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Forscher klären endlich, ob Windkraft krank macht

Wirtschaftsredakteur
Forscher klären endlich, ob Windkraft krank macht

Anwohner von Windparks auf der ganzen Welt machen Infraschall für gesundheitliche Probleme wie etwa Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und vieles mehr verantwortlich. Studien sollen nun Antworten geben.

Quelle: WELT/Christin Brauer

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Ist der Infraschall von Windrädern schuld an heftigen gesundheitlichen Problemen von Anwohnern? Gleich mehrere groß angelegte Studien sollen Antworten geben. Das könnte die Normen der Branche verändern.

Von Windenergie-Anlagen gehen Schallwellen im niedrigen, unhörbaren Frequenzbereich aus. Nicht wenige Anwohner von Windparks auf der ganzen Welt machen Infraschall für gesundheitliche Probleme wie etwa Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und vieles mehr verantwortlich. Auch in Deutschland.

Windkraft-Industrie und Gesundheitsbehörden halten es allerdings nicht für bewiesen, dass die zum Teil heftigen gesundheitlichen Beschwerden wirklich auf die Emissionen der Windräder zurückzuführen sind. Die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse stünden „einer Nutzung der Windkraft nicht entgegen“, heißt es in dem jüngsten Papier der Umweltbundesamtes (UBA) zu diesem Thema.

Allerdings gesteht auch das UBA zu, dass es noch an Langzeitstudien fehlt, „die über chronische Effekte nach langjähriger niederschwelliger Infraschall-Belastung Aufschluss geben könnten“.

Jetzt stehen Forscher unmittelbar davor, viele der offenen Fragen um die medizinischen Wirkungen des Infraschalls zu klären. Nach WELT-Informationen hat das Kopenhagener Krebsforschungszentrum „Kraeftens Bekaempelse“ die mit Spannung erwartete, bereits seit 2013 laufende Gesundheitsuntersuchung von Windpark-Anrainern jüngst abgeschlossen. Die Ergebnisse der Studie durchlaufen gerade den „Peer Review“ genannten Prozess akademischer Kontrolle.

Das bestätigt auch „Energiwatch.dk“, ein unabhängiges dänisches Energiemarkt-Portal. „Ich hoffe, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir über die ersten Ergebnisse berichten können“, zitiert das Portal Mette Sorensen, die die Untersuchung leitet. „In einigen Monaten“ könnten die Studien vorliegen. Die Angabe eines genauen Datums sei aber wegen der „Peer Reviews“ nicht möglich.

Dänemarks Datenschutzgesetze lassen mehr zu

Die Ergebnisse der Studie werden auch von Kommunen und Bürgern in den deutschen Windkraft-Gebieten mit Spannung erwartet. Denn anders als hierzulande erlauben die vergleichsweise weit gefassten dänischen Datenschutzgesetze eine auf jede einzelne Windkraft-Anlage bezogene Auswertung persönlicher medizinischer Daten der Anwohner.

In Dänemark hatten mehrere Gemeinden die Planungen neuer Windparks auf Eis gelegt, um die Ergebnisse der staatlich beauftragten Gesundheitsstudie abzuwarten. Ursprünglich war die Präsentation der Studienergebnisse bereits für 2017 angekündigt worden. WELT hatte bereits vor drei Jahren ausführlich über die Infraschall-Debatte berichtet.

Damals hatte das dänische Institut erklärt, 10.000 bis 15.000 Betroffene im unmittelbaren Umkreis von Windkraft-Anlagen in den Fokus zu nehmen. Durch die vergleichende Datenanalyse sei es möglich, ein um 20 Prozent erhöhtes Krankheitsrisiko mit 80-prozentiger Sicherheit zu bestimmen.

Die Windkraft-Industrie beruft sich demgegenüber auf Forschungsergebnisse, die nahelegen, dass die berichteten Gesundheitsprobleme auch auf einen sogenannten Nocebo-Effekt zurückzuführen sein könnten. Stress und Unmut wegen eines nahen Windkraft-Projektes könnten sich über psychologische Effekte zu körperlich empfundenen Beschwerden entwickeln. Zudem gebe es neben Windkraft-Anlagen zahlreiche weitere natürliche und künstliche Infraschall-Quellen, deren möglichen Einfluss es ebenfalls zu überprüfen gelte.

Prüfnormen bilden anderen Bereich ab

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Solche Effekte werden bereits in weiteren wissenschaftlichen Studien untersucht. Nach WELT-Informationen forscht etwa das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seit rund zwei Jahren über die Abstrahlung und Ausbreitung von tieffrequenten Schallwellen von Windkraft-Anlagen.

Die Ergebnisse der Untersuchung könnten Einfluss auf die zukünftigen Genehmigungsverfahren für Windenergie-Anlagen haben. Denn viele grundlegende Prüfnormen stammen aus Zeiten, als man von Schallquellen in Bodennähe ausgehen musste. Die besonderen Art der Schallausbreitung von Windkraft-Turbinen, die heute oft in Höhen von 130 Metern installiert sind, werden dadurch bislang nur unzulänglich abgebildet.

Deshalb hat die Energiewende einen Konstruktionsfehler

Wenn es in Deutschland stürmt und die Windräder mehr Energie produzieren, als gerade benötigt wird, stürzen die Strompreise ins Negative. 2017 ist es an 24 Tagen zu solchen Negativpreisen gekommen.

Quelle: WELT/Christin Brauer

Im UBA-Auftrag erforschen Wissenschaftler auch die gesundheitlichen Auswirkungen von tieffrequentem Schall allgemein. Zu diesem Zweck wurden in Schleswig-Holstein in einem eigens präparierten Haus rund 50 Probanden tieffrequentem Schall oder sogar Infraschall unter 20 Hertz ausgesetzt. Für die Auswertung ist dem Vernehmen nach das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zuständig.

Bei dieser Untersuchung geht es nicht nur um die möglichen physiologischen Wirkungen von tieffrequentem Schall auf die Gesundheit, sondern auch um psychologische Effekte und Wahrnehmungen. Für diesen Aspekt der Untersuchung ist das Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung (Zeus GmbH) in Hagen zuständig.

Ergebnisse sollen ebenfalls noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Ob die Frage nach einer gesundheitsschädlichen Wirkung von Windrad-Emissionen durch diese Studien abschließend geklärt sein wird, ist nicht sicher, dämpfte ein beteiligter Wissenschaftler die Erwartungen: „Wenn wir eine Frage gelöst haben, stellen sich sofort zwei neue.“

Vor Schottlands Küste schwimmt die erste Windfarm der Welt

Die Hywind-Farm, die 25 Kilometer von der Küste entfernt liegt, hat eine Kapazität von 30 Megawatt, sechs Megawatt je Windrad. Das schwimmende Windrad wird von drei riesigen Ankern gehalten, die sich an Meeresböden quasi ansaugen können.

Quelle: Statoil

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