Kennst du das auch? Du fühlst dich platt und antriebslos, weil du zu wenig geschlafen hast? Wenn es da keine Möglichkeit zum Nickerchen gibt, wird als Ersatz oft einfach zum nächstbesten Snack gegriffen. In der Hoffnung, durch Kalorien etwas mehr Energie zu bekommen. Ein Phänomen, das viele Menschen kennen. Aber ein Verhalten, das auf Dauer zu ordentlicher Gewichtszunahme führen kann.
Wissenschaftler des Londoner King's College haben sich nun mit diesem Phänomen beschäftigt. Sie untersuchten eine Reihe von bereits vorliegenden Studien zum Thema und kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die zu wenig schlafen, im Schnitt 385 Kalorien am Tag mehr zu sich nehmen.
Dabei wurden 11 verschiedene Studien mit insgesamt 172 Teilnehmern ausgewertet. Es wurde untersucht, wie sich Menschen, deren Schlaf bewusst eingeschränkt war, und Menschen, die ausschlafen konnten, in den darauffolgenden 24 Stunden ernährten.
Die Kurzschläfer schliefen zwischen dreieinhalb und fünfeinhalb Stunden, die Langschläfer zwischen sieben und zwölf Stunden. Da die Probanden, die weniger schliefen, nicht nennenswert mehr Kalorien verbrauchten, dafür aber mehr zu sich nahmen, kamen sie im Schnitt auf 385 zusätzliche Kalorien. Die Rechnung kennen wir alle: Wer mehr zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu.
Bei fettleibigen Menschen besteht ein Ungleichgewicht zwischen Verbrauch und Aufnahme. Die Studie legt nahe, dass zu wenig Schlaf bei diesem Ungleichgewicht eine Rolle spielt.
Kurzfristig mag das nicht so sehr ins, haha, Gewicht fallen. Aber auf lange Sicht gesehen, sind knapp 400 zusätzliche Kalorien am Tag natürlich ein Faktor, der einen dicker werden lässt.
Wie genau sich allerdings langfristiger Schlafmangel auf die Nahrungsaufnahme auswirkt, muss noch weiter untersucht werden, so die Autoren. Denn bei den zugrundeliegenden Studien handelt es sich um Tests, die in Schlaflabors durchgeführt wurden und nur eine Zeitspanne von einem Tag bis zu zwei Wochen abdeckten.
Die Ergebnisse machen deutlich, das Schlaf als dritter Faktor, neben Diät und Bewegung, in Bezug auf Gewichtszunahme gewertet werden muss.
Was aber regt den Extra-Appetit nach zu wenig Schlaf an?
Die Wissenschaftler vermuten, dass dabei zwei Faktoren eine Rolle spielen könnten. Auf der einen Seite könnte zu wenig Schlaf Bereiche des Gehirns, die für das interne Belohnungssystem verantwortlich sind, besonders anregen. Sprich: Ist man müde, fühlt sich Essen verstärkt wie eine Belohnung an.
Auf der anderen Seite könnte aber auch die innere Uhr durch den Schlafentzug aus dem Takt gebracht werden. Und zwar so sehr, dass gewisse Hormone nicht mehr richtig reguliert werden. Wir fühlen uns weniger schnell satt und haben mehr Hunger.
Alles in allem ein weiterer Hinweis darauf, wie wichtig Schlaf für unser Wohlbefinden ist. Und ein gutes Argument für ein Mittagsschläfchen, oder nicht?!