Soziale Systeme :
Von wegen Klassenbewusstsein

Von Gerald Wagner
Lesezeit: 4 Min.
Der deutsche Sozialstaat hat keinen guten Ruf.
Wo es große Einkommensunterschiede gibt, sind auch die Armen eher gegen Umverteilung. Verblüffend? Ein italienischer Soziologe hat diese These überprüft.

Der Begriff der sozialen Klasse hat in der Soziologie seine besten Zeiten hinter sich. Konzepte wie Klassenlage oder Klassenbewusstsein spielen im Fach kaum noch eine Rolle. Das liegt zum einen an der Schwierigkeit des Begriffs selbst. Es reicht ja gerade nicht, die Gesellschaft etwa nach dem Haushaltseinkommen zu sortieren, in drei Schubladen einzuteilen und diese Ober-, Mittel- und Unterklasse zu nennen. Wer von Klassen redet, muss auch deren Geschlossenheit unterstellen. Fließende Übergänge und häufige Auf- und Abstiege zwischen den Klassen sprächen dann eher dafür, das Konzept gleich fallenzulassen und statt von einer Klassengesellschaft eher von einer Gesellschaft mit Schichten oder Lagen zu sprechen.

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