Postauto-Skandal
Verfahren ausgeweitet: Bundesamt für Polizei ermittelt jetzt auch gegen Ex-AKB-Chef Pascal Koradi

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Pascal Koradi ist ins Visier des Bundesamts für Polizei geraten. (Archiv)

Pascal Koradi ist ins Visier des Bundesamts für Polizei geraten. (Archiv)

Chris Iseli

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) weitet das Verwaltungsstrafverfahren zu den Subventionstricksereien bei Postauto auf eine dritte Person aus. Neu richtet sich die Untersuchung auch gegen Pascal Koradi, den früheren Finanzchef des Post-Konzerns.

Das Verwaltungsstrafverfahren gegen den ehemaligen CFO der Post sei Anfang März wegen Verdachts des Leistungsbetrugs eröffnet worden, schrieb das Fedpol. Das Bundesamt bestätigte einen Bericht der Onlineplattform "blick.ch". Demnach geht es um den Verdacht des Leistungsbetrugs im Sinne von Art. 14 des Verwaltungsstrafrechts.

Der Untersuchungsbericht zum Postauto-Skandal kostete Koradi im letzten Juni seinen Job als Direktor bei der Aargauischen Kantonalbank; Koradi trat zurück. "Ich möchte mit diesem Schritt die Reputation der Aargauischen Kantonalbank schützen", sagte er damals. Er war zwei Jahre lang AKB-Chef.

"Nie angehört"

Koradi betonte auch, dass er weiterhin zu all seinen damaligen Entscheidungen als Finanzchef des Konzerns Post stehe. "Ich bedaure sehr, dass ich bis zum heutigen Zeitpunkt von den heute Verantwortlichen der Post nie angehört wurde. Eine lückenlose Klärung der Vorkommnisse wäre mir persönlich am Herzen gelegen."

Von 2012 bis April 2016 war Koradi Post-Finanzchef. Er wurde im Untersuchungsbericht zum Postauto-Skandal mehrfach genannt. Ihm wurde vorgeworfen, nicht nur von der fraglichen Praxis der Gewinnverschleierung gewusst zu haben. Er soll auch direkt involviert gewesen sein.

Zunächst gegen Unbekannt

Ein Verwaltungsverfahren gegen Unbekannt wurde bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Subventionstricksereien bei Postauto im Februar 2018 vom Bundesrat beschlossen. Mit dem Verfahren wurde das Fedpol betraut, weil dieses nach Ansicht des Bundesrats unbefangen und unabhängig arbeiten kann.

Bei einem Verwaltungsverfahren geht es darum, die festgestellten Unregelmässigkeiten beim Bezug von Subventionen im regionalen Postautoverkehr durch Postauto Schweiz AG strafrechtlich zu prüfen und zu beurteilen. Es ist eine Besonderheit dieses Verfahrens, dass das Fedpol zugleich verfolgende und beurteilende Behörde ist.

Anfang Februar 2018 war bekannt geworden, dass Postauto über zehn Jahre lang im subventionierten Geschäftsbereich Gewinn erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen im Umfang von 205 Millionen Franken bezogen hat. Möglich war dies, weil Mitarbeiter von Postauto die Buchhaltung manipuliert hatten. Die Affäre führte zu zahlreichen Rücktritten, darunter auch von Post-Chefin Susanne Ruoff. (sda/mwa)