WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Debatte
  3. Kommentare
  4. Muslime integrieren sich schlechter als andere Minderheiten

Meinung Integration

Muslimische Migranten müssen sich besser anpassen

Chefökonomin
Türken in Deutschland Türken in Deutschland
Wenn es nicht gelingt, dass sich gerade auch die muslimischen Frauen assimilieren (dürfen), werden auch ihre Kinder nie ganz in Deutschland ankommen
Quelle: picture alliance / dpa
Manche Muslime bleiben häufiger unter sich, reden oft nur schlechtes Deutsch und geben die Probleme an die nächste Generation weiter. So schaden sie sich selbst – und der Mehrheitsgesellschaft.

Gehört der Islam zu Deutschland? Wie gut integriert sind Muslime in die hiesige Gesellschaft? Kaum ein anderes Thema treibt die Bürger derart um. Angesichts der großen Zahl an muslimischen Flüchtlingen regt sich bei vielen Menschen Skepsis. Zumal die Erfahrung zeigt, dass sich in der Vergangenheit Muslime in Deutschland mit der Integration schwerer taten als andere Migrantengruppen. So lebt heute, 50 Jahre nach Ankunft der ersten Gastarbeiter, ein Drittel der türkischstämmigen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Zwar gibt es beeindruckende Karrieren von Künstlern, Unternehmern oder Politikern. Doch können solche Erfolgsgeschichten nicht darüber hinwegtäuschen, dass überproportional vielen Deutschtürken der soziale Aufstieg nicht gelingt. Denn obwohl sie mittlerweile oft in zweiter oder dritter Generation hier sind, liegen sie sowohl beim Einkommen als auch bei den Schul- und Berufsabschlüssen hinter allen anderen großen Migrantengruppen.

„Wir wollen keine Ghettos schaffen“

Wie kann Integration, etwa von syrischen Schülern, in Deutschland auch sozial gelingen? Der „Aktionsrat Bildung“ hat dazu nun eine Plan entwickelt: „Enge Betreuung - aber auch viel Normalität.“

Quelle: Die Welt

Muslime tun sich indes nicht nur in Deutschland mit der Integration schwer. Auch in anderen europäischen Ländern zählen muslimische Migranten zu den Schlusslichtern auf dem Arbeitsmarkt. Dies gilt für die Türken in Deutschland und Österreich ebenso wie für Nordafrikaner in Frankreich und Belgien oder Pakistani und Bangladeschi in Großbritannien. Der in Berlin lehrende niederländische Migrationsforscher Ruud Koopmans macht dafür weniger Diskriminierung als in erster Linie die fehlende Bereitschaft verantwortlich, sich an die Kultur der Wahlheimat anzupassen.

Wie seine Studien zeigen, neigen Muslime häufiger als andere Zuwanderer dazu, unter sich zu bleiben. Man zieht in bestimmte Bezirke, wo sich dann Ghettos bilden. Sprachliche Verständigungsprobleme prägen den Alltag, zumal oft auch Zeitungen und TV-Sendungen weiter in der Muttersprache konsumiert werden.

Frauen sind weniger berufstätig

Freunde und Bekannte gehören im Regelfall derselben ethnischen Gruppe an. Das Gleiche gilt für die Ehepartner, die nicht selten aus der alten Heimat beziehungsweise der Heimat der Eltern zu Heiratszwecken nachkommen. Auf diese Weise wird dann das Sprachproblem von einer Generation an die nächste weitergegeben.

Hartnäckig halten sich in diesen Kreisen überdies die Auffassungen über die Rolle der Frau, die stark von der heute in Europa gängigen Einstellung abweicht. Verglichen mit Französinnen, Britinnen oder Deutschen sind muslimische Frauen seltener berufstätig. Damit entgeht ihnen oftmals die Gelegenheit, Kontakte zur angestammten Bevölkerung zu knüpfen, wie dies für andere Ausländer meist selbstverständlich ist. Und so ist denn auch die Integration für die nachwachsende Generation von Beginn an erschwert.

So kann Integration funktionieren

Was versteht man unter erfolgreicher Integration? Und wie geht man gegen Diskriminierung vor? Die Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln, Franziska Giffey (SPD), spricht dazu im N24-Studio.

Quelle: Die Welt

Die meisten Muslime, die es in Deutschland schaffen, die soziale Leiter emporzusteigen, haben den Problembezirken entweder frühzeitig den Rücken gekehrt oder wuchsen gar nicht dort auf. Doch zu viele sind in ihren Milieus gefangen. Die Kinder besuchen Kindergärten und Schulen mit hohem Migrantenanteil und lernen somit oft nie richtig Deutsch. Das ist fatal. Denn mehr noch als der Arbeitsmarkt ist das Bildungssystem der Schlüssel für eine gelingende Integration.

Vor allem die Versäumnisse im frühen Kindesalter sind nicht wieder aufzuholen. Bildungsstudien zeigen, dass in Klassen, in denen mehr als 40 Prozent der Schüler die deutsche Sprache nicht beherrschen, die Unterrichtsqualität extrem absackt.

Die Bildungsstandards sind zu niedrig

Und selbst mit hervorragender personeller und materieller Ausstattung kann ein guter Standard dann nicht mehr erreicht werden. Mittlerweile haben 35 Prozent der Kinder hierzulande ausländische Wurzeln, und in vielen Städten Westdeutschlands liegt diese Quote noch deutlich darüber.

Anzeige

Nur wenn die Integration vor allem der muslimischen Kinder in Zukunft besser gelingt als bislang, wird sich verhindern lassen, dass große Teile der hier aufwachsenden Jugendlichen – mit oder ohne Migrationshintergrund – die Schule mit gewaltigen Wissenslücken verlassen. Zumal schon heute Wirtschaft und Universitäten beklagen, dass die Standards in den vergangenen Jahren immer weiter abgesenkt wurden und keineswegs alle Abiturienten über die ihnen attestierten Fähigkeiten etwa im Rechnen und Schreiben verfügen.

Aktionsrat empfiehlt niedrigere Ausbildungsstandards

Flüchtlingen fehlte es für einen Job oft an Deutschkenntnissen und Bildungsabschlüssen. Bildungsforscher plädieren daher für „theorieentlastete zweijährige Ausbildungsberufe“ und Teilqualifizierungen.

Quelle: Die Welt

Verheerend ist deshalb, dass einflussreiche Bildungsexperten den Lehrern jetzt empfehlen, aus Rücksicht auf die Migranten weniger Fachbegriffe im Unterricht zu verwenden. Statt das Niveau für alle abzusenken, sollte besser die Sprachförderung schon in den Kindergärten und Grundschulen intensiviert werden, damit jedes Kind die Chance auf eine erfolgreiche Bildungskarriere hat. Ein entwerteter Schulabschluss nutzt keinem etwas. Denn am Arbeitsmarkt werden nur die Ausbildungsreifen auf Dauer Fuß fassen.

Das Beispiel Kanadas zeigt, dass es durchaus möglich ist, viele ausländische Kinder erfolgreich ins Bildungssystem zu integrieren. Allerdings kommen die Neuzuwanderer dort erst nach einer hoch konzentrierten Sprachförderung, die sofort nach der Ankunft beginnt, in die Regelschulen. Dass die Eltern zumeist über eine gute Schulbildung verfügen und zudem Englisch beziehungsweise Französisch können, erleichtert die Integration. Und ganz anders als in Deutschland schwankt die Zahl der Neuankömmlinge von Jahr zu Jahr in Kanada kaum. Somit können die Schulen planen.

Keine optimale Planung wie in Kanada

Dagegen wurden die hiesigen Bildungseinrichtungen vom Flüchtlingsandrang überrascht. Entsprechend sind die Bedingungen in den stark betroffenen Lehranstalten vielerorts mehr chaotisch als optimal. Hinzu kommt, dass häufig gar nicht klar ist, wer in Deutschland bleiben darf und wer das Land wieder verlassen muss.

Um die Integrationschancen für diejenigen mit guter Bleibeperspektive zu erhöhen, müssen die Flüchtlinge möglichst gleichmäßig überall im Land verteilt werden. Denn schon jetzt zeigt sich, dass sich ethnische Gruppen in bestimmten Städten konzentrieren.

Deutschland bekommt sein erstes Integrationsgesetz

Die Koalitionsspitzen haben sich auf ein Integrationsgesetz, ein Anti-Terror-Paket und eine Arbeitsmarktreform geeinigt. Weitere strittige Punkte bleiben zunächst offen.

Quelle: Die Welt

Das geplante Integrationsgesetz setzt hier an. Doch gegen den Willen der Betroffenen wird man sie kaum auf Dauer irgendwo halten können. Die Gefahr, dass sich neue Ghettos bilden, ist beträchtlich. Und auch wegen der unter den muslimischen Flüchtlingen verbreiteten Ansichten über die Geschlechterrollen droht Deutschland eine Verschärfung der schon lange existierenden Integrationsprobleme.

Wenn es nicht gelingt, dass sich gerade auch die Frauen assimilieren (dürfen), werden auch ihre Kinder nie ganz in Deutschland ankommen. Zu viel gut gemeinte Toleranz, das lehrt die Vergangenheit, schadet am Ende sowohl den Muslimen selbst als auch der Mehrheitsgesellschaft.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema