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  4. Dinosaurier-Sterben: Schockwelle ließ Vulkane jahrtausendelang Feuer spucken

Natur & Umwelt Artensterben

Zwei Gründe, warum die Dinosaurier ausstarben

Eine Darstellung illustriert die Vulkan-Theorie, nach der die Dinosaurier großen Eruptionen zum Opfer fielen Eine Darstellung illustriert die Vulkan-Theorie, nach der die Dinosaurier großen Eruptionen zum Opfer fielen
Eine Darstellung illustriert die Vulkan-Theorie, nach der die Dinosaurier großen Eruptionen zum Opfer fielen
Quelle: De Agostini/Getty Images
Seit Jahrzehnten streiten Forscher darüber, ob es wirklich ein Meteorit war, der am Ende des Kreidezeitalters fast alles Leben auslöschte, oder Vulkanausbrüche. Jetzt gibt es überraschende Antworten.

Vor rund 66 Millionen Jahren, an der Grenze des Kreidezeitalters zum Tertiär, fielen fast alle Tierarten auf der Erde einem Massensterben zum Opfer. Ein gigantischer Krater nahe Mexiko zeugt von der Größe des Meteorits, der mit dem Tod der Dinosaurier in Verbindung gebracht wird. Doch seit Jahrzehnten streiten Forscher darüber, ob es wirklich dieser Meteorit war, der fast alles Leben auslöschte – oder ob gewaltige Vulkanausbrüche unter anderem die Dinosaurier dahinrafften.

Nun vereinen US-Geologen beide Ansätze im Fachblatt „Science”: Demnach löste der Einschlag des Himmelskörpers in den folgenden Jahrtausenden massive Vulkaneruptionen auf dem Gebiet des heutigen Indien aus. Sie verschärften das Artensterben.

„Aufgrund unserer Datierung der Lava können wir ziemlich sicher sein, dass der Vulkanismus und der Einschlag binnen 50.000 Jahren Distanz zum Artensterben erfolgten, sodass die Trennung zwischen den beiden Mechanismen künstlich wirkt”, sagt Paul Renne von der University of California in Berkeley. „Beide Phänomene wirkten sich eindeutig zur selben Zeit aus.”

Eine Chronologie gibt Aufschluss

Dass vor rund 66 Millionen Jahren ein großer Himmelskörper auf die Erde krachte, belegt der Chicxulub-Krater an der Nordwestspitze der Halbinsel Yucatán. Allerdings bemängelten manche Forscher, das Massensterben, dem etwa zwei Drittel der Arten zum Opfer fielen, habe erst Hunderttausende Jahre später stattgefunden.

Sie glauben daher, gewaltige Vulkanausbrüche auf dem Gebiet des heutigen Indien hätten das Massensterben ausgelöst. Ein Relikt der Eruptionen ist der sogenannte Dekkan-Trapp, eine riesige, vulkanisch geprägte Landschaft östlich von Mumbai.

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Das Team um Renne datierte nun mit dem Argon-Argon-Verfahren verschiedene Schichten im Dekkan-Trapp und erstellte daraus eine Chronologie. Demnach verdoppelte sich das Auswurfvolumen der dortigen Vulkane in den 50.000 Jahren nach dem Einschlag des Asteroiden. 70 Prozent der gesamten Trapp-Menge entstamme jener Phase, schreiben sie.

Daraus folgern die Geologen, der Einschlag des Meteoriten vor der Halbinsel Yucatán habe auf der anderen Seite der Erde das unterirdische System aus Gängen und Spalten verändert. Die Magmakammern seien größer geworden, Ausbrüche in der Folge heftiger ausgefallen.

Die Eruptionen dauerten demnach Hunderttausende Jahre. Beide Katastrophen überzogen den Planeten mit Staub und giftigen Gasen und ließen am Übergang der Kreidezeit zum Tertiär, der sogenannten KT-Grenze, die meisten Arten an Land und im Wasser aussterben.

Schockwelle löste womöglich die Ausbrüche aus

Der Vulkanismus verzögerte die Regeneration der Tierwelt für rund 500.000 Jahre. „Die Artenvielfalt und die chemische Signatur des Ozeans brauchten etwa eine halbe Million Jahre, um sich nahe der KT-Grenze zu erholen, und etwa so lange dauerte der verstärkte Vulkanismus”, betont Renne.

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„Es ist praktisch unmöglich, die Folgen für die Atmosphäre dem einen oder dem anderen Ereignis zuzuschreiben”, sagt Renne. „Beides geschah gleichzeitig.”

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Quelle: Die Welt

Stephan Sobolev vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam hält die Argumentation der Forscher grundsätzlich für plausibel. Der Aufprall bei Mexiko könne durchaus einen bereits bestehenden Vulkanismus auf der anderen Seite der Erde verstärkt haben. „Die Schockwelle war enorm, und wir wissen, dass magmatische Systeme relativ sensibel reagieren können.“

Zudem, so der Experte, belege die Studie erstmals eine zeitliche Nähe zwischen dem Einschlag und dem verstärkten Vulkanismus. Diese Vermutung sei zwar in der Vergangenheit schon aufgestellt, aber noch nie durch Messdaten bestätigt worden.

Gerade erst hatte George Poinar, ein Forscher von der Oregon State University, die These aufgestellt, die Dinosaurier könnten noch vor dem Einschlag des Meteoriten von der Pest befallen worden sein. Er hatte einen in Bernstein konservierten Floh gefunden, der den Erreger im Rüssel hatte. Das Tier datierte er auf rund 20 Millionen Jahre zurück – und folgerte, dass es die Pest möglicherweise noch früher gegeben haben könnte. Nämlich vor rund 66 Millionen Jahren, als sich das Zeitalter der Dinosaurier dem Ende neigte.

dpa/tna

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