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China plant ein Stromnetz für die ganze Welt

Wirtschaftsredakteur
Quelle: Infografik Die Welt
Kaum jemand kennt den Konzern, der zu den zehn größten der Erde zählt. Nun tritt er mit einem so großen wie unglaublichen Projekt ins Rampenlicht. Dank einer neuen Technologie kann es Realität werden.

Die Volksrepublik China will bis zum Jahre 2050 mit internationalen Partnern ein globales Stromnetz aufbauen. Die Pläne dafür legte der Chairman des chinesischen Stromnetzbetreibers State Grid Corporation of China (SGCC), Zhenya Liu, auf einer Konferenz in Berlin vor.

Der Kongress mit dem deutschen Verband der Elektrotechnik (VDE) erörterte die Möglichkeit, die Weltregionen in den kommenden Jahrzehnten mit Ultrahochspannungsleitungen zu verbinden. Über das Netz soll vor allem Strom aus erneuerbaren Energien ausgetauscht werden. Es war nach einer Vorläuferveranstaltung in den USA die zweite internationale Konferenz zu diesem Thema.

Im September hatte bereits Chinas Präsident Xi Jinping vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen für ein weltumspannendes Energienetz geworben. Es gehe um ein internationales Gemeinschaftsprojekt in Gemeinschaftsbesitz, das der Verteilung von erneuerbaren Energien dienen werde und dabei helfe, Wohlstand zu verteilen und den Weltfrieden zu stärken.

Weltnetz in drei Stufen

Wie SGCC-Chef Liu jetzt ausführte, könnte die Global Energy Interconnection Initiative in drei Stufen ausgeführt werden: Zunächst müsse die regionale Vernetzung der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 vorangetrieben werden. Bis 2030 sollte dann eine große Basis erneuerbarer Energiequellen geschaffen sein, um danach die Vernetzung auf den einzelnen Kontinenten anzugehen, sagte Liu. In den Jahren 2030 bis 2050 sollte dann die interkontinentale Vernetzung erfolgen – also die Verbindung der Erdteile.

Quelle: Infografik Die Welt

Liu sprach vom Ausbau großer Windkraftkapazitäten am Nordpol, die mit Solarparks rund um den Äquator verbunden werden sollten. Grundlage für das Netz sei die Ultrahochspannungstechnik (UHV), mit der China bereits seit rund zehn Jahren Erfahrungen sammle. Dabei werden 800.000 Volt über Gleichstromkabel oder bis zu 1,1 Millionen Volt über Wechselstromsysteme geleitet.

In Deutschland werden Trassen mit sogenannter Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) über größere Distanzen jetzt erstmals im Zuge der Energiewende gebaut. Die Kapazität der in Deutschland geplanten HGÜ-Leitungen wie etwa Suedlink bleibt jedoch hinter der Ultrahochspannungstechnik zurück.

Netzbetreiber mit 1,5 Millionen Angestellten

Der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber SGCC gehört zu den größten Konzernen der Welt. Er hat mehr als 1,5 Millionen Angestellte. Die Personalstärke des Unternehmens übertrifft damit sogar die der gesamten US-Streitkräfte. Weltweit haben nur noch der Ölkonzern China Petroleum und der US-Handelsriese Walmart mit 2,1 Millionen Menschen mehr Mitarbeiter unter Vertrag.

Die internationalen Ambitionen des chinesischen Netzbetreibers lassen sich von den gewaltigen Aufgaben innerhalb Chinas nicht bremsen. Der Konzern sprang in den vergangenen zehn Jahren auf der Forbes-Liste der großen Konzerne von Platz 40 auf Platz sieben.

RWE will mit Strom aus der Wüste wieder durchstarten

Das Energie-Potenzial der Sonne ist riesig. Täglich strahlt sie auf die Wüsten unserer Erde. Das möchte der deutsche Konzern RWE nutzen. Mit der Wüstenstrom-Initiative „Desertec“ will er raus aus den Schulden.

Quelle: Die Welt

Konzerchef Liu befindet sich auf einer internationalen Roadshow, um die Idee zu befördern. Das geht einher mit geschäftlicher Expansion. Beim portugiesischen Stromnetzbetreiber Redes Energéticas Nacionais (REN) stieg SGCC bereits mit 25 Prozent ein – ein Investment, das vor allem wegen des hohen Anteils erneuerbarer Energien in Portugal auch strategisch interessant ist.

Auch in Deutschland wollte SGCC bereits aktiv werden: Hier wollten die Chinesen den Betrieb des Stromnetzes in Berlin vom Vattenfall-Konzern übernehmen. Zwar hat SGCC das Kaufangebot wieder zurückgenommen. Allerdings halten es Beobachter für nicht ausgeschlossen, dass der Konzern bei der nächsten Konzessionsvergabe wieder mitbieten wird.

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