VAR-Frust in der Super League – Schiedsrichter-Chef gibt gleich drei Fehlentscheide zu und ärgert sich

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VAR-Frust in der Super LeagueSchiedsrichter-Chef gibt gleich drei Fehlentscheide zu und ärgert sich

Gegen Luzern schiesst Meister YB ein Tor, das fälschlicherweise aberkannt wird. Darüber ärgert sich Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger – genau so wie über zwei Entscheide bei St. Gallen gegen Servette.

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Dieses Tor von Fassnacht hätte zählen müssen.

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Darum gehts

  • Beim 2:1-Heimsieg gegen Servette hatte St. Gallen gleich zweimal viel Glück.

  • Zunächst blieb den Genfern ein Penalty verwehrt.

  • Beim späten St. Galler Siegestor monierten die Gäste ein Foulspiel.

  • Einen glasklaren Fehlentscheid gab es beim Duell zwischen YB und Luzern.

  • Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger ärgert sich gegenüber 20 Minuten wegen gleich drei Fehlentscheidungen.

Ärger in St. Gallen, Ärger in Bern, Ärger in Lausanne und Ärger in Zürich! Gleich vier der fünf Super-League-Partien des Wochenendes erhitzten die Gemüter. Hauptverantwortlich dafür war der Video-Schiedsrichter, der gleich mehrfach für Kopfschütteln sorgte.

Am lautesten war der Aufschrei in der Ostschweiz. Dem Last-Minute-Siegestreffer der St. Galler in der 93. Minute durch Guillemenot ging ein strittiger Zweikampf voraus. «Das war ein Riesen-Foul!», sagte Alain Geiger im SRF-Interview. «Diakité geht mit dem Ellbogen voran in den Zweikampf.» Der Servette-Trainer forderte eine Erklärung vom Schiedsrichter. «Wenn wir uns alle gemeinsam verbessern wollen, müssen wir gemeinsam über solche Situationen sprechen», sagte Geiger.

Foul oder nicht? Dieser Zweikampf vor dem St. Galler Siegestor sorgt für rote Köpfe.

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«Bei dieser Szene wäre es viel einfacher gewesen, die dem Tor vorausgehende Situation auf dem Platz abzupfeifen und auf Freistoss für Servette zu entscheiden», sagt Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger am Montagnachmittag auf Anfrage von 20 Minuten. Die Aussage lässt durchblicken: Für den ehemaligen Spitzenschiedsrichter wäre die Intervention von Diakité wohl als Foulspiel zu tangieren gewesen.

Auf St. Galler Seite sieht man das Ganze etwas anders. «Das 2:1 war aus meiner Sicht ein regulärer Treffer. Der Zweikampf war hart, er trifft aber den Ball», meinte Sportchef Alain Sutter. Noch deutlichere Worte fand Captain Lukas Görtler im Interview mit blue: «Der Schiedsrichter hat die Eier auf dem Platz gehabt. Grössten Respekt für den Schiri, es war kein klarer Fehlentscheid.»

Penalty für Servette

Doch nicht nur der späte Siegestreffer der Espen sorgt für Gesprächsstoff. In der 69. Minute fiel Servette-Stürmer Rodelin nach einem Duell mit Görtler im Strafraum, Schiedsrichter Piccolo liess weiterlaufen. Die Wiederholung zeigte jedoch, dass der St.-Gallen-Captain seinen Gegenspieler klar am Fuss trifft. Der VAR meldete sich aber nicht.

Hier gibt Wermelinger klar und deutlich einen Fehler zu. «Der Genfer Spieler ist zuerst am Ball. Danach wird er vom Verteidiger des FC St. Gallen getroffen. Hier wurden ein Penalty und eine Intervention durch den VAR verpasst», erklärt der Schiedsrichter-Chef.

Görtler bringt Rodelin im Strafraum zu Fall.

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«Wir wurden heute um einen klaren Sieg gebracht»

Gar nichts zu diskutieren gab es am Samstag in Bern. In Unterzahl rannte YB lange einem 0:1-Rückstand hinterher. In der 55. Minute erlöste Fassnacht den Meister mit dem vermeintlichen Ausgleich. Vorlagengeber Ngamaleu stand zuvor klar im Offside – und dennoch hätte der Treffer zählen müssen!

In der Wiederholung ist klar zu sehen, dass das Zuspiel auf den Berner Flügel nicht von Sierro, sondern vom Luzerner Wehrmann kommt. «Wir wurden heute um einen klaren Sieg gebracht», meinte YB-Trainer Wagner nach dem Spiel. «Ich frage mich, wo in dieser Situation der VAR geblieben ist.» Dem Schiedsrichter auf dem Feld könne er keinen Vorwurf machen. «Aber der VAR muss das sehen», sagte Wagner.

Das sieht auch Daniel Wermelinger so. «Das Tor zum 1:1 hätte zählen müssen. Aufgrund des Standorts des Schiedsrichters war es für ihn im Stadion schwer zu beurteilen, wer den Ball gespielt hat. Darum können wir nachvollziehen, dass die Szene auf dem Platz nicht korrekt beurteilt wurde», sagt Wermelinger. Allerdings hätte der Video-Schiri intervenieren müssen: «Der VAR musste in dieser Aktion verschiedene Szenen prüfen. Am Schluss kam er im Bereich des Offside zum nicht korrekten Entscheid.»

Schiedsrichter-Chef ärgert sich

Beim Schiedsrichterverband will man jetzt über die Bücher. «Wir werden, wie nach jeder Runde, intern mit den Beteiligten transparent alles aufarbeiten, damit derartige Fehler in Zukunft - wenn immer möglich - verhindert werden können», erklärt Wermelinger. «Unser Qualitätsanspruch ist, dass wir möglichst wenige klare und offensichtliche Fehler begehen und übersehen. Dies war leider in der letzten Runde nicht der Fall und hat uns sehr geärgert.»

Auch in Lausanne und Zürich kam es am Wochenende zu strittigen Szenen. Im Letzigrund traf Lugano-Captain Sabatini FCZ-Mittelfeldspieler Krasniqi mit der Hand im Gesicht, ein Penaltypfiff blieb jedoch aus. In Lausanne stolperte Ouattara nach einem Laufduell mit GC-Abwehrchef Margreitter in den Strafraum. Schiedsrichter Bieri entschied auf Penalty, auch wenn es wohl schon kurz vor der Strafraumgrenze zum Kontakt kam. Beide Szenen hätten durchaus auch anders interpretiert werden können. Um klare Fehlentscheide wie in St. Gallen oder Bern handelte es sich dabei aber nicht.

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