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Ähnlich wie bei Menschen Spinne zieht Jungtiere mit Milch auf

Sieht nicht danach aus, geht aber liebevoll mit ihrem Nachwuchs um: Toxeus magnus.

Sieht nicht danach aus, geht aber liebevoll mit ihrem Nachwuchs um: Toxeus magnus.

(Foto: Sarefo, CC BY-SA 3.0)

Das Aufziehen des Nachwuchses mit Milch ist nicht allein Säugetieren vorbehalten: Chinesische Forscher haben eine Spinne beobachtet, die ihre Nachkommen ebenfalls mit einer Art Milch füttert. Und diese überrascht mit ihrer Zusammensetzung.

Chinesische Forscher haben eine Spinne entdeckt, die in einer Hinsicht dem Menschen ähnelt: Die Verhaltensökologen Chen Zhanqi und Quan Rui-Chang gaben bekannt, dass eine von ihnen untersuchte Springspinne Milch für ihre Nachkommen produziert - und zudem über einen langen Zeitraum Brutpflege betreibe, wie das Wissenschaftsmagazin "Science" berichtet.

Die Spinnenart Toxeus magnus habe ihre Nachkommen sogar bis ins artenspezifische Teenageralter gesäugt, berichten die Forscher. Zunächst verteilen die Weibchen nach dem Schlüpfen der Spinnenbabys kleine Tröpfchen ihrer Milch im Nest. Diese werden von den Spinnenbabies zunächst aufgesaugt, nach einer Weile reihen diese sich jedoch direkt am Geburtskanal der Mutter auf, um dort die Milch zu schlürfen.

Auch wenn die Jungtiere nach 20 Tagen damit beginnen, außerhalb des Nests zu jagen, kehren sie laut der Studie immer noch zur Mutter zurück, um deren Milch zu trinken. Dies tun sie solange, bis sie selbst geschlechtsreif werden. Eine derart lange Brutpflege fast bis ins Erwachsenenalter ist nur von wenigen Arten bekannt, etwa den Elefanten und eben den Menschen.

Viermal so viel Protein wie Kuhmilch

Die beiden Forscher stellten bei der Analyse der Milch zudem Erstaunliches fest: Diese enthält viermal so viel Protein wie die Milch von Kühen. Weitere Bestandteile sind Fett und Zucker. Quan vermutet, dass die "Milch" aus verflüssigten Eiern der Spinne besteht, die unbefruchtet aus dem Geburtskanal ausgeschieden werden. Von einigen anderen Arten von Wirbellosen und Amphibien ist bereits bekannt, dass sie unbefruchtete Eier legen, um ihre Nachkommen zu füttern.

Das Säugen der eigenen Brut mit flüssiger Milch direkt am Körper - und das noch über einen längeren Zeitraum - ist unter Insekten und anderen Wirbellosen wie Spinnen jedoch ein erstmals beobachteter Vorgang. Sogar unter Wirbeltieren ist es eine Seltenheit, mit Ausnahme der Säuge- und Beuteltiere. Der Fund zeige daher, dass für ein derartiges Verhalten kein komplexer Denkapparat vonnöten sei, kommentiert der nicht an der Studie beteiligte Verhaltensökologe Nick Royle von der britischen Universität in Exeter.

Ähnliche Fälle bereits beobachtet

Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass auch andere Spinnenarten ihre Nachkommen mit Körperausscheidungen füttern. So wurde bei einer Studie zur Trichternetzspinne Coelotes in den 90er-Jahren festgestellt, dass deren Kinder sich von einer gelben Flüssigkeit oder bräunlichen Ballen ernährten, die im Netz der Mutter hingen. Die Weibchen der Spinnenart Amaurobius legt zudem "nackte" Eiersäcke ab, welche der Nachwuchs sofort verspeist.

Warum Spinnen ihre Nachkommen auf dies Art und Weise versorgen, dazu hat Royle eine Erklärung parat: Es könnte daran liegen, dass es keine andere Form der Nahrung für neugeborene Spinnen gibt oder dass diese vor Erreichen der Geschlechtsreife sehr wahrscheinlich Fressfeinden zum Opfer fallen. So würden Mutterspinnen nur in derartigen Extremsituationen zu einem "Helikopter"-Elternteil, vermutet der Wissenschaftler.

Quelle: ntv.de, kst

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