Digitalisierung
Bezahlung mit Bitcoins: Wo liegt die digitale Hauptstadt?

Schon an 190 Orten in der Schweiz kann man mit Bitcoins bezahlen. Den Rekord hält nicht die Pionier-Stadt.

Andreas Maurer
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Bitcoins-Logos zieren das Kongressgebäude in New York, in dem im April 2014 die Inside Bitcoins Konferenz stattfand. (Archiv)

Bitcoins-Logos zieren das Kongressgebäude in New York, in dem im April 2014 die Inside Bitcoins Konferenz stattfand. (Archiv)

KEYSTONE/AP/MARK LENNIHAN

Die Stadt Zug ist stolz auf zwei Weltpremieren. Sie offeriert ihren Einwohnern nicht nur als erste Gemeinde eine Blockchain-Identität. Die Verwaltung akzeptiert auch als erste Behörde die Digitalwährung Bitcoin. Medien berichteten darüber weltweit. Seit der Einführung ist nun ein Jahr vergangen. Die Bilanz fällt bescheiden aus: 16-mal haben Einwohner eine Gebühr mit Bitcoins beglichen, wie die Einwohnerkontrolle auf Anfrage angibt. Weniger als ein Promille der Bevölkerung nutzte also die neue Zahlungsmöglichkeit.

Dieter Müller, Sprecher des Stadtrates, sagt: «Wir sind nicht enttäuscht, weil wir ohnehin nicht davon ausgegangen sind, dass es einen Riesenrun geben wird. Wir wollten ein Signal aussenden und auf unser Crypto-Valley aufmerksam machen.» So wird das Sammelsurium von Startup-Firmen genannt, die am Standort Zug mit der Blockchain-Technologie arbeiten.

Das Cluster ist aus zwei Gründen entstanden. Die Hochschule Luzern betreibt in Zug das Institut für Finanzdienstleistungen, das in der Forschung führend ist. Zudem ist der Kanton für die Blockchain-Firmen wegen der tiefen Steuern attraktiv. Die Bezeichnung Crypto-Valley genügt den Standort-Promotoren allerdings bereits nicht mehr. Eine Vereinigung, die unter anderem von der UBS und vom Kanton getragen wird, vermarktet den Standort seit Frühling als Welthauptstadt der Blockchain.

Zürich vor Genf und Basel

Die Geschäfte der Stadt machen beim Hype allerdings nicht mit. Bitcoin, die bekannteste Blockchain-Anwendung, hat sich auch ausserhalb der Verwaltung in Zug nicht durchgesetzt. Nur bei einem Zahnarzt und einer Treuhandfirma kann man noch damit zahlen. Eine Auswertung von Daten der Plattform Coinmap.org zeigt: Die Bitcoin-Hauptstadt der Schweiz ist Zürich, wo die Digitalwährung in 26 Betrieben wie Cafés oder Läden angenommen wird.

Auf dem BitcoinPodest stehen zudem Genf mit 16 und Basel mit 9 Zahlungsmöglichkeiten. Andere europäische Städte sind nicht viel weiter. In Frankfurt sind zehn Bitcoin-Adressen registriert, in Paris 50, in Berlin 60 und in London 95. Insgesamt kann man in der Schweiz an 190 Orten mit Bitcoins zahlen. Das sind vierzig Prozent mehr als vor einem Jahr.

In der Schweizer Bitcoin-Hauptstadt Zürich hält die Regierung wenig von der Offensive der Zuger Kollegen. Auf einen Vorstoss der Grünliberalen teilte der Stadtrat mit, er rechne kurz- bis mittelfristig nicht mit einem Durchbruch der Kryptowährungen im täglichen Gebrauch.