<br />
Peyskens, Dimitri BEL 27<br />
Mini, Emanuel ARG 32<br />
Pinto, Edgar POR 33<br />
Planckaert, Baptiste BEL 30<br />
Munday, Samuel AUS 20<br />
Reis, Rafael POR 26<br />
Robeet, Ludovic BEL 24<br />
Peron, Andrea ITA 30<br />
Rodrigues, João POR 24<br />
Six, Franklin BEL 22<br />
Planet, Charles FRA 25<br />
Sanchez, Angel ESP 25<br />
Spengler, Lukas SUI 24<br />
Poli, Umberto ITA 22<br />
Saidov, Ulugbek UZB 22<br />
Silva, Joaquim POR 26<br />
Vinhas, Rui POR 32<br />
Taminiaux, Lionel BEL 22<br />
Wirtgen, Tom LUX 22<br />
* Stand: 1. Januar 2019<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 119
WUNSCHLISTE<br />
DIE PRODUKT-HIGHLIGHTS DES MONATS<br />
120 PROCYCLING | MÄRZ 2019
CORRATEC<br />
CCT TEAM<br />
PRO DISC<br />
4.499 €<br />
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Nur ganz knapp über acht Kilo<br />
leicht ist der aktuelle Disc-Renner<br />
der Rosenheimer, dabei attraktiv<br />
ausgestattet: Corratec montiert<br />
die bewährte Shimano Ultegra Di2,<br />
dazu solide Mavic-Laufräder und<br />
einen Kurbelsatz von Rotor. Mit<br />
kurzem Steuerrohr und eher<br />
langem Oberrohr ist das in sechs<br />
Größen erhältliche Rad angenehm<br />
sportlich geschnitten – perfekt für<br />
den Start in die neue Saison.<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 121
WUNSCHLISTE<br />
ROTOR UNO<br />
2.499 €<br />
www.rotorbike.com<br />
Die Gruppe des spanischen Herstellers<br />
fasziniert: Erstmals kann völlig auf<br />
Bowdenzüge verzichtet werden, dabei<br />
kommen Analog-Fans voll auf ihre<br />
Kosten, denn auch die Schaltung wird<br />
hydraulisch angesteuert. Für die<br />
klassische Rennmaschine stehen<br />
hydraulische Felgenbremsen zur<br />
Verfügung; interessant ist, dass die<br />
Komponenten beim Wechsel auf einen<br />
Disc-Renner weiterverwendet werden<br />
können. Zu den Highlights der Gruppe<br />
gehören innovative Schaltfunktionen<br />
wie die Option, das Schaltwerk nach<br />
dem Hinterradeinbau auf jedes beliebige<br />
Ritzel auszurichten; mit 130 Gramm ist<br />
die Elffach-Kassette außerdem<br />
phänomenal leicht.<br />
122 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WUNSCHLISTE<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 123
WUNSCHLISTE<br />
MOLON LABE<br />
ANTARES 3D<br />
ROUBAIX JERSEY<br />
GREG 3D ROUBAIX<br />
P2 BIB TIGHTS<br />
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Das Radmode-Label bietet eine auch<br />
preislich attraktive Winterkombi an. Am<br />
Langarmtrikot sorgen weiches, etwas<br />
schwereres Material, ein hoher Kragen<br />
und die Reißverschlussunterlegung<br />
dafür, dass die Kälte auch bei frischem<br />
Wetter draußen bleibt. Die Trägerhose<br />
aus weichem Roubaix-Material mit<br />
Fleece-Innenseite ist die perfekte<br />
Ergänzung, auch ohne Sitzpolster<br />
erhältlich (minus 20 Euro) und kann<br />
dann über eine kurze Radhose<br />
gezogen werden. Sie ist mit<br />
Reflektoren und einer Rückentasche<br />
im Hüftbereich ausge stattet.<br />
124 PROCYCLING | MÄRZ 2019
WUNSCHLISTE<br />
XENTIS<br />
MARK 3 DISC<br />
3.299 €<br />
www.xentis.com<br />
Ob Zeitfahren, Triathlon oder einfach<br />
nur hohes Tempo: Der außergewöhnliche<br />
Radsatz der österreichischen<br />
Spezialfirma macht bei jeder Gelegenheit<br />
schneller. Die 42 Millimeter tiefen<br />
und 25 Millimeter breiten Felgen<br />
können schlauchlos gefahren werden;<br />
in Monocoque-Bauweise gefertigt, ist<br />
der Radsatz dauerhaft steif. Die Disc-<br />
Version für Centerlock-Scheiben wiegt<br />
1.780 Gramm (946 / 824 g) und ist nicht<br />
nur technisch, sondern auch optisch<br />
eine Augenweide.<br />
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RÄDER<br />
29,80 €<br />
www.covadonga.de<br />
Die Faszination klassischer Rennmaschinen<br />
ist ungebrochen. Alte Hasen erinnern sich<br />
sehnsüchtig an das Material, das sie sich<br />
als Jugendfahrer nicht leisten konnten, und<br />
