Landschaftsschutz
Innerrhoder Streusiedlung ist Landschaft des Jahres

Am Samstag erhält Appenzell Innerrhoden von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz die Auszeichnung "Landschaft des Jahres". Der Erhalt der traditionellen Streusiedlungen ist Ziel des Baugesetzes, das in der Begründung für die Auszeichnung viel Lob erhält.

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Das Baugesetz von Innerrhoden schützt die traditionellen Streusiedlungen.

Das Baugesetz von Innerrhoden schützt die traditionellen Streusiedlungen.

SDA

Verteilt in der Innerrhoder Hügellandschaft liegen die vielen Bauernhöfe - fast immer alleine, meistens mit wenig Abstand zum nächsten Hof. Als wäre die Sage wahr, die erzählt, wie ein Riese auf seinem Weg in Richtung Säntis die von Zwergen gebauten Häuser durch ein Loch im Sack verlor - und in der Landschaft verstreute.

Als fünfte Region seit 2011 wird die Innerrhoder Streusiedlung als "Landschaft des Jahres 2015" ausgezeichnet: Am (morgigen) Samstag wird der mit 10'000 Franken dotierte Preis im Kapuzinerkloster in Appenzell offiziell übergeben.

Existenz für eine Familie

In der Begründung der Stiftung für Landschaftsschutz findet sich auch die Erklärung für die besondere Siedlungsstruktur ausserhalb der Bauzonen: Die Häuser stehen nicht zufällig an ihrem Platz, sondern dort, wo eine Existenz für eine Familie möglich war: Dafür brauchte es Wasser und genügend Futter für zwei bis vier Kühe sowie für Kleinvieh.

Auch die Besonnung spielte ein wichtige Rolle. Das typische Appenzellerhaus stehe frei in der Landschaft, das Wiesland reiche bis zur Hauswand - so werden die Gebäude umschrieben. Zum "Landmark"-Charakter gehören Bäume neben dem Haus als Wetterschutz oder Holundersträucher als Fliegenschutz.

Keine Museumslandschaften

Die Streusiedlungen sind keine Museumslandschaften. Das belegen Daten des Bundes: 38 Prozent der Bevölkerung von Innerrhoden wohnen weiterhin ausserhalb der Bauzonen. Das bedeute Schweizer Rekord. Zwar sei die Tendenz spürbar, dass die Wohngebäude immer weniger von Landwirten bewohnt würden, heisst es in den Ausführungen. Damit nehme auch der Pendlerverkehr zu.

Es gibt allerdings einen Grund, weshalb die traditionellen Siedlungen bisher weitgehend erhalten blieben: Die Stiftung für Landschaftsschutz hält fest, dass "die beispielhaften Bestimmungen im Baugesetz von Innerrhoden" für die Jury einer der Hauptgründe für die Auszeichnung gewesen seien.

Beispielhaftes Gesetz

Im Artikel 1 des seit 2013 geltenden Gesetzes heisst es programmatisch: Es stärke "die baukulturelle Differenzierung zu anderen Landschaften und damit die kontinuierliche Fortführung des einzigartigen appenzellischen Landschaftsbilds".

Um dieses Ziel zu erreichen, wird einerseits die Entwicklung innerhalb der Hauptsiedlungen gestärkt. Zur Strategie gehört auch die primäre Erhaltung der bestehende Gebäude. Falls es zu einem Abriss komme, solle mit dem Neubau "eine gute und nicht nur eine genügende Gesamtwirkung" erzielt werden, heisst es in der Begründung.

Damit werde Appenzell Innerrhoden zu einem Modell für einen sensiblen Umgang mit dem Bauen im Landwirtschaftsgebiet, lobte die Stiftung.