1. Nachrichten
  2. Familie
  3. Erziehung
  4. Familie
  5. Hohe Dunkelziffer: Warum den Opfern weiblicher Sextäter niemand glaubt

Hohe Dunkelziffer: Warum den Opfern weiblicher Sextäter niemand glaubt
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
ENFANT MALTRAITE
Colourbox.de Experten warnen vor einer Bagatellisierung von sexuellen Übergriffen durch Frauen.

Missbrauchskandale wie im englischen Rotherham erschüttern die Öffentlichkeit. Auffallend: Fast immer berichten Medien in solchen Fällen über Männer als. Dass auch Frauen Kinder oder ihre Partner missbrauchen, ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Doch das ist falsch.

Eine Frau missbraucht ihren Partner oder sogar ein Kind. Als Täterin wird sie trotzdem nicht wahrgenommen. In der Gesellschaft existieren Frauen als Täter nach Ansicht von Experten de facto nicht. So gibt es keine offiziellen Zahlen zur Missbräuchen durch Frauen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Sexuell gewalttätige Frauen

Dementsprechend warnen Fachleute vor einer Bagatellisierung von Gewalt und sexuellen Übergriffen, die von Frauen ausgehen. Sogar erwachsene Männer können Betroffene häuslicher Gewalt werden, sagt die Sexualwissenschaftlerin Astrid Herrmann-Haase im Interview. Sie arbeitet in Magdeburg als Therapeutin mit jungen Menschen, die zu Sexualtätern wurden. Wissenschaftlich beschäftigt sie sich mit sexuell gewalttätigen Frauen. Im Landesverband Sachsen-Anhalt der Organisation pro familia ist Herrmann-Haase als stellvertretende Vorstandsvorsitzende tätig.

FOCUS Online: In der Öffentlichkeit kommen Frauen als Täterinnen bei sexueller Gewalt eigentlich nicht vor. Entspricht das der Realität? 

Herrmann-Haase: Es ist tatsächlich so, das zeigen bisherige Forschungen: Frauen existieren als verurteilte Sexualstraftäterinnen kaum. Die polizeiliche Kriminalstatistik zum Beispiel gibt kaum etwas her, aber es gibt mit Sicherheit eine sehr große Dunkelziffer. Denn aus unserer therapeutischen Praxis und der quantitativen Forschung wissen wir, auch Frauen, darunter Ehefrauen, Mütter und Großmütter, können gewalttätig werden und Grenzen verletzen. Sie werden aber nicht so wahrgenommen. Für die Gesellschaft gibt es eigentlich nur den klassischen männlichen Täter. Einer Frau wird nicht zugetraut, dass sie auch vergewaltigen und sexuell übergriffig werden kann. 

FOCUS Online: Aber genau das passiert?           

Herrmann-Haase: Insbesondere sexuelle Übergriffe von Frauen an Männern oder Jungen sind hochgradig stigmatisierte und tabuisierte Themen. Ein erwachsener Mann, der sich von einer Frau sexuell missbrauchen lässt - ich sage das jetzt mal bewusst so - wirkt für die Gesellschaft leider so, als würde er sich missbrauchen lassen, als würde er das wollen und es doch gut finden müssen. Fakt ist, dass Männer oder auch Jungen sehr darunter leiden, dass sie keine geeignete Therapie bekommen, weil sie nicht als Betroffener sexueller Gewalt durch eine Frau gesehen werden, sich selbst womöglich auch gar nicht so sehen und sich auch dafür schämen. Da braucht es noch sehr viel Aufklärung und mehr Hilfsangebote. 

FOCUS Online: Welche Rolle spielt dabei das althergebrachte Bild des starken Mannes, womöglich auch des Machos, in der Gesellschaft?   

Herrmann-Haase: Eine sehr große Rolle. Männer sollen stark und fähig sein. Männer bestimmen über Sex und dessen Grenzen. Zum Beispiel endet bei heterosexuellem Kontakt der Geschlechtsverkehr immer noch häufig, wenn der Mann einen Orgasmus hat - die Lust der Frau bleibt außen vor und wird übergangen. Daher bewerten Männer oft sexuell grenzverletzende Situationen ausgehend von Frauen auch anders. Männer haben eine sehr große Hemmschwelle, sich als Betroffene sexueller Gewalt zu outen, sogar Fachleuten, Therapeuten gegenüber.

Video: Mindestens 1400 Kinder in Rotherham vergewaltigt 

lit/dpa
Zum Thema
Wenn politische Korrektheit Missbrauch ermöglicht

Vergewaltigungen in Rotherham

Wenn politische Korrektheit Missbrauch ermöglicht

Legat: Mein Vater missbrauchte mich, meine Brüder schlugen mich

Prügelattacken und Demütigungen

Legat: Mein Vater missbrauchte mich, meine Brüder schlugen mich

Sechsjährige erwacht aus Koma: Eltern richten Bitte an Öffentlichkeit

"Unserer Tochter geht es langsam besser"

Sechsjährige erwacht aus Koma: Eltern richten Bitte an Öffentlichkeit

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch