Kriegsverbrechen :
Izetbegovic soll vor das Haager Tribunal

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Hohe Haftstrafen für bosnische Serben in Den Haag
Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat fünf bosnische Serben zu hohen Haftstrafen verurteilt. Vor das Gericht soll nun auch der frühere Präsident der bosnischen Serbenrepublik, Izetbegovic.

Die Staatsanwaltschaft der bosnischen Serbenrepublik will den Moslemführer und früheren Präsidenten Alija Izetbegovic vor das Kriegsverbrechertribunal der Vereinten Nationen (UN) bringen. Das Tribunal in Den Haag verurteilte unterdessen am Freitag fünf bosnische Serben wegen Mordes und Folter in einem Gefangenenlager in Bosnien zu Gefängnisstrafen zwischen fünf und 25 Jahren.

Die Anklageschrift gegen Izetbegovic enthalte „neue Beweise“ für dessen Schuld an Kriegsverbrechen in den Jahren 1992 bis 1995, erklärte die Regierung in Banja Luka am Freitag. Bei der Klage handele es sich um eine Erweiterung der ersten Anklageschrift von 1996. Einzelheiten sollten in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Über die Klageschrift entscheidet das UN-Tribunal.

Schlüsselfiguren im Bosnienkrieg

Izetbegovic war vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt im kollektiven Staatspräsidium Bosnien-Herzegowinas zurückgetreten. Er war eine der Schlüsselfiguren im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995, in dem 200.000 Menschen getötet wurden.

Hohe Haftstrafen für serbische Kriegsverbrecher

Derweil hat das Haager Kriegsverbrechertribunal fünf bosnische Serben wegen Gräueltaten in dem berüchtigten Lager von Omarska zu hohen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht befand die fünf Männer am Freitag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit während des Bosnien-Krieges für schuldig. Es verurteilte die Angeklagten zu fünf bis 25 Jahren Gefängnis.

Vergewaltigung, Mord, Folter

Die höchste Strafe von 25 Jahren verkündeten die Richter gegen Zoran Zigic (43), der als besonders brutaler Schläger geschildert wurde. Er hatte unter anderem einen Häftling totgeprügelt. 20 Jahre soll Mladjo Radic (49) verbüßen. Ihm wurden vor allem Vergewaltigungen gefangener Frauen, Mord und Folter zur Last gelegt.

Der amtierende Lagerleiter Miroslav Kvocka (44) erhielt sieben Jahre Haft, sein Kollege Dragoljub Prcac (64) aus der Lagerverwaltung fünf Jahre. Unterführer Milojica Kos (38) soll sechs Jahre verbüßen, weil auch er bereitwillig Gefangene gequält und Straftaten von Untergebenen nicht verhindert hat. Vor Gericht hatten sich alle fünf Angeklagten für unschuldig erklärt und beantragt, die Klagen abzuweisen.

Mildernde Umstände

Das Gericht wertete als mildernden Umstand, dass trotz aller Brutalität der Verurteilten andere bei Planung und Vorbereitung der Verfolgung nicht-serbischer Bewohner von Bosnien mehr Schuld auf sich geladen hätten.

Rund 6.000 Moslems und Kroaten waren während des Bosnienkrieges in Omarska und zwei benachbarten Lagern festgehalten worden. Die drei Lager befanden sich in der Gegend um Prijedor im Norden Bosnien-Herzegowinas und waren von Frühjahr bis Sommer 1992 in Betrieb.