Christoph (28) investierte 17 000 Euro in Lyoness: „Als ich das System kapiert hatte, war es längst zu spät“

Von: Von JAN FREDERIK LANGSHAUSEN

Geld verdienen, ohne zu arbeiten – das Konzept der Firma Lyoness klingt verlockend. Doch das österreichische Unternehmen steht massiv in der Kritik, in Deutschland läuft ein Ermittlungsverfahren. Laut Insidern handelt es sich um Tausende Deutsche, die ihr Geld investierten und nie wieder bekamen. 

In Seminaren werden den Leuten sogenannte „Business-Pakete“ verkauft: Wer investiert, könne bis zu mehrere Tausend Euro pro Monat verdienen. 

Einer, der in die Pakete investierte, ist Christoph Heitmann (28), Spezialtiefbauer aus Wackerow. Er bezahlte von 2011 bis 2013 insgesamt 17 100 Euro an Lyoness. 

„Ich war damals 22 und die Mitarbeiter machten mir Druck, dass ich schnell investieren müsse“, erklärt Heitmann. „Also bin ich zur Bank gerannt und habe einen Kredit aufgenommen.“

Von da an ging der 22-Jährige regelmäßig zu Schulungen von Lyoness, wo ihm sogar noch mehr Geld versprochen wurde. Heitmann sollte seine Freunde überreden, ebenfalls in Lyoness zu investieren, um auch noch an deren Umsätzen beteiligt zu werden. „Das war wie Gehirnwäsche!“

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► Erst zweieinhalb Jahre später bemerkte Heitmann, dass er sein Geld nicht mehr zurückbekommen wird. „Das System war total kompliziert. Als ich es endlich kapiert hatte, war es längst zu spät.“

Durch den aufgenommenen Kredit bekam Heitmann finanzielle Probleme. „Es war extrem belastend. Manche Monate wusste ich nicht, wie ich über die Runden komme. Ich musste sogar von meiner Mutter Geld leihen.“

Auch viele Freunde, die er angeworben hatte, verlor der Spezialtiefbauer. „Sie gaben mir die Schuld dafür, dass sie ihr Geld verloren hatten. Doch ich wurde bei den Schulungen unter Druck gesetzt. Ich musste ihnen das System schmackhaft machen.“

„Die Leute sprangen vor Freude auf den Tischen“

Von Psycho-Druck berichtet auch Frank Köhler (60), Sachwertspezialist aus Chemnitz. Durch seine Investitionen in Länderpakete verlor er 30 050 Euro.

„Auf den Seminaren wurde immer erzählt, was für ein riesiges Wachstumspotential Lyoness hat, und dass wir alle reich werden könnten“, erklärt er. „Die Leute sind vor Freude auf die Tische gesprungen und haben laut gejubelt.“

Der 60-Jährige besuchte Veranstaltungen mit mehreren Hundert Teilnehmern, die laut ihm an die Treffen einer Sekte erinnerten. „Da waren Motivationstrainer, die einen dazu brachten, immer mehr zu investieren. Sie sagten, dass man stets sein Ziel vor Augen haben solle und seinen Weg gehen müsse.“

Auch seinen Kollegen erzählte Frank Köhler von Lyoness und überredete sie zu investieren. Von dem versprochenen Einkommen in Höhe von mehreren Tausend Euro pro Monat wollte er seinen Hauskredit abbezahlen.

Auch von einer Weltreise mit seiner Lebensgefährtin hatte Köhler geträumt. Doch mittlerweile ist er sich sicher, dass er das Geld nie wiederbekommen wird. „Ich bin sauer und frustriert, weil ich die Lügengeschichten geglaubt habe.“ 

Einen kleinen Trost für Heitmann und Köhler gibt es dennoch: In Österreich und der Schweiz wurde Lyoness bereits als Schneeballsystem verurteilt. Ein solches System liegt vor, wenn Teilnehmer nur dann etwas verdienen können, wenn neue Leute Geld einbezahlen.

Auch in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer von Lyoness Deutschland eingeleitet. Ihm wird Betrug und das Betreiben eines strafbaren Schneeballsystems vorgeworfen.

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