Tragischer Irrtum Appartement verwechselt: Polizistin erschießt ihren unschuldigen Nachbarn

Amber G. zu Beginn des Prozesses.
© Tom Fox / Picture Alliance
Botham Jean wohnte in Apartment 1478, die Polizistin Amber G. in Nummer 1378, direkt unter ihm. Eines Abends stand sie plötzlich in seiner Wohnung und schoss auf ihn. Sie wähnte sich in ihrem eigenen Appartement und hielt ihn für einen Einbrecher.

Botham Jean saß gerade an seinem Apartment, sah TV und aß eine Schale Vanille-Eis, als sich die Tür öffnete. Seine Nachbarin Amber G. trat herein, sah den Mann und kurz darauf war er tot.

Eigentlich ohne jeden Grund – denn Amber G. hatte die Wohnung verwechselt und hielt den jungen Mann für einen Einbrecher. In der Gerichtsverhandlung sagte sie nun, dass sie nur eine Silhouette gesehen hätte. Doch die Person hätte auf ihre Zurufe - "Lass mich deine Hände sehen" - nicht reagiert. Dann drückte die Polizistin zwei Mal ab.

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Amber G. wohnte seit erst zwei Monaten in dem Appartment-Block. Nach einer langen Schicht kam sie übermüdet nach Haus. Doch durch einen Irrtum parkte sie nicht im dritten Stock, wo sich ihre Wohnung befand, sondern im vierten. Die Wohneinheiten unterscheiden sich kaum, nur an der Fußmatte hätte sie wohl erkennen können, dass es nicht ihr Appartement war.

Zudem war sie abgelenkt, denn sie telefonierte mit ihrem Freund. Als sie, schwer beladen mit ihrer Dienstausrüstung, den Schlüssel einführen wollte, sah sie, dass die Tür bereits offen war und sie hörte, wie sich jemand in der Wohnung bewegte. Gemäß ihrer Aussage dachte Amber G. sofort an einen Einbrecher und ging mit gezogener Waffe hinein.

Zusammenbruch bei der Aussage 

Dort war der Bewohner Jean offenbar genauso überrascht, wieso jemand in seine Wohnung trat. Mit dem Ausruf "Hey, hey, hey" soll er auf die Tür zugegangen sein. Und dann schoss Amber G. – ohne noch einmal zu fragen. "Ich hatte Angst, dass er mich umbringen würde."

Vor Gericht sagte sie, dass sie erst später erkannte, dass sie tatsächlich in den falschen Stock gegangen war. "Ich habe einen unschuldigen Mann erschossen", gestand G. in ihrer Aussage.

Die ehemalige Polizistin war so mitgenommen, dass sie teilweise vor Schluchzen nicht weitersprechen konnte. "Ich wünschte mir, er wäre derjenige mit der Waffe, der mich getötet hätte. Ich wollte nie einem Unschuldigen das Leben nehmen, es tut mir so leid."

Wie bewertet die Jury den Irrtum?

Nach dem Schuss stand die Frau offenbar unter Schock. Zwanzigmal stammelte sie "Ich dachte, es wäre meine Wohnung" in das Telefon, als sie mit dem Notruf sprach. Auf dem Band ist auch zu hören, wie sie sagte: "Oh mein Gott. Es tut mir leid." Und wie sie mit dem Getroffenen redete und ihn beschwor durchzuhalten.

In den USA hat der Fall nicht nur wegen der tragischen Verwechslung für große Aufmerksamkeit gesorgt. Botham Jean war schwarz und so reihte sich der Fall trotz seiner besonderen Umstände in eine ganze Reihe von Gewalttaten weißer Polizisten gegen schwarze Bürger ein.

Der Fall hängt nun davon ab, ob die Jury glaubt, dass der tragische Irrtum nachvollziehbar sei. Dann müsste Amber G. freigesprochen werden, die Jury kann sie aber auch wegen Mordes oder wegen Totschlags schuldig sprechen.

Quelle: New York Times

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