im Carbonzeitalter aufgewachsene Radler<br />
begeistern sich für rustikale Technik und<br />
anmutig schlanke Formen. Diese findet man<br />
in Gianluca Zaghis Werk in Hülle und Fülle<br />
– vom Vorkriegs-Tourenrad bis zum Young -<br />
timer aus den frühen 90ern. Doch die<br />
zahlreichen stimmungsvollen Fotografien<br />
sind längst nicht alles; schließlich ist das<br />
Buch eine Anleitung, selbst restauratorisch<br />
tätig zu werden. Auf über 200 Seiten führen<br />
diverse Co-Autoren in die Welt von Schel -<br />
lack und Schmirgelleinen, Kurbelkeil und<br />
Konuslager ein – sogar das Neubeziehen<br />
eines Sattels wird beschrieben.<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 125
-Schaufenster<br />
PLZ 20000 PLZ 10000<br />
PLZ 00000<br />
Max-Brauer-Allee 36<br />
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PLZ 50000<br />
PLZ 70000 PLZ 60000<br />
1984<br />
2014<br />
DIANA<br />
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1984<br />
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DAS LETZTE WORT<br />
Jens erwartet,<br />
dass sich<br />
das Regenbogentrikot<br />
2019 in den<br />
Ardennen<br />
zeigt.<br />
JENS VOIGT<br />
Jens freut sich auf die neue Saison und erinnert sich an seine Vorliebe für die frühen Rennen.<br />
Endlich ist es so weit: Die Winterpause<br />
ist beendet. Eine<br />
neue Saison liegt vor uns, voll<br />
von Träumen und großen Hoffnungen<br />
für alle Rennfahrer. Nicht jeder<br />
Traum wird wahr werden, aber das<br />
können wir erst nach Abschluss der<br />
Saison beurteilen. Ich liebe den Beginn<br />
einer neuen Saison – es ist wie<br />
ein leeres weißes Blatt Papier und es<br />
liegt an jedem selbst, eine schöne<br />
Geschichte auf dem Blatt vor sich<br />
niederzuschreiben.<br />
Der Anfang einer besonders spannenden<br />
Geschichte wurde bereits<br />
geschrieben. Team Sky kündigte an,<br />
dass nach vielen Jahren loyaler Partnerschaft<br />
mit dem Team ihr Sponsoring<br />
im Jahr 2020 nicht fortgesetzt<br />
wird. Das wurde kurz vor Weihnachten<br />
bekannt gegeben – ein etwas<br />
seltsames Timing, wenn ihr<br />
mich fragt, aber hey, es ist nicht<br />
mein Team. Ich bin sicher, es gab<br />
einen Plan dahinter.<br />
Das verändert die Dynamik des<br />
gesamten Sports auf eine ziemlich<br />
dramatische Weise. Wir haben jetzt<br />
70 oder noch mehr Menschen mit<br />
einer unsicheren Zukunft, die anfangen,<br />
einen neuen Job zu suchen.<br />
Da ich bei der Tour Down Under<br />
war, als ich diese Zeilen hier<br />
schrieb, kann ich euch sagen, dass<br />
es ein großes Gesprächsthema ist.<br />
Die Gewinner der Tour de France<br />
der letzten Jahre sind zumindest<br />
mit einem Auge auf der Suche nach<br />
einem neuen Team. Als Kapitän<br />
eines Teams sollte man also besser<br />
eine gute Saison haben, um in seiner<br />
Funktion nicht im nächsten<br />
Jahr durch einen Sky-Fahrer ersetzt<br />
zu werden.<br />
Später, bei den Klassikern, dürfen<br />
wir nicht vergessen, dass nach drei<br />
ICH HABE DEN START IN DIE NEUE SAISON ALS<br />
FAHRER IMMER GELIEBT. DU BEKOMMST EIN<br />
BRANDNEUES, SCHICKES FAHRRAD, HELM, BRILLE<br />
UND EIN NEUES OUTFIT. DAS WURDE FÜR MICH<br />
NIE LANGWEILIG. ICH FÜHLTE MICH IMMER WIE<br />
EIN KLEINES KIND AN WEIHNACHTEN.<br />
Jahren nicht mehr Peter Sagan, sondern<br />
Alejandro Valverde dieses Jahr<br />
im Weltmeistertrikot fährt, sodass<br />
wir wahrscheinlich die Regenbogenstreifen<br />
oben in den Ardennen sehen<br />
werden, wie damals, als Cadel Evans<br />
2010 das Flèche Wallonne gewann.<br />
Was passiert bei den Sprintern?<br />
Werden die jungen Stars der Szene<br />
wie Caleb Ewan oder Pascal Ackermann<br />
die alten Könige des Sprints in<br />
den Ruhestand schicken? Oder werden<br />
Mark und Marcel noch mal eine<br />
starke Saison abliefern? Marcel<br />
konnte auf Mallorca ja bereits einen<br />
ersten Sieg ersprinten.<br />
Ich habe den Start in die neue<br />
Saison als Fahrer immer geliebt. Du<br />
bekommst ein brandneues, schickes<br />
Fahrrad, Helm, Brille und ein neues<br />
Outfit. Das wurde für mich nie langweilig.<br />
Ich fühlte mich immer wie<br />
ein kleines Kind an Weihnachten.<br />
Und dann trifft man sich nach Monaten<br />
des meist einsamen Trainings<br />
zu Hause endlich mit allen anderen<br />
Jungs aus dem Team und auch mit<br />
seinen Freunden aus anderen<br />
Teams. Es wird immer viel miteinander<br />
über die letzten Monate geredet<br />
und viel gelacht. Versteht mich<br />
nicht falsch: Wir sind immer hart<br />
und hartnäckig gegeneinander gefahren,<br />
aber auf den Transfers zum<br />
Start oder zurück zum Hotel gibt es<br />
immer ein wenig Zeit zum Plaudern.<br />
Ein weiterer Grund, warum mir der<br />
Beginn der Saison gefallen hat, ist,<br />
dass man nach monatelangem Training<br />
die erste richtige Prüfung des<br />
eigenen Leistungsstandes erhält. Ich<br />
habe immer viel trainiert, also kam<br />
ich selten mit unzureichender Form<br />
in die neue Saison. Aber in Erwartung<br />
einer guten Form zu sein oder<br />
zu wissen, dass man in guter Verfassung<br />
ist, sind verschiedene Dinge.<br />
Ich liebte immer die Bestätigung,<br />
dass sich meine harte Arbeit ausgezahlt<br />
hat. Natürlich liegt am anderen<br />
Ende dieser Skala die totale<br />
Frustration, wenn man schmerzhaft<br />
feststellen muss, dass die Form<br />
nicht da ist, wo man sie haben will.<br />
Der Beginn einer neuen Saison ist<br />
immer ein Moment, in dem man<br />
über das Leben, die Vergangenheit<br />
und die Zukunft nachdenkt. Und<br />
lasst mich euch sagen, dass ich mit<br />
meinem Ruhestand ziemlich zufrieden<br />
bin. Ich verspüre immer noch<br />
keinen Wunsch nach einem Comeback!<br />
Ich liebe unseren Sport ungebrochen,<br />
aber ich kann gut ohne die<br />
Anstrengungen auskommen.<br />
Jens Voigt beendete seine Profi -<br />
karriere 2014 nach 18 Jahren.<br />
Der Berliner war einer der angriffslustigsten<br />
und beliebtesten Fahrer<br />
im Peloton. Unter anderem hielt er<br />
für 42 Tage den Stundenweltrekord.<br />
128 PROCYCLING | MÄRZ 2019
© Getty Images<br />
MÄRZ 2019 | PROCYCLING 129
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Jahresabo beträgt 59,90 Euro (D)<br />
bzw. 79,90 Euro (Ausland).<br />
© 2019 WOM Medien GmbH<br />
16. Jahrgang<br />
Geschäftsführer Dieter Steiner<br />
© Getty Images<br />
70% K<br />
90% K<br />
Das Magazin <strong>Procycling</strong> und die<br />
Internetseite procycling.de sowie<br />
deren Inhalte sind urheberrechtlich<br />
geschützt.<br />
Die Inhalte dürfen weder in Teilen<br />
noch im Ganzen ohne schriftliche<br />
Genehmigung durch den Verlag<br />
reproduziert oder anderweitig<br />
au ßer halb der Grenzen des Ur he ber -<br />
rechts verwendet werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Fotos<br />
und Manuskripte kann keine Haftung<br />
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Gerichtsstand ist Deggendorf.<br />
<strong>Procycling</strong> erscheint in Lizenz der<br />
englischen Originalausgabe von<br />
Immediate Media Co., London, UK.<br />
130 PROCYCLING | MÄRZ 2019
CCT EVO<br />
SECRET<br />
OF<br />
SPEED<br />
Secret of Speed - Eine Kombination aus Aerorennrad und<br />
Racebike ist die magische Formel des superschnellen CCT<br />
EVO´s . Es ist extrem leicht, besitzt aber dennoch einen<br />
besonders steifen Carbon Rahmen, der hervorragende Aerodynamikwerte<br />
mit sich bringt.<br />
Gewicht ab 6,39kg/Sram Red eTap
Storck Fascenario.3 Comp Carbon<br />
Ultegra mech., DT Swiss Laufräder<br />
Storck Carbon Komponenten, 7 kg<br />
ab 2.499,- €<br />
Neu: Jetzt alle Modelle online direkt bei Storck bestellbar.<br />
Auslieferung und Service durch die Storck Stores und Studios<br />
www.storck-bikes.com<br />
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