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Wirtschaft Wegen VW-Abgasaffäre

Toyota läutet das Ende des Diesel-Motors ein

Hybrid statt Diesel: Toyota-Chef Akio Toyoda präsentiert den neuen Prius auf der Tokyo Motor Show Hybrid statt Diesel: Toyota-Chef Akio Toyoda präsentiert den neuen Prius auf der Tokyo Motor Show
Hybrid statt Diesel: Toyota-Chef Akio Toyoda präsentiert den neuen Prius auf der Tokyo Motor Show
Quelle: REUTERS
Volkswagens „Dieselgate“ beschleunigt das Ende des Dieselmotors. Die japanische Autoindustrie konzentriert sich nun verstärkt auf E-Autos, um den CO2-Ausstoß zu senken. Mit einer großen Ausnahme.

Die japanische Autoindustrie verabschiedet sich schrittweise vom Dieselantrieb. Toyota hat angekündigt, künftig keine neuen Dieselmotoren mehr zu entwickeln. Honda, Nissan und Mitsubishi erklärten, die Entwicklungsstrategie ihrer Pkw-Flotten auf vollkommen schadstofffreie Modelle auszurichten – also in Zukunft ganz auf Autos mit Verbrennungsmotoren verzichten zu wollen.

Einzige Ausnahme ist der Hersteller Mazda, der allerdings häufig und erfolgreich Sonderwege geht. Doch auch Mazda will sein Modell 6 nicht wie geplant als Dieselvariante auf den US-Markt bringen. „Wir haben dieses Projekt vorerst zurückgestellt“, sagte ein Sprecher.

VW muss 540.000 Diesel-Wagen umbauen

VW-Fahrer müssen sich auf umfangreichere Umbauten bei ihren Autos einstellen als bislang bekannt. Es sind offenbar größere technische Änderungen als ein Austausch der manipulierten Software nötig.

Quelle: Die Welt

Die Japaner rücken schon geraume Zeit vom Diesel ab, durch die Abgasaffäre Volkswagens wurde die Entwicklung beschleunigt. „Wir erleben hier einen globalen Trend in der Automobilindustrie“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel. „Die Entwicklung von Dieselmotoren ist ohnehin teurer als die von Benzinern. Wenn jetzt nach den Manipulationen von Volkswagen die Testverfahren verschärft werden, wird die Abgasreinigung aufwendiger. Dann rechnet sich der Diesel häufig nicht mehr“, sagt Bratzel. „Die Selbstzünder haben ihren Höhepunkt als Antriebsart überschritten.“

Toyota will Flottenemissionen um 90 Prozent senken

Toyota will zum Beispiel bis 2050 die durchschnittlichen CO2-Flottenemissionen der Neuwagenflotte weltweit um 90 Prozent gegenüber 2010 senken. Um auf diesen Wert zu kommen, müssen die Japaner auf Autos mit Verbrennungsmotor praktisch verzichten. Diesel-Motoren sind zwar effizienter als Benziner, sie stoßen bei gleicher Laufleistung weniger CO2 aus. Aber sie gelten als „schmutzige Autos“, weil sie Stickoxide in die Luft blasen und damit für Menschen ein direktes Gesundheitsrisiko sind.

Diese Modelle sind vom VW-Skandal betroffen

Kein Skandalende bei Volkswagen: Der Konzern gestand, dass er bei 800.000 Autos die CO2-Werte zu niedrig angegeben hat. Betroffen sind Diesel- und Benzinmotoren der meistverkauften Modelle bei VW.

Quelle: Die Welt

„Wir setzen stark auf Hybridmodelle und auf Autos mit Brennstoffzellenantrieb“, sagte ein Toyota-Sprecher. 2020 will Toyota 30.000 Brennstoffzellenautos verkaufen und dann jedes Jahr mehr. Eigene Dieselmotoren baut Toyota schon jetzt kaum mehr. Derzeit läuft noch ein Diesel mit 1,4 Litern Hubraum vom Band, die Versionen mit 1,6 und 2,0 Litern werden bereits von BMW gekauft und in die eigene Modelle eingebaut.

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„Eine Weiterentwicklung der Selbstzünder in dieser Liga ist nicht mehr vorgesehen“, sagte der Sprecher. Ausnahmen sind die Varianten mit größeren Hubraumklassen für Pick-ups oder schwere SUV. Die allerdings laufen unter der Kategorie „leichte Nutzfahrzeuge“.

Die Popularität des Diesels schon länger auf dem Rückzug

Auch Honda und die anderen japanischen Autobauer verzichten auf den Diesel, um die CO2-Emissionen zu senken. Honda hatte jüngst sein zweites Brennstoffzellenauto vorgestellt. Nissan war Vorreiter bei Elektroautos und kauft seine Dieselmotoren beim Allianzpartner Renault – Tendenz sinkend.

„Den Micra bieten wir inzwischen nicht mehr als Dieselvariante an. Ingesamt ist es fraglich, wie lange man kleinere Modelle überhaupt noch als Diesel anbietet“, sagt Nissan-Sprecher. Man habe schon vor der Dieselaffäre bei Volkswagen einen schleichenden, weltweiten Rückgang bei der Popularität des Diesel-Pkw festgestellt, „vor allem bei kleineren Fahrzeugmodellen“.

Renault-Nissan-Präsident Carlos Ghosn ist ebenfalls skeptisch, was die Zukunft des Diesels betrifft – dabei hat gerade Renault lange stark auf die Selbstzünder gesetzt. „Der VW-Skandal wird den Diesel in den USA und in Japan jedenfalls nicht populärer machen“, hatte Ghosn jüngst in Tokyo gesagt. Von ihren „Clean Diesel“-Träumen in Nordamerika müssten sich gerade die deutschen Hersteller wohl verabschieden, deutete Ghosn an: „Im besten Falle wird der Marktanteil des Diesels stabil bleiben.“

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Mitsubishi will sich ebenfalls auf E-Autos konzentrieren. 2020 soll der Anteil von Batterieautos und Plug-ins, also Varianten, die man an Steckdosen laden kann, bei 20 Prozent der Gesamtflotte liegen. „Unser Fokus liegt klar auf der Elektromobilität und nicht auf dem Diesel“, sagt ein Sprecher. Nur bei schweren Modellen wie dem Pajero ist ein Diesel noch längere Zeit vorstellbar.

Japan, China und die USA sind traditionell keine Diesel-Märkte

„Den Japanern wird der Abschied vom Diesel leichtfallen. Sie haben in diesen Segment keine Kernkompetenz, und in den Stammmärkten der japanischen Hersteller spielt der Diesel kaum eine Rolle“, sagt Stefan Bratzel. In den USA werden bislang kaum Pkw mit Dieselmotoren verkauft, in China so gut wie nicht.

In Japan lag der Anteil der Selbstzünder bei den Pkw-Flotten jahrelang bei unter einem Prozent, zuletzt war er – vor allem durch das Engagement von Mazda – auf drei Prozent geklettert.

Die teure Entwicklung von Dieseln lohnt sich also für die Japaner nicht, und das gilt im Grundsatz auch für die amerikanischen Autobauer. Sie bauen zwar weiterhin Autos mit Dieselvarianten, aber das im Fall von Ford und der GM-Tochter Opel nur für den europäischen Markt.

Dort wird sich der Diesel als Antrieb auch noch geraume Zeit halten. „Ohne können die Hersteller, vor allem aus Deutschland, die von der EU verordneten CO2-Grenzwerte nicht einhalten“, sagt Bratzel. Bei Autos mit alternativen Antrieben hinken die Deutschen den japanischen Rivalen deutlich hinterher.

Deutsche Hersteller sind noch auf den Diesel angewiesen

Mercedes, BMW, aber eben auch Volkswagen mit seiner Premiumtochter Audi sind schon deshalb auf den verbrauchsarmen Diesel angewiesen, weil sie stark motorisierte Autos bauen, die überdurchschnittlich viel CO2 ausstoßen. Deshalb hatten Mercedes und Volkswagen in einer Art inoffizieller Allianz auch die „Clean Diesel“-Kampagne in den USA gestartet.

Aber die Autoindustrie orientiert sich zunehmend global. Und die Tatsache, dass der Diesel auf den zwei größten Automärkten der Welt, den USA und China, aber auch in großen Märkten wie Südamerika oder den Schwellenländern keine Rolle spielt, wird zunehmend zum Entwicklungshemmnis. Es rechnet sich schlicht immer weniger, eine Diesel-Variante für ein Modell zu entwickeln. „Die deutschen Autobauer und PSA Peugeot Citroën werden noch geraume Zeit am Diesel festhalten. Der Rest der Branche wird den Dieselanteil deutlich zurückfahren“, sagt Bratzel.

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