Einmal kurz vorgestellt: Die Tour de France kommt in Paris an, rollt am letzten Tag über die Champs-Élysées – und es ist kaum noch ein Fahrer dabei. Alles schon dagewesen. 1919 etwa erreichten nur 10 von 69 Fahrern das Ziel. In diesem Jahr hat es immerhin schon 30 Fahrer erwischt. Einige stürzen, andere dagegen scheitern am sogenannten Zeitlimit. Was bedeutet: Einige der schnellsten Rennfahrer der Welt sind schlicht zu langsam.

Und so ist das berühmteste Radrennen der Welt nicht nur an der Spitze spannend, wo der Favorit Christopher Froome gerade von seinem Helfer Geraint Thomas abgehängt wird, sondern auch am Ende des Klassements. Dort spielen sich ebenfalls menschliche Dramen ab, vielleicht sogar die Größeren. Treten, rechnen und bloß nicht verzweifeln – das ist das Motto für viele Profis.

Das Zeitlimit ist eine von den Organisatoren eingeführte Regel. Sie legt fest, bis wann jeder Fahrer ins Ziel kommen muss. Wer das Limit überschreitet, wird disqualifiziert. Die Karenzzeit variiert je nach Länge der Etappe und Tempo des Gewinners. Sie schwankt zwischen 103 und 120 Prozent der Zeit des Etappensiegers.

Sprintetappen fast ohne Sprinter

Vor allem Sprinter tun sich schwer in den Bergen. Als die Tour in die Alpen kam, erwischte es erst Marcel Kittel und Mark Cavendish, dann André Greipel, Fernando Gaviria und Dylan Groenewegen. Was dazu führt, dass die letzten Sprintetappen dieser Tour fast ohne Sprinter auskommen müssen.

Der letzte Ausweg für viele Sprinter ist es, sich in den Bergen in einem Grüppchen zusammenzufinden. "Du steckst da zusammen mit den anderen. Wenn einer leidet, dann warten die anderen. So funktioniert das", erklärte es Mark Cavendish, als er noch bei der Tour war, das Konzept. Vor allem auf Flachstücken ist diese Solidarität praktizierbar. Dort können die Männer mit den dicken Oberschenkeln auch am ehesten den Rückstand zu den kleinen Kletterern vorn kontrollieren.

Die Tour de France 2018 war nicht für Cavendish gemacht. "Gewöhnlich hast du, zumindest bei der ersten Bergetappe der Tour, die Berge am Ende des Tages. Hier aber ging es schon vom Start weg über die Hügel von Annecy – und ich war bereits dort weit über meinem Limit", erzählte der Brite. Am Tag eins des Alpendramas schaffte er das Zeitlimit um knappe 33 Sekunden. Am Tag zwei verpasste er es um mehr als 33 Minuten. Am dritten Tag, als es weitere Kollegen erwischte, war er gar nicht mehr dabei. Die Dauererschöpfung hatte ihren Tribut gefordert